Buddy Giovinazzo rät „Piss in den Wind“

März 9, 2012

Piss in den Wind“ ist nicht gerade der Roman, den man von Buddy Giovinazzo erwartet. In seinen bisherigen Romanen waren Gangster, Dealer und Junkies die Protagonisten. Es war die „Poesie der Hölle“ in „Cracktown“, der „Broken Street“ und auch am „Potsdamer Platz“ (so die Titel seiner bisherigen Romane). Daneben drehte er auch etliche Filme. Seine amerikanischen bewegten sich im Unterschicht- und Kriminellenmilieu seiner Romane; seine deutschen sind vorzügliche TV-Beiträge für den „Tatort“, „Polizeiruf 110“ und „Wilsberg“.

Piss in den Wind“, sein neuester Roman, der wieder einmal zuerst auf Deutsch erschien, ist dagegen ein waschechter Noir. Universitätsdozent James Gianelli ist, abgesehen von seiner Eifersucht und seiner Zuneigung zu seinen Studentinnen, ein ganz normaler Mann, bis ihn seine derzeitige Freundin verlassen will und er einen Blackout hat. Danach wacht er neben ihrer Leiche auf und weil nur ein Mann als Täter in Frage kommt, lässt er ihre Leiche und ihr Auto verschwinden. Ihren Freunden erzählt er, dass er keine Ahnung hat, wo sie ist. Er scheint mit seiner Lüge durchzukommen.

Auf einem seiner Streifzüge mit dem Fotoapparat sieht er, wie vier Männer die Leiche einer ermordeten Prostituierten aus dem Meer bergen. Er fotografiert sie. Kurz darauf taucht ihr Geist bei ihm auf. Gianelli weiß zwar, dass Dominique nur ein Geist ist, aber sie ist auch die Frau seiner Träume. Denn im Gegensatz zu seinen vorherigen Freundinnen widerspricht sie ihm nicht, er kann sie ganz nach seinen Wünschen formen und sie wird ihn auch niemals für einen anderen Mann verlassen. Aber auch ein Geist ist nicht vollkommen willenlos.

Piss in den Wind“ ist ein Noir, der wohlige Erinnerungen an die klassischen Noirs, die Werke von James M. Cain, Cornell Woolrich, David Goodis und auch Jim Thompson weckt. Vor ihnen muss Buddy Giovinazzo sich wahrlich nicht verstecken. Auch wenn sein Ende nicht gar so düster ausfällt.

Buddy Giovinazzo: Piss in den Wind

(übersetzt von Ango Laina und Angelika Müller)

pulp master, 2011

256 Seiten

13,80 Euro

Originalausgabe“

Caution to the winds

2009 (noch ohne amerikanischen Verlag)

Hinweise

Wikipedia über Buddy Giovinazzo (deutsch, englisch)

Krimi-Couch über Buddy Giovinazzo

One Road.Endless Possibilities: Interview mit Buddy Giovinazzo (21. Februar 2011, deutsch)

Meine Besprechung von Buddy Giovinazzos “Cracktown” (Life is hot in Cracktown, 1993)

Buddy Giovinazzo in der Kriminalakte


Kurzmeldungen: Quentin Tarantino, Mehmet Murat Somer, Buddy Giovinazzo, Shutter Island

August 29, 2009

Quentin Tarantino unterhält sich mit Charlie Rose eine Stunde über seinen neuen Film „Inglourious Basterds“.

Mehmet Murat Somer (aktuell „Der Kuss-Mord – Ein Hop-Cika-Yaya-Thriller“) beantwortet bei Crime Always Pay einige Fragen.

Buddy Giovinazzos neuer Film „Life is hot in cracktown“ (eine Verfilmung seines Romandebüts „Cracktown“)  ist in den USA auf DVD erschienen. Schnittberichte vergleicht die Kinofassung mit den Director’s Cut – und sagt, dass über eine deutsche Veröffentlichung noch nichts bekannt ist.

Variety erklärt, warum die Dennis-Lehane-Verfilmung „Shutter Island“ von Martin Scorsese mit Leonardo Di Caprio in der Hauptrolle erst 2010 in die Kinos kommt:

It’s Hollywood bookkeeping gone nuts: A studio can increase its profits by not releasing a film.


TV-Tipp für den 25. Mai: Polizeiruf 110: Mit anderen Augen

Mai 24, 2023

RBB, 23.00

Polizeiruf 110: Mit anderen Augen (Deutschland 2006)

Regie: Buddy Giovinazzo

Drehbuch: Christian Limmer

Ein Serienkiller geht in München um. Ein Profiler aus den Vereinigten Staaten soll den Kommissaren Tauber und Obermaier helfen.

„Mit anderen Augen“ ist eine ziemlich durchgeknallte Thriller-Groteske. Köstlich!

Mit Edgar Selge, Michaela May, Udo Kier, Tayfun Bademsoy

Hinweise

Das Erste über den „Polizeiruf 110“

Wikipedia über Buddy Giovinazzo (deutsch, englisch),  den „Polizeiruf 110“,  die Kommissare Tauber und Obermaier und diesen Polizeiruf

Krimi-Couch über Buddy Giovinazzo und Christian Limmer

Meine Besprechung von Buddy Giovinazzos “Cracktown” (Life is hot in Cracktown, 1993)

Meine Besprechung von Buddy Giovinazzos “Piss in den Wind” (Caution to the winds, 2009)

Buddy Giovinazzo in der Kriminalakte

Meine Besprechung von „Polizeiruf 110: Die Folgen des BR 2000 – 2003 (Box 2)“ (mit weiteren Fällen des Teams Tauber/Obermaier)


Eine „Schwere Körperverletzung“ von Ted Lewis

Januar 4, 2021

Das war ein gelungenes Weihnachtsgeschenk von Frank Nowatzki. Kurz vor Weihnachten überreichte mir mein Postbote ein Paket von Pulp Master mit zwei schon lange angekündigten Büchern: nämlich die Übersetzung von Tom Franklins „Wilderer“ (sein Debüt; eine Sammlung von Kurzgeschichten) und die Neuausgabe von Ted Lewis‘ „Schwere Körperverletzung“; in einer neuen Übersetzung. Der Krimi erschien 1990 in Nowatzkis vorherigem Verlag „Black Lizard“ und ist, wie alle „Black Lizard“-Bücher, schon seit Ewigkeiten nicht mehr regulär erhältlich.

Ted Lewis ist einer der großen britischen Noir-Autoren. Sein bekanntester Roman ist „Jack Carters Heimkehr“ (bzw. „Jack rechnet ab“) (Jack’s return home, später Get Carter) von 1970. Der Noir wurde dreimal verfilmt: einmal 1971 von Mike Hodges mit Michael Caine als Jack Carter. Der Gangsterkrimi ist ein Klassiker. Einmal 2000 von Stephen Kay mit Sylvester Stallone als Jack Carter. Der Film ist überflüssiger Mist. Und einmal 1972 von George Armitage („Miami Blues“, „Grosse Pointe Blank“) mit Bernie Casey als Jack Carter, der hier Tyrone Tackett heißt. Die Rachegeschichte wurde ins afroamerikanische Milieu verlegt. Der Film wurde bei uns nur auf Video in einer gekürzten Fassung veröffentlicht.

Nach „Jack Carters Heimkehr“ schrieb Lewis zwei weitere Romane mit Jack Carter, „Jack Carters Gesetz“ (Jack Carters Law, 1974) und „Jack Carters Wut“ (Jack Carter and the Mafia Pidgeon, 1977), die ebenfalls nicht mehr auf Deutsch erhältlich sind und wieder veröffentlicht werden könnten. Denn es sind verdammt spannende, düstere Gangsterromane.

Schwere Körperverletzung“ war dann der letzte Roman von Ted Lewis, der nicht ganz so gut wie seine Jack-Carter-Trilogie ist. Lewis starb 1982 mit zweiundvierzig Jahren.

In dem 1980 erschienenem Noir erzählt Ted Lewis die Geschichte von George Fowler. Der Gangster hat sich nach Mablethorpe zurückgezogen. In dem langweiligen Küstenkaff will er in Ruhe abwarten, bis sich der Staub über den letzten Gangsterkrieg gelegt hat. Während er, immer einen Drink in der Hand, die Seeluft geniest, erinnert er sich an sein Leben als skrupelloser Gangster in London. Aus diesen Erinnerungen entsteht ein Bild des Verbrechens in London in den siebziger Jahren, als Pornographie in Großbritannien illegal und damit ein großes Geschäft war. Schnörkel- und illusionslos erzählt Ted Lewis das.

Gleichzeitig wird Fowler, während er sich an die erkleckliche Zahl seiner Feinde erinnert, zunehmend paranoid. Denn er glaubt, dass sie nach Mablethorpe kommen werden, um ihn zu töten. Als Gangster der alten Schule bereitet er sich auf dieses Gefecht vor.

Für Noir-Fans und Fans von Gangsterkrimis ist „Schwere Körperverletzung“ eine klare Leseempfehlung.

Und nun zum Verlag:

Vor einigen Tagen veröffentlichte Bob Sala ein sehr informatives Verlagsporträt:

Auf der „demnächst erscheinen“-Liste stehen bei Pulp Master aktuell Les Edgerton „Primat des Überlebens“ und „Das grenzgeniale Pseudo-Kidnapping“ (toller Titel), Gerald Kersh „Hirn und zehn Finger“, Dave Zeltserman „Alles endet hier“, Derek Raymond „Er starb mit offenen Augen“ (eine Neuausgabe), Paul Cain „Ansturm auf L. A.“ (dito), Garry Disher „Moder“ (ein neuer Wyatt-Roman), Mark SaFranko „Amerigone“, Buddy Giovinazzo „Keiner lebt hier“ (endlich ein neuer Roman) und Jim Nisbet „Powerball“. Für Noir-Fans ist das eine schöne Mischung alter und neuer Autoren und Bücher.

Ted Lewis: Schwere Körperverletzung

(neu übersetzt von Angelika Müller)

Pulp Master, 2020

352 Seiten

14,80 Euro

Originalausgabe

GBH

Sphere, 1980

Hinweis

Wikipedia über Ted Lewis 


TV-Tipp für den 1. August: Tatort: Dreimal schwarzer Kater

Juli 31, 2017

WDR, 22.10

TATORT: Dreimal schwarzer Kater (Deutschland 2003, Regie: Buddy Giovinazzo)

Drehbuch: Stephan Cantz, Jan Hinter

In einem Heim stirbt die gelähmte Lisa. Kommisar Thiel und Pathologe Boerne beginnen zu ermitteln.

Nach zwei äußert unterhaltsamen Fällen inszenierte Buddy Giovinazzo den dritten Fall: New York in Münster? Das nicht, aber gewohnt respektlos und witzig.

Danach, um 23.35 Uhr, zeigt der WDR den alten Schimanski-Tatort „Der Tausch“ (Deutschland 1986).

Mit Axel Prahl, Jan Josef Liefers, Friederike Kempter, Christine Urspruch, Mechthild Großmann, Oliver Bokern, Claus D. Clausnitzer

Hinweise

Wikipedia über Buddy Giovinazzo (deutsch, englisch)

Krimi-Couch über Buddy Giovinazzo

One Road.Endless Possibilities: Interview mit Buddy Giovinazzo (21. Februar 2011, deutsch)

Meine Besprechung von Buddy Giovinazzos “Cracktown” (Life is hot in Cracktown, 1993)

Meine Besprechung von Buddy Giovinazzos “Piss in den Wind” (Caution to the Winds, 2009)

Buddy Giovinazzo in der Kriminalakte


TV-Tipp für den 12. November: Tatort: Platt gemacht

November 12, 2015

WDR, 20.15

Tatort: Platt gemacht (Deutschland 2009, Regie: Buddy Giovinazzo)

Drehbuch: Stefan Cantz, Jan Hinter

In Köln wird ein Obdachloser mit Frostschutzmittel vergiftet. Die Kommissare Ballauf und Schenk ermitteln im Milieu.

Sehr unterhaltsamer Kölner-Tatort, der erfrischend undidaktisch (Wir reden vom Kölner Tatort) daherkommt und Udo Kier als Penner ist auch die halbe Miete.

mit Klaus J. Behrendt, Dietmar Bär, Joe Bausch, Udo Kier, Christian M. Goebel, Michael Schenk, Catherine Flemming, Peter Millowitsch

Wiederholung: Samstag, 14. November, 00.40 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Wikipedia über Buddy Giovinazzo (deutsch, englisch)

Krimi-Couch über Buddy Giovinazzo

One Road.Endless Possibilities: Interview mit Buddy Giovinazzo (21. Februar 2011, deutsch)

Meine Besprechung von Buddy Giovinazzos “Cracktown” (Life is hot in Cracktown, 1993)

Meine Besprechung von Buddy Giovinazzos “Piss in den Wind” (Caution to the Winds, 2009)

Buddy Giovinazzo in der Kriminalakte

Tatort-Fundus über das Team Ballauf/Schenk


DVD-Kritik: „Polizeiruf 110“ – die zweite Kommissar-Tauber-Lieferung

Juli 29, 2015

Dass der „Polizeiruf 110“ der bessere „Tatort“ ist, wird niemand behaupten. Eher schon das Gegenteil und er war nach der Einheit ein Minigeschenk an die DDR. Denn dort gab es, als Alternativprogramm zum westdeutschen „Tatort“, den „Polizeiruf 110“, der Verbrechen sozialistisch aufklärte. Diese Piefigkeit bewahrte er sich. Einerseits. Andererseits wurde auch teilweise wild experimentiert und die aus München kommenden „Polizeirufe“ waren und sind immer einen Blick wert.
Einen Blick in die Vergangenheit gestattet die „Polizeiruf 110“-Box „Die Folgen des BR 2000 – 2003“, in denen Kommissar Jürgen Tauber ermittelte. Edgar Selge spielte den einarmigen Ermittler von 1998 bis 2009 in zwanzig Folgen. In der Box sind sechs Fälle enthalten und, auch wenn einige legendäre Folgen erst später liefen (wie „Der scharlachrote Engel“ und „Er sollte tot“, beide von Dominik Graf, beide mit mehreren Preisen ausgezeichnet), sind die hier gesammelten und ebenfalls ausgezeichneten Fälle ebenfalls, immer noch, einen Blick wert. „Gelobtes Land“ war für den Grimme-Preis nominiert; Nadeshda Brennicke erhielt für „Silikon Walli“ den Deutschen Fernsehpreis als beste Schauspielerin und Edgar Selge für „Tiefe Wunden“ und „Pech und Schwefel“ (ebenfalls von 2003, aber nicht in dieser Box enthalten) den Deutschen Fernsehpreis.
In der 3-DVD-Box sind enthalten:
Verzeih‘ mir (Deutschland 2000)
Regie: Hartmut Griesmayr
Drehbuch: Horst Vocks

Gelobtes Land (Deutschland 2001)
Regie: Peter Patzak
Drehbuch: Christian Limmer

Fluch der guten Tat (Deutschland 2001)
Regie: Hans-Günther Bücking
Drehbuch: Peter Probst

Um Kopf und Kragen (Deutschland 2002)
Regie: Peter Patzak
Drehbuch: Carolin Otto

Silikon Walli (Deutschland 2002)
Regie: Manfred Stelzer
Drehbuch: Wolfgang Limmer

Tiefe Wunden (Deutschland 2003)
Regie: Buddy Giovinazzo
Drehbuch: Christian Limmer

Die meisten Namen werden den Krimifans etwas sagen. Auch weil einige der Drehbuchautoren auch Romane veröffentlichten. Christian Jeltsch schrieb einige Jugendbücher; Wolfgang Limmer eher anekdotisches. Christian Limmer und Peter Probst schreiben inzwischen erfolgreich Kriminalromane. Horst Vocks schrieb auch einige Kriminalromane, aber bekannter ist er vor allem für seine Bücher für „Der Fahnder“ und mehrere „Tatorte“, die fast immer etwas mit Horst Schimanski zu tun hatten. Unter anderem „Duisburg Ruhrort“, „Der unsichtbare Gegner“, „Freunde“ und „Zahn um Zahn“, der auch erfolgreich im Kino lief (die Kritiker waren weniger begeistert). Später, für die Serie „Schimanski“ schrieb er auch mehrere Drehbücher. Angesichts dieser Vita fallen in „Verzeih‘ mir“, inszeniert von Routinier Hartmut Griesmayr, einige Dialoge arg hölzern aus. Aber der einarmige Kommissar Jürgen Tauber (Edgar Selge) darf einige herrliche Gemeinheiten absondern und seine Beziehung zur Kriminalpsychologin Dr. Sylvia Jansen (Gaby Dohm) ist angenehm erwachsen. Der Fall selbst – ein Automechaniker wird ermordet in einem verbrannten Auto gefunden; eine Mutter und ihre Tochter, die beide Bettgenossinen von ihm waren, verdächtigen sich gegenseitig des Mordes und das Organisierte Verbrechen, in Form von Autoschiebern, ist ebenfalls involviert – ist in Punkto Tätersuche nicht sonderlich kompliziert. Dafür gibt es eine interessante Familiengeschichte, die bis zum Kriegsende zurückreicht.
„Gelobtes Land“, der erste Auftritt von Taubers neuer Kollegin ‚Jo‘ Obermeier (Michaela May), Mutter, verheiratet mit einem türkischen Besitzer einer kleinen Autowerkstatt, ist ein gelungener Krimi über Asylbewerber und wie sie nach Deutschland kommen.
Peter Patzak, der seit „Kottan ermittelt“ im Pantheon des deutschsprachigen Kriminalfilms ist, inszenierte auch „Um Kopf und Kragen“. In dem Fall ermittelt Jo Obermaier undercover in einer Polizeistation. Eine Kollegin, die gemobbt wurde, soll sich umgebracht haben. Aber die Schwangere wurde ermordet. In einigen Szenen scheint der Geist von Kottan durch, aber insgesamt ist „Um Kopf und Kragen“ ein durch die hoffnungslos überbelichtete Inszenierung und die gewollt übertriebenen Darstellungen ein unansehbares Werk geworden.
In „Fluch der guten Tat“ wird ein Roma-Junge, der von einer Initiative für sozial schwache Kinder betreut wurde, ermordet. Tauber und Obermaier sehen sich bei der Initiative, die nicht nur von altruistischen Motiven getriebne ist, um.
„Silikon Walli“ und „Tiefe Wunden“ gehören zu den unbestrittenen Höhepunkten der Serie. In „Silikon Walli“ stirbt ein Busenwunder (nachdem ihre Oberweite mehrmals künstlich vergrößert wurde) eines unnatürlichen Todes – und Kommissar Tauber ist sehr fasziniert von den Gepflogenheiten des Sexgewerbes. Grandios!
Ebenfalls grandios ist „Tiefe Wunden“, inszeniert von Buddy Giovinazzo, der auch einige grandiose Noirs schrieb. Im Wald wird eine erschossene Goldschmiedin gefunden. In ihrer Hand hält sie einen Zigarillo, der Tauber an ein Gaunertrio, das er von früher kennt, erinnert. Entsprechend schnell führen die Ermittlungen in Taubers Vergangenheit und wir erfahren, wie er seinen Arm verlor.
Allein schon wegen der sechs „Polizeirufe“, die ein insgesamt erstaunlich hohes Niveau haben (eigentlich enttäuscht nur „Um Kopf und Kragen“) ist „Die Folgen des BR 2000 – 2003 – Box 2“ eine empfehlenswerte DVD-Box. Trotzdem ist es ärgerlich, dass es keine Untertitel und kein Bonusmaterial (Gab es wirklich kein Interview und keine Reportage in den TV-Archiven? Hätte man nicht ein „Making of“ machen können?) gibt.

Polizeiruf 110 - BR-Box 2 - DVD-Cover

Polizeiruf 110: Die Folgen des BR 2000 – 2003 (Box 2)
mit Edgar Selge (Kommissar Jürgen Tauber), Michaela May (Kommissarin Jo Obermeier), Gaby Dohm (Polizeipsychologin Dr. Sylvia Jansen), Tayfun Bademsoy (Tarik Yilmaz)
Gaststars: Karin Boyd, Dennenesch Zoudé, Matthias Koeberlin, Henning Baum, Heikko Deutschmann, Axel Hacke, Jacques Breuer, Nadeshda Brennicke, Bernd Tauber, Wanja Mues, Catherine Flemming, Thure Riefenstein

DVD
Eurovideo
Bild: 1.78:1 (16:9 anamorph – mit zum Teil eigeschränkter Bild- und Tonqualität)
Ton: Deutsch (DD 2.0)
Untertitel: –
Bonusmaterial: –
Länge: 503 Minuten (3 DVDs)
FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Das Erste über den „Polizeiruf 110“

Wikipedia über den „Polizeiruf 110“ und die Kommissare Tauber und Obermaier

Homepage von Peter Probst

Meine Besprechung von Peter Probsts „Blinde Flecken“ (2010)

Meine Besprechng von Peter Probsts „Im Namen des Kreuzes“ (2012)

Wikipedia über Buddy Giovinazzo (deutsch, englisch)

Krimi-Couch über Buddy Giovinazzo

One Road.Endless Possibilities: Interview mit Buddy Giovinazzo (21. Februar 2011, deutsch)

Meine Besprechung von Buddy Giovinazzos “Cracktown” (Life is hot in Cracktown, 1993)

Meine Besprechung von Buddy Giovinazzos “Piss in den Wind” (Caution to the winds, 2009)

Buddy Giovinazzo in der Kriminalakte

Bonushinweis

Hartenstein - Vocks - Ausstieg - 4

Horst Vocks hat nach langem Schweigen einen neuen Roman veröffentlicht. Zusammen mit Elfi Hartenstein schrieb er den Krimi „Ausstieg“ über Kriminalhauptkommissar Lou Feldmann, der keinen Bock mehr hat und reihenweise Verbrecher laufen lässt, bis er sich entscheiden muss, ob er so weitermachen will.
Ist natürlich, weil die Geschichte in Berlin spielt und blinder Lokalpatriotismus alles schlägt, ein verdammt guter Krimi.

Elfie Hartenstein/Horst Vocks: Ausstieg
Pendragon, 2015
328 Seiten
12,99 Euro


TV-Tipp für den 19. Dezember: Tatort: 3 x schwarzer Kater

Dezember 19, 2013

WDR, 20.15

TATORT: Dreimal schwarzer Kater (D 2003, R.: Buddy Giovinazzo)

Drehbuch: Stephan Cantz, Jan Hinter

In einem Heim stirbt die gelähmte Lisa. Kommisar Thiel und Pathologe Boerne beginnen zu ermitteln.

Nach zwei äußert unterhaltsamen Fällen inszenierte Buddy Giovinazzo den dritten Fall: New York in Münster? Das nicht, aber gewohnt respektlos und witzig.

Mit Axel Prahl, Jan Josef Liefers, Friederike Kempter, Christine Urspruch, Mechthild Großmann, Oliver Bokern, Claus D. Clausnitzer

Hinweise

Tatort-Fundus über das Team Thiel/Boerne

Wikipedia über Buddy Giovinazzo (deutsch, englisch)

Krimi-Couch über Buddy Giovinazzo

One Road.Endless Possibilities: Interview mit Buddy Giovinazzo (21. Februar 2011, deutsch)

Meine Besprechung von Buddy Giovinazzos “Cracktown” (Life is hot in Cracktown, 1993)

Meine Besprechung von Buddy Giovinazzos “Piss in den Wind” (Caution to the winds, 2009)

Buddy Giovinazzo in der Kriminalakte


TV-Tipp für den 16. August: Polizeiruf 110: Mit anderen Augen

August 16, 2013

ARD, 22.00 Uhr/Eins Festival, 23.35 Uhr

Polizeiruf 110: Mit anderen Augen (D 2006, R.: Buddy Giovinazzo)

Drehbuch: Christian Limmer

Ein Serienkiller geht in München um. Ein Profiler aus den Vereinigten Staaten soll den Kommissaren Tauber und Obermaier helfen.

„Mit anderen Augen“ ist eine ziemlich durchgeknallte Thriller-Groteske. Die bayerischen Polizeirufe gehören zu den besten deutschen TV-Krimis.

Mit Edgar Selge, Michaela May, Udo Kier, Tayfun Bademsoy

Hinweise

Wikipedia über Buddy Giovinazzo (deutsch, englisch)

Krimi-Couch über Buddy Giovinazzo

One Road.Endless Possibilities: Interview mit Buddy Giovinazzo (21. Februar 2011, deutsch)

Meine Besprechung von Buddy Giovinazzos “Cracktown” (Life is hot in Cracktown, 1993)

Meine Besprechung von Buddy Giovinazzos “Piss in den Wind” (Caution to the winds, 2009)

Buddy Giovinazzo in der Kriminalakte


TV-Tipp für den 20. Oktober: Tatort: Platt gemacht

Oktober 20, 2012

HR, 21.40

Tatort: Platt gemacht (D 2009, R.: Buddy Giovinazzo)

Drehbuch: Stefan Cantz, Jan Hinter

In Köln wird ein Obdachloser mit Frostschutzmittel vergiftet. Die Kommissare Ballauf und Schenk ermitteln im Milieu.

Sehr unterhaltsamer Kölner-Tatort, der erfrischend undidaktisch (Wir reden vom Kölner Tatort) daherkommt und Udo Kier als Penner ist auch die halbe Miete.

mit Klaus J. Behrendt, Dietmar Bär, Joe Bausch, Udo Kier, Christian M. Goebel, Michael Schenk, Catherine Flemming, Peter Millowitsch

Hinweise

Wikipedia über Buddy Giovinazzo (deutsch, englisch)

Krimi-Couch über Buddy Giovinazzo

One Road.Endless Possibilities: Interview mit Buddy Giovinazzo (21. Februar 2011, deutsch)

Meine Besprechung von Buddy Giovinazzos “Cracktown” (Life is hot in Cracktown, 1993)

Meine Besprechung von Buddy Giovinazzos “Piss in den Wind” (Caution to the Winds, 2009)

Buddy Giovinazzo in der Kriminalakte

Tatort-Fundus über das Team Ballauf/Schenk


TV-Tipp für den 13. August: Tatort: Platt gemacht

August 13, 2012

RBB, 20.15

Tatort: Platt gemacht (D 2009, R.: Buddy Giovinazzo)

Drehbuch: Stefan Cantz, Jan Hinter

In Köln wird ein Obdachloser mit Frostschutzmittel vergiftet. Die Kommissare Ballauf und Schenk ermitteln im Milieu.

Sehr unterhaltsamer Kölner-Tatort, der erfrischend undidaktisch (Wir reden vom Kölner Tatort) daherkommt und Udo Kier als Penner ist auch die halbe Miete.

mit Klaus J. Behrendt, Dietmar Bär, Joe Bausch, Udo Kier, Christian M. Goebel, Michael Schenk, Catherine Flemming, Peter Millowitsch

Hinweise

Wikipedia über Buddy Giovinazzo (deutsch, englisch)

Krimi-Couch über Buddy Giovinazzo

One Road.Endless Possibilities: Interview mit Buddy Giovinazzo (21. Februar 2011, deutsch)

Meine Besprechung von Buddy Giovinazzos “Cracktown” (Life is hot in Cracktown, 1993)

Meine Besprechung von Buddy Giovinazzos „Piss in den Wind“ (Caution to the Winds, 2009)

Buddy Giovinazzo in der Kriminalakte

Tatort-Fundus über das Team Ballauf/Schenk


TV-Tipp für den 20. März: Polizeiruf 110: Mit anderen Augen

März 20, 2012

Eins Festival, 21.30

Polizeiruf 110: Mit anderen Augen (D 2006, R.: Buddy Giovinazzo)

Drehbuch: Christian Limmer

Ein Serienkiller geht in München um. Ein Profiler aus den Vereinigten Staaten soll den Kommissaren Tauber und Obermaier helfen.

„Mit anderen Augen“ ist eine ziemlich durchgeknallte Thriller-Groteske. Die bayerischen Polizeirufe gehören zu den besten deutschen TV-Krimis.

Mit Edgar Selge, Michaela May, Udo Kier, Tayfun Bademsoy

Wiederholung: Mittwoch, 21. März, 00.40 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Wikipedia über Buddy Giovinazzo (deutsch, englisch)

Krimi-Couch über Buddy Giovinazzo

One Road.Endless Possibilities: Interview mit Buddy Giovinazzo (21. Februar 2011, deutsch)

Meine Besprechung von Buddy Giovinazzos “Cracktown” (Life is hot in Cracktown, 1993)

Meine Besprechung von Buddy Giovinazzos „Piss in den Wind“ (Caution to the winds, 2009)

Buddy Giovinazzo in der Kriminalakte

Bonushinweis

Christian Limmer ist jetzt unter die Kriminalromanautoren gegangen. „Unter aller Sau“ heißt sein erster Krimi. Das 320-seitige Werk ist jetzt bei Droemer erschienen und kostet 14,99 Euro.


TV-Tipp für den 17. Februar: Tatort: Platt gemacht

Februar 17, 2012

ARD, 21.45

Tatort: Platt gemacht (D 2009, R.: Buddy Giovinazzo)

Drehbuch: Stefan Cantz, Jan Hinter

In Köln wird ein Obdachloser mit Frostschutzmittel vergiftet. Die Kommissare Ballauf und Schenk ermitteln im Milieu.

Sehr unterhaltsamer Kölner-Tatort, der erfrischend undidaktisch (Wir reden vom Kölner Tatort) daherkommt und Udo Kier als Penner ist auch die halbe Miete.

Bei pulp master sind jüngst Buddy Giovinazzos neuester Roman “Piss in den Wind” und die Wiederveröffentlichung von “Cracktown” erschienen. Das sind wirklich gute Nachrichten für die Noir-Fans.
mit Klaus J. Behrendt, Dietmar Bär, Joe Bausch, Udo Kier, Christian M. Goebel, Michael Schenk, Catherine Flemming, Peter Millowitsch

Hinweise

Wikipedia über Buddy Giovinazzo (deutsch, englisch)

Krimi-Couch über Buddy Giovinazzo

One Road.Endless Possibilities: Interview mit Buddy Giovinazzo (21. Februar 2011, deutsch)

Meine Besprechung von Buddy Giovinazzos “Cracktown” (Life is hot in Cracktown, 1993)

Buddy Giovinazzo in der Kriminalakte

Tatort-Fundus über das Team Ballauf/Schenk


Kleinkram

Februar 3, 2012

Endlich: Ab Samstag, den 10. März, zeigt Kabel 1 die hochgelobte auf einem Charakter von Elmore Leonard basierende Krimiserie „Justified“.

An Pfingsten zeigt das Erste die zweite, grandiose Staffel der BBC-Serie „Sherlock“ (Holmes und Dr. Watson ermitteln im heutigen London).

Eine dritte Staffel ist schon bestellt; was bei dem Erfolg kein Wunder ist. Die Kritiker sind begeistert. Die Quote toll. Und die Holmisianer sagen auch nichts dagegen.

Der Spiegel hat sich mit Pete Dexter unterhalten. Sein „neuer“ Roman „Deadwood“ erschien jüngst bei Liebeskind und inspirierte auch die Westernserie „Deadwood“. Lest die ganze Geschichte hier.

Der Book Rambler führte ein kurzes Gespräch mit Ian Rankin über seinen neuen Roman „The Impossible Dead“, den Manhattan bei uns bereits als „Die Sünden der Gerechten“ veröffentlichte und den ich noch unbedingt lesen will.

John Burdett hatte einen Besetzungsvorschlag für seinen Helden Sonchai.

Lawrence Block erzählt, warum er den bislang letzten Matt-Scudder-Roman „A drop of the hard stuff“ schrieb und er wandelt in New York auf den Spuren von seinen Seriencharakteren Matthew Scudder und Bernie Rhodenbarr.

George Pelecanos feiert „The Outfit“ ab. Recht hat er.

Ebenso bei seinem Lobgesang „Italian Mayhem“ auf Italo-Krimis aus den Siebzigern.

Michael A. Gonzales schreibt über Jim Thompson und Stanley Kubrick.

Peter Bogdanovich über die Raymond-Chandler-Verfilmung „The Big Sleep“ mit Humphrey Bogart und Lauren Bacall. Nuff said.

Bei Watching the Detectives wird bereits Buddy Giovinazzos toller neuer Noir „Piss in den Wind“ (jaja, Rezi kommt) von Jochen König und dpr himself besprochen.

Bei „Do the Math“ gibt es einen langen Text über Ross Thomas.

Martin Compart hat etwas gefunden und er stimmt sich schon auf den James-Bond-Roman „Carte Blanche“ von Jeffery Deaver (erscheint am 27. Februar bei Blanvalet) ein. Ob „Carte Blance“ der beste Bond-Roman aller Zeiten wird, wissen wir erst nach der Lektüre, aber besser als der Vorherige wird er in jedem Fall sein und mit 544 Seiten (also normale Deaver-Länge) ist „Carte Blanche“ in jedem Fall der längste Bond-Roman aller Zeiten.

Ende Februar erscheint „Unter dem Schatten des Todes“ (Nautilus), der neue historische Kriminalroman von Robert Brack und der Autor verrät auch schon einiges


TV-Tipp für den 24. Januar: Polizeiruf 110: Tiefe Wunden

Januar 24, 2012

Eins Festival, 21.30

Polizeiruf 110: Tiefe Wunden (D 2003, R.: Buddy Giovinazzo)

Drehbuch: Christian Limmer

Düsterer „Polizeiruf 110″, in dem wir erfahren, wie Kommissar Tauber seinen Arm verlor.

Mit Edgar Selge, Michaela May, Catherine Flemming, Thure Riefenstein

Hinweise

Wikipedia über Buddy Giovinazzo (deutsch, englisch)

Krimi-Couch über Buddy Giovinazzo

One Road.Endless Possibilities: Interview mit Buddy Giovinazzo (21. Februar 2011, deutsch)

Meine Besprechung von Buddy Giovinazzos „Cracktown“ (Life is hot in Cracktown, 1993)

Buddy Giovinazzo in der Kriminalakte

Demnächst in diesem Theater:

ein ziemlich hemmungsloses Abfeiern von Buddy Giovinazzos neuem Noir „Piss in den Wind“ (Pulp Master) über einen College-Dozenten, der glaubt seine Freundin umgebracht zu haben und seine Probleme mit einem Geist (weiblich, gutaussehend, intelligent, willig und ziemlich tot) verarbeiten will.

Bis dahin gibt es einen Blick auf das Cover:


Einige kurze sachdienliche Hinweise auf Romane aus der Abteilung „Mord & Totschlag“

Dezember 30, 2011

Daphne du Maurier (13. Mai 1907 – 19. April 1989) war jahrzehntelang als Erzählerin von mehr oder weniger fantastischen Suspense-Geschichten bekannt. Wahrscheinlich würden diese Schnulzen mit Thrill heute als „Romantic Thriller“ oder „Horrorromane für Frauen“ verkauft werden. Außerdem lieferte sie die Vorlagen für zahlreiche Filme, von denen einige zu Klassikern wurden. Alfred Hitchcock, der von ihren Geschichten nicht viel hielt, verfilmte „Jamaica Inn“, „Rebecca“ (zugleich ihr bekanntestes Buch) und „Die Vögel“. Nicolas Roeg „Wenn die Gondeln Trauer tragen“ (jüngst bei StudioCanal in der Blu Cinemathek als reichhaltig ausgestattete Blu-ray erschienen). Ihre Geschichte „The Scapegoat“ wird gerade von Charles Sturridge („Eine Detektivin für Botswana“) verfilmt.

Ihre jetzt als Taschenbuch veröffentlichte längere Erzählung „Der Apfelbaum“ ist eine gelungene Mischung aus Horror und Psychodrama. Denn es wird nie klar, ob der Apfelbaum im Garten wirklich bösartig ist oder der Witwer sich das nur einbildet. Denn er wünschte sich den Tod seiner Frau und nach ihrem Tod könnte ihr Geist auf den Baum übergangen sein, der sich jetzt an ihm rächen will.

Daphne du Maurier: Der Apfelbaum

(übersetzt von Brigitte Heinrich)

Unionsverlag, 2011

96 Seiten

8,90 Euro

Erstausgabe der Neuübersetzung

Heinrich & Hahn, 2005

Deutsche Erstausgabe

Fretz & Wachsmuth, 1953

Originalausgabe

The Appletree

Victor Gollancz, London 1952

Hinweise

Daphne-du-Maurier-Seite

Wikipedia über Daphne du Maurier (deutsch, englisch)

Unionsverlag über Daphne du Maurier

Parallel zu Peter Rüedis großer Biographie „Dürrenmatt oder Die Ahnung vom Ganzen“ veröffentlichte der Diogenes Verlag Friedrich Dürrenmatts (5. Januar 1921 – 14. Dezember 1990) Kriminalromane „Der Richter und sein Henker“, „Der Verdacht“, „Das Versprechen – Requiem auf den Kriminalroman“, „Justiz“ und das posthum erschienene Werk „Der Pensionierte – Fragment eines Kriminalromans mit einem möglichen Schluss von Urs Widmer“ erstmals gesammelt in einem Buch.

Gerade die ersten drei Krimis, „Der Richter und sein Henker“, „Der Verdacht“ (beide mit Kommissär Bärlach) und „Das Versprechen – Requiem auf den Kriminalroman“, die Romanfassung seines Drehbuchs für Ladislao Vajdas Klassiker „Es geschah am hellichten Tag“ (mit Heinz Rühmann und Gert Fröbe) mit einem anderen Ende, dürften weithin bekannt sein. Von der Schule, als Geschenk oder von den zahlreichen, oft hervorragend besetzten Verfilmungen. „Justiz“ und „Der Pensionierte“ sind dagegen wesentlich unbekannter.

Dürrenmatts Krimis stellen dabei, wie jeder gute Krimi, moralische Fragen und spielen mit der Form des Kriminalromans. Denn der schweizer Dichter interessierte sich nicht für eine 08/15-Mördersuche oder einen traditionellen Rätselkrimi, bei dem auf den letzten Buchseiten mit großem Getöse der Mörder enthüllt wird. Das tat Dürrenmatt meist schon auf den ersten Seiten. In „Justiz“ geht es dann sogar um die Frage, ob jemand für einen Mord, den er vor Zeugen begangen hat, nicht verurteilt werden kann. Dürrenmatt selbst beschrieb den Krimi als „Komödie der Justiz“.

Ergänzt werden die fünf Kriminalromane von einem 35-seitigen Anhang, in dem die Entstehungsgeschichte der Romane und Verfilmungen knapp nachgezeichnet wird und eine Chronik zum Leben und Werk des Dichters, enthalten ist.

Für Krimifans, die die Bücher noch nicht haben, ist das ein Schnäppchen. Denn schneller, einfacher und auch günstiger kriegt man diesen Teil von Dürrenmatts Werk nicht.

Friedrich Dürrenmatt: Die Kriminalromane

Diogenes, 2011

992 Seiten

28,90 Euro

enthält

Der Richter und sein Henker, 1952

Der Verdacht, 1953

Das Versprechen – Requiem auf einen Kriminalroman, 1958

Justiz, 1985

Der Pensionierte – Fragment eines Kriminalromans mit einem möglichen Schluss von Urs Widmer, 1995/1997 (Widmer schrieb den Schluss für die 1997 erschienene Taschenbuchausgabe)

Hinweise

Diogenes über Friedrich Dürrenmatt (Link zum Diogenes Magazin Nr. 8 mit mehreren Texten über Dürrenmatt)

Wikipedia über Friedrich Dürrenmatt

Es ist schon interessant, wie sich bei einem Filmroman die Gewichte verschieben können. Denn einerseits ist der Autor an das Drehbuch gebunden und er darf höchsten einige wenige zusätzliche Szenen erfinden, andererseits kann er Hintergründe liefern, die im Film nicht gezeigt werden können. Er kann zeigen, wie gut die Geschichte doch konstruiert ist. Martin Schüller tat das bei seinem Thiel/Börne-Roman „Tempelräuber“, dem dafür der Witz des Films fehlte.

Er kann aber auch gnadenlos die Schwächen des Drehbuchs offenlegen. So erschien mir der Münchner „Tatort“ „Starkbier“ beim Ansehen als vergnüglich-kurzweiliger Krimi, in dem der ewige zweite Mann, Carlo Menzinger, der für die Kommissare in den Filmen all die undankbaren Aufgaben übernehmen muss, endlich einmal selbst einen Fall lösen darf. Er soll herausfinden wer Meindl, einen Teilhaber der Benedictus-Brauerei, umbrachte. Denn dass der stocknüchterne Meindl sein Auto betrunken in die Isar fuhr, glaubt Menzinger keine Zehntelsekunde.

Weil seine Spezln wahrscheinlich in den Mord involviert sind, fragen sich Batic und Leitmayr, ob ihr Kollege noch die nötige Objektivität hat. Denn die Ermittlungsmethoden des Kollegen Menzinger sind schon sehr seltsam und folgen nicht gerade dem Lehrbuch für Kriminalbeamte.

Das war, wie gesagt, beim Ansehen toll. Beim Lesen ist die Geschichte ein zäher Brei mit einer nicht nacherzählbaren Geschichte. Außerdem hat Carlo im Buch wesentlich weniger Auftritte als im Film; – wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht.

Also: besser noch einmal diesen „Tatort“ ansehen.

Hannsdieter Loy: Tatort: Starkbier (mit Ivo Batic und Franz Leitmayr)

Emons, 2010

176 Seiten

8,95 Euro

Vorlage

Tatort: Starkbier (D 1999)

Regie: Peter Fratzscher

Drehbuch: Michael Wogh

mit Miroslav Nemec, Udo Wachtveitl, Michael Fitz, Christoph Gareisen, Marie Munz, Aleksandar Jovanovic, August Schmölzer

Erstausstrahlung: 7. März 1999 (Folge 407)

Hinweise

Homepage von Hannsdieter Loy

Tatort-Fundus über Ivo Batic und Franz Leitmayr

Kriminalakte: Gespräch mit Hejo Emons über die Tatort-Reihe

Kriminalakte: Tatort-Romane – zum Ersten (Oliver Wachlin: Blinder Glaube; Martin Schüller: Die Blume des Bösen)

Kriminalakte: Tatort-Romane – zum Zweiten (Martin Schüller: A gmahde Wiesn, Christoph Ernst: Strahlende Zukunft)

Kriminalakte: Tatort-Romane – zum Dritten (Martin Conrath: Aus der Traum…, Oliver Wachlin: Todesstrafe)

Meine Besprechung von Martin Schüllers „Tatort“-Romanen „Moltke“ und „Tempelräuber“

Meine Besprechung von Uli Aechtners „Tatort“-Roman „Bevor es dunkel wird“

Meine Besprechung von Susanne Krafts „Tatort“-Roman „Seenot“

Chaotisch geht’s bei Kristof Kryszinski immer zu. Inzwischen ist der Ruhrpott-Privatdetektiv so abgebrannt, dass er in Jörg Juretzkas neuestem Krimi „Freakshow“, einen Job als Nachtwächter annimmt. Denn Kryszinski ist viel zu stolz, um zum Sozialamt zu gehen. In der Elenor-Nathmann-Stiftung für betreutes Wohnen, in der geistig und körperlich Behinderte, Senioren und trockene Alkoholiker leben, soll er als Objektschützer herausfinden, wer Baumaterial klaut. Außerdem will er herausfinden, wer den geistig behinderten Albrecht, der in der Wohnanlage lebt, folterte und fast umgebracht hätte. Albrecht ist ihm dabei keine große Hilfe

Kryszinskis Freund Scuzzi hat sich bei ihm in der Dienstwohnung eingemietet. Denn in einer solchen Wohnanlage kann Scuzzi verdammt leicht an Drogen kommen; – neben all den anderen Annehmlichkeiten, die Scuzzi schnell herausfindet und ausgiebig nutzt. Für Scuzzi ist das natürlich das Paradies. Für Kryszinski die Hölle.

Außerdem ist der pädophile Sadist Benjamin Peelaert (den wir noch aus „Rotzig & Rotzig“ kennen) spurlos verschwunden und der Bugatti 35 B von Hugo Laurentz wurde geklaut. Wenn Kryszinski ihn findet, erhält er zehn Prozent der stattlichen Versicherungssumme.

Selbstverständlich greift der komplett abgebrannte Kryszinski nach all den Jobs, die erst nach erfolgreicher Erledigung entlohnt werden, und latscht dabei, während er sich in die junge, gutaussehende Johanna verguckt, Scuzzis Warnung („Sie verarscht dich.“) ignoriert, von einem Malheur in das nächste.

Und dann ist da noch die Sache mit seinem Hund, der in einer Tierklinik gefangen gehalten wird, weil er die Rechnung nicht bezahlen kann.

Wenn das ganze nicht so knochentrocken erzählt wäre, könnte man sich über das nachlässige Plotten ärgern.

Jörg Juretzka: Freakshow

Rotbuch, 2011

224 Seiten

16,95 Euro

Hinweise

Krimi-Couch über Jörg Juretzka

Lexikon der deutschen Krimiautoren über Jörg Juretzka

Kaliber .38 interviewt Jörg Juretzka (2002)

Literaturschock interviewt Jörg Juretzka (2003)

Alligatorpapiere: Befragung von Jörg Juretzka (2004)

2010LAB interviewt Jörg Juretzka (2010)

Meine Besprechung von Jörg Juretzkas „Bis zum Hals“ (2007)

Meine Besprechung von Jörg Juretzkas „Rotzig & Rotzig“ (2010)

Eigentlich ist der 1920 in Paris und Umgebung spielende Privatdetektivkrimi „Tod auf Bewährung“ von Didier Daeninckx wie geschaffen für mich alten Genrejunkie. In dem Krimi soll Privatdetektiv René Griffon im Auftrag von Oberst Fantan de Larsaudière herausfinden, wer ihn erpresst.

Alles, was zu einem zünftigem Privatdetektiv-Krimi gehört, ist in „Tod auf Bewährung“ vorhanden: schöne Frauen, Ehebruch, Geheimnisse, Intrigen, Verbrecher und verschwiegene Kriegsverbrechen. Auch das Zeitkolorit wird von Daeninckx gut eingefangen, wenn Griffon sich durch die Pariser Bars schlägt – und auch ordentlich zusammengeschlagen wird.

Aber trotzdem hat mich der Krimi nicht gepackt.

Didier Daeninckx: Tod auf Bewährung

(übersetzt von Stefan Linster)
Liebeskind, 2011
272 Seiten

18,90 EUR

Originalausgabe

Le der des deers

Série Noire/Editions Gallimard, Paris 1984

Hinweise

Wikipedia über Didier Daeninckx (deutsch, englisch, französisch)

Krimi-Couch über Didier Daeninckx

Meine Besprechung von Didier Daeninckxs „Nur DJs gibt man den Gnadenschuss“ (On achève bien les disc-jockeys, 2007)

Als Weihnachtsgeschenk gab es neben Buddy Giovinazzos neuestem Roman „Piss in den Wind“ (wird nach der Lektüre abgefeiert) auch die lang angekündigte Neuausgabe von Giovinazzos Erstling „Cracktown“. Die Sammlung von sechzehn miteinander zusammenhängenden Kurzgeschichten und Impression aus einem Großstadtviertel in dem Crack gesellschaftliche Strukturen zerstört und das Leben bestimmt, erschien bereits vor sechzehn Jahren und war lange nicht mehr erhältlich. Bei Amazon beläuft sich im Moment das günstigste Angebot für das Buch auf 15,79 Euro, das teuerste auf fast sechzig Euro, zuzüglich Porto.

Für die Neuausgabe wurden die „Short Cuts“ aus den „Mean Streets“ des Ghettos, mit einem ordentlichen Schuss Abel Ferrara, komplett neu übersetzt. Entsprechend groß sind die Unterschiede zwischen Daths Übersetzung von 1995 und Müllers von 2011. Welche näher am Originaltext ist, weiß ich nicht. Aber die neue Übersetzung liest sich eleganter und das Cover ist besser.

Jetzt fehlt nur noch die deutsche Premiere von Giovinazzos Verfilmung seines Buches.

Buddy Giovinazzo: Cracktown

(neu übersetzt von Angelika Müller)

pulp master, 2011

208 Seiten

12,80 Euro

Deutsche Erstausgabe

Maas Verlag, 1995

(übersetzt von Dietmar Dath)

Originalausgabe

Life is hot in Cracktown

Thunder’s Mouth Press, New York 1993

Verfilmung

Life is hot in Cracktown (USA 2009)

Regie: Buddy Giovinazzo

Drehbuch: Buddy Giovinazzo

mit Evan Ross, Stephanie Lugo, Maurice Blake, Omar Regan, Jeffrey Lorenzo, Victor Rasuk, Tony Plana, Lara Flynn Boyle, RZA, Carmine Giovinazzo (Cameo)

Hinweise

Wikipedia über Buddy Giovinazzo (deutsch, englisch)

Krimi-Couch über Buddy Giovinazzo

One Road.Endless Possibilities: Interview mit Buddy Giovinazzo (21. Februar 2011, deutsch)

Buddy Giovinazzo in der Kriminalakte


TV-Tipp für den 15. Dezember: Tatort: Rendezvous mit dem Tod

Dezember 15, 2011

MDR, 20.15

Tatort: Rendezvous mit dem Tod (D 2011, R.: Buddy Giovinazzo)

Drehbuch: Meike Hauck, Clemens M. Schönborn

Kommissarin Saalfeld ermittelt in einem Selbstmord ohne Leiche (ein akuter Fall von “zu viel Zeit”). Ihr Kollege Keppler sucht den Mörders eines in einer Badewanne ertrunkenen, gefesselten Mannes. Und beide zicken sich neunzig Minuten wie debile Kleinstkinder an.

Zehnter Einsatz des Teams Saalfeld/Keppler, das nach einem verheißungsvollem Beginn schnell auf Ehrlicher-Niveau ankam. Auch Buddy Giovinazzo als Regisseur konnte daran nichts ändern.

Bei pulp master ist Buddy Giovinazzos neuester Roman “Piss in den Wind” und eine Wiederveröffentlichung von “Cracktown” in Vorbereitung. Das sind wirklich gute Nachrichten für die Noir-Fans.

mit Simone Thomalla, Martin Wuttke, Franziska Walser, André Hennicke, Nadeshda Brennicke

Hinweise

Tatort-Fundus über das Team Saalfeld/Keppler

Meine Besprechung von Oliver Wachlins Tatort-Roman „Todesstrafe“ (2009, mit dem Team Saalfeld/Keppler)

Wikipedia über Buddy Giovinazzo (deutsch, englisch)

Krimi-Couch über Buddy Giovinazzo

One Road.Endless Possibilities: Interview mit Buddy Giovinazzo (21. Februar 2011, deutsch)

Buddy Giovinazzo in der Kriminalakte


TV-Tipp für den 10. September: Polizeiruf 110: Tiefe Wunden

September 10, 2011

Arte, 22.00

Polizeiruf 110: Tiefe Wunden (D 2003, R.: Buddy Giovinazzo)

Drehbuch: Christian Limmer

Düsterer „Polizeiruf 110“, in dem wir erfahren, wie Kommissar Tauber seinen Arm verlor.

Mit Edgar Selge, Michaela May, Catherine Flemming, Thure Riefenstein

Wiederholung: Mittwoch, 14. September, 01.15 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Wikipedia über Buddy Giovinazzo (deutsch, englisch)

Krimi-Couch über Buddy Giovinazzo

One Road.Endless Possibilities: Interview mit Buddy Giovinazzo (21. Februar 2011, deutsch)

Buddy Giovinazzo in der Kriminalakte


TV-Tipp für den 28. April: Dreimal schwarzer Kater

April 28, 2011

WDR, 20.15

TATORT: Dreimal schwarzer Kater (D 2003, R.: Buddy Giovinazzo)

Drehbuch: Stephan Cantz, Jan Hinter

In einem Heim stirbt die gelähmte Lisa. Kommisar Thiel und Pathologe Boerne beginnen zu ermitteln.

Nach zwei äußert unterhaltsamen Fällen inszenierte Buddy Giovinazzo den dritten Fall: New York in Münster? Das nicht, aber gewohnt respektlos und witzig.

Mit Axel Prahl, Jan Josef Liefers, Friederike Kempter, Christine Urspruch, Mechthild Großmann, Oliver Bokern, Claus D. Clausnitzer

Hinweise

Wikipedia über Buddy Giovinazzo (deutsch, englisch)

Krimi-Couch über Buddy Giovinazzo

Buddy Giovinazzo in der Kriminalakte


TV-Tipp für den 3. März: Tatort: Platt gemacht

März 3, 2011

WDR, 20.15

Tatort: Platt gemacht (D 2009, R.: Buddy Giovinazzo)

Drehbuch: Stefan Cantz, Jan Hinter

In Köln wird ein Obdachloser mit Frostschutzmittel vergiftet. Die Kommissare Ballauf und Schenk ermitteln im Milieu.

Sehr unterhaltsamer Kölner-Tatort, der erfrischend undidaktisch (Wir reden vom Kölner Tatort) daherkommt und Udo Kier als Penner ist auch die halbe Miete.

Bei pulp master ist Buddy Giovinazzos neuester Roman “Piss in den Wind” und eine Wiederveröffentlichung von “Cracktown” in Vorbereitung. Das sind wirklich gute Nachrichten für die Noir-Fans.
mit Klaus J. Behrendt, Dietmar Bär, Joe Bausch, Udo Kier, Christian M. Goebel, Michael Schenk, Catherine Flemming, Peter Millowitsch

Hinweise

Wikipedia über Buddy Giovinazzo (deutsch, englisch)

Krimi-Couch über Buddy Giovinazzo

Tatort-Fundus über das Team Ballauf/Schenk


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