Cornelia Reads “Schneeweißchen und Rosentot war, jeweils in der Sparte „Bestes Debüt“, für den Edgar, Gumshoe, Macavity, Barry, Audie (ein Hörbuchpreis), Romantic Times Book Club Critics Choice und Northern California Book Award for Fiction nominiert. Aber sie erhielt keinen der Preise und das hatte selbstverständlich einen Grund.
Madeline Dare lebt 1988 mit ihrem Mann Dean in Syracuse und schreibt für den „Syracuse Weekly“ für die bunten Seiten. Bei einem Mittagessen bei Deans Eltern zeigt ihr ihr Schwiegervater Cal die Erkennungsmarke eines Soldaten. Cal hat sie auf dem Feld gefunden, auf dem 1969 Harvey Johnston zwei Mädchen mit durchgeschnittener Kehle entdeckt hatte. Zuletzt waren sie mit zwei Soldaten auf dem Jahrmarkt gesehen worden. Cal meint, das sei doch eine Story für sie.
Madeline muss dagegen noch den Namen auf der Erkennungsmarke verarbeiten. Lapthorne Townsend. Ihr Lieblingscousin.
Natürlich glaubt sie nicht an seine Schuld und beginnt mit ziemlich amateurhaften Ermittlungen. Denn sie ist alles andere als eine investigative Journalistin. Trotzdem weisen die ersten Recherchen auf Lapthorne hin. Harvey Johnston erzählt ihr, er habe damals einen dunkelhaarigen Mann mit Bürstenschnitt am Tatort gesehen. Auf der New York State Fair trifft sie Archie Sembles. Er hatte damals Scherenschnitte von den toten Mädchen und den Soldaten gemacht. Als sie ihm gegenüber die Polizei erwähnt, gerät er in Panik, redet von einem „Struvel Peter“ und wirft sie aus seinem Wohnwagenatelier.
Erst am nächsten Tag, nach einer erfolglosen Suche nach Peter Struvel im Telefonbuch, fällt ihr ein, dass sie den Namen als Struwwelpeter kennt und damals Jack Schneider die Ermittlungen leitete. Hat er die Mädchen umgebracht?
Im Mittelpunkt von „Schneeweißchen und Rosentot“ steht nicht der Rätselkrimiplot, sondern die Erzählerin Dare, ihre Familie und ihr Leben zwischen Job, Ehe, eigener und angeheirateter Familie und ihrer unstetig-sexgierigen Freundin Ellis Clark. Davon erzählt sie in einem schnoddrig-ironischen Tonfall. Die beiden Familien, ihre steinreiche, dysfunktionale Ostküstensippe mit einer bewegten Vergangenheit und seine arme, aber nette Arbeiter- und Bauernfamilie, bieten dafür auch reichlich Stoff.
Dagegen schleppt sich der Krimiplot ohne große Überraschungen unglaublich zäh dahin. Immer wieder verzögert Madeline die Ermittlungen, weil investigative Recherchen nicht ihr Ding sind. Tagelang lässt sie diese Recherche links liegen. Sie spricht nur, falls überhaupt, höchst unwillig mit Zeugen und Verdächtigen. Und die Lösung ist von Anfang an so offensichtlich, dass ich es bis zum Schluss nicht glauben wollte.
Cornelia Read hat die vielen Nominierungen erhalten, weil ihre Erzählerin eine nette Stimme hat. Sie hat keinen Preis erhalten, weil der Krimiplot sich nach der Anfangsprämisse sehr langsam und sehr vorhersehbar entwickelt.
„Schneeweißchen und Rosentot“ ist als Mainstream- und Frauenliteratur sicher nicht ohne Verdienste, aber als Kriminalroman ist es ein ziemlicher Langweiler.
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Cornelia Read: Schneeweißchen und Rosentot
(übersetzt von Sophie Zeitz)
dtv, 2008
432 Seiten
14,90 Euro
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Originalausgabe
A field of darkness
Warner Books, 2006
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Hinweise
Cornelia Read bloggt bei Naked Authors