Die 37-jährige Jugendbuchautorin Mavis Gary (Charlize Theron, großartig) hat es geschafft. Ihr gelang die Flucht aus einem kleinen Minnesota-Kaff in die große Stadt. Dass sie in Minneapolis (380.000 Einwohner) die meiste Zeit allein in ihrem Zimmer verbringt und mit einer milden Schreibblockade auf den Computerbildschirm starrt, ist doch egal.
Als sie erfährt, dass ihre Highschoolliebe jetzt stolzer Vater ist, beschließt sie, in ihren Geburtsort zurückzukehren und ihn aus der Kleinstadthölle zu befreien. Dass die Schönheitskönigin mit der spitzen Zunge bei ihren Klassenkameradinnen nicht gerade die Beliebteste war und dass Buddy Slade (Patrick Wilson, sympathisch wie immer) glücklich verheiratet ist und überhaupt nicht daran denkt, die Kleinstadt zu verlassen, stört sie nicht. Sie ist überzeugt, dass mit dem verstärkten Einsatz ihrer weiblichen Reize (aufgehübscht durch die passende Kleidung, Make-Up und Perücke) alles möglich ist.
Während Mavis sich in die aussichtslose Schlacht um ihren Ex wirft, beobachten wir zunehmend distanziert, eine Frau, die nicht erwachsen werden will (was okay ist) und die keinen Blick für die Wirklichkeit hat. Für sie muss sich die Wirklichkeit nach ihrem Willen richten.
Ach, was hätte nicht alles aus dieser Idee werden können. Immerhin arbeiten bei „Young Adult“ Jason Reitman und Diablo Cody wieder zusammen.
Genau, die Diablo Cody die für ihr erstes Drehbuch „Juno“ gleich den Oscar erhielt.
Und der Jason Reitman, der die intelligenten Komödien „Thank you for Smoking“, „Juno“ und „Up in the Air“ inszenierte und der für seine Filme bislang, nach der IMDB, über fünfzig Preise erhielt.
Da sind die Erwartungen natürlich etwas höher und die Enttäuschung über diesen Film, der weder Fisch noch Fleisch ist, ist vielleicht etwas heftiger. Denn für eine Komödie (und so wird der Film beworben) ist „Young Adult“ nicht witzig genug. Ich musste nicht einmal lachen. Und für ein Drama zu unernst und, auch aufgrund der nicht vorhandenen Fallhöhe (Was passiert, wenn sie ihr Ziel nicht erreicht?) nicht dramatisch genug.
Das liegt auch daran, dass Mavis als Autorin vielleicht erfolgreich ist, aber sie ist auch ziemlich dumm in ihrer Verkennung der Wirklichkeit und ihrer absoluten Ich-Bezogenheit, mit der sie sich für das Zentrum der Galaxie hält. Entsprechend überschaubar ist die Empathie mit ihr und unsere Identifikation mit ihrem Ziel. Denn anstatt zu hoffen, dass sie eine glückliche Ehe zerstört, hoffen wir, dass sie ihr Ziel nicht erreicht. Sie soll endlich erwachsen werden; was auch immer damit gemeint ist.
Eben jener Prozess eines verspäteten Erwachsen-Werdens wird in der mutlosen Anti-Romantic-Comedy „Young Adult“, die niemand weh tun will, erschreckend zäh in einer absolut vorhersehbaren Geschichte erzählt.
Young Adult (Young Adult, USA 2011)
Regie: Jason Reitman
Drehbuch: Diablo Cody
mit Charlize Theron, Patton Oswalt, Patrick Wilson, Elizabeth Reaser, Collette Wolfe, Jill Eikenberry, Richard Bekins, Mary Beth Hurt, Kate Nowlin
Länge: 94 Minuten
FSK: keine Alterbeschränkung
–
Hinweise
Amerikanische Homepage zum Film
Rotten Tomatoes über „Young Adult“
Wikipedia über „Young Adult“ (deutsch, englisch)
Diablo Cody in der Kriminalakte
–
Zum Schluss ein Wort von den Machern