Schon die erste Folge der zehnteiligen belgischen Serie „Matrioshki – Mädchenhändler“ kann einen misstrauisch machen. Es tauchen zwar auch ein Polizist, der den Mädchenhändler Ray van Mechelen jagt, ein Reporter, der mit einer großen Enthüllungsreportage van Mechelen bloßstellen will, und ein Kleingangster, der nach der Exekution von zwei Prostituierten sein Gewissen entdeckt, auf. Aber im Mittelpunkt der Episode steht das langwierige Auswahlverfahren der Mädchenhändler in Vilnius. Dort haben sie ein Vortanzen organisiert und die Mädchen wollen alle die Chance auf das große Geld bei einer Tanztournee durch Europa ergreifen.
In den folgenden Episoden steht dann ihr Schicksal im Mittelpunkt. Die anderen Plots werden nur noch pflichtschuldig fortgeführt. Es gibt sogar Episoden, in denen der Polizist und der Journalist nicht mitspielen.
Dafür entwickelt sich van Mechelens Striplokal immer mehr zu einer Version von „Unsere kleine Familie“, in der die Zuhälter, der Türsteher und die Mädchen sich eigentlich ganz gut verstehen. Doch auch hier kristallisiert sich kein die Handlung tragender Hauptcharakter aus. Fast gleichberechtigt werden die Erlebnisse der Mädchen in der Fremde erzählt. Weil man sich allerdings mit keinem Charakter identifizieren möchte, sieht man sich die Geschichte unbeteiligt an. Die einen werden, kaum identifiziert man sich etwas mit ihren Wünschen und Zielen, teilweise erschreckend schnell fallengelassen. Die anderen, die Verbrecher und die Kollaborateurin, taugen kaum zur Identifikation.
Auch ganze Handlungsstränge werden plötzlich abgebrochen und wichtige Ereignisse bleiben folgenlos. So wird ein Gangster in seinem Wohnwagen in die Luft gejagt. Aber die Polizei beginnt nicht zu ermitteln, sondern steckt die Sache achselzuckend weg. Ein Polizist, der zuerst groß eingeführt wird, wird suspendiert und verschwindet dann endgültig aus der Serie. Irgendwann erscheint die Enthüllungsreportage des Journalisten und bis auf etwas Aufregung in einem Polizeibüro passiert nichts. Eine Prostituierte wird in einem Krankenhaus ermordet. Aber der Polizei ist es egal. Irgendwann stolpern in einem Reihenhaus zwei Gangster über die Leiche eines Mannes, der eines ihrer Mädchen kaufte und von ihr umgebracht wurde, und bringen, im Affekt, auch die neugierige Nachbarin um. Was mit den beiden Leichen geschieht, wird nicht verraten. Aber die Polizei scheint die Leichen nicht gefunden zu haben. Es gibt in einem Puff eine blutige Schießerei mit anderen Gangstern. Aber auch dieses Ereignis – immerhin könnten die Gangster sich rächen wollen – bleibt eine folgenlose Episode.
Die beiden Macher Marc Punt und Guy Goossens konzentrieren sich nach der durchaus vielversprechenden ersten Folgen nur noch auf die Tänzerinnen und ihr gar nicht so unangenehmes Leben im Striplokal.
Die DVD-Ausgabe der Gangsterschmonzette „Matrioshki – Mädchenhändler“ ist – höflich formuliert – sehr minimalistisch. Es gibt kein Bonusmaterial und auch keinen Originalton. Wobei das kaum auffällt, weil – der belgischen Tradition Filme prinzipiell zu untertiteln sei gedankt – es ein buntes Sprachengemisch aus Englisch, Litauisch, Russisch und Flämisch (vielleicht auch noch Französisch) gibt. In der deutschen Fassung wurden nur die wenigen flämischen Dialoge synchronisiert. Die meisten Dialoge sind daher untertitelt.
Trotz der (unverständlichen) Ab-18-Freigabe sind die meisten Folgen „Frei ab 16 Jahre“.
Matrioshki – Mädchenhändler: Staffel 1 (Matrioshki, Belgien 2005)
Regie: Guy Goossens, Marc Punt
Drehbuch: Marc Punt
mit Peter Van den Begin, Axel Daeseleire, Lucas van den Eynde, Eugenia Hirivskaya, Stany Crets, Marc Van Eeghem
–
DVD
Edel: Motion
Bild: 16:9
Ton: Deutsch (Dolby Digital 2.0)
Untertitel: Deutsch (Zwangsuntertitelung bei den Nicht-synchronisierten Passagen)
Bonusmaterial: –
Länge: 450 Minuten (3 DVD)
FSK: ab 18 Jahre
–
Hinweise