Unverzichtbar für Autoren

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Der wirkliche Wert des von Gerhild Tieger und Manfred Plinker herausgegebenen  „Deutsches Jahrbuch für Autoren Autorinnen 2007/2008“ liegt nicht den zahlreichen Artikeln, sondern in den Adressen. Die beiden Herausgeber und sicher eine große Zahl helfender Hände im Hintergrund haben umfangreiche Adresslisten zusammengestellt. Verlage, Zeitungen, Literaturhäuser, Aus- und Weiterbildungsinstitutionen, die verschiedensten Förderungen und Literaturpreise; das alles und noch mehr ist übersichtlich unter verschiedenen Rubriken alphabetisch sortiert mit Ansprechpartnern und kurzen Profilen der Institutionen aufgeführt. Diese Seiten ersparen Autoren die stundenlange Suche im Internet.

Dagegen wirken die 52 Artikel etwas eklektisch zusammengestellt. Auch hier wird die gesamte Buchbranche abgesteckt, es werden Schwerpunkte gebildet, aber oft hat man auch den Eindruck, dass hier einfach genommen wurde, was gerade im zwischen informativ und unterhaltend im Angebot war. Von Daniel Kehlmann und Arno Geiger gibt es Reden, von Sibylle Berg Betrachtungen über die Menschen, die Briefe an Autoren schreiben, Klaus Modick erzählt unterhaltsam-selbstironisch von seinem Werdegang als Schriftsteller, es gibt ein eigenes Kapitel zur Lyrik, Lektoren erzählen von ihrer Arbeit, Franz Josef Görtz erzählt, wie es dazu kam, dass die FAZ 1984 „Das Parfüm“ abdruckte, Tilmann P. Gangloff berichtet von dem Kampf deutscher Drehbuchautoren gegen „Knebelverträge“, Julie Myerson schreibt über Kritiker und Autoren, ein Essay von John Updike über den „Untergang des Buchhandels – und des Schriftstellers“ und dann gibt es im umfangreichen Kapitel „Genres“ mehrere Texte über Kriminalromane.

Diese fünfzig Seiten verdienen in der „Kriminalakte“ natürlich einen genaueren Blick. Tobias Gohlis schreibt über deutsche Krimis. Stephan Harbort über den Modus operandi von Serienmördern. Reinhard Jahn gibt Tipps zum Schreiben von Krimis. Anna Taube schreibt über Krimi im Kinderbuch. 

Kriminalhauptkommissar Harborts Text ist eine kurze quasi-wissenschaftliche Abhandlung, in denen er Serienmörder typisiert. Darüber hat er bereits erfolgreich mehrere Sachbücher geschrieben. Entsprechend informativ sind die vierzehn Seiten, die aber als Hintergrundinformation eigentlich nichts in einem „Jahrbuch für Autoren“ zu suchen haben.

Reinhard Jahn beantwortet in „Kriminalromane schreiben“ häufig gestellte Fragen. Der Titel ist letztendlich falsch. Denn im Zentrum stehen nicht Kriminalromane, sondern Kriminalgeschichten für Zeitungen und Zeitschriften. Jahns Antworten treffen natürlich auf alle Manuskripte, die Zeitungen angeboten werden, zu.

In die Tiefen und Untiefen des Kinderbuches dringt Kinderbuchlektorin Anna Taube mit ihrem sehr informativen „Krimi im Kinderbuch“ vor. Sie erklärt die Unterschiede zwischen Krimis für Kinder, Jugendliche und Erwachsene und stellt einige erfolgreiche Reihen, wie die „Fünf Freunde“, „Die drei???“ und „TKKG“, pointiert vor.

Tobias Gohlis beginnt „Deutsche Krimis“ gleich mit der zutreffenden Bemerkung (er sagt Polemik) „Der durchschnittliche deutsche Krimiautor ist als Schriftsteller Amateur und fest davon überzeugt, das Krimischreiben sei so einfach wie für Japaner das Verfassen von Haikus.“ ehe er auf die guten deutschen Krimiautoren hinweist. Es sind, wenig überraschend, Merle Kröger, Oliver Bottini, Thomas Kastura, Friedrich Ani und die Altmeister Frank Göhre, D. B. Blettenberg, Robert Brack (seine als Virginia Doyle geschriebenen Romane) und Robert Hültner. Damit wendet sich „Deutsche Krimis“ vor allem an Menschen, die in den vergangenen Jahren krimiabstinent waren.

Aber, wer kauft das „Deutsche Jahrbuch für Autoren Autorinnen 2007/2008“ schon wegen der Texte? Es wird wegen der Adressen gekauft.

 

Gerhild Tieger/Manfred Plinke (Hrsg.): Deutsches Jahrbuch für Autoren Autorinnen 2007/2008

Autorenhaus Verlag, 2007

1056 Seiten

29,90 Euro

 

Homepage des Verlages (mit Inhaltsverzeichnis):

http://www.autorenhaus-verlag.de/das-branchenhandbuch.phtml

 

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