Definitiv kein FDP-Liberaler

Mai 2, 2011

Während die Kryptoliberalen von der hoffnungslos überflüssigen FPD alles versuchen, um das Andenken des Liberalismus (Kleiner Tipp: Mal John Stuart Mill lesen.) in den Dreck zu ziehen, hat James N. Frey eine sehr sympathische und prägnante Definition von Liberalismus gegeben:

Ich bin ein Liberaler, und wie alle Liberalen bin ich für freien Handel, solange er tatsächlich frei ist und die Arbeiter angemessen für ihre Arbeit bezahlt werden. Doch jeder, der ein Hirn im Kopf und ein Herz im Leib hat, ist gegen Niedriglohnsklaverei, selbst wenn sie angeblich der Schaffung von Arbeitsplätzen und dem Aufbau von Nationen dient.

(James N. Frey, Wie man einen verdammt guten Thriller schreibt, S. 71)

Ja, der hat seinen Mill gelesen.


Zitat des Tages: Michael Haneke über innere Spannung

Mai 10, 2010

Wenn der Zuschauer auch nur einen Moment stockt, weil die innere Spannung nachläßt, dann ist er draußen und kommt nicht mehr rein. Das Timing im Drama ist unendlich viel wichtiger als bei einem Roman. Dort kann man weiterblättern, wenn’s langweilig wird – im Kino steigt man aus. Deshalb ist dort eine zwingende Konstruktion notwendig.

Michael Haneke

(aus Nahaufnahme Michael Haneke

Alexander Verlag, 2010, S. 36)


Zitat des Tages: Was ist Noir?

März 4, 2010

Defining noir isn’t easy to do—and it shouldn’t be. Part of what makes noir such an engaging and enduring art form is its fluidity and adaptability. Perhaps more than anything else, noir is an ethos—one that resists defining. Clues might include bleak settings, a violent tone, tough and cynical characters, eroticism, existentialism, nihilism and of course, darkness—after all, noir means „black“—but noir is so much more, and can be far less. It’s an art form of shadows and should always be partially left in them. Noir is a mind set, a sensibility, a sense of futility, desperation, and isolation.

Michael Lister

(aus der Einleitung zu North Florida Noir)


Guter Anfang

Januar 8, 2010

Wenn du denselben Terroristen gleich zweimal in einer Woche umlegen musst, dann liegt es entweder an dir und deinen Fähigkeiten, oder es stimmt etwas mit der Welt nicht, in der du lebst.

Und an meinen Fähigkeiten gibt es nichts auszusetzen.

Das sind die ersten Sätze und das erste Kapitel von Jonathan Maberrys Thriller „Patient Null“ (Patient Zero, 2009) und obwohl ich nicht weiß, ob mir der Roman gefallen wird, bin ich jetzt gespannt auf die folgenden Seiten.

Grandios ist dieser Titel; jedenfalls in Deutschland:



Zitat des Tages: Felix Huby über das Schreiben

März 11, 2009

Ich setzte mich hin, habe den Anfang einer Geschichte, eines Films, eines Theaterstücks oder eines Hörspiels, und dann fangen die Figuren an zu agieren. Ich muss nur nachkommen mit dem Schreiben. Es ist oft so, dass ich an den Schreibtisch gehe, um überhaupt zu erfahren, wie es weitergeht. Für mich ist Schreiben ein bisschen wie lesen. Ich bin dann in einer Art Trancezustand, lebe mit meinen Figuren, die handeln, und ich schreibe es auf. Da kommt es schon mal vor, dass ich 30 oder 35 Seiten am Tag schreibe, ohne Mühe, ohne irgendwelche Nöte.

Felix Huby

in „Felix Huby – Fast wie von selbst (Ein Gespräch mit Dieter de Lazzer)

Verlag der Autoren, 2008, S. 82


Zitat des Tages: Das amerikanische Wesen

Februar 15, 2009

„Mit Amerika ist es das Gleiche“, fuhr er fort. „Ich meine, sieh uns doch an, ständig reden wir uns ein, wie friedliebend wir sind. ‚Wir sind ein friedliebendes Volk, wir leiben den Frieden.’ Das wird wohl auch der Grund dafür sein, warum wir fürs Militär mehr ausgeben als der Rest der Welt zusammen, warum wir über siebenhundert Militärstützpunkte in hundertdreißig Ländern haben und warum wir praktisch ununterbrochen irgendwo Krieg führen, seit wir bloß ein kleiner Haufen Kolonien waren. Mann, glaubst du, ein Marsmensch, der die Erde besucht und sagen müsste, welche Kultur die friedliebendste ist, würde auf die USA tippen? Versteh mich nicht falsch, ich will damit nicht sagen, dass das falsch wäre. Wir sind ein kriegerisches Volk, das ist unübersehbar, wir sind gut im Krieg, und das gefällt uns. Ich weiß bloß nicht, warum wir uns das nicht eingestehen können. Ich wette, wenn wir das fertigbrächten, würden die Verkaufszahlen von Psychopillen in den Keller rauschen.“

Dox zu John Rain in

Barry Eisler: Riskante Rückkehr

(The last Assassin, 2006)

Fischer Taschenbuch Verlag, 2009, S. 104


Zitat des Tages: David Mamet über überflüssige Szenen

Dezember 1, 2008

Wann ist eine Szene überflüssig? Wenn sie nicht dem Fortschritt der Sache dient, um die es dem Film von Anfang an geht. Was geschieht während einer Abschweifung? Die Konzentration des Publikums gerät auf Abwege. Die Zuschauer sind aus ihrer Anteilnahme herausgerissen, und der Filmemacher hat seinen wichtigsten Partner verloren: die unkritische, weil durch die Sache beanspruchte Teilnahme des Publikums.

David Mamet: Bamibi vs. Godzilla

Alexander Verlag 2008, S. 90


Zitat des Tages: David Mamet über die perfekte Szene

November 14, 2008

Der perfekte Film braucht keine Sprache, wie auch die perfekte Szene immer stumm ist. Dialoge sind beim Erzählen einer filmischen Geschichte den Bildern unterlegen. Wie wir wissen, ist ein Bild soviel Wert, wie tausend Worte; die Nebeneinanderstellung von Bildern ist geometrisch effektiver. Wenn ein Regisseur oder ein Drehbuchautor herausfinden will, ob eine Szene funktioniert, dann muss er einfach den Dialog weglassen und sehen, ob er dem Publikum die Idee auch so vermitteln kann.

David Mamet; Bambi vs. Godzilla

Alexander Verlag, 2008, S. 181


Zitat des Tages: Christa Faust über unterschiedliche Krimikulturen

Oktober 30, 2008

Vor einigen Tagen besuchte Christa Faust Deutschland, stellte ihren grandiosen Krimi „Hardcore Angel“ (Money Shot) vor und bemerkte einen gravierenden Unterschied zwischen der deutschen und der amerikanischen Krimikultur:

It took me several days to wrap my brain around this fact, but apparently in Germany hardboiled pulp (vintage or modern) is basically considered lowbrow trash on the level of supermarket romance. I had several interviewers ask me about how it feels not to be taken seriously, and I honestly didn’t get what they meant at first. After all, hardboiled and noir fiction is taken very seriously in the US. It’s more the cozy or chick-lit writers who get no respect. But the Germans have this idea that crime fiction ought to be much more literary and “serious.” Apparently this means no explicit sex or violence, just lots of depressed, angst-ridden (male, of course) detectives brooding and contemplating the meaning of life. In fact, there was a scathing write-up in the local paper about my reading in Leipzig (published before the reading even took place.) The author was complaining that it was stupid and pointless to feature a trashy hardboiled writer at a venue meant for more serious literary fiction. I really had a blast blowing everyone’s expectations out of the water. I may be a trashy pulp writer, but I have no problem talking about the underlying gender issues and other socially relevant “serious” themes in Money Shot. I hope I did my part as a hardboiled missionary in a land of unbelievers. I’ll bet I opened up a mind or two.


Zitat des Tages: Komplimente

September 30, 2008

„Hier also ein hilfreicher Hinweis für Filmemacher und Zuschauer: Komplimente – ‚Was für eine Ästhetik!’, ‚Was für ein Handwerk!’, ‚Was für eine Kameraarbeit!’ und ‚Was für eine Technik!’ – bedeuten alle: ‚Das Drehbuch ist Mist.’“

David Mamet: Bambi vs. Godzilla

(Bambi vs. Godzilla, 2007)


Zitat des Tages: Fredric Brown über Regeln

September 16, 2008

Duane Swierczynski (aka Duane Louis) hat dieses zutreffende Zitat von Fredric Brown über Schreibregeln gefunden:

„There are no rules. You can write a story, if you wish, with no conflict, no suspense, no beginning, no middle, or end. Of course, you have to be regarded as a genius to get away with it, and that’s the hardest part—convincing everybody you’re a genius.“

(aus Walt Sheldon: My Friend Fredric Brown, nachgedruckt in Ed Gorman, Lee Server und Martin H. Greenberg [Hrsg.]: The Big Book of Noir)

Übersetzung: Es gibt keine Regeln. Du kannst eine Geschichte schreiben, wenn du willst, ohne Konflikt, ohne Spannung, ohne Anfang, ohne Mitte, oder Ende. Selbstverständlich musst du dafür als Genie angesehen werden, um damit davonzukommen, und das ist der schwerste Teil – alle anderen zu überzeugen, dass du ein Genie bist.


Zitat des Tages: Noir

September 3, 2008

Das Genre des Noir ist trügerisch, denn es setzt den Fokus mehr auf das Warum als auf das Wer oder Was. Im Gegensatz zum Kriminalroman liegt die Verwirrung des Noir darin, dass die Struktur nicht zur Auflösung eines Rätsels führt, sondern vielmehr neue Fragen aufwirft. Borges unterschied zwischen dem Kriminalroman und dem Noir folgendermaßen: Im ersten steht das Chaos für die Verletzung der Ordnung; der Detektiv löst den Fall und stellt die Ordnung wieder her. Im Noir hingegen treffen der Detektiv und auch der Leser unter dem Chaos auf ein weiteres Chaos. Es gibt keine Antworten, nur noch mehr Fragen. Dadurch täuscht die Struktur des Noir den Leser, denn sie hält ihn fest, damit er sich Fragen stellt, und nicht, damit er Antworten findet.

Raúl Argemí

(gefunden in „Chamäleon Cacho„)


Zitat des Tages: Privatsphäre

Juli 11, 2008

Horatio war immer der Ansicht gewesen, dass die schlimmste Verletzung der Privatsphäre, die im Zuge von Ermittlungen durchgeführt werden musste, darin bestand, das Haus eines Menschen vom Keller bis zum Dach unter die Lupe zu nehmen. Aber seit er sich durch ein paar Festplatten gearbeitet hatte, hatte er seine Meinung geändert. Früher einmal waren Computer nicht viel mehr als ein Aktenschrank gewesen, doch inzwischen hatten sie sich zu einer Art zweitem Hirn entwickelt, in dem immer größere Mengen an Informationen gespeichert wurden. Doch nicht die Menge der Informationen versetzte Horatio in Erstaunen, sondern ihre Qualität. Weil heutzutage ein paar Mausklicks ausreichten, um an die Daten zu fast jedem beliebigen Thema zu kommen, wurden selbst die trivialsten Details und die nebensächlichsten Kuriositäten gespeichert.

Donn Cortez: CSI: Miami – Im freien Fall

(CSI: Miami – Cut and run, 2007)