Den Titel „Wir sind dann wohl die Angehörigen“ musste Hans-Christian Schmid von der Vorlage übernehmen. Das macht die Sache nicht besser. Denn er ist vollkommen unpassend und ungefähr jeder andere Titel wäre besser gewesen. In dem autobiographischem Roman und dem Film geht es um die Entführung von Jan Philipp Reemtsma. Er wurde am 25. März 1996 entführt. Nach der Zahlung des Lösegeldes wurde er nach 33 Tagen freigelassen. 1997 veröffentlichte er das Buch „ Im Keller“ über seine Entführung.
2018 veröffentlichte sein Sohn Johann Scheerer „Wir sind dann wohl die Angehörigen“. In dem Buch beschreibt er, wie er als damals Dreizehnjähriger die Entführung und das bange Warten auf das Ende erlebte.
Die Verfilmung konzentriert sich ebenfalls auf Johann Scheerer, der der Quasi-Erzähler ist. Aber Regisseur Hans-Christian Schmid und sein Drehbuchautor Michael Gutman, die schon bei Schmids Filmen „23“, „Crazy“ und „Lichter“ zusammengearbeitet haben, erweitern den Blick. Der Grund dafür ist ziemlich banal.
In einem autobiographischem Text erzählt der Erzähler von sich aus seiner Perspektive. Wir sehen also alles mit seinen Augen. Wenn er über seine Vergangenheit schreibt, reflektiert er außerdem mit seinem heutigen Wissen, Gefühlen und Ansichten über die damaligen Ereignisse. Er sagt uns, warum dieser Teil seiner Vergangenheit heute für ihn immer noch wichtig ist. Er kann auch mühelos zwischen den Zeitebenen wechseln. Teilweise innerhalb eines Satzes.
Diese Reflektionsebene fehlt in Schmids Film. Er verzichtet auf eine in der Gegenwart beginnende Rahmenerzählung (so etwas in der Art: der Protagonist sieht eine Zeitungsüberschrift und erinnert sich) und auf Rückblenden. Er bleibt immer nah bei seinen Figuren und erzählt alles, als wäre er direkt dabei. Das ist spannend, aber es bleibt auch unklar, welche Bedeutung die Entführung seines Vaters für Johanns weiteres Leben hat. Im Film ist er – ganz normal für einen Dreizehnjährigen – eine passive Figur. Wie ein Reporter nimmt er alles wahr, während die wichtigen Entscheidungen von anderen Menschen gefällt werden. Für einen Unterhaltungsfilm ist das keine tragfähige Konstruktion.
Deshalb erweiterten Schmid und Gutman den Blick. Sie erzählen auch von Johanns Mutter Ann Kathrin Scheerer, dem Anwalt der Familie und der Arbeit der Polizei. Manchmal erfährt Johann später davon. Manchmal nicht.
So wird „Wir sind dann wohl die Angehörigen“ zu einem Bild einer Familie in einer Extremsituation und einer kleinen Notgemeinschaft. Während der Entführung waren ausgewählte Vertraute, wie Johann Schwenn, der Anwalt der Familie, und Christian Schneider, ein Freund der Familie, und Polizisten in der Reemtsma-Villa. Teilweise glich sie einem Ferienlager. Vor allem die beiden Angehörigenbetreuer der Polizei, die das Scharnier zwischen der Polizei und Ann Kathrin Scheerer waren, bauten eine intime Beziehung zur Familie auf.
Das schildert Schmid, ohne einen klaren Protagonisten, immer nah an den Personen und spannend. Die unterschiedlichen Interessen und Motive der Angehörigen und der Polizisten werden klar herausgearbeitet. Und weil dieses Mal eindeutig die Angehörigen, in diesem Fall die Frau und der Sohn des Entführten, im Mittelpunkt des Films stehen, ist „Wir sind dann wohl die Angehörigen“ aus einer ungewohnten Perspektive erzählt.
Wir sind dann wohl die Angehörigen (Deutschland 2022)
Regie: Hans-Christian Schmid
Drehbuch: Michael Gutmann, Hans-Christian Schmid
LV: Johann Scheerer: Wir sind dann wohl die Angehörigen – Die Geschichte einer Entführung, 2018
mit Claude Heinrich, Adina Vetter, Justus von Dohnányi, Hans Löw, Yorck Dippe, Enno Trebs, Fabian Hinrichs, Philipp Hauß
Vor vier Jahren zofften sich in „Der Vorname“ Thomas Böttcher (Florian David Fitz), seine Frau Anna Wittmann (Janina Uhse), Stephan Berger (Christoph Maria Herbst), seine Frau Elisabeth Berger-Böttcher (Caroline Peters), ihr Adoptivbruder René König (Justus von Dohnányi) und ihre Mutter Dorothea Böttcher (Iris Berben). Denn bei einem Abendessen sagte Thomas, dass sie ihren Sohn Adolf nennen werden. Literaturprofessor Stephan Berger fand den Namen wegen Adolf Hitler unerträglich und schon fetzten sie sich an einem langen Abend. Die Vorlage für diesen Familienstreit war ein französisches Boulevardstück. Für diese Verfilmung wurde es auf deutsche Befindlichkeiten umgeschrieben. Die von Sönke Wortmann inszenierte vergnügliche Komödie war mit 1,2 Millionen Zuschauern ein Erfolg in den Kinos.
Eine Fortsetzung war daher fast unvermeidlich. Claudius Pläging schrieb wieder das Drehbuch. Sönke Wortmann übernahm wieder die Regie. Und die Schauspieler des „Vornamens“ sind bei „Der Nachname“ auch alle dabei.
Dieses Mal lädt die Mutter ihre Kinder und ihre Partner nach Lanzarote in ihr Feriendomizil ein. Dort verkündet Dorothea ihnen, dass sie wieder geheiratet hat. Für ihre Kinder bedeutet diese Nachricht mindestens eine doppelte Katastrophe. Denn sie hat den Nachnamen ihres Mannes angenommen. König. Und ihr Mann ist ihr Adoptivsohn René König. Der wird wunderschön verwahrlost und tiefenentspannt von Justus von Dohnányi gespielt.
Die Prämisse für die ganze Aufregung ist ziemlich weit hergeholt. Während das Konfliktpotential eines falsch gewählten Vornamens allseits bekannt und nachvollziehbar ist, ist das bei einem Nachnamen weniger offensichtlich, um nicht zu sagen, nicht vorhanden.
Trotzdem finden Dorotheas Kinder es schlimmer, dass ihre Mutter den Namen ihres neuen Mannes angenommen hat (wie sie es schon bei ihrem vorherigen Mann tat), als dass sie dadurch vielleicht durch die Hintertür enterbt werden. Das wäre immerhin ein handfestes ökonomisches Motiv. Denn René ist jetzt nicht nur ihr Sohn, sondern auch ihr Mann und, so planen Dorothea und René es, der Vater ihrer künftigen Kinder.
Daneben werden noch flugs einige Familiengeheimnisse enttarnt, etwas schmutziger Wäsche gewaschen, über Seitensprünge sinniert und über finanzielle Probleme gesprochen. Thomas und Stephan könnten eine Finanzspritze gut gebrauchen. Nichts davon ist dringlich in diesem Themenhopping unter südlicher Sonne. Es wird auch nichts konsequent zu Ende erzählt. Entsprechend mau fallen die Pointen über verschlossene Zimmer, außereheliche Affären und Keksdosen aus. Und am Ende haben sich alle ganz lieb.
„Der Nachname“ ist eine leidlich amüsante Angelegenheit, die krampfhaft eine schon im ersten Film auserzählte Geschichte weitererzählt.
Der Nachname (Deutschland 2022)
Regie: Sönke Wortmann
Drehbuch: Claudius Pläging
mit Iris Berben, Christoph Maria Herbst, Florian David Fitz, Caroline Peters, Justus von Dohnányi, Janina Uhse, Elena Sancho Pereg
Freitagnachmittag, kurz vor Feierabend, in einem Gymnasium irgendwo in Deutschland: die Schüler haben die Schule bereits verlassen. Im Lehrerzimmer warten einige Lehrer gelangweilt auf das Wochenende. Da klopft jemand an die Tür. Es ist Manfred Prohaska (Thorsten Merten). Der Vater hat ein dringendes Anliegen. Die Abi-Zulassung seines Sohnes Fabian ist gefährdet. Ein Punkt fehlt ihm. Dieser entscheidende Punkt wurde ihm bei einer Latein-Hausarbeit verwehrt. Und damit könnte der Lateinlehrer ihm den Punkt geben. Wenn er nicht so ein verknöcherter, seine Macht auskostende Regelfanatiker wäre, der unter keinen Umständen seine Bewertungen mit anderen diskutieren möchte.
Also verlangt Prohaska von den zufällig anwesenden Lehrern, dass sie jetzt sofort über Fabians Abi-Zulassung sprechen – und Fabian am Ende ihrer Besprechung den nötigen Punkt geben.
Das ist die knallige Prämisse von Sönke Wortmanns neuestem Film „Eingeschlossene Gesellschaft“. Zuletzt verfilmte er fürs Kino französische Erfolgskomödien und erfolgreiche Theaterstücke („Contra“, „Der Vorname“, „Frau Müller muss weg!“). Dieses Mal ist es ein Hörspiel von Jan Weiler („Maria, ihm schmeckt’s nicht“, „Das Pubertier“). Und wieder sitzen die Pointen, wenn der ultrakonservative „Ich habe alles in meinem Buch notiert“-Lateinlehrer Klaus Engelhardt (Justus von Dohnányi), die Schüler ebenfalls abgrundtief verachtende ältliche Jungfer Heidi Lohmann (Anke Engelke), der zu seinen Schülern äußerst joviale Womanizer-Sportlehrer Peter Mertens (Florian David Fitz), der sich überall anbiedernde Schüleranwalt Holger Arndt (Thomas Loible), der nerdige Chemielehrer Bernd Vogel (Torben Kessler) und die genderbewusste Referendarin Sara Schuster (Nilam Farooq) sich im Lehrerzimmer angiften, übereinander herfallen, dabei kleine und große Geheimnisse und Peinlichkeiten enthüllen, um sich selbst kreisen und sich dabei selbstverständlich nicht für das von Prohaska aufgeworfene Problem interessieren. Bis kurz vor dem Ablauf von Prohaskas Ultimatum reden sie nicht über Fabians Note.
Das gesamte Kollegium besteht halt aus Trotteln, die, zu unserem Vergnügen, nichts auf die Reihe bekommen und alle ihre kleinen Geheimnisse haben, von enttäuschter Liebe über Pornokonsum und Denunziation bis hin zur Unterschlagung. Diese sechs Lehrer sind Klischeefiguren. Die Schauspieler übertreiben und füllen diese Klischees lustvoll aus. Das sorgt, im Stil einer Boulevard-Komödie, für Situationskomik, verbale Gemeinheiten und etliche Lacher.
Aber der ganze leichtgewichtige und kurzweilige Spaß kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass Prohaska ein Erpresser und Geiselnehmer ist, der sein Ziel so nicht erreichen kann.
Eingeschlossene Gesellschaft (Deutschland 2022)
Regie: Sönke Wortmann
Drehbuch: Jan Weiler (nach seinem Hörspiel)
mit Florian David Fitz, Anke Engelke, Justus von Dohnányi, Nilam Farooq, Thomas Loibl, Torben Kessler, Thorsten Merten, Nick Julius Schuck, Carl Benzschawel, Claudia Hübbecher, Jürgen Sarkiss, Serkan Kaya, Ronald Kukulies
Die im Zweiten Weltkrieg in die USA geflohene Jüdin Maria Altmann hätte gerne wieder das titelgebende Klimt-Gemälde von ihre Tante Adele. Dummerweise ist das Jugendstilgemälde inzwischen zu einer Ikone der österreichischen Identität geworden und Österreich denkt gar nicht daran, Altmann das Gemälde zurückzugeben.
Gutes, gefällig inszeniertes, auf einem wahren Fall basierendes britisches Schauspielerkino mit entsprechend pointierten Dialogen und einem noblen Anliegen.
mit Helen Mirren, Ryan Reynolds, Daniel Brühl, Max Irons, Elizabeth McGovern, Katie Holmes, Tatiana Maslany, Antje Traue, Justus von Dohnányi, Tom Schilling, Charles Dance, Jonathan Pryce, Frances Fisher, Moritz Bleibtreu
Georg Seidler will aus Europa nach Mexiko flüchten. In Marseille wartet er auf das rettende Transitvisum und trifft auf die Frau des Mannes, dessen Identität er angenommen hat.
TV-Premiere. Christian Petzold verlegt Anna Seghers während des Zweiten Weltkriegs spielenden Roman in die Gegenwart. Mit einem sehr überzeugendem Ergebnis.
mit Franz Rogowski, Paula Beer, Godehard Giese, Lilien Batman, Maryam Zaree, Barbara Auer, Matthias Brandt, Sebastian Hülk, Antoine Oppenheim, Ronald Kukulies, Justus von Dohnányi, Alex Brendemühl, Trystan Pütter
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Die lesenswerte Vorlage
ist in verschiedenen Ausgaben erhältlich, u. a.
Anna Seghers: Transit
Aufbau Taschenbuch, 2018
416 Seiten
12 Euro
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Der Roman erschien zuerst 1944 in den USA auf englisch, anschließend in Mexiko auf spanisch und 1947 auf deutsch als Fortsetzungsroman in der Berliner Zeitung.
Spätere deutsche Veröffentlichungen bearbeiteten den Text.
Erst 2001 erschien im Rahmen der Werkausgabe die erste authentische deutsche Buchausgabe.
Seit einigen Tagen kann Christian Petzolds neuer Film „Undine“ online bei den einschlägigen Plattformen gekauft werden. Am 19. November veröffentlicht Piffl Medien/good!movies den Film als Stream, DVD- und Blu-ray.
LV: Joachim Fest: Der Untergang – Hitler und das Ende des Dritten Reiches, 2002
LV: Traudl Junge, Melissa Müller: Bis zur letzten Stunde – Hitlers Sekretärin erzählt ihr Leben, 2002
Was geschah in den letzten Kriegstagen in Berlin im Führerbunker? Nach 150 Minuten wissen wir es.
„Der Untergang“ ist gediegen erzähltes, starbesetztes Unterhaltungskino im Hollywoodstil. Historisch akkurat und ohne eine erkennbare Haltung zum Sujet. Deshalb reiht sich eine Episode an die nächste Episode, aber eine Geschichte wird, abseits der strikt chronologischen Anordnung des Materials, nicht erkennbar.
mit Bruno Ganz, Alexandra Maria Lara, Corinna Harfouch, Ulrich Matthes, Juliane Köhler, Heino Ferch, Christian Berkel, Matthias Habich, Thomas Kretschmann, Michael Mendl, André Hennicke, Ulrich Noethen, Birgit Minichmayr, Rolf Kanies, Justus von Dohnányi, Dieter Mann, Christian Redl, Götz Otto, Alexander Held, Bettina Redlich, Heinrich Schmieder, Anna Thalbach, Ulrike Krumbiegel, Jürgen Tonkel, Devid Striesow
Wiederholung: Freitag, 8. Mai, 02.30 Uhr (Taggenau!)
Kommissar Hanns von Meuffels soll den Mord an der Eigentümerin einer Möbel-Manufaktur aufklären. Die Firma sollte von einem Investor übernommen werden und mit dem Eigentümerwechsel sollten 72 Arbeitsplätze wegfallen. Der Hauptverdächtige ist ihr Ex-Mann, dem die Polizei nichts nachweisen kann.
Christian Petzold, der in den vergangenen Jahren hauptsächlich für das Kino arbeitete und dessen TV-Filme immer wie Kinofilme aussehen, inszeniert seinen ersten „Polizeiruf 110“. Es wurde, wie erwartet, ein ebenso ungewöhnlicher, wie gelungener Krimi. 2016 inszenierte er mit „Wolfe“ einen weiteren „Polizeiruf 110“ mit Kommissar von Meuffels.
Ach ja: Petzolds Inspiration für „Kreise“ war Claude Gorettas „Ganz so schlimm ist er auch nicht“ mit einem noch jungen und schlanken Gérard Depardieu in der Hauptrolle.
mit Matthias Brandt, Barbara Auer, Justus von Dohnányi, Luise Heyer, Daniel Sträßer, Jan Messutat
Timm Thaler oder Das verkaufte Lachen (Deutschland 2017)
Regie: Andreas Dresen
Drehbuch: Alexander Adolph
LV: James Krüss: Timm Thaler oder Das verkaufte Lachen, 1962
Timm Thaler verkauft sein Lachen an den Baron Lefuet. Schnell bemerkt er, dass das eine sehr dumme Idee war und er will es wieder zurück haben.
Andreas Dresens Verfilmung von James Krüss‘ kapitalismuskritischem Kinderbuchklassiker ist ein guter, unterhaltsamer, kurzweiliger, auch anspielungsreicher Kinderfilm, der vor allem für Kinder ist.
mit Arved Friese, Justus von Dohnányi, Axel Prahl, Andreas Schmidt, Jule Hermann, Charly Hübner, Nadja Uhl, Steffi Kühnert, Bjarne Mädel, Fritzi Haberlandt, Harald Schmidt, Heinz-Rudolf Kunze, Milan Peschel, Joachim Król (Erzähler)
Kommissar Hanns von Meuffels soll den Mord an der Eigentümerin einer Möbel-Manufaktur aufklären. Die Firma sollte von einem Investor übernommen werden und mit dem Eigentümerwechsel sollten 72 Arbeitsplätze wegfallen. Der Hauptverdächtige ist ihr Ex-Mann, dem die Polizei nichts nachweisen kann.
Christian Petzold, der in den vergangenen Jahren hauptsächlich für das Kino arbeitete und dessen TV-Filme immer wie Kinofilme aussehen, inszeniert seinen ersten „Polizeiruf 110“. Es wurde, wie erwartet, ein ebenso ungewöhnlicher, wie gelungener Krimi. 2016 inszenierte er mit „Wolfe“ einen weiteren „Polizeiruf 110“ mit Kommissar von Meuffels.
Ach ja: Petzolds Inspiration für „Kreise“ war Claude Gorettas „Ganz so schlimm ist er auch nicht“ mit einem noch jungen und schlanken Gérard Depardieu in der Hauptrolle.
mit Matthias Brandt, Barbara Auer, Justus von Dohnányi, Luise Heyer, Daniel Sträßer, Jan Messutat
Diese scheinbar harmlose Frage sorgt in der Komödie „Der Vorname“ für viel Ärger. Denn Thomas Böttcher, ein Immobilienmakler, antwortet auf die von seinem Schwager gestellte Frage: „Adolf.“
Und weil Stephan Berger, der Fragesteller, ein richtiger Bildungsbürger ist, ein Literaturprofessor, der Kraft seines Berufs immer Recht hat, erklärt er Böttcher in seinem schönsten Dozententonfall sofort, warum Adolf kein guter Name für ein Kind ist.
Böttcher antwortet und sofort sind Böttcher und Berger in einen Streit über den Namen verwickelt. Die anderen Gäste mischen sich ein und schnell geht es nicht nur um den Vornamen des Ungeborenen.
Nur Bergers Ehefrau, eine Gymnasiallehrerin, hält sich ziemlich aus der hitzigen Diskussion heraus. Sie ist vor allem mit dem Kochen und Servieren des Abendessens beschäftigt.
Die Vorlage für Sönke Wortmanns neuen Film „Der Vorname“ ist ein bereits 2012 als „Der Vorname“ (Le Prénom) von Alexandre de La Patellière und Matthieu Delaporte verfilmtes Boulevardstück. Ihr Theaterstück hatte 2010 in Paris seine Premiere.
Wortmann passte für seine Verfilmung das Stück an die deutsche Wirklichkeit an. Denn die feinen Unterschiede der Bourgeoisie sind in Deutschland, auch nach dem Genuss des Gesamtwerks von Claude Chabrol, ziemlich unbekannt. Für die Befindlichkeiten und feinen Unterschiede des deutschen Bildungsbürgertums gilt das nicht.
Für die Zuschauer ist die Schlacht der Argumente während eines Abendessens unter Verwandten und Freunden ein kurzweiliges boulevardeskes Fest. Die Schauspieler – Christoph Maria Herbst, Florian David Fitz, Caroline Peters, Justus von Dohnányi und Janina Uhse – sind gut aufgelegt. Die Pointen kommen schnell. Die Trefferquote ist hoch. Die Dialoge sind deutlich spritziger und pointierter, als man es im deutschen Film gewohnt ist. Ein Vergnügen.
Und: Augen auf bei der Namenswahl!
Der Vorname (Deutschland 2018)
Regie: Sönke Wortmann
Drehbuch: Claudius Pläging, Alexander Dydyna (Drehbuchbearbeitung) (basierend auf „Le Prénom“ von Alexandre de La Patellière und Matthieu Delaporte)
mit Christoph Maria Herbst, Florian David Fitz, Caroline Peters, Justus von Dohnányi, Janina Uhse, Iris Berben (körperlich abwesend beim Abendessen)
Regie führte Rudi Gaul. Von ihm ist die Doku „Wader Wecker Vater Land“.
Das Drehbuch ist von Rudi Gaul und Friederike Klingholz. Frei nach Arthur Schnitzlers „Reigen“. Naja, Tote können sich nicht mehr wehren. Und der Film ist ein Reigen von Liebesgeschichten und sexuellen Begegnungen in der Großstadt.
Justus von Dohnányi, Sunnyi Melles, Elisa Schlott, Juliane Köhler, Friederike Kempter, Max Mauff, Sebastian Bezzel, Patrick Abozen und Janina Fautz spielen die beziehungssuchenden Großstädter. Wobei sie eher nicht nach der großen Liebe, sondern dem schnellen Sex suchen. Früher funktionierte das über Kleinanzeigen und „Fisch sucht Fahrrad“-Abende. Heute gibt es dafür die titelgebende App „Safari“, die Männlein und Weiblein nach ihren individuellen Vorlieben perfekt zusammenbringen soll. Dass ihre Selbstbeschreibung nicht immer der Realität entspricht: geschenkt. Und dass im Lauf des Films diese Lügen und Selbsttäuschungen aufgedeckt werden, gehört ebenfalls zum Genre. Aber es sollte dann schon etwas interessanter, überraschender und, immerhin will „Safari – Match me if you can“ (es geht doch nichts über einen guten deutschen Titel) eine Komödie, witziger sein.
Denn Gauls Ensemblekomödie ist das filmische Äquivalent zu einem dieser gottseidank der Vergangenheit angehörenden Abende, an denen die Privatsender in unzähligen Sketchshows einen unwitzigen Sketch nach dem nächsten präsentierten. Die Sketche waren fast ausschließlich Blindgänger. Die Sets hatten mit der Realität nichts zu tun und die Schauspieler hatten wahrscheinlich ihren Spaß. Ein größerer Zusammenhang zwischen den Witzen war auch nicht erkennbar.
Aber in einem Spielfilm nervt es, wenn nichts zusammenpasst. So gibt es in „Safari“ einen Tramfahrer, der für seine Sexabenteuer als Pilot auftritt. Er ist mit einer Psychologin, bzw. genaugenommen einer französischen Sex-Therapeutin, verheiratet. Und jetzt sollen wir glauben, dass dieses Ehepaar jemals zusammengefunden hat und dass der Tramfahrer ungestört und unentdeckt in seiner Heimatstadt München unzählige Sexabenteuer haben kann. Denn alle seine Sexabenteuer werden auf der titelgebenden und unglaublich beliebten „Safari“-App zum Besten gegeben. Die App-Nutzer haben Profilfotos von sich hochgeladen und sie bewerten sich gegenseitig nach ihrem, ähem, Geschlechtsverkehr. München ist zwar eine Großstadt, aber so groß ist die Landeshauptstadt von Bayern dann doch nicht.
Außerdem sind alle „Safari“-User auf der Suche nach der normalheterosexuellen Liebe unter weißen Deutschen. Als Alibiausländer darf ein sehr südländischer Kleinstadtgigolo Verführungstipps geben, die er – Überraschung! – nicht aus eigener Erfahrung hat.
„Safari – Match me if you can“ ist ein unwitziges Desaster, bei dem ich mich fragte, wer sich so etwas ansehen soll. Denn die moderne Smartphone-Oberfläche verdeckt den Muff und die biedere Sexualmoral der fünfziger Jahre noch nicht einmal notdürftig.
Safari – Match me if you can (Deutschland 2018)
Regie: Rudi Gaul
Drehbuch: Rudi Gaul, Friederike Klingholz (frei nach Arthur Schnitzlers „Reigen“)
mit Justus von Dohnányi, Sunnyi Melles, Elisa Schlott, Juliane Köhler, Friederike Kempter, Max Mauf, Sebastian Bezzel, Patrick Abozen, Janina Fautz
Georg, ein Mittzwanziger, hängt in Marseille fest. Wie unzählige andere Flüchtlinge. Er wartet und steht in Schlangen bei verschiedenen Konsulaten, um an Visa und Transitbescheinigungen zu gelangen. Denn er darf nur dann in der Hafenstadt bleiben, wenn er sie verlassen will. Das ist allerdings leichter gesagt, als getan, denn die verschiedenen Bescheinigungen, die unterschiedliche Gültigkeitstage haben, erhält er nur nacheinander von verschiedenen Staaten, die sich untereinander nicht absprechen, und er kann erst dann abreisen, wenn er einen lückenlosen Reiseweg nachweisen kann. Dieses kafkaeske Labyrinth schildert Anna Seghers in ihrem Roman „Transit“, den sie während ihrer Flucht schrieb und der erstmals 1944 veröffentlicht wurde, ausführlicher als Christian Petzold in seiner grandiosen Verfilmung, in der er frei mit der Vorlage umging, aber ihrem Geist treu blieb.
Die größte und augenfälligste Veränderung ist dabei Petzolds Entscheidung, den Film nicht während des Zweiten Weltkriegs, sondern in der Gegenwart spielen zu lassen. Das fällt, wegen der historischen Kulisse, den zeitlosen Kleidern und dem Verzicht auf fast alles, was den Film eindeutig in der Gegenwart verortet, kaum auf. Auch die Dialoge, teils aus Seghers Roman, teils in diesem Stil, sind eher im Duktus der vierziger Jahre als in dem der Gegenwart gehalten. Hier gibt es die zweite große Veränderung zum Roman. Der Roman wird von einem Ich-Erzähler, von dem wir nur den Nachnamen Seidler kennen, erzählt. Im Film gibt es einen Voice-Over-Erzähler. Es ist ein Barkeeper. Die Verlegung der Geschichte in die Gegenwart wirkt daher eher wie ein Verfremdungseffekt, der mühelos die Geschichte aus ihrem historischen Korsett befreit und in die Gegenwart transportiert. Petzold muss die aktuellen Flüchtlingsbewegungen im Film nicht ansprechen. Durch die Filmgeschichte sind sie immer präsent.
Das gilt auch für den Rechtsruck und die verschiedenen Renationalisierungstendenzen. Durch den einfachen Trick, Gegenwart und Vergangenheit übereinanderzulegen, wird die Vergangenheit erschreckend lebendig.
„Ich konnte mir vorstellen, dass jemand mit einem Anzug und einem Seesack am Hafen von Marseille langläuft, sich einmietet in ein Hotel und sagt: ‚In drei Tagen kommen die Faschisten, ich muss hier raus.‘ Das hat mich überhaupt nicht irritiert. Und das irritiert mich, dass es mich nicht irritierte. Das hieß für mich, dass die Fluchtbewegungen, die Ängste, die Traumata, die Geschichten der Menschen, die vor über 70 Jahren in Marseille festhingen, sofort verständlich sind. Die müssen überhaupt nicht erklärt werden. Das fand ich überraschend. (…)
Transiträume sind immer Balanceakte. Wir mussten immer die Balance halten zwischen etwas, das man heute noch findet, und etwas, das die Zeichen nicht zu modern macht. Wir wollten keine Blase von alten Gespenstern, die durch das heutige Marseille laufen, sondern diese Gespenster sind von heute.“ (Christian Petzold)
Während der Roman vor allem eine Ode an den Stillstand ist, werden im Film stärker Beziehungen und Geschichten herausgearbeitet. Die Personen, die im Roman immer flüchtig sind, werden konkreter und plastischer. Sie haben Geschichten, die schon im Buch vorhanden sind. Zum Beispiel die von Marie, die jetzt bei einem Arzt lebt, für den sie ihren Mann, den Schriftsteller Weidel, verlassen hat. Trotzdem möchte sie zurück zu Weidel und, weil sie hörte, dass er in Marseille sei, sucht sie ihn in den Cafés und Gassen der Hafenstadt. Auf ihrer Suche trifft sie Georg, der in Paris durch einen Zufall an den letzten, noch nicht veröffentlichten Roman und einige Briefe von Weidel gelangt ist. Es dauert lange, bis Georg erfährt, wenn Marie sucht. Bis dahin gelangt er, als bekannter Schriftsteller, mühelos an die benötigten und schon genehmigten Papiere für seine Reise nach Mexiko. Er begegnet einem Komponisten, der für verschiedene Transitvisa ansteht und einer Frau mit zwei Hunden. Er spielt Fußball mit einem Jungen, der zu seinem Begleiter wird.
Es sind oft wiederholte Begegnungen, aus denen sich im herkömmlichen Sinn keine Geschichte ergibt und es ist, im Roman stärker als im Film, auch die Beschreibung eines Vakuums. Eigentlich ist Georg in dem Alter, in dem er Erfahrungen machen sollte, an die er sich später erinnern möchte und die sein späteres Leben bestimmen. Aber in Marseille hängt er, wie die anderen Flüchtlinge, nur herum. Wie Zombies in einer Wartehalle.
Transit (Deutschland/Frankreich 2018)
Regie: Christian Petzold
Drehbuch: Christian Petzold
LV (frei nach): Anna Seghers: Transit, 1944/1947
mit Franz Rogowski, Paula Beer, Godehard Giese, Lilien Batman, Maryam Zaree, Barbara Auer, Matthias Brandt, Sebastian Hülk, Antoine Oppenheim, Ronald Kukulies, Justus von Dohnányi, Alex Brendemühl, Trystan Pütter
Länge: 101 Minuten
FSK: ab 12 Jahre
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Die lesenswerte Vorlage
ist aktuell in verschiedenen Ausgaben erhältlich
Anna Seghers: Transit
Aufbau Verlag
304 Seiten
10 Euro (Taschenbuch)
3,49 Euro (Ebook)
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Umfangreicher (wegen fast hundert Seiten Bonusmaterial) als Teil der Werkausgabe (Das erzählerische Werk I/5) von 2001
384 Seiten
30 Euro
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Der Roman erschien zuerst 1944 in den USA auf englisch, anschließend in Mexiko auf spanisch und 1947 auf deutsch als Fortsetzungsroman in der Berliner Zeitung.
Spätere deutsche Veröffentlichungen bearbeiteten den Text.
Erst 2001 erschien im Rahmen der Werkausgabe die erste authentische deutsche Buchausgabe.
Die im Zweiten Weltkrieg in die USA geflohene Jüdin Maria Altmann hätte gerne wieder das titelgebende Klimt-Gemälde von ihre Tante Adele. Dummerweise ist das Jugendstilgemälde inzwischen zu einer Ikone der österreichischen Identität geworden und Österreich denkt gar nicht daran, Altmann das Gemälde zurückzugeben.
Gutes, gefällig inszeniertes, auf einem wahren Fall basierendes britisches Schauspielerkino mit entsprechend pointierten Dialogen und einem noblen Anliegen.
mit Helen Mirren, Ryan Reynolds, Daniel Brühl, Max Irons, Elizabeth McGovern, Katie Holmes, Tatiana Maslany, Antje Traue, Justus von Dohnányi, Tom Schilling, Charles Dance, Jonathan Pryce, Frances Fisher, Moritz Bleibtreu
Die im Zweiten Weltkrieg in die USA geflohene Jüdin Maria Altmann hätte gerne wieder das titelgebende Klimt-Gemälde von ihre Tante Adele. Dummerweise ist das Jugendstilgemälde inzwischen zu einer Ikone der österreichischen Identität geworden und Österreich denkt gar nicht daran, Altmann das Gemälde zurückzugeben.
Gutes, gefällig inszeniertes, auf einem wahren Fall basierendes britisches Schauspielerkino mit entsprechend pointierten Dialogen und einem noblen Anliegen.
mit Helen Mirren, Ryan Reynolds, Daniel Brühl, Max Irons, Elizabeth McGovern, Katie Holmes, Tatiana Maslany, Antje Traue, Justus von Dohnányi, Tom Schilling, Charles Dance, Jonathan Pryce, Frances Fisher, Moritz Bleibtreu
Die im Zweiten Weltkrieg in die USA geflohene Jüdin Maria Altmann hätte gerne wieder das titelgebende Klimt-Gemälde von ihre Tante Adele. Dummerweise ist das Jugendstilgemälde inzwischen zu einer Ikone der österreichischen Identität geworden und Österreich denkt gar nicht daran, Altmann das Gemälde zurückzugeben.
TV-Premiere. Gutes, gefällig inszeniertes, auf einem wahren Fall basierendes britisches Schauspielerkino mit entsprechend pointierten Dialogen und einem noblen Anliegen.
mit Helen Mirren, Ryan Reynolds, Daniel Brühl, Max Irons, Elizabeth McGovern, Katie Holmes, Tatiana Maslany, Antje Traue, Justus von Dohnányi, Tom Schilling, Charles Dance, Jonathan Pryce, Frances Fisher, Moritz Bleibtreu
Jetzt hat es auch Andreas Dresen getan. Einen Kinderfilm gedreht. Nach einem erfolgreichen Buch. Und bei Andreas Dresen hätte man das – siehe „Bibi & Tina“-Regisseur Detlev Buck – am wenigsten erwartet. Immerhin ist Dresen als Regisseur von Filmen wie „Die Polizistin“, „Halbe Treppe“, „Sommer vorm Balkon“ und „Wolke 9“ vor allem als improvisationsfreudiger Erwachsenenregisseur bekannt. Mit „Timm Thaler oder Das verkaufte Lachen“ inszenierte er jetzt eine Big-Budget-Produktion, die ganz anderen Gesetzen gehorcht. Sie ist mit vielen alten Dresen-Bekannten und einigen Neuzugängen prominent besetzt und für ein junges Publikum inszeniert. Die dürfen mit diesem Kinofilm ihren Timm Thaler, der von Arved Friese gespielt wird, entdecken. Ältere Semester erinnern sich ja immer noch an ihren 1979er Timm Thaler, der von Thomas Ohrner gespielt wurde. Ohrner hat als Concierge des Grand Hotel einen Kurzauftritt.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht der junge Timm Thaler. Ein aufgeweckter, fröhlicher Junge, der mit seinem Lachen jeden verzaubert. Auf der Pferderennbahn lernt er Baron Lefuet (Justusvon Dohnányi) kennen, der ihm ein teuflisches Geschäft anbietet: wenn er Lefuet sein Lachen verkauft, wird er fortan jede Wette gewinnen. Der in bitterster Armut lebende Timm ist einverstanden und ab jetzt gibt es zwischen dem Roman von James Krüss und dem Film von Andreas Dresen (nach einem Drehbuch von „Unter Verdacht“-Erfinder Alexander Adolph) auf der reinen Handlungsebene viele Unterschiede. Auf der emotionalen Ebene und dem Ende nicht. Deshalb habe ich mit den Veränderungen auch keine Probleme und finde sie sogar gut. Denn wer will schon wirklich einen Film sehen, in dem Timm während der halben Geschichte durch die Welt stolpert, Geschäftspartner von Baron Lefuet kennenlernt und sich um Firmeninterna kümmern muss? Außerdem erstreckt sich der Roman über mehrere Jahre.
Der Film spielt dagegen in einem überschaubarem Zeitraum in einer Stadt zwischen Timms Armenviertel, der Pferderennbahn, dem Grand Hotel und dem Anwesen von Baron Lefuet. Wie der Roman spielt der Film in den zwanziger Jahren. Allerdings in einer Steampunk-Variante der zwanziger Jahre, die deutlich von Fritz Langs Filmen, wie „Metropolis“, „Spione“ und seinen „Dr. Mabuse“-Filme inspiriert ist.
Timm hat im Film viele Freunde und damit ein soziales Umfeld, das die gesamte Geschichte realistisch erscheinen lässt. Neben dem aus dem Roman bekannten Kreschimir (Charly Hübner), der ihm im Film als freundlicher Bartender des Grand Hotels hilft und schnell Timms Geheimnis erahnt, ist vor allem Timms Freundin Ida (Jule Hermann) wichtig. Im Roman ist Timm, trotz böser Stiefmutter und bösem Stiefbruder, ein Waisenknabe.
Einige Details in Dresens gelungener und eigenständiger Verfilmung sind allerdings misslungen. Am ärgerlichsten sind Behemoth (Axel Prahl) und Belial (Andreas Schmidt. Koptisch sprechend, in Frauenkleidern), die von Baron Lefuet immer wieder zu Ratten verwandelt werden und Timm hinterherspionieren sollen. Das spekuliert, wenn sie als Ratten durchs Bild laufen, zu sehr auf billige Lacher.
Und das große Finale auf der Rennbahn fällt arg schwach aus. Obwohl es pompöser als das Buchfinale ist.
Erwachsene dürfte auch die fehlende zweite (oder dritte) Ebene stören, die aus Anspielungen besteht, die sie, aber nicht die Kinder verstehen. Wie das geht, zeigt Pixar ja in seinen Animationsfilmen.
So ist „Timm Thaler“ dann ein guter, unterhaltsamer, kurzweiliger, auch anspielungsreicher Kinderfilm, der vor allem für Kinder ist, die wissen wollen, warum Timm keine Freude an seinem Wettglück hat, mit dem er alles haben kann, was er sich wünscht. Außer seinem Lachen und allem, was damit zusammenhängt.
James Krüss‘ kapitalismuskritischer Roman ist nach dem Filmbesuch immer noch eine Lektüre wert. Immerhin erzählt Krüss eine andere, eine globetrottende Geschichte, in der man an einigen Stellen vermutet, dass Behemoth und Belial schon damals Timm beobachten mussten.
Timm Thaler oder Das verkaufte Lachen (Deutschland 2017)
Regie: Andreas Dresen
Drehbuch: Alexander Adolph
LV: James Krüss: Timm Thaler oder Das verkaufte Lachen
mit Arved Friese, Justus von Dohnányi, Axel Prahl, Andreas Schmidt, Jule Hermann, Charly Hübner, Nadja Uhl, Steffi Kühnert, Bjarne Mädel, Fritzi Haberlandt, Harald Schmidt, Heinz-Rudolf Kunze, Milan Peschel, Joachim Król (Erzähler)
Länge: 102 Minuten
FSK: ab 0 Jahre
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Die Vorlage
James Krüss: Timm Thaler oder Das verkaufte Lachen
Natürlich kennen wir „Das Dschungelbuch“. Wenn wir nicht die Geschichtensammlung von Rudyard Kipling (eigentlich sind es zwei Geschichtensammlungen) gelesen haben, dann haben wir die Disney-Verfilmung von 1967 gesehen. Der Zeichentrickfilm mit vielen Gassenhauern war damals ein langlebiger Kinohit und gehörte (gehört?) für jedes Kind zum festen, von den Eltern festgelegten Filmkanon. Die anderen Verfilmungen sind dagegen fast unbekannt.
Jetzt hat „Iron Man“-Regisseur Jon Favreau sich für Disney an eine Neuverfilmung von Kiplings Buch gewagt und es gelingt ihm eine vollständig eigenständige Version des Dschungelbuches. Er stolpert in keine der verschiedenen Fallen, die wir aus den missglückten Neuinterpretationen bekannter Stoffe kennen, in denen vermeintliche Verbesserungen letztendlich Verschlimmbesserungen waren. Trotzdem verweist er immer wieder in einzelnen Szenen und Momenten auf das 1967er-Original, das, ich gestehe, ich mir jetzt nicht extra noch einmal angesehen habe. Letztendlich sind „Das Dschungelbuch“ (1967) und „The Jungle Book“ (2015) zwei vollkommen verschiedene Filme, die halt beide, der eine weniger, der andere mehr, auf dem gleichen Buch basieren.
Im Mittelpunkt des Films steht das Menschenkind Mogli (Neel Sethi), das von Wölfen groß gezogen wurde. Als Mogli älter wird, verlangt der furchterregende Tiger Shir Khan, dass das Gesetz des Dschungels beachtet werden muss. Mogli muss sterben.
Moglis Freunde schicken ihn daher auf die Reise zu den Menschen, von denen er bisher nur die Geschichten der Tiere kennt, die sie ihm erzählten. Und eigentlich will er bei seiner aus Wölfen bestehenden Familie bleiben.
Favreau erzählt kurzweilig die Reise von Mogli zu den Menschen und wir begegnen dem gemütlichen Bären Balu, der verführerischen Schlange Kaa und dem hinterlistigen Affen King Louie und seiner Horde, Elefanten, Wölfen und natürlich dem Panther Baghira, der vor Jahren das Baby Mogli vor dem Tod rettete, aber keinen Menschen.
Auch wenn „The Jungle Book“ jetzt als Realfilm oder Live-Action-Adaption beworben wird, ist er eigentlich ein Animationsfilm. Denn außer dem Mogli-Darsteller Neel Sethi spielen keine Menschen mit. Sets wurden kaum errichtet. Dafür wurden alle möglichen Computertechniken angewandt, die dazu führten, dass der Trickfilm in jeder Sekunde mit seinen fotorealistischen Aufnahmen beeindruckt. Obwohl alles künstlich ist, wirkt hier nichts künstlich. Es ist eine beeindruckende Technikschau, die immer im Dienst der Geschichte steht. Und das ist gut so.
„The Jungle Book“ ist ein sehr schöner, spannender, farbenprächtiger Abenteuerfilm für Kinder jedes Alters. Aber wer hätte bei Disney auch ernsthaft etwas anderes erwartet?
Inzwischen, also zwischen Kritikerlob und Kinostart, hat Disney schon eine Fortsetzung angekündigt. Vielleicht wieder mit Jon Favreau als Regisseur.
The Jungle Book (The Jungel Book USA 2016)
Regie: Jon Favreau
Drehbuch: Justin Marks
LV: Rudyard Kipling: The Jungle Book, 1894 (Das Dschungelbuch)
mit Neel Sethi
(im Original den Stimmen von) Bill Murray, Ben Kingsley, Idris Elba, Lupita Nyong’o, Scarlett Johansson, Giancarlo Esposito, Christopher Walken
(in der deutschen Synchronisation den Stimmen von) Armin Rohde, Joachim Król, Ben Becker, Heike Makatsch, Jessica Schwarz, Justus von Dohnányi, Christian Berkel
Während der neue „Star Wars“-Film „Das Erwachen der Macht“ diese und die nächsten Wochen die Kinocharts anführen wird (allein schon aufgrund der astronomischen Vorverkaufszahlen sind die Kinos bis Mitte Januar voll), werden alle anderen Filme unter ferner liefen laufen. Dabei haben sie durchaus einen Blick verdient und sie richten sich an ein Nicht-“Star Wars“-Publikum.
Für alle, die zu alt, zu gebildet und zu bildungsbürgerlich für „Star Wars“ sind, laufen diese Woche sogar mehrere Filme an: die Patricia-Highsmith-Verfilmung „Carol“ mit Cate Blanchett und Rooney Mara, die Gustave-Flaubert-Verfilmung „Madame Bovary“ mit Mia Wasikowska und die Akimi-Yoshida-Verfilmung „Unsere kleine Schwester“, inszeniert von Hirokazu Kore-eda, der zuletzt das hochgelobte Drama „Like Father, like Son“ inszenierte.
„Carol“ basiert zwar auf einem Roman von Patricia Highsmith, aber es ist kein Kriminalfilm. 1952 veröffentlichte sie als Claire Morgan „The Price of Salt“. Der Roman, der später auch als „Carol“ erschien, verkaufte sich gut, war unter Lesben eine beliebte Lektüre und wird heute unter „Klassiker“ gelabelt. Erst 1984 enthüllte Highsmith ihr Pseudonym. Denn es war eine lesbische Liebesgeschichte, die, damals schockierend, nicht mit einer Läuterung der beiden ineinander verliebten Frauen endete.
Therese (Rooney Mara) ist im New York der frühen fünfziger Jahre eine schüchterne Verkäuferin. Da lernt sie die wohlhabende, verheiratete Carol (Cate Blanchett) kennen und sie muss langsam erkennen, dass sie für die lesbische Carol mehr als freundschaftliche Gefühle empfindet. Aber damals war das kein gesellschaftlich toleriertes Verhalten.
Todd Haynes inszenierte das sehenswerte Drama nach einem Drehbuch von Phyllis Nagy (die 1998 eine Theaterversion des ersten Ripley-Romans „The talented Mr. Ripley“ schrieb) optisch elegant und zurückhaltend als sei es ein Film aus den Fünfzigern. Ein Douglas-Sirk-Film in braun und beige.
Es ist ein Blick in eine Zeit, als man über ein so ungeheuerliches Verhalten den Mantel des Schweigens legte, Homosexuelle ihre Gefühle verschwiegen und Carol, deren Ehe gerade eine sehr schwierige Phase durchmacht, nicht wirklich an eine Scheidung denkt. Einerseits wegen der gesellschaftlichen Folgen, andererseits wegen ihrer Tochter.
Haynes zeigt allerdings auch, dass diese Zeit und die damaligen Konventionen für uns heute unglaublich fern sind.
Das gilt auf für die Leiden von Madame Bovary, dieser von Gustave Flaubert erfundenen Frau, die er in seinem gleichnamigen Roman, der inzwischen ein Klassiker ist, verewigte und der mehrmals verfilmt wurde, unter anderem von Jean Renoir, Vincente Minnelli und Claude Chabrol. Nun hat Sophie Barthes mit Mia Wasikowskas ihre Interpretation von „Madame Bovary“ abgeliefert, die weniger auf die Dialoge (es wird erstaunlich wenig gesprochen) und mehr auf die Schauspieler und ihr Spiel vertraut.
Die junge Emma heiratet den Landarzt Charles Bovary. Von ihm erhofft sie sich die große Liebe und, über eine kleinen Umweg durch das Dorf, in dem er praktiziert, den Weg nach Paris und damit in das richtige, das glamouröse Leben. Weil Charles Bovary in dieser Hinsicht keine Ambitionen hat, beginnt sie sein Geld für Luxusgüter auszugeben und sie stürzt sich kopflos in Affären mit anderen Männern.
Für eine Literaturverfilmung geht Barthes in ihrem zweiten Spielfilm (nach dem 2009er „Cold Souls“) erstaunlich frei mit der Vorlage um. Aber natürlich folgt sie der bekannten Geschichte und sie rekonstruiert die damaligen Konventionen und gesellschaftlichen Zwänge, die heute schon lange nicht mehr gelten, minutiös. Obwohl die Sehnsüchte, Gefühle und Eigenschaften der porträtierten Figuren zeitlos sind, wirkt ihre „Madame Bovary“-Version musealer als es nötig wäre.
So bleibt am Ende des langsam erzählten Films, das Gefühl, einen zwar gut gespielten, aber niemals berührenden Film gesehen zu haben.
In seinem neuesten Film „Unsere kleine Schwester“ erzählt Hirokazu Kore-eda (zuletzt das sehenswerte Drama „Like Father, like Son“) einen zwar schönen Film, für den man allerdings in der richtigen Stimmung sein muss.
Die drei Schwester Sachi, Yoshino und Chika Koda, die in einem Haus in Kamakura, einer Küstenstadt in der Nähe von Tokio leben, lernen auf der Beerdigung ihres Vaters, den sie seit fünfzehn Jahren nicht mehr gesehen haben, die dreizehnjährige Suzu Asano kennen. Sie ist ihre kleine Schwester, von der sie bis dahin nichts wussten. Spontan bieten sie ihr an, dass sie bei ihnen wohnen könne. Suzu nimmt das Angebot an und zieht zu ihnen.
Und während der normale Zuschauer jetzt beginnt, sich abertausende möglicher Konflikte, hochputschende Emotionen und Enthüllungen lange vergessener Familiengeheimnisse vorstellt, geht Hirokazu Kore-eda, wie die Manga-Vorlage der bei uns eher unbekanntan Akimi Yoshida (vor Jahren erschienen mal einige ihrer Werke auf Deutsch), einen ganz anderen Weg. Konsequent undramatisch erzählt er vom Leben der vier Schwestern und des Dorfes. Das ist immer feinfühlig beobachtet, psychologisch stimmig und vermittelt das Gefühl des wahren Lebens, das normalerweise vollkommen undramatisch ist.
Insofern verbringt man gerne zwei Stunden mit Sachi, Yoshini, Chika und Suzu in ihrer friedlichen Frauen-WG. Man darf halt nur keine Spannung oder ein Drama erwarten.
Für alle, die zu jung für „Star Wars“ sind, – obwohl man nie zu jung für „Star Wars“ sein kann -, läuft „Hilfe, ich hab meine Lehrerin geschrumpft“ an. Ein Kinderfilm, der nicht so respektlos ist, wie man nach dem Trailer vermuten könnte.
Der elfjährige Felix Vorndran (Oskar Keymer) erhält, nachdem er von mehreren Schulen flog, eine letzte Chance auf der Otto-Leonhard-Schule. Dummerweise ist die Direktorin, Frau Doktor Schmitt-Gössewein (Anja Kling), eine ziemliche Schreckschraube, die ihre Schüler mit Regeln, Pedanterie und schlechten Noten quält. Und dann gibt es noch Marios Gang, die von ihm gleich am ersten Tag eine Mutprobe verlangt. Er soll in der Nacht im seit Ewigkeiten abgesperrten alten Lehrerzimmer, in dem es spuken soll, einbrechen. Felix wird im Lehrerzimmer von Frau Doktor Schmitt-Gössewein (die Dame besteht auf jeder Silbe) erwischt. Weil er sich seine ältliche Lehrerin nicht nackt vorstellen will, stellt er sie sich ganz klein vor – und, schwups!, ist sie klein.
Und Felix hat jetzt mindestens ein sehr großes Problem. Denn Marios Vater, der aasige Schulrat Henning (Justos von Dohnányi), will die Schule schließen, was für Felix fatale Folgen hätte und nirgendwo ist Frau Doktor Schmitt-Gössewein, die die Schulschließung verhindern könnte.
Dass der Geist von Schulgründer Otto Leonhard (Otto Waalkes), der alles tun würde, um Gefährdungen von seiner Schule abzuwenden, auch an dem Spuk beteiligt ist, wissen Felix und seine neue Freundin Ella (Lina Hüesker) in diesem Moment noch nicht.
„Hilfe, ich hab meine Lehrerin geschrumpft“ ist ein Kinderfilm, der sich nur an sein Zielpublikum richtet. Nämlich Kinder bis zwölf Jahre. Die werden ihr Vergnügen an den Witzen, den überzeichneten Charakteren und dem Auftritt von Otto Waalkes, der letztendlich Otto spielt, haben.
Für alle anderen ist diese Literaturverfilmung dann doch etwas zu kindisch geraten.
ARD, 20.15 Polizeiruf 110: Kreise(Deutschland 2015, Regie: Christian Petzold)
Drehbuch: Christian Petzold
Kommissar Hanns von Meuffels soll den Mord an der Eigentümerin einer Möbel-Manufaktur aufklären. Die Firma sollte von einem Investor übernommen werden und mit dem Eigentümerwechsel sollten 72 Arbeitsplätze wegfallen. Der Hauptverdächtige ist ihr Ex-Mann, dem die Polizei nichts nachweisen kann.
Christian Petzold, der in den vergangenen Jahren hauptsächlich für das Kino arbeitete und dessen TV-Filme immer wie Kinofilme aussahen, inszeniert seinen ersten „Polizeiruf 110“. Das verspricht einen ebenso ungewöhnlichen, wie gelungenen Krimi.
Ach ja: Petzolds Inspiration für „Kreise“ war Claude Gorettas „Ganz so schlimm ist er auch nicht“ mit einem noch jungen und schlanken Gérard Depardieu in der Hauptrolle.
mit Matthias Brandt, Barbara Auer, Justus von Dohnányi, Luise Heyer, Daniel Sträßer, Jan Messutat Wiederholungen
Eins Festival, Sonntag, 28. Juni, 21.45 Uhr und 23.45 Uhr
ARD, Dienstag, 30. Juni, 00.35 Uhr (Taggenau!) Hinweise ARD über den „Polizeiruf 110: Kreise“ Wikipedia über „Polizeiruf 110“
Wem gehört das Bild „Adele Bloch-Bauer I“ (auch „Goldene Adele“) von Gustav Klimt? Viele Jahre war es in Wien in der Österreichischen Galerie Belvedere ausgestellt. 1998 behauptete eine alte, in Kalifornien lebende Dame, die rechtmäßige Besitzerin des Gemäldes zu sein. Die 1916 geborene Maria Altmann war während der Nazi-Diktatur mit ihrem Mann Fritz Altmann, einem Opernsänger, aus Wien in die USA geflüchtet.
Als ihre Schwester stirbt, findet sie in ihren Briefen Hinweise, dass ihr, neben weiteren Klimt-Werken, das Bild, ein Porträt ihrer über alles geliebten Tante Adele, gehört.
Zusammen mit dem jungen Anwalt Randy Schoenberg (ein Enkel von Arnold Schönberg) nimmt sie den Kampf auf. Dabei will er, weil er gerade am Anfang einer Karriere als Anwalt in einer großen Kanzlei steht, mit dieser alten und auf den ersten Blick hoffnungslosen Geschichte nichts zu tun haben. Dennoch verbeißt er sich zunehmend in den Fall; ohne zu ahnen, dass er über mehrere Jahre und durch alle Instanzen und mit allen juristischen Finessen um die Rückgabe der Kunstwerke an ihre rechtmäßige Besitzerin kämpfen muss. Denn der österreichische Staat spekuliert in einer perfiden Hinhaltetaktik auf den Tod der betagten Klägerin. Immerhin geht es für Österreich nicht nur um ein wichtiges Werk von Klimt, sondern auch um eine Ikone der österreichischen Identität und die gibt man nicht so einfach weg in die Hände einer im Ausland lebenden Privatperson.
Simon Curtis‘ „Die Frau in Gold“ erzählt diese wahre Geschichte als David-gegen-Goliath-Kampf, in dem die Rollen entsprechend klar verteilt sind. Mit den elegant in die Erzählung eingefügten Rückblenden verleiht er der Geschichte eine zusätzliche emotionale Dimension. So erfahren wir, welche Erinnerungen Maria Altmann an dieses Bild hat, wie wohlhabend sie als Tochter einer kunstinteressierten Großbürgertumfamilie war und wie begeistert die Österreicher sich Hitler-Deutschland anschlossen und bei der Unterdrückung und Verfolgung der Juden mitmachten.
Vor diesem historischen Hintergrund wird die Politik Östereichs, die in der Öffentlichkeit vollmundig behauptete, Raubkunst ihren rechtmäßigen Besitzern zurückzugeben, noch unmoralischer. Denn Österreich will aus rein egoistischen Motiven so ein wertvolles und identitätsstiftendes Gemälde keinesfalls ihrer Besitzerin zurückgeben, von der ein sehr altruistisches Bild gezeichnet wird.
Getragen wird der Film von den vielen guten, teilweise nur in kleinen Rollen auftretenden Schauspielern. Im Zentrum stehen dabei die beidne Hauptdarsteller: Ryan Reynolds als junger, pausbäckiger Anwalt und Helen Mirren als resolute alte Dame, die ihn zurecht weist und ihm auch schon einmal ungefragt die Brille putzt, wenn sie nach ihrer Ansicht schmutzig ist.
Das ist gutes, gefällig inszeniertes britisches Schauspielerkino mit entsprechend pointierten Dialogen und einem noblen Anliegen. Allerdings ist „Die Frau in Gold“ auch, in bester Hollywood-Tradition, immer einen Tick zu eindeutig und damit ist die Geschichte zu fein säuberlich in Gut und Böse getrennt.
P. S.: Ich empfehle die Originalfassung. In ihr wird deutsch (bei den in der Vergangenheit in Wien spielenden Teilen) und englisch (fast durchgängig bei den in der Gegenwart spielenden Teilen) gesprochen. Diese Zweisprachigkeit macht die Geschichte authentischer.
P. P. S.: Ja, es wurden einige Details geändert. „Die Frau in Gold“ ist ein Spielfilm, der von der BBC-Dokumentation „Stealing Klimt“ inspiriert ist.