Vor „Bobby Z“ hatte Don Winslow fünf, teilweise übersetzte Kriminalromane mit dem Privatdetektiv Neal Carey und das etwas als Fremdkörper in seinem Werk stehende „Isle of Joy“ (über einen Privatdetektiv, der in den fünfziger Jahren in New York in ein Komplott gerät) veröffentlicht.
In „Bobby Z“ ließ Don Winslow erstmals einen Roman in Südkalifornien in der dortigen Surferszene spielen. Denn der Loser Tim Kearney soll, nachdem er den Hell’s Angel Stinkdog im Knast ermordete, bei einem Gefangenenaustausch den verschwundenen Drogenhändler und Surferlegende Bobby Z (die Kurzform für Robert James Zacharias) spielen. Danach, so sichert ihm DEA-Agent Tad Grusza zu, erhält er eine neue Identität. Kearney willigt ein – und gerät schneller als ihm lieb ist zwischen die Fronten von mexikanischen Drogenkartellen, rachedurstigen Hell’s Angels, verschiedenen Polizeibehörden und alten Bekannten von Bobby Z. Kurz gesagt: seine Überlebensaussichten tendieren gegen Null; was auch daran liegt, dass DEA-Agent Grusza von Anfang an davon ausging, dass Kearney während des Austausches erschossen wird.
Oh, und dann ist da auch noch der echte Bobby Z, der eigentlich tot sein sollte, aber quicklebendig ist, und Kearney muss Papa für einen sechsjährigen Jungen spielen, der ihn für seinen Vater, den Surfer Bobby Z, hält.
Don Winslow erzählt diese ziemlich abgedrehte Geschichte, die Michael Connelly zu recht an Elmore Leonard erinnerte, in seinem, auch aus seinen späteren Werken bekanntem, lakonischem Hardboiled-Tonfall. Gleichzeitig brennt Winslow ein furioses Feuerwerk an absurden Situation und rasanten Action-Szenen (gerne auch zusammen) ab, das die Erlebnisse von Tim Kearney zu einem höchst kurzweiligem Vergnügen werden lässt.
Winslows nächster Roman war der mit dem Shamus ausgezeichnete, bislang nicht übersetzte Privatdetektivkrimi „California Fire & Live“, dann kam das Epos „Tage der Toten“ (The Power of the Dog) und spätestens seitdem ist Don Winslow der Chronist des Verbrechens an der kalifornisch-mexikanischen Grenze und der Surfer.
Seit dem 1997 erschienenem „Bobby Z“ hat Don Winslow in seinen Romanen diese Gegend südlich von Hollywood nicht mehr verlassen und mit jedem Roman stieg die Zahl seiner Fans.
Erst jetzt, mit dem Thriller „Satori“, einem Prequel zu Trevanians „Shibumi“, über die Lehr-und Wanderjahre des Killers Nikolai Hel, der 1952 in Peking einen Mann ermorden soll, verlässt er wieder seinen Hinterhof und man muss kein Hellseher sein, um zu wissen, dass Winslow mit dem angenehm altmodischem Politthriller (so mein Eindruck nach dem ersten Drittel) noch bekannter wird.
Die unterschätzte Verfilmung von „Bobby Z“ ist unterhaltsames, humoristisch gefärbtes Old-School-Action-Kino. „Kill Bobby Z – Ein Deal um Leben und Tod“ macht, wie das Buch, einfach Spaß und Keith Carradine Bruce Dern, spärlich bekleidet am Strand stehend, als durchgeknallter Erzähler der Geschichte des legendären Surfers Bobby Z ist einen Blick wert.
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Don Winslow: Bobby Z
(übersetzt von Judith Schwaab)
Suhrkamp, 2011
288 Seiten
8,95 Euro
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Originalausgabe
The Death and Life of Bobby Z
Alfred A. Knopf, New York 1997
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Frühere deutsche Taschenbuchausgabe
Don Winslow: Die Auferstehung des Bobby Z.
Goldmann, 2001
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Deutsche Erstausgabe im festen Einband
Karl Blessing Verlag, 1997
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Verfilmung
Kill Bobby Z – Ein Deal um Leben und Tod (The Death and Life of Bobby Z, USA 2007, R.: John Herzfeld)
Drehbuch: Bob Krakower, Allen Lawrence
Mit Paul Walker, Laurence Fishburne, Olivia Wilde, Jason Flemyng, Keith Carradine, Joaquim de Almeida, J.R. Villarreal, Jason Lewis, Jacob Vargas, Michael Bowen
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Hinweise
Deutsche Homepage von Don Winslow
Meine Besprechung von Don Winslows „Pacific Private“ (The Dawn Patrol, 2008)
Hi,
vielleicht bin ich ja jetzt etwas pingleig, aber der durchgeknallte Erzähler war Bruce dern. Keith Carradine war der Cowboyvorarbeiter Johnson.
Ansonsten volle Zustimmung zu Buch und Film.
Gruß
Harry
Hallo Harry,
na, du hast ja recht. Ich hätte mir den Film vorher nochmal ansehen müssen und mich nicht nur auf mein Gedächtnis verlassen sollen.
Daher: Tausend Dank für den Hinweis!
Grüße
Axel
Mal abgesehen davon, dass ich vielleicht mal meinen Text besser Korrektur gelesen hätte, hast Du jetzt einen neuen Stammleser. Hab mich mal umgeschaut und bin begeistert.
Gruß
Harry
Danke!
[…] Meine Besprechung von Don Winslows „Bobby Z“ (The Death and Life of Bobby Z, 1997) […]
Von Trevanian habe ich bis dato nur das Buch zu Eastwoods „Im Auftrag des Drachen“ gelesen (nach Sichtung des Films gekauft und soweit ich mich erinnern kann auch etwas enttäuscht gewesen), aber Satori hab ich mir jetzt zugelegt und werde dann zur Vervollständigung auch Shibumi lesen.
Gruß
Harry
[…] Meine Besprechung von Don Winslows „Bobby Z“ (The Death and Life of Bobby Z, 1997) […]
[…] Meine Besprechung von Don Winslows „Bobby Z“ (The Death and Life of Bobby Z, 1997) […]