Als erstes lernen wir in Wolfgang Schweigers neuem Krimi „Tödlicher Grenzverkehr“, dass in Traunstein die Tageszeitungen sehr früh, nämlich um 23.00 Uhr, ausgetragen werden.
Um diese Zeit wird der Enthüllungsjournalist Dieter Leschnik überfahren und die einzige Zeugin ist die Zeitungsausträgerin bei ihrer Tour.
Die beiden bereits aus „Der höchste Preis“ und „Kein Ort für eine Leiche“ bekannten Kommissare Gruber und Bischoff beginnen noch in der Nacht zu ermitteln. Dabei haben sie schnell einige Tatverdächtige, aber keine heiße Spur. Denn die Verdächtigen – die Freundin, die als Erbin eingesetzt ist; der österreichische Zuhälter, der Leschniks Nichte ermordet haben soll; der Guru, der von Leschnik vor vier Jahrzehnten als Pädophiler beschuldigt und in den Ruin getrieben wurde; die Jugoslawen, die wegen einer Reportage Leschnik hassen – haben alle gute Motive, gute Alibis und gute Gründe, den Journalisten nicht umzubringen. Entsprechend ergebnislos verlaufen die Ermittlungen und, wie wir es aus dem sonntäglichen „Tatort“ kennen, werden einige Spuren nicht oder erst kurz vor dem Ende der Geschichte verfolgt. In „Tödlicher Grenzverkehr“ gehören dazu die Identität des Trampers, den Kommissar Gruber in der Mordnacht, während die Fahndung nach dem Mörder läuft, mitnimmt, und die Frage, woher der nächtliche Telefonanruf, der Leschnik um 23.00 Uhr aus dem Haus trieb, kam.
Im Gegensatz zu Schweigers früheren Kriminalromanen ist der Chiemgau-Krimi „Tödlicher Grenzverkehr“ eher ein traditionelle Rätselkrimis mit einem deutlichen Schlag zum Regiokrimi. Die vor dem geistigen Auge entstehenden Bilder stammen nicht mehr aus dem amerikanischen oder französischem Gangsterfilm, sondern aus dem deutschen TV-Krimi.
Deshalb ist „Tödlicher Grenzverkehr“ wahrlich kein Buch, das man gelesen haben muss, aber es ist schnell gelesen, es gibt einige gute Szenen und ein unschön hastiges Ende. Denn nachdem die Kommissare lange keinen Schritt vorankommen, wird der Fall durch eine zufällige Beobachtung von Gruber holterdipolder aufgeklärt.
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Wolfgang Schweiger: Tödlicher Grenzverkehr
Pendragon 2010
232 Seiten
9,95 Euro
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Hinweise
Homepage von Wolfgang Schweiger
Lexikon der deutschen Krimi-Autoren über Wolfgang Schweiger
Rosenheimer Nachrichten: Interview mit Wolfgang Schweiger (26. November 2006)
Meine Besprechung von Wolfgang Schweigers „Der höchste Preis“