TV-Tipp für den 1. Juni: Limbo

Mai 31, 2021

ARD, 22.50

Limbo (Deutschland 2019)

Regie: Tim Dünschede

Drehbuch: Anil Kizilbuga

TV-Premiere. Formal beeindruckender Uni-Abschlussfilm. Tim Dünschede erzählt die Geschichte ohne einen Schnitt. Dummerweise ist die Gangstergeschichte (es geht um eine Compliance-Managerin, die unsaubere Zahlungen entdeckt, einen Undercover-Polizisten, der ein Geldwäsche-Netzwerk enttarnen soll und um illegale Boxkämpfe) eine Ansammlung von Klischees, schlechten Entscheidungen und schlechten Dialogen.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Elisa Schlott, Tilman Strauß, Martin Semmelrogge, Christian Strasser, Matthias Herrmann, Steffen Wink

Hinweise

Homepage zum Film

Filmportal über „Limbo“

Moviepilot über „Limbo“

Wikipedia über „Limbo“

Meine Besprechung von Tim Dünschedes „Limbo“ (Deutschland 2019)


TV-Tipp für den 31. Mai: Michael Ciminos kritischer Blick auf Amerika

Mai 30, 2021

Arte, 22.05

Michael Ciminos kritischer Blick auf Amerika (Frankreich 2019)

Regie: Jean-Baptiste Thoret

Drehbuch: Jean-Baptiste Thoret

Mit seinem Debütfilm „Die Letzten beißen die Hunde“, dem mit fünf Oscars ausgezeichnetem Vietnam-Drama „Die durch die Hölle gehen“ und dem Western „Heaven’s Gate“ drehte Michael Cimino (1939 – 2016) hintereinander drei Klassiker. Dummerweise war „Heaven’s Gate“ 1980, nach seiner Premiere, auch ein gigantischer Flop. In den Reagan-Jahren wollten die Zuschauer andere Filme sehen. Außerdem haben lange, komplexe Filme es eh schwer in den USA (Ich sage nur „Es war einmal in Amerika“.). Danach war die Karriere von Cimino eigentlich vorbei. Trotzdem sind auch seine folgenden Filme „Im Jahr des Drachen“, „Der Sizilianer“, „24 Stunden in seiner Gewalt“ und „The Sunchaser“ (gut, der vielleicht am wenigsten) einen Blick wert.

Kernstück der heute erstmals im TV gezeigten Doku ist ein Roadtrip, den Regisseur Jean-Baptiste Thoret 2010 mit Michael Cimino durch den amerikanischen Westen unternahm und mit ihm über sein Leben, seine Filme und seine Sicht auf Amerika redete.

Davor, um 20.15 Uhr, zeigt Arte Ciminos Debüt „Die Letzten beißen die Hunde“. Danach solltet ihr dranbleiben. Denn um 23.00 Uhr läuft John Boormans kultiger SF-Film „Zardoz“ (mit Sean Connery).

Hinweise

Arte über die Doku (in der Mediathek bis zum 29. Juli 2021)

Rotten Tomatoes über Michael Cimino

Wikipedia über Michael Cimino (deutsch, englisch)


TV-Tipp für den 30. Mai: Nur eine Frau

Mai 29, 2021

HR, 20.15

Nur eine Frau (Deutschland 2019)

Regie: Sherry Hormann

Drehbuch: Florian Oeller

Beeindruckendes Biopic über die am 7. Februar 2005 in Berlin von ihrem Bruder erschossene Hatun Sürücü. Sie wurde von ihrer Familie ermordet, weil sie ein selbstbestimmtes Leben leben wollte.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Almina Bagriacik, Rauand Taleb, Meral Perin, Mürtüz Yolcu, Armin Wahedi, Aram Arami, Merve Aksoy, Mehmet Atesci, Jacob Matschenz, Lara Aylin Winkler, Idil Üner

Hinweise

Homepage zum Film

Filmportal über „Nur eine Frau“

Moviepilot über „Nur eine Frau“

Wikipedia über „Nur eine Frau“

Meine Besprechung von Sherry Hormanns „3096 Tage“ (Deutschland 2012)

Meine Besprechung von Sherry Hormanns „Nur eine Frau“ (Deutschland 2019)


TV-Tipp für den 29. Mai: Wild Tales – Jeder dreht mal durch!

Mai 28, 2021

3sat, 23.15

Wild Tales – Jeder dreht mal durch! (Relatos Salvajes, Argentinien/Spanien 2014)

Regie: Damián Szifrón

Drehbuch: Damián Szifrón

Es gibt diese Tage, an denen man einfach genug hat und zurückschlägt. Damián Szifrón erzählt in seinem argentinischen Kinohit sechs solcher Geschichte, die alle überzeugen und nicht nachgeahmt werden sollten. „Wild Tales“ ist ein großer Spaß, der viel zu selten im Fernsehen gezeigt wird.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Ricardo Darin, Dario Grandinetti, Oscar Martinez, Leonardo Sbaraglia, Érica Rivas, Rita Cortese, Julieta Zylberberg, Maria Marull, Mónica Villa, César Bordón, Walter Donado, Ricardo Darín, Nancy Dupláa, María Onetto, Alan Daicz, Osmar Núnez, German de Silva, Diego Gentile

Hinweise

Moviepilot über „Wild Tales“

Metacritic über „Wild Tales“

Rotten Tomatoes über „Wild Tales“

Wikipedia über „Wild Tales“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Damián Szifróns „Wild Tales – Jeder dreht mal durch!“ (Relatos Salvajes, Argentinien/Spanien 2014)


TV-Tipp für den 28. Mai: Das Phänomen „Blade Runner“

Mai 27, 2021

Arte, 21.50

Das Phänomen „Blade Runner“ (Deutschland 2020)

Regie: Boris Hars-Tschachotin

Drehbuch: Boris Hars-Tschachotin

Aktuell ist Arte der Sender für gehaltvolle Kino-Dokus. Heute gibt es eine brandneue, fast einstündige, informative Doku über einen bahnbrechenden Science-Fiction-Film.

Hinweise

Arte über „Das Phänomen ‚Blade Runner’“ (bis 26. Juni 2021 in der Mediathek)

Wikipedia über „Blade Runner“ (deutsch, englisch) und das Blade-Runner-Franchise

Meine Besprechung von Michael Green/Mike Johnson/Andrés Guinaldos „Blade Runner 2019: Los Angeles“ (Blade Runner 2019 # 1- 4, 2020)

Meine Besprechung von Michael Green/Mike Johnson/Andrés Guinaldos „Blade Runner 2019: Off-World – Jenseits der Erde (Band 2)“ (Blade Runner 2019 # 5 – 8, 2020)


TV-Tipp für den 27. Mai: Another Day of Life

Mai 26, 2021

Arte, 23.35

Another Day of Life (Another Day of Life, Polen/Spanien/Belgien/Deutschland 2018)

Regie: Raúl de la Fuente, Damian Nenow

Drehbuch: Raúl de la Fuente, David Weber, Amaia Remirez

LV: Ryszard Kapuscinski: Jeszcze dzień życia, 1976 (Wieder ein Tag Leben)

TV-Premiere. Äußerst gelungene und sehenswerte Mischung aus Dokumentar- (weniger) und Animationsfilm (mehr, viel mehr), der die Erlebnisse des polnischen Journalisten Ryszard Kapuscinski 1975 in Angola schildert. Damals tobte dort ein äußerst blutig und rücksichtslos geführten Bürgerkrieg um die Unabhängigkeit des Landes. Unzählige Kriegsparteien bekämpften sich und die Weltmächte fochten dort einen weiteren Stellvertreterkrieg aus.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Another Day of Life“

Rotten Tomatoes über „Another Day of Life“

Wikipedia über „Another Day of Life“

Meine Besprechung von Raúl de la Fuente/Damian Nenows „Another Day of Life“ (Another Day of Life, Polen/Spanien/Belgien/Deutschland 2018)


Ausgezeichnete Bücher: der Wolfe- und Hammett-Gewinner „Der gekaufte Tod“ von Stephen Mack Jones

Mai 26, 2021

Ausgezeichnet mit dem Wolfe- und dem Hammett-Award. Für den Shamus-Award war „Der gekaufte Tod“ als bestes Krimidebüt nominiert. Diese Preise verraten Krimifans, dass Stephen Mack Jones einen Privatdetektivkrimi geschrieben hat und angesichts der vorherigen mit dem Shamus-, Hammett- und Wolfe-Award ausgezeichneten Krimis dürfte es sich um ein gutes Buch handeln.

Die Story selbst erinnert auf den ersten Blick an unzählige andere Privatdetektivkrimis: Ich-Erzähler August Snow wird von der vermögenden Privatbankbesitzerin Eleanore Paget gebeten, herauszufinden, wer ihr Leben und ihre Bank bedroht. Kurz darauf ist sie tot. Snow, von Schuldgefühlen geplagt, weil er ihre Ängste für unbegründet hielt, beginnt herumzuschnüffeln. Und er entdeckt, was der gestandene Krimifan erwartet: etliche Familiengeheimnisse, einige davon tödlich, illegale Geschäfte, Verbindungen zum Organisierten Verbrechen und ein FBI, das sich für Paget und ihre Bank interessiert.

Aber wie Stephen Mack Jones diese Geschichte erzählt und wie er dabei die Regeln des Genres achtet, die Klassiker zitiert und in die Gegenwart überträgt, ist dann überaus gelungen. Natürlich ist August Snow als Privatdetektiv (auch wenn er in „Der gekaufte Tod“ ohne Lizenz als Amateurdetektiv ermittelt) ein Kind von Sam Spade, Philip Marlowe, Lew Archer, etwas Mike Hammer und Spenser. Er ist Anfang Dreißig, Kriegsveteran, Ex-Polizist (weil seine Entlassung problematisch war, wurde ihm der Abschied mit 12 Millionen Dollar versüßt), Single, hat einige hilfreiche Freunde (teils bei der Polizei, teils nicht) und, jetzt kommen wir zum modernen Teil, er ist tief in seiner Community verwurzelt. Bei Snow ist es Mexicantown, der Teil von Detroit, in dem Mexikaner und Afroamerikaner leben. Sein Vater, ein Polizist, war Afroamerikaner,. Seine Mutter, eine Malerin, war Mexikanerin. Nach seiner Entlassung und einer einjährigen Weltreise lebt Snow jetzt wieder in seinem Elternhaus. Mit seinem Entlassunggeld hat er in der Straße schon einige Häuser gekauft und renoviert. Er ist ein Teil dieser Gemeinschaft und er passt auf sie auf.

Snows Erfinder, Stephen Mack Jones, hat seinen Dashiell Hammett, Raymond Chandler, Ross MacDonald, Mickey Spillane und Robert B. Parker gelesen; um nur einige zu nennen, um nur die zu nennen, die allgemeim bekannt sein dürften und um ein elend langes nur den Rezensenten befriedigendes Name-Dropping zu vermeiden. Jones hat auch George Pelecanos gelesen. Genau wie Pelecanos taucht er tief in die Stadt, in der die Geschichte spielt, ein. Oft hatte ich den Eindruck, eine Mischung aus Reiseführer in die schmuddeligen Ecken Detroits und Sozialreportage zu lesen. Wie Pelecanos thematisiert Jones die sozioökonomischen Verwerfungen in den USA, die Armut, den Rassismus, die alltägliche Gewalt (schon vor dem Tod von Paget verlässt Snow seine Wohnung normalerweise mit einer Pistole in der Hand) und den Alltag der Menschen, die täglich um ihr Überleben kämpfen müssen.

Im Gegensatz zu Pelecanos entwirft Jones allerdings viel stärker die Utopie einer Gesellschaft, in der Menschen sich helfen und über Klassen-, Rassen- und Gendergrenzen hinwegblicken. In den Momenten wird Snow zu einem helfendem Engel, der eine Gemeinschaft aufbaut, die niemanden ausgrenzt. Das ist einerseits ein uralter US-Mythos, andererseits – der Roman wurde im Original 2017 veröffentlicht – ein Gegenentwurft zum Trump-Amerika.

Der gekaufte Tod“ ist ein Privatdetektivkrimi, der seine Vorbilder kennt, die Tradition behutsam weiterentwickelt und dabei dem Alltag und den Beziehungen des Helden viel Raum gibt. Das geht dann, zugegeben, etwas auf Kosten des Krimiplots. Für etwas Nachbarschaftsarbeit lässt Snow den Mordfall Paget immer wieder links liegen.

In den USA erschien Anfang Mai der dritte Kriminalroman mit August Snow. Für Nachschub ist also gesorgt.

Stephen Mack Jones: Der gekaufte Tod – Ein Detroit-Krimi

(übersetzt von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann)

Tropen/J. G. Cotta’sche Buchhandlung 2021

368 Seiten

17 Euro

Originalausgabe

August Snow

Soho Press, New York 2017

Hinweise

Homepage von Stephen Mack Jones

Thrilling Detective über August Snow


TV-Tipp für den 26. Mai: Der Kanal

Mai 25, 2021

Arte, 23.05

Der Kanal (Kanal, Polen 1957)

Regie: Andrzej Wajda

Drehbuch: Jerzy Stefan Stawinski (nach seiner gleichnamigen Erzählung)

Warschau, 1944: Nach einem gescheiterten Aufstand gegen die Deutschen versuchen einige Männer und Frauen durch die Kanalisation aus der Stadt fliehen.

Seit Ewigkeiten nicht mehr gezeigter zweiter Spielfilm von Andrzej Wajda, für den er in Cannes den Regiepreis erhielt. Danach drehte er „Asche und Diamant“, „Der Mann aus Marmor“, „Der Mann aus Eisen“, „Danton“, „Eine Liebe in Deutschland“ und „Korczak“.

Nach der angekündigten Länge könnte Arte die auch in der DDR gezeigte Originalfassung zeigen. In Deutschland lief der Film in einer um sieben Minuten gekürzten Fassung.

mit Wienczyslaw Glinski, Teresa Izewska, Tadeusz Janczar, Emil Karewicz, Wladyslaw Sheybal

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Der Kanal“

Wikipedia über „Der Kanal“ (deutsch, englisch)


Cover der Woche

Mai 25, 2021


TV-Tipp für den 25. Mai: James Bond 007: Inn tödlicher Mission

Mai 24, 2021

Nitro, 20.15

James Bond: In tödlicher Mission (For your eyes only, Großbritannien 1981)

Regie: John Glen

Drehbuch: Richard Maibaum, Michael G. Wilson

LV: Ian Fleming: For you eyes only, 1960 (Für Sie persönlich, Kurzgeschichte), Risico, 1960 (Riskante Geschäfte, Kurzgeschichte)

James Bond sucht im Mittelmeer ein verschwundenes Gerät zur Steuerung der U-Boot-Flotte, das ATAC. Es wurde von dem griechischen Millionär Kristatos geklaut, der es an die Sowjets verkaufen will.

Einer der besseren Roger-Moore-Bonds. „Variety“ hielt „In tödlicher Mission“ sogar für einen der durchgehend erfreulichsten aller bis dahin gedrehten zwölf Bond-Filme. Andere Kritiker meinten, es sei ein Remake von „Im Geheimdienst ihrer Majestät“ (Hm.) und eine einzige Verfolgungsjagd (Gut!) mit viel Werbung (Schlecht!). Jedenfalls kam diese Mischung dem Talent von John Glen entgegen und Roger Moore bewältigte seine Arbeit mit der Hilfe von fast fünfzig Stuntmännern.

Mit Roger Moore, Carole Bouquet, Julian Glover, Chaim Topol, Lois Maxwell, Desmond Llewelyn

Hinweise

Rotten Tomatoes über “James Bond: In tödlicher Mission”

Wikipedia über “James Bond: In tödlicher Mission” (deutsch, englisch)

Homepage von Ian Fleming

Meine Besprechung von Ian Flemings ersten drei James-Bond-Romane “Casino Royale”, “Leben und sterben lassen” und “Moonraker”

Meine Besprechung von John Gardners “James Bond – Kernschmelze” (James Bond – Licence Renewed, 1981; alter deutscher Titel “Countdown für die Ewigkeit”)

Meine Besprechung von John Gardners „James Bond – Der Mann von Barbarossa“ (James Bond – The Man from Barbarossa, 1991)

Meine Besprechung von Sebastian Faulks’ James-Bond-Roman „Der Tod ist nur der Anfang“ (Devil may care, 2008)

Meine Besprechung von Jeffery Deavers James-Bond-Roman “Carte Blanche” (Carte Blanche, 2011)

Meine Besprechung von William Boyds James-Bond-Roman “Solo” (Solo, 2013)

Meine Besprechung von Anthony Horowitz’ “James Bond: Trigger Mortis – Der Finger Gottes” (James Bond: Trigger Mortis, 2015)

Meine Besprechung von Anthony Horowitz‘ „James Bond – Ewig und ein Tag“ (James Bond – Forever and a day, 2018)

Meine Besprechung der TV-Miniserie „Fleming – Der Mann, der Bond wurde“ (Fleming, Großbritannien 2014)

Meine Besprechung von Sam Mendes’ James-Bond-Films „Skyfall“ (Skyfall, GB/USA 2012)

Meine Besprechung von Sam Mendes’ James-Bond-Film “Spectre” (Spectre, USA/GB 2015)

Meine Besprechung von Danny Morgensterns „Unnützes James Bond Wissen“ (2020)

James Bond in der Kriminalakte

Ian Fleming in der Kriminalakte


Tahar Ben Jelloun ist „Schlaflos“

Mai 24, 2021

Warum er seine Mutter tötet, erfahren wir nicht. Aber der Mord verhilft dem namenlosen Erzähler in Tahar Ben Jellouns neuem Roman „Schlaflos“, seinem ersten komischen Roman (Jelloun über das Buch), zu einem friedlichen und ruhigen Schlaf. Bis dahin litt er an Schlaflosigkeit.

Diese schlaffördernde Wirkung hält ein Jahr an. Danach muss er wieder töten und weil der in Marokko lebende Drehbuchautor kein Unmensch ist, tötet er bevorzugt Menschen, die sowieso bald sterben werden. Er beschleunige ihren Tod nur ein wenig. Das sagt er sich. Außerdem tötet er vor allem böse Menschen. Weniger aus moralischen, sondern vor allem aus schlaffördernden Erwägungen. Denn je böser sein Opfer ist, umso mehr friedliche Schlafstunden verschafft es ihm. Wenn er dagegen einen netten oder auch nur harmlosen Menschen umbringt, hat das keine schlaffördernde Wirkung.

Der 1947 geborene Jelloun ist der bedeutendste Vertreter der französischsprachigen Literatur aus dem Maghreb. Zu seinen Werken zählen „Sohn ihres Vaters“, „Die Nacht der Unschuld“, „Das Schweigen des Lichts“, „Die Früchte der Wut“, „Papa, was ist ein Fremder?“, „Papa, was ist der Islam?“ und „Arabischer Frühling“.

Er erhielt den Prix Goncourt, den International IMPAC Dublin Literary Award und, 2011, den Erich-Maria-Remarque-Friedenspreis. Bis jetzt fiel er nicht als Krimiautor auf. Wobei „Schlaflos“ auch kein normaler Wer-ist-der-Mörder-Rätselkrimi, sondern ein autobiographisch inspirierter schwarzhumoriger Noir ist.

Er leidet, und damit beginnt und endet die autobiographische Inspiration, selbst an Schlaflosigkeit. Er fragt sich, wie es ihm gelingen könne, wie andere Menschen ruhig eine Nacht durchzuschlafen. Das ist auch eine Frage, die der Ich-Erzähler immer wieder seinen Opfern und anderen Menschen stellt. Bei seinen Recherchen bemerkte Jelloun, das Menschen, die böse Taten vollbringen, keine Schlafprobleme haben. Jedenfalls scheinen staatliche Henker, Drogenhändler und Pädophile keine Probleme mit einem gesunden, erholsamen und ruhigen Nachtschlaf zu haben.

Da bekommt die Idee eines Schlafkontos, oder Schlafkreditpunkte, wie der Ich-Erzähler seine Stunden ruhigen Schlafs nach einem Mord nennt, einen gewissen Charme. Je böser der Mensch ist, desto mehr Schlaf gibt es. Danach war seine Mutter eine ziemlich böse Frau. Seine anderen Opfer sind auch oft Menschen, über deren Tod niemand besonders traurig ist. Im Gegenteil: man betrachtet ihren Tod als eine Art höhere Gerechtigkeit.

Jelloun hat einen Serienmörder erfunden, der seine Taten ohne missionarischen Eifer und ohne den Hauch eines schlechten Gewissens ausübt. Er tötet wie andere Menschen Schlaftabletten nehmen. Dummerweise ähnelt er mit seinen Taten und seinen Gewissensbissen dann den bösen Menschen, die er tötet. Gleichzeitig entsteht durch seine Morde ein Bild der marrokanischen Gesellschaft.

Schlaflos“ ist, spätestens wenn man beginnt über die Taten des Schlaflosen und ihre Implikationen nachzudenken, ein intellektuelles und vielschichtiges Lesevergnügen für eine schlaflose Nacht und auch jede andere Tageszeit. Die Methode, mit der der Erzähler seine Schlaflosigkeit bekämpft, ist allerdings nicht zur Nachahmung empfohlen. Auch wegen des Endes.

Tahar Ben Jelloun: Schlaflos

(übersetzt von Christiane Kayser)

Polar Verlag, 2021

216 Seiten

20 Euro

Originalausgabe

L’insomniaque

Édiions Gallimard, Paris, 2019

Hinweise

Wikipedia über Tahar Ben Jelloun (deutsch, englisch, französisch)

 


TV-Tipp für den 24. Mai: Kagemusha – Der Schatten des Kriegers

Mai 23, 2021

Arte, 20.15

Kagemusha – Der Schatten des Kriegers (Kagemusha, Japan 1980)

Regie: Akira Kurosawa

Drehbuch: Akira Kurosawa, Masato Ide

Japan, 1572: Der erfolgreiche und gefürchtete Kriegsherr Fürst Shingen Takeda (Tatsuya Nakadai) wird in einer Schlacht durch einen Schuss tödlich verletzt. Vor seinem Tod verfügt er, dass ein namenloser Dieb (ebenfalls Tatsuya Nakadai) für die nächsten drei Jahre seinen Platz einnehmen soll. Der Dieb übernimmt die Rolle als ‚Kagemusha‘ (Schattenkrieger). Er muss, unterstützt von einigen Vertrauten des Fürsten, Freund und Feind täuschen.

Seit Ewigkeiten nicht mehr gezeigtes Quasi-Spätwerk von Akira Kurosawa. Bis zu seinem Tod am 6. September 1998 drehte der am 23. März 1910 geborene Kurosawa noch vier hochgelobte Filme. Aber als „Kagemusha“ Film in Cannes gezeigt wurde und dort die Goldene Palme erhielt, war es Kurosawas erster Film nach einer fünfjährigen Pause, seine bekanntesten Werke (wie „Rashomon“, „Die sieben Samurai“ und „Yojimbo“) lagen schon Jahre zurück und niemand dachte ernsthaft, dass Kurosawa noch mehrere Filme inszenieren würde.

Kagemusha“ ist ein künstlerischer Erfolg, der beim Ansehen auch immer wieder eine dröge Angelegenheit ist. Es gibt keine Identifikationsfiguren. Die Geschichte ist immer wieder rätselhaft. Viele, lange Szenen werden, wie Bühnenbilder, ungeschnitten und ohne eine einzige Kamerabewegung präsentiert, was das erzählerische Gewicht auf die Dialoge legt und zeigt, wie starr, unbeweglich und überholt die Herrschaft des Hauses Takeda ist. Die Schlachten und ihre Folgen sind in optisch überwältigenden Bildern inszeniert. Es sind wunderschön alptraumhafte Gemälde. Die aus „Die sieben Samurai“ bekannte Dynamik und klare Struktur der Kämpfe fehlt. In „Kagemusha“ wird der Verlauf der Schlacht, also wer gegen wen mit welcher Strategie kämpft und welche Soldaten zu welcher Truppe gehören, nie klar. Die japanischen Zwischentitel, die über das Kampfgeschehen aufklären könnten, wurden aus unerfindlichen Gründen nicht ins Deutsche übersetzt. So sind die Schlachten nur noch ebenso farbenprächtige wie sinnlose Massaker. Und natürlich bleiben dem westlichen Betrachter die historischen und kulturellen Hintergründe verborgen. Denn „Kagemusha“ basiert, mehr oder weniger, auf wahren Ereignissen.

Insofern ist „Kagemusha“ nicht so mitreisend wie „Die sieben Samurai“ und „Rashomon“. Sehenswert ist das Drama trotzdem.

Eine zeitgenössische Einschätzung: „mit Sicherheit einer der außergewöhnlichsten und besten Filme des Jahres 1980“ (Fischer Film Almanach 1981)

mit Tatsuya Nakadai, Kenichi Hagiwara, Kota Yui, Hideji Otaki, Hideo Murata, Takayuki Shiho

Wiederholung: Donnerstag, 27. Mai, 13.45 Uhr

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Kagemusha“

Wikipedia über „Kagemusha“ (deutsch, englisch)


TV-Tipp für den 23. Mai: Der seltsame Fall des Benjamin Button

Mai 22, 2021

RTL II, 20.15

Der seltsame Fall des Benjamin Button (The curious Case of Benjamin Button, USA 2008)

Regie: David Fincher

Drehbuch: Eric Roth

LV: F. Scott Fitzgerald: The curious Case of Benjamin Button, 1922 (Kurzgeschichte)

Wie alle Menschen altert Benjamin Button. Allerdings wird er nicht älter, sondern jünger.

Prächtiges Ausstattungskino mit prominenter Besetzung, basierend auf einer Kurzgeschichte, die zu einem gut dreistündigem Film wurde.

mit Brad Pitt, Cate Blanchett, Taraji P. Henson, Julia Ormond, Jason Flemyng, Elias Koteas, Tilda Swinton, Jared Harris, Elle Fanning, Mahershala Ali (im Film als Mahershalhashbaz Ali)

Wiederholung: Montag, 24. Mai, 01.55 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Der seltsame Fall des Benjamin Button“

Wikipedia über „Der seltsame Fall des Benjamin Button“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von David Finchers “Verblendung” (The Girl with the Dragon Tattoo, USA 2011)

Meine Besprechung von David Finchers „Gone Girl – Das perfekte Opfer“ (Gone Girl, USA 2014)

David Fincher in der Kriminalakte


TV-Tipp für den 22. Mai: Deadpool

Mai 21, 2021

Pro7, 20.15

Deadpool (Deadpool, USA 2016)

Regie: Tim Miller

Drehbuch: Rhett Reese, Paul Wernick

LV: Charakter von Rob Liefeld und Fabian Nicieza

Wade Wilson sagt, dass „Deadpool“ der beste Superheldenfilm aller Zeiten ist und dass man, wenn man nur einen Superheldenfilm sehen will, „Deadpool“ sehen muss.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Ryan Reynolds, Morena Baccarin, Ed Skrein, T. J. Miller, Gina Carano, Brianna Hildebrand, Leslie Uggams, Stan Lee (sein Cameo)

Wiederholung: Sonntag, 23. Mai, 22.25 Uhr (dann wahrscheinlich ungeschnitten. Denn „Deadpool“ ist ein FSK-16-Film)

Hinweise

Moviepilot über „Deadpool“

Metacritic über „Deadpool“

Rotten Tomatoes über „Deadpool“

Wikipedia über Deadpool  und über „Deadpool“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Victor Gischler (Autor)/Bong Dazo (Zeichner): Deadpool – Der Söldner mit der großen Klappe: Kopfsprung (Band 1 von 2) (Deadpool: Merc with a Mouth 1 – 6: Headtrip, 2009/2010)

Meine Besprechung von Victor Gischler (Autor)/Bong Dazo (Zeichner)/Kyle Baker (Zeichner): Deadpool – Der Söldner mit der großen Klappe (Band 2 von 2) (Deadpool: Merc with a Mouth 7: Are you there? It’s me, Deadpool; Deadpool: Marc with a Mouth 8 – 15: Next Stop: Zombieville, 2010)

Meine Besprechung von Daniel Way (Autor)/ Shawn Crystal (Zeichner)/Paco Medina (Zeichner): Deadpool 1 (Deadpool 13/14: Wave of Mutilation; Deadpool 15: Want you to want me, Part 1: The complete idiot’s guide to metaphers, 2009)

Meine Besprechung von Duane Swierczynski (Autor)/Jason Pearson (Zeichner): Deadpool: Weiber, Wummen & Wade Wilson! (Sonderband 1) (Deadpool: Wade Wilson’s War, Vol. 1 – 4, 2010)

Meine Besprechung von Victor Gischler (Autor)/Rob Liefeld/Whilce Portacio/Philip Bond/Paco Medina/Kyle Baker (Zeichner) „Deadpool Corps (Deadpool Sonderband 2)“(Prelude to Deadpool Corps, Vol. 1 – 5, März 2010)

Meine Besprechung von Victor Gischler (Autor)/Rob Liefeld/Marat Mychaels (Zeichner) “Deadpool Corps 2 (Deadpool Sonderband 3)” (Deadpool Corps 1 – 6, Juni 2010 – November 2010)

Meine Besprechung von Victor Gischler (Autor)Rob Liefeld/Marat Mychaels (Zeichner) “Deadpool Corps 3: You say you want a Revolution (Deadpool Sonderband 4)” (Deadpool Corps 7 – 12: You say you want a Revolution (Part 1 – Part 6), Dezember 2010 – Mai 2011)

Meine Besprechung von Duane Swierczynski (Autor)/Leandro Fernandez (Zeichner): Deadpool: Das Film-Special (X-Men Origins: Deadpool: The Major Motion Picture, 2010)

Meine Besprechung von Cullen Bunn/Ramon Rosanas „Night of the Living Deadpool“ (Night of the Living Deadpool # 1 – 4, März 2014 – Mai 2014)

Meine Besprechung von Cullen Bunn/Nik Virellas „Return of the Living Deadpool“ (Return of the Living Deadpool # 1 – 4, April 2015 – Juli 2015)

Meine Besprechung von „Deadpool: Greatest Hits – Die Deadpool-Anthologie“ (2016, Sammelband mit vielen Deadpool-Geschichten)

Meine Besprechung von Mike Benson/Adam Glass/Laurence Campbells „Deadpool Pulp“ (Deadpool Pulp 1 – 4, 2010/2011)

Meine Besprechung von Tim Millers „Deadpool“ (Deadpool, USA 2016)

Meine Besprehung von David Leitchs „Deadpool 2“ (Deadpool 2, USA 2018)

Meine Besprechung von Tim Millers „Terminator: Dark Fate“ (Terminator: Dark Fate, USA 2019)


TV-Tipp für den 21. Mai: Der Mann, der zu viel wusste

Mai 20, 2021

One, 21.00

Der Mann, der zuviel wusste (The man who knew to much, USA 1956)

Regie: Alfred Hitchcock

Drehbuch: John Michael Hayes, Angus McPhail (ungenannt)

Eigentlich wollten die McKennas nur einen schönen Marokko-Urlaub verbringen. Aber dann erfahren sie von einer Verschwörung und ihr Sohn wird entführt.

Hitchcocks äußerst gelungenes Remake von seinem gleichnamigen Film aus dem Jahr 1934: mit einem größeren Budget, in Farbe und einer erträglichen Doris Day. Höhepunkt ist die zehnminütige Konzertszene in der Royal Albert Hall, deren Höhepunkt – während eines Beckenschlages – ein Schuss auf den Botschafter ist.

Mit James Stewart, Doris Day, Daniel Gélin, Brenda de Banzie, Bernard Miles, Ralph Truman, Reggie Maldar

Wiederholung: Samstag, 22. Mai, 00.25 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Rotten Tomatoes über “Der Mann, der zuviel wusste”

Wikipedia über „Der Mann, der zuviel wusste“ (deutsch, englisch) und über Alfred Hitchcock (deutsch, englisch)

Senses of Cinema (Ken Mogg) über Alfred Hitchcock

Meine Besprechung von „Alfred Hitchcock präsentiert – Teil 1“

Meine Besprechung von „Alfred Hitchcock präsentiert – Teil 2“

Meine Besprechung von „Alfred Hitchcock zeigt – Teil 1“

Meine Besprechung von „Alfred Hitchcock zeigt – Teil 2″

Meine Besprechung von Alfred Hitchcocks “Mr. und Mrs. Smith” (Mr. and Mrs. Smith, USA 1941)

Meine Besprechung von Thilo Wydras “Alfred Hitchcock”

Alfred Hitchcock in der Kriminalakte

Meine Besprechung von Robert V. Galluzzos “Psycho Legacy” (The Psycho Legacy, USA 2010 – eine sehenswerte Doku über die “Psycho”-Filme mit Anthony Perkins, mit vielen Stunden informativem Bonusmaterial)

Meine Besprechung von Stephen Rebellos “Hitchcock und die Geschichte von ‘Psycho’” (Alfred Hitchcock and the Making of ‘Psycho’, 1990)

Meine Besprechung von Sacha Gervasis Biopic “Hitchcock” (Hitchcock, USA 2012)

Meine Besprechung von Henry Keazors (Hrsg.) “Hitchcock und die Künste” (2013)


TV-Tipp für den 20. Mai: James Bond 007: GoldenEye

Mai 19, 2021

Vox, 20.15

James Bond: GoldenEye (GoldenEye, Großbritannien 1995)

Regie: Martin Campbell

Drehbuch: Michael France, Jeffrey Caine

LV: Charakter von Ian Fleming

Buch zum Film: John Gardner: GoldenEye, 1995 (GoldenEye)

General Ourumov (Gottfried John) und Xenia (Famke Janssen), die zur Geheimorganisation „Janus“ gehören, haben sich den Zugang zu Weltraumsatelliten verschafft und damit können sie alles kontrollieren. James Bond soll das Schlimmste verhindern und bei seiner Hatz nach den Verbrechern trifft er auch auf einen alten Bekannten.

Erster Auftritt von Pierce Brosnan als Agent mit der Lizenz zum Töten. Für Bond-Fans eine etwas lang geratene, aber unterhaltsame Tour durch die bisherigen Bond-Filme. Finanziell war der Actionfilm unglaublich erfolgreich, – obwohl Brosnan der (wir reden Prä-Daniel-Craig!) in diesem Film der stilloseste Bond aller Zeiten war: unrasiert (!!) und schwitzend (!!!). DAS wäre den anderen niemals passiert.

Thriller-Autor John Gardner (u. a. schrieb er einen Gegententwurf zu Bond: die Boysie-Oakes-Serie über einen sehr unheldischen Geheimagenten) schrieb ab 1981 auf Wunsch der Fleming-Erben die Abenteuer von James Bond fort und hier das Buch zum Film.

Anschließend, um 23.00 Uhr, lässt Vox Roger Moore „Im Angesicht des Todes“ als James Bond um die Welt reisen.

mit Pierce Brosnan, Sean Bean, Izabella Scorupco, Famke Janssen (die Bond in die Zange nimmt), Judi Dench (als M bezeichnet sie ihn als „Relikt aus dem Kalten Krieg“), Gottfried John, Joe Don Baker (mal wieder dabei, inzwischen auf der Seite der Guten), Robbie Coltrane, Samantha Bond, Desmond Llewelyn, Tcheky Karyo, Michael Kitchen

Hinweise

Rotten Tomatoes über „GoldenEye“

Wikipedia über „GoldenEye“ (deutsch, englisch)

Homepage von Ian Fleming

Meine Besprechung von Ian Flemings ersten drei James-Bond-Romane “Casino Royale”, “Leben und sterben lassen” und “Moonraker”

Meine Besprechung von John Gardners “James Bond – Kernschmelze” (James Bond – Licence Renewed, 1981; alter deutscher Titel “Countdown für die Ewigkeit”)

Meine Besprechung von John Gardners „James Bond – Der Mann von Barbarossa“ (James Bond – The Man from Barbarossa, 1991)

Meine Besprechung von Sebastian Faulks’ James-Bond-Roman „Der Tod ist nur der Anfang“ (Devil may care, 2008)

Meine Besprechung von Jeffery Deavers James-Bond-Roman “Carte Blanche” (Carte Blanche, 2011)

Meine Besprechung von William Boyds James-Bond-Roman “Solo” (Solo, 2013)

Meine Besprechung von Anthony Horowitz’ “James Bond: Trigger Mortis – Der Finger Gottes” (James Bond: Trigger Mortis, 2015)

Meine Besprechung von Anthony Horowitz‘ „James Bond – Ewig und ein Tag“ (James Bond – Forever and a day, 2018)

Meine Besprechung der TV-Miniserie „Fleming – Der Mann, der Bond wurde“ (Fleming, Großbritannien 2014)

Meine Besprechung von Sam Mendes’ James-Bond-Films „Skyfall“ (Skyfall, GB/USA 2012)

Meine Besprechung von Sam Mendes’ James-Bond-Film “Spectre” (Spectre, USA/GB 2015)

Meine Besprechung von Danny Morgensterns „Unnützes James Bond Wissen“ (2020)

James Bond in der Kriminalakte

Ian Fleming in der Kriminalakte


TV-Tipp für den 19. Mai: The Rider

Mai 18, 2021

Für alle, die den Neowestern vor einigen Tagen verpassten; zur Einstimmung gibt es vorher, um 20.15 Uhr, Ken Loachs „Ich, Daniel Blake“ und, um 21.50 Uhr die „Es war einmal…“-Doku dazu.

Arte, 22.45

The Rider (The Rider (USA 2017)

Regie: Chloé Zhao

Drehbuch: Chloé Zhao

Quasi-dokumentarischer Spielfilm über den jungen Rodeoreiter Brady Blackburn (Brady Jandreau), der nach einem Unfall nicht mehr Rodeo reiten darf und seinen Versuchen, sich damit zu arrangieren.

Chloé Zhao, die vor wenigen Tagen für ihren neuen Film „Nomadland“ unter anderem den Oscar als bester Spiefilm und für die beste Regie erhielt (der deutsche Kinostart ist noch unklar), erzählt in ihrem vorherigen Film mit Laiendarstellern, die sich letztendlich selbst spielen, vom deprimierend trostlosen Leben im US-amerikanischen Hinterland. Da ist, bis auf die leinwandfüllenden Sonnenuntergänge, alles deprimierend trostlos. Vom Mythos des Rodeoreiters, den Sam Peckinpah schon in „Junior Bonner“ entmystifizierte und dem Brady und seine Freunde wie einer Religion anhängen, bleibt nichts mehr übrig.

Dank der Schauspieler, den leinwandfüllenden Bildern, Zhaos geduldigem Einlassen auf die Laiendarsteller und ihr Leben und ihrem sie, ihr Leben und ihre Ansichten nie verurteilendem Blick ist der Neo-Western „The Rider“ ein aufbauender, zutiefst humanistischer Film.

mit Brady Jandreau, Lilly Jandreau, Tim Jandreau, Lane Scott, Cat Clifford, Terri Dawn Pourier

Hinweise

Rotten Tomatoes über „The Rider“

Wikipedia über „The Rider“ (deutsch, englisch)


Cover der Woche

Mai 18, 2021

Meine aktuelle Lektüre, zwischen George Orwell („Farm der Tiere“ und „1984“ sind als Graphic Novels und in neuen Übersetzungen erschienen; die beiden Romane sind natürlich jenseits jeder Kritik, aber kann das auch über die Übersetzungen gesagt werden?) und den Besprechungen von Stephen Mack Jones‘ „Der gekaufte Tod – Ein Detroit-Krimi“ (in dem ein neuer ‚Privatdetektiv‘ ermittelt) und Tahar Ben Jellouns „Schlaflos“ (aber der Erzähler findet eine todsichere Methode, wie er ruhig schlafen kann). Zwei tolle Krimis.

Aber zuerst steht noch ein anderes Projekt ganz oben auf meiner To-Do-Liste.


TV-Tipp für den 18. Mai: La Belle Saison – Eine Sommerliebe

Mai 17, 2021

WDR, 23.40

La belle saison – Eine Sommerliebe (La belle saison, Frankreich/Belgien 2015)

Regie: Catherine Corsini

Drehbuch: Catherine Corsini, Laurette Polmanss

1971 trifft die 23-jährige Delphine in Paris die Aktivistin Carole. Sie verlieben sich ineinander. Aber dann muss Delphine zurück auf den Hof ihrer Eltern. Carole folgt ihr in eine für sie vollkommen fremde Welt.

Wunderschöne, politisch grundierte Sommerromanze, die auch viel über die frühen Siebziger Jahre in Frankreich erzählt

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Cécile de France, Izïa Higelin, Noémi Lvovsky, Kévin Azais, Laetitia Dosch, Benjamin Bellecour

Hinweise

Moviepilot über „La belle saison“

Rotten Tomatoes über „La belle saison“

Wikipedia über „La belle saison“ (deutsch, englisch, französisch)

Meine Besprechung von Catherine Orsinis „La belle saison – Eine Sommerliebe“ (La belle saison, Frankreich/Belgien 2015) und der Blu-ray


Magisch verhext? „Mit Abstand!“. „Die Flüsse von London“ haben jetzt „Wassergras“

Mai 17, 2021

Einmal Gegenwart. Einmal zurück in die Vergangenheit, als Detective Constable Peter Grant noch nicht bei der Londoner Metropolitan Police war und seine Eltern noch nicht wussten, dass sie jemals einen Sohn bekommen würden. Wahrscheinlich, weil sie damals noch nicht geboren waren oder, wenn doch, irgendwo zwischen Kinderspielplatz und Erstem Schuljahr herumtobten.

In „Mit Abstand!“ geht es zurück in das Kriegsjahr 1943 und in den Oktober 1957. Es ist der siebte Comicband mit magischen Abenteuern um Peter Grant. Sein Erfinder Ben Aaronovitch schrieb zuerst Romane um den jungen schwarzen Polizisten. Seinen ersten Auftritt hatte er 2011 in dem Roman „Die Flüsse von London“ (Rivers of London). In dem Fantasy-Kriminalroman trifft er Thomas Nightingale. Nightingale ist kein normaler Polizist, sondern ein Magier und Leiter der „Einheit für spezielle Analysen“ (vulgo: frag nicht und lass uns in Ruhe). Die Einheit kämpft gegen übersinnliche Wesen, Zauberer, Geister undsoweiter. Nightingale, der letzte Zauberer Englands, nimmt Grant unter seine Fittiche und fortan erlebt Zaubererlehrling Grant unglaubliche Abenteuer.

Die Romane sind Beststeller. Seit 2015 erscheinen Comicabenteuer mit Grant und seinen Freunden, die neue Geschichten erzählen. Diese werden normalerweise von Aaronovitch und Andrew Cartmel geschrieben. Bis jetzt stand immer Grant im Mittelpunkt der Geschichten und sie spielten in der Gegenwart.

Durch den Tod von Angus Strallen erinnert sich Nightingale in „Mit Abstand!“ an ihre gemeinsamen Abenteuer. Aber anstatt sie Grant zu erzählen, lässt er ihn ins Archiv gehen.

Das erste Mal begegnen Nightinggale und Angus Strallen sich während des Zweiten Weltkriegs. Nightingale kann mit seinen magischen Kräften einen Flugzeugangriff abwehren.

1957 treffen sie sich wieder. Strallen ist inzwischen Constabulary von Cumberland und Westmoreland. Er hat Professor Uwe Fischer verfolgt. Fischer kämpfte im Krieg auf der Seite der Deutschen. Inzwischen arbeitet er in dem Atomkraftwerk Windscale, hat eine hohe Sicherheitsfreigabe und Strallen hält ihn für einen Serienfrauenmörder. Und einen Zauberer.

In „Wassergras“, dem davor erschienenem“Die Flüsse von London“-Comic, jagen Grant und Nightingale eine Angst und Schrecken verbreitende, geheimnisvolle Drogenhändlerin, die sich Hoodette nennt. Weil sie eine Droge verkauft, die auf magische Weise hergestellt wurde, ist es ein Fall für ihre Einheit. Eine solche Droge hat auch andere Nebenwirkungen als eine normale Droge.

Beide Geschichten sind höchst unterhaltsame Ergänzungen zu den vorherigen Geschichten. In „Mit Abstand!“ ist der historische Hintergrund interessant und, zum tieferen Verständnis der Geschichte, wichtig. Deshalb gibt es im Anhang ausführliche Texte zu Jasper Maskelyne, dem britischen Magier, der Hitlers Armee täuschte (wobei auch auf den umstrittenen Wahrheitsgehalt seiner Ausführungen hingewiesen wird), Bluthunde und deren einzigartige Spürnase, die Atomanlage Windscale (heute Sellafield) und das atomare Wettrüsten in der Nachkriegszeit.

Wassergras“ und „Mit Abstand!“ sind zwei unterhaltsame Fantasy-Comics, denen allerdings die Sprachgewalt der Romane fehlt.

Ben Aaronovitch/Andrew Cartmel/Lee Sullivan/Luis Guerrero/Paulina Vassileva: Die Flüsse von London: Wassergras (Band 6)

(übersetzt von Kerstin Fricke)

Panini, 2020

120 Seiten

17 Euro

Originalausgabe

Rivers of London: Water Weed

Titan Comics, 2018

Ben Aaronovitch/Andrew Cartmel/Brian Williamson/Stefani Renne: Die Flüsse von London: Mit Abstand! (Band 7)

(übersetzt von Kerstin Fricke)

Panini, 2021

132 Seiten

17 Euro

Originalausgabe

Rivers of London: Action at Distance

Titan Comics, 2020

Hinweise

Homepage von Ben Aaronovitch

dtv über Ben Aaronovitch

Blog von Andrew Cartmel

Wikipedia über Ben Aaronovitch (deutsch, englisch) und Andrew Cartmel

Meine Besprechung von Ben Aaronovitchs „Schwarzer Mond über Soho“ (Moon over Soho, 2011)

Mein Besprechung von Ben Aaronivitchs „Geister auf der Metropolitan Line“ (The furthest station, 2017)

Meine Besprechung von Ben Aaronovitch/Andrew Cartmel/Lee Sullivan/Luis Guerreros „Die Flüsse von London: Autowahn“ (Rivers of London: Body Work, 2016)

Meine Besprechung von Ben Aaronovitch/Andrew Cartmel/Lee Sullivan/Luis Guerrero: Die Flüsse von London – Die Nachthexe (Rivers of London: Night Witch, 2016)

Meine Besprechung von Ben Aaronovitch/Andrew Cartmel/Christoper Jones/Marco Leskos „Doctor Who – Der siebte Doctor: Tanz auf dem Vulkan“ (Doctor Who – The Seventh Doctor: Operation Volcano, 2018)


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