Chris Farraday (Mark Wahlberg) ist glücklich verheiratet mit Kate (Kate Beckinsale, nicht in Lack und Leder), hat zwei Söhne und ein kleines Sicherheitsunternehmen in New Orleans. Er ist ein richtiger Biedermann, der mit seiner Vergangenheit abgeschlossen hat. Denn früher war er ein Schmuggler. Nicht irgendeiner, sondern der beste Schmuggler. Auch sein Vater, der im Knast sitzt, war einer.
Als sein Schwager Andy (Caleb Landry Jones) sich entgegen seiner gutgemeinten Ratschläge auf einen Drogenschmuggel einlässt und ihn prompt vermasselt, fordert der Gangsterboss Tim Briggs (Giovanni Ribisi, kaum erkennbar), dass Andy die ins Wasser geworfenen Drogen komplett bezahlt.
Chris weiß, dass Andy das niemals gelingen wird. Also entschließt er sich, zusammen mit seinem Freund Sebastian Abney (Ben Foster) und einigen alten Schmuggel-Kumpanen, die Schulden zu bezahlen, indem er mehrere Millionen Dollar Falschgeld von Panama nach New Orleans schmuggeln.
Selbstverständlich gibt es einige Probleme bei dem Schmuggel und „101 Reykjavik“-Regisseur Baltasar Kormákur erzählt diese Geschichte in seinem US-Debüt (wobei „A little Trip to Heaven“ sein Quasi-US-Debüt war) straff, mit einigen hübschen Wendungen und ziemlich realistisch. Jedenfalls soviel Realismus, wie ein Hollywood-Action-Thriller verträgt. Denn in Panama schießt die Polizei zwar eine gefühlte Million Kugeln in die Richtung der Schmuggler, die dann, wie in „Reykjavik – Rotterdam: Tödliche Fracht“, doch ohne einen Kratzer den Ort des Gefechts verlassen können. Der Bösewicht Tim Briggs ist in den ersten Minuten zu sehr ein übertriebener Comic-Bösewicht. Aber wenn wir später erfahren, warum er so sehr darauf besteht, dass Chris die gesamte Summe bezahlt, verstehen wir das; – wie in Reykjavik – Rotterdam“.
Und Chris Farraday ist einfach viel zu smart für die anderen Gangster. Im Original war er dagegen eher ein Pechvogel, der auf Bewährung draußen war und als Nachtwächter mühsam über die Runden kam.
Denn „Contraband“ ist das Remake von dem fast unbekannten Thriller „Reykjavik – Rotterdam: Tödliche Fracht“ (Island/Deutschland 2008), das dem Original im Plot und seinen Wendungen, mit einem höheren Budget, genau folgt. Insofern ist „Contraband“ die Orchesteraufnahme, während „Reykjavik – Rotterdam“ das Streicherquartett war.
Das Remake hat insgesamt mehr Wucht und lässt sich mehr Zeit für die Charaktere. Gut, der Film ist auch etwas länger. Die Suspense-Szenen sind spannender und das Ende wird während des Films besser und sehr ökonomisch vorbereitet. Denn in den letzten Minuten zeigt sich, wie Chris den Schmuggel plante und es gelingt ihm, auch durch einige kunstvolle Ablenkungsmanöver, die Bösewichter ohne Gewalt ihrer gerechten Strafe zuführen und mit der Beute zu entkommen. Kormákur, der beim Original als Produzent und Hauptdarsteller dabei war, und Drehbuchautor Aaron Guzikowski haben hier wirklich am Skript gefeilt.
Mit „Contraband“ hat Kormákur seine Chance genutzt und einen feinen, bodenständigen, vor Ort gedrehten, ökonomisch erzählten Gangsterthriller abgeliefert. Halt genau die Art Film, die mir gefällt.
Contraband (Contraband, USA 2012)
Regie: Baltasar Kormákur
Drehbuch: Aaron Guzikowski (nach dem Drehbuch zu „Reykjavik – Rotterdam“ von Arnaldur Indridason und Óskar Jónasson)
mit Mark Wahlberg, Kate Beckinsale, Ben Foster, Giovanni Ribisi, Lukas Haas, Caleb Landry Jones, Diego Luna, J.K. Simmons, Robert Wahlberg, William Lucking („Sons of Anarchy“; wer die Serie kennt)
Länge: 109 Minuten
FSK: ab 16 Jahre
–
Hinweise
Amerikanische Homepage zum Film
Rotten Tomatoes über „Contraband“
Wikipedia über „Contraband“ (deutsch, englisch)
Collider: Interview mit Baltasa Kormákur über „Contraband“
Schwedenkrimi über Arnaldur Indridason
[…] das gelungene US-Remake „Contraband“ übernahm Hauptdarsteller Baltasar Kormákur die Regie und Mark Wahlberg die […]