TV-Tipp für den 1. März: Operation: Kingdom

Februar 29, 2024

Pro7, 22.55

Operation: Kingdom (The Kingdom, USA 2007)

Regie: Peter Berg

Drehbuch: Matthew Michael Carnahan

In Riad verüben Terroristen einen Anschlag auf eine amerikanische Wohnanlage. Es sterben über hundert Menschen. FBI-Agent Ronald Fleury stellt ein Team von Spezialisten zusammen, um der dortigen Polizei bei der Sicherung des Tatortes zu helfen. Schnell geraten sie zwischen die Fronten.

Guter Politthriller, bei dem die Charaktere im Mittelpunkt stehen und man, angesichts der vielen Subplots, öfters den Eindruck hat, die Geschichte wäre besser als TV-Mehrteiler erzählt worden. Handfeste Action gibt es eigentlich nur am Ende.

Außerdem hat er eine tolle Titelsequenz und einen doofen deutschen (oder denglischen) Titel.

mit Jamie Foxx, Chris Cooper, Jennifer Garner, Jason Bateman, Ashraf Barhoum, Ali Suliman, Jeremy Piven, Richard Jenkins, Danny Huston

Wiederholung: Samstag, 2. März, 03.40 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Operation: Kingdom“

Wikipedia über „Operation: Kingdom“ (deutsch, englisch)

Rope of Silicon: Interview mit Matthew Michael Carnahan über „The Kingdom“ und „Lions for Lambs“ (24. September 2007)

Meine Besprechung von Peter Bergs „Battleship“ (Battleship, USA 2012)

Meine Besprechung von Peter Bergs „Lone Survivor“ (Lone Survivor, USA 213)

Meine Besprechung von Peter Bergs „Deepwater Horizon“ (Deepwater Horizon, USA 2016)

Meine Besprechung von Peter Bergs „Boston“ (Patriots Day, USA 2016) und der DVD

Meine Besprechung von Peter Bergs „Mile 22“ (Mile 22, USA 2018)


Neu im Kino/Filmkritik: „Dune: Part 2“ – zurück in Frank Herberts Wüste

Februar 29, 2024

Paul Atreides, wieder gespielt von Timothée Chalamet, ist zurück. Und jetzt wird es etwas kompliziert. Denn „Dune: Part 2“ erzählt die Geschichte des ersten Teils weiter. Dabei umfasst der zweite Teil die zweite Hälfte von Frank Herberts Science-Fiction-Roman „Der Wüstenplanet“. Der 1965 im Original erschienene Roman ist ein SF-Klassiker, der seitdem immer erhältlich war. In unzähligen Romanen wurde seitdem die Geschichte des Wüstenplaneten weiter erzählt. Herberts Roman wurde zweimal verfilmt. Einmal in einer damals gefloppten, inzwischen legendären Verfilmung von David Lynch. Einmal als wohl okaye Mini-TV-Serie. Und jetzt von Denis Villeneuve, der sich um eine möglichst große Werktreue bemüht. Deshalb machte er aus den 800 Seiten des Romans auch keinen Zwei-Stunden-Film, sondern erzählt die Geschichte in zwei überlangen Filmen. Der erste Film ist 156 Minuten. Der zweite 166 Minuten. Zusammen sind das über fünf Stunden in denen er bildgewaltig und in epischer Breite und Zähigkeit die Geschichte von Paul Atreides erzählt. Er ist der Sohn von Herzog Leto Atreides und kraft seiner Geburt der künftige Herrscher des Hauses Atreides. Seine Familie hat vom Imperator als überaus wertvolles Lehen den Wüstenplaneten Arrakis erhalten. Auf dem Planeten gibt es den für die Raumfahrt wichtigen Treibstoff, der gleichzeitig eine bewusstseinserweiternde Droge ist.

Aber die vorherigen Lehnsherrn, das Haus der Harkonnen, wollen wieder die Macht über den Planeten zurück erlagen und ihn weiter rücksichtslos ausbeuten. Sie sind die skrupellosen Bösewichter der Geschichte. Um an ihr Ziel zu gelangen, ermorden sie Leto Atreides. Bevor sie Paul Atreides ermorden können, flüchtet er in die Wüste zu dem Wüstenvolk der Fremen.

In diesem Moment beginnt der zweite Teil, der erzählt, wie Atreides zum Anführer der Fremen wird und sie gegen das Haus der Harkonnen in den Kampf führt. Atreides wird von den Fremen schnell als der in alten Schriften prophezeite Messias gesehen wird. Er nimmt den Kampf um die Herrschaft über den Planeten auf.

Viel mehr Story hat „Dune: Part 2“ nicht. Und alles was ich an dem Roman („eine arg dröge Lektüre“) und dem ersten Teil („eine viel zu ehrfurchtsvolle Bebilderung der ersten Hälfte des Romans“) kritisierte, trifft auch auf den zweiten Teil zu. So erzählt „Der Wüstenplanet“ eine typische White-Savior-Geschichte, in der der Retter kraft seines Blutes und der göttlichen Prophezeiung als künftiger Herrscher vorherbestimmt ist. Die in der Zukunft spielende Gesellschaft ist eine mittelalterliche Ständegesellschaft, in der Planeten Lehnsbesitz sind. Die Parallelen zwischen dem in den Sechzigern geschriebenem Roman, den damaligen Ansichten und Konflikten sind offensichtlich und müssen hier nicht weiter ausgeführt werden. Das habe ich bereits zum Start des ersten Teils in meiner Buch- und Filmbesprechung getan.

Dazu kommen im zweiten Teil, in dem Villeneuve die zweite Hälfte des Romans bebildert, weitere Probleme. So ist die Geschichte eine zufällige Ansammlung von Szenen. Wie Atreides zum Führer der Fremen aufsteigt, ist nebulös. Anstatt die einzelnen Schritte zu zeigen, überspringt Villeneuve diese. Irgendwann reitet Atreides auf einem Sandwurm und ist danach der von alptraumhaften Visionen geplagte Anführer. Bei den Kämpfen wird nie erklärt, wie sehr ein Sieg die Fremen in ihrem Kampf gegen die Ausbeuter ihrem Ziel näherbringt. Es ist einfach nur eine plötzlich endende Actionszene ohne jeden Kontext, die mühelos mit einem späteren Kampf zwischen den tapferen Fremen und den gesichtslosen Harkonnen-Söldnern getauscht werden könnte. Es würde nicht auffallen. Dazwischen gibt es Szenen von Männern, die in die Wüste starren und auf Sandwürmer warten. Es gibt religiös gefärbten Mythenbrei. Es gibt Szenen, in denen die Schauspieler salbungsvolle Sätze in enervierender Langsamkeit von sich geben. Am Ende wird in den gut drei Stunden, die „Dune: Part 2“ dauert, wahrscheinlich weniger als in einem halben Film von Woody Allen gesprochen. Dafür darf Javier Bardem als tapferer Fremen-Krieger Stilgar in jedem zweiten Satz sagen, dass Atreides der Messias ist. Zunächst glauben seine Kampfgefährten ihm nicht und auch Atreides möchte noch nicht die Rolle des Messias annehmen. Weitere Stars, wie Josh Brolin, Austin Butler, Florence Pugh, Dave Bautista, Christopher Walken, Léa Seydoux, Stellan Skarsgård und Charlotte Rampling, haben teils nur kurze Auftritte. Darüber legt Hans Zimmer einen Ambient-Soundteppich, der vor allem aus bedeutungsschwangerem Brummen besteht, das in diesem Fall die Grenze zur Parodie schon lange überschritten hat.

Immerhin sehen die in der Wüste aufgenommenen Bilder gut aus, einige computergenierte Spezialeffekte sind gelungen und es immer erfreulich, einige Schauspieler im Kino zu sehen. Auch wenn sie in dem Film, außer ihrer Anwesenheit, nicht viel zu tun haben.

Das ändert nichts daran, dass Welt des Wüstenplaneten immer noch keine Welt für mich ist.

In aktuellen Interviews sagte Villeneuve, dass er das Drehbuch für einen dritten „Dune“-Film bereits fast fertig geschrieben habe. Der Film, basierend auf dem zweiten „Dune“-Roman „Der Herr des Wüstenplaneten“ (Dune Messiah, 1969), würde zwölf Jahre nach den in „Der Wüstenplanet“ geschilderten Ereignissen spielen. Wann „Dune Messiah“ verfilmt wird, ist unklar. Aber es dürfte keine zwölf Jahre dauern.

Dune: Part 2 (Dune: Part 2, USA 2024)

Regie: Denis Villeneuve

Drehbuch: Denis Villeneuve, Jon Spaihts

LV: Frank Herbert: Dune, 1965 (Dune – Der Wüstenplanet)

mit Timothée Chalamet, Zendaya, Rebecca Ferguson, Josh Brolin, Austin Butler, Florence Pugh, Dave Bautista, Christopher Walken, Léa Seydoux, Souheila Yacoub, Stellan Skarsgård, Charlotte Rampling, Javier Bardem

Länge: 166 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Die Vorlage (mit dem aktuellen Cover)

Frank Herbert: Dune – Der Wüstenplanet

(übersetzt von Jakob Schmidt)

Heyne, 2024 (die Filmausgabe)

800 Seiten

12,99 Euro

Vor dem Filmstart erschien der Roman bereits in mehreren Übersetzungen und Ausgaben.

Originalausgabe

Dune

Chilton Books, 1965

Hinweise

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Dune: Part 2“

Metacritic über „Dune: Part 2“

Rotten Tomatoes über „Dune: Part 2“

Wikipedia über „Dune: Part 2“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Denis Villeneuves „Enemy“ (Enemy, Kanada/Spanien 2013)

Meine Besprechung von Denis Villeneuves „Sicario“ (Sicario, USA 2015) und der DVD und des Soundtracks

Meine Besprechung von Denis Villeneuves „Arrival“ (Arrival, USA 2016)

Meine Besprechung von Denis Villeneuves Frank-Herbert-Verfilmung „Dune“ (Dune, USA 2021)

Meine Besprechung von Frank Herberts „Dune – Der Wüstenplanet“ (Dune, 1965)

 


TV-Tipp für den 29. Februar: Nobody

Februar 28, 2024

Vox, 22.30

Nobody (Nobody, USA 2021)

Regie: Ilya Naishuller

Drehbuch: Derek Kolstad

Hutch Mansell (Bob Odenkirk) ist ein richtiger Niemand, auf dem jeder herumtrampelt. Als zwei Einbrecher das heißgeliebte Kitty-Cat-Armband seiner Tochter klauen, will er es zurückholen. Das ist, denn Mansell hat aus seinem früheren Leben einige ungeahnte Talente, der Auftakt für eine beispiellose Gewaltorgie.

TV-Premiere. B-Picture-Actionkracher mit viel Gewalt, trockenem Humor und gut(gelaunt)en Schauspielern. Ein großer Spaß für kleine Jungs, präsentiert von den Machern der „John Wick“-Filme.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Bob Odenkirk, Connie Nielsen, RZA, Aleksey Serebryakov, Christopher Lloyd, Michael Ironside, Billy MacLellan, Gage Munroe

Hinweise

Moviepilot über „Nobody“

Metacritic über „Nobody“

Rotten Tomatoes über „Nobody“

Wikipedia über „Nobody“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Ilya Naishullers „Hardcore“ (Hardcore Henry, Russland/USA 2016)

Meine Besprechung von Ilya Naishuller „Nobody“ (Nobody, USA 2021)


Neu im Kino/Buch- und Filmkritik: Über Jonathan Glazers grandiose Martin-Amis-Verfilmung „The Zone of Interest“

Februar 28, 2024

Wenige Tage vor der Oscar-Verleihung, den er fünfmal gewinnen könnte, läuft Jonathan Glazers hochgelobtes Drama „The Zone of Interest“ endlich bei uns an. Glazer inszenierte vorher die sehr unterschiedlichen, in jedem Fall sehenswerten Filme „Sexy Beast“ (2000), „Birth“ (2004, sein schwächstes Werk) und „Under the Skin“ (2013) und etliche Musikvideos.

Seit seiner Premiere in Cannes, wo „The Zone of Interst“ den Großen Preis der Jury erhielt, wird sein neuester Film überall abgefeiert. Vor wenigen Tagen erhielt „The Zone of Interest“ den BAFTA als „Bester britischer Film“ und als „Bester nicht-englischsprachiger Film“. Das ging, weil in der britischen Produktion nur Deutsch gesprochen wird. Hauptdarstellerin Sandra Hüller erhielt vor wenigen Tagen einen weiteren Schauspielpreis. In diesem Fall war es am 23. Februar 2024 ein César als beste Schauspielerin für „Anatomie eines Falls“. Aber im Moment ist das wie eine Münze werfen und am Ende erhält Sandra Hüller den Preis für „Anatomie eines Falls“ oder für „The Zone of Interest“. Die Nominierungen und Preise werden begleitet von euphorischen Kritiken. „The Zone of Interest“ ist unbestritten und schon jetzt einer der besten Filme des Jahres und, falls ich im Dezember eine Jahresbestenliste erstelle, wird Glazers Film einen der vorderen Plätze der Top Ten belegen. Er ist auch eine grandiose Romanverfilmung, obwohl Glazer sich viele Freiheiten nimmt und oft gesagt wird, der Film sei nur inspiriert von Martin Amis‘ Roman „Interessengebiet“. Glazer, der auch das Drehbuch schrieb, veränderte die Geschichte und die Namen der Figuren. Aber er übernahm die kalt-analytische Sicht auf die Figuren, das Thema und den Handlungsort. Ironischwerweise hat sein Film, wie Amis‘ Roman, Probleme im dritten Akt und damit mit dem Ende. Amis und Glazer finden verschiedene Lösungen, um die Geschichte zu beenden. Für mich funktioniert keine hundertprozentig. Glazers Film gehört zu den Romanverfilmungen, die sich alle erdenklichen Freiheiten bei der Bearbeitung der Vorlage nehmen und ihr dabei treu bleiben.

In dem im ‚Interessengebiet Auschwitz‘ spielendem Roman erzählt Amis eine Liebesgeschichte, die aus einer Schmonzette stammen könnte. SS-Offizier Golo Thomsen verliebt sich in Hannah Doll, die Frau des Lagerkommandanten Paul Doll. Sie erwidert seine Avancen. Neben dieser Liebesgeschichte erzählt Amis von Dolls Arbeit als Behfelshaber über das Konzentrationslager, die er möglichst perfekt und zur Zufriedenheit seiner Vorgesetzten ausführen möchte, und von Szmul, einem im KZ sitzendem Juden und Führer des Sonderkommandos, das bei der Vernichtung von Juden mithilft. Geschrieben hat Amis seinen aus diesen drei Plots und damit verbundenen Perspektiven bestehenden Roman in einem nüchternen Tonfall, der einem genau deshalb erschauern lässt. Er schildert den Alltag der Familie Doll als ob es neben ihrem Haus nicht das Vernichtungslager gäbe, das ihnen allen ein gutes Leben beschert. Denn der Krieg ist weit weg und die Arbeit im KZ verhindert eine Einberufung an die Front. Währenddessen schwarwenzelt Thomsen um seine Frau herum.

Interessengebiet“ ist einer von Martin Amis‘ besten Romanen.

In der Verfilmung konzentriert Jonathan Glazer sich auf die Familie Doll, die im Film, wie in der Realität, Höß heißt. Glazer verzichtet auf die Liebesgeschichte. Er blickt auch nicht hinter die Mauer, die, wie ein Schutzwall, das KZ von dem Haus der Familie Höß trennt. Von dem KZ sind nur einige Häuserdächer und Wachtürme zu sehen. Die aus dem KZ kommenden Geräusche sind für die Familie Höß Hintergrundgeräusche, die sie in ihrem Alltag in ihrem Haus und Garten nicht weiter wahrnehmen. Während Rudolf Höß (Christian Friedel) jeden Tag das Familienhaus verlässt und über den Hof zu seinem Arbeitsplatz geht, betritt seine Gattin Hedwig (Sandra Hüller) niemals das KZ. Sie führt den Haushalt, erzieht die fünf Kinder, bewirtet Gäste und bestellt den Garten. Neben dem Interessengebiet Auschwitz hat sie sich den Traum vom trauten Heim erfüllt. Dieses Paradies will sie unter keinen Umständen verlassen.

Glazer beschreibt das Leben der Familie Höß als Situationsbeschreibung. Er verzichtet auf einen Plot. Er verzichtet auf eine vertiefende Analyse der Figuren. Dafür hätte es nämlich Konflikte benötigt. Er zeigt sie nur in ihrem selbstgeschaffenem kleinen Paradies.

Aufgenommen hat er diese Situationsbeschreibung in der Nähe des Konzentrationslagers. Ursprünglich wollte er in dem KZ und in dem Haus, in dem die Familie Höß gelebt hat, filmen. Als das wegen des Denkmalschutzes und Veränderungen auf dem Gelände des KZ (so sind vor über achtzig Jahren gepflanzte Bäume heute größer als damals) nicht möglich war, drehte er in der Nähe in einem Nachbau des Hauses, das er mit teils versteckten, teils fest installierten Kameras ausstattete. Die Kameras nahmen den gesamten Raum auf. Die Schauspieler konnten sich während der Dreharbeiten frei im Set bewegen. Sie wussten allerdings auch nicht, wann sie aufgenommen wurden. Sie wurden ständig überwacht. Gleichzeitig verhinderte diese Anordnung der Kameras und der damit verbundenen Ästhetik, dass der Regisseur spontan eingreifen oder Szenen in einer normalen Abfolge von Einstellungen und Schnitten auflösen konnte. Mit diesen starren Einstellungen, in denen verschiedene Dinge geschehen, wirkt „The Zone of Interest“ wie ein Theaterstück, das man als Zuschauer aus dem Saal heraus erlebt. Deshalb sollte das Drama im Kino gesehen werden. Auf einem kleinen Bildschirm sieht man einfach zu wenig.

Die für einen Spielfilm ungewohnt detailreichen Bilder (bei Dokumentarfilmen ist das anders), die präzisen Bildkompositionen und die kluge Farbdramaturgie verstärken gekonnt das Unwohlsein, das man beim Ansehen des banalen Lebens in der Villa Höß, hat.

The Zone of Interest“ ist ein sehr sehenswerter, konzentrierter und in sich geschlossener Feelbad-Film, der die Banalität des Bösen zeigt und, mit chirurgischer Präzision, die Frage stellt, wie man sich selbst verhalten würde. Oder, anders gesagt: wie viel Unrecht und Terror ist man bereit für seinen eigenen kleinen Traum vom Glück zu ignorieren?

Nach dem Kinobesuch sollte man den Roman lesen, der faktenreich, auch die Dinge erzählt, die einige im Film vermissen.

The Zone of Interest (The Zone of Interest, Großbritannien/Polen/USA 2023)

Regie: Jonathan Glazer

Drehbuch: Jonathan Glazer

LV: Martin Amis: The Zone of Interest, 2014 (Interessengebiet)

mit Christian Friedel, Sandra Hüller, Johann Karthaus, Luis Noah Witte, Nele Ahrensmeier, Lilli Falk, Anastazja Drobniak, Cecylia Pękala, Julia Polaczek, Kalman Wilson, Imogen Kogge, Medusa Knop, Zuzanna Kobiela, Martyna Poznańska, Stephanie Petrowitz, Max Beck, Andrey Isaev

Länge: 105 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Die Originalfassung ist die deutsche Fassung.

Die Vorlage

Martin Amis: Interessengebiet

(übersetzt von Werner Schmitz)

Kein & Aber, 2017

416 Seiten

16 Euro (Taschenbuch)

13,99 Euro (E-Book)

Deutsche Erstausgabe

Kein & Aber, 2015

Originalausgabe

The Zone of Interest

Jonathan Cape, London, 2014

Hinweise

Moviepilot über „The Zone of Interest“

Metacritic über „The Zone of Interest“

Rotten Tomatoes über „The Zone of Interest“

Wikipedia über „The Zone of Interest“ (deutsch, englisch) und die Vorlage

Perlentaucher über Martin Amis „Interessengebiet“

 


TV-Tipp für den 28. Februar: Barry Seal – Only in America

Februar 27, 2024

Kabel 1, 20.15

Barry Seal – Only in America (American Made, USA 2017)

Regie: Doug Liman

Drehbuch: Gary Spinelli

In den Siebzigern rekrutiert CIA-Mann Monty Shafer den TWA-Piloten Barry Seal (Tom Cruise) für verdeckte Operationen in Südamerika. Das sympathische Schlitzohr unternimmt zunächst Aufklärungsflüge. Später liefert er Waffen an südamerikanische Guerilla-Kämpfer. Gleichzeitig importiert er für die Kartelle Drogen in die USA. Dabei verdient er viel Geld und gerät zwischen die Fronten.

Lockere Actionkomödie, die alle Tiefen der wahren Geschichte ignoriert. Oder in den Worten von Doug Liman: „amüsanten Schwindel, der auf einer wahren Begebenheit basiert“.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Tom Cruise, Domhnall Gleeson, Sarah Wright Olsen, E. Roger Mitchell, Jesse Plemons, Lola Kirke, Alejandro Edda, Benito Martinez, Caleb Landry Jones, Jayma Mays

Hinweise

Moviepilot über „Barry Seal – Only in America“

Metacritic über „Barry Seal – Only in America“

Rotten Tomatoes über „Barry Seal – Only in America“

Wikipedia über „Barry Seal – Only in America“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Doug Limans „Edge of Tomorrow“ (Edge of Tomorrow, USA 2014) und der DVD

Meine Besprechung von Doug Limans „Barry Seal – Only in America“ (American Made, USA 2017)

Meine Besprechung von Doug Limans “Chaos Walking“ (Chaos Walking, USA 2021)


Cover der Woche

Februar 27, 2024


TV-Tipp für den 27. Februar: Warm Bodies

Februar 26, 2024

Besser als „Lisa Frankenstein“

Tele 5, 20.15

Warm Bodies (Warm Bodies, USA 2013)

Regie: Jonathan Levine

Drehbuch: Jonathan Levine

LV: Isaac Marion: Warm Bodies, 2009 (Mein fahler Freund, Taschenbuchausgabe wegen des Films „Warm Bodies“)

Zombies sind auch nur Menschen, die sich verlieben können. Jedenfalls passiert das dem Zombie R. Nachdem er ein Gehirn verspeist hat, ist er verliebt in Julie, die Freundin seines letzten Opfers.Und sie findet R auch ganz sympathisch.

Herzige Zombie-Teenie-Romanze mit Romeo-und-Julia-Touch.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Nicholas Hoult, Teresa Palmer, Analeigh Tipton, Rob Corddry, Dave Franco, John Malkovich, Cory Hardrict

Wiederholunng: Mittwoch, 28. Februar, 01.55 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Metacritic über „Warm Bodies“

Rotten Tomatoes über „Warm Bodies“

Wikipedia über „Warm Bodies“ (deutsch, englisch)

Homepage von Isaac Marion

Meine Besprechung von Isaac Marions „Mein fahler Freund“ (Warm Bodies, 2009)

Meine Besprechung von Jonathan Levines „50/50 – Freunde fürs (Über)leben“ (50/50, USA 2011)

Meine Besprechung von Jonathan Levines „Warm Bodies“ (Warm Bodies, USA 2013)


Vorbereitende Lektüre: Über die ersten beiden Bände von Tade Thompsons Rosewater-Trilogie

Februar 26, 2024

Im April erscheint, so die Planung des Golkonda Verlags, „Die Erlösung“, der abschließende Band der Wormwood-Trilogie, die auch mal Rosewater-Trilogie genannt wird. Wormwood bezeichnet das außerirdische Wesen, das 2012 in London gelandet ist und sich durch die Erdkruste bewegt; Rosewater den Ort, an dem die Science-Fiction-Romane spielen.

Bis „Die Erlösung“ in wenigen Wochen erscheint, ist also noch genug Zeit, sich die ersten beiden in der Science-Fiction-Community hochgelobten Bände durchzulesen. So erhielt der erste Band den Arthur C. Clarke Award.

Rosewater ist eine prosperierende Stadt in Nigeria. Dort hat ein außerirdisches Wesen eine Biokuppel errichtet, die anscheinend einfach nur so da ist. Einmal im Jahr öffnet sich die Kuppel und heilt Menschen. Sicher, manchmal ist das Ergebnis etwas schräg. Aber normalerweise sind danach auch unheilbare Kranke genesen. Die wiederauferstandenen Toten, die Reanimierten, sind in den kommenden Monaten vielleicht etwas nervig, aber nicht weiter störend.

Dass die Außerirdischen nicht nur harmlose, physisch nicht in Erscheinung tretende Wohltäter sind, verrät Tade Thompson in „Rosewater: Der Aufstand“, dem zweiten Band der Trilogie.

Im ersten Band „Rosewater“, der vor allem 2066 in Rosewater spielt, konzentriert sich auf Kaaro. Er gehört zu den Menschen, die nach einem Kontakt mit den Außerirdischen, zu einem „Empfänger“ wurde. Seitdem kann er auf die Gedanken, Gefühle und Erinnerungen von anderen Menschen zugreifen. Für Strafverfolger ist diese Gabe natürlich ein Gottesgeschenk. Für die Empfänger nicht so sehr. Denn wer will schon ständig wissen, was Verbrecher, Vergewaltiger und Mörder denken und fühlen? Weil Kaaro, wie wir aus Rückblenden erfahren, eine kriminelle Vergangenheit hat, wird er von der Regierungsbehörde Sektion 45, verkörpert durch Femi Allagomeji, gezwungen, für sie in die Gehirne von anderen Menschen einzudringen.

Als immer mehr Empfänger unter ungeklärten Umständen sterben, beginnt Kaaro nach Zusammenhängen und dem Täter zu suchen.

Rosewater: Der Aufstand“ spielt ein Jahr später. Kaaro hat nur eine Nebenrolle. 2067 fordert Jack Jacques, der Bürgermeister von Rosewater, die Unabhängigkeit Rosewaters von Nigeria. Der Präsident von Nigeria lehnt die Forderung rundweg ab. Es kommt zu dem titelgebenden Machtkampf um Rosewater. Währenddessen arbeiten die Außerirdischen im Hintergrund weiter daran, die Welt zu erobern.

Im Gegensatz zum ersten Wormwood-Band, einer mit vielen Zeitsprüngen erzählten Hardboiled-Ich-Erzählung, erzählt Tade Thompson in „Der Aufstand“ parallel ungefähr ein halbes Dutzend Geschichten mit unterschiedlichen Protagonisten und wie sie sich begegnen.

Es sind unter anderem Alyssa Sutcliffe, eine in einer ruhigen Vorstadt von Rosewater lebende Ehefrau und Mutter. Eines Tages kann sie sich an nichts mehr erinnern. Ihr Körper wurde von den Außerirdischen übernommen.

Anthony ist ein menschlicher Avatar von Wormwood. Über ihn erfahren wir Leser mehr über die Außerirdischen, ihren Planeten und ihre Pläne. Denn es gibt, soviel kann verraten werden, nicht nur einen Außerirdischen.

Kaaros Freundin Aminat arbeitet für die Sektion 45. Sie soll ein Mittel gegen die Xenoform finden. Das sind Mikroorganismen, die menschliche Zellen nachahmen und so menschliche Körper übernehmen. Sie und ihre Chefin Femi werden von Jack Jacques in den Kampf um die Unabhängigkeit Rosewaters verwickelt.

Und Bewon ärgert sich mit einer Pflanze herum, die aus seiner Spüle kommt und die immer größer wird.

Rosewater“ ist eine Ich-Erzählung im Stil eines Hardboiled-Krimis. „Der Aufstand“ ist als Ensembledrama eine episch angelegte Mischung aus Alien-Invasions-Geschichte und Politthriller, in dem es um Intrigen und Machtkämpfe geht. In beiden postmodern erzählten Science-Fiction-Geschichten gibt es außerdem eine satte Portion Cyberpunk und Afrofuturismus.

In beiden Bücher überzeugt Tade Thompson, wie auch in seinem Rätselkrimi „Fern vom Licht des Himmels“, als Stilist, schwarzhumoriger Erzähler und Schöpfer einer ganz eigenen zukünfttigen Welt.

Rosewater“ und „Der Aufstand“ sind äußerst lesenswerte Hard-Science-Fiction-Thriller mit einem Hauch afrikanischer Mystik. Der Handlungsort und das Verwenden von Ideen des Afrofuturismus führen zu einem ganz neuen Blick auf bekannte Cyberpunk-Topoi.

In einigen Wochen erfahren wir dann, wie die Wormwood-Trilogie endet. Unter anderem sind Kaaro, seine Freundin Aminat, Femi und ‚Bicycle Girl‘ Oyin Da wieder dabei. In „Rosewater“ sollte Kaaro sie 2055 für die Sektion 45 suchen. Er führte den Auftrag anders als von seinen Auftraggebern geplant aus.

Tade Thompson: Rosewater (Band 1 der Wormwood-Trilogie)

(übersetzt von Jakob Schmidt)

Golkonda, 2020

440 Seiten

20 Euro

Originalausgabe

Rosewater

Apex Publications, Lexinton, Kentucky/USA, 2016

Britische Erstausgabe

Orbit, 2018 (Imprint von Little, Brown Book Group, London, UK)

Tade Thompson: Rosewater: Der Aufstand (Band 2 der Wormwood-Trilogie)

(übersetzt von Jakob Schmidt)

Golkonda, 2022

424 Seiten

22 Euro

Originalausgabe

The Rosewater Insurrection

Orbit, 2019

 

Hinweise

Bookmarks über „Rosewater“ und über „Rosewater: Der Aufstand“

Golkonda über Tade Thompson

Wikipedia über Tade Thompson und über die Rosewater-Trilogie (Band 1, Band 2)

Meine Besprechung von Tade Thompsons „ Fern vom Licht des Himmels“ (Far from the Light of Heaven, 2021)


TV-Tipp für den 26. Februar: Laura

Februar 25, 2024

Arte, 20.15

Laura (Laura, USA 1944)

Regie: Otto Preminger

Drehbuch: Jay Dratler, Samuel Hoffenstein, Elizabeth Reinhardt

LV: Vera Caspary, Laura, 1943

Der New Yorker Polizist Mark McPherson soll den Mord an der Managerin Laura Hunt aufklären. Dabei verliebt er sich in die Tote. Und als ob das noch nicht schlimm genug wäre, taucht plötzlich die vermeintlich tote Laura Hunt quicklebendig auf. Aber wer wurde dann ihn ihrer Wohnung ermordet?

TV-Premiere (unglaublich, aber wahrscheinlich wahr). „Laura“ ist einer der unumstrittenen Noir-Klassiker.

still remains the cult noir par excellence“ (Alexander Ballinger/Danny Graydon: The Rough Guide to Film Noir, 2007)

1947 veröffentlichte Vera Caspary eine erfolgreiche Bühnenadaption von ihrem Roman. 1962 verfilmte Franz Josef Wild mit Hildegard Knef und Hellmut Lange für den Bayerischen Rundfunk die Geschichte. Früher lief der TV-Film regelmäßig im Fernsehen.

Anschließend, um 21.40 Uhr zeigt Arte, ebenfalls als TV-Premiere, die fünfzigminütige Doku „Gene Tierney – Hollywoods vergessener Star“ (Frankreich/USA 2017).

Mit Gene Tierney, Dana Andrews, Clifton Webb, Vincent Price, Judith Anderson

Wiederholung: Dienstag, 27. Februar, 14.15 Uhr

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Laura“

Wikipedia über „Laura“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Otto Premingers „Unternehmen Rosebud“ (Rosebud, USA 1975)


TV-Tipp für den 25. Februar: Der Smaragdwald

Februar 24, 2024

Früher als gewohnt, weil der Film schon am Nachmittag läuft

Tele 5, 15.40

Der Smaragdwald (The emerald forest, Großbritannien 1985)

Regie: John Boorman

Drehbuch: Rospo Pallenberg

Während der Vater Bill Markham als Ingenieur ein Staudammprojekt im Amazonas überwacht, verschwindet sein siebenjähriger Sohn Tommy spurlos. Bill Markham sucht ihn und als er ihn nach einer zehnjährige Suche bei einem zurückgezogen lebendem Indiostamm findet, erlebt er eine Überraschung.

Man kann „Der Smaragdwald“ als geglückte und sehr eigenständige Variante von John Fords „Der schwarze Falke“ (mit John Wayne) sehen, oder einfach als ein bildgewaltiges, von einem wahren Fall von 1972 inspiriertes Ökoabenteuer. Während der Dreharbeiten erfuhr Boorman von weiteren ähnlichen Fällen.

In jedem Fall ist „Der Smaragdwald“ ein weiterer lohnenswerter Film von Regisseur John Boorman („Point Blank“, „Beim Sterben ist jeder der erste“, „Der General“, „Der Schneider von Panama“). Es ist ein vor Ort gedrehtes, facettenreiches Plädoyer für den Schutz des Regenwaldes und die Rechte der Ureinwohner.

„Ein meisterhafter Abenteuerfilm von mitreisender Schönheit ist dabei entstanden – als geglückte Mischung aus Fantasy- und Actionelementen, aus Mythologie und Anthropologie -, der sich nie in einer idyllisch-heilen Scheinwelt verliert, sondern beiläufig und unaufdringlich an die Gefährdung des Dschungels und seiner Bewohner durch Technik und Zivilisation gemahnt.“ (Fischer Film Almanach 1986)

mit Powers Boothe, Meg Foster, Charley Boorman, William Rodriguez, Yara Vaneau, Estee Chandler, Dira Paes, Rui Polonah, Maria Helena Velasco, Tetchie Agbayani, Claudio Moreno

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Der Smaragdwald“

Wikipedia über „Der Smaragdwald“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von John Boormans „Zardoz“ (Zardoz, USA 1973 – Kult mit Sean Connery)

John Boorman in der Kriminalakte


TV-Tipp für den 24. Februar: The Man who wasn’t there – Der unauffällige Mr. Crane

Februar 23, 2024

One, 20.15

The Man who wasn’t there – Der unauffällige Mr. Crane (The Man who wasn’t there, USA 2001)

Regie: Joel Coen

Drehbuch: Joel Coen, Ethan Coen

Friseur Ed Crane führt ein unauffälliges und ehrliches Leben, bis ihm ein Kunde ein todsicheres Geschäft anbietet.

Die Noir-Hommage „The Man who wasn’t there“ ist einer der schönsten Filme der Coen-Brüder.

„Kein Fehler, sich dieses kunstvolle Meisterwerk der Melancholie anzusehen.“ (Adrian Prechtel, AZ, 8. November 2001)

Mit Billy Bob Holland, Frances McDormand, James Gandolfini, Scarlett Johansson, Richard Jenkins, Tony Shalhoub

Auch bekannt als “The Man who wasn’t there” (Kinotitel)

Wiederholung: Montag, 26. Februar, 23.25 Uhr

Hinweise

Rotten Tomatoes über „The Man who wasn’t there“

Wikipedia über „The Man who wasn’t there“ (deutsch, englisch) und die Coen-Brüder (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Bill Green/Ben Peskoe/Will Russell/Scott Shuffitts „Ich bin ein Lebowski, du bist ein Lebowski – Die ganze Welt des Big Lebowski“ (I’m a Lebowski, you’re a Lebowski, 2007)

Meine Besprechung des Coen-Films „Blood Simple – Director’s Cut“ (Blood Simple, USA 1984/2000)

Meine Besprechung von Michael Hoffmans “Gambit – Der Masterplan” (Gambit, USA 2012 – nach einem Drehbuch von Joel und Ethan Coen)

Meine Besprechung des Coen-Films “Inside Llewyn Davis” (Inside Llewyn Davis, USA/Frankreich  2013)

Meine Besprechung des Coen-Films „Hail, Caesar!“ (Hail, Caesar!, USA/Großbritannien 2016)

Meine Besprechung von Joel Coens „Macbeth“ (The Tragedy of Macbeth, USA 2021)

Die Coen-Brüder in der Kriminalakte


Über die ersten beiden Bände von Robert Kirkmans „The Astounding Wolf-Man“

Februar 23, 2024

Bekannt wurde Robert Kirkman mit „The Walking Dead“. Der von ihm geschriebene Comic führte zu einer Wiederbelebung von Zombies im Horrorgenre. Der Comic war auch die Vorlage für eine erfolgreiche und langlebige TV-Serie mit mehreren Spin-offs.

Daneben erfand Kirkman die 144 Hefte umfassende Serie „Invincible“. Sie erschien von 2003 bis 2018. Und damit kämen wir zu „The Astounding Wolf-Man“. Die Serie spielt im „Invincible“-Universum. Zwischen 2007 und 2010 schrieb Kirkman 25 „The Astounding Wolf-Man“-Hefte, die später in vier Sammelbänden gesammelt wurden. Jetzt sind die ersten beiden Bände auf Deutsch erschienen. Der dritte „The Astounding Wolf-Man“-Sammelband ist für Mitte Juli angekündigt.

Der titelgebende „Astounding Wolf-Man“ ist Gary Hampton, ein verheirateter erfolgreicher Geschäftsmann mit einer Tochter im Teenageralter. In den Wäldern von Montana wird er von einem Tier angegriffen. Schwer verletzt überlebt er und bemerkt seltsame Veränderungen an sich. Denn er wurde nicht von einem Bären, sondern von einem Werwolf angegriffen und seitdem ist er selbst ein Werwolf.

Während er diese Veränderung noch verarbeitet, taucht Zechariah bei ihm auf. Der Vampir erzählt ihm alles über Werwölfe und andere Wesen, die in dieser von Texter Robert Kirkman und Zeichner Jason Howard erfundenen Welt wirklich leben. In unserer Welt sind es gut abgehangene Legenden aus dem Reich der Fantasie. Dabei verwickelt Zechariah Hampton in einen seit Jahrhunderten andauernden Kampf.

Gleichzeitig setzt Hampton seine neuen Kräfte ein. Er rettet, wie es sich für einen Superhelden gehört, Menschen aus lebensgefährlichen Situationen und wird, nachdem die Medien über seine Taten berichten, zur Berühmtheit.

Und er baut für sich und seine Familie ein riesiges unterirdisches Versteck. Denn Hampton hat ungefähr so viele Geldprobleme wie Bruce Wayne. Nur muss sich Batman nicht mit einer Ehefrau und einer pubertierenden Tochter herumschlagen.

Der erste „The Astounding Wolf-Man“-Band endet mit dem Tod von Hamptons Frau.

Im zweiten Band (in dem es auch ein Crossover zu „Invincible“ gibt) wird Hampton, aufgrund der Aussage seiner Tochter, die ihn über die Leiche ihrer Mutter gebeugt sah, unter anderem von der Polizei verfolgt.

Auf den ersten Blick, also auf dem Cover, wirkt „The Astounding Wolf-Man“ wie eine Rückkehr zu den Comics aus längst vergangenen Jahrzehnten. Aber Robert Kirkman und Jason Howard konzentrieren sich von Anfang an nicht auf kurze Geschichten mit dem Bösewicht der Woche. Sie erzählen eine größere Geschichte, für die sie eine ganze Welt mit entsprechend vielen Figuren entwerfen und den Helden zum Familienvater mit entsprechenden Problemen machen. Während Batman Verbrecher jagt und den Playboy spielt, muss Hampton sich um Frau und Kind kümmern.

Das war damals – zur Erinnerung: geschrieben wurden die Comics vor über fünfzehn Jahren und teilweise noch bevor der erste „Iron Man“-Film im Kino lief – sicher ziemlich ungewöhnlich. Heute wirkt die Geschichte vom „Astounding Wolf-Man“ wie eine weitere Superheldenfamiliengeschichte, die wir so oder so ähnlich schon etliche Male gelesen oder gesehen haben.

Robert Kirkman/Jason Howard: The Astounding Wolf-Man – Band 1

(übersetzt von Frank Neubauer)

Cross Cult, 2023

184 Seiten

20 Euro

Originalausgabe

The Astounding Wolf-Man, Vol. 1

Skybound/Image Comics, 2008

Robert Kirkman/Jason Howard: The Astounding Wolf-Man – Band 2

(übersetzt von Frank Neubauer)

Cross Cult, 2023

152 Seiten

20 Euro

Originalausgabe

The Astounding Wolf-Man, Vol. 2

Skybound/Image Comics, 2008

Hinweise

Wikipedia über „The Astounding Wolf-Man“ und über Robert Kirkman (deutsch, englisch)

Kriminalakte: Meine Gesamtbesprechung der ersten zehn „The Walking Dead“-Bände

 Meine Besprechung von Robert Kirkman/Charlie Adlard/Cliff Rathburns „The Walking Dead 11: Jäger und Gejagte“ (The Walking Dead Vol. 11: Fear the hunters)

Meine Besprechung von Robert Kirkman/Charlie Adlard/Cliff Rathburns „The Walking Dead 12: Schöne neue Welt“ (The Walking Dead Vol. 12: Life among them)

Meine Besprechung von Robert Kirkman/Charlie Adlard/Cliff Rathburns „The Walking Dead 13: Kein Zurück“ (The Walking Dead Vol. 13: Too far gone, 2011)

Meine Besprechung von Robert Kirkman/Charlie Adlard/Cliff Rathburns „The Walking Dead 14: In der Falle“ (The Walking Dead Vol. 14: No way out, 2011)

Meine Besprechung von Robert Kirkman/Charlie Adlard/Cliff Rathburns “The Walking Dead 15: Dein Wille geschehe” (The Walking Dead Vol. 15: We find ourselves, 2012)

Meine Besprechung von Robert Kirkman/Charlie Adlard/Cliff Rathburns „The Walking Dead: Eine größere Welt (Band 16)“ (The Walking Dead, Vol. 16: A larger world, 2012)

 Meine Besprechung von Robert Kirkman/Charlie Adlard/Cliff Rathburns „The Walking Dead: Fürchte dich nicht (Band 17)“ (The Walking Dead, Vol. 17: Something to Fear, 2013)

Meine Besprechung von Robert Kirkman/Charlie Adlard/Cliff Rathburns „The Walking Dead: Grenzen (Band 18)“ (The Walking Dead, Vol. 18: What comes after, 2013)

Meine Besprechung von Robert Kirkman/Charlie Adlard/Cliff Rathburns „The Walking Dead: Auf dem Kriegspfad (Band 19)“ (The Walking Dead, Vol. 19: March to War, 2013)

Meine Besprechung von Robert Kirkman/Charlie Adlard/Stefano Gaudiano/Cliff Rathburns „The Walking Dead: Krieg – Teil 1 (Band 20)“ (The Walking Dead, Vol. 20: All Out War, Part One, 2014)

Meine Besprechung von Robert Kirkman/Tony Moore/Charlie Adlard/Cliff Rathburns „The Walking Dead – Die Cover, Volume 1“ (The Walking Dead: The Covers, Vol. 1, 2010)

Meine Besprechung der TV-Serie „The Walking Dead – Staffel 1“ (USA 2010)

Meine Besprechung der TV-Serie „The Walking Dead – Staffel 2“ (USA 2011/2012)

Meine Besprechung der TV-Serie “The Walking Dead – Staffel 3″ (USA 2013)

Kriminalakte: das Comic-Con-Panel zur TV-Serie

“The Walking Dead” in der Kriminalakte 

Meine Besprechung von Robert Kirkman/Nick Spencer (Autoren)/Shawn Martinbroughs (Zeichner) „Dieb der Diebe: „Ich steige aus“ (Band 1)“ (Thief of Thieves # 1 – 7, 2012)

Meine Besprechung von Robert Kirkman/Phil Hester/Cory Walker/Khary Randolphs „Ant-Man Megaband “ (The Irredeemable Ant-Man, 2006/2007)

Meine Besprechung von Robert Kirkman/Scott M. Gimple/Chris Burnham/Nathan Fairbairns „Die!Die!Die! (Band 1)“ (Die!Die!Die! – Volume 1, 2019)

Meine Besprechung von Robert Kirkman/Scott M. Gimple/Chris Burnham/Nathan Fairbairns „Die!Die!Die! (Band 2)“ (Die!Die!Die! – Volume 2, 2021)

Meine Besprechung von Chris McKays „Renfield“ (Renfield, USA 2023) (Spielfilm, nach einer Idee von Robert Kirkman)


TV-Tipp für den 23. Februar: Der Baader Meinhof Komplex

Februar 22, 2024

Arte, 20.15

Der Baader Meinhof Komplex (Deutschland 2008)

Regie: Uli Edel

Drehbuch: Bernd Eichinger

LV: Stefan Aust: Der Baader Meinhof Komplex, 1985 (danach mehrere überarbeitete Neuausgaben)

Buch zum Film: Katja Eichinger: Der Baader Meinhof Komplex – Das Buch zum Film, 2008

Von der Länge her epische, vom Tempo her hektische Verfilmung der Geschichte der RAF von ihren Anfängen bis zu ihrem Ende. Da stimmt die Ausstattung, aber für die Vertiefung der einzelnen Charaktere bleibt wenig Zeit.

Mit Martina Gedeck, Moritz Bleibtreu, Johanna Wokalek, Bruno Ganz, Simon Licht, Jan Josef Liefers, Alexandra Maria Lara, Heino Ferch, Nadja Uhl, Hannah Herzsprung, Niels-Bruno Schmidt, Stipe Erceg, Daniel Lommatzsch, Volker Bruch, Bernd Stegemann, Tom Schilling, Katharina Wackernagel, Anna Thalbach, Jasmin Tabatabai, Hans Werner Meyer

Hinweise

Filmportal über „Der Baader Meinhof Komplex“

Rotten Tomatoes über „Der Baader Meinhof Komplex“

Wikipedia über „Der Baader Meinhof Komplex“ (deutsch, englisch)

Hollywood Interview: mit Uli Edel über den Film

Meine Besprechung von Uli Edels „Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ (Deutschland 1981)


Neu im Kino/Filmkritik: Über Diablo Codys Horrorkomödie „Lisa Frankenstein“

Februar 22, 2024

Der Abend und der Besuch auf der Party verliefen so desaströs, dass Lisa Swallows panikartig die Flucht ergreift, in der Nacht über den verlassenen Bachelor’s-Grove-Friedhof läuft, sich kurz an einem Grab, das sie tagsüber öfter besucht, ausheult und anschließend erschöpft in ihr Bett fällt.

Am nächsten Tag und nach einem Gewitter, erschrickt die Highschool-Schülerin über einen Eindringling, der wie das Monster aus dem Sumpf aussieht und sie anscheinend vergewaltigen will. Als er von der Garten-Springleranlage abgesprüht wird, hält sie ihn plötzlich für ganz sympathisch und als sie die Ähnlichkeit zwischen dem unbekannten Eindringling und dem von ihr verehrten im 19. Jahrhundert gestorbenem Künstler bemerkt, glaubt sie zu Recht, dass der Tote wieder auferstanden ist. Sie kleidet die sich zunächst nur unbeholfen bewegende Kreatur (so ihr Rollenname) ein und beginnt mit ihm durch die Gegend zu streifen.

Die Idee hat was. Drehbuchautorin Diablo Cody, die die Geschichte von „Lisa Frankenstein“ erfunden hat, hat einen guten Namen. Gleich ihr erstes Drehbuch, „Juno“ wurde erfolgreich verfilmt und mit dem Drehbuchoscar ausgezeichnet. „Young Adult“, „Ricki – Wie Familie so ist“ und „Tully“ folgten. Auch wenn die humorvoll-herzig-liebenswerten Dramen am Ende immer etwas harmloser und harmonieseliger waren als sie es hätten sein können, sind es sehenswerte Filme mit guten Rollen für die Hauptdarstellerinnen Charlize Theron (zweimal) und Meryl Streep. Die Horrorkomödie „Jennifer’s Body“ mit Megan Fox als männermordendem Vamp war bestenfalls so halb gelungen. Und auch Codys neue Horrorkomödie „Lisa Frankenstein“ ist nicht gelungen. Sie ist sogar schlechter als „Jennifer’s Body“. Daran ändern die wenigen garantierten Lacher und Slapstick-Momente nichts. Wenn Lisa und die Kreatur, der nach seiner Wiedergeburt einige Körperteile fehlen, sich einige von ihm dringend benötigte Körperteile besorgen, indem sie sie einfach bei einer anderen Person (die noch lebendig ist) abhacken, lacht der Horrorfan über so viel kaltschnäuzig präsentieren Pragmatismus. Die anderen Gags werden von Regisseurin Zelda Williams in ihrem Spielfilmdebüt fast ohne eine einzige Ausnahme gnadenlos versemmelt. Das ist Fremdschäm-Comedy auf dem Niveau einer unlustigen TV-Sketch-Show. Die Story wirkt wie eine erste Gedankensammlung. Untote. Highschool. Erste Liebe. 80er Jahre. Alles drin. Es gibt, beginnend mit „L. I. S. A. – Der helle Wahnsinn“ (Weird Science, USA 1985, einer damals an der Kinokasse erfolgreichen Teeniekomödie, in der zwei Computer-Nerds ihre Traumfrau zusammenbasteln), genug Anspielungen, um das Herz des Cineasten zu erfreuen. Der darf danach mit seinem Filmwissen angeben und ständig klugscheißerisch betonen, dass die zitierten Vorbilder viel besser sind.

Die 80er Jahre beschränken sich in der 1989 spielenden Highschool-Horrorkomödie hauptsächlich auf Lisas Outfit, Frisur und Sonnenbrille. Der Rest ist dann beliebig aus dem Highschool- und Horrorfilmfundus zusammengestellt. Friedhöfe, wie der im Film gezeigte, gehören zur Hollywood-Standard-Dekoration für alte Friedhöfe, auf denen gar schreckliche Dinge geschehen. Die Schule sieht so aus, wie US-amerikanische Schulen immer aussehen. Und Lisas Zimmer mit den Plakaten von B-Horrorfilmen aus den fünfziger Jahren sieht aus wie ein nerdiges Teenagerschlafzimmer.

Die Story funktioniert nicht als Liebesgeschichte (dafür geht es einfach zu schnell) und auch nicht als Horrorgeschichte. Denn es gibt einfach zu viele Episoden, die keinerlei Auswirkung auf die weitere Geschichte haben. So witzig es ist, um nur ein Beispiel zu nennen, wenn Lisa und die Kreatur bei anderen Menschen Körperteile abhacken, so unglaubwürdig ist es, dass das ohne nennenswerte Folgen für die weitere Geschichte geschieht. Da war Doktor Victor Frankenstein schon weiter. Er baute seine Kreatur aus Leichenteilen zusammen.

Wie eine Liebesgeschichte zwischen zwei Teenagern, von denen der eine ein Zombie ist, funktionieren kann, zeigt Jonathan Levine in seiner Zombie-Horrorkomödie „Warm Bodies“. Das ist der eindeutig bessere Filme.

Lisa Frankenstein (Lisa Frankenstein, USA 2024)

Regie: Zelda Williams

Drehbuch: Diablo Cody

mit Kathryn Newton, Cole Sprouse, Liza Soberano, Henry Eikenberry, Joe Chrest, Carla Gugino

Länge: 102 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Moviepilot über „Lisa Frankenstein“

Metacritic über „Lisa Frankenstein“

Rotten Tomatoes über „Lisa Frankenstein“

Wikipedia über „Lisa Frankenstein“ (deutsch, englisch)


Neu im Kino/Filmkritik: „Good Boy“, braver Hund

Februar 22, 2024

Christian hat sie vorgewarnt. Trotzdem ist Sigrid schockiert, als sie seinen Hund sieht. Denn Frank ist kein Hund, sondern ein Mann in einem Hundekostüm, der sich wie ein Hund benimmt und auch so behandelt werden möchte. Schockiert verlässt sie den gut aussehenden, charmanten Christian. Aber als ihre Studienfreundin ihr sagt, dass Christian Iversen ein Millionenerbe ist, überdenkt sie ihre Entscheidung. Denn ihr Studium verläuft eher mittelprächtig im Nichts. Besondere Ambitionen hat sie keine. Und auch keinen anderen Freund. Also gibt sie Christian, der in jeder Beziehung ihr Gegenteil ist, eine zweite Chance.

Zu Dritt brechen sie zu einem verlängertem Wochenende in seinem Ferienhaus auf. Dort bittet Christian sie als erstes, ihm ihr Handy zu geben. Dann könnten sie ungestört und ohne Ablenkungen mehr Zeit miteinander verbringen.

Good Boy“ von Viljar Bøe hat eine vielversprechende Prämisse und ein Drehbuch, das die Motive seiner Protagonisten lange in der Schwebe lässt. Ist Christian wirklich ein psychopathischer Kontrollfreak und Perfektionist? Ihr erstes Treffen in einem noblen Lokal hätte fast nicht stattgefunden, weil sie sich grundlos verspätete und ihn auch nicht anrief. Warum beginnt er eine Beziehung mit einer Frau, die so offensichtlich das nicht zu ihm passende Gegenteil ist? Will Sigrid wirklich eine echte Beziehung mit ihm beginnen oder will sie nur sein Geld? Und wer ist Frank? Oder anders gefragt: warum will ein Mann 24/7 der Hund von einem anderen Mann sein? Das sind genug Fragen für eine spannende Geschichte, die nur einen kleinen Schritt von einer ätzenden Gesellschafts- und Beziehungssatire entfernt ist.

Nach einem gelungenem Set-Up führt Bøe sein Drei-Personen-Stück mit zu wenigen überraschenden Wendungen zu Ende. In den entscheidenden Momenten ist „Good Boy“ einfach viel zu brav und geht zu wenig in die Tiefe, um wirklich zu überzeugen.

Das macht „Good Boy“ trotz seiner Kürze von siebzig Minuten (wenn wir den Abspann weglassen) zu einer zu lang geratenen mediokren „Twilight Zone“-Episode, ohne deren schwarzen Humor.

Good Boy (Good Boy, Norwegen 2022)

Regie: Viljar Bøe

Drehbuch: Viljar Bøe

mit Gard Løkke, Katrine Lovise Øpstad Fredriksen, Amalie Willoch Njaastad, Nicolai Narvesen Lied

Länge: 76 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Moviepilot über „Good Boy“

Metacritic über „Good Boy“

Rotten Tomatoes über „Good Boy“

 


TV-Tipp für den 22. Februar: In den besten Händen

Februar 21, 2024

WDR, 23.30

In den besten Händen (La Fracture, Frankreich 2021)

Regie: Catherine Corsini

Drehbuch: Catherine Corsini

Paris, Dezember 2018: Draußen protestieren die Gelbwesten. Drinnen herrscht in der Notaufnahme eines Krankenhaues das (künstlerisch enorm verdichtete) normale Chaos mit überfordertem Personal und hysterischen Patienten, die wir im Lauf der Nacht besser kennen lernen.

TV-Premiere. Hochenergetisch, mit viel Schwarzem Humor, durchaus plakativ und mit pseudokumentarischer Handkamera erzählter Einblick in das französische Gesundheitswesen. Dabei wird die Notaufnahme zu einem Mikrokosmos der französischen Gesellschaft, ihrer Probleme und Verwerfungen. Sehenswert!

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Marina Foïs, Valeria Bruni Tedeschi, Pio Marmaï, Aissatou Diallo Sagna, Caroline Estremo, Jean-Louis Coulloc’h, Camille Sansterre, Marin Laurens, Ferdinand Perez

Hinweise

AlloCiné über „In den besten Händen“

Moviepilot über „In den besten Händen“

Metacritic über „In den besten Händen“

Rotten Tomatoes über „In den besten Händen“

Wikipedia über „In den besten Händen“ (deutsch, englisch, französisch)

Meine Besprechung von Catherine Orsinis „La belle saison – Eine Sommerliebe“ (La belle saison, Frankreich/Belgien 2015) und der Blu-ray

Meine Besprechung von Catherine Corsinis „In den besten Händen“ (La Fracture, Frankreich 2021)


Älter und immer noch gut? Frank Millers „Sin City“ und „The Big Guy and Rusty the Boy Robot“

Februar 21, 2024

Jetzt ist die Neuausgabe von Frank Millers „Sin City“ komplett – und als Bonus gibt es noch ein älteres, bislang nicht ins Deutsche übersetztes Werk von Frank Miller: „The Big Guy and Rusty the Boy Robot“.

Als Frank Miller in den neunziger Jahren seine ultrabrutale Version einer sündigen Hardboiled-Noir-Großstadt schrieb und zeichnete, war er in der Comicszene mit seiner bahnbrechenden Batman-Neuinterpretation, verschiedenen Beiträgen zu bestehenden DC- und Marvel-Serien und Einzelwerken wie „Ronin“, „Martha Washington“ und „Hard Boiled“ schon ein bekannter Name. „Sin City“, seine erste Soloserie, war dann sein großer Durchbruch. In ihr erzählt er, in den dunklen, selten regennassen Straßen von Sin City, Noir-Geschichten von Gangstern, Schlägern, Killern, Privatschnüfflern, Bullen, Psychopathen und vollbusigen Femme Fatales, die mal diesem, mal jenem Gewerbe nachgehen. Verrat ist immer möglich. Gewalt und Mord sind immer eine Option.

Die Serie erschien bei Dark Horse zuerst in Einzelheften und später in verschieden zusammengestellten Sammelbänden. Inzwischen hat sich die Sammlung in sieben unterschiedlich dicken Bücher durchgesetzt. Sechs von ihnen enthalten jeweils eine Geschichte. In einem siebten Band sind mehrere One-Shots gesammelt.

2005 verfilmte Robert Rodriguez mit Frank Miller und Gastregisseur Quentin Tarantino einige von Millers „Sin City“-Geschichten. Unter anderem die aus dem vierten „Sin City“-Buch „Dieser feige Bastard“.

In ihr befreit der harte Cop John Hartigan an seinem letzten Arbeitstag die elfjährige Nancy Callahan aus den Händen von Ethan Roark Jr.. Junior ist der Sohn von Senator Ethan Roark, dem Oberhaupt einer in der Stadt einflussreichen Familie. Hartigan kann Nancy, schwer verletzt, befreien. Aber aufgrund eines Komplotts wandert er für acht Jahre ins Gefängnis. Als er freigelassen wird, beginnt er Nancy zu suchen. Er will sie vor der Familie Roark beschützen. Bei seiner Suche begegnet er auch dem totgeglaubten Junior, der sich an ihm rächen will. Grandiose Lektüre.

Familienbande“ erschien ursprünglich als eigenständige Graphic Novel. Sie ist kürzer als die anderen langen „Sin City“-Geschichten und sie ist die schwächste „Sin City“-Geschichte.

Dwight McCarthy, beschützt von der im Hintergrund agierenden Ninja-Attentäterin Miho, soll für Gail einiges über einen Anschlag von Gangstern auf einen Diner herausfinden. Daneben interessiert er sich aus ‚persönlichen Gründen‘, die erst am Ende der Geschichte enthüllt werden, für das Massaker. Bis zum Ende folgt er einem für uns undurchsichtigem Plan, der ihn durch die Nacht und die dunklen Ecken der Stadt führt.

Mein Problem mit dieser Geschichte ist, dass zu viele wichtige Motive und Hintergründe erst auf den letzten Seiten enthüllt werden.

Bräute, Bier und blaue Bohnen“ ist eine Sammlung von elf kurzen, manchmal nur wenige Seiten langen Kurzgeschichten, die nur sehr locker miteinander verbunden sind. Wir begegnen vielen aus anderen „Sin City“-Geschichten bekannten Figuren wieder. Und wir lernen Delia kennen. Sie will Blue Eyes genannt werden und sie möchte eine Killerin werden. Ihr erster Auftrag und gleichzeitig ihre Bewährungsprobe für den Job ist ihr erster Mord: sie muss den einzigen Mann umbringen, den sie jemals geliebt hat.

Der siebte und letzte „Sin City“-Band „Einmal Hölle und zurück“ erzählt die längste „Sin City“-Geschichte. Sie besteht aus neun Einzelheften, die 1999 und 2000 erschienen. Der erfolglose Maler und desillusionierte Kriegsheld Wallace sieht, wie die ebenfalls erfolglose Schauspielerin Esther ins Meer springen will. Er hält sie davon ab, verliebt sich in sie (böser Fehler) und will ihr helfen (nächster böser Fehler). Denn die Dame befindet sich im Fadenkreuz eines Killers.

Mit fast dreihundert Seiten ist das die längste Geschichte, was auch daran liegt, dass Wallace von der Killerin Blue Eyes unter Drogen gesetzt wird und plötzlich auf einem sehr schlechten, sehr farbigem Trip ist, in dem er, neben vielen bekannten Figuren, auch Big Boy und Rusty (auf Seite 200/201) begegnet. Der Rest des Comics ist, wie alle anderen „Sin City“-Comics, in Schwarz-Weiß (und, ja, für die Pedanten, einigen Farbtupfern) und einer sehr avantgardistischen Seitengestaltung erzählt.

Die „Sin City“-Geschichten gehören immer noch zu Millers besten Werken. Sie sind, wie die aktuelle Lektüre von allen „Sin City“-Comics zeigt, immer noch äußerst lesenswerte, sehr brutale Hardboiled-Comics, die in einer zeitlosen Über-Noir-Fantasiewelt spielen.

Während Frank Miller die „Sin City“-Geschichten schrieb, nahm er sich, nach „Hard Boiled“, die Zeit für einen weiteren Comic mit Zeichner Geof Darrow. „The Big Guy and Rusty the Boy Robot“ ist ihre Version einer „Godzilla“-Geschichte, verbunden mit dem Touch eines naiven Comics für Kinder. Denn Rusty the Boy Robot sieht wie ein kleiner Junge aus. Er ist Japans letzte Verteidigungslinie gegen ein riesiges reptilienartiges Monster, das aus einem Labor ausgebrochen ist, durch Tokio trampelt, dabei Menschen tötet und Gebäude zerstört. Weil der unbekümmert hemdsärmelig auftretende Rusty das Monster nicht besiegen kann, hilft ihm im zweiten und finalen Heft (der Comic erschien ursprünglich in zwei Comicheften) Big Guy aus den USA.

Für Fans von „Godzilla“- und Monstergeschichten ist „The Big Guy and Rusty the Boy Robot“ ein Fest.

Die jetzt bei Cross Cult erschienene deutsche Erstausgabe punktet mit ihrem großen Format (22 x 32 cm), das einen förmlich in die detailreichen, teils doppelseitigen Panels von Zeichner Geof Darrow und Kolorist Dave Stewart versinken lässt. Es gibt außerdem eine Cover-Galerie, eine Pin-Up-Galerie und eine weitere Geschichte mit den beiden Helden („Das Ungeheuer vom Unabhängigkeitstag!“).

Frank Miller: Sin City: Dieser feige Bastard (Band 4)

(übersetzt von Karlheinz Borchert, Paul Scholz und Andreas Mergenthaler)

Cross Cult, 2023

240 Seiten

30 Euro

Originalausgabe

Frank Miller’s Sin City Volume 4: That Yellow Bastard (# 1 – 6)

Dark Horse, 1996

Frank Miller: Sin City: Familienbande (Band 5)

(übersetzt von Rossi Schreiber, Lutz Göllner und Andreas Mergenthaler)

Cross Cult, 2023

144 Seiten

20 Euro

Originalausgabe

Frank Miller’s Sin City Volume 5: Family Values

Dark Horse, 1997

Frank Miller: Sin City: Bräute, Bier und blaue Bohnen (Band 6)

(übersetzt von Rossi Schreiber, Lutz Göllner und Andreas Mergenthaler)

Cross Cult, 2023

168 Seiten

25 Euro

Originalausgabe

Frank Miller’s Sin City Volume 6: Booze, Broads, & Bullets

Dark Horse 1993/1994/1995/1996/1997

Frank Miller: Sin City: Einmal Hölle und zurück (Band 7)

(übersetzt von Rossi Schreiber, Lutz Göllner und Dirk Lenz)

Cross Cult, 2023

328 Seiten

45 Euro

Originalausgabe

Frank Miller’s Sin City Volumen 7: Hell and Back (#1 – 9)

Dark Horse, 1999 – 2000

Frank Miller/Geof Darrow/Dave Stewart: The Big Guy and Rusty the Boy Robot

(übersetzt von Josef Rother)

Cross Cult, 2023

112 Seiten

30 Euro

Originalausgabe

The Big Guy and Rusty the Boy Robot # 1 – 2

Dark Horse, 1995

Hinweise

Wikipedia über Frank Miller (deutsch, englisch) und „Sin City“ (deutsch, englisch)

Blog/Homepage von Frank Miller

Meine Besprechung von Frank Miller/David Mazzucchelli/Richmond Lewis‘ „Batman – Das erste Jahr“ (Batman # 404 – 407, 1987)

Meine Besprechung von Frank Miller/Geof Darrows „Hard Boiled“ (Hard Boiled, 1990/1992)

Meine Besprechung von Frank Miller/Dave Gibbons’ “Martha Washington – Ein amerikanischer Traum (Band 1)” (Give me liberty, 1990)

Meine Besprechung von Frank Millers „Sin City: Stadt ohne Gnade (Band 1)“ (Frank Miller’s Sin City Volume 1: The Hard Goodbye, 1991/1992)

Meine Besprechung von Frank Millers „Sin City: Eine Braut, für die man mordet (Band 2)“ (Frank Miller’s Sin City Volume 2: A Dame to kill for, 1993/1994)

Meine Besprechung von Frank Millers „Sin City: Das große Sterben (Band 3)“ (Frank Miller’s Sin City Volume 3: The big fat Kill, 1994/1995)

Meine Besprechung von Frank Miller/Jim Lee/Scott Williams’ “All-Star Batman” (All Star Batman & Robin: The Boy Wonder, 2005 – 2008)

Meine Besprechung von Frank Millers “Holy Terror” (Holy Terror, 2011)

Meine Besprechung von Frank Miller/Brian Azzarello/Andy Kubert/Klaus Janson/Brad Anderson/Alex Sinclairs „Batman – Die Übermenschen“ (Dark Knight III: The Master Race # 1 – 9, 2018)

Meine Besprechung von Frank Miller/Robert Rodriguez‘ „Sin City 2: A Dame to kill for (Frank Miller’s Sin City: A Dame to kill for, USA 2014)

 


TV-Tipp für den 21. Februar: A rainy Day in New York

Februar 20, 2024

Arte, 20.15

A rainy Day in New York (A rainy Day in New York, USA 2019)

Regie: Woody Allen

Drehbuch: Woody Allen

Während seine Freundin Ashleigh sich für die Studentenzeitung an einem verregneten Tag in New York mit dem von ihr bewunderten Arthaus-Regisseur Roland Pollard trifft, bummelt ihr wohlhabender Freund Gatsby durch die Stadt und trifft dabei einige alte Bekannte.

TV-Premiere. Typisches Alterswerk von Woody Allen.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

Sein fünfzigster Film „Ein Glücksfall“ startet am 11. April in den deutschen Kinos.

mit Timothée Chalamet, Elle Fanning, Selena Gomez, Jude Law, Diego Luna, Liev Schreiber, Annaleigh Ashford, Rebecca Hall, Cherry Jones, Will Rogers, Kelly Rohrbach

Wiederholung: Montag, 26. Februar, 14.15 Uhr

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Moviepilot über „A rainy Day in New York“

Metacritic über „A rainy Day in New York“

Rotten Tomatoes über „A rainy Day in New York“

Wikipedia über „A rainy Day in New York“ (deutsch, englisch)

Homepage von Woody Allen

Deutsche Woody-Allen-Seite

Meine Besprechung von Robert B. Weides „Woody Allen: A Documentary“ (Woody Allen: A Documentary, USA 2012)

Meine Besprechung von Woody Allens “To Rome with Love” (To Rome with Love, USA/Italien 2012)

Meine Besprechung von Woody Allens “Blue Jasmine” (Blue Jasmine, USA 2013)

Meine Besprechung von Woody Allens “Magic in the Moonlight” (Magic in the Moonlight, USA 2014)

Meine Besprechung von John Turturros “Plötzlich Gigolo” (Fading Gigolo, USA 2013 – mit Woody Allen)

Meine Besprechung von Woody Allens “Irrational Man” (Irrational Man, USA 2015)

Meine Besprechung von Woody Allens „Café Society“ (Café Society, USA 2016)

Meine Besprechung von Woody Allens „Wonder Wheel“ (Wonder Wheel, USA 2017)

Meine Besprechung von Woody Allens „A rainy Day in New York“ (A rainy Day in New York, USA 2019)

Meine Besprechung von Woody Allens „Rifkin’s Festival“ (Rifkin’s Festival, USA 2020)

Woody Allen in der Kriminalakte  


Cover der Woche

Februar 20, 2024

Der Gute könnte mal wieder ein Buch veröffentlichen.


TV-Tipp für den 20. Februar: Im Tal von Elah

Februar 19, 2024

Tele 5, 20.15

Im Tal von Elah (In the Valley of Elah, USA 2007)

Regie: Paul Haggis

Drehbuch: Paul Haggis (nach einer Geschichte von Mark Boal und Paul Haggis)

Ex-Militärpolizist und Vietnamveteran Hank Deerfield erfährt, dass sein Sohn Mike sich nach seiner Rückkehr aus dem Irak fahnenflüchtig ist. Kurz darauf wird seine verbrannte Leiche gefunden. Deerfield beginnt mit einer Polizistin Mikes Mörder zu suchen. Dabei werden sie vom Militär behindert.

Haggis benutzt in seinem feinen Thriller das Genre, um auf ein gesellschaftliches Problem aufmerksam zu machen. Denn der auf einem wahren Fall basierende, hochgelobte Thriller beschäftigt sich mit den seelischen Kosten von Kriegseinsätzen für den Einzelnen und die Gesellschaft.

Der Titel spielt auf die David-und-Goliath-Geschichte in der Bibel an. Deren Kampf fand im Valley of Elah, bei uns je nach Bibelübersetzung bekannt als Eichgrund, Elberfelder oder Terebinthental, statt.

Mit Tommy Lee Jones, Charlize Theron, Susan Sarandon, Jason Patric, James Franco, Josh Brolin, Jonathan Tucker

Wiederholung: Mittwoch, 21. Februar, 02.50 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Metacritic über “Im Tal von Elah”

Rotten Tomatoes über “Im Tal von Elah”

Wikipedia über “Im Tal von Elah” (deutschenglisch)

Das Drehbuch „In the Valley of Elah“ von Paul Haggis

Meine Besprechung von Paul Haggis‘ „Dritte Person“ (Third Person, Großbritannien/USA/Deutschland/Belgien 2013)