Hardy Kettlitz, der Autor von „Edmond Hamilton – Autor von Captain Future“, lernte den Science-Fiction-Autor, wie viele Jugendliche Anfang der achtziger Jahre durch die japanische Zeichentrickserie „Captain Future“ kennen. In ihr kämpfen Curtis Newton, genannt Captain Future und ein echter Alleskönner (für die Jüngeren: „Iron Man“ Tony Stark, aber nicht so arrogant egozentrisch), und seine Vertrauten, das lebende, alles wissende Gehirn Professor Simon Wright, befreit von allen körperlichen Beschränkungen, Android Otho, der seine Gestalt verändern kann, Roboter Grag, der gerne ein Mensch wäre, und die wunderschöne, wunderschöne Joan Randall auf verschiedenen Planeten im Sonnensystem gegen Verbrecher. Durch die Serie erlebte Edmond Hamilton, der bereits 1977 verstorben war, eine Renaissance. Bastei-Lübbe veröffentlichte die „Captain Future“-Romane. Teilweise erstmals. Es gab Comics und etliche andere Merchandise-Artikel.
Dabei schrieb Hamilton (21. Oktober 1904 – 1. Februar 1977) nicht nur die „Captain Future“-Romane, sondern zahlreiche weitere Space Operas und Kurzgeschichten, die fast alle, mit einer weitgehenden Missachtung jeglicher wissenschaftlichen Plausibilität, zum Science-Fiction-Genre gehören. Das war und ist nicht Hohe Literatur, sondern Pulp, der allerdings Spaß macht und Jungs zu Leseratten macht.
In seiner lesenswerten Monographie stellt Kettlitz vor allem die Romane und Erzählungen von Hamilton, die auf Deutsch erschienen, kurz vor. Denn insgesamt schrieb Hamilton fast dreihundert Geschichten, die fast alle zuerst in einem der damals populären Magazine erschienen. Der Schwerpunkt von „Edmond Hamilton – Autor von Captain Future“ liegt dabei mit insgesamt gut achtzig Seiten auf Hamiltons bekanntestem Helden, dem schon genannten Captain Future. Zwischen 1940 und 1944 erschienen siebzehn „Captain Future“-Romane in den gleichnamigen Heften. Hamilton schrieb fünfzehn (zwei als Brett Sterling). 1945 und 1946 erschienen in „Startling Stories“ drei weitere „Captain Future“-Geschichten, von denen Hamilton zwei schrieb. 1950 und 1951 schrieb Hamilton, ebenfalls in „Startling Stories“, sieben kürzere „Captain Future“-Erzählungen. Kettlitz stellt sie alle kurz vor. Es gibt außerdem die ersten beiden Kapitel des ersten „Captain Future“-Romans, die Hamilton auf Wunsch seines Verlegers überarbeitete. Der ursprüngliche Text erschien erstmals 1971 in „Pulp“.
Es gibt ein im Februar 1975 mit Hamilton geführtes Interview, in dem er einige interessante Einblicke in das Geschäftsgebaren der Pulp-Magazine gibt. Es gibt eine ausführliche Bibliographie, die allerdings bei den Golkonda-Ausgaben der „Captain Future“-Geschichten schwächelt. Das liegt auch daran, dass „Edmond Hamilton – Autor von Captain Future“ erstmals 2003 als „Edmond Hamilton – Weltenzerstörer und Autor von Captain Future“ (SF Personality 13) erschien und 2012 für eine erweiterte und ergänzte Neuausgabe im Shayol Verlag (dem Vorläufer von Golkonda) veröffentlicht wurde. Und es gibt ein erstmals im Oktober 2011 in der Frankfurter Allgemeine Zeitung erschienenes Essay von Dietmar Dath über Edmond Hamilton und Captain Future.
„Edmond Hamilton“ ist ein gewohnt liebevoll gestaltetes und sehr informatives Buch, das vor allem zum Blättern einlädt und, wenigstens bei mir, den Wunsch weckte, wieder einen „Captain Future“-Roman, die ja dank Golkonda in schönen Ausgaben wieder erhältlich sind, oder eine andere naive Weltraumoper zu lesen.
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Hardy Kettlitz: Edmond Hamilton – Autor von Captain Future
Memoranda/Golkonda, 2015
208 Seiten
16,90 Euro
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Hinweise
Meine Besprechung von Hardy Kettlitz‘ „Die Hugo-Awards 1953 – 1984“ (2015)
Wikipedia über Edmond Hamilton (deutsch, englisch) und Captain Future (deutsch, englisch)