Ein Fest für Berliner und Berlin-Freunde: Andreas Dresen verfolgt in seinem wahrscheinlich leichtesten Film die beiden Mittdreißigerinnen Nike und Katrin. Beide sind aus dem Leben gegriffene Charaktere, die ihre alltäglichen Probleme auch mit viel Humor kaum bewältigen können. Dank des liebevoll-melancholisch-humorvollen Tonfalls schwebt ein sehr angenehmer Hauch von Nouvelle Vague durch den skizzenhaften Film. Da fällt die dünne Story kaum auf.
Mit Nadja Uhl, Inka Friedrich, Andreas Schmidt, Stefanie Schönfeld
Eine in der BRD gesuchte RAF-Terroristen taucht in den Siebzigern in der DDR unter. Dort beginnt sie, mit einem neuen Namen, ein neues Leben als Arbeiterin.
Von wahren Ereignissen inspiriertes Drama
mit Bibiana Beglau, Martin Wuttke, Nadja Uhl, Harald Schrott, Alexander Beyer
Als Vorbereitung für „Bis wir tot sind oder frei“ (Kinostart: 31. März 2022; das mit Zeit- und Lokalkolorit gesättigte sehenswerte Drama spielt in den frühen Achtzigern in der Schweiz und erzählt wie eine linke Kanzlei den Ausbrecherkönig Walter Stürm verteidigt und wie er dabei in linken Kreisen zum Symbol für die Freiheit und Würde des Einzelnen wird) empfehle ich
Tele 5, 20.15
Der Baader Meinhof Komplex (Deutschland 2008)
Regie: Uli Edel
Drehbuch: Bernd Eichinger
LV: Stefan Aust: Der Baader Meinhof Komplex, 1985 (danach mehrere überarbeitete Neuausgaben)
Buch zum Film: Katja Eichinger: Der Baader Meinhof Komplex – Das Buch zum Film, 2008
Von der Länge her epische, vom Tempo her hektische Verfilmung der Geschichte der RAF von ihren Anfängen bis zu ihrem Ende. Da stimmt die Ausstattung, aber für die Vertiefung der einzelnen Charaktere bleibt wenig Zeit.
Mit Martina Gedeck, Moritz Bleibtreu, Johanna Wokalek, Bruno Ganz, Simon Licht, Jan Josef Liefers, Alexandra Maria Lara, Heino Ferch, Nadja Uhl, Hannah Herzsprung, Niels-Bruno Schmidt, Stipe Erceg, Daniel Lommatzsch, Volker Bruch, Bernd Stegemann, Tom Schilling, Katharina Wackernagel, Anna Thalbach, Jasmin Tabatabai, Hans Werner Meyer
Auch wenn die Tage kürzer und kälter werden, haben wir immer noch
RBB, 20.15
Sommer vorm Balkon (Deutschland 2005)
Regie: Andreas Dresen
Drehbuch: Wolfgang Kohlhaase
Ein Fest für Berliner und Berlin-Freunde: Andreas Dresen verfolgt in seinem wahrscheinlich leichtesten Film die beiden Mittdreißigerinnen Nike und Katrin. Beide sind aus dem Leben gegriffene Charaktere, die ihre alltäglichen Probleme auch mit viel Humor kaum bewältigen können. Dank des liebevoll-melancholisch-humorvollen Tonfalls schwebt ein sehr angenehmer Hauch von Nouvelle Vague durch den skizzenhaften Film. Da fällt die dünne Story kaum auf.
Mit Nadja Uhl, Inka Friedrich, Andreas Schmidt, Stefanie Schönfeld
LV: Stefan Aust: Der Baader Meinhof Komplex, 1985 (danach mehrere überarbeitete Neuausgaben)
Buch zum Film: Katja Eichinger: Der Baader Meinhof Komplex – Das Buch zum Film, 2008
Von der Länge her epische, vom Tempo her hektische Verfilmung der Geschichte der RAF von ihren Anfängen bis zu ihrem Ende. Da stimmt die Ausstattung, aber für die Vertiefung der einzelnen Charaktere bleibt wenig Zeit.
Mit Martina Gedeck, Moritz Bleibtreu, Johanna Wokalek, Bruno Ganz, Simon Licht, Jan Josef Liefers, Alexandra Maria Lara, Heino Ferch, Nadja Uhl, Hannah Herzsprung, Niels-Bruno Schmidt, Stipe Erceg, Daniel Lommatzsch, Volker Bruch, Bernd Stegemann, Tom Schilling, Katharina Wackernagel, Anna Thalbach, Jasmin Tabatabai, Hans Werner Meyer
Timm Thaler oder Das verkaufte Lachen (Deutschland 2017)
Regie: Andreas Dresen
Drehbuch: Alexander Adolph
LV: James Krüss: Timm Thaler oder Das verkaufte Lachen, 1962
Timm Thaler verkauft sein Lachen an den Baron Lefuet. Schnell bemerkt er, dass das eine sehr dumme Idee war und er will es wieder zurück haben.
Andreas Dresens Verfilmung von James Krüss‘ kapitalismuskritischem Kinderbuchklassiker ist ein guter, unterhaltsamer, kurzweiliger, auch anspielungsreicher Kinderfilm, der vor allem für Kinder ist.
mit Arved Friese, Justus von Dohnányi, Axel Prahl, Andreas Schmidt, Jule Hermann, Charly Hübner, Nadja Uhl, Steffi Kühnert, Bjarne Mädel, Fritzi Haberlandt, Harald Schmidt, Heinz-Rudolf Kunze, Milan Peschel, Joachim Król (Erzähler)
Mogadischu (Deutschland 2008, Regie: Roland Suso Richter)
Drehbuch: Maurice Philip Remy
Buch zum Film: Timo Kortner: Mogadischu – Das Entführungsdrama der Landshut, 2008
Nach Heinrich Breloers hochgelobtem Zweiteiler „Todesspiel“ (von 1997) über den Deutschen Herbst 1977, diversen Dokumentationen (zum Beispiel 2007 ein Zweiteiler) über die RAF, dem zeitgleich im Kino gelaufenem, ziemlich grottigem „Baader Meinhof Komplex“ mutet „Mogadischu“ etwas akademisch an. Denn die Fakten sind bekannt. Am 13. Oktober 1977 entführt ein palästinensisches Kommando die Lufthansa-Maschine Landshut. Nach einem mehrtägigen Irrflug landet das Flugzeug in Mogadischu und die GSG 9 beendet die Geiselnahme.
Neue Erkenntnisse, wie die Beteiligung des KGB an der Entführung und was Lufthansa-Pilot Jürgen Schumann machte, als er nach einer Notlandung in Aden zwanzig Minuten verschwand, ändern nichts an dem großen Bild.
Aber Autor Remy und Regisseur Richter verarbeiteten diese Geschichte jetzt zu einem die damaligen Ereignisse konzentriert nacherzählendem TV-Spielfilm, der auch im Kino überzeugt hätte. Einziger Kritikpunkt ist die derzeit angesagte Wackelkamera.
„Es ist ein ernsthafter Versuch der Annäherung (an die Wahrheit, A. d. V.). Wir bemühen uns, mit Verantwortung an ein Thema heranzugehen. Die Menschen, die das erlebt haben, sollen nicht davor sitzen und sagen: Was machen die denn da? Was erzählen die da?“ (Remy in der FAZ)
Das gleichnamige „Begleitbuch zum Film ‚Mogadischu’“ von Timo Kortner nimmt eine seltsame Zwischenstellung zwischen einem traditionellem Buch zum Film, also einer höchstens sparsam erweiterten Romanfassung des Drehbuchs, und einem Sachbuch über die Entführung ein. Denn Kortner führt relativ ausführlich in das gesellschaftliche Klima während der Schleyer-Entführung ein und er fügt immer wieder erklärende Passagen ein. Dabei gibt es im Buch und im Film eine Verschiebung der Perspektive von den Tätern zu den Opfern. Der Tatsachenroman „Mogadischu“ erzählt von Menschen in einer Ausnahmesituation und wie sie versuchen, diese zu überleben. Die Entführer bleiben dagegen, bis auf den durchgeknallten Captain Martyr Mahmud, blass. Und die Ideologie der Terroristen wird höchstens in einem Nebensatz gestreift; – was sie als Bösewichter noch bedrohlicher macht.
Kortners „Mogadischu“ ist ein packendes Drama, das auch eine gehörige Portion historisches Wissen vermittelt. Ein feines Buch.
Mit Nadja Uhl, Thomas Kretschmann, Christian Berkel, Said Tagmaqoui, Herbert Knaup, Simon Verhoeven, Jürgen Tarrach
Der Baader Meinhof Komplex (Deutschland 2008, Regie: Uli Edel)
Drehbuch: Bernd Eichinger
LV: Stefan Aust: Der Baader Meinhof Komplex, 1985 (danach mehrere überarbeitete Neuausgaben)
Buch zum Film: Katja Eichinger: Der Baader Meinhof Komplex – Das Buch zum Film, 2008
Von der Länge her epische, vom Tempo her hektische Verfilmung der Geschichte der RAF von ihren Anfängen bis zu ihrem Ende. Da stimmt die Ausstattung, aber für die Vertiefung der einzelnen Charaktere bleibt wenig Zeit.
Mit Martina Gedeck, Moritz Bleibtreu, Johanna Wokalek, Bruno Ganz, Simon Licht, Jan Josef Liefers, Alexandra Maria Lara, Heino Ferch, Nadja Uhl, Hannah Herzsprung, Niels-Bruno Schmidt, Stipe Erceg, Daniel Lommatzsch, Volker Bruch, Bernd Stegemann, Tom Schilling, Katharina Wackernagel, Anna Thalbach, Jasmin Tabatabai, Hans Werner Meyer
Jetzt hat es auch Andreas Dresen getan. Einen Kinderfilm gedreht. Nach einem erfolgreichen Buch. Und bei Andreas Dresen hätte man das – siehe „Bibi & Tina“-Regisseur Detlev Buck – am wenigsten erwartet. Immerhin ist Dresen als Regisseur von Filmen wie „Die Polizistin“, „Halbe Treppe“, „Sommer vorm Balkon“ und „Wolke 9“ vor allem als improvisationsfreudiger Erwachsenenregisseur bekannt. Mit „Timm Thaler oder Das verkaufte Lachen“ inszenierte er jetzt eine Big-Budget-Produktion, die ganz anderen Gesetzen gehorcht. Sie ist mit vielen alten Dresen-Bekannten und einigen Neuzugängen prominent besetzt und für ein junges Publikum inszeniert. Die dürfen mit diesem Kinofilm ihren Timm Thaler, der von Arved Friese gespielt wird, entdecken. Ältere Semester erinnern sich ja immer noch an ihren 1979er Timm Thaler, der von Thomas Ohrner gespielt wurde. Ohrner hat als Concierge des Grand Hotel einen Kurzauftritt.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht der junge Timm Thaler. Ein aufgeweckter, fröhlicher Junge, der mit seinem Lachen jeden verzaubert. Auf der Pferderennbahn lernt er Baron Lefuet (Justusvon Dohnányi) kennen, der ihm ein teuflisches Geschäft anbietet: wenn er Lefuet sein Lachen verkauft, wird er fortan jede Wette gewinnen. Der in bitterster Armut lebende Timm ist einverstanden und ab jetzt gibt es zwischen dem Roman von James Krüss und dem Film von Andreas Dresen (nach einem Drehbuch von „Unter Verdacht“-Erfinder Alexander Adolph) auf der reinen Handlungsebene viele Unterschiede. Auf der emotionalen Ebene und dem Ende nicht. Deshalb habe ich mit den Veränderungen auch keine Probleme und finde sie sogar gut. Denn wer will schon wirklich einen Film sehen, in dem Timm während der halben Geschichte durch die Welt stolpert, Geschäftspartner von Baron Lefuet kennenlernt und sich um Firmeninterna kümmern muss? Außerdem erstreckt sich der Roman über mehrere Jahre.
Der Film spielt dagegen in einem überschaubarem Zeitraum in einer Stadt zwischen Timms Armenviertel, der Pferderennbahn, dem Grand Hotel und dem Anwesen von Baron Lefuet. Wie der Roman spielt der Film in den zwanziger Jahren. Allerdings in einer Steampunk-Variante der zwanziger Jahre, die deutlich von Fritz Langs Filmen, wie „Metropolis“, „Spione“ und seinen „Dr. Mabuse“-Filme inspiriert ist.
Timm hat im Film viele Freunde und damit ein soziales Umfeld, das die gesamte Geschichte realistisch erscheinen lässt. Neben dem aus dem Roman bekannten Kreschimir (Charly Hübner), der ihm im Film als freundlicher Bartender des Grand Hotels hilft und schnell Timms Geheimnis erahnt, ist vor allem Timms Freundin Ida (Jule Hermann) wichtig. Im Roman ist Timm, trotz böser Stiefmutter und bösem Stiefbruder, ein Waisenknabe.
Einige Details in Dresens gelungener und eigenständiger Verfilmung sind allerdings misslungen. Am ärgerlichsten sind Behemoth (Axel Prahl) und Belial (Andreas Schmidt. Koptisch sprechend, in Frauenkleidern), die von Baron Lefuet immer wieder zu Ratten verwandelt werden und Timm hinterherspionieren sollen. Das spekuliert, wenn sie als Ratten durchs Bild laufen, zu sehr auf billige Lacher.
Und das große Finale auf der Rennbahn fällt arg schwach aus. Obwohl es pompöser als das Buchfinale ist.
Erwachsene dürfte auch die fehlende zweite (oder dritte) Ebene stören, die aus Anspielungen besteht, die sie, aber nicht die Kinder verstehen. Wie das geht, zeigt Pixar ja in seinen Animationsfilmen.
So ist „Timm Thaler“ dann ein guter, unterhaltsamer, kurzweiliger, auch anspielungsreicher Kinderfilm, der vor allem für Kinder ist, die wissen wollen, warum Timm keine Freude an seinem Wettglück hat, mit dem er alles haben kann, was er sich wünscht. Außer seinem Lachen und allem, was damit zusammenhängt.
James Krüss‘ kapitalismuskritischer Roman ist nach dem Filmbesuch immer noch eine Lektüre wert. Immerhin erzählt Krüss eine andere, eine globetrottende Geschichte, in der man an einigen Stellen vermutet, dass Behemoth und Belial schon damals Timm beobachten mussten.
Timm Thaler oder Das verkaufte Lachen (Deutschland 2017)
Regie: Andreas Dresen
Drehbuch: Alexander Adolph
LV: James Krüss: Timm Thaler oder Das verkaufte Lachen
mit Arved Friese, Justus von Dohnányi, Axel Prahl, Andreas Schmidt, Jule Hermann, Charly Hübner, Nadja Uhl, Steffi Kühnert, Bjarne Mädel, Fritzi Haberlandt, Harald Schmidt, Heinz-Rudolf Kunze, Milan Peschel, Joachim Król (Erzähler)
Länge: 102 Minuten
FSK: ab 0 Jahre
–
Die Vorlage
James Krüss: Timm Thaler oder Das verkaufte Lachen
Der Baader Meinhof Komplex (Deutschland 2008, Regie: Uli Edel)
Drehbuch: Bernd Eichinger
LV: Stefan Aust: Der Baader Meinhof Komplex, 1985 (danach mehrere überarbeitete Neuausgaben)
Buch zum Film: Katja Eichinger: Der Baader Meinhof Komplex – Das Buch zum Film, 2008
Von der Länge her epische, vom Tempo her hektische Verfilmung der Geschichte der RAF von ihren Anfängen bis zu ihrem Ende. Da stimmt die Ausstattung, aber für die Vertiefung der einzelnen Charaktere bleibt wenig Zeit.
Mit Martina Gedeck, Moritz Bleibtreu, Johanna Wokalek, Bruno Ganz, Simon Licht, Jan Josef Liefers, Alexandra Maria Lara, Heino Ferch, Nadja Uhl, Hannah Herzsprung, Niels-Bruno Schmidt, Stipe Erceg, Daniel Lommatzsch, Volker Bruch, Bernd Stegemann, Tom Schilling, Katharina Wackernagel, Anna Thalbach, Jasmin Tabatabai, Hans Werner Meyer
Mogadischu (Deutschland 2008, Regie: Roland Suso Richter)
Drehbuch: Maurice Philip Remy
Buch zum Film: Timo Kortner: Mogadischu – Das Entführungsdrama der Landshut, 2008
Nach Heinrich Breloers hochgelobtem Zweiteiler „Todesspiel“ (auch schon über zehn Jahre alt) über den Deutschen Herbst 1977, diversen Dokumentationen (zum Beispiel 2007 ein Zweiteiler) über die RAF, dem zeitgleich im Kino gelaufenem, ziemlich grottigem „Baader Meinhof Komplex“ mutet „Mogadischu“ etwas akademisch an. Denn die Fakten sind bekannt. Am 13. Oktober 1977 entführt ein palästinensisches Kommando die Lufthansa-Maschine Landshut. Nach einem mehrtägigen Irrflug landet das Flugzeug in Mogadischu und die GSG 9 beendet die Geiselnahme.
Neue Erkenntnisse, wie die Beteiligung des KGB an der Entführung und was Lufthansa-Pilot Jürgen Schumann machte, als er nach einer Notlandung in Aden zwanzig Minuten verschwand, ändern nichts an dem großen Bild.
Aber Autor Remy und Regisseur Richter verarbeiteten diese Geschichte jetzt zu einem die damaligen Ereignisse konzentriert nacherzählendem TV-Spielfilm, der auch im Kino überzeugt hätte. Einziger Kritikpunkt ist die derzeit angesagte Wackelkamera.
„Es ist ein ernsthafter Versuch der Annäherung (an die Wahrheit, A. d. V.). Wir bemühen uns, mit Verantwortung an ein Thema heranzugehen. Die Menschen, die das erlebt haben, sollen nicht davor sitzen und sagen: Was machen die denn da? Was erzählen die da?“ (Remy in der FAZ)
Das gleichnamige „Begleitbuch zum Film ‚Mogadischu’“ von Timo Kortner nimmt eine seltsame Zwischenstellung zwischen einem traditionellem Buch zum Film, also einer höchstens sparsam erweiterten Romanfassung des Drehbuchs, und einem Sachbuch über die Entführung ein. Denn Kortner führt relativ ausführlich in das gesellschaftliche Klima während der Schleyer-Entführung ein und er fügt immer wieder erklärende Passagen ein. Dabei gibt es im Buch und im Film eine Verschiebung der Perspektive von den Tätern zu den Opfern. Der Tatsachenroman „Mogadischu“ erzählt von Menschen in einer Ausnahmesituation und wie sie versuchen, diese zu überleben. Die Entführer bleiben dagegen, bis auf den durchgeknallten Captain Martyr Mahmud, blass. Und die Ideologie der Terroristen wird höchstens in einem Nebensatz gestreift; – was sie als Bösewichter noch bedrohlicher macht.
Kortners „Mogadischu“ ist ein packendes Drama, das auch eine gehörige Portion historisches Wissen vermittelt. Ein feines Buch.
Mit Nadja Uhl, Thomas Kretschmann, Christian Berkel, Said Tagmaqoui, Herbert Knaup, Simon Verhoeven, Jürgen Tarrach
Mord am Meer (Deutschland 2004, Regie: Matti Geschonneck)
Drehbuch: Thomas Kirchner
LV: Ulrich Woelk: Die letzte Vorstellung, 2002
Wer ermordete den Freund von Kommissar Glauberg? Und warum schickt das BKA eine Polizistin in die norddeutsche Provinz? Gemeinsam decken Glauberg und die hübsche BKAlerin RAF-, Stasi-, West- und Ost-Ängste auf.
Woelks Roman kam damals bei den Kritikern nicht gut an. Ganz im Gegensatz zu den Fernsehkritikern. Die mochten den Film des immer zuverlässigen Matti Geschonneck. Und beim Hamburger Filmfest 2004 erhielt „Mord am Meer“ den TV-Produzentenpreis.
„Mord am Meer“ ist ein insgesamt gelungener Film, der unter den Beschränkungen des 90-Minuten-TV-Formats (einige Minuten länger wäre besser gewesen), einem zuviel an verschiedenen angesprochenen Themen (hier wäre weniger mehr gewesen) und einer enttäuschenden Lösung leidet. Aber die schönen Berlin-Bilder und die guten Leistungen der Schauspieler, die teilweise nur eine Szene haben, trösten darüber hinweg.
Mit Heino Ferch, Nadja Uhl, Manfred Zapatka, Birge Schade, Ulrike Krumbiegel, Otto Mellies, Ellen Schwiers, Thomas Sarbacher, Markus Boysen
Sommer vorm Balkon (Deutschland 2005, Regie: Andreas Dresen)
Drehbuch: Wolfgang Kohlhaase
Ein Fest für Berliner und Berlin-Freunde: Andreas Dresen verfolgt in seinem wahrscheinlich leichtesten Film die beiden Mittdreißigerinnen Nike und Katrin. Beide sind aus dem Leben gegriffene Charaktere, die ihre alltäglichen Probleme auch mit viel Humor kaum bewältigen können. Dank des liebevoll-melancholisch-humorvollen Tonfalls schwebt ein sehr angenehmer Hauch von Nouvelle Vague durch den skizzenhaften Film. Da fällt die dünne Story kaum auf.
Mit Nadja Uhl, Inka Friedrich, Andreas Schmidt, Stefanie Schönfeld
Apple (Nadja Uhl) schickt ihre Mutter Ingrid (Hannelore Elsner) in den spanischen Ort Torremolinos zur Reha. Wobei Reha nicht ganz richtig ist. Denn Ingrids Hotel ist keine mondäne Reha-Klinik, sondern ein All-Inclusive-Hotel, durch das sie sich nach einer Hüft-Operation mit Krücken mehr schlecht als recht bewegt. Den Rest besorgt ihre Laune. Denn, wie schon ihre wallenden Gewänder verraten, ist Ingrid eine Überlebende der Hippie-Ära, die jetzt unter genau den Spießern sitzt, zu denen sie nie gehören wollte. Wie dieser Helmut (Axel Prahl), ein aufdringliches Großmaul, das sich durch das Buffet frisst und mit einer Arschbombe für gute Laune sorgt. Nicht bei ihr. Mit der Transe Tina (Hinnerk Schönemann), die allabendlich dem deutschen Publikum per Playback Schlager serviert, kann sie ebenfalls nichts anfangen. So muss die Vorhölle aussehen.
Dabei war sie schon einmal in Torremolinos: als sie noch jung und schön war, in der deutschen Hippie-Kommune den schönsten Busen hatte, den freien Sex exzessiv praktizierte und ihre Tochter vernachlässigte.
In Doris Dörries neuem Film „alles inklusive“ sind gerade die dokumentarischen Impressionen aus dem All-inclusive-Hotel und die fein aufspielenden Schauspieler, mit einer grandiosen Sexszene zwischen Hannelore Elsner und Axel Prahl (und einer Gitarre als wichtigem Accessoire) äußerst gelungen. Auch die eher impressionistischen Rückblenden in die Vergangenheit, die die Hippie-Kommune als einen alternativen Club Med zeichnen, sind gut. Aber in ihrem episodischen Film verzettelt Dörrie sich schnell zwischen ihren Geschichten und Episoden. Denn sie erzählt auch von Tinas Versuchen, zusammen mit seiner Freundin, mit Betrügereien genug Geld zusammen zu bekommen, um aus Torremolinos zu flüchten. Außerdem ist Tina, also eigentlich Tim, der Sohn von einem ihrer früheren Liebhaber. Tims Vater wohnt, inzwischen ein Rentner, in Torremolinos in einem Seniorenheim – und selbstverständlich begegnen sie sich. Tim, der Ingrid abgrundtief hasst, ist davon natürlich nicht begeistert.
Als ob das noch nicht genug wäre, gibt es noch die Erlebnisse von Ingrids Tochter Apple in München. Im Gegensatz zu ihrer Mutter hat sie ein ausgeprägtes Sicherheitsbedürfnis und ist überfürsorglich. Auch gegenüber ihrem Hund Dr. Sigmund Freud, den sie solange verhätschelte, bis er sich überhaupt nicht mehr bewegte. Sie verliebt sich auch sofort in Freuds Tierarzt Dr. Fellborn (Fabian Hinrichs), den sie bis zum gehtnichtmehr zuquasselt. Dieser Plot hat, bis auf das Ende, wenn Apple nach Spanien zu ihrer Mutter fährt, mit dem Hauptplot absolut nichts zu tun und könnte genausogut gestrichen werden. Was auch besser gewesen wäre. Denn Apples Geschichte ist erkennbar für die billigen, schnellen Lacher gedacht, die in eine dieser typischen deutschen Komödien (ich sage nur Schweighöfer) passen.
Im dritten Akt fliegt Apple dann nach Spanien – und alle Konflikte lösen sich länglich auf. Denn bevor sie alle friedlich bis an ihr Lebensende zusammenleben dürfen, werden ihnen noch einige Steinchen in den Weg geräumt.
„alles inklusive“ ist ein zu lang geratenes, sich verzettelndes, episodisches Werk über Eltern, Kinder, Beziehungen und Sex.
alles inklusive (Deutschland 2013)
Regie: Doris Dörrie
Drehbuch: Doris Dörrie
LV: Doris Dörrie: Alles inklusive, 2011
mit Hannelore Elsner, Nadja Uhl, Hinnerk Schönemann, Axel Prahl, Fabian Hinrichs, Peter Striebeck, Maria Happel, Robert Stadlober
Ein Fest für Berliner und Berlin-Freunde: Andreas Dresen verfolgt in seinem wahrscheinlich leichtesten Film die beiden Mittdreißigerinnen Nike und Katrin. Beide sind aus dem Leben gegriffene Charaktere, die ihre alltäglichen Probleme auch mit viel Humor kaum bewältigen können. Dank des liebevoll-melancholisch-humorvollen Tonfalls schwebt ein sehr angenehmer Hauch von Nouvelle Vague durch den skizzenhaften Film. Da fällt die dünne Story kaum auf.
Mit Nadja Uhl, Inka Friedrich, Andreas Schmidt, Stefanie Schönfeld