DVD-Kritik: Ein Junge im „Black Heaven“

September 30, 2011

Wie so oft beginnt das Verhängnis mit einer kleinen Grenzüberschreitung. Einem harmlosen Bruch der Regeln. In dem französischem Thriller „Black Heaven“ ist es ein in einer Umkleidekabine gefundenes Handy. Während Gaspard das Handy am liebsten sofort beim Bademeister abgeben würde, ist Marions Neugierde geweckt – und was soll man auch sonst an einem Sommertag in den großen Ferien tun? Also beobachten die beiden Jungerwachsenen, wie sich die Besitzerin des Handys mit einem auch ihr unbekanntem Mann trifft. Sie verfolgen das Paar in einen Baumarkt und anschließend in einen Steinbruch. Dort können sie die Blondine vor einem Selbstmord retten. Ihr Freund ist bereits tot.

Gaspard stiehlt den Camcorder, der den Tod der beiden aufnehmen sollte. Außerdem ist er von dieser geheimnisvollen Blondine fasziniert. Er trifft diese Femme Fatale später wieder in einem Apartment, in dem einer seiner Freunde etwas Drogen von Samos kaufen will. Sie ist die Schwester von Samos.

Gaspard verliebt sich in sie und er will sie vor weiteren Selbstmordversuchen bewahren. Außerdem verstrickt er sich immer tiefer in das Computerspiel „Black Hole“, das wie eine SW-Version von „Tron“, mit etwas „Sin City“, aussieht. Dort ist sie eine sexy Sängerin, die in einem Club, zu dem nur wenige Zutritt haben, die Männer verführt.

Black Heaven“ ist ein ruhig erzählter, fast schon träumerischer Teen-Noir mit einer Prise David Lynch, der im Nachhinein mit seiner durchdachten Konstruktion beeindruckt. Denn auch wenn beim Sehen einige Szenen zunächst überflüssig wirken und daher etwas länglich sind, ist im Nachhinein keine Szene, wie zum Beispiel die etwas umständliche Einführung von Gaspard in das Computerspiel „Black Hole“ (denn eigentlich müsste ein Jugendlicher sich mit PC-Spielen auskennen) und die lebensgefährliche Mutprobe von Gaspards Freund Ludo und Samos, überflüssig. Im Gegenteil. In der Retrospektive enthalten auch diese Szenen Hinweise auf die Lösung; – wenn man sie richtig verstanden hätte.

In dieser Beziehung ist „Black Heaven“ dann auch ein formal äußerst gelungenes Wechselspiel zwischen Schein und Sein, das durch das Computerspiel noch eine zusätzliche Dimension erhält, die vor allem auf visueller Ebene beeindruckt.

Für die Story ist es eher eine nette Spielerei. Denn letztendlich ist es egal, ob Gaspard immer mehr in die Welt eines Computerspiels oder in die Welt des SM-Sexs eintaucht. Beide Male folgt der naive Jüngling den Spuren einer geheimnisvollen Frau und gerät in ein Spiel, das er nicht versteht.

 

Das Bonusmaterial

 

Das Bonusmaterial des in Cannes gelaufenen Films ist überschaubar und, bis auf das Interview mit Autor und Regisseur Gilles Marchand (der auch, zusammen mit Dominik Moll, das Buch für den Psychothriller „Lemming“ [mit Charlotte Rampling, André Dussollier und Charlotte Gainsbourg] schrieb) nicht sonderlich interessant.

Black Heaven (L’Autre Monde, Belgien/Frankreich 2010)

Regie: Gilles Marchand

Drehbuch: Gilles Marchand, Dominik Moll

mit Grégoire Leprince-Ringuet, Louise Bourgoin, Melvil Poupaud, Pauline Etienne, Pierre Niney, Ali Marhyar, Patrick Descamps, Pierre Vittet, Swann Arlaud

DVD

Koch Media

Bild: 2.35:1 (16:9)

Ton: Deutsch, Französisch (DTS, Dolby-Digital 5.1)

Untertitel: Deutsch

Bonusmaterial: Behind the Scenes, Interviews (mit Gilles Marchand, Grégoire Leprince-Ringuet, Louise Bourgoin, Melvil Poupaud), Deutscher Trailer, Originaltrailer

Länge: 101 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Französische Seiten zum Film (Unifrance, Haut et Court)

Wikipedia über „Black Heaven“ (englisch, französisch)

 


TV-Tipp für den 30. September: Todeszug nach Yuma

September 30, 2011

Pro 7, 22.10

Todeszug nach Yuma (USA 2007, R.: James Mangold)

Drehbuch: Halsted Welles, Michael Brandt, Derek Haas
LV: Elmore Leonard: Three-Ten to Yuma, 1953 (Die Kurzgeschichte erschien zuerst in Dime Western, später in den Sammlungen „The Tonto Woman and other Western stories“ und „Complete Western stories“)

Der arme, integere Farmer Dan Evans erklärt sich bereit, den charismatischen und skrupellosen Banditen Ben Wade durch die Prärie zum Zug nach Yuma zu bringen. Wades Bande will das verhindern.

Das Remake von „Zähl bis drei und bete“ (USA 1957) ist in jeder Beziehung größer als das kammerspielartige Original. Sogar der Zug hat Verspätung.

Trotzdem ein schöner Western, eine gute Leonard-Verfilmung (bei Western war die Trefferquote sowieso schon immer höher), mit einem leicht vermurksten Schluss.

„Todeszug nach Yuma“ erhielt den Bronze Wrangler der Western Heritage Awards als bester Western des Jahres.

Mit Russell Crowe, Christian Bale, Peter Fonda, Gretchen Mol, Ben Foster, Dallas Roberts

Wiederholung: Samstag, 1. Oktober, 03.05 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Wikipedia über „Todeszug nach Yuma“ (deutsch, englisch)

Film-Zeit über „Todeszug nach Yuma“

Homepage von Elmore Leonard

Meine Besprechung von Elmore Leonards „Djibouti“ (2010)

Meine Besprechung von Elmore Leonards „Road Dogs“ (Road Dogs, 2009)

Meine Besprechung von Elmore Leonards „Up in Honey’s Room“ (2007)

Meine Besprechung von Elmore Leonards „Gangsterbraut“ (The hot Kid, 2005)

Meine Besprechung von Elmore Leonards „Callgirls“ (Mr. Paradise, 2004)

Mein Porträt „Man nennt ihn Dutch – Elmore Leonard zum Achtzigsten“ erschien im „Krimijahrbuch 2006“

Meine Besprechung der Elmore-Leonard-Verfilmung „Sie nannten ihn Stick“ (Stick, USA 1983)

Meine Besprechung der Elmore-Leonard-Verfilmung „Killshot“ (Killshot, USA 2008)

Elmore Leonard in der Kriminalakte


Die KrimiZeit-Bestenliste Oktober 2011

September 29, 2011

Es ist zwar noch September, aber, wegen der Buchmesse (nicht die tolle in Leipzig, sondern die andere irgendwo in Westdeutschland) erscheint KrimiZeit-Bestenliste für den Oktober bereits jetzt:

1 (6) Norbert Horst: Splitter im Auge

2 (5) Dominique Manotti: Einschlägig bekannt

3 (1) Didier Daeninckx: Tod auf Bewährung

4 (-) Joe R. Lansdale: Gauklersommer

5 (2) Walter Mosley: Manhattan Karma

6 (-) Pete Dexter: Deadwood

7 (7) Jan Costin Wagner: Das Licht in einem dunklen Haus

8 (-) Kate Atkinson: Das vergessene Kind

9 (9) Massimo Carlotto: Banditenliebe

10 (-) Simon Urban: Plan D

In ( ) ist die Platzierung vom Vormonat.

Tja, meine Daeninckx-Besprechung gibt es demnächst. Lansdale, Mosley, Dexter (ein Western) und Carlotto sind prinzipiell immer gut und liegen auf meinem Lesestapel. Horst hab ich nach fünfzig Seiten aufgegeben.

Dafür wird jetzt der neue Fitzek, „Der Augenjäger“, gelesen. Sicher keine große Literatur, aber verdammt unterhaltsam. Jedenfalls bis jetzt.

 


TV-Tipp für den 29. September: Auf Teufel komm raus

September 29, 2011

WDR, 23.15

Auf Teufel komm raus (D 2010, R.: Julie Kreuzer, Mareille Klein)

Drehbuch: Julie Kreuzer, Mareille Klein

Zur Prime-Time für Dokumentarfilme zeigt der WDR heute als Erstausstrahlung eine spielfilmlange Doku über einen aus der Haft entlassenen Sexualstraftäter, der in dem Dorf Randerath bei seiner Familie leben möchte. Aber die Dorfbewohner sind dagegen.

Eindrucksvoll und zum Nachdenken anregend.

Hinweise

Facebook-Seite zum Film

Film-Zeit über „Auf Teufel komm raus“

Die Zeit: Interview mit den Regisseurinnen



DVD-Kritik: „Exam“ oder Acht Menschen kämpfen um einen Job

September 28, 2011

Acht Menschen, vier Männer und vier Frauen, die sich nicht kennen, die alle, bis auf einen, in den Dreißigern und aus unterschiedlichen Kulturen sind, sind in einem von der Außenwelt abgeschlossenem Raum. Sie haben sich für einen verdammt gutbezahlten Job beworben und jetzt stehen sie vor der letzten Prüfung. Sie sollen eine Frage beantworten, die auf der Rückseite des vor ihnen liegenden Papiers steht und auf die es nur eine Antwort gibt. Für diese auf den ersten Blick leichte Aufgabe haben sie achtzig Minuten Zeit.

Dummerweise steht, als sie das Blatt umdrehen, dort keine Frage. Es ist ein weißes Blatt Papier.

Nach einem kurzen Zögern beginnen sie, sich miteinander zu unterhalten. Gemeinsam versuchen sie die Frage herauszufinden. Doch wie sehr können sie sich vertrauen? Und was ist die Aufgabe, die sie erfüllen sollen?

Stuart Hazeldine erzählt in seinem Debütfilm „Exam“ diese Geschichte einer Einstellungsprüfung, in der acht Menschen um eine Stelle konkurrieren und sie, auch bedingt durch die Situation und die Unsicherheit über die Anforderungen des künftigen Arbeitgebers (vulgo des Spielleiters), Konkurrenten sind, die nur kurzzeitige Bündnisse eingehen. Insofern geht es hier weniger darum, die These, dass der Mensch ein Tier sei, zu belegen, sondern darum, neunzig Minuten spannende, weitgehend unblutige Unterhaltung zu liefern. Und das gelingt Hazeldine auch hundertprozentig.

Dagegen ist das Auswahlverfahren der Firma, sozusagen eine perfide Variante des Assessment-Centers, bei dem die Teilnehmer zuerst die Aufgabe herausfinden müssen, nicht so toll. Denn wenn am am Ende dem Kandidaten, der den Test bestanden hat, erklärt wird, warum er den Job erhält, hören wir eine wirre Erklärung, die ungefähr so durchdacht wie die haarsträubende Botschaft von Fritz Langs Science-Fiction-Stummfilmklassiker „Metropolis“, dass das Herz der Mittler zwischen Hand und Hirn sei, ist.

Im Rückblick wird dann auch das umstandslose Entfernen einzelner Bewerber, wenn sie, teilweise sogar unwissend, gegen eine der am Anfang vom Prüfungsleiter formulierten Regeln verstoßen, höchst irrational. Denn dem Unternehmen scheint es bei ihrem Auswahlverfahren nicht um das Finden des besten Mannes für den Job, sondern um das stupide Exekutieren eines Programms zu gehen. Dafür werden dann sogar Folterungen, ernsthafte Verletzungen und der mögliche Tod eines Teilnehmers in Kauf genommen. Jedenfalls verzieht der im Prüfungszimmer anwesende Wachmann nie seine Miene und er wird auch nur auf Befehl seines Vorgesetzten aktiv.

Also liebe Multis: Dieser Test ist nicht zur Nachahmung empfohlen.

Exam (Exam, GB 2009)

Regie: Stuart Hazeldine

Drehbuch: Stuart Hazeldine (nach einer Geschichte von Simon Garrity und Stuart Hazeldine)

mit Adar Beck, Gemma Chan, Nathalie Cox, John Lloyd Fillingham, Chuk Iwuji, Pollyanna McIntosh, Luke Mably, Jimi Mistry, Colin Salmon, Chris Carey

DVD

Euro Video

Bild: 2,35:1 (16:9 anamorph)

Ton: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1)

Untertitel: –

Bonusmaterial: Trailer, Wendecover

Länge: 96 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Wikipedia über „Exam“

Digital Spy: Intervie mit Stuart Hazeldine und Jimi Misty über „Exam“ (3. Januar 2010)

The Skinny: Interview mit Stuart Hazeldine über „Exam“ (5. Januar 2010)

Electric Sheep: Interview mit Stuart Hazeldine über „Exam“ (8. Januar 2010)

What Cuture: Interview mit Stuart Hazeldine über „Exam“ (7. Juni 2010)

Indie London: Interview mit Stuart Hazeldine über „Exam“

 

 


TV-Tipp für den 28. September: Das Tribunal

September 28, 2011

SWR, 23.00

Das Tribunal (USA 2002, R.: Gregory Hoblit)

Drehbuch: Billy Ray, Terry George

LV: John Katzenbach: Hart´s war, 1999 (Das Tribunal)

Film über eine Gerichtsverhandlung 1944 in einem deutschen Kriegsgefangenenlager. Die Amis wollen den Deutschen beweisen, dass bei ihnen alle Menschen gleich sind.

Beim Publikum und der Kritik kam der langatmige Gerichtsthriller schlecht an: „lauen Kriegs- und Gerichtsdramas“ (tip), „müden und mitunter wirren Mix aus Stalag-Studie, Gerichtsfilm und Rassenkonfliktdrama“ (Rheinische Post).

John Katzenbach arbeitete, wie Carl Hiaasen, beim Miami Herald und schrieb einige erfolgreiche Kriminalromane. Zwei von ihnen wurden, durchaus erfolgreich, verfilmt: sein Debüt „In the Heat of the Summer“ (1982) als „Das mörderische Paradies“ mit Kurt Russell und „Just Cause“ (1992) als „Im Sumpf des Verbrechens“ mit Sean Connery.

Mit Bruce Willis, Colin Farrell, Rory Cochrane, Terrence Howard

Hinweise

Wikipedia über „Das Tribunal“ (deutsch, englisch)

Homepage von John Katzenbach

Deutsche Homepage von John Katzenbach


Cover der Woche

September 27, 2011


TV-Tipp für den 27. September: Die heiße Spur

September 27, 2011

WDR, 23.15

Die heiße Spur (USA 1975, R.: Arthur Penn)

Drehbuch: Alan Sharp

Privatdetektiv Harry Moseby soll die von zu Hause fortgelaufene 16-jährige Tochter eines Ex-Filmstarlets finden.

Ein Klassiker des Detektivfilms und eine präzise Studie der Verunsicherungen in der amerikanischen Gesellschaft nach Watergate.

mit Gene Hackman, Jennifer Warren, Edward Binns, Harris Yulin, Janet Ward, James Woods, John Crawford, Melanie Griffith (Debüt, nach zwei Statistenrollen, die noch nicht einmal im Abspann erwähnt wurden), Susan Clark

Hinweise

Wikipedia über „Die heiße Spur“ (deutsch, englisch)

Noir of the Week über „Die heiße Spur“

Thrilling Detective über Harry Moseby

Kriminalakte: Mein Nachruf auf Arthur Penn


Der Hammett-Preis 2011

September 26, 2011

Die North American Branch of the International Association of Crime Writers hat den diesjährigen Hammett Prize an

The Nearest Exit („Last Exit“ ist der deutsche Titel), von Olen Steinhauer (Minotaur)

verliehen

Nominiert waren

Get Capone: The Secret Plot that Captured America’s Most Wanted Gangster, von Jonathan Eig (Simon & Schuster)

Crooked Letter, Crooked Letter, von Tom Franklin (Morrow)

Iron River, by T. Jefferson Parker (Dutton)

(via The Rap Sheet)


Die Anthony-Gewinner 2011

September 26, 2011

Ach, wenn man es nicht sofort macht: Hier also die diesjährigen Gewinner der auf der Bouchercon verliehenen Anthony Awards:

Best Novel

Bury Your Dead, von Louise Penny (Minotaur)

nominiert

I’d Know You Anywhere, von Laura Lippman (Morrow)

Crooked Letter, Crooked Letter, von Tom Franklin (Morrow)

The Lock Artist, von Steve Hamilton (Minotaur)

Faithful Place, von Tana French (Viking)

Best First Novel

Damage Done, von Hilary Davidson (Forge)

nominiert

Rogue Island, von Bruce DeSilva (Forge)

The Poacher’s Son, von Paul Doiron (Minotaur)

Snow Angels, von James Thompson (Putnam)

The Sherlockian, von Graham Moore (Twelve)

Best Paperback Original

Expiration Date (Alte Feinde), von Duane Swierczynski (Minotaur)

nominiert

The Hanging Tree, von Brian Gruley (Touchstone)

Drive Time, von Hank Phillipi Ryan (Mira)

Long Time Coming, von Robert Goddard (Bantam)

Vienna Secrets, von Frank Tallis (Random House)

Best Short Story

Swing Shift, von Dana Cameron (aus Crimes by Moonlight, herausgegeben von Charlaine Harris; Berkley)

nominiert

The Frame Maker, von Simon Wood (The Back Alley)

Homeless, von Pat L. Morin (aus Mystery Montage; Top)

Scent of Lilacs, von Doug Allyn (Ellery Queen Mystery Magazine, September/October 2010)

The Hitter, von Chris Holm (Needle)

So Much in Common, von Mary Jane Maffini (Ellery Queen Mystery Magazine, September/October 2010)

Best Graphic Novel

The Chill, von Jason Starr (Vertigo Crime)

nominiert

A Sickness in the Family, von Denise Mina (Vertigo Crime)

Beasts of Burden, von Jill Thompson und Evan Dorkin (Dark Horse)

Richard Stark’s Parker, Vol. 2: The Outfit, von Darwyn Cooke (IDW)

Scalped Vol. 6: The Gnawing, von Jason Aaron (Vertigo)

Tumor, von Joshua Hale Fialkov und Noel Tuazon (Archaia Studios Press)

Best Critical /Non-Fiction

Agatha Christie’s Secret Notebooks: 50 Years of Mysteries in the Making, von John Curran (Harper)

nominiert

Thrillers: 100 Must Reads, herausgegeben von David Morrell und Hank Wagner (Oceanview Publishing)

Sherlock Holmes for Dummies, von Steven Doyle und David A. Crowder (Wiley/For Dummies)

The Wire: Truth Be Told, von Rafael Alvarez (Grove Press)

Charlie Chan: The Untold Story of the Honorable Detective and His Rendezvous with American History, von Yunte Huang (Norton)

Best Web Site/Blog

Stop, You’re Killing Me!, herausgegeben von Stan Ulrich und Lucinda Surber

nominiert

Jen’s Book Thoughts, herausgegeben von Jen Forbus

The Rap Sheet, herausgegeben von J. Kingston Pierce

The Sirens of Suspense, herausgegeben von Chantelle Aimée Osman

Spinetingler Magazine, herausgegeben von Sandra Ruttan

(via The Rap Sheet)

 


TV-Tipp für den 26. September: Blow Up

September 26, 2011

HR, 23.30

Blow up (GB 1966, R.: Michaelangelo Antonioni)

Drehbuch: Michelangelo Antonioni, Tonino Guerra, Edward Bond (Mitarbeit Dialoge)

LV: Julio Cortázar: Las Babas del diablo, 1959 (Kurzgeschichte, „Der Teufelsgreifer“ in Der Verfolger)

London: ein Modefotograf entdeckt, als er ein in einem Park geschossenes Foto, vergrößert, eine Leiche. Auf seiner Suche nach der Leiche und dem Mörder vermischt sich für ihn immer mehr Schein und Realität.

Das klingt jetzt nach einem Mystery-Thriller, aber der Krimiplot ist für Antonioni nur die Krücke für eine Odyssee durch das Swinging London, eine Meditation über die Wirklichkeit und eine weitere Analyse der Bindungslosigkeit der Großstädter.

Und das klingt jetzt doch zu sehr nach drögem Kunstgewerbe. Dabei ist „Blow up“ reinstes Kino und ein präzises Porträt einer bestimmten Zeit und eines Ortes.

Herbie Hancock schrieb die Musik. Rocksongs, wozu auch ein Konzert der Yardbirds gehört, ergänzen seinen Score.

„‘Blow up’ wurde nicht nur ein Schlüsselfilm der 60er Jahre, sondern auch – gerade wegen der Zensureingriffe in mehreren europäischen Ländern (die vor allem die Szene mit den zwei Mädchen betraf) – Antonionis einziger kommerzieller Erfolg.“ (Claudia Lenssen, in Michelangelo Antonioni, Hanser Reihe Film 31)

Anschließend, um 01.15 Uhr, läuft „Zabriskie Point“ oder Michelangelo Antonioni besucht die Hippies in den USA und verirrt sich in der Wüste. Ebenfalls sehenswert!

mit David Hemmings, Vanessa Redgrave, Sarah Miles, John Castle, Peter Bowles, Jane Birkin, Veruschka von Lehndorff (als Veruschka)

Hinweise

Wikipedia über „Blow up“ (deutsch, englisch)

TCM über „Blow up“

Senses of Cinema über „Blow up“

Sense of View über „Blow up“


TV-Tipp für den 25. September: Der Zinker (D, 1931)

September 25, 2011

Arte, 22.45

Der Zinker (D 1931, R.: Carl Lamac, Martin Fric)

Drehbuch: Rudolf Kaischer, Egon Eis, Otto Eis

LV: Edgar Wallace: The Squeaker, 1927 (Der Zinker)

In London haben alle Verbrecher Angst vor dem Zinker. Aber wer ist der geheimnisvolle Mann?

Ein früher Edgar-Wallace-Film, der lange Zeit als verschollen galt, vor zwei Jahren aus zwei in Archiven gefundenen Kopien restauriert wurde und heute, als Abschluss eines Edgar-Wallace-Abends (nach „Das Gasthaus an der Themse“ um 20.15 Uhr und der neuen Doku „German Grusel“ um 21.45 Uhr) seine TV-Premiere erlebt.

Der Zinker“ ist vor allem für filmhistorisch interessierte Krimifans einen Blick wert. Außerdem kann der Film leicht als eine Vorstudie und Fingerübung für die spätere Edgar-Wallace-Reihe gesehen werden.

mit Lissy Arna, Karl Ludwig Diehl, Fritz Rasp, Peggy Norman, Paul Hörbiger, Szöke Szakall

Hinweise

Wikipedia über „Der Doppelgänger“

Krimi-Couch über Edgar Wallace

Kirjasto über Edgar Wallace

Englische Edgar-Wallace-Seite

Deutsche Edgar-Wallace-Seite

Noch eine deutsche Edgar-Wallace-Fanseite

Meine Besprechung der Edgar-Wallace-Verfilmung „Der Zinker“ (D 1931)


TV-Tipp für den 24. September: The Grifters

September 24, 2011

WDR, 00.15

The Grifters (USA 1990, Regie: Stephen Frears)

Drehbuch: Donald Westlake

LV: Jim Thompson: The Grifters, 1963 (Muttersöhnchen, Die Abzocker)

Roy Dillon schlägt sich als kleiner Trickbetrüger mehr schlecht als Recht durch. Als er an eine größere Menge Geld kommt, haben seine Freundin Mary und seine Mutter Lilly plötzlich Interesse an ihm; besonders an dem Geld.

Der potentielle Klassiker basiert auf einem der besten und düstersten Bücher von Thompson. Westlake schrieb ein grandioses Drehbuch, und das gesamte Team (es wäre wirklich unfair, eine einzelne Person herauszuheben) gab ihr bestes. „The Grifters ist ein starkes Stück Kino, ein Krimi, der seinen Alptraum formvollendet präsentiert.“ (Fischer Film Almanach)

Mit Anjelica Huston, John Cusack, Annette Bening, Pat Hingle, Charles Napier, J. T. Walsh, Xander Berkeley

Hinweise

Homepage von Donald E. Westlake

Drehbuch „The Grifters“ von Donald E. Westlake (Second Draft, März 1989)

Kriminalakte: Nachruf auf Donald E. Westlake

Kriminalakte: Covergalerie Donald E. Westlake

Meine Besprechung von Donald E. Westlakes Dortmunder-Roman „Get Real“

Meine Besprechung von Donald E. Westlakes Dortmunder-Roman „What’s so funny?“

Meine Besprechung von Donald E. Westlakes Dortmunder-Roman „Watch your back!“

Meine Besprechung von Donald E. Westlakes Dortmunder-Kurzroman „Die Geldmacher“ (Walking around money; erschienen in „Die hohe Kunst des Mordens“ [Transgressions])

Meine Besprechung von Donald E. Westlakes „Mafiatod“ (361, 1962)

Meine Vorstellung von Westlakes als Richard Stark geschriebener Parker-Serie (mit „Nobody runs forever“)

Meine Besprechung von Richard Starks Parker-Romans „Ask the Parrot“

Meine Doppelbesprechung von Richard Starks Parker-Romanen „Fragen Sie den Papagei“ (Ask the Parrot) und „Dirty Money“

Meine Besprechung des Films “The Stepfather”, nach einem Drehbuch von Donald E. Westlake

Mordlust über Jim Thompson

Crimetime über Jim Thompson

Wikipedia über Jim Thompson (Englisch)

Kirjasto über Jim Thompson

Popsubculture über Jim Thompson

Meine Besprechung der Jim-Thompson-Verfilmung „The Killer inside me“

Meine Besprechung von Jim Thompsons „Jetzt und auf Erden“ (Now and on Earth, 1942)

Jim Thompson in der Kriminalakte


TV-Tipp für den 23. September: Polizeiruf 110: Denn sie wissen nicht, was sie tun

September 23, 2011

ARD, 22.00

Polizeiruf 110: Denn sie wissen nicht, was sie tun (D 2011, R.: Hans Steinbichler)

Drehbuch: Christian Jeltsch

Nach einer Bombendrohung geht in einem Fußgängertunnel neben Kommissar Hanns von Meuffels die Bombe hoch. Als er den im Sterben liegenden Attentäter entdeckt, will er herausfinden, ob es noch einen weiteren Anschlag gibt. Von Meuffels bleibt bei dem Sterbendem.

Sodele, das ist der „Polizeiruf 110“, der aus Jugendschutzgründen zu schlimm für eine 20.15-Uhr-Ausstrahlung war: „Der Anschlag des Selbstmordattentäters, die Tunnelszenen und die Szenen vor dem Tunnel sind für die jugendschutzrechtliche Bewertung die wesentlichen Szenen. Die Vielzahl der schrecklichen Bilder nach dem Selbstmordattentat im Tunnel und die durchgängig gehaltene Spannung, durch die Angst vor einem weiteren Attentat, sind für Kinder als problematisch anzusehen. Entspannende Momente finden kaum statt“. (BR)

Jetzt können wir uns überzeugen, ob die Münchner wirklich einen so schlimmen Film produziert haben, der Unter-14-Jährigen (die um 20.15 Uhr, falls sie sich überhaupt für so einen Film interessieren, an einem Sonntagabend eigentlich auf dem Weg ins Bett sein sollten) nachhaltig den Schlaf und das Vertrauen in den Staat rauben könnte.

Immerhin soll dieser „Polizeiruf 110“ verdammt gut sein, er das Kompetenzgerangel der verschiedenen Dienststellen und überforderte und hilflose Ermittler zeigen. Das hört sich doch mal nach einer verdienten Auszeit vom gepflegt-langweiligen „Tatort“/“Polizeiruf 110“-Einerlei an.

mit Matthias Brandt, Anna Maria Sturm, Sebastian Urzendowsky, Rainer Bock, Saskia Vester

Hinweise

Das Erste über den „Polizeiruf 110“

Polizeiruf 110“-Fanseite

Wikipedia über den „Polizeiruf 110“

Tagesspiegel über diesen „Polizeiruf 110“

Berliner Zeitung über diesen „Polizeiruf 110“

P. S.: Sie sollten den Film aufnehmen. Denn, auch wenn er in die Mediathek gestellt wird, können Sie ihn da auch erst nach 22.00 Uhr sehen. Wegen des – Sie ahnen es – Jugendschutzes.


Neu im Kino/Filmkritik: „The Guard“ oder Polizeiarbeit, die irische Art

September 22, 2011

Garda Sergeant Gerry Boyle (Brendan Gleeson) ist Kleinstadt-Polizist im County Galway und er hat schon alles gesehen. Naja, alles, was es so normalerweise in der westirischen Provinz gibt. Entsprechend gelangweilt reagiert er zuerst auf einen Autounfall von einigen Jugendlichen und nachdem er die am Unfallort gefundenen Drogen probiert, sieht der Tag auch schon viel besser aus. Auch als er einen Erschossenen entdeckt, lässt er sich nicht aus seinem Trott reißen.

Die kurz darauf anberaunte große Sitzung aller westirischen Polizisten, die von einem FBI-Agenten über einen anstehenden großen Drogendeal informiert werden, ist für ihn nur ein weiteres Zeit vergeudendes Treffen, das er immerhin dafür nutzen kann, den FBI-Agenten Wendell Everett (Don Cheadle) ordentlich zu beleidigen. Denn dieser kommt nicht nur aus den USA (schon schlimm), ist einer der typischen geschniegelten, alles besser wissenden FBI-Agenten (noch schlimmer), sondern auch noch ein Farbiger.

Aber als Boyle die Bilder der Drogenschmuggler sieht, ändert sich alles. Denn einer von ihnen ist der in seinem Revier gefundene und bislang namenlose Ermordete.

Notgedrungen müssen Boyle und Everett zusammen arbeiten. Denn dieses Mal stimmt die Spur des FBI. Die Drogenhändler Francis Sheehy-Skeffington (Liam Cunningham), Liam O’Leary (David Wilmot) und Clive Cornell (Mark Strong), der als Ersatzmann für den Toten eingesprungen ist und von seinen Kollegen und dem ganzen Verbrecherscheiß ziemlich genervt ist, wollen in Boyles Revier einen Drogendeal durchführen.

Während „The Guard – Ein Ire sieht schwarz“ in seinem Hauptplot eher lässig den Konventionen des Buddy-Movies folgt, in dem zwei ungleiche Partner sich zusammenfinden müssen und dabei einige Verbrecher verhaften (oder gleich umbringen, weil die Bösewichter sich nicht verhaften lassen wollen), schweift John Michael McDonagh (dem Bruder von „Brügge sehen…und sterben?“-Macher Martin McDonagh) in seinem schwarzhumorigem Spielfilmdebüt immer wieder ab. Vor allem Boyles Privatleben zwischen einsamen Abenden vor dem Fernseher und Sex im Hotelzimmer mit Prostituierten (beides natürlich immer mit Alkohol abgeschmeckt) und seine Beziehung zu seiner sterbenden Mutter werden ausführlich, teilweise auf Kosten des Krimiplots, gezeichnet.

The Guard“ ist halt wie ein Abend in einem irischen Pub. Etwas ziellos, aber voller guter und oft haarsträubender Geschichten, mit viel Sentiment, etwas Sex und einer ordentlichen Portion Gewalt. Nur das Pint muss man schon selbst mitbringen.

The Guard – Ein Ire sieht schwarz (The Guard, Großbritannien/Irland 2010)

Regie: John Michael McDonagh

Drehbuch: John Michael McDonagh

Musik: Calexico

mit Brendan Gleeson, Don Cheadle, Mark Strong, Liam Cunningham, David Wilmot, Rory Keenan, Fionnula Flannagan, Katarina Cas

Länge: 96 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Englische Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „The Guard – Ein Ire sieht schwarz“

Wikipedia über „The Guard – Ein Ire sieht schwarz“

 


Neu im Kino/Filmkritik: „Eine offene Rechnung“ wird vollumfänglich beglichen

September 22, 2011

Mitte der sechziger Jahre werden die drei jungen Mossad-Agenten Stephen Gold (Marton Csokas/Tom Wilkinson), David Peretz (Sam Worthington/Ciarán Hinds) und Rachel Singer (Jessica Chastain/Helen Mirren), bei ihrem ersten Feldeinsatz, undercover nach Ost-Berlin geschickt. Sie sollen Dieter Vogel (Jesper Christensen), der als „Chirurg von Birkenau“ einer der schlimmsten KZ-Ärzte war und jetzt als Frauenarzt in Ost-Berlin arbeitet, identifizieren und nach Israel entführen. Dort soll er vor Gericht gestellt werden. Der Einsatz geht teilweise schief und dreißig Jahre später sind Gold, Peretz und, vor allem, Singer für ihre damalige Heldentat, die inzwischen zu einem Nationalmythos wurde, berühmt. Doch die Heldensaga hat, wie wir spätestens seit dem Western-Klassiker „Der Mann, der Liberty Valance erschoss“ wissen, mit der Wahrheit nur wenig zu tun und jetzt könnte die Wahrheit bekannt werden.

John Madden (Shakespeare in Love, Killshot) erzählt in „Eine offene Rechnung“ die Geschichte von Rachel Singer, die zur Heldin der Mission wurde und deren Tochter jetzt ein Buch über ihre Heldentat geschrieben hat, elegant auf zwei Zeitebenen und zwischen Legende und Wirklichkeit wechselnd.

So wird aus dem Thriller schnell ein tolles Drama um Schuld und Sühne, um das Leben mit einem selbstgeschaffenem Mythos, um einen daraus entstandenen Nationalmythos und der Frage, welchen Preis man bereit ist, für die Wahrheit zu zahlen.

Das sind schwere moralische und politische Fragen, die von John Madden, den Drehbuchautoren Matthew Vaughn (Kick-Ass, X-Men: Erste Entscheidung), Jane Goldman (dito) und Peter Straughan (Männer, die auf Ziegen starren; Dame, König, Ass, Spion), dem hochkarätigem Ensemble und Kameramann Ben Davis (Layer Cake, Kick-Ass) in erster Linie über die Bilder transportiert werden.

So entstand angenehm altmodisches Erzählkino, bei dem die Geschichte im Mittelpunkt steht, und das auch wegen seiner Handlungszeit (1965/66 und 1997) wie aus der Zeit gefallen wirkt, aber immer noch aktuelle Fragen stellt.

Eine offene Rechnung (The Debt, USA 2010)

Regie: John Madden

Drehbuch: Matthew Vaughn, Jane Goldman, Peter Straughan (nach dem Drehbuch des Films „Ha-Hov“ von Assaf Bernstein und Ido Rosenblum)

mit Helen Mirren, Tom Wilkinson, Ciarán Hinds, Jessica Chastain, Marton Csokas, Sam Worthington, Jesper Christensen, Brigitte Kren

Länge: 113 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Englische Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „Eine offene Rechnung“

Wikipedia über „Eine offene Rechnung“

Meine Besprechung von John Maddens Elmore-Leonard-Verfilmung „Killshot“

 


Ohne Worte

September 22, 2011

R. E. M. sagt:

As R.E.M., and as lifelong friends and co-conspirators, we have decided to call it a day as a band. We walk away with a great sense of gratitude, of finality, and of astonishment at all we have accomplished.

Mal sehen, wie lange diese Trennung anhält – und was die nächsten Platten der Jungs bieten.


TV-Tipp für den 22. September: Do the Right Thing

September 22, 2011

Arte, 20.15

Do the Right Thing (USA 1989, R.: Spike Lee)

Drehbuch: Spike Lee

Eine schwüle Sommernacht in Brooklyn – und alle Treffen sich in Sal’s Pizzeria.

Spike Lees dritter Spielfilm und inzwischen ein Klassiker.

Lee macht im Grunde etwas sehr Mutiges. Er hält seinen eigenen Leuten ihren eigenen Rassismus vor. Erst wenn sie dies erkennen, sind sie in der Lage, anders mit dem Rassismus der Weißen umzugehen, als es das Ende des Films zeigt.“ (Fischer Film Almanach 1990)

Das Richtige getan hat Lee, indem er einen Film gedreht hat, der seine Dringlichkeit in keinem Augenblick vermeint, ohne deshalb Lösungen mit auf den Weg geben zu wollen. Statt die eine richtige Position zu behaupten, orchestriert Lee virtuos eine Vielzahl von Positionen.“ (Cristina Nord, in Gunnar Landsgesell/Andreas Ungerböck, Hrsg.: Spike Lee, 2006)

mit Danny Aiello, Ossie Davis, Ruby Dee, Richard Edson, Spike Lee, Giancarlo Esposito, Bill Nunn, John Turturro, John Savage, Samuel L. Jackson, Rosie Perez, Martin Lawrence

Wiederholungen

Mittwoch, 27. September, 02.45 Uhr (Taggenau!)

Donnerstag, 6. Oktober, 01.00 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Homepage von „40 Acres and a Mule Filmworks“ (Firma von Spike Lee)

Drehbuch „Do the Right Thing“ von Spike Lee

Wikipedia über „Do the Right Thing“ (deutsch, englisch)

Turner Classic Movies über „Do the Right Thing“

New York Magazine: Interview mit Spike Lee über „Do the Right Thing“ (7. April 2008)

Los Angeles Times: Jason Matloff über „Do the Right Thing“ zwanzig Jahre nach der Premiere“ (24. Mai 2009)

NPR: Diskussion über „Do the Right Thing“ zwanzig Jahre nach der Premiere  (24. Juni 2009)

Meine Besprechung von Spike Lees „Buffalo Solders ’44 – Das Wunder von St. Anna“ (Miracle at St. Anna, USA/I 2008)

 


Verdammt schlechte Zeiten für die Bösewichte – Der „Punisher“ räumt kräftig auf

September 21, 2011

Frank Castle, besser bekannt als der Punisher, ist in mehreren Geschichten zurück. Einmal in den älteren Geschichten von Garth Ennis, der dem Punisher vor über zehn Jahren eine Rundumerneuerung verpasste und seine Geschichten explizit für ein erwachsenes Publikum schrieb, einmal in der von Jason Aaron geschriebenen Geschichte „Kingpin“, die eher ein Präludium ist und in der Ennis-Tradition steht, und in „Frankencastle“, einer eher an Superheldengeschichten erinnernde kindisch-harmlose Schlachtplatte.

Denn als Punisher bringt der ehemalige Polizist Frank Castle, dessen Familie von Mafiosi ermordet wurde, gnadenlos Verbrecher um. Die Polizei sieht weg und inzwischen haben alle aufgehört, nachzuzählen, wie viele Menschen Castle während seiner seit Jahrzehnten andauernden Selbstjustizmission schon ermordet hat. Aber solange er die richtigen tötet, ist es okay.

In dem aus zwei jeweils sechsteiligen und damit jeweils über 130-seitigen Geschichte bestehendem Sammelband „The Punisher – Garth Ennis Collection 7“ trifft Castle in der ersten Geschichte „Oben ist Unten und Schwarz ist Weiß“ auf einen alten Bekannten.

Denn der Mafiosi Nicky Cavella hat die Begegnung mit Castle, gegen alle Wahrscheinlichkeit, überlebt. Jetzt will Cavella sich an Castle, der ihn umbringen wollte, rächen und benutzt dafür auch Castles tote Familie, indem er deren Grab schändet und die Aufnahme an einen TV-Sender weitergibt. Gleichzeitig will er mit seinem Rachefeldzug gegen Castle auch einige unliebsame Konkurrenten aus dem Weg schaffen. Das soll von Castle, der nicht weiß, dass Cavella noch am Leben ist, erledigt werden.

In „Die Sklavenhändler“ rettet Castle in einer dunklen Gasse, als er einige Gangster tötet, eher zufällig die moldawische Zwangsprostituierte Viorica, die große Angst vor ihrem Zuhälter hat. Castle will ihr und ihren Leidensgenossinnen helfen. Dafür muss er die moldawische Verbrecherbande besiegen. Doch während Cristu einen fast schon amerikanischen Ansatz des Organisierten Verbrechens (das sich kaum von der legalen Wirtschaft unterscheidet und, auch bei Konflikten, möglichst wenig auffallen will) verfolgt, ist sein Vater von der alten Schule, die ihre Probleme mit Gewalt löst, ohne an die Folgen zu denken.

Gleichzeitig initiiert ein Polizist, der für die Verbrecher arbeitet, bei der Polizei eine öffentlichkeitswirksame Kampagne, in der Castle hemmungslose Brutalität gegen Polizisten vorgeworfen wird.

In „Die Sklavenhändler“ hat Castle eine größere und aktivere Rolle als in „Oben ist Unten und Schwarz ist Weiß“, das in erster Linie die Geschichte eines Komplotts in der Gangsterwelt und eines komplizierten Racheplans erzählt. Beide Geschichten sind ziemlich gewalttätige, zynische Kriminalgeschichten.

In „Kingpin“ von Jason Aaron und Steve Dillon ist Castle wieder eine Nebenfigur. Denn in dieser Geschichte wird vor allem der Aufstieg von Wilson Fisk erzählt, der sich sich als rechte Hand des Mafiosi Don Rigoletto im Hintergrund hält. Aber er kann seinen Boss und über ihn die anderen Mafiosi überzeugen, dass sie einen „Kingpin“, einen Boss der Bosse, den noch niemand gesehen hat, installieren sollen und das Gerücht seiner baldigen Ankunft in New York in die Welt setzten sollen. Dann wird Castle aus seinem Versteck kommen. Was die Mafiosi nicht wissen, ist, dass Fisk dieses Gerücht in die Realität umsetzen will.

Kingpin“ funktioniert vor allem als spannendes und actionhaltiges Vorspiel für den kommenden Kampf zwischen den beiden Männern.

Frankencastle“ ist dagegen ein Crossover von dem Punisher, naja, genauer von Frankencastle (der wie Frankensteins Monster mit „Punisher“-T-Shirt aussieht), und „Dark Wolverine“. Entsprechend wenig hat es mit den normalen „Punisher“-Geschichten, die ja knallharte Krimi-Geschichten ohne irgendwelche übernatürlichen Elemente sind, zu tun.

Garth Ennis (Autor)/Leandro Fernandez (Zeichner): The Punisher – Garth Ennis Collection 7

(übersetzt von Uwe Anton)

Panini Comics/Marvel 2011

280 Seiten

24,95 Euro (Softcover-Ausgabe)

39,00 Euro (Hardcover-Ausgabe)

Originalausgabe/enthält

Oben ist Unten und Schwarz ist Weiß, Teil 1 – 6 (Up is Down and Black is White, Part 1 – 6, Punisher (MAX) 19 – 24, Juni 2005 – Oktober 2005)

Die Sklavenhändler, Teil 1 – 6 (The Slavers, Part 1 – 6, Punisher (MAX) 25 – 30, November 2005 – April 2006)

Jason Aaron (Autor)/Steve Dillon (Zeichner): PunisherMax: Kingpin (Max 40)

(übersetzt von Reinhard Schweizer)

Panini Comics/Marvel 2011

120 Seiten

16,95 Euro

Originalausgabe

PunisherMax: Kingpin, Part 1 – 5

Januar – Mai 2010

Rick Remender/Daniel Way/Marjorie Liu (Autoren)/Roland Boschi/Jefte Palo/Tony Moore/Stephen Segovia/Paco Diaz (Zeichner) Punisher 4: Frankencastle 2

(übersetzt von Jürgen Petz)

Panini Comics/Marvel 2011

96 Seiten

12,95 Euro

Originalausgabe/enthält

Fehlende Teile (FrankenCastle 17: Missing Pieces, Juli 2010)

Vergeltung in Tokio (FrankenCastle 18: Untitled, August 2010)

Bestrafung, Teil 1 (Dark Wolverine: Punishment, Part 1, September 2010)

Bestrafung, Teil 2 (FrankenCastle 19: Punishment, Part 2, September 2010)

Hinweise

Wikipedia über „The Punisher“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Duane Swierczynski (Autor)/Michel Lacombe (Zeichner): The Punisher – Sechs Stunden zu leben (Punisher: Six hours to kill, 2009)

Meine Besprechung von Victor Gischler (Autor)/Goran Parlov (Zeichner) „The Punisher: Willkommen im Bayou“ (Punisher (Vol. 7) 71 – 74: Welcome to the Bayou, Punisher (Vol. 7) 75: Dolls/Gateway/Ghouls/Father’s Day/Smalest Bit of This, 2009)

Meine Besprechung von Victor Gischler (Autor)/Duane Swierczynski (Autor)/Laurence Campbell (Zeichner) „The Punisher: Abgrund des Bösen“ (Duane Swierczynski (Autor)/Michel Lacombe (Zeichner): Naturgewalt [Punisher: Force of Nature, 2008], Victor Gischler (Autor)/Jefte Palo (Zeichner): Alles gespeichert [Punisher: Little Black Book, 2008], Mike Benson (Autor)/Laurence Campbell (Zeichner): Der Gejagte [Punisher MAX Annual 1: The Haunted, 2007], Jonathan Maberry (Autor)/Laurence Campbell (Zeichner): Requisiten [Punisher: Naked Kill, 2009])

 


TV-Tipp für den 21. September: Blutrot

September 21, 2011

SWR/SR, 23.00

Blutrot (USA 2008, R.: Lucky McKee, Trgve Allister Diesen)

Drehbuch: Stephen Susco

LV: Jack Ketchum: Red, 1995 (Blutrot)

Drei Jugendliche bringen den Hund von Avery Ludlow um. Ludlow will, dass die Jugendlichen ihr Unrecht einsehen. Dafür legt er sich mit dem neureichen Daddy von zwei der Jugendlichen.

Grandioses Drama, das hemmungslos Western-Topoi plündert, und ernsthaft Fragen über Verantwortung, Gerechtigkeit und Menschlichkeit behandelt.

Oder: der beste Clint-Eastwood-Film des Jahres ohne Clint Eastwood.

Mit Brian Cox, Noel Fisher, Tom Sizemore, Kyle Gallner, Shiloh Fernandez, Kim Dickens, Robert Englund, Amanda Plummer, Delaney Williams

Hinweise

Homepage von Jack Ketchum

Homepage zur Verfilmung

Meine Besprechung von „Red“ (DVD)

Meine Besprechung von „Jack Ketchum’s The Lost“ (DVD)

Kriminalakte: Interview mit Jack Ketchum

Meine Besprechung von Jack Ketchums „The Lost“ (The Lost, 2001)

Meine Besprechung von Jack Ketchums “Amokjagd” (Joyride, 1995)

Meine Besprechung von Jack Ketchums “Blutrot” (Red, 1995)

Meine Besprechung von Jack Ketchums “Beutegier” (Offspring, 1991)