Besprechung James Crumley „Land der Lügen“ online

Mai 31, 2007

Meine Rezension von James Crumleys Kriminalroman „Land der Lügen“ (The final country) ist jetzt online bei der Berliner Literaturkritik.

Selbstverständlich hat mir dieser PI-Krimi sehr gut gefallen.


Ein langer Film über das Grundgesetz

Mai 31, 2007

 

Heute startete der Gemeinschaftsfilm „GG 19“. Doch einige der Filme wurden bereits vor anderthalb Jahren während des One World Festivals von der Humanistischen Union präsentiert. Ich moderierte die Veranstaltung. Produzent Harald Siebler beantwortete geduldig alle Fragen. Damals zeigte er einen Rohschnitt und wollte wissen, was wir von den Filmen hielten.

Gestern, während der offiziellen Premiere in der Kulturbrauerei, sah ich dann zum ersten Mal alle 19 Filme. Nicht jeder Film ist gelungen. Nicht jeder Film gefällt. Das ist bei einem Episodenfilm nichts ungewöhnliches.

Aber auffallend bei „GG 19“ ist, dass es kaum einem Film gelingt sein Thema adäquat zu bebildern. Viele, vielleicht sogar die meisten, Filme lassen einen ratlos zurück. Sieblers Idee war, auf unterhaltsame Art den Menschen den Inhalt und die Bedeutung des Grundgesetzes, vor allem der ersten 19 Artikel, den Menschen- und Bürgerrechten, näher zu bringen. Das ist ein lobenswertes Anliegen, das sich letztendlich im gesamten 150-minütigem Film kaum wiederfindet. Denn dafür haben die einzelnen Episoden viel zu wenig mit dem Inhalt und der Bedeutung der Gesetze zu tun. Meistens ist der Hinweis auf ein Grundgesetz beliebig. Oft ist der Film auf eine maue Schlusspointe hin geschrieben. Oft fragte ich mich am Ende des Films „Was soll das?“. Oft sind die Filme peinlich didaktisch.

So filzt in „Stehplatz“ ein junger Polizist einen Penner. Der Film soll zeigen, dass die Freiheit einer Person unantastbar ist (Artikel 2). Dass diese Episode etwas mit dem Artikel 2 zu tun hat, erschließt sich auf den ersten Blick nicht. Es könnte auch etwas mit der Würde des Menschen (Artikel 1) zu tun haben. Aber da läuft „Adrenalin Flash“: ein Mann wird gefoltert. Am Ende stellt sich heraus, dass die Tortur ein Spiel vor laufender Kamera war und die Familie den Vater ohne sein Wissen, wegen des versprochenen Gewinnes, auf den Folterstuhl schickte. „Adrenalin Flash“ könnte auch ein Kommentar zum Artikel 5, der Freiheit der Meinungsäußerung und -verbreitung (vulgo Pressefreiheit) sein. Aber da tritt ein Reporter auf, der Reportagen fälschte und sich jetzt dafür vor Gericht rechtfertigt. Ähnlichkeiten mit einem wahren Fall aus den Neunzigern sind nicht zufällig. Warum der Betrug am Sender und am Zuschauer ein Beitrag zur Pressefreiheit sein soll; – das erschließt sich nur über gedankliche Kapriolen. Weil heute die Pressefreiheit von einem Staat auf der Suche nach Geheimnisverrätern (Denken Sie nur an die zahlreichen Durchsuchungen von Redaktionen und den Überwachungen von Journalisten.) bedroht wird, ist „Der große Videoschwindel“ einfach nur grob verharmlosend.

In „Der Traumjob“ (Freie Berufswahl, Artikel 12) bewirbt sich eine Frau. Das Bewerbungsgespräch verläuft seltsam. Trotzdem erhält sie den Job als Prostituierte. Was das mit dem Recht auf freie Berufswahl zu tun hat, erschließt sich nicht. Denn niemand verweigert einer Frau das Recht, als Prostituierte zu arbeiten. Sogar in einer der zahlreichen Comedy-Shows wäre „Der Traumjob“ ein Lückenfüller. Ähnliches gilt für „Ladies first“. In diesem Film zur Gleichberechtigung (Artikel 3) erhält eine Frau zwar den gewünschten Job nicht, hat dafür aber später Glück.

In „Kindersicherung“ (Unverletzlichkeit der Wohnung, Artikel 13) haust ein Junge mit seiner Crack-Mutter in einer heruntergekommenen Wohnung. Die Sozialarbeiter können die Wohnung nicht betreten. Auch hier verharmlost der Film das reale Problem der Vernachlässigung von Kindern und baut ein Scheinproblem auf. Denn natürlich dürfen Beamte in einem solchen Fall eine Wohnung betreten.

In „Piet Melzer“ (Vergesellschaftung von Grund und Boden, Artikel 15) wird ein Embryo verstaatlicht. Die düstere Zukunftsvision hat – was die Qualität von guter Science-Fiction ist – keinen erkennbaren Bezug zur Gegenwart. Er ist purer Eskapismus.

Der Petent“ (Beschwerde- und Petitionsrecht, Artikel 17) wirkt wie ein schlechter Werbefilm für Beschwerden. Dazu trägt auch der vom Hauptdarsteller im Bus gesungene Schlager mit den Passagieren als Chor bei. Aber immerhin sind hier, im Gegensatz zu den meisten anderen Filmen, Botschaft und Bezug zum Gesetz offensichtlich. Das gleiche gilt für „Abspann oder der Held der Stunde“ (Verwirkung von Grundrechten, Artikel 18).

Als Imagekampagne für die Grundrechte ist „GG 19“ größtenteils gescheitert. Denn fast kein Film findet zu einer eigenen Haltung gegenüber den Grundrechten und setzt diese ästhetisch stringent in eine Geschichte um. Hier ist das gut gemeinte wieder einmal das Gegenteil vom gut gemachten.

Als Sammlung von 19 Kurzfilmen ist er – etwas anderes.

 

 

 

GG 19 (Deutschland 2007)

Idee, Konzeption, Produktion, Supervising Director: Harald Siebler

Regie: Johannes von Gwinner, Savas Ceviz, Andreas Samland, Boris Anderson, Alan Smithee, Marion Kracht, Suzanne von Borsody, Harald Siebler, Johannes Harth, Philipp von Werther, Marcel Ahrens, Christine Repond, Sabine Bernardi, Carolin Otterbach, Kerstin Polte, Axel Bold, David Dietl, André F. Nebe, Ansgar Ahlers

Drehbuch: Raimund Maessen, Sonia Karst, Savas Ceviz, Robert Hennefarth, Esther Bernstorff, Falko Henning, Kathi Liers, Catherine Ann Berger, Harald Siebler, Kati Faude, Silke Riemann, Jens Köster, team interner, Jana Evita Seidel, Jens Baumeister, Sabine Bernardi, Cristina Zehrfeld, Olaf Nollmeyer, Kertin Polte, Boris Anderson, Henner Schulte-Holtey, David Dietl, Jan Neumann, Ansgar Ahlers

Homepage zum Film: www.gg19-derfilm.de


Es geschah in Berlin…

Mai 30, 2007

Ein hübsches Projekt hat sich Horst Bosetzky (Ältere kennen ihn als -ky) da ausgedacht: Verschiedene Autoren sollen mit einem Helden, dem Kriminalwachtmeister Hermann Kappe, fiktive, in Berlin spielende Fälle erfinden. Die Krimis sollen dabei auf unterhaltsame Weise historische Informationen vermitteln. Der erste spielt 1910, der zweite 1912, undsoweiter. Neben Bosetzky haben bereits Sybil Volks und Jan Eik Kappe-Bücher geschrieben.

Dumm ist nur, wenn Autoren anscheinend nicht mehr nach rechts und links gucken. So steht in der heutigen Berliner Zeitung:

„Eine Krimiserie als Kettenroman mit verschiedenen Autoren sei neu im Literaturbetrieb, sagt Bosetzky. `Für Drehbuchautoren beim Film ist es ganz normal, mit vorgegebenen Hauptfiguren zu arbeiten, nun wollte ich ausprobieren, ob das auch in der Literatur funktioniert`, sagt er.“

Nun, so neu ist der Gedanke nicht. Seit Ewigkeiten erfinden Autoren für Movie-Tie-Ins neue Fälle. Aktuell werden die CSI-Romane für die Städte Las Vegas und Miami von verschiedenen Autoren geschrieben. In Frankreich erschienen seit 1995 etwa 170 „Le Poulpe“-Romane.  Zu den Autoren gehören bekannte Namen wie Didier Daeninckx, Sylvie Granotier, Jean-Bernard Pouy, Patrick Raynal, Olivier Mau und Georges J. Arnaud. In Deutschland publizierte der Rowohlt-Verlag 1999/2000 mehrere Romane mit dem Omega-Team. Geschrieben wurden die Bücher von Mike Jaeger, einem Pseudonym für verschiedene deutsche Autoren. Und Jerry Cotton wird auch nicht von einem Autor geschrieben.

Also: ja, es funktioniert.


Ein bisschen Luxus – Kapitel 2 online

Mai 28, 2007

Den zweiten Teil können Sie hier lesen.


Spurensuche 39 „Zurück in Farmington“ online

Mai 28, 2007

Mein, mal wieder, überschwängliches Lob der derzeit besten Polizeiserie „The Shield“ ist unter dem Titel „Zurück in Farmington: Die dritte Staffel von ‚The Shield‘“ erschienen.

Die Altlasten von „The Shield“ finden Sie hier (zur DVD) und hier (nach der Ausstrahlung der ersten Staffel im Fernsehen).


Spurensuche 38 „Ersttäter – in Deutschland“ online

Mai 28, 2007

Bei den Alligatorpapieren ist meine neueste Spurensuche erschienen. In ihr würdige ich, entsprechend dem Titel „Ersttäter – Deutschland: Ein Überblick über die junge Garde der Kriminalliteratur„, Autoren, die jüngst ihr erstes Buch in Deutschland veröffentlichten. Es sind:

Peter Temple: Kalter August (The Broken Shore, 2005)

Charles den Tex: Die Macht des Mr. Miller (De macht van meneer Miller, 2005)

Matti Rönkä: Der Grenzgänger (Tappajan näköinen mies, 2002)

Olivier Mau: Myrtille am Strand (Myrtille à la plage, 2003)

David Wolstencroft: Die Spezialisten (Good News, Bad News, 2004)

Stuart MacBride: Die dunklen Wasser von Aberdeen (Cold Granite, 2005)

Stuart MacBride: Die Stunde des Mörders (Dying Light, 2006)

John Connor: Gejagt (Phoenix, 2003)

John Connor: Vergiftete Seelen (The Playroom, 2004)

Lisa Unger: Das Gift der Lüge (Beautiful lies, 2006)

David Hosp: Die Tote im Wasser (Dark Harbor, 2005)

Steven Sidor: Skin River (Skin River, 2004)

Rainer Gross: Grafeneck, 2007

CSI: Miami [Blut/Geld (Blood/Money, Story: Kris Oprisko)

Du sollst nicht… (Thou shalt not..,Story: Kris Oprisko)

Verräterische Waffe (Smoking Gun, Story: Jeff Mariotte)]

CSI: Domino (Dominos, Story: Kris Oprisko)

CSI: Geheimidentität (Secret Identity, Story: Steven Grant)

CSI NY: Blutiger Mord (Bloody Murder, Story: Max Allan Collins)

Die vier CSI-Comics gehören natürlich nicht in diese Kolumne, aber wo sollte ich sie sonst vorstellen? Und Max Allan Collins lobe ich immer wieder gerne. Zuletzt hier.


Ulrich Kroeger lobt das Krimijahrbuch 2007

Mai 28, 2007

Und gleich noch ein Lob für das „Krimijahrbuch 2007„. Ulrich Kroeger schreibt in seinem Krimitipp:

„Gerade mal im zweiten Jahrgang und doch schon sehnsüchtig erwartet: das „Krimijahrbuch 2007″ (NordPark, Wuppertal 2007, 339 Seiten, 20 Euro). (…)  Alles in allem ein unverzichtbares Lesebuch und Nachschlagewerk für jeden Krimifan.“

Nachdem Ulrich Kroeger auch meinen Artikel über deutsche und us-amerikanische Fernsehserien erwähnt, kann ich nur sagen: „Der Mann hat Recht.“


Hammett lobt das Krimijahrbuch 2007

Mai 26, 2007

Die Berliner Krimibuchhandlung „Hammett“ (Betreten Sie den Laden nur mit einem gutgefüllten Geldbeutel.) lobt das Krimijahrbuch 2007 und vergibt 8 von 10 Patronen. Die Besprechung finden sie hier.


TV-Krimi-Buch-Tipps online

Mai 26, 2007

Bereits seit Freitag sind die TV-Krimi-Buch-Tipps online. In ihnen sind die Verfilmungen von Kriminalromanen, die demnächst im Fernsehen laufen, aufgelistet und kommentiert. Außerdem weise ich auf ausgewählte Filmklassiker und Dokus, die für Krimifans interessant sein könnte, hin.

Und was soll der Krimifan die kommenden Tage sehen?

Nun, in den kommenden beiden Wochen gibt es zu nachmitternächtlicher Stunde (Erinnern Sie sich noch an die Midnight Movies?) einen guten Überblick über Claude Chabrols letzte Filme: „Die Brautjungfer“, „Die Farbe der Lüge“, „Die Blumen des Bösen“ und „Süßes Gift“. Bleiben wir noch einen Moment in Frankreich. Aus unserem Nachbarland gibt es wieder einmal „Das Mädchen und der Kommissar“ und das viel zu selten gezeigte Lino Ventura-Michel Serrault-Schauspielerduell „Das Verhör“ (Vergessen Sie das Remake. Sehen Sie das Original.). In beiden Filmen tritt die vor 25 Jahren verstorbene Romy Schneider auf. Ihr Liebhaber Alain Delon übernahm in dem guten Siebziger-Jahre-Polit-Thriller „Der Fall Serrano“ die Hauptrolle.
Aus den USA gibt es Charles Laughtons Davis Grubb-Verfilmung „Die Nacht des Jägers“, Don Siegels grandiosen Spätwestern „Der letzte Scharfschütze“ (mit John Wayne, nach einem Buch von Glendon Swarthout), Robert Aldrichs viel zu selten gezeigte Henry Farrell-Verfilmung „Was geschah wirklich mit Baby Jane?“ (mit Bette Davis und Joan Crawford) und seine öfters gezeigte Mickey Spillane-Verfilmung „Rattennest“.

Und Arte beglückt uns mit einem Clint Eastwood-Abend: „Honkytonk Man“ und „Clint Eastwood – Ein Mann und sein Weg“.

Alligatorpapiere-Webmaster Alfred findet die schönen Illustrationen.


Krimiwelt-Bestenliste Juni 2007

Mai 26, 2007

Die Juni-Krimiwelt-Bestenliste ist draußen und die beteiligten Kritiker wünschen diesen Büchern möglichst viele Leser:

1 Petros Markaris: Der Großaktionär (Aus dem Neugriechischen von Michaela Prinzinger)

2 Michael Collins: Schlafende Engel (Aus dem Englischen von Eva Bonné)

3 Matti Rönkä: Der Grenzgänger (Aus dem Finnischen von Gabriele Schrey-Vasara)

4 Peter Temple: Kalter August (Aus dem Englischen von Hans M. Herzog)

5 P.J. Tracy: Memento (Aus dem Amerikanischen von Tanja Handels)

6 Kate Atkinson: Liebesdienste (Aus dem Englischen von Anette Grube)

7 David Peace: 1980 (Aus dem Englischen von Peter Torberg)

8 Rainer Gross: Grafeneck

8 Stieg Larsson: Verdammnis (Aus dem Schwedischen von Wibke Kuhn)

8 Elmore Leonard: Callgirls (Aus dem Amerikanischen von Jochen Stremmel)

James Crumley hat es mit seinem Buch „Land der Lügen“ leider nicht mehr auf die Liste geschafft.

Von den empfohlenen kenne ich nicht alle, aber Matti Rönkä und Elmore Leonard haben mir auch gefallen. Peter Temple sollte im Original gelesen werden. Rainer Gross schrieb eher einen düsteren Heimatroman als einen reinrassigen Krimi. David Peace liegt immer noch auf dem Stapel „Muss ich demnächst lesen“. Stieg Larson halte ich mit gut 800 Seiten einfach vor viel zu lang.

Und dass Ross Thomas „Umweg zur Hölle“ nicht erwähnt wird, finde ich sehr bedauerlich.

„Callgirls“ habe ich bereits hier besprochen.


Ein bisschen Luxus – Teil 1: Die ersten Zeilen

Mai 26, 2007

 

Das schöne bei einem wöchentlich erscheinenden Roman ist, dass der Autor, ähnlich einem Audiokommentar bei einem Film, einen Lesekommentar schreiben kann. Doch während bei einem Audiokommentar (schließlich wird sich zuerst der Film angesehen und dann der Kommentar gehört) auf das Ende der Geschichte hingewiesen und erklärt werden kann, wie bestimmte Themen und Hinweise auf das Ende bereits früh in die Geschichte eingeflochten wurden, muss ich auf diesen Luxus verzichten.

Aber sonst kann ich in den folgenden Monaten über die verschiedensten Aspekte von „Ein bisschen Luxus“ schreiben, die mir und Ihnen (wenn Sie irgendwann eine Frage haben) wichtig sind. Vielleicht erklären meine Ausführungen einige meiner Fehler, machen einiges Verständlicher, laden zur Diskussion und zum Lesen ein.

Warten wir also ab, wie sich dieses Experiment entwickelt.

Für alle, die das erste Kapitel von „Ein bisschen Luxus“ noch nicht gelesen habe, gibt es hier die Gelegenheit.

 

Gelesen?

 

Gut.

 

 

 

Mein Ziel bei diesem Anfang war, dass wir sofort mitten in der Geschichte (jemand sucht eine verschwundene Person) sind. Deshalb beginne ich mit dem Satz „Entschuldigung, aber die Tür war offen.“. Das mag nicht der brillanteste Satz sein, aber er zeigt gleich, dass es zwischen dem Sprecher und der angesprochenen Person einen Konflikt gibt. Denn der Sprecher ist ohne Erlaubnis in eine fremde Wohnung eingedrungen und er hat absolut kein Recht dies zu tun. Denn sonst müsste er sich nicht entschuldigen. Wir wissen bereits mit diesem Satz, dass die angesprochene Person irgendetwas unternehmen muss und diese Reaktion verrät uns einiges über ihren Charakter (über Diana Schäfer werde ich später noch ausführlicher schreiben).

Bei diesem Anfang sind wir gleich mitten im Geschehen. Das ist ein Anfang, wie er mir gefällt. Denn ich glaube, dass von Anfang an etwas Interessantes geschehen muss und dass dieses Interessante etwas mit der Geschichte zu tun haben soll. Bei „Ein bisschen Luxus“ wurde mir der Anfang auch von den klassischen PI-Romanen diktiert, in denen der Held im ersten Kapitel einen Auftrag übernimmt. Mal freiwillig. Mal stolpert er in einen Fall hinein. So zum Beispiel Milo Milodragovitch in James Crumleys „Land der Lügen“ (The final country). Dort wird Milo im ersten Kapitel Zeuge, wie ein gerade aus der Haft entlassener in Notwehr einen Wirt erschießt. Im folgenden sucht Milo den Mörder. In Robert B. Parkers „Die blonde Witwe“ (Widow’s Walk) übernimmt Privatdetektiv Spenser einen Auftrag. Im wesentlichen sind die ersten Seiten der umformulierte Klappentext. Der erste Satz ist „Ich denke, sie war’s“, er wird von der Anwältin der Angeklagten gesagt und wir wissen, wie schwer es für Spenser sein wird, die Unschuld der blonden Witwe zu beweisen.

Tja, und Donald E. Westlake lässt seine unter dem Pseudonym Richard Stark geschriebenen Parker-Romane immer mitten in einer Handlung beginnen. Die Folge ist immer, dass ich weiterlesen will.

Außerdem wollte ich mit den ersten Zeilen noch eine gefahrvolle Stimmung schaffen, die sich wie eine heraufziehendes Gewitter über die folgenden Seiten legt. Deshalb schrieb ich den aus drei Telefonaten bestehenden Prolog. Wir wissen nicht wer wann telefoniert. Aber wir wissen, dass diese Personen Verbrecher sind, gut organisiert sind und keine Skrupel haben. Sie haben schon mindestens einmal eine Pistole benutzt und sie werden es wieder tun. Ihr nächstes Opfer wird – soviel kann sich der geübte Krimileser denken – Diana Schäfer sein. Denn die Privatdetektivin wird die Wege dieser Gangster kreuzen.


Kein katastrophaler Katastrophenfilm

Mai 25, 2007

Das Inferno – Flammen über Berlin

Deutschland 2006

Regie: Rainer Matsutani

Drehbuch: Frank Raki

Erstausstrahlung: Montag, 21. Mai 2007, Sat.1

Auf dem Berliner Fernsehturm bricht ein Feuer aus. Die Feuer versucht die Eingeschlossenen zu retten. Nachdem ein Fahrstuhl abstürzt, mit sich mehrere Feuerwehrleute in den Tod reißt und den Zugang zum Turm versperrt, ist die einzige Chance für die Eingeschlossenen ein Ex-Feuerwehrmann. Dummerweise wurde er vor einem Jahr von dem Einsatzleiter herausgeschmissen.

Die Geschichte klingt nach dem üblichen Action-Murks. Und die Wiederbelebungsversuche des Katastrophenfilmgenres gingen ziemlich unbemerkt an mir vorbei. Denn warum sollten die aktuellen Kopien besser sein als die starbesetzten Desaster aus den Siebzigern?

Aber andererseits ist „Das Inferno – Flammen über Berlin“ von den Produzenten des Oscar-Gewinners „Das Leben der anderen“.

Gespannt, aber mit nicht sonderlich hohen Erwartungen startete ich also meine Aufzeichnung – und war überrascht. Denn ich schaltete nicht nach der ersten Werbepause ab, sondern blieb dran. Zwar erfindet „Das Inferno – Flammen über Berlin“ das Genre nicht neu. Einige Effekte, besonders der Feuersturm am Anfang, sehen arg gekünstelt aus und die im Turmschacht herabfallenden Steine haben gewisse Gewichtsprobleme. Die Geschichte bewegt sich exakt in der bekannten 08/15-Bahn. Die einzige Überraschung ist, dass es in diesem Drehbuch wirklich keine Überraschung gibt. Denn natürlich ist die Ex-Freundin unseres Helden unter den Überlebenden. Natürlich leitet ihr Vater den Einsatz und natürlich würde er den Helden am liebsten umbringen. Natürlich begibt der Vater sich kurz vor Schluss in Lebensgefahr und natürlich ist am Filmende alles in Butter: der Held hat sein Mädchen wieder und der Vater nimmt ihn wieder in die Feuerwehr auf. Auch ist absolut vorhersehbar, wer sich wann als Feigling oder als Held entpuppt und wer wann stirbt. Natürlich gibt es immer wieder unvorhersehbare Probleme, die nach dem Genuss von einem Katastrophenfilm so vorhersehbar sind, wie die Wettervorhersage am Ende der Tagesschau.

Auch die Dialoge und Plotlöcher bewegen sich auf dem bekannten Niveau.

Es spricht scheinbar nichts für den Film.

Aber wer erwartet von einem Katastrophenfilm ernsthaft etwas anderes als eine vorhersehbare Geschichte mit Klischeefiguren?

Eben.

Deshalb überraschte mich nicht, dass die Regeln befolgt wurden, sondern dass diese Regeln gut befolgt wurden. Offensichtlich haben die Macher die Originale genau studiert und verstanden, weshalb sie beim Publikum beliebt sind. Und genau auf diesem vorhersehbaren Niveau unterhält „Das Inferno – Flammen über Berlin“ überraschend gut. Denn man kann wirklich nicht abschalten, weil man letztendlich doch wissen will, wie sich die Dinge immer weiter zum Schlimmeren entwickeln und am Ende die Überlebenden in letzter Sekunde gerettet werden.

Pro 7 wiederholt den Film am Samstag, den 26. Mai, um 00.50 Uhr.


Rap Sheet feiert das Einjährige

Mai 24, 2007

Das Rap Sheet ist eine Fundgrube für Krimifreunde, die sich für die englischsprachige Krimiszene interessieren. Ihren ersten Geburtstag feiert das Blog mit einer besonderen Form der Lobhudelei. Bekannte Autoren wie Michael Connelly, Ian Rankin, Max Allan Collins, Stuart M. Kaminsky, Allan Guthrie, Peter Temple, Robert J. Randisi, Georges Pelecanos und Sara Paretsky stellen den nach ihrer Meinung am meisten unterschätzten Kriminalroman unter der Überschrift „You’re still the one“ vor.

Eine tolle Initiative, die leider zu einem weiteren Anwachsens meines Stapels ungelesener Bücher führt.


Ein Gespräch mit Harlan Coben

Mai 22, 2007

Vor wenigen Wochen war Harlan Coben in Deutschland. Er promotete seinen neuesten Myron Bolitar-Roman „Ein verhängnisvolles Versprechen“ (Promise me). Bevor er am Abend einige Teile aus dem Roman vorlas, unterhielt er sich mit mir.

Anschließend schrieb ich ein längeres Porträt über Harlan Coben und seinen bislang einzigen Seriencharakter Myron Bolitar. Sie können „Wir leben im goldenen Zeitalter des Kriminalromans“ hier lesen.


Ein bisschen Luxus – in 28 Teilen

Mai 22, 2007

Seit Montag erscheint bei Berlinkriminell mein Kriminalroman „Ein bisschen Luxus“ als Fortsetzungsroman.

Im ersten Teil erhält Privatdetektivin Diana Schäfer den Auftrag einen vermissten Studenten zu suchen. Sie hat keine Ahnung mit wem sie sich auf ihrer Suche anlegt.

Hier geht’s zum ersten Teil: http://www.berlinkriminell.de/1/buecher_AB1.htm


Einige Worte über den Blogger

Mai 22, 2007

AxelB heißt in Wirklichkeit Axel Bussmer.

Ich lebe in Berlin, schreibe über Krimis und anderes bei www.alligatorpapiere.de und www.berlinerliteraturkritik.de. Außerdem habe ich ein Buch über Lawrence Block herausgegeben, Texte über Elmore Leonard, Robert B. Parker und James Lee Burke für das jährlich erscheinende Krimijahrbuch geschrieben und in Anthologien Kurzgeschichten veröffentlicht.

Mein Krimi „Ein bisschen Luxus“ erscheint seit Ende Mai bei www.berlinkriminell.de als 28-teiliger Fortsetzunsroman.

Tja, und dann habe ich noch eine ziemlich ungepflegte Homepage: www.axelbussmer.de.