TV-Tipp für den 2. Februar: Man on Fire

Februar 1, 2023

Servus TV, 22.30

Man on Fire (Man on Fire, Italien/Frankreich 1986)

Regie: Elie Chouraqui

Drehbuch: Elie Chouraqui, Sergio Donati

LV: A. J. Quinnell: Man on Fire, 1980 (Der Söldner, Mann unter Feuer)

Ex-CIA-Agent Christian Creasy arbeitet inzwischen als Bodyguard. Sein neuester Auftrag: in Mailand soll er Samantha, die zwölfjährige Tochter einer reichen Industriellenfamilie beschützen. Als Samantha entführt wird, sucht Creasy die Entführer.

Dieses Mal läuft im TV nicht „Mann unter Feuer“ (Man on Fire, USA 2004), Tony Scotts bekannte Verfilmung von Quinnells Roman, sondern die erste, fast unbekannte Verfilmung des Romans. Sie ist sicher kein Meisterwerk, aber einen Blick wert.

Elie Chouraquis Thriller war ein Kassenflop. Den Grund sah der Fischer Film Almanach 1989 darin, „dass er Gesetze des Actiongenres unterläuft und mit gänzlich unamerikanischen Inhalten füllt. (…) Chouraquis Thema ist eine bürgerliche Welt, die durchsetzt ist von Brutalität und Gewalt, die sich stets scharf am Abgrund des Krieges bewegt. Dennoch stehen nicht Action und Selbstjustiz im Vordergrund der Geschichte, sondern ein Vater-Kind-Verhältnis.“

Mit Scott Glenn, Jade Male, Joe Pesci, Danny Aiello, Brooke Adams, Jonathan Pryce, Franco Trevisi, Laura Morante, Lou Castel

Wiederholung: Freitag, 3. Februar, 03.05 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Man on Fire“

Wikipedia über „Man on Fire“ (deutsch, englisch)


TV-Tipp für den 2. September: Die Frau des Nobelpreisträgers

September 1, 2021

Ja, schon wieder, aber nur wegen der Uhrzeit

RBB, 20.15

Die Frau des Nobelpreisträgers – The Wife (The Wife, Großbritannien/Schweden/USA 2017)

Regie: Björn Runge

Drehbuch: Jane Anderson

LV: Meg Wolitzer: The Wife, 2003 (Die Ehefrau)

1992: US-Romancier Joe Castleman ist im siebten Himmel. Er erhält den Nobelpreis! Zusammen mit seiner Frau Joan und ihrem Sohn David fliegt er nach Stockholm zur Preisverleihung. Während er im Mittelpunkt der Feierlichkeiten steht, erinnert sich seine Frau an ihr gemeinsames Leben und ihre erste Begegnung, als sie in den fünfzigern eine Studentin mit einer verheißungsvollen Schriftstellerkarriere war und sich in Joe verliebt.

Grandioses, präzise inszeniertes Schauspielerkino, das als intimes Ehedrama die Frage stellt, wie eine langfristige Beziehung funktioniert, wer dafür mehr von seinem Leben aufgibt, was man dafür bekommt und ob es nicht doch ein ungefähr gleichgewichtiges Geben und Nehmen sein sollte.

Glenn Close wurde für ihr Spiel einhellig gelobt und erhielt etliche Preise, u. a. einen Golden Gobe. Vielleicht nicht der prestigeträchtigste Preis, den sie für diese Rolle erhielt, aber der mit dem schönsten Titel ist „Actress Defying Age and Ageism“, verliehen von der Alliance of Women Film Journalists.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung. Dort gibt es auch einige Interviews zum Film.

mit Glenn Close, Jonathan Pryce, Christian Slater, Max Irons, Annie Starke, Harry Lloyd, Alix Wilton Regan, Elizabeth McGovern, Karin Franz Körlof

Wiederholung: Freitag, 3. September, 01.45 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Moviepilot über „Die Frau des Nobelpreisträgers“

Metacritic über „Die Frau des Nobelpreisträgers“

Rotten Tomatoes über „Die Frau des Nobelpreisträgers“

Wikipedia über „Die Frau des Nobelpreisträgers“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Björn Runges „Die Frau des Nobelpreisträgers – The Wife“ (The Wife, Großbritannien/Schweden/USA 2017)


TV-Tipp für den 17. Juli: Die Frau des Nobelpreisträgers

Juli 16, 2021

Schon wieder, aber zu einer besseren Uhrzeit

One, 21.45

Die Frau des Nobelpreisträgers – The Wife (The Wife, Großbritannien/Schweden/USA 2017)

Regie: Björn Runge

Drehbuch: Jane Anderson

LV: Meg Wolitzer: The Wife, 2003 (Die Ehefrau)

1992: US-Romancier Joe Castleman ist im siebten Himmel. Er erhält den Nobelpreis! Zusammen mit seiner Frau Joan und ihrem Sohn David fliegt er nach Stockholm zur Preisverleihung. Während er im Mittelpunkt der Feierlichkeiten steht, erinnert sich seine Frau an ihr gemeinsames Leben und ihre erste Begegnung, als sie in den fünfzigern eine Studentin mit einer verheißungsvollen Schriftstellerkarriere war und sich in Joe verliebt.

Grandioses, präzise inszeniertes Schauspielerkino, das als intimes Ehedrama die Frage stellt, wie eine langfristige Beziehung funktioniert, wer dafür mehr von seinem Leben aufgibt, was man dafür bekommt und ob es nicht doch ein ungefähr gleichgewichtiges Geben und Nehmen sein sollte.

Glenn Close wurde für ihr Spiel einhellig gelobt und erhielt etliche Preise, u. a. einen Golden Gobe. Vielleicht nicht der prestigeträchtigste Preis, den sie für diese Rolle erhielt, aber der mit dem schönsten Titel ist „Actress Defying Age and Ageism“, verliehen von der Alliance of Women Film Journalists.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung. Dort gibt es auch einige Interviews zum Film.

mit Glenn Close, Jonathan Pryce, Christian Slater, Max Irons, Annie Starke, Harry Lloyd, Alix Wilton Regan, Elizabeth McGovern, Karin Franz Körlof

Wiederholung: Montag, 19. Juli, 00.45 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Moviepilot über „Die Frau des Nobelpreisträgers“

Metacritic über „Die Frau des Nobelpreisträgers“

Rotten Tomatoes über „Die Frau des Nobelpreisträgers“

Wikipedia über „Die Frau des Nobelpreisträgers“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Björn Runges „Die Frau des Nobelpreisträgers – The Wife“ (The Wife, Großbritannien/Schweden/USA 2017)


TV-Tipp für den 13. Juli: Die Frau des Nobelpreisträgers

Juli 12, 2021

ARD, 22.50

Die Frau des Nobelpreisträgers – The Wife (The Wife, Großbritannien/Schweden/USA 2017)

Regie: Björn Runge

Drehbuch: Jane Anderson

LV: Meg Wolitzer: The Wife, 2003 (Die Ehefrau)

1992: US-Romancier Joe Castleman ist im siebten Himmel. Er erhält den Nobelpreis! Zusammen mit seiner Frau Joan und ihrem Sohn David fliegt er nach Stockholm zur Preisverleihung. Während er im Mittelpunkt der Feierlichkeiten steht, erinnert sich seine Frau an ihr gemeinsames Leben und ihre erste Begegnung, als sie in den fünfzigern eine Studentin mit einer verheißungsvollen Schriftstellerkarriere war und sich in Joe verliebt.

TV-Premiere zu einer unmöglichen Uhrzeit. Grandioses, präzise inszeniertes Schauspielerkino, das als intimes Ehedrama die Frage stellt, wie eine langfristige Beziehung funktioniert, wer dafür mehr von seinem Leben aufgibt, was man dafür bekommt und ob es nicht doch ein ungefähr gleichgewichtiges Geben und Nehmen sein sollte.

Glenn Close wurde für ihr Spiel einhellig gelobt und erhielt etliche Preise, u. a. einen Golden Gobe. Vielleicht nicht der prestigeträchtigste Preis, den sie für diese Rolle erhielt, aber der mit dem schönsten Titel ist „Actress Defying Age and Ageism“, verliehen von der Alliance of Women Film Journalists.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung. Dort gibt es auch einige Interviews zum Film.

mit Glenn Close, Jonathan Pryce, Christian Slater, Max Irons, Annie Starke, Harry Lloyd, Alix Wilton Regan, Elizabeth McGovern, Karin Franz Körlof

Wiederholung: Mittwoch, 14. Juli, 02.20 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Moviepilot über „Die Frau des Nobelpreisträgers“

Metacritic über „Die Frau des Nobelpreisträgers“

Rotten Tomatoes über „Die Frau des Nobelpreisträgers“

Wikipedia über „Die Frau des Nobelpreisträgers“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Björn Runges „Die Frau des Nobelpreisträgers – The Wife“ (The Wife, Großbritannien/Schweden/USA 2017)


TV-Tipp für den 4. April: Die Frau in Gold

April 3, 2021

Arte, 20.15

Die Frau in Gold (Woman in Gold, GB/USA 2015)

Regie: Simon Curtis

Drehbuch: Alexi Kaye Campbell

Die im Zweiten Weltkrieg in die USA geflohene Jüdin Maria Altmann hätte gerne wieder das titelgebende Klimt-Gemälde von ihre Tante Adele. Dummerweise ist das Jugendstilgemälde inzwischen zu einer Ikone der österreichischen Identität geworden und Österreich denkt gar nicht daran, Altmann das Gemälde zurückzugeben.

Gutes, gefällig inszeniertes, auf einem wahren Fall basierendes britisches Schauspielerkino mit entsprechend pointierten Dialogen und einem noblen Anliegen.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Helen Mirren, Ryan Reynolds, Daniel Brühl, Max Irons, Elizabeth McGovern, Katie Holmes, Tatiana Maslany, Antje Traue, Justus von Dohnányi, Tom Schilling, Charles Dance, Jonathan Pryce, Frances Fisher, Moritz Bleibtreu

Wiederholung: Dienstag, 6. April, 13.50 Uhr

Hinweise
Moviepilot über „Die Frau in Gold“
Metacritic über „Die Frau in Gold“
Rotten Tomatoes über „Die Frau in Gold“
Wikipedia über „Die Frau in Gold“ (deutsch, englisch)
History vs. Hollywood über „Die Frau in Gold“
Meine Besprechung von Simon Curtis‘ „My Week with Marilyn“ (My Week with Marilyn, GB 2011)

Meine Besprechung von Simon Curtis‘ „Die Frau in Gold“ (Woman in Gold, GB/USA 2015)


TV-Tipp für den 19. Januar: The New World

Januar 19, 2020

Bevor am 30. Januar Terrence Malicks neuer Film „Ein verborgenes Leben – A hidden life“, der deutlich gelungener als seine vorherigen Filme ist (mehr zum Filmstart in meiner Besprechung), in unseren Kinos anläuft, kann man sich noch einmal seinen letzten, ähem, zugänglichen Film ansehen:

Arte, 20.15

The New World (The New World, USA 2005)

Regie: Terrence Malick

Drehbuch: Terrence Malick

„Badlands“, „In der Glut der Sonne“, „Der schmale Grad“ und dann „The New World“. Vier Filme in über dreißig Jahren, Das ist nicht gerade viel. Doch Malicks Filme sind für Cineasten immer ein optischer Festschmaus. Auch in seiner Interpretation der Legende von Pocahontas (wer die Geschichte nicht kennt: USA, 1607: John Smith soll für die Siedler mit den Indianern verhandeln. Diese nehmen ihn gefangen. Die Häuptlingstochter Pocahontas rettet ihn. Er verliebt sich in sie. Und jetzt beginnen die wirklichen Probleme.) sind die Bilder grandios, die Besetzung hochkarätig (obwohl in seinem Kriegsfilm „Der schmale Grad“ die Stardichte höher war), der Erzählduktus hypnotisch und fern der gängigen Hollywood-Konventionen.

Danach inszenierte Malick zwischen 2011 und 2017 wieder vier immer esoterischer und selbstbezogener werdende Spielfilme, in denen er seinen legendären Ruf gründlich ruinierte. Mit seinem neuesten Film „Ein verborgenes Leben – A hidden life“ kehrt er wieder zu einem stärker einer Geschichte verhaftetem Erzählen zurück.

Anschließend, um 22.25 Uhr, zeigt Arte die einstündige Doku „Pocahontas und Captain John Smith“ (Deutschland 2009)

mit Colin Farrell, Q’orianka Kilcher, Christopher Plummer, Christian Bale, August Schellenberg, Wes Studi, David Thewlis, Ben Mendelsohn, John Savage, Ben Chaplin, Eddie Marsan, Jonathan Pryce

Wiederholung: Donnerstag, 30. Januar, 13.45 Uhr

Hinweise

Rotten Tomatoes über „The New World“

Wikipedia über „The New World“ (deutsch, englisch) und über Terrence Malick (deutsch, englisch)

Slant Magazine: Nick Schager über „Days of Heaven“ („greatest film ever made“, 22. Oktober 2007)

Meine Besprechung von Terrence Malicks „To the Wonder“ (To the Wonder, USA 2012)

Meine Besprechung von Terrence Malicks „Knight of Cups“ (Knight of Cups, USA 2015)

Meine Besprechung von Terrence Malicks „Song to Song“ (Song to Song, USA 2017)

Meine Besprechung von Dominik Kamalzadeh/Michael Peklers “Terrence Malick” (2013)

Terrence Malick in der Kriminalakte


Neu im Kino/Filmkritik: Glenn Close ist „Die Frau des Nobelpreisträgers“

Januar 3, 2019

In „Das krumme Haus“ hantierte Glenn Close vor wenigen Wochen fachmännisch mit einem Gewehr. In „Eine verhängnisvolle Affäre“ mit einem Messer. In „Die Frau des Nobelpreisträger“ ist es eine Schreibmaschine. Obwohl die von Glenn Close gespielte Ehefrau nur in ihren jungen Jahren, als Studentin, eine verheißungsvolle Schriftstellerin war. Während des Studiums lernt sie 1958 am Smith College den verheirateten Lehrer Joe Castleman (Jonathan Pryce) kennen. Sie verlieben sich ineinander und heiraten. Joan verzichtet zugunsten ihres Mannes auf ihre Karriere als Schriftstellerin. Nicht wegen ihres Talents, sondern, wie ihr eine andere Schriftstellerin sagt, aufgrund der Strukturen, die Männer bevorzugen, während die Bücher von Frauen unbemerkt in Regalen verstauben. Sie wird Ehefrau, Hausfrau und Mutter.

Dass sie das nicht bedauert, zeigen die ersten Minuten von Björn Runges Meg-Wolitzer-Verfilmung „Die Frau des Nobelpreisträgers“. 1992 leben Joe und Joan Castleman immer noch zusammen. Als das Nobelpreiskomitee sie telefonisch über die Verleihung des Nobelpreises an den bedeutenden Schriftsteller Joe Castleman informiert, feiern sie kurz darauf ausgelassen tanzend auf dem Bett in ihrem Haus in Connecticut. Danach kümmert Joan sich um die nötigen Empfänge zur Bekanntgabe des Preises und dass ihr Mann sich in der Öffentlichkeit nicht zum Affen macht.

Der Flug nach Stockholm zur Verleihung des Nobelpreises und die Vorbereitungen für die Verleihung, inclusive des ihn begleitenden Presserummel, stellen die Ehe auf eine harte Probe.

Joan beginnt über ihr Leben und ihre Ehe nachzudenken, während Joe die Aufmerksamkeit genießt und mit der ihn ständig begleitenden Fotografin des Nobelpreiskomitee anbändelt.

Die Frau des Nobelpreisträgers“ ist Schauspielerkino, in dem Glenn Close einmal mehr zeigt, dass sie mehr kann, als kreischend mit einem Messer auf Michael Douglas loszugehen. Für ihre feinfühlige Darstellung einer gebildeten Frau, die zugunsten ihres Mannes auf ihre Karriere verzichtet, wird sie zu Recht überall gelobt. Bis jetzt gingen fast alle Preise und Nominierungen, die Runges Film bislang erhielt, an Glenn Close. Und nach sechs Oscar-Nominierungen hätte sie mindestens eine weitere Oscar-Nominierung verdient. Und den Preis. Bei „Albert Nobbs“ (ihrer letzten Nominierung) hat es ja nicht geklappt. „Die Frau des Nobelpreisträgers“ ist nicht nur nach dem Titel ihr Film.

Trotzdem solle man die anderen Schauspieler nicht vergessen. Jonathan Pryce spielt ihren Ehemann, einen selbstverliebten, fremd gehenden Großautor, der leicht zu einer unsympathischen Karikatur hätte werden können. Im Film ist er ein liebender Ehemann, der kein besonders mitfühlender, aber niemals bösartiger Mensch. Er hat auch die Unbeschwertheit eines Kindes. Max Irons spielt ihren Sohn, der als beginnender Autor von seinem selbstverliebten Vater anerkannt werden möchte. Der erste Schritt wäre, dass Joe das Manuskript seines Sohnes liest und ehrlich beurteilt. Aber dafür hat der große US-amerikanische Literat keine Zeit. Christian Slater (zwischen all den TV-Serien endlich mal wieder im Kino) ist ein mild schleimiger Journalist, der eine Biographie über den von ihm bewunderten Joe Castleman schreiben möchte, bei den Recherchen schon einige Merkwürdigkeiten bemerkte und jetzt gerne mehr wissen möchte. Das sind die wichtigsten Figuren, die auch alle verschiedene Facetten des Themas spiegeln und im Film wesentlich sympathischer sind, als man es nach meiner Beschreibung vermuten könnte. Denn Björn Runge beobachtet sie sehr genau, ohne sie zu verurteilen, mit einem durchgehend freundlich zugewandtem Blick. So liefert er bereits in den ersten Minuten alle für die Filmgeschichte wichtigen Informationen über Joan und Joe Castleman.

Joan sieht es als Frau der fünfziger Jahre als ihre Aufgabe, ihren Mann bedingungslos zu unterstützen. Auch wenn er mal wieder einen Affäre hat. Und das ist nicht das einzige Geheimnis ihrer nach außen hin perfekten Ehe.

Das ist eine sehr spezielle Konstellation, die „Die Frau des Nobelpreisträgers“ nicht ohne weiteres, eigentlich überhaupt nicht sinnvoll, zu einem Statement in der aktuellen #MeToo-Debatte macht. Nicht etwa, weil Wolitzers Roman bereits 2003 erschien und der Film bereits, ein gutes Jahr vor seinem Kinostart, im September 2017 beim Toronto International Film Festival seine Premiere hatte, sondern weil die im Film porträtierten Castlemans ein Ehepaar der fünfziger Jahre sind und es im Film um eine Beziehung zwischen zwei Menschen und persönliche Entscheidungen geht. Gesellschaftliche Machtverhältnisse und Konventionen sind da nebensächlich. Drehbuchautorin Jane Anderson und Regisseur Björn Runge verwenden viel Zeit auf die feinfühlige, sich aus zahlreichen Rückblenden langsam zusammensetzende Analyse der Ehe und Familie Castleman. Der Literaturbetrieb und die sehr auf Etikette bedachte, entsprechend konservative Nobelpreis-Verleihung sind da nur die durchaus interessante Kulisse, vor der sich das Ehedrama wie eine in Zeitlupe stattfindende Katastrophe entfaltet.

Die Frau des Nobelpreisträgers“ ist grandioses, präzise inszeniertes Schauspielerkino, das als intimes Ehedrama die Frage stellt, wie eine langfristige Beziehung funktioniert, wer dafür mehr von seinem Leben aufgibt, was man dafür bekommt und ob es nicht doch ein ungefähr gleichgewichtiges Geben und Nehmen sein sollte. Darüber kann man dann nach dem Abspann diskutieren.

P. S., weil ich es recherchiert habe: Bis heute erhielten vierzehn Frauen den Literatur-Nobelpreis. Erstmals ging der Preis 1909 an Selma Lagerlöf und, immerhin spielt der Film 1992, 1991 ging er an Nadine Gordimer und 1993 an Toni Morrison.

Die Frau des Nobelpreisträgers – The Wife (The Wife, Großbritannien/Schweden/USA 2017)

Regie: Björn Runge

Drehbuch: Jane Anderson

LV: Meg Wolitzer: The Wife, 2003 (Die Ehefrau)

mit Glenn Close, Jonathan Pryce, Christian Slater, Max Irons, Annie Starke, Harry Lloyd, Alix Wilton Regan, Elizabeth McGovern, Karin Franz Körlof

Länge: 101 Minuten

FSK: ab 6 Jähre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Die Frau des Nobelpreisträgers“

Metacritic über „Die Frau des Nobelpreisträgers“

Rotten Tomatoes über „Die Frau des Nobelpreisträgers“

Wikipedia über „Die Frau des Nobelpreisträgers“ (deutsch, englisch)

Björn Runge, Glenn Close, Jonathan Pryce, Christian Slater und Annie Starke reden in der BUILD Series über den Film (Für alle Clips gilt: Gefahr von Spoilern)

Glenn Close und Meg Wolitzer im Times Talk der New York Times

Björn Runge redet über seinen Film


Neu im Kino/Filmkritik: Ist Terry Gilliam „The Man who killed Don Quixote“?

September 29, 2018

 

Dieser Film ist schon jetzt legendär und jeder, der in den vergangenen Jahren Nachrichten aus der Welt des Films verfolgte, hat schon von Terry Gilliams Don-Quixote-Film gehört. Jahrzehntelange Vorbereitungen, zum Running Gag werdende Projektpräsentationen, mehrere Drehstarts, unzählige Katastrophen beim Filmdreh und die Vorlage für die hochgelobte Doku „Lost in La Mancha“ (2003) über die katastrophalen Dreharbeiten hielten das Projekt im Gespräch. Eigentlich hätte die Doku über einen Filmdreh, der innerhalb weniger Tage zu einem frühzeitigen Ende führte, das Ende sein können. Aber Gilliam gab nicht auf. Mit seinem Co-Drehbuchautor Tony Grisoni arbeitete er weiter am Drehbuch. Im Schnitt überarbeiteten sie in den vergangenen Jahren zweimal im Jahr das Drehbuch. Wenn es wieder die Chance auf eine Verfilmung gab, auch öfter.

Daher dürfte das jetzt verfilmte Drehbuch nur noch wenig mit der ersten Fassung zu tun haben. Ob es besser wurde, ist unklar. Gilliam und Grisoni sind jedenfalls davon überzeugt.

In jedem Fall ist die jetzt vorliegende und endlich in unsere Kinos kommende Fassung von „The Man who killed Don Quixote“ ein zutiefst persönlicher, auf vielen Ebenen und Metaebenen spielender Film, der selbstverständlich auch eine ordentliche Portion Monty Python hat. Und es ist eine Reise in den Wahnsinn, die auch die Reise von Don Quixote und Terry Gilliam ist. Obwohl Gilliam in Interviews normal und gesund wirkt.

Der Film beginnt mit Dreharbeiten in Spanien. Weil nichts funktioniert, wie Regisseur Toby (Adam Driver) es plant, ist er verzweifelt. Die Finanziers hängen ihm im Nacken. Der despotische und eifersüchtige Hauptfinanzier, im Film nur ‚der Boss‘ genannt, vertraut eines Abends Toby seine gutaussehende Frau an, unter der strengen Auflage, sich ihr nicht zu nähern. Selbstverständlich hält Toby sich nicht dran; was ihn in die Bredouille bringt.

Als ein Zigeuner ihm eine Kopie seines verschollen geglaubten Studentenfilms über Don Quixote (Äh, bekannt? Der Ritter, der mit seinem Knappen Sancho Panza auszog, um Drachen zu besiegen und gegen Windmühlen kämpft.) gibt, erinnert Toby sich an die glücklichen Tage beim Dreh.

Er besucht das in der Nähe liegende Dorf, in dem er damals drehte. Erschrocken stellt er fest, dass von der damaligen Schönheit des Dorfes nichts mehr geblieben ist. Die wenigen Dorfbewohner sind auch nicht erfreut darüber, dass er sie besucht.

Toby trifft auch seinen damaligen Don-Quixote-Darsteller (Jonathan Pryce) wieder. Als Toby ihn kennen lernte, war er der Dorfschuster. Heute hält er sich für Don Quixote.

Durch einen dummen Zufall setzt Toby eine Reihe Ereignisse in Brand und Gang, die schnell der Logik eines Alptraums gehorchen und die Terry Gilliam präsentiert, als handele es sich um eine sommerlich leichte, absurde Komödie, die sich nicht sonderlich um Logik und Wahrscheinlichkeit kümmert. Schon während des Feuers reitet Don Quixote los. Im Schlepptau hat er seinen Sancho Panza. Der ist in der Realität ein verzweifelter Werberegisseur, der ein idealistischer Filmstudent war. In dem Moment sind wir schon, ohne es zu Wissen, im Kopf des Künstlers. Dass Gilliams einen Weg in den Wahnsinn zeigt, fällt bei all den Witzen und absurden Episoden lange nicht auf.

Das ist als Spiel mit vielen Ebenen und filmischen und außerfilmischen Bezügen, die mal mehr, mal weniger offensichtlich sind, anfangs sehr vergnüglich. Aber dieses Spiel wird zunehmend redundant. Auch weil eine das kreative Chaos bändigende Struktur fehlt. Und die lange Entstehungsgeschichte mit ihren unzähligen Überarbeitungen wirkt sich nachteilig aus. Denn Gilliam wollte wirklich alles in den Film, den er seit fast dreißig Jahren machen wollte, hineinstopfen und niemand hinderte ihn daran. Am Ende dauert das überbordende Werk über zwei Stunden, die sich sogar noch länger anfühlen.

The Man who killed Don Quixote (The Man who killed Don Quixote, Spanien/Frankreich/Belgien/Portugal 2018)

Regie: Terry Gilliam

Drehbuch: Terry Gilliam, Tony Grisoni

mit Adam Driver, Jonathan Pryce, Stellan Skarsgård, Olga Kurylenko, Joana Ribeiro, Oscar Jaenada, Jason Watkins, Sergi López, Rossy de Palma, Hovik Keuchkerian, Jordi Mollá

Länge: 134 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Moviepilot über „The Man who killed Don Quixote“

Metacritic über „The Man who killed Don Quixote“

Rotten Tomatoes über „The Man who killed Don Quixote“

Wikipedia über „The Man who killed Don Quixote“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Terry Gilliams „The Zero Theorem – Das Leben passiert jedem“ (The Zero Theorem, Großbritannien/Rumänien 2013)


TV-Tipp für den 27. September: Die Frau in Gold

September 26, 2017

RBB, 23.00

Die Frau in Gold (Woman in Gold, GB/USA 2015)

Regie: Simon Curtis

Drehbuch: Alexi Kaye Campbell

Die im Zweiten Weltkrieg in die USA geflohene Jüdin Maria Altmann hätte gerne wieder das titelgebende Klimt-Gemälde von ihre Tante Adele. Dummerweise ist das Jugendstilgemälde inzwischen zu einer Ikone der österreichischen Identität geworden und Österreich denkt gar nicht daran, Altmann das Gemälde zurückzugeben.

Gutes, gefällig inszeniertes, auf einem wahren Fall basierendes britisches Schauspielerkino mit entsprechend pointierten Dialogen und einem noblen Anliegen.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Helen Mirren, Ryan Reynolds, Daniel Brühl, Max Irons, Elizabeth McGovern, Katie Holmes, Tatiana Maslany, Antje Traue, Justus von Dohnányi, Tom Schilling, Charles Dance, Jonathan Pryce, Frances Fisher, Moritz Bleibtreu

Hinweise
Englische Homepage zum Film
Deutsche Homepage zum Film
Film-Zeit über „Die Frau in Gold“
Moviepilot über „Die Frau in Gold“
Metacritic über „Die Frau in Gold“
Rotten Tomatoes über „Die Frau in Gold“
Wikipedia über „Die Frau in Gold“ (deutsch, englisch)
History vs. Hollywood über „Die Frau in Gold“
Meine Besprechung von Simon Curtis‘ „My Week with Marilyn“ (My Week with Marilyn, GB 2011)

Meine Besprechung von Simon Curtis‘ „Die Frau in Gold“ (Woman in Gold, GB/USA 2015)


TV-Tipp für den 16. Juli: Die Frau in Gold

Juli 15, 2017

Wer den Film am Mitwoch verpasste

One, 20.15

Die Frau in Gold (Woman in Gold, GB/USA 2015)

Regie: Simon Curtis

Drehbuch: Alexi Kaye Campbell

Die im Zweiten Weltkrieg in die USA geflohene Jüdin Maria Altmann hätte gerne wieder das titelgebende Klimt-Gemälde von ihre Tante Adele. Dummerweise ist das Jugendstilgemälde inzwischen zu einer Ikone der österreichischen Identität geworden und Österreich denkt gar nicht daran, Altmann das Gemälde zurückzugeben.

Gutes, gefällig inszeniertes, auf einem wahren Fall basierendes britisches Schauspielerkino mit entsprechend pointierten Dialogen und einem noblen Anliegen.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Helen Mirren, Ryan Reynolds, Daniel Brühl, Max Irons, Elizabeth McGovern, Katie Holmes, Tatiana Maslany, Antje Traue, Justus von Dohnányi, Tom Schilling, Charles Dance, Jonathan Pryce, Frances Fisher, Moritz Bleibtreu

Wiederholung: Samstag, 22. Juli, 10.00 Uhr

Hinweise
Englische Homepage zum Film
Deutsche Homepage zum Film
Film-Zeit über „Die Frau in Gold“
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Metacritic über „Die Frau in Gold“
Rotten Tomatoes über „Die Frau in Gold“
Wikipedia über „Die Frau in Gold“ (deutsch, englisch)
History vs. Hollywood über „Die Frau in Gold“
Meine Besprechung von Simon Curtis‘ „My Week with Marilyn“ (My Week with Marilyn, GB 2011)

Meine Besprechung von Simon Curtis‘ „Die Frau in Gold“ (Woman in Gold, GB/USA 2015)


TV-Tipp für den 12. Juli: Die Frau in Gold

Juli 11, 2017

ARD, 20.15

Die Frau in Gold (Woman in Gold, GB/USA 2015)

Regie: Simon Curtis

Drehbuch: Alexi Kaye Campbell

Die im Zweiten Weltkrieg in die USA geflohene Jüdin Maria Altmann hätte gerne wieder das titelgebende Klimt-Gemälde von ihre Tante Adele. Dummerweise ist das Jugendstilgemälde inzwischen zu einer Ikone der österreichischen Identität geworden und Österreich denkt gar nicht daran, Altmann das Gemälde zurückzugeben.

TV-Premiere. Gutes, gefällig inszeniertes, auf einem wahren Fall basierendes britisches Schauspielerkino mit entsprechend pointierten Dialogen und einem noblen Anliegen.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Helen Mirren, Ryan Reynolds, Daniel Brühl, Max Irons, Elizabeth McGovern, Katie Holmes, Tatiana Maslany, Antje Traue, Justus von Dohnányi, Tom Schilling, Charles Dance, Jonathan Pryce, Frances Fisher, Moritz Bleibtreu

Wiederholung: Donnerstag, 13. Juli, 00.30 Uhr (Taggenau!)

Hinweise
Englische Homepage zum Film
Deutsche Homepage zum Film
Film-Zeit über „Die Frau in Gold“
Moviepilot über „Die Frau in Gold“
Metacritic über „Die Frau in Gold“
Rotten Tomatoes über „Die Frau in Gold“
Wikipedia über „Die Frau in Gold“ (deutsch, englisch)
History vs. Hollywood über „Die Frau in Gold“
Meine Besprechung von Simon Curtis‘ „My Week with Marilyn“ (My Week with Marilyn, GB 2011)

Meine Besprechung von Simon Curtis‘ „Die Frau in Gold“ (Woman in Gold, GB/USA 2015)


Neu im Kino/Filmkritik: Helen Mirren ist nicht „Die Frau in Gold“

Juni 4, 2015

Wem gehört das Bild „Adele Bloch-Bauer I“ (auch „Goldene Adele“) von Gustav Klimt? Viele Jahre war es in Wien in der Österreichischen Galerie Belvedere ausgestellt. 1998 behauptete eine alte, in Kalifornien lebende Dame, die rechtmäßige Besitzerin des Gemäldes zu sein. Die 1916 geborene Maria Altmann war während der Nazi-Diktatur mit ihrem Mann Fritz Altmann, einem Opernsänger, aus Wien in die USA geflüchtet.
Als ihre Schwester stirbt, findet sie in ihren Briefen Hinweise, dass ihr, neben weiteren Klimt-Werken, das Bild, ein Porträt ihrer über alles geliebten Tante Adele, gehört.
Zusammen mit dem jungen Anwalt Randy Schoenberg (ein Enkel von Arnold Schönberg) nimmt sie den Kampf auf. Dabei will er, weil er gerade am Anfang einer Karriere als Anwalt in einer großen Kanzlei steht, mit dieser alten und auf den ersten Blick hoffnungslosen Geschichte nichts zu tun haben. Dennoch verbeißt er sich zunehmend in den Fall; ohne zu ahnen, dass er über mehrere Jahre und durch alle Instanzen und mit allen juristischen Finessen um die Rückgabe der Kunstwerke an ihre rechtmäßige Besitzerin kämpfen muss. Denn der österreichische Staat spekuliert in einer perfiden Hinhaltetaktik auf den Tod der betagten Klägerin. Immerhin geht es für Österreich nicht nur um ein wichtiges Werk von Klimt, sondern auch um eine Ikone der österreichischen Identität und die gibt man nicht so einfach weg in die Hände einer im Ausland lebenden Privatperson.
Simon Curtis‘ „Die Frau in Gold“ erzählt diese wahre Geschichte als David-gegen-Goliath-Kampf, in dem die Rollen entsprechend klar verteilt sind. Mit den elegant in die Erzählung eingefügten Rückblenden verleiht er der Geschichte eine zusätzliche emotionale Dimension. So erfahren wir, welche Erinnerungen Maria Altmann an dieses Bild hat, wie wohlhabend sie als Tochter einer kunstinteressierten Großbürgertumfamilie war und wie begeistert die Österreicher sich Hitler-Deutschland anschlossen und bei der Unterdrückung und Verfolgung der Juden mitmachten.
Vor diesem historischen Hintergrund wird die Politik Östereichs, die in der Öffentlichkeit vollmundig behauptete, Raubkunst ihren rechtmäßigen Besitzern zurückzugeben, noch unmoralischer. Denn Österreich will aus rein egoistischen Motiven so ein wertvolles und identitätsstiftendes Gemälde keinesfalls ihrer Besitzerin zurückgeben, von der ein sehr altruistisches Bild gezeichnet wird.
Getragen wird der Film von den vielen guten, teilweise nur in kleinen Rollen auftretenden Schauspielern. Im Zentrum stehen dabei die beidne Hauptdarsteller: Ryan Reynolds als junger, pausbäckiger Anwalt und Helen Mirren als resolute alte Dame, die ihn zurecht weist und ihm auch schon einmal ungefragt die Brille putzt, wenn sie nach ihrer Ansicht schmutzig ist.
Das ist gutes, gefällig inszeniertes britisches Schauspielerkino mit entsprechend pointierten Dialogen und einem noblen Anliegen. Allerdings ist „Die Frau in Gold“ auch, in bester Hollywood-Tradition, immer einen Tick zu eindeutig und damit ist die Geschichte zu fein säuberlich in Gut und Böse getrennt.
P. S.: Ich empfehle die Originalfassung. In ihr wird deutsch (bei den in der Vergangenheit in Wien spielenden Teilen) und englisch (fast durchgängig bei den in der Gegenwart spielenden Teilen) gesprochen. Diese Zweisprachigkeit macht die Geschichte authentischer.
P. P. S.: Ja, es wurden einige Details geändert. „Die Frau in Gold“ ist ein Spielfilm, der von der BBC-Dokumentation „Stealing Klimt“ inspiriert ist.

Die Frau in Gold - Plakat

Die Frau in Gold (Woman in Gold, GB/USA 2015)
Regie: Simon Curtis
Drehbuch: Alexi Kaye Campbell
mit Helen Mirren, Ryan Reynolds, Daniel Brühl, Max Irons, Elizabeth McGovern, Katie Holmes, Tatiana Maslany, Antje Traue, Justus von Dohnányi, Tom Schilling, Charles Dance, Jonathan Pryce, Frances Fisher, Moritz Bleibtreu
Länge: 110 Minuten
FSK: ab 6 Jahre

Hinweise
Englische Homepage zum Film
Deutsche Homepage zum Film
Film-Zeit über „Die Frau in Gold“
Moviepilot über „Die Frau in Gold“
Metacritic über „Die Frau in Gold“
Rotten Tomatoes über „Die Frau in Gold“
Wikipedia über „Die Frau in Gold“ (deutsch, englisch)
History vs. Hollywood über „Die Frau in Gold“
Meine Besprechung von Simon Curtis‘ „My Week with Marilyn“ (My Week with Marilyn, GB 2011)

Die Doku „Art of the Heist: The Lady in Gold“ (2007) über die wahren Hintergründe

Ein Intervies mit Simon Curtis über den Film (bescheidener Ton)


Neu im Kino/Filmkritik: „The Salvation – Spur der Vergeltung“ im Wilden Westen

Oktober 10, 2014

In den ersten Minuten von „The Salvation – Spur der Vergeltung“ gibt es einige Irritationen. Jedenfalls wenn man einen handelsüblichen US-Western erwartet, wo die Helden keine Vergangenheit und vor allem keine Einwanderervergangenheit haben. Denn Peter und Jon sind Auswanderer aus Dänemark, die 1864 ihre Heimat verließen, um in den USA ihr Glück zu suchen. In der Nähe von Black Creek, einer kleinen Gemeinde irgendwo im Nirgendwo, bauten die beiden Kriegsveteranen sich eine kärgliche Existenz als Farmer auf. Sieben Jahre später erwartet sie am Bahnhof Jons Frau Marie und seinen zehnjährigen Sohn Kresten.
Die zweite Irritation ist, dass Jon und Peter von Mads Mikkelsen und Mikael Persbrandt gespielt werden, die in einem US-Western nicht die Hauptrolle bekommen hätten. Die hätte Jeffrey Dean Morgan, der Bösewicht des Films, bekommen.
Allerdings gab es in den Sechzigern auch den Italo-Western, in dem Europäer sich im Wilden Westen austobten. Gedreht wurde in Spanien und Italien. Auch „The Salvation“ wurde nicht in den USA, sondern in Südafrika gedreht. Aber das stört höchstens die Feingeister, die glauben, dass ein Film unbedingt am Handlungsort entstehen muss. Außerdem spielte der Western immer auch an einem mythologischen Ort, der mal mehr, aber oft weniger mit den wirklichen Wilden Westen zu tun hatte.
Kristian Levrings Film ist deutlich von den bekannten US-Western-Klassikern, wie „Stagecoach – Höllenfahrt nach Santa Fé“, „High Noon“ und „Der schwarze Falke“, John Ford, Howard Hawks, Sergio Leone, Sergio Corbucci, Clint Eastwood und dem Italo-Western inspiriert. Vor allem die häufige Verwendung religiöser Symbole und den visuellen Stil kennen wir von den Italienern. Am Ende wird, weil die Filmgeschichte andere Schwerpunkte legt, unpassend das Ende von „Gangs of New York“ zitiert.
Nach der etwas steifen Begrüßung steigt der friedliebende Jon am Bahnhof mit Frau und Kind in eine Postkutsche. Ihre Begleiter sind zwei ungewaschen, betrunkene Wüstlinge, die sich schnell an Frau und Kind vergreifen. Jon werfen sie aus der Kutsche. Es gelingt ihm trotzdem die in der Nacht verschwindende Kutsche zu verfolgen und die beiden Bösewichter zu töten.
Nachdem er Marie und Kresten beerdigt hat, erfährt er im Dorf, dass einer der beiden Toten der gerade aus der Haft entlassene Bruder von Delarue (Jeffrey Dean Morgan) war und der den Tod seines nichtsnutzigen Bruders unbedingt rächen will. Um seine Position zu verdeutlichen, erschießt er eine harmlose alte Frau. Delarue ist wirklich ein Banditenanführer, wie er im Buch steht und der für eine große Gesellschaft billig das Land, auf dem Öl vermutet wird, besorgen soll. Wie er das tut, ist seinen Auftraggebern herzlich egal.
Obwohl Westernfans die Geschichte von „The Salvation“ schon dutzendfach gesehen haben, macht der Film, trotz der zu digital brillanten Bilder (jedenfalls für das geübte Western-Auge), dank der vielen Cinemascope-Landschaftsaufnahmen, auf der großen Leindwand Spaß.
Außerdem haben die Dänen jetzt bewiesen, dass sie Western können.

The Salvation - Plakat

The Salvation – Spur der Vergeltung (The Salvation, Dänemark/Großbritannien/Südafrika 2014)
Regie: Kristian Levring
Drehbuch: Kristian Levring
mit Mads Mikkelsen, Eva Green, Jeffrey Dean Morgan, Eric Cantona, Mikael Persbrandt, Jonathan Pryce, Douglas Henschall, Michael Raymond-James, Jonathan Pryce, Alexander Arnold, Nanna Øland Fabricius, Toke Lars Bjarke
Länge: 93 Minuten
FSK: ab 16 Jahre

Hinweise
Deutsche Hompage zum Film
Film-Zeit über „The Salvation“
Moviepilot über „The Salvation“
Metacritic über „The Salvation“
Rotten Tomatoes über „The Salvation“
Wikipedia über „The Salvation“ (deutsch, englisch)


TV-Tipp für den 22. September: James Bond: Der MORGEN stirbt nie

September 21, 2014

Weiter geht’s in den ZDF-Bond-Festspielen

ZDF, 22.15

James Bond: Der MORGEN stirbt nie (Großbritannien/USA 1997, Regie: Roger Spottiswoode)

Drehbuch: Bruce Feirstein

LV: Charakter von Ian Fleming

Buch zum Film: Raymond Benson: Tomorrow never dies, 1997 (Der MORGEN stirbt nie)

Die Zeiten ändern sich: Bonds Gegner ist ein Pressezar, der für eine Schlagzeile einen Weltkrieg riskiert.

Brosnans zweiter Einsatz war an der Kinokasse selbstverständlich ein Erfolg. Der Rest war auch wie gewohnt; – auch die zahlreichen Drehbuchentwürfe und Veränderungen während der Dreharbeiten. Da arbeitete ein Team von vier Autoren in einem Londoner Hotel an neuen Ideen und den Wünschen von Spottiswoode. Entsprechend zerfällt der Film immer wieder in Einzelteile. Es gibt dazu einen bissigen Artikel von Feirstein.

Mit Pierce Brosnan, Michelle Yeoh, Jonathan Pryce, Götz Otto, Teri Hatcher, Judi Dench, Samantha Bond (nicht verwandt mit James Bond), Desmond Llewelyn

Wiederholung: Dienstag, 23. September, ZDFneo, 00.15 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Rotten Tomatoes über „James Bond: Der MORGEN stirbt nie“

Wikipedia über „Der MORGEN stirbt nie“ (deutsch, englisch)

Drehbuch von Bruce Feirstein

Homepage von Ian Fleming

Meine Besprechung von Sebastian Faulks’ James-Bond-Roman „Der Tod ist nur der Anfang“ (Devil may care, 2008)

Meine Besprechung von Jeffery Deavers James-Bond-Roman “Carte Blanche” (Carte Blanche, 2011)

Meine Besprechung von William Boyds James-Bond-Roman “Solo” (Solo, 2013)

Meine Besprechung von Ian Flemings ersten drei James-Bond-Romanen “Casino Royale”, “Leben und sterben lassen” und “Moonraker”

Meine Besprechung des James-Bond-Films „Skyfall“ (Skyfall, GB/USA 2012)

James Bond in der Kriminalakte

Ian Fleming in der Kriminalakte


TV-Tipp für den 8. April: James Bond: Der MORGEN stirbt nie

April 7, 2013

ZDF, 22.15

James Bond: Der MORGEN stirbt nie (GB/USA 1997, R.: Roger Spottiswoode)

Drehbuch: Bruce Feirstein

LV: Charakter von Ian Fleming

Buch zum Film: Raymond Benson: Tomorrow never dies, 1997 (Der MORGEN stirbt nie)

Die Zeiten ändern sich: Bonds Gegner ist ein Pressezar, der für eine Schlagzeile einen Weltkrieg riskiert.

Brosnans zweiter Einsatz war an der Kinokasse selbstverständlich ein Erfolg. Der Rest war auch wie gewohnt; – auch die zahlreichen Drehbuchentwürfe und Veränderungen während der Dreharbeiten. Da arbeitete ein Team von vier Autoren in einem Londoner Hotel an neuen Ideen und den Wünschen von Spottiswoode. Entsprechend zerfällt der Film immer wieder in Einzelteile. Es gibt dazu einen bissigen Artikel von Feirstein.

Mit Pierce Brosnan, Michelle Yeoh, Jonathan Pryce, Götz Otto, Teri Hatcher, Judi Dench, Samantha Bond (nicht verwandt mit James Bond), Desmond Llewelyn

Hinweise

Rotten Tomatoes über „James Bond: Der MORGEN stirbt nie“

Wikipedia über „Der MORGEN stirbt nie“ (deutsch, englisch)

Drehbuch von Bruce Feirstein

Homepage von Ian Fleming

Meine Besprechung von Sebastian Faulks’ James-Bond-Roman „Der Tod ist nur der Anfang“ (Devil may care, 2008)

Meine Besprechung von Jeffery Deavers James-Bond-Roman “Carte Blanche” (Carte Blanche, 2011)

Meine Besprechung von Ian Flemings ersten drei James-Bond-Romanen “Casino Royale”, “Leben und sterben lassen” und “Moonraker”

Meine Besprechung des James-Bond-Films „Skyfall“ (Skyfall, GB/USA 2012)

James Bond in der Kriminalakte

Ian Fleming in der Kriminalakte


Neu im Kino/Filmkritik: „G. I. Joe 3D: Die Abrechnung“ ist kein guter Film

März 28, 2013

Action ist Handlung.

Ja. Echt. Action ist Handlung.

Und in „Handlung“ erfahren wir etwas über die Charaktere. Wie sie kämpfen und wem sie helfen, sagt etwas über sie aus. Dabei ist es natürlich hilfreich, wenn wir wissen, wer warum gegen wen kämpft. Dann können wir auch mitfiebern, hoffen und bangen. Wenn wir das nicht wissen, dann sind es nur Menschen, die etwas tun und wir sind emotional in den Kampf ungefähr so involviert, wie wenn wir ein Karten- oder Ballspiel beobachten, dessen Regeln wir nicht kennen. Kurz: wir langweilen uns.

Eigentlich ist das eine Binsenweisheit, aber die Macher von „G. I. Joe 3D: Die Abrechnung“ dachten wohl, es genügt, wenn man die verschiedenen Charaktere genügend bunt anzieht, damit wir sie farblich unterscheiden können und dann sind wir begeistert über die halsbrecherische Action. Zum Beispiel dieser Kampf irgendwo im Himalaya in dem zuerst im Kloster sich die Klingen kreuzen, dann irgendwelche Ninjas einen anderen Ninja entführen und von anderen, im Gegensatz zu ihnen rot angezogenen Ninjas verfolgt werden und sie sich dabei an den Bergen entlangschwingen, abseilen an Seilen zu anderen Bergen gleiten. Wow, das sieht gut aus. Aber warum war der eine Ninja dort? Warum wird er entführt? Und von wem?

Viele Fragen, auf die der Film zunächst keine, später eine höchst rudimentäre Antwort gibt.

Und, nein, der gut gemeinte Hinweis, dass doch die wahren Fans der Hasbro-Spielfiguren die Charaktere in und auswendig kennen und sie deshalb keine Einführung benötigen, hilft nicht. Im Gegenteil. Das ist eine Verachtung des breiten Publikums, das ja erreicht werden soll. „G. I. Joe 3D: Die Abrechnung“ (das „3D“ in dem sperrigen Titel bedeutet, dass der Film in 3D ist) ist ja als Popcorn-Actionkino gedacht und auch wenn er manchmal an den ersten „G. I. Joe“-Film „Geheimauftrag Cobra“ (USA 2009) anknüpft, sollte er erstens als eigenständiger Film genießbar und verständlich sein und zweitens spielt „Die Abrechnung“ in weiten Teilen in einer anderen Welt als der erste Film, in dem die G. I. Joes eine internationale Truppe und alles sehr Science-Fiction war, spielt „Die Abrechnung“ in der Gegenwart und die G. I. Joes sind eine stinknormale US-amerikanische Spezialeinheit mit Hang zu möglichst großen Waffen. Insofern betrachtet man, auch wenn in „Geheimauftrag Cobra“ einige Informationen geliefert werden, die beim Verstehen von „Die Abrechnung“ helfen, „Die Abrechnung“ besser als einen vollständig eigenständigen Film, der nichts mit „Geheimauftrag Cobra“ zu tun hat.

Außerdem wurde fast die gesamte Besetzung ausgetauscht.

Channing Tatum ist zwar wieder als Duke dabei, aber er verabschiedet sich schnell und ziemlich unspektakulär aus dem Film, weil er bei dem nächtlichen Angriff auf die G. I. Joes im Kampfgetümmel zwischen zwei Explosionen stirbt. Wer in dem Moment gerade zwinkert, verpasst seinen Heldentod.

Byung-hun Lee ist wieder Storm Shadow. Ray Park wieder Snake Eyes. Arnold Vosloo als Bösewicht Zartan ist wohl weniger als eine Minute im Film, weil Zartan meistens von Jonathan Pryce gespielt wird, der gleichzeitig der Präsident der USA und der Bösewicht ist.

Die anderen Schauspieler sind neu dabei. Vor allem „The Rock“ Dwayne Johnson und Bruce Willis stehen im Mittelpunkt der Werbung und senden die Botschaft aus, dass ein knackiger Action-Film für ein breites Publikum geboten wird. Ein solcher Film muss die Charaktere und ihre Beziehungen ordentlich einführen. Über Handlung, nicht über eine hastig hingerotzte Titelsequenz, die wahrscheinlich kurz vor dem Filmstart entstand, schnell die wichtigen Informationen vermitteln soll und damit ein exzellentes Beispiel für einem massivem Information-Dump ist, in der in einer Minute mehr Namen auf einen niederprasseln, als man verdauen kann.

Und wenn schon keine Zeit ist, die Charaktere ordentlich einzuführen, ist auch die Handlung reichlich wirr und ziemlich egal. Denn der Plan des Bösewichts ist, soweit erkennbar, noch absurder als die Pläne der Bösewichter in den Austin-Powers-Filmen, die ja liebevolle Parodien der James-Bond-Filme sind. Jedenfalls will der Bösewicht irgendwie die Weltherrschaft, die G. I. Joes könnten das verhindern, also sollen sie unmittelbar nachdem sie den Pakistanis ihre Nuklearwaffen geklaut haben, in der Einöde sterben. Roadblock (Dwayne Johnson), Lady Jaye (Adrianne Palicki) und Flint (D. J. Cotrona) überleben – und sie wollen jetzt den Mann finden, der ihre Vernichtung autorisierte. Das ist der Präsident der USA. Allerdings wird der echte Präsident gefangen gehalten und Zartan ist in die Rolle des Präsidenten geschlüpft. Roadblock, Lady Jaye und Flint tun sich mit Joe Colton (Bruce Willis), dem Gründer der G. I. Joes, zusammen, um für Gerechtigkeit zu sorgen.

Ach ja, und dann mischen die schwertschwingenden Asiaten auch noch mit, aber in dem absolut erinnerungsunwürdigem Chaos ist das auch egal.

Immerhin hat Walton Goggins einen kurzen, aber sehr prägnanten Auftritt als Gefängniswärter Nigel James. Das ultra-geheime Gefängnis steht in einem Parallel-Deutschland, in dem am Tor auf dem Schild statt „Halt“ „Hält“ steht.

Jonathan Pryce (der schon in dem James-Bond-Film „Der Morgen stirbt nie“ die Welt erobern wollte) ist auch gut in seiner Doppelrolle.

Der heftig beworbene Bruce Willis ist für die Katz. Vielleicht wollte er einfach am Wochenende nicht auf seine Kinder aufpassen. Denn er hatte wahrscheinlich weniger Drehtage als Walton Goggins – und er hinterlässt auch einen deutlich schwächeren Eindruck.

Und Channing Tatum stirbt schon, wie gesagt, am Anfang des Films.

Kommen wir noch zur Action: viel, aber auch unglaublich langweilig, weil sie niemals als Teil der Handlung verstanden wird. Da ist dann die Kraxelei auf den Bergen (keine Ahnung, in welchen Bergen das gedreht wurde; der restliche Film entstand in New Orleans, Louisiana) noch das spektakulärste Set-Piece, das allerdings auch alle Probleme des erschreckend humorlosen Films augenfällig zeigt.

Denn mit einem Hauch von Humor, den es ja in „Geheimauftrag Cobra“ noch gab, wäre dieser Langweiler gerade noch erträglich.

Aber so ist „G. I. Joe 3D: Die Abrechnung“ eine Beleidigung der Intelligenz, die durch ihre penetrante Humorlosigkeit noch ärgerlicher ist und „Battleship“ als durchdachtes Werk erscheinen lässt.

Herrje, es kann doch nicht so schwer sein, einen knackigen Actionfilm zu machen.

G.I._JOE_3D_Die_Abrechnung - Plakat

G.I. Joe 3D: Die Abrechnung (G.I. Joe: Retaliation, USA/Kanada 2013)

Regie: Jon M. Chu

Drehbuch: Rhett Reese, Paul Wernick

mit Dwayne Johnson, Bruce Willis, Channing Tatum, Adrianne Palicki, D. J. Cotrona, Byung-Hun Lee, Ray Park, Jonathan Pryce, RZA, Ray Stevenson, Elodie Yung, Walton Goggins, Arnold Vosloo

Länge: 110 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Amerikanische Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „G.I. Joe 3D: Die Abrechnung“

Metacritic über „G.I. Joe 3D: Die Abrechnung“

Rotten Tomatoes über „G.I. Joe 3D: Die Abrechnung“

Wikipedia über „G.I. Joe 3D: Die Abrechnung“

Während das Filmplakat eher langweilig ist, sehen die Charakterplakate ziemlich gut aus

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