TV-Tipp für den 31. März: Friedhof der Kuscheltiere

März 31, 2019

Weil die Neuverfilmung am Donnerstag in unseren Kinos startet

RTL II, 22.30

Friedhof der Kuscheltiere (Pet Sematary, USA 1989)

Regie: Mary Lambert

Drehbuch: Stephen King

LV: Stephen King: Pet Sematary, 1983 (Friedhof der Kuscheltiere)

Zuerst vergräbt der Familienvater die tote Hauskatze auf einer indianischen Grabstätte. Sie kehrt lebendig, aber leicht verändert zurück. Danach vergräbt er seinen bei einem Autounfall verstorbenen Sohn.

An der Kinokasse erfolgreicher Horrorfilm, der inzwischen allgemein zu den besten King-Verfilmungen gezählt wird.

Zwei Jahre später drehte Lambert eine ziemlich überflüssige Fortsetzung.

Zeitgenössische Kritiker waren vom „Friedhof der Kuscheltiere“ nicht so begeistert: „Grelle Effekte und schockende Grausamkeiten, statt psychologisch stimmigen Schreckens.“ (Fischer Film Almanach 1990) „enttäuschend, weil sie nach der behäbig-sorgfältige gestalteten Exposition den eher sanften Schrecken der Vorlage mit den genre-üblichen grellen Effekten überzeichnet.“ (Lexikon des internationalen Films) „ein weiterer Beweis dafür, dass die Verfilmungen der King-Romane immer ein ganzes Stück der Qualität des literarischen Originals hinterherhinken.“ (

mit Dale Midkiff, Fred Gwynne, Denise Crosby, Brad Greenquist, Michael Lombard, Stephen King

Wiederholung: Montag, 1. April, 02.10 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Metacritic über „Friedhof der Kuscheltiere

Rotten Tomatoes über „Friedhof der Kuscheltiere“

Wikipedia über „Friedhof der Kuscheltiere“ (deutsch, englisch)

Homepage von Stephen King

Mein Porträt zu Stephen Kings Geburtstag

Meine Besprechung von Stephen Kings/Richard Bachmans „Qual“ (Blaze, 2007)

Meine Besprechung von Stephen Kings „Nachgelassene Dinge“ (The things they left behind) in Ed McBains „Die hohe Kunst des Mordens“ (Transgressions, 2005)

Meine Besprechung von Stephen Kings „Colorado Kid“ (The Colorado Kid, 2005)

Meine Besprechung von Joe Hill/Stephen King/Richard Mathesons „Road Rage“ (Road Rage, 2012)

Meine Besprechung der auf Stephen Kings Novelle “The Colorado Kid” basierenden TV-Serie “Haven”

Meine Besprechung von Kimberly Peirces Stephen-King-Verfilmung “Carrie” (Carrie, USA 2013)

Meine Besprechung von Tod Williams‘ Stephen-King-Verfilmung „Puls“ (Cell, USA 2016)

Meine Besprechung von Stephen Kings „Der dunkle Turm: Schwarz“ (The Dark Tower: The Gunslinger, 1982) und von Nikolaj Arcels Romanverfilmung „Der dunkle Turm“ (The dark Tower, USA 2017)

Meine Besprechung von Andy Muschiettis „Es“ (It, USA 2017)

Stephen King in der Kriminalakte, in seinem Trailer-Park und auf Europa-Tour

Die Vorlage

Stephen King: Friedhof der Kuscheltiere

(übersetzt von Christel Wiemken)

Heyne, 2019 (Filmausgabe)

608 Seiten

10,99 Euro

Die sehenswerte Neuverfilmung, ab Donnerstag im Kino


TV-Tipp für den 30. März: Die Blechtrommel

März 30, 2019

Weil Volker Schlöndorff am Sonntag wieder ein Jahr nicht jünger wird und er dieses Jahr sogar einen runden Geburtstag feiert (was alle anderen TV-Sender ignorieren [Pfui!])

RBB, 22.50

Die Blechtrommel (Deutschland/Frankreich 1979)

Regie: Volker Schlöndorff

Drehbuch: Volker Schlöndorff, Jean-Claude Carrière, Franz Seitz, Günther Grass (Dialogbearbeitung)

LV: Günter Grass: Die Blechtrommel, 1959

Die Geschichte von Blechtrommler Oskar Matzerath, der am 12. September 1927 als Dreijähriger beschließt, nicht weiter zu wachsen.

Ein Klassiker des deutschen Films, ausgezeichnet, u. a., mit der Goldenen Palme in Cannes und dem Oscar als bester ausländischer Film und ein Kassenerfolg.

Mit David Bennent, Mario Adorf, Angela Winkler, Daniel Olbrychski, Katharina Thalbach, Heinz Bennent, Andrea Ferréol, Fritz Hakl, Ernst Jacobi, Otto Sander, Charles Aznavour

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Die Blechtrommel“

Wikipedia über „Die Blechtrommel“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Volker Schlöndorffs „Rückkehr nach Montauk“ (Deutschland 2017)


Neu im Kino/Filmkritik: „Beach Bum“ Moondog, glücklich beduselt in Florida

März 29, 2019

Moondog ist der ultimative Abhänger. Vor Ewigkeiten schrieb er ein erfolgreiches Buch mit Gedichten. Später heiratete er die vermögende Minnie (Isla Fisher), die ihn bedingungslos liebt, mit ihm eine inzwischen 22-jährige Tochter hat und ihn finanziell durchfüttert. Dabei braucht Moondog nicht viel. Er lebt auf einem Hausboot, was in Florida nicht ungewöhnlich ist. Er konsumiert die Drogen, die schon die Beatniks in rauen Mengen genossen. Er hat Affären mit anderen Frauen. Und er torkelt fröhlich bekifft, das Leben genießend, über die Strandpromenade.

Diesen Mann verkörpert Matthew McConaughey als einen grenzdebilen, immer freundlichen und allseits toleranten Freigeist, der die Anforderungen der Konsumgesellschaft nonchalant ignoriert. Und der dabei, wegen des Vermögens seiner Frau, hemmungslos von ihr profitiert. Er ist ein Schnorrer, Faulenzer und Kiffer. Er verkörpert nicht das philosophische Gegenmodell zum Kapitalismus. Er ist ein zu Gefühlen unfähiger Parasit, dessen Rechnungen im Zweifelsfall immer von Minnie bezahlt werden.

Harmony Korine idolisiert diesen Menschen in seinem neuen Film „Beach Bum“. Mit ihm kehrt er, sieben Jahre seinem letzten Film, dem erfolgreichen „Spring Breakers“, zurück in den Sunshine State. Wieder hat er kein Interesse am konventionellen Erzählen einer Geschichte. Er ignoriert all die bekannten Drehbuchregeln. Wieder glorifiziert er den Lebensstil seiner in rauen Mengen Drogen konsumierenden Charaktere. Unklar ist dabei, ob es sich nicht vielleicht doch um eine sehr versteckte und subtile Art der Kritik am US-Lebensstil handeln könnte.

Beach Bum“ ist, mit einigen Nebencharakteren, eine Charakterstudie über einen Mann, der keine Lust hat, sich zu verändern und die Studie eines fröhlichen Stillstands. Das was Korine als Handlung anbietet, ist weniger als nichts. So soll Moondog nach dem von ihm mitverschuldetem Tod seiner Frau nur dann sein Erbe erhalten, wenn er sein lange geplantes neues Buch endlich vollendet. Das führt dazu, dass Korine in der zweiten Filmhäfte einige Male Moondog an verschiedenen Orten mit einer alten mechanischen Schreibmaschine zeigt. Dann haut der Poet fröhlich bekifft, fotogen am Strand sitzend, in die Tasten. Dass er dabei irgendetwas verwertbares herstellt, erscheint unwahrscheinlich. Und dass dieser Vollzeitkiffer jetzt noch irgendeinen bemerkenswerten Gedanken formuliert, erscheint unmöglich. Denn während des gesamten Films hat Moondog zwar eine klare und eindeutige Haltung zum Leben, aber dass er in der Lage ist, diese in Poesie zu überführen, wird noch nicht einmal angedeutet. Es wird nur von seiner Frau, seinen Freunden und seinem Manager behauptet, dass er früher einmal ein großer Poet war.

Heute hat der Aussteiger noch nicht einmal die Energie, um sich dem uramerikanischen Leistungsprinzip zu verweigern. Das wäre zu viel Aktivität. Dazu müsste er eine Haltung dazu entwickeln, ein Ziel haben und es verfolgen. Stattdessen trinkt und kifft er sich, wie ein Haustier, einfach durch den Tag. Den nächsten und den übernächsten.

Weil ein Tag wie der andere ist und weil Moondog keine Entwicklung durchmacht und Minnies Tod keinerlei Auswirkung auf sein Leben hat, könnten die Erlebnisse von Moondog auch in irgendeiner anderen Reihenfolge gezeigt werden.

Dieser Moondog ist nämlich eine Person ohne Geheimnisse. Entsprechend schnell weiß man alles über ihn und die Komödie erscheint, trotz schöner Bilder, witziger Szenen, Starauftritten und einer mit etwas über neunzig Minuten (mit Abspann) kurzen Laufzeit ziemlich lang.

Harmony Korine: „Ich wollte etwas machen, das einen in Hochstimmung versetzt und völlig respektlos ist. Es soll die Menschen auf den Humor und die Poesie des Lebens einstimmen, man soll eine Weile eintauchen können in einen durch und durch aberwitzigen Trip. Die Welt ist so dunkel und ernst und pedantisch geworden. Ich finde, es ist erfrischend, einem unangepassten Hallodri zu folgen, einem Typ, dem Regeln völlig egal sind, jemandem, der total abgefahren ist, aber einen gleichzeitig mit seinem Charme sofort für sich einnimmt. Die Geschichte mag einem albern erscheinen, aber es geht um echte Menschen und Menschlichkeit.

Im Herzen ist Moondog immer jung geblieben. Er hat jedes Hindernis, das das Leben vor einem aufstellen kann, bezwungen. Am Ende des Tages reicht es ihm, high zu sein, anders zu sein als die Anderen und so viele Frauen und Drinks wie möglich zu haben. Es macht ihm Spaß, andere Leute auf die Palme zu bringen. Die Geschichte von Moondog ist wie eine perverse Jimmy-Buffett-Ballade. Er ist der Held einer modernen Stoner-Rock-Erzählung. In der heutigen Welt kommt uns das wie Fantasy vor. Dieser Typ sagt einfach:,Fickt Euch alle! Ich lasse meine Füße in den Sand baumeln, trinke und genieße das Leben.‘ Für ihn ist es, als würde er seine Poesie jetzt nicht mehr schreiben, sondern einfach nur noch ausleben.

Für mich ist er die Strandversion eines Cheech-und-Chong-Films.“

Isla Fisher: „’Beach Bum‘ ist wie ein Gedicht ohne Pointe.“

Beach Bum (The Beach Bum, USA 2019)

Regie: Harmony Korine

Drehbuch: Harmony Korine

mit Matthew McConaughey, Isla Fisher, Snoop Dog, Zac Efron, Jonah Hill, Martin Lawrence, Stefania LaVie Owen, Jimmy Buffett

Länge: 95 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Beach Bum“

Metacritic über „Beach Bum“

Rotten Tomatoes über „Beach Bum“

Wikipedia über „Beach Bum“

Meine Besprechung von Harmony Korines „Spring Breakers“ (Spring Breakers, USA/Frankreich 2012)


TV-Tipp für den 29. März: The A-Team

März 29, 2019

Pro7, 20.15

Das A-Team (The A-Team, USA 2010)

Regie: Joe Carnahan

Drehbuch: Joe Carnahan, Skip Wood, Brian Bloom

Eine Gruppe von unschuldig verurteilten Elite-Soldaten, das A-Team, will seine Unschuld beweisen und verursacht dabei beträchtliche Kollateralschäden.

Die kurzweilige Kinoversion der gleichnamigen 80er-Jahre-Serie „Das A-Team“ ist natürlich in jeder Beziehung einige Nummern größer als das Original und passt sich den zeitgenössischen Sehgewohnheiten an.

Joe Carnahan, der zuvor den düsteren Cop-Thriller „Narc“ und das krachige Jungskino „Smokin’ Aces“ inszenierte, nahm den Job an, weil er mit seinen beiden anderen Projekten, dem Pablo-Escobar-Biopic „Killing Pablo“ und der James-Ellroy-Verfilmung „White Jazz“, nicht weiterkam. „Das A-Team“ richtet sich, wenig überraschend, vor allem an die „Smokin’ Aces“-Fans.

Ebenfalls wenig überraschend ist, dass „Das A-Team“ jahrelang in Hollywood entwickelt wurde und wahrscheinlich jeder bekannte Regisseur und Schauspieler irgendwann im Gespräch war.

Mit Liam Neeson arbeitete Joe Carnahan auch bei seinem nächsten Film “The Grey – Unter Wölfen” zusammen.

mit Liam Neeson, Bradley Cooper, Jessica Biel, Quinton ‘Rampage’ Jackson, Sharlto Copley, Patrick Wilson, Gerald McRaney

Wiederholung: Samstag, 30. März, 00.55 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Das A-Team“

Wikipedia über „Das A-Team“ (deutsch, englisch)

IndieLondon: Interview mit Joe Carnahan (kurz, nach der Premiere in London)

Meine Besprechung von Joe Carnahans “The Grey – Unter Wölfen” (The Grey, USA 2012)


Neu im Kino/Filmkritik: Robert Redford, „Ein Gauner & Gentleman“

März 28, 2019

Vor dem Kinostart sagte Robert Redford, dass „Ein Gauner & Gentleman“ sein letzter Film sein werde. Danach wolle der 82-jährige in den wohlverdienten Ruhestand gehen. Inzwischen ist er sich anscheinend nicht mehr so sicher, ob David Lowerys warmherzige Gaunerkomödie „Ein Gauner & Gentleman“ wirklich sein letzter Film sein soll.

David Lowery, der Redford bereits in seinem Kinderfilm „Elliot, der Drache“ inszenierte, erzählt die Geschichte von Forrest Tucker, einem notorischen Bankräuber, der inzwischen ein alter, aber immer noch junggebliebener Gentleman ist. Er ist ein Berufsverbrecher, der immer wieder in Haft saß, ausbrach und jetzt weiter Banken überfällt. Sein jüngster Überfall, dieses Mal in Dallas, lief wieder einmal so höflich und gesittet ab, dass wir unwillkürlich an „Out of Sight“ Jack Foley (George Clooney) denken müssen. Wobei es historisch korrekt wahrscheinlich umgekehrt war. Denn Tucker, den es wirklich gab, begann seine Verbrecher- und Ausbrecherkarriere 1936 als Fünfzehnjähriger und Lowerys Film spielt 1981. Der von Elmore Leonard erfundene Foley betrat erst später zuerst die literarische und dann die filmische Bühne.

Forrest Tucker war ein vollendeter Gentleman, der seine Verbrechen ohne Gewalt verübte. Den Revolver, den er dabei hatte, zeigte er niemals. Aber diese Angewohnheit erklärt den Originaltitel des Films, der auf der gleichnamigen „The New Yorker“-Reportage von David Grann basiert. Trotzdem ist der deutsche Titel „Ein Gauner & Gentleman“ viel zutreffender.

Als Gentleman hält Tucker auf seiner Flucht vor der Polizei selbstverständlich an, um einer Frau, die Probleme mit ihrem Auto hat, zu helfen. Auch wenn er keine Ahnung von Autos hat. Er unterhält sich mit Jewel (Sissy Spacek). Er fährt sie nach Hause und das ist der Beginn einer wundervollen, erwachsenen Beziehung, in der sich zwei Menschen redend näherkommen.

Diese Liebesgeschichte könnte sein Abschied vom Verbrecherleben sein, wenn er nicht ein Berufsverbrecher wäre, der einfach gerne das tut, was er tut. Also raubt er weiter Banken aus mit seinen Verbrecherkumpels, der „Over-the-Hill-Gang“. Sie besteht aus Teddy (Danny Glover) und Waller (Tom Waits). Der Musiker, dessen letzte CD 2011 erschien, und Ab-und-zu-Schauspieler wurde dafür aus seinem filmischen Ruhestand gezerrt.

Verfolgt werden sie über Landesgrenzen hinweg von Detective John Hunt. Casey Affleck liefert eine weitere feine, minimalistische Charakterstudie. Dieses Mal ist er unter dem Porno-Schnauzbart Tom-Selleck-Schnauzbart (Hunt ist ja ein ehrlicher Polizist) kaum erkennbar. In Lowerys vorherigem Film „A Ghost Story“ war er als stummer Geist mit einem Bettlaken über dem Kopf noch weniger erkennbar.

Diese Erzählstränge verknüpft David Lowery zu einer wunderschön entspannten Schnurre, einer Verbrecherballade, die einem auch am Lagerfeuer erzählt werden könnte. Denn früher, in diesem Fall 1981, ging alles langsamer. Nachrichten verbreiteten sich über Tage und Wochen von der einen Küste des Landes zur anderen. Falls überhaupt. Computer waren keine Alltagsgegenstände, sondern schrankgroße Geräte, die in Science-Fiction-Filmen riesige Hallen füllten. Ein Ermittler musste damals, nachdem er auf die abstruse Idee gekommen war, dass verschiedene Überfälle in verschiedenen Bundesstaaten miteinander zusammenhängen könnten, mühsam die Informationen über die Überfälle zusammentragen, immer wieder Ländergrenzen überschreiten, mit unterschiedlichen Gesetzgebungen kämpfen und in Archiven wühlen. Denn schon auf den ersten Blick klingt die Idee, dass ein Haufen alter Männer professionell Banken überfällt, ziemlich fantastisch.

Währenddessen hat Forrest Tucker viel Zeit, um mit seinen Kollegen weitere Überfälle zu planen und, vor allem, mit Jewel den Sonnenuntergang zu genießen.

Und wir können Robert Redford und Sissy Spacek dabei beobachten.

Es gibt wirklich schlechtere Möglichkeiten, seine Zeit zu verbringen.

Wenn Robert Redford jetzt wirklich keinen weiteren Film mehr dreht, ist „Ein Gauner & Gentleman“ eine rundum gelungene, angenehm nostalgische Abschiedsvorstellung, die noch einmal, mühelos und ohne erkennbare Anstrengung, die Karriere von Robert Reedford Revue passieren lässt.

Aber wie beginnt noch einmal Davd Granns Artikel über den sympathischen Bankräuber? „Forrest Tucker had a long career robbing banks, and he wasn’t willing to retire.“

Ein Gauner & Gentleman (The old man & the gun, USA 2018)

Regie: David Lowery

Drehbuch: David Lowery

LV: David Grann: The Old Man and the Gun (Reportage, The New Yorker, 27. Januar 2003)

mit Robert Redford, Sissy Spacek, Casey Affleck, Danny Glover, Tom Waits, Tika Sumpter, Keith Carradine, Isiah Whitlock Jr., John David Washington

Länge: 94 Minuten

FSK: ab 6 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Ein Gauner & Gentleman“

Metacritic über „Ein Gauner & Gentleman

Rotten Tomatoes über „Ein Gauner & Gentleman“

Wikipedia über „Ein Gauner & Gentleman“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von David Lowerys „Elliot, der Drache“ (Pete’s Dragon, USA 2016)

Meine Besprechung von David Lowerys „A Ghost Story“ (A Ghost Story, USA 2017)

Ein Gespräch mit David Lowery, Robert Redford und Sissy Spacek über den Film

Das Gespräch nach der TIFF-Premiere mit, mehr oder weniger, dem gesamten Cast

 


TV-Tipp für den 28. März: Like Father, like Son

März 28, 2019

RBB, 00.00

Like Father, like Son (Soshite chichi ni naru, Japan 2013)

Regie: Hirokazu Kore-eda

Drehbuch: Hirokazu Kore-eda

Was wäre, wenn dein Kind bei der Geburt vertauscht worden wäre? Und was würdest du tun? Das muss sich der statusbewusste Architekt Ryota Nonomiya fragen, als er erfährt, dass genau das vor sechs Jahren geschehen ist.

Hirokazu Kore-eda erhielt für „Like Father, like Son“ in Cannes den Preis der Jury und das ist verständlich. Ruhig und aus Ryotas Perspektive erzählt er von diesem Dilemma. Dabei bleiben die Sympathien für den egoistischen Ryota, der das Kind vor allem als Statussymbol braucht, überschaubar. Aber die angesprochenen Fragen sind universell und Hirokazu Kore-eda behandelt sie auch angemessen komplex in einer scheinbar einfachen Geschichte über zwei gegensätzliche Familien und ihre Kinder in einer Gesellschaft, in der – wenn so ein Fehler entdeckt wird – die Kinder einfach wieder ausgetauscht werden. Adoptionen sind dagegen selten.

Ein sehenswerter Film.

mit Masaharu Fukuyama, Machiko Ono, Keita Ninomiya, Lily Franky, Yoko Maki, Shogen Hwang

Hinweise
Deutsche Homepage zum Film
Film-Zeit über „Like Father, like Son“
Moviepilot über „Like Father, like Son“
Metacritic über „Like Father, like Son“
Rotten Tomatoes über „Like Father, like Son“
Wikipedia über „Like Father, like Son“

Meine Besprechung von Hirokazu Kore-edas „Like Father, like Son“ (Soshite chichi ni naru, Japan 2013)

Meine Besprechung von Hirokazu Kore-edas „Unsere kleine Schwester“ (Umimachi Diary, Japan 2015)

Meine Besprechung von Hirokazu Kore-edas „Shoplifters – Familienbande“ (Manbiki Kazoku, Japan 2018)


DVD-Kritik: Das eindrucksvolle Marie-Colvin-Biopic „A private war“ und die filmergänzende Doku „Under the Wire“

März 27, 2019

I have to go. I must see what is going on.“ (Marie Colvin)

Am 22. Februar 2012 starb die Journalistin Marie Colvin in Homs.

In dem Moment war die am 12. Januar 1956 in Oyster Bay, New York, geborene Kriegsreporterin bereits eine Legende. Sie berichtete in den Jahrzehnten vor ihrem Tod von ungefähr jedem Kriegsschauplatz. Oft von Orten, an die sich in dem Moment kein anderer Journalist mehr wagte. Wie Homs in Syrien. Als sie für die in London erscheinende „Sunday Times“ aus Homs berichtete, wurde die Stadt systematisch von al-Assads Armee bombardiert. Auf Zivilisten oder Journalisten wurde keine Rücksicht genommen.

Davor war sie, wie wir am Beginn von „A private War“, erfahren 2001 in Sri Lanka. Dort wurde sie von einer Granate schwer verletzt. Seitdem trug sie über ihrem linken Auge eine schwarze Augenklappe. Daran konnte man sie überall auf den ersten Blick erkennen. Außerdem trug sie in Kriegsgebieten immer einen La Perla Büstenhalter.

In seinem Spielfilmdebüt „A private war“ porträtiert Matthew Heineman die Journalistin in den elf Jahren vor ihrem Tod. Von seinen Dokumentarfilmen ist vor allem „Cartel Land“ über den Drogenschmuggel an der mexikanisch-amerikanischen Grenze bekannt. Quasi dokumentarisch porträtiert er jetzt auch Marie Colvin. Das beginnt mit den vielen langen Einstellungen und endet mit dem Ansatz, viel zu zeigen und wenig zu erklären. So war Colvin Alkoholikerin, litt an einer postraumatischen Belastungsstörung (PTSD) und sie war ein wahrer Sturkopf, der sich nur wohl fühlte, wenn Kugeln um sie herumschwirrten. Sie war ein echter ‚Charakter‘ (Type klingt da zu nett-verschroben).

Über Colvins Leben vor dem Filmbeginn erfahren wir nichts. Heineman und sein Drehbuchautor Arash Amel bemühen sich auch nicht, zu erklären, warum Colvin zu dieser Person wurde, die wir in „A private War“ durch die halbe Welt begleiten. Sie beobachten nur, wie Rosamund Pike sie spielt und wie Marie Colvin auf verschiedene Situationen in London, Sri Lanka, Irak, Afghanistan, Libyen und Syrien reagiert.

Das ist die Stärke von „A private war“, der ihr über elf Jahre beruflich und privat folgt und so auch eine Chronik der Konfliktherde der vergangenen Jahrzehnte wird.

Ascot Elite veröffentlichte Matthew Heinemans eindrucksvollen Spielfilm auf DVD und Blu-ray zusammen mit der spielfilmlangen Dokumentation „Under the Wire“ (2018) von Christopher Martin. Die Doku konzentriert sich auf die Ereignisse in Homs und Colvins langjähriger Fotograf Paul Conroy, der sie auch nach Homs begleitete, kommt ausführlich zu Wort. Die sehenswerte Dokumentation ist eine sehr gelungene Ergänzung zu dem Spielfilm über Marie Colvin.

A private War (A private War, USA/Großbritannien 2018)

Regie: Matthew Heineman

Drehbuch: Arash Amel

LV: Marie Brenner: Marie Colvin’s Private War (Reportage, Vanity Fair, August 2012)

mit Rosamund Pike, Jamie Dornan, Tom Hollander, Stanley Tucci

Länge: 110 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Under the Wire (Unter the Wire, Großbritannien 2018)

Regie: Christopher Martin

Drehbuch: Christopher Martin

LV: Paul Conroy: Under the Wire: Marie Colvin’s Final Assignment, 2013

Der Film „A private War“ und die Doku „Under the Wire“ erschienen bei Ascot-Elite als VoD, DVD und Blu-ray.

Hinweise

Ascot-Elite über den Film

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „A private War“ und „Under the Wire“

Metacritic über „A private War“ und „Under the Wire“

Rotten Tomatoes über „A private War“ und „Under the Wire“

Wikipedia über „A private War“ und Marie Colvin (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Matthew Heinemans „Cartel Land (Cartel Land, USA/Mexiko 2015) (doofer TV-Titel: Die Gesetzlosen – Bürgerwehren gegen Drogenbosse)


„Die Nachthexe“ besucht „Die Flüsse von London“

März 27, 2019

Peter Grant, Polizist bei der Londoner Polizei und angehender Magier im Folly, der Spezialabteilung für magische Ereignisse, ist zurück in der Comicform. Denn Grant-Erfinder Ben Aaronovitch schreibt inzwischen nicht nur Romane mit dem sympathischen Ermittler, sondern auch Comics.

In „Die Nachthexe“, dem zweiten „Die Flüsse von London“-Comic, erzählt Ben Aaronovitch, wieder mit Co-Autor Andrew Cartmel, Zeichner Lee Sullivan und Colorist Luis Guerrero, die Geschichte einer Entführung. Die Tochter des russischen Oligarchen Yakunin ist verschwunden. Ihre Mutter behauptet, dass ihr Kind von einem Leshy, einem Waldgeist, entführt wurde.

Aber Grant ist überzeugt, dass es keinen Leshy gibt. Jedenfalls nicht in England. Und dass diese Entführung eine sehr diesseitige Erklärung hat.

Zur gleichen Zeit verschwindet sein Lehrmeister und Vorgesetzter Nightingale und eine geheimnisvolle Frau mit Maske taucht auf.

Während ich bei dem ersten „Die Flüsse von London“-Comic „Autowahn“ noch bedauerte, dass in der Geistergeschichte der Aaronovitch-Sound aus den Romane fehlt, kann das über „Die Nachthexe“ nicht gesagt werden. Denn die Geschichte kommt fast ohne Geister und übersinnliche Erscheinungen aus. So ist „Die Nachthexe“ eine langsam anlaufende Entführungsgeschichte mit einem Twist. Die ‚magischen Ereignisse‘ sind hier Beiwerk in einer spannenden Kriminalgeschichte.

Den vollen Aaronovitch-Sound gibt es dann wieder in seinem nächsten Peter-Grant-Roman.

Ben Aaronovitch/Andrew Cartmel/Lee Sullivan/Luis Guerrero: Die Flüsse von London – Die Nachthexe

(übersetzt von Kerstin Fricke)

Panini, 2019

140 Seiten

17 Euro

Originalausgabe

Rivers of London: Night Witch

Titan Comics, 2016

Demnächst

Der nächste Roman von Ben Aaronovitch in seiner „Die Flüsse von London“-Romanserie erscheint Ende Mai.

Die Story: Nach seiner Demaskierung verfolgt der gesichtslose Magier einen Plan, der London in den Abgrund stürzen könnte (Brexit???). Um das zu verhindern, muss Grant Mr. Punch, den mörderischen Geist des Aufruhrs und der Rebellion kontaktieren.

Ben Aaronovitch: Die Glocke von Whitechapel

(übersetzt von Christine Blum)

dtv, 2019

416 Seiten

10,95 Euro

(angekündigt für 24. Mai 2019)

Druckfrisch

Co-Autor Andrew Cartmel schrieb Drehbücher für „Doctor Who“ und „Casuality“. 2016 erschien sein erster Kriminalroman mit dem Vinyl-Detektiv. „The Vinyl Detective – Written in Dead Wax“ ist jetzt auf Deutsch als „Murder Swing“ erschienen.

In dem Krimi soll der in London lebende Detektiv (selbstverständlich ein Ich-Erzähler) für einen anonymen Auftraggeber eine sehr wertvolle LP findet. Es handelt sich um eine in den Fünfzigern von einem kurzlebigen kalifornischen Jazz-Label produzierte LP. Auf seiner Suche nach der LP stolpert er über viele Leichen. Schnell vermutet er, dass es einen Zusammenhang zwischen den Morden und der LP gibt.

Die nächsten beiden Vinyl-Detektiv-Romane werden ebenfalls bei Suhrkamp erscheinen. Der vierte Roman mit dem Vinyl-Detektiv erscheint in England im Mai 2019, mit der Option auf eine Veröffentlichung bei Suhrkamp.

Andrew Cartmel: Murder Swing

(übersetzt von Susanna Mende)

Suhrkamp, 2019

528 Seiten

9,95 Euro

Originalausgabe

The Vinyl Detective – Written in Dead Wax

Titan Books, 2016

Hinweise

Homepage von Ben Aaronovitch

dtv über Ben Aaronovitch

Wikipedia über Ben Aaronovitch (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Ben Aaronovitchs „Schwarzer Mond über Soho“ (Moon over Soho, 2011)

Mein Besprechung von Ben Aaronivitchs „Geister auf der Metropolitan Line“ (The furthest station, 2017)

Meine Besprechung von Ben Aaronovitch/Andrew Cartmel/Lee Sullivan/Luis Guerreros „Die Flüsse von London: Autowahn“ (Rivers of London: Body Work, 2016)

Blog von Andrew Cartmel (der gerade auf einer Agatha-Christie-Lesetour über die Bücher schreibt und viele alte Christie-Buchcovers)


Doku-Tipp: Inspektor Columbo: Kult und Kindheitserinnerungen

März 27, 2019

Ich glaube, die Doku „Inspektor Columbo: Kult und Kindheitserinnerugnen“ (Frankreich 2015, Regie: Jean-Philippe Amar) habe ich noch nicht gesehen, aber schlecht kann sie nicht sein, weil: Arte, Peter Falk, Columbo.

 

 


TV-Tipp für den 27. März: Wo ist Rocky II?

März 27, 2019

Arte, 23.10

Wo ist Rocky II? (Where is Rocky II?, USA 2016)

Regie: Pierre Bismuth

Drehbuch: Pierre Bismuth, D. V. DeVincentis, Anthony Peckham (Segment „Monument One“)

TV-Premiere. 1976 schuf der US-Künstler Ed Ruscha einen künstlichen Felsen aus Kunstharz und versteckte ihn in der Mojave-Wüste zwischen all den echten Steinen. Im Werkkatalog des bekannten Pop-Art-Künstlers ist das Werk „Rocky II“ nicht gelistet. Aber es gibt eine kurze BBC-Dokumentation darüber. Als Konzeptkünstler Pierre Bismuth davon erfährt, ist seine Neugierde geweckt. Er heuert einen Privatdetektiv an. Er engagiert zwei Drehbuchautoren, die aus dem Stoff eine Filmgeschichte machen sollen. Er inszeniert die Drehbuchentwürfe von Anthony Peckham und D. V. DeVincentis. Und er inszenierte die Doku-Fiktion „Wo ist Rocky II?“, in der er unbekümmert die Grenzen zwischen Fakt, Fiktion und Metafiktion verschwimmen lässt – und wir nach dem Film darüber nachdenken können, ob ein Kunstwerk, das niemand kennt und das niemand sieht, ein Kunstwerk ist.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit (für „Monument One“) Robert Knepper, Milo Ventimiglia, Richard Edson, Barry O’Rourke, Tania Raymonde, Roger Guenveur Smith, Stephen Tobolowsky

und, als ’sie selbst‘ Michael Scott, Jim Ganzer, D. V. DeVincentis, Anthony Peckham, Mike White, Michael Govan, Philippe Vergne, Eli Broad, Connie Butler, Pierre Bismuth

auch bekannt als „Where is Rocky II?“ (Kinotitel)

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Moviepilot über „Where is Rocky II?“

Rotten Tomatoes über „Where is Rocky II?“ (noch keine Bewertung)

Wikipedia über Pierre Bismuth (deutsch, englisch) und Ed Ruscha (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Pierre Bismuths „Wo ist Rocky II?“ (Where is Rocky II?, USA 2016)


Cover der Woche

März 26, 2019


TV-Tipp für den 26. März: Shining

März 26, 2019

Einige Tage vor dem Kinostart der Stephen-King-Verfilmung „Friedhof der Kuscheltiere“ am 4. April gibt es einen echten King-Klassiker

Pro7 MAXX, 22.45

Shining (The Shining, Großbritannien 1980)

Regie: Stanley Kubrick

Drehbuch: Stanley Kubrick, Diane Johnson

LV: Stephen King: The Shining, 1977 (Shining)

Jack Nicholson läuft axtschwingend durch ein einsames Hotel – und wir können eine der besten Stephen King-Verfilmungen (auch wenn der Grandmaster mit Kubricks Version nicht zufrieden war und ihm eine Jahre später gedrehte, inzwischen vergessene TV-Fassung besser gefiel) genießen.

„Der Horrorfilm schlechthin.“ (Der Spiegel)

Mit Jack Nicholson, Shelley Duvall, Danny Lloyd, Scatman Crothers, Barry Nelson

HInweise

Rotten Tomatoes über „Shining“

Wikipedia über „Shining“ (deutsch, englisch)

Homepage von Stephen King

Mein Porträt zu Stephen Kings Geburtstag

Meine Besprechung von Stephen Kings/Richard Bachmans „Qual“ (Blaze, 2007)

Meine Besprechung von Stephen Kings „Nachgelassene Dinge“ (The things they left behind) in Ed McBains „Die hohe Kunst des Mordens“ (Transgressions, 2005)

Meine Besprechung von Stephen Kings „Colorado Kid“ (The Colorado Kid, 2005)

Meine Besprechung von Joe Hill/Stephen King/Richard Mathesons „Road Rage“ (Road Rage, 2012)

Meine Besprechung der auf Stephen Kings Novelle “The Colorado Kid” basierenden TV-Serie “Haven”

Meine Besprechung von Kimberly Peirces Stephen-King-Verfilmung “Carrie” (Carrie, USA 2013)

Meine Besprechung von Tod Williams‘ Stephen-King-Verfilmung „Puls“ (Cell, USA 2016)

Meine Besprechung von Stephen Kings „Der dunkle Turm: Schwarz“ (The Dark Tower: The Gunslinger, 1982) und von Nikolaj Arcels Romanverfilmung „Der dunkle Turm“ (The dark Tower, USA 2017)

Meine Besprechung von Andy Muschiettis „Es“ (It, USA 2017)

Stephen King in der Kriminalakte, in seinem Trailer-Park und auf Europa-Tour

Dieser fanmade Happy-Trailer sieht auch ganz schön creepy aus


R. i. P. Larry Cohen

März 25, 2019

R. i. P. Larry Cohen (15. Juli 1941, Manhattan, New York – 23. März 2019, Los Angeles, Kalifornien)

Der 1941 geborene Larry Cohen war spätestens seit den frühen siebziger Jahren als Drehbuchautor und Regisseur eine feste Größe im Genrekino. Vor allem von Thrillern, Kriminal- und Horrorfilmen. In seinen B-Pictures benutzte er das geringe Budget für teils ätzende Gesellschaftskritik und er spielte mit kollektiven Ängsten, ohne jemals im Verdacht zu stehen, Kino für das elitäre Bildungsbürgertum zu machen. Er machte keine Arthouse-Fime, sondern Genrefilme. Es sind Filme von einem Genreliebhaber für Genreliebhaber und immer intelligent genug für einige weitergehende Gedanken. Auch wenn nicht jeder Film gelungen ist.

Zu seinen Werken zählen, als Regisseur, „Black Caesar“ (die afroamerikanische Version des Gangsterfilms „Little Caesar“), „Hell up in Harlem“ und „It’s alive“ (ein Horrorfilm mit mehreren Fortsetzungen), und, nur als Drehbuchautor, „I, the Jury“ („Ich, der Richter“, eine Mike-Hammer-Verfilmung), „Maniac Cop“ (und die Fortsetzungen), „Guilty as Sin“ („Jenseits der Unschuld“, verfilmt von Sidney Lumet), „Phone Booth“ (Nicht auflegen!“, ein Mann in einer Telefonzelle) und „Cellular“ („Final Call – Wenn er auflegt, muss sie sterben“).

Am Samstag starb der 77-jährige in Los Angeles im Kreis seiner Freunde.

Nachrufe gibt es im The Hollywood Reporter, Variety, IndieWire, Slashfilm, Rolling Stone (US), A. V. Club, Roger Ebert, Filmstarts und Spiegel.

Mehr

Homepage von Larry Cohen

Wikipedia über Larry Cohen (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Larry Cohens „Ambulance“ (The Ambulance, USA 1989)


TV-Tipp für den 25. März: Weiblich, ledig, jung sucht…

März 25, 2019

Arte, 22.05

Weiblich, ledig, jung sucht… (Single White Female, USA 1992)

Regie: Barbet Schroeder

Drehbuch: Don Roos

LV: John Lutz: SWF seeks same; Single White Female, 1990 (Mitbewohnerin gesucht; Weiblich, ledig, jung sucht …)

Durchschnittlicher Thriller über die Freuden des WG-Lebens (besonders wenn die neue Mitbewohnerin eine besitzergreifende Psychopathin ist)

Fader Psychothriller, der (…) zu durchsichtig inszeniert (…), um auch nur ein Minimum an Spannung zu erzeugen.“ (Lexikon des internationalen Films)

mit Bridget Fonda, Jennifer Jason Leigh, Steven Weber, Peter Friedman

Wiederholung: Freitag, 29. März, 00.25 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Weiblich, ledig, jung sucht…“

Wikipedia über „Weiblich, ledig, jung sucht…“ (deutsch, englisch)

Homepage von John Lutz


TV-Tipp für den 24. März: Die Prinzessin von Montpensier

März 24, 2019

Weil RTL die Free-TV-Premiere von Brian Helgelands Gangster-Biopic „Legend“ (Großbritannien 2015) über die Kray-Zwillinge (Tom Hardy und Tom Hardy) erst um 1.00 Uhr nachts (nach Fußball und einer Datingshow) zeigt:

Arte, 20.15

Die Prinzessin von Montpensier (La princesse de Montpensier, Frankreich 2010)

Regie: Bertrand Tavernier

Drehbuch: Jean Cosmos, Francois-Olivier Rousseau, Bertrand Tavernier

LV: Madame de la Fayette: La Princesse de Montpensier,1662

Während des Glaubenskriegs in Frankreich zwischen Katholiken und Hugenotten wird Marie aus politischen Gründen mit dem Prinzen von Montpensier verheiratet. Aber sie liebt ihren Cousin.

Prächtiger Historienfilm von Bertrand Tavernier.

Diese Geschichte ist für Tavernier der dramaturgische Faden um ein episches Bild der damaligen Zeit zu zeichnen. Er zeigt, immer wieder, wie damals Politik mit Heiraten gemacht wurde, der ersten Nacht mit der Braut, von dem Zwiespalt zwischen Aberglaube, Religion und den Naturwissenschaften, welche Konventionen das Leben bestimmten und wie das Leben am Hof, auf dem Land war und auf dem Schlachtfeld war. Dabei erscheint das in dem Film gezeichnete Bild der Vergangenheit realistisch – und gleichzeitig ist es doch, dank der Inszenierung und der Musik von Philippe Sarde, ein sehr zeitgenössischer Film. Außerdem sind die in dem Film angesprochenen Themen heute teils immer noch, teils wieder aktuell. 

mit Mélanie Thierry, Lambert Wilson, Grégoire Leprince-Ringuet, Gaspard Ulliel, Raphael Personnaz

Wiederholung: Dienstag, 26. März, 13.55 Uhr

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Rotten Tomatoes Zeit über „Die Prinzessin von Montpensier“

Wikipedia über „Die Prinzessin von Montpensier“ (deutsch, englisch, französisch)

Meine Besprechung von Bertrand Taverniers „Der Uhrmacher von St. Paul (L’horloger de Saint-Paul, Frankreich 1974)

Meine Besprechung von Bertrand Taverniers „In the Electric Mist – Mord in Louisiana (In the Electric Mist, USA 2009)

Meine Besprechung von Bertrand Taverniers „Die Prinzessin von Montpensier“ (La Princesse de Montpensier, Frankreich 2010)

 


TV-Tipp für den 23. März: Columbo: Der Tote in der Heizdecke

März 23, 2019

Nitro, 22.55

Columbo: Der Tote in der Heizdecke (Columbo: It’s all in the game, USA 1993)

Regie: Vincent McEveety

Drehbuch: Peter Falk

Erfinder: Richard Levinson, William Link

Lauren (Faye Dunaway) bringt ihren fremdgehenden Liebhaber um und verschafft sich ein perfektes Alibi. Aber sie hat nicht mit Lieutenant Columbo gerechnet.

Eine ungewöhnliche Episode: Peter Falk schrieb das Drehbuch (sein einziges) und Faye Dunaway erweist sich als echte femme fatale, die Columbo so heftig umgarnt, dass der dabei anscheinend seine detektivischen Fähigkeiten verliert. Der Lohn waren drei Golden-Globe-Nominierungen und ein Emmy für Faye Dunaway.

„Der Tote in der Heizdecke“ gehört zu den besseren der späten Columbo-Fälle, die ab 1989, nach einer elfjährigen Pause, entstanden.

mit Peter Falk, Faye Dunaway, Claudia Christian, Armando Pucci, Bill Macy, John Finnegan

Hinweise

Wikipedia über „Columbo“ (deutsch, englisch)

Fernsehlexikon über “Columbo”

“Columbo”-Fanseite

Deutsche “Columbo”-Fanseite

Noch eine deutsche “Columbo”-Fanseite

TV Time Machine: Audiointerview mit Peter Falk und Mark Dawidziak

Mein Nachruf auf Peter Falk


TV-Tipp für den 22. März: Green Room

März 22, 2019

RTL II, 23.45

Green Room (Green Room, USA 2015)

Regie: Jeremy Saulnier

Drehbuch: Jeremy Saulnier

Wenn es dumm läuft: zuerst muss die Punkband „The Ain’t Rights“ irgendwo im nirgendwo von Oregon in einer Nazi-Kneipe ein Konzert geben. Der von ihnen gespielte Punk-Klassiker „Nazi Punks fuck off“ klärt die Fronten. Nach dem Konzert stolpern sie im Backstage-Bereich in einen Mord. Als Zeugen müssen sie schnell um ihr Leben kämpfen gegen die Nazis und den Kneipenchef, der das Problem ohne Polizei lösen will.

TV-Premiere. Top besetzter fieser kleiner Thriller.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Anton Yelchin, Imogen Poots, Patrick Stewart, Alia Shawkat, Joe Cole, Callum Turner, Mark Webber, Eric Edelstein, Macon Blair, Kai Lennox

Wiederholung: Sonntag, 24. März, 03.05 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Green Room“

Metacritic über „Green Room“

Rotten Tomatoes über „Green Room“

Wikipedia über „Green Room“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Jeremy Saulniers „Green Room“ (Green Room, USA 2015)


Neu im Kino/Filmkritik: „Iron Sky: The coming Race“, Dinos und einer taffen Frau

März 21, 2019

Vor sieben Jahren war „Iron Sky“ ein Spaß für die Freunde des gepflegten Trash: die Nazis leben auf der Rückseite des Mondes und jetzt wollen sie, zwecks Welteroberung, zurück auf die Erde. Finanziert wurde das SF-Abenteuer auch per Crowdfunding. Die Tricks waren für das bescheidene Budget spektakulär gelungen und, neben all den Witzen über Nazis, abstruse Verschwörungstheorien, durchgeknallte Politiker und den ganzen Rest, funktioniert „Iron Sky“ als Film.

Der Film war ein Erfolg. Laut Presseheft hatte „Iron Sky“ weltweit über fünfzig Millionen Zuschauer. In Deutschland sahen ihn im Kino über fünfhunderttausend Besucher und es wurden über fünfzigtausend Blu-rays verkauft. Und ich frage mich jetzt, welche Verschwörungstheorie es mit ‚fünf‘ oder ‚fünfzig‘ gibt. Eine Fortsetzung war schnell angekündigt und man hörte immer wieder, dass sie in Arbeit sei. Jetzt ist sie fertig.

Regisseur Timo Vuorensola ruhte sich nicht auf seinem Erfolg aus. Er erzählt nicht, wie man es von vielen Fortsetzungen kennt, einfach die Geschichte von „Iron Sky“ noch einmal. Nur größer und mit noch mehr Toten. Diese gehirnzellenschonende Möglichkeit hatten die „Iron Sky“-Macher sich mit dem Ende von „Iron Sky“ nämlich gründlich verbaut. In einem Nuklearkrieg, der die Erde unbewohnbar machte, vernichtete sich die Menschheit. Einige Menschen entkamen dem Weltuntergang. Sie flüchteten, wie uns am Anfang von „Iron Sky: The coming Race“ gesagt wird, auf den Mond. Sie bezogen die verlassene Mondbasis der Nazis.

Zwanzig Jahre später ist die schon damals betagte Mondstation mehr als baufällig. Obianaju ‚Obi‘ Washington (Lara Rossi), die Tochter der aus „Iron Sky“ bekannten Nazi-Lehrerin Renate Richter (Julia Dietze), ist das Gegenteil ihrer Mutter. Obi ist ein im Zweifel Regeln ignorierender, hochintelligenter Heißsporn. Als sich der Mondbasis ein zusammengeflicktes russisches Raumschiff nähert, kann sie im Alleingang eine Bruchlandung verhindern. Einer der Passagiere ist Wolfgang Kortzfleisch (Udo Kier). Der ebenfalls aus „Iron Sky“ bekannte Nazi-Mondführer, denkt immer noch an die Welteroberung. Dafür braucht er allerdings die Hilfe der nichtsahnenden Obi. Er erzählt ihr von einer wundersamen Energiequelle, die sich im Innern der hohlen Erde befindet und die die Mondbasis retten könnte. Der Weg zur Energiequelle (aka Der heilige Gral) ist auf einer alten Karte, die er Obi gibt, eingezeichnet.

Zusammen mit Sasha (Vladimir Burlakov), dem grundgütig-naiven Piloten des russischen Raumschiffs, und Malcolm (Kit Dale), ihrem schlagkräftig-tumben Mondfreund, macht Obi sich auf den Weg ins Erdinnere, wo sie gegen die Vril – Echsenmenschen, die seit Jahrhunderten die Weltgeschichte lenken – und Dinosaurier kämpfen muss.

Wie schon in „Iron Sky“ werden auch in „Iron Sky: The coming Race“ etliche beliebte Verschwörungstheorien, – ich sage nur Reptiloiden und hohle Welt -, genussvoll durch den Kakao gezogen. Auf dem Mond gibt es die einflussreiche Jobsiten-Sekte, die die Visionen von Steve Jobs huldigt. Die Jobsiten und ihr Guru sind so beseelt humorlos, dass sie jederzeit gut für einen Lacher sind.

Das schöne am zweiten „Iron Sky“-Spielfilm ist, dass nicht einfach noch einmal die bekannte Geschichte erzählt wird. Nazi-Fans müssen sich mit wenigen kurzen Auftritten von Wolfgang Kortzfleisch (Udo Kier), Renate Richter (Julia Dietze) und der US-Präsidentin (Stephanie Paul als Sarah-Palin-Lookalike) begnügen. Auch der Humor ist sparsamer. Dafür gibt es, nach einer ziemlich langen Ouvertüre auf dem Mond, eine Abenteuergeschichte im tropisch blühenden Innern der Erde, reichlich Action, gute Tricks und eine unbegrenzte Liebe zum Detail.

Iron Sky: The coming Race“ erzählt in der aus „Iron Sky“ bekannten Welt eine Abenteuergeschichte, die auch Indiana Jones, Han Solo oder die Besatzung der „Serenity“ (bekannt aus der TV-Serie „Firefly“) hätte erleben können. Das ist, auch weil die Macher mit der nötigen Portion Selbstironie ans Werk gehen, ein kurzweiliger Spaß für den geneigten Trash-Fan, der mal wieder in seinem Bahnhofskino bedient werden will. Auch wenn das Kino heute sauberer als damals ist.

Iron Sky: The coming Race (Iron Sky: The coming Race, Finnland 2019)

Regie: Timo Vuorensola

Drehbuch: Dalan Musson, Timo Viorensola

mit Lara Rossi, Vladimir Burlakov, Kit Dale, Julia Dietze, Udo Kier, Tom Green, John Flanders, Ricky Watson, Stephanie Paul

Länge: 93 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Wer nicht sehen will, muss läsen

Pünktlich zum Start der Nachgeschichte von „Iron Sky“ erscheint mit „Iron Sky: Renate und die Mondnazis“ die Vorgeschichte von „Iron Sky: The coming Race“.

Renate Richter schreibt in ihrem Tagebuch für ihre Tochter Obi ihre Geschichte und die Geschichte der Nazis auf dem Mond auf.

Ich vermute, ohne das druckfrische Werk gelesen zu haben: Eine galaktische Bildungslektüre.

Johanna Sinisalo: Iron Sky: Renate und die Mondnazis

(übersetzt von Stefan Moster)

Tropen, 2019

496 Seiten

13 Euro

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Iron Sky: The coming Race“

Wikipedia über „Iron Sky: The coming Race“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Timo Vuorensolas „Iron Sky“ (Iron Sky, Finnland/Deutschland/Australien 2012)

Bonustrailer


Neu im Kino/Filmkritik: „Wir“ und Jordan Peele

März 21, 2019

Vor „Get out“ war Jordan Peele ein umtriebiger Komödiant zwischen „MADtv“, „Key and Peele“ und zahlreichen Gastauftritten. Dann gab ihm Blumhouse Productions etwas Geld für einen kleinen Film. Irgendetwas zwischen B-Thriller und B-Horrorfilm. Halt ein Regiedebüt, von dem niemand wirklich viel erwartete, das aber so niedrig budgetiert war, dass es sein Geld einspielen wird.

Peele schrieb und inszenierte „Get out“. Die Geschichte eines jungen Afroamerikaners, der die weißen, wohlsituierten, liberalen Eltern seiner Zukünftigen besucht und sein blaues Wunder erlebt. Der Horrorfilm ist eine klare und bitterböse Analyse des Rassismus in den USA, mit satirischen Spitzen und filmischen Anspielungen.

Die Premiere auf dem Sundance Festival am 23. Januar 2017 war ein Erfolg. Einen Monat später, am 24. Februar 2017, lief der Film höchst erfolgreich in den US-Kinos an. Allein in den USA spielte „Get out“ 176 Millionen US-Dollar ein. Weltweit 255 Millionen US-Dollar. Dazu kommen noch die Einnahmen von DVDs, Streaming und, demnächst, TV-Ausstrahlungen. Bei einem Budget von 4,5 Millionen US-Dollar ein mehr als gewinnbringendes Geschäft.

Nach dem Überraschungserfolg hatte Jordan Peele für seinen zweiten Film, für den er wieder das Drehbuch schrieb, freie Hand und ein größeres Budget. Offiziell gut 25 Millionen US-Dollar. Über die Geschichte von „Wir“ wurde vor dem Filmstart ein großes Geheimnis gemacht. Die US-Kritiken sind euphorisch. Ich war etwas enttäuscht. „Wir“ ist kein schlechter Film, aber ein Film, der mit den hohen Erwartungen von „Get out“ zu kämpfen hat und der bei Thema und Subtext eklatant schwächelt.

Im Mittelpunkt des Thrillers stehen die Wilsons. Die vierköpfige Familie – Mutter Adelaide (Lupita Nyong’o), Vater Gabe (Winston Duke), ihre dreizehnjährige Tochter Zora (Shahadi Wright Joseph) und ihr jüngerer Sohn Jason (Evan Alex) – ist eine typische Mittelstandsfamilie, die Gewalt höchstens aus Filmen kennt. Die nächsten Tage wollen sie in Santa Cruz verbringen. Alles sieht nach friedlicher Sommerfrische aus, wenn es nicht auch der Ort wäre, an dem Adelaide 1987 ein traumatisches Erlebnis hatte. In einem Spiegelkabinett am Santa Cruz Boardwalk traf sie als Neunjährige ihre Doppelgängerin.

In der ersten halben Stunde nimmt Jordan Peele sich viel Zeit, um vor allem das harmonische Leben der Wilsons und das weniger harmonische Leben ihrer Freunde, den Tylers, zu zeigen. Einige winzigkleine Irritationen stören die Urlaubsstimmung. Aber viel passiert in diesem ersten Akt nicht.

Dann steht, mitten in Nacht, eine Gruppe bedrohlich schweigender Menschen in der Einfahrt der Wilsons. Es sind, wie die Wilsons, ein Mann, eine Frau und zwei Kinder. Mehr kann man in der Dunkelheit nicht erkennen. Gabe will die Fremden erfolglos vertreiben. Die Unbekannten stürmen in das Haus. Sie tragen rote Arbeitsoveralls. Sie haben riesige Messingscheren. Sie sprechen und bewegen sich seltsam. Aber viel erschreckender für die Wilsons ist, dass die Unbekannten ihre Doppelgänger sind. Oh, und sie wollen Adelaide, Gabe, Zora und Jason töten.

Zur gleichen Zeit geschieht das auch bei anderen Familien, wie der mit den Wilsons befreundeten weißen Familie Tyler.

Nach dem Eindringen der Doppelgänger in das Ferienhaus der Wilsons wird „Wir“ schnell zu einem Horrorfilm, in dem die Doppelgänger wie handelsübliche Zombies behandelt werden. Sie greifen an. Sie werden getötet. Möglichst blutig, damit sie wirklich tot sind. Denn diese Doppelgänger haben oft ein zweites und drittes Leben. Sie sind sehr schnell und sie verfolgen ihr Ziel mit terminatorhafter Zielstrebigkeit.

Diese Szenen, in denen jedes Familienmitglied mindestens einmal gegen seinen Doppelgänger kämpfen muss, sind gut inszeniert. Peele erhöht immer wieder die Spannung. Aus anderen Filmen bekannte Situationen nehmen einen anderen Verlauf. Cineasten freuen sich, wenn sie die verschiedenen Vorbilder, die in „Wir“ durchscheinen, erkennen. Denn Peele zitiert die Filme nebenbei. Dazwischen gibt es immer wieder kurze humoristische Einlagen für das Publikum. Die Witze passen dabei zu den Figuren. Die Schauspieler, die alle Doppelrollen spielen, überzeugen. Vor allem Hauptdarstellerin Lupita Nyong’o („12 Years a Slave“, „Black Panther“, die aktuelle „Star Wars“-Trilogie) begeistert als neue Scream Queen und furchtlose Mutter.

Aber alles das nützt wenig, wenn nicht auch ein Thema und ein Subtext vorhanden sind.

In „Wir“ kommen die Doppelgänger aus dem Untergrund und sie wollen morden. WiesoWarumWeshalb interessiert nicht. Das führt dazu, dass „Wir“ eine formal brillante, aber seelenlose und damit auch etwas langweilig-vorhersehbare Übung in Sachen Terrorkino ist.

Wir (Us, USA 2019)

Regie: Jordan Peele

Drehbuch: Jordan Peele

mit Lupita Nyong’o, Winston Duke, Shahidi Wright Joseph, Evan Alex, Elisabeth Moss, Tim Heidecker

Länge: 117 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Deutsche Facebook-Seite zum Film

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Wir“

Metacritic über „Wir“

Rotten Tomatoes über „Wir“

Wikipedia über „Wir“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Jorda Peeles „Get out“ (Get out, USA 2017)


TV-Tipp für den 21. März: A most violent Year

März 21, 2019

3sat, 22.25

A most violent Year (A most violent Year, USA 2014)

Regie: J. C. Chandor

Drehbuch: J. C. Chandor

New York, 1981: Heizölhändler Abel Morales will ehrlich bleiben, während die Stadt im Verbrechen versinkt und seine Laster am helllichten Tag überfallen werden. Seine aus einer Gangsterfamilie stammende Frau rät ihm, zurückzuschlagen. Und die Polizei verdächtigt ihn, wie alle Geschäftsleute aus der Branche, mit der Mafia Geschäfte zu machen.

TV-Premiere. Starker Wirtschaftsthriller in der Tradition von Sidney Lumet.

A most violent Year“ ist ein düsteres, sich langsam entwickelndes Drama, ein Noir über einen Mann, der ehrlich bleiben möchte (jedenfalls so weit das in seiner Branche möglich ist) und der sich zwischen seinen hehren Prinzipien und seiner Existenz, der seiner Familie und ihrem durchaus gehobenem Lebensstil entscheiden muss. Weil Chandor „A most violent Year“ wie einen Weiße-Kragen-Gangsterfilm inszeniert und die Geschichte sich im Bereich der alltäglichen Graustufen, in denen es nur mehr oder weniger richtige und falsche Entscheidungen gibt, geht es vor allem um die Frage, welche und wie viele Kompromisse Abel Morales eingehen muss, um als Unternehmer erfolgreich zu sein. Und, auch das ist von Anfang an klar: Morales wäre nicht so weit gekommen, wenn er sich immer hundertprozentig an die Gesetze gehalten hätte.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Oscar Isaac, Jessica Chastain, David Oyelowo, Albert Brooks, Alessandro Nivola, Elyses Gabel, Catalina Sandino Moreno

Hinweise

Amerikanische Homepage zum Film
Deutsche Homepage zum Film
Film-Zeit über „A most violent Year“
Moviepilot über „A most violent Year
Metacritic über „A most violent Year“
Rotten Tomatoes über „A most violent Year“
Wikipedia über „A most violent Year“
Meine Besprechung von J. C. Chandors „All is lost“ (All is lost, USA 2013)

Meine Besprechung von J. C. Chandors „A most violent Year“ (A most violent Year, USA 2014)


%d Bloggern gefällt das: