Drehbuch: Roger Spottiswoode, Walter Hill, Larry Gross, Steven E. de Souza
Detective Jack Cates hat ’nur 48 Stunden‘ um den flüchtigen Schwerverbrecher Albert Ganz zu schnappen. Der Knacki Reggie Hammond soll ihm helfen.
Ein Klassiker. Hill verband das Buddy-Movie mit dem Actionfilm und landete einen Kassenhit. Nolte ist dabei der ewig schlecht gelaunte, Regeln brechende Cop und Murphy, in seinem ersten Filmauftritt, eine wahre Quasselstrippe.
„Hill erzählt diese im Grund sehr simple Geschichte ungeheuer direkt, kraftvoll und mit einer Wucht, dass die Gewalt beinahe physisch spürbar wird. Seine rasantes Schnittfolgen lassen keine Entspannung zu und treiben die Story und die gewitzten Dialoge mit Höchstdruck voran.“ (Wolfgang Schweiger: Der Polizeifilm, 1989)
Danach, um 01.00 Uhr, zeigt ZDFneo die nicht so wahnsinnig überzeugende Fortsetzung „Und wieder nur 48 Stunden“
Mit Nick Nolte, Eddie Murphy, Annette O’Toole, Frank McRae, James Remar, David Patrick Kelly, Sonny Landham
Der 17-jährige Alexandre Barbieri bewundert Karim Kemal grenzenlos. Im Arbeiterviertel, in dem sie leben, hat der fünf Jahre ältere Karim allerdings einen schlechten Ruf. Er soll mit Kartenspielen Geld verdienen, illegale Drogen verkaufen und sich von reichen Frauen für Sex bezahlen lassen. In jedem Fall ist er ein Frauenliebling.
Seine neueste Eroberung sorgt allerdings für Ärger. Sie ist die Frau von Doktor Raoul Faurissier, dem Spitzenkandidaten der rechtsextremen Elan National. Kurz bevor Karim von Faurissiers Bodyguards entdeckt und zusammengeschlagen wird, kann er entkommen.
Zusammen mit Alexandre flüchtet er quer durch Frankreich. Denn Faurissiers Schläger sind ihnen auf den Fersen.
Baru ist das Pseudonym des 1947 in Lothringen geborenen Hervé Barulea. Zu seinen früheren, nur teilweise ins Deutsche übersetzten Werken gehören „Bleierne Hitze“ (nach einem Roman von Jean Vautrin), „Wut im Bauch“, „Wieder unterwegs“ und „Die Sputnik-Jahre“. 2010 erhielt er den „Grand Prix de la Ville d’Anglulême“. Seit 2013 ist er Ritter des „Ordre des Arts et des Lettres“.
Für „Autoroute du soleil“ erhielt er den Alph’art. Der über vierhundertseitige SW-Comic ist ein rasantes, oft absurd witziges Roadmovie, das mehr „Easy Rider“ als Thriller ist. Sicher, Alexandre und Karim werden gejagt und schweben fast ständig in Lebensgefahr. Schließlich gehen ihre Verfolger fast so brachial wie der „Terminator“ vor. Aber die Dynamik zwischen den beiden Jungs und ihre Begegnungen mit anderen Menschen stehen eindeutig im Zentrum dieser Noir-Geschichte. Für Alexandre ist sie auch eine Coming-of-Age-Geschichte. Außerdem entsteht bei ihrer Flucht ein Bild von Frankreich in den frühen neunziger Jahre abseits von Paris.
Zum 20. Mal präsentiert 3sat an Silvester 24 Stunden lang Rockkonzerte bekannter und sehr bekannter Bands und Musiker, die teilweise schon seit Jahrzehnten die großen Hallen mit begeisterten Fans füllen. Normalerweise handelt es sich bei den Mitschnitten um TV-Premieren, die nur einmal gezeigt werden. Dieses Jahr sind Joe Bonamassa (um 07.30 Uhr), Eric Clapton (um 08.30 Uhr, das brandneue „The Lady in the Balcony“-Konzert), die Rolling Stones (um 09.45 Uhr „Voodoo Lounge“,, um 21.30 Uhr „Havanna Moon“ [das Konzert von 2016 wurde schon einmal gezeigt]), Joan Armatrading (um 12.15 Uhr mit ihrem Konzert von 2021), Bruce Springsteen (um 13.00 Uhr, zwei Stunden Live in New York City), P!nk (um 20.00 Uhr), Coldplay (um 23.20 Uhr), LINDEMANN (von Rammstein, um 01.35 Uhr) und Impressionen vom 2021er Isle-of-Wight-Festival (um 03.00 Uhr).
Im Westen nichts Neues (All quiet on the western front, USA 1930)
Regie: Lewis Milestone
Drehbuch: Del Andrews, Maxwell Anderson, George Abbott, Lewis Milestone
LV: Erich Maria Remarque: Im Westen nichts Neues, 1928
Deutschland, 1915: Paul Bäumer und seine Mitschüler melden sich, angestiftet von einer Kampfrede ihres Lehrers, begeistert zum Fronteinsatz. Schon während der Ausbildung werden ihnen die Träume über das heldenhafte Soldatenleben ausgetrieben. Dann kommen sie an die Westfront – als Kanonenfutter.
Klassiker des Antikriegsfilm, der den Oscar als bester Film des Jahres erhielt und der mich, als ich ihn als Teenager sah, wirklich beeindruckte. Denn er war (und ist) wirkungsvoller und brutaler als viele neuere Filme.
Ebenfalls beeindruckend ist die Zensurgeschichte. Denn schon kurz nach der Uraufführung wurde der Film beschnitten. In Deutschland wurde nur eine gekürzte Version gezeigt, die dennoch sofort das Hassobjekt der Nazis wurde. Die SA störte Aufführungen des antideutschen Films und schon wenige Tage nach seiner deutschen Premiere war er verboten. In „Skandalfilme“ zeichnet Stefan Volk diese Geschichte genau nach.
Mit Lew Ayres, Louis Wolheim, John Wray, ‚Slim‘ Summerville, Russell Gleason
Aus mir unbekannten Gründen habe ich Hellmuth Karaseks alte Diogenes-Übersetzung jetzt nicht zur Hand. Dabei habe ich Raymond Chandlers vierten Philip-Marlowe-Krimi „The Lady in the Lake“ vor Ewigkeiten in seiner Übersetzung gelesen. Aber ohne das Buch in Griffnähe zu haben, kann ich die Übersetzungen nicht miteinander vergleichen.
Das gesagt, liest sich Robin Detjes neue Übersetzung sehr gut. Und zwar so gut, dass aus den wenigen Seiten, die ich Lesen wollte, um die Qualität der Übersetzung zu prüfen, eine erneute Lektüre des gesamten Romans wurde; – nun, es gibt schlechtere Methoden, um seine Zeit zu verbringen.
In „Die Lady im See“ soll Philip Marlowe im Auftrag von dem Unternehmer Derace Kingsley dessen seit einem Monat spurlos verschwundene Frau suchen. Zuletzt wurde Crystal Kingsley in dem kleinen Haus, das die Kingleys in den Bergen am Little Fawn Lake haben, gesehen.
Marlowe fährt dorthin und trifft Bill Chess, der dort als Hausmeister seine Invalidenrente aufbessert. Chess erzählt Marlowe, dass er Streit mit seiner Frau hatte. Das war vor einem Monat. Danach verschwanden die beiden Frauen gleichzeitig.
Als die beiden Männer zum See gehen, entdecken sie im See die titelgebende Frau im See. Chess hält die Wasserleiche für seine Frau.
Marlowe beginnt nun auch den Mörder der Wasserleiche zu suchen. Dabei stochert er in der Vergangenheit der beiden Frauen herum und stolpert über die Leiche von Crystal Kingsleys Liebhaber. Er wurde erschossen.
Bei der wiederholten Lektüre fällt auf, wie zeitlos und schnörkellos elegant Raymond Chandlers Sprache ist. Die Story selbst bewegt sich zügig voran und sie wirkt ebenfalls nicht veraltet. Sicher, heute müsste Marlowe keine Münzfernsprecher mit Geld füttern. Er würde mit einem Handy telefonieren. Aber immer noch müsste er mit vielen Verdächtigen, Zeugen und potentiellen Zeugen reden. Immer noch hätte er Ärger mit der Polizei. Er würde zusammengeschlagen werden und er würde auf gutaussehende Frauen treffen, die ihn mit einer Waffe in der Hand begrüßen.
Angenehm ist auch, dass sich der gesamte Roman auf Marlowes Auftrag und seine Jagd nach dem Mörder konzentriert. Über Marlowe selbst und sein Privatleben erfahren wir nichts. Und das ist gut so.
Schlecht ist allerdings die Lösung des Falles. Die zaubert Chandler ziemlich aus dem Hut in einer Mischung aus nicht mit dem Leser geteiltem Wissen und wilden Vermutungen. Echte Beweise hat Marlowe erst durch das anschließende Geständnis des Täters.
„The Lady in the Lake“ ist Raymond Chandlers vierter Philip-Marlowe-Roman. Davor schrieb er „The big Sleep“ (1939, Der tiefe Schlaf/Der große Schlaf), „Farewell, my Lovely“ (1940, Betrogen und gesühnt/Lebwohl, mein Liebling) und „The high Window“ (1942, Das hohe Fenster). Danach „The little Sister“ (1949, Die kleine Schwester), „The long Good-Bye“ (1953, Der lange Abschied) und „Playback“ (1958, Spiel im Dunkel/Playback). Bis auf „Playback“ sind alle seine Marlowe-Romane Klassiker.
„The Lady in the Lake“ wurde mehrmals ins Deutsche übersetzt und als „Einer weiß mehr“, „Die Tote im See“ und jetzt „Die Lady im See“ veröffentlicht.
Neben Dashiell Hammett definierte Raymond Chander das Privatdetektiv-Genre.
Ohne Chandler gäbe es Spenser nicht. 1989 durfte Spenser-Erfinder Robert B. Parker mit „Poodle Springs“ ein von Chandler geschriebenes Fragment fertig schreiben.
Chandlers Roman wurde 1947 von Robert Montgomery als „Die Dame im See“ (Lady in the Lake) verfilmt. Mit etlichen Freiheiten. So wurde die Handlung in die Vorweihnachtszeit verlegt und es gibt eine Rahmengeschichte, in der Marlowe Autor von Pulp-Romanen werden will. Gedreht wurde hauptsächlich in Innenräumen. Es wurde auch weitgehend auf Action verzichtet. Das lag nicht an der Unlust, vor Ort zu drehen, sondern an den technischen Herausforderungen des Films. Denn Montgomery erzählte die Geschichte als Ich-Erzählung. In einem Roman, vor allem in einem Privatdetektiv-Roman, der normalerweise immer in der ersten Person Singular geschrieben ist, funktioniert das problemlos. In einem Film nicht. So erfahren wir nicht, wie der Erzähler auf etwas reagiert. Immer wenn Marlowe sich bewegte, musste die damals noch sehr unhandliche Kamera bewegt werden. Es musste auch geguckt werden, wie man Marlowes Arme richtig im Bild positioniert. Und es gibt, neben den üblichen Gefahren, denen das Gesicht eines Privatdetektivs (hier die Kamera) bei seinen Abenteuern ausgesetzt ist, wie Schläge und Küsse, eine ziemlich spektakulär gefilmte Autoverfolgungsjagd. Denn als Marlowe auf einer einsamen Landstraße von einem anderen Auto verfolgt wird, muss er sich immer wieder umdrehen, damit wir genug mitbekommen, um die Verfolgungsjagd gespannt mitverfolgen zu können.
Insofern ist die Bewältigung der technischen Herausforderungen in „Die Dame im See“ beeindruckend. Ein guter Film ist so allerdings nicht entstanden.
Chandlers Hardboiled-Roman „Die Lady im See“ ist dagegen ein Klassiker, der jetzt in einer neuen Übersetzung wieder entdeckt werden kann.
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Raymond Chandler: Die Lady im See
(mit einem Nachwort von Rainer Moritz)
(übersetzt von Robin Detje)
Diogenes, 2021
336 Seiten
22 Euro
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Originalausgabe
The Lady in the Lake
A. A. Knopf, 1943
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Frühere deutsche Übersetzungen
Einer weiß mehr
(übersetzt von Mary Brand)
Nest 1949
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Die Tote im See
(übersetzt von Hellmuth Karasek)
Diogenes, 1976
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Die Verfilmung
Die Dame im See(Lady in the Lake, USA 1947)
Regie: Robert Montgomery
Drehbuch: Steve Fisher
mit Robert Montgomery, Lloyd Nolan, Audrey Totter, Tom Tully, Leon Ames, Jayne Meadows
Drehbuch: Samson Raphaelson, Joan Harrison, Alma Reville
LV: Francis Iles (Pseudonym von Anthony Berkeley): Before the fact, 1932 (Vor der Tat)
Hals über Kopf verknallt sich die schüchterne, vermögende Lina McLaidlaw in den Playboy Johnny Aysgarth. Nach ihrer Heirat erfährt sie, dass ihr Mann ein Spieler ist und dringend Geld braucht. Deshalb befürchtet sie, dass er sie umbringen will.
Klassiker.
Zur Einordnung: Das ist der Hitchcock, in dem Grant mit einem Glas Milch auf einem Tablett eine Treppe hochgeht.
“Durchaus spannend, aber auch humorvoll, ist ‘Verdacht’ eine Kriminalgeschichte ohne ein Verbrechen.” (Meinolf Zurhorst: Lexikon des Kriminalfilms)
Anschließend, um 21.50 Uhr, zeigt Arte die einstündige Doku „Mr. und Mrs. Hitchcock“ (Frankreich 2018). Und der RBB zeigt, teils parallel, zwei ebenfalls sehenswerte Hitchcock-Filme: um 22.15 Uhr „Das Fenster zum Hof“ (USA 1954) und um 00.05 Uhr „Der Mann, der zu viel wusste“ (USA 1956).
mit Joan Fontaine, Cary Grant, Sir Cedric Hardwicke, Nigel Bruce
Los Angeles, 1937: Evelyn Mulwray beauftragt Privatdetektiv Jake Gittes, das Verschwinden ihres Mannes, dem Chef der Wasserwerke, aufzuklären. Schnell gerät der kleine Detektiv in ein Komplott, das er nie ganz durchschaut.
Sozusagen die Essenz der Schwarzen Serie. Georg Seeßlen hält „Chinatown“ für den definitiven private eye-Film der siebziger Jahre.
Mit Jack Nicholson, Faye Dunaway, John Huston, Perry Lopez, John Hillerman, Diane Ladd, Roman Polanski, Bruce Glover, James Hong, Burt Young
Die Geschichte von Macbeth, diesem Feldherren, dem drei Hexen die Königswürde prophezeien, und der sich danach, zusammen mit seiner Frau, zum König von Schottland morden will, dürfte bekannt sein. Auch ihr tödliches Ende. William Shakespeare erzählte sie in einem Theaterstück. Die autoritative Textfassung erschien, sieben Jahren nach seinem Tod, 1623. Setidem gehört das Drama zum festen Theaterrepertoire und wurde auch unzählige Male verfilmt. Die bislang letzte, äußerst bildgewaltig Kinoverfilmung ist von Justin Kurzel mit Michael Fassbender als Macbeth. Frühere, heute noch bekannte Verfilmungen sind von Roman Polanski, Akira Kurosawa (als „Das Schloss im Spinnwebwald“) und Orson Welles. Seine Verfilmung stand eindeutig Pate für Joel Coens neue „Macbeth“-Verfilmung, die auch gleichzeitig sein Solo-Regiedebüt ist. Alle seine anderen Filme inszenierte er mit seinem Bruder Ethan.
Joel Coen inszenierte seine extrem expressionistisch stilisierte „Macbeth“-Version, wie Orson Welles, in einem Studio in Schwarzweiß im 4:3-Bildformat. Die Dialoge kürzte er nur leicht. Seine Frau Frances McDormand übernahm die Rolle der Lady Macbeth. Sie spielte diese Rolle bereits 2016 in einer Produktion des Berkeley Repertory Theatre und sie schlug ihm das Projekt vor. Denzel Washington spielt Macbeth. Die Bildgestaltung übernahm Bruno Delbonnel („Inside Llewyn Davis“), das Szenenbild Stefan Dechant, die Kostüme sind von Mary Zophres und die Musik ist von Carter Burwell. Sie alle haben schon mit den Coen-Brüdern zusammen gearbeitet und sie trugen jetzt auch einen Teil zum Gelingen von „Macbeth“ bei.
Entstanden ist eine visuell brillante, sehr düstere, zum depressiven Wahnsinn neigende „Macbeth“-Version. Für Shakespeare-Fans ist das unbedingt sehenswert.
Andere Zuschauer sollten sich überlegen, wie groß ihre Toleranz für prächtig aussehende Theaterkulissen und Shakespeare-Dialoge ist. Das gilt auch für Fans der Coen-Brüder. Denn die typischen Stilelemente und der Humor der Coens fehlen hier fast vollständig. Obwohl „Macbeth“ eine ziemlich schwarzhumorige und bitterböse Geschichte ist, die für ihre Figuren immer wieder die schlimmstmögliche Wendung nimmt. Trotzdem wollte Joel Coen hier keinen typischen Coen-Film inszenieren. Er wollte das Shakespeare-Stück möglichst originalgetreu verfilmen und dabei die Beschränkungen eines von der Bühne abgefilmten Theaterstücks überwinden. Das ist ihm gelungen.
Macbeth(The Tragedy of Macbeth, USA 2021)
Regie: Joel Coen
Drehbuch: Joel Coen
LV: William Shakespeare: Macbeth, 1611/1623 (ursprünglich „The Tragedy of Macbeth“) (Macbeth)
mit Denzel Washington, Frances McDormand, Bertie Carvel, Alex Hassell, Corey Hawkins, Harry Melling, Brendan Gleeson, Kathryn Hunter, Moses Ingram
Länge: 105 Minuten
FSK: ? (dürfte aber mit Kulturbonus in Richtung FSK-12 gehen)
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Jetzt in einigen Kinos und ab 14. Januar 2022 weltweit auf Apple TV+
Die Story von Ryusuke Hamaguchis neuem Film „Drive my Car“ kann schnell nacherzählt werden. Es geht um Yusuke Kafuku. Zwei Jahre nach dem plötzlichen Tod seiner Frau trauert er immer noch um sie. Da erhält er das Angebot, in Hiroshima für ein Festival Anton Tschechows Theaterstück „Onkel Wanja“ zu inszenieren. Eine Bedingung der Organisatoren ist, dass er sich während seines Engagements von einem Chauffeur fahren lässt. Widerwillig akzeptiert er diese Bedingung, die ihn zwingt, sich jeden Tag von seinem Hotel zum Theater und zurück fahren zu lassen. Immerhin ist Misaki Watari eine gute Fahrerin.
Hamaguchi erzählt, nach einer Erzählung von Haruki Murakami, in epischen drei Stunden – wobei die ersten vierzig Minuten ein vor Hiroshima spielender Prolog sind – wie sich Kafuku und Watari langsam öffnen. Denn beide haben den Tod eines für sie wichtigen Menschen nicht überwunden. Aber vor ihrem ersten Gespräch sagt Kafuku, dass diese langen Fahrten zwischen dem Hotel und dem Theater für ihn die Möglichkeit sind, sich das Theaterstück immer wieder anzuhören und so immer tiefer zu verinnerlichen. Deshalb dauert es mehrere Autofahrten und gemeinsam verbrachte Stunden im engen Auto, bis sie beginnen sich zu unterhalten. Wobei ihre Gespräche eher längere Monologe sind.
Gleichzeitig sehen wir die Proben für das Tschechow-Stück, bei dem Kafuku die Rolle von Onkel Wanja mit dem für die Rolle viel zu jungen Takatsuki besetzt. Kafuku glaubt, dass Takatsuki ein Liebhaber seiner Frau gewesen ist.
Auch diese Proben für das Theaterstück beobachtet Regisseur Hamaguchi äußerst geduldig und zurückhaltend. Immer wirkt es, als ob er einen Dokumentarfilm inszeniere und beim Dreh möglichst wenig auffallen wolle. Die Schauspieler spielen extrem zurückhaltend und sie bewegen sich kaum. Das führt dazu, dass „Drive my Car“ oft wie ein bebildertes Hörspiel wirkt. Diese Methode führt dazu, dass wir uns sehr auf den Text einlassen können und müssen. In ihm und nicht in den Bewegungen oder der Mimik der Schauspieler steckt die Wahrheit. Und weil die Schauspieler ihre Texte möglichst ausdruckslos vortragen sollen (das ist auch das Konzept von Hamaguchi bei seiner Tschechow-Inszenierung), ist „Drive my Car“ von einer medidativen Ruhe geprägt.
In Canner erhielt Hamaguchi neben dem Drehbuchpreis auch den FIPRESCI-Preis und den Preis der Ökumenischen Jury.
Drive my Car (Doraibu mai kā, Japan 2021)
Regie: Ryusuke Hamaguchi
Drehbuch: Ryusuke Hamaguchi, Oe Takamasa
LV: Haruki Murakami: Drive my Car, 2014 (Erzählung, enthalten in „Von Männern, die keine Frauen haben“)
mit Hidetoshi Nishijima, Toko Miura, Masaki Okada, Reika Kirishima, Park Yurim, Jin Daeyeon
Killing them softly(Killing them softly, USA 2012)
Regie: Andrew Dominik
Drehbuch: Andrew Dominik
LV: George V. Higgins: Cogan’s Trade, 1974 (Neuauflage als „Killing them softly“, deutsche Übersetzung als „Ich töte lieber sanft“)
Zwei Kleingangster überfallen ein illegales Pokerturnier. Dummerweise ist es von einem Mafiosi organisiert und der sinnt auf Vergeltung. Sein Troubleshooter Cogan soll das Problem lösen.
Düsteres, top besetztes Gangsterdrama, das von seinen Dialogen lebt. Das ist nicht wirklich schlecht, aber der Roman ist besser. Denn dort stört es nicht, wenn die Geschichte vor allem über die Gespräche der Gangster erzählt wird.
Kommissarin Lindholm wird verdächtigt, ihren Liebhaber in Hamburg im Hotel Atlantik ermordet zu haben. Selbstverständlich will (und wird) sie ihre Unschuld beweisen. Bis dahin muss sich sich durch eine Hundertschaft von Udo-Lindenberg-Doppelgängern kämpfen und Udo Lindenberg treffen.
Detlev Bucks erster „Tatort“ ist selbstverständlich kein gewöhnlicher „Tatort“. Anscheinend überzeugt er vor allem als skurille Nummernrevue.
mit Maria Furtwängler, Jens Harzer, Anne Ratte-Polle, Udo Lindenberg, Neda Rahmanian, Kida Khodr Ramadan, Detlev Buck, Nadeshda Brennicke
Master Cheng in Pohjanjoki (Master Cheng, Finnland/China/Großbritannien 2019)
Regie: Mika Kaurismäki
Drehbuch: Hannu Oravisto, Mika Kaurismäki (Adaption), Sami Keksi-Vähälä (Adaption)
Auf der Suche nach Fongtron strandet Master Cheng mit seinem Sohn in Pohjanjoki, einer Ansammlung von Hütten in Lappland. In einer dieser Hütten ist die Gaststätte von Sirkka. Nachdem er spontan eine chinesische Reisegruppe, die von ihrem Essen entsetzt ist, bekocht, engagiert sie ihn als Koch.
TV-Premiere. Wunderschönes Feelgood-Movie, das schon bevor Cheng seine Messer auspackt, unsere Herzen erobert hat.
Green Book – Eine besondere Freundschaft(Green Book, USA 2018)
Regie: Peter Farrelly
Drehbuch: Peter Farrelly, Nick Vallelonga, Brian Currie
Gut gemachtes, auf einer wahren Geschichte basierendes Feelgood-Movie über die sich während einer Konzerttour durch die Südstaaten in den frühen sechziger Jahren entwickelnde Freundschaft zwischen dem Konzertpianisten Don Shirley (Mahershala Ali) und seinem für diese Tournee engagiertem Fahrer und Rausschmeißer Tony ‚The Lip‘ Vallelonga (Viggo Mortensen).
Der allgemeine Jubel über den Film, die zahlreichen Preise, unter anderem der Oscar als bester Film des Jahres (Spike Lee hatte mit seinem Wutausbruch, dass jeder andere nominierte Film den Oscar mehr verdient hätte als „Green Book“, vollkommen recht), können nicht über die doch ziemlich altbackene Ideologe des Films (der weiße Mann als Retter des Schwarzen und mit etwas gutem Willen kann der Rassissmus besiegt werden) hinwegtäuschen. „Green Book“ ist halt perfektes Hollywood-Wohlfühlkino.
Mit friedlichen Protestmärschen will Dr. Martin Luther King 1965 in Selma, Alabama, für das allgemeine Wahlrecht kämpfen. Denn dort ist die Diskriminierung der Afroamerikaner besonders deutlich. Und dort eskaliert die Situation in auch von King ungeahnter Weise. Ein Diakon wird von Weißen erschlagen. Auf der Edmund Pettus Bridge werden die friedlich Demonstrierenden mit Tränengas und nackter Gewalt zurückgedrängt. Die Bilder wurden im Fernsehen ausgestrahlt. An dem Abend schlagen Klu-Klux-Klan-Mitglieder drei weiße Geistliche zusammen. Einer stirbt an den Verletzungen.
Der dritte Versuch, friedlich von Selma nach Montgomery, der Hauptstadt von Alabama, zu marschieren wird dann zwischen dem 21. und 25. März 1965 zu einem Triumphzug für die Bürgerrechtsbewegung.
Das grandiose und wichtige Drama/Biopic „Selma“ setzt King und seinen Mitkämpfern ein würdiges Denkmal. DuVernays Film wurde von der Kritik abgefeiert und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.
mit David Oyelowo, Tom Wilkinson, Tim Roth, Cuba Gooding Jr., Alessandro Nivola, Carmen Ejogo, Lorraine Toussaint, Ophrah Winfrey, Tessa Thompson, Giovanni Ribisi, Common, Dylan Baker, Wendell Pierce, Stan Houston
Das ist er also: der letzte Film des Jahres, der in den vergangenen Wochen mit kryptischen Trailern, ominösen Clips und nichtssagenden Inhaltsangaben beworben wurde. Irgendwie soll es in „Matrix Resurrections“ um die Matrix gehen, Keanu Reeves und Carrie-Anne Moss sind als Neo und Trinity wieder dabei. Lana Wachowski, die eine Hälfte der Wachowski-Geschwister, die für die ersten drei „Matrix“-Filme verantwortlich sind, hat dieses Mal allein die Regie übernommen. Mehr ist nicht bekannt.
Die Bedeutung von „Matrix“ für den Science-Fiction-Film und das Kino ab 1999 kann nicht überschätzt werden.
In dem Film erfährt der Hacker ‚Neo‘ Thomas Anderson, dass er in einer Computersimulation, der Matrix, lebt. Die reale Welt ist eine von Maschinen beherrschte postapokalyptische Welt, in der die Maschinen Menschen als Energiequellen züchten und sie in einem künstlichem Dämmerzustand halten (immerhin bespaßen sie uns mit einer coolen Actionwelt und nicht mit niemals endenden Sonnenuntergängen oder dem Nichts).
Eine kleine Gruppe Menschen kämpft in der realen Welt und der Matrix gegen die Herrschaft der Maschinen. Besonders wichtig sind die Kämpferin Trinity und Morpheus, der Kapitän der Nebuchadnezzar. Er hält Neo für den Erlöser.
Diese Geschichte erzählten die Wachowskis mit zahlreichen religiösen, mythologischen, philosophischen, literarischen und popkulturellen Verweisen, einer perfekt durchkomponierten düsteren Neo-Noir-Lack-Leder-Sonnenbrillen-Optik, mit spektakulären, die Schwerkraft und die Physik negierenden Actionszenen (naja, in der Matrix ist halt alles möglich) und einem bis dahin unbekanntem Einsatz der Zeitlupe. Die Spezialeffekte überzeugen heute immer noch.
Für Science-Fiction-Leser ist die Idee der Matrix ein ziemlich alter Hut. Aber es war der bis dahin überzeugendste Versuch, Ideen des Cyberpunk zu verfilmen. Danach war die Idee, einer virtuellen Welt und dass wir in dieser virtuellen Welt leben und aufwachen müssen, Allgemeingut.
Der Film war ein weltweiter Erfolg. An der Kinokasse und auch popkulturell. Vier Jahre später, 2003, folgten „Matrix Reloaded“ und „Matrix Revolutions“. Sie sind grottig und überflüssig. Denn sie setzen einen Film fort, der erkennbar als in sich abgeschlossener Einzelfilm angelegt war. Gleichzeitig zeigen sie immer deutlicher die Probleme in der Konstruktion der von den Wachowskis erfundenen Welt. Die zahlreichen philosophischen Anspielungen erweisen sich zunehmend als heiße Luft. Am Ende blieb die Erkenntnis, dass unter der glänzenden Oberfläche nur ein bedeutungsschwanger raunendes, Tiefe simulierendes Nichts ist.
Entsprechend niedrig waren vor dem Film meine Erwartungen an „Matrix Resurrections“.
Nach dem Film kann ich sagen: Lana Wachowski kümmert sich in ihrem neuen Film denkbar wenig um die Erwartungen der Fans nach Lack, Leder, Düster-Optik, kryptischen philosophischen und religiösen bedeutungsvoll klingenden Sätzen und endlos langen Actionszenen.
Allein dieser Mut beeindruckt. Sie inszenierte vor allem einen Meta-Film, der einerseits eine Neuinszenierung von „Matrix“ ist und andererseits eine Diskussion über den Film, seinen Einfluss auf die Popkultur und die kreative Arbeit von Autoren ist. Vor allem wenn diese Autoren sich in bereits etablierten, kommerziell erfolgreichen Welten bewegen müssen. Für Lana (früher Larry) Wachowski ist das die Welt der von ihr und ihrer Schwester Lilly (früher Andy) Wachowski geschaffene Welt der Matrix. Für Neo, der unter seinem echten Namen Thomas Anderson in „Matrix Resurrections“ ein erfolgreicher, in San Francisco lebender Spieleprogrammierer ist, ist das die Welt der Computerspiele. Jetzt soll er eine neue Version des von ihm erfundenem populären „Matrix“-Spiels erschaffen.
In einem Café trifft er Trinity, die jetzt Tiffany heißt und eine glücklich verheiratete Vorstadt-Ehefrau ist. Anderson glaubt, sie von früher zu kennen. Dass er auf seinem Schreibtisch eine Trinity-Figur stehen hat, die in dem von ihm erfundenem Spiel eine wichtige Figur ist, fällt ihm nicht auf.
Gleichzeitig ist er wegen massiver psychischer Probleme in therapeutischer Behandlung. Er hat einen Suizid-Versuch hinter sich. Er zweifelt an der Realität und wird von Visionen geplagt, die für uns klar erkennbare Flashbacks sind.
„Matrix Resurrections“ zitiert immer wieder „Matrix“. So inszeniert Wachowski den Anfang von „Matrix“ mit kleinen Änderungen nach. Danach begibt er sich zwar auf andere erzählerische Pfade, aber immer wieder werden Szenen aus dem ersten „Matrix“-Film gezeigt. Immer wieder wird der Film zitiert. Vieles in dem neuen Film wirkt wie eine Variation von „Matrix“, mit einigen Momenten aus dem zweiten und dritten „Matrix“-Film. Es tauchen auch viele aus den vorherigen Filmen bekannte Motive und Figuren, teils von anderen Schauspielern gespielt, auf.
Auch die Actionszenen aus „Matrix“ und die dort verwandten Stilmittel werden zitiert. Oft nur kurz oder im Schnellldurchlauf oder, auch das ist möglich, in einer invertierten Form.
Die Handlung gehorcht vor allem vom Willen der Drehbuchautoren. Wachowski schrieb das Buch zusammen mit Aleksandar Hemon und David Mitchell. Mit ihnen arbeitete er bereits bei der Netflix-Serie „Sense8“ zusammen und, zusammen mit seiner Schwester und Tom Tykwer, verfilmte er David Mitchells „Cloud Atlas“.
So etwas wie Figurenmotivation gibt es nicht. Dafür können sie, wenn sie durch Türen treten, von einer Welt in eine andere Welt treten. Figuren, die teils pompös eingeführt werden, verschwinden spurlos aus der Handlung. Andere sind dann plötzlich wichtig.
Damit wirkt „Matrix Resurrections“ wie ein bekanntes Computerspiel, in dem der Spieler in bestimmten Situationen eine andere Option prüft und kommentiert. Insofern ist der Film ein erstes Brainstorming, bei dem aufgeschrieben wurde, was dem Publikum beim ersten Film gefiel, was jetzt wiederholt werden soll und was anders gemacht werden kann. Zum Beispiel indem das Liebespaar zwanzig Jahre älter ist.
Das hat als Film über einen anderen Film durchaus seine interessanten Momente. Er ist auch deutlich interessanter, insgesamt gelungener und zum Nachdenken anregender als der zweite und dritte „Matrix“-Film. Aber so richtig überzeugend ist das Ergebnis nicht.
„Matrix Resurrections“ ist eher eine intellektuelle Übung, ein Metafilm, mit gewaltigen Pacing-Problemen und einer Story, die nur funktioniert, weil sie sich letztendlich an der Story von „Matrix“ entlanghangelt. Es ist damit ein Remake, das kein Remake, sondern eine Meditation über ein Remake ist.
P. S.: Es gibt eine durchaus wichtige Post-Credit-Szene.
Matrix Resurrections (The Matrix Resurrections, USA 2021)
Regie: Lana Wachowski
Drehbuch: Lana Wachowski, David Mitchell, Aleksandar Hemon (basierend auf von den Wachowskis erfundenen Figuren)
mit Keanu Reeves, Carrie-Anne Moss, Yahya Abdul-Mateen II, Jessica Henwick, Jonathan Groff, Neil Patrick Harris, Priyanka Chopra Jonas, Jada Pinkett Smith, Christina Ricci, Lambert Wilson, Max Riemelt
Hoffentlich klappt es jetzt. Also nicht mit der Präsentation von John Guillermins „Tod auf dem Nil“ am Dienstag, den 4. Januar 2022, im Kino (hier ist die Kinoliste). Der Film ist Teil der „Best of Cinema“-Reihe von Studiocanal. Die Idee hinter der Reihe ist, dass alt(bekannt)e und immer noch beliebte Filme an einem Tag im Kino gezeigt werden. Das verleiht der monatlichen Reihe etwas von einem Ereignis. Und Studiocanal kann in seinem Archiv nach reichlich vorhandenne Perlen der Filmkunst stöbern. Manchmal wird der Film auch in Zusammenhang mit einem anderen Ereignis, wie einer neuen DVD/Blu-ray/4K-UHD-Veröffentlichung, präsentiert. In diesem Fall – und darauf bezieht sich die eingangs angesprochene Hoffnung – geht es um den Kinostart von Kenneth Branaghs starbesetzter Neuverfilmung, die am 10. Februar 2022 starten soll. Ursprünglich sollte der Rätselkrimi bereits am 15. Oktober 2020 starten.
„Tod auf dem Nil“ ist die Verfilmung eines Hercule-Poirot-Romans von Agatha Christie. Sie schrieb ihn bereits 1937 und damals war die Lektüre des Rätselkrimis für die meisten Menschen wahrscheinlich die einzige Möglichkeit, Ägypten kennen zu lernen.
Poirot unternimmt eine Urlaubsreise auf einem Nildampfer. Während der Reise wird die sich ebenfalls an Bord befindende Millionenerbin Linnet Ridgeway ermordet. Poirot beginnt sofort mit seinen Ermittlungen. Denn der Mörder ist immer noch auf dem Schiff und alle Passagiere hätten eine Grund, Ridgeway zu ermorden.
EMI Films hatte 1974 mit der Agatha-Christie-Verfilmung „Mord im Orientexpress“ einen gewaltigen Hit. Selbstverständlich wollten sie nach dem erfolgreichen Rezept – bekannter Roman, exotischer Drehort, viele Stars, bekannter Regisseur und gutes Team hinter der Kamera – einen weiteren Hit landen.
Für das Drehbuch wurde Anthony Shaffer engagiert. Er war damals ein bekannter Theater- und Drehbuchautor. Sein bekanntestes Stück ist „Sleuth“ (Revanche, grandios verfilmt als „Mord mit kleinen Fehlern“ [1972]). Er schrieb die Drehbücher zu dem Alfred-Hitchcock-Thriller „Frenzy“ (1972), „The Wicker Man“ (1973) und, nach „Tod auf dem Nil“ für die Poirot-Verfilmungen „Das Böse unter der Sonne“ (Evil under the Sun, 1982) und „Rendezvous mit einer Leiche“ (Appointment with Death, 1987).
John Guillermin übernahm die Regie. Davor drehte er „Die Brücke von Remagen“ (The Bridge at Remagen, 1968), „Shaft in Afrika“ (Shaft in Africa, 1972 – der dritte Shaft-Film), „Endstation Hölle“ (Skyjacked, 1972), „Flammendes Inferno“ (The Towering Inferno, 1974) und „King Kong“ (1976).
Kameramann war Jack Cardiff. Und die Musik ist von Nino Rota.
Gedreht wurde vor Ort in und vor historischer Kulisse, wie den Pyramiden von Gizeh und den Tempelanlagen von Karnak, Kom Ombo und Abu Simbel, und auf der SS Memnon und der SS Sudan.
Albert Finney, der in „Mord im Orientexpress“ Hercule Poirot spielte, wollte die Rolle nicht noch einmal spielen. Peter Ustinov übernahm die Rolle des belgischen Meisterdetektivs Hercule Poirot. Das Opfer wird von Lois Chiles gespielt. Heute ist sie vor allem für ihren Auftritt als Dr. Holly Goodhead in dem James-Bond-Film „Moonraker – Streng geheim“ bekannt. Die Verdächtigen werden von einer illustren Schar schon damals altbekannt-belieber Schauspieler und einigen Newcomern, die am Anfang ihrer Karriere standen, gespielt. Es sind Jane Birkin, Bette Davis, Mia Farrow, David Niven, Jon Finch, Angela Lansbury, Olivia Hussey, Maggie Smith, Simon MacCorkindale, George Kennedy, Jack Warden, Sam Wanamaker und Celia Imrie.
Der so entstandene Film ist eine weitgehend spannungsfreie, nostalgische, stargarnierte Angelegenheit. Und war im Kino so erfolgreich, dass Peter Ustinov in fünf weiteren Filmen Hercule Poirot spielte. Seit Jahren wird „Tod auf dem Nil“ regelmäßig im Fernsehen gezeigt.
Trotzdem spricht einiges für einen Kinobesuch. Auf der großen Leinwand können die Stars, die Landschaft, die Kostüme (Anthony Powell erhielt dafür einen BAFTA und einen Oscar) ausgiebig bewundert werden, während man selig in der Vergangenheit schwelgt als eine Flußfahrt noch ein mörderisches, nicht von Handys gestörtes Vergnügen war.
Tod auf dem Nil (Death on the Nile, Großbritannien 1978)
Regie: John Guillermin
Drehbuch: Anthony Shaffer
LV: Agatha Christie: Death on the Nile, 1937 (Der Tod auf dem Nil)
Mit Peter Ustinov, Jane Birkin, Bette Davis, Mia Farrow, Lois Chiles, David Niven, Jon Finch, Angela Lansbury, Olivia Hussey, Maggie Smith, Simon MacCorkindale, George Kennedy, Jack Warden, Sam Wanamaker, Celia Imrie
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Die Vorlage (demnächst in der Filmausgabe; es gibt natürlich zahlreiche ältere Ausgaben und frühere Übersetzungen)
Agatha Christíe: Der Tod auf dem Nil – Ein Fall für Poirot
(übersetzt von Pieke Biermann)
Atlantik Verlag, 2022
320 Seiten
12 Euro
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Die Neuverfilmung (im Februar im Kino)
Tod auf dem Nil(Death on the Nile, USA/Großbritannien 2022)
Regie: Kenneth Branagh
Drehbuch: Michael Green
LV: Agatha Christie: Death on the Nile, 1937 (Der Tod auf dem Nil)
mit Kenneth Branagh, Gal Gadot, Armie Hammer, Rose Leslie, Emma Mackey, Letitia Wright, Annette Bening, Russell Brand, Tom Bateman, Jennifer Saunders, Dawn French
LV: Emma Braslavsky: Ich bin dein Mensch, 2019 (Kurzgeschichte, in „2029 – Geschichten von Morgen“)
Die Wissenschaflerin Alma soll über mehrere Wochen mit einem humanoiden Roboter zusammenleben und anschließend einen Forschungsbericht über die gemeinsame Zeit verfassen. Es geht um die Frage, ob humanoide Roboter Menschenrechte bekommen sollen.
mit Maren Eggert, Dan Stevens, Sandra Hüller, Hans Löw, Wolfgang Hübsch, Annika Meier, Falilou Seck, Jürgen Tarrach, Henriette Richter-Röhl, Monika Oschek