Es ist nicht das „Nightmare before Christmas“, aber immerhin auch von „Frankenweenie“ Tim Burton
RTL II, 20.15
Alice im Wunderland (Alice in Wonderland, USA 2010)
Regie: Tim Burton
Drehbuch: Linda Woolverton
LV: Lewis Carroll: Alice’s Adventures in Wonderland, 1865 (Alice im Wunderland), Through the Looking-Glass, 1871 (Alice hinter Spiegeln)
Tim Burtons Interpretation der allseits bekannten Geschichte von Alice, die als Kind im Wunderland phantastische Figuren trifft und phantastische Abenteuer erlebt. Bei Burton kehrt sie als junge Erwachsene zurück in das Wunderland, wo sie ihre alten Freunde wieder trifft und ihnen beim Kampf gegen die böse Rote Königin helfen soll.
mit Mia Wasikowska, Johnny Depp, Helena Bonham Carter, Anne Hathaway, Crispin Glover, Matt Lucas
Big Fish – Der Zauber, der ein Leben zur Legende macht (Big Fish, USA 2003)
Regie: Tim Burton
Drehbuch: John August
Literaturvorlage: Daniel Wallace: Big Fish – A Novel of Mythic Proportions, 1998 (Big Fish)
Vertreter Edward Bloom ist ein begnadeter Geschichtenerzähler. Sein Sohn Will, der hinter den Geschichten nie den wahren Edward Bloom sah, brach deshalb vor Jahren entnervt den Kontakt zu ihm ab. Jetzt sitzt er an Edwards Sterbebett und versucht zum letzten Mal die Beziehung zu seinem Vater zu kitten. Aber dieser erzählt nur wieder einmal die altbekannten Geschichten aus seinem Leben und erfindet einige neue dazu.
Das Buch, eine lockere Sammlung von Episoden, ist bestenfalls solala. Aber der Film, der sich in vielen Teilen von dem Buch entfernt, die Episoden aus dem Buch und zahlreiche neue zu einer Biographie zusammenfügt und dabei das Thema des Buches deutlicher herausarbeitet, ist eine zwischen trister Realität und farbenfreudiger Fantasie wechselnde Liebeserklärung an das Erzählen von Geschichten, die am Ende doch nicht so erfunden sind, wie der Sohn immer annahm.
Mit Ewan McGregor, Albert Finney, Billy Crudup, Jessica Lange, Helena Bonham Carter, Loudon Wainwright III, Steve Buscemi, Danny DeVito, Daniel Wallace (Econ Professor)
Big Fish – Der Zauber, der ein Leben zur Legende macht (Big Fish, USA 2003)
Regie: Tim Burton
Drehbuch: John August
Literaturvorlage: Daniel Wallace: Big Fish – A Novel of Mythic Proportions, 1998 (Big Fish)
Vertreter Edward Bloom ist ein begnadeter Geschichtenerzähler. Sein Sohn Will, der hinter den Geschichten nie den wahren Edward Bloom sah, brach deshalb vor Jahren entnervt den Kontakt zu ihm ab. Jetzt sitzt er an Edwards Sterbebett und versucht zum letzten Mal die Beziehung zu seinem Vater zu kitten. Aber dieser erzählt nur wieder einmal die altbekannten Geschichten aus seinem Leben und erfindet einige neue dazu.
Das Buch, eine lockere Sammlung von Episoden, ist bestenfalls solala. Aber der Film, der sich in vielen Teilen von dem Buch entfernt, die Episoden aus dem Buch und zahlreiche neue zu einer Biographie zusammenfügt und dabei das Thema des Buches deutlicher herausarbeitet, ist eine zwischen trister Realität und farbenfreudiger Fantasie wechselnde Liebeserklärung an das Erzählen von Geschichten, die am Ende doch nicht so erfunden sind, wie der Sohn immer annahm.
Mit Ewan McGregor, Albert Finney, Billy Crudup, Jessica Lange, Helena Bonham Carter, Loudon Wainwright III, Steve Buscemi, Danny DeVito, Daniel Wallace (Econ Professor)
Was für eine bescheuerte Idee: Frauen sollen das Wahlrecht erhalten. Vor über hundert Jahren sahen das einige Frauenrechtlerinnen in England anders und sie gingen auf die Straße, um gegen die Männer für gleiche Rechte zu kämpfen.
„Suffragette – Taten statt Worte“ erzählt diese Geschichte überzeugend als kämpferisches Politdrama. Im Mittelpunkt steht eine Wäscherin, die 1912 in London die Suffragetten kennenlernte.
Anschließend zeigt 3sat eine Doku zum Frauenwahlrecht.
Mit Cary Mulligan, Helena Bonham Carter, Brendan Gleeson, Anne-Marie Duff, Ben Whishaw, Meryl Streep
Vor sechs Jahren war Tim Burtons Version von Lewis Carrolls „Alice im Wunderland“ an der Kinokasse so unglaublich erfolgreich, dass eine Fortsetzung nur eine Frage der Zeit war. Außerdem hatte Carroll mit „Through the Looking-Glass“ quasi eine Fortsetzung geschrieben, von der man den Titel verwenden konnte. Denn, so Produzentin Suzanne Todd: „’Alice hinter den Spiegeln‘ ist im Grunde eine Ansammlung beliebiger und bizarrer Episoden aus Carrolls Leben, die eigentlich in keinem Zusammenhang zueinander stehen. Linda Woolverton hatte eine völlig neue Geschichte geschrieben, die von dem Buch inspiriert war und all den Figuren folgt, die wir im ersten Film liebgewonnen haben. Wir erleben, was mit ihnen seit dem ersten Film passiert ist. Und wir folgen ihnen in ihre Vergangenheit und erfahren noch mehr über sie. Alle waren begeistert.“
Trotzdem dauerte es sechs Jahre, bis mit „Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln“ die Fortsetzung fertig war. Linda Woolverton schrieb wieder das Drehbuch, in dem sie die Geschichte von Alice weitererzählt. Die Regie übernahm James Bobin („Muppets most wanted“). Etliche Schauspieler, die bei „Alice im Wunderland“ mitspielten, sind wieder dabei und der poppig-künstliche Zuckerschock-Stil wurde beibehalten.
Am Ende von „Alice im Wunderland“ brach Alice Kingsleigh (Mia Wasikowska) als Seefahrerin in Richtung China auf.
Am Anfang von „Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln“ kann sie, drei Jahre später, mit einem waghalsigen Manöver in sturmumtoster See einigen Piraten entkommen. Zurück in England erfährt Alice, dass ihre Mutter kurz davor steht, die Reederei zu verkaufen. An den Schnösel Hamish Ascot, der sie schon vor Jahren nicht heiraten wollte, und eine Gruppe alter Männer, die sich Frauen nur als Hausfrauen vorstellen können.
Alice tritt durch einen Spiegel ins Unterland, das sie in den vergangenen Jahren nicht besuchte. Erschrocken sieht sie, was sich aller veränderte. Vor allem der Verrückte Hutmacher Tarrant Hightopp (Johnny Depp) ist nicht mehr er selbst. Er ist, nachdem er eine Spur von seinen verstorbenen Eltern entdeckte, todunglücklich. Er bittet Alice um Hilfe. Aber wie sollen Tode wieder ins Leben zurückkehren?
Trotzdem versucht Alice ihren Freund zu retten und während ihrer Rettungsmission erfahren wir auch viel über das Wunderland und seine Bewohner in früheren Jahren. Insofern ist „Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln“ ein Sequel und ein Prequel, wobei gerade dieser Teil der alleruninteressanteste ist. Denn wollen wir wirklich wissen, wie und warum Mirana, die Weiße Königin (Anne Hathaway), und Iracebeth, die Rote Königin (Helena Bonham Carter) sich zerstritten und Iracebeth so böse wurde? Hat sie uns nicht gerade wegen ihrer nicht erklärten Bösartigkeit im ersten Film so gut gefallen? Und wollen wir wirklich alles über die Eltern und Kindheit vom Verrückten Hutmacher erfahren? Nicht wirklich.
Auch Alices Rettungsmission im Unterland, die natürlich von Ereignissen in der realen Welt inspiriert ist und auch zwischen Gegenwart und Vergangenheit etwas hin und her springt, und es um den Besitz der Chronosphäre, die von der Zeit (Sacha Baron Cohen) beherrscht und gepflegt wird, wird eher lustlos präsentiert. Mit einer gehören Portion Unglaubwürdigkeit. Denn die taffe Seefahrerin soll jetzt, immerhin spiegeln ihre Abenteuer im Unterland ihre aktuellen Probleme in der realen Welt, an sich zweifeln und sich ernsthaft überlegen, ob sie nicht doch zum Heimchen am Herd wird.
Da helfen dann auch nicht mehr die Auftritte der alten Bekannten aus dem ersten Film und die bunten, hauptsächlich aus dem Computer generierten Bilder. Wobei jetzt das Zusammenspiel von Schauspielern und CGI-Figuren besser funktioniert als im ersten Teil.
Eine riesige Enttäuschung ist dagegen die erschreckend beliebig vor sich hin plätschernde Musik von Danny Elfman; – wobei: zur Lektüre von Carrolls Alice-Geschichten könnte sie eine gute Geräuschkulisse sein.
Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln (Alice through the looking glass, USA 2016
Regie: James Bobin
Drehbuch: Linda Woolverton
LV: Lewis Carroll: Through the Looking-Glass, 1871 (Alice hinter den Spiegeln)
mit Johnny Depp, Mia Wasikowska, Helena Bonham Carter, Anne Hathaway, Sacha Baron Cohen, Rhys Ifans, Matt Lucas, Lindsay Duncan, Leo Bill, Geraldine James, Andrew Scott, Richard Armitage, Ed Speleers, Alan Rickman (Stimme), Timothy Spall (Stimme), Paul Whitehouse (Stimme), Stephen Fry (Stimme), Barbara Windsor (Stimme), Michael Sheen (Stimme)
ZDFkultur, 20.15 Geliebte Aphrodite (USA 1995, Regie: Woody Allen)
Drehbuch: Woody Allen
Lenny Weinrib (Woody Allen) und seine Frau haben Max adoptiert. Als ihre Liebe erkaltet, sucht Lenny die leibliche Mutter von Max. Es ist Linda (Mira Sorvino). Ein Callgirl. Lenny will sie auf den Pfad der Tugend zurückführen. Und ein griechischer Chor kommentiert die Ereignisse.
Wunderschöne Komödie von Woody Allen. Er erhielt für sein Drehbuch eine Oscar-Nominierung, Mira Sorvino erhielt, unter anderem, einen Oscar, einen Golden Globe und einen BAFTA als beste Nebendarstellerin.
„Woody Allen alt? Keine Spur. Bei ihm hören die besten Zeiten einfach nie auf.“ (Fischer Film Almanach 1997)
mit Woody Allen, Mira Sorvino, F. Murray Abraham, Helena Bonham Carter, Peter Weller, Michael Rapaport, Jack Warden, Paul Giamatti
Wiederholung: Mittwohc, 20. April, 00.15 Uhr (Taggenau!)
3sat, 22.25 Geliebte Aphrodite (USA 1995, Regie: Woody Allen)
Drehbuch: Woody Allen
Lenny Weinrib (Woody Allen) und seine Frau haben Max adoptiert. Als ihre Liebe erkaltet, sucht Lenny die leibliche Mutter von Max. Es ist Linda (Mira Sorvino). Ein Callgirl. Lenny will sie auf den Pfad der Tugend zurückführen. Und ein griechischer Chor kommentiert die Ereignisse.
Wunderschöne Komödie von Woody Allen. Er erhielt für sein Drehbuch eine Oscar-Nominierung, Mira Sorvino erhielt, unter anderem, einen Oscar, einen Golden Globe und einen BAFTA als beste Nebendarstellerin.
„Woody Allen alt? Keine Spur. Bei ihm hören die besten Zeiten einfach nie auf.“ (Fischer Film Almanach 1997)
mit Woody Allen, Mira Sorvino, F. Murray Abraham, Helena Bonham Carter, Peter Weller, Michael Rapaport, Jack Warden, Paul Giamatti Hinweise Rotten Tomatoes über „Geliebte Aphrodite“
Wikipedia über „Geliebte Aphrodite“ (deutsch, englisch)
Die Geschichte von Aschenputtel (manchmal auch Aschenbrödel oder bei den Amis Cinderella) ist ja bekannt. Aber heute, wo gefühlt jedes Märchen mit einem anderen Schwerpunkt neu erzählt wird, fällt Kenneth Branaghs Version von Aschenputtel schon auf. Denn er erzählt das Märchen einfach noch einmal so, wie wir es aus unseren Kindertagen kennen. Nur die Tricktechnik ist besser als in den älteren Filmen.
Das ist, angesichts der zahlreichen mehr oder weniger missglückten Neuinterpretationen, schon etwas. Modernisierungen, wie „Maleficent – Die dunkle Fee“ (inspiriert von Dornröschen) oder „Snow White and the Huntsman“ (inspiriert von Schneewittchen), ließen einen oft kopfschüttelnd zurück. Da wurde die Geschichte aus der Sicht eines Nebencharakters erzählt und plötzlich war die böse Fee gar nicht mehr so böse, sondern nur noch eine strenge Mutter und die ganze Geschichte hatte nicht mehr die Prägnanz des Originals. Da wurde aus der Heldin eine veritable Actionheldin, die mit dem alten Märchen wenig, mit aktuellen Fantasy-Filmen viel zu tun hat und die natürlich alles das weg lässt, was wir am Original mochten.
Aber gleichzeitig fragte ich mich, warum Kenneth Branagh, der immerhin mit zwei Shakespeare-Neuinterpretationen, die allgemein abgefeiert wurden und damals William Shakespeare für viele Zuschauer erstmals erschloss, dieses Mal so konservativ vorgeht und er sich – ohne jede Not – zum willigen Erfüllungsgehilfen von Walt Disney degradieren lässt. Dieser konservative Ansatz macht dann auch „Cinderella“ zu einem Film für achtjährige Mädchen. Alles ist offensichtlich. Es gibt keinen Subtext, keine aktuellen Bezüge oder einen individuellen Zugriff auf die Geschichte. Es gibt nur die Geschichte von einem verschüchterten, passiven Mädchen, das sich in den Traumprinz verliebt und ihn am Ende, nachdem er sie im ganzen Land suchte, auch bekommt.
Diese sattsam bekannte Geschichte wird in prachtvollen Bildern, die im Luxus schwelgen und mit einigen bekannten Schauspielern (Cate Blanchett, Helena Bonham Carter, Stellan Skarsgard, Derek Jacobi) garniert, mit Liebe zum malerischen Detail, überraschungsfrei und, immerhin, erstaunlich kitschfrei erzählt. Denn allzuleicht hätte der Märchenfilm in eine jungmädchenhafte Schwärmerei ausarten können.
Big Fish – Der Zauber, der ein Leben zur Legende macht (USA 2003, Regie: Tim Burton)
Drehbuch: John August
Literaturvorlage: Daniel Wallace: Big Fish – A Novel of Mythic Proportions, 1998 (Big Fish)
Vertreter Edward Bloom ist ein begnadeter Geschichtenerzähler. Sein Sohn Will, der hinter den Geschichten nie den wahren Edward Bloom sah, brach deshalb vor Jahren entnervt den Kontakt zu ihm ab. Jetzt sitzt er an Edwards Sterbebett und versucht zum letzten Mal die Beziehung zu seinem Vater zu kitten. Aber dieser erzählt nur wieder einmal die altbekannten Geschichten aus seinem Leben und erfindet einige neue dazu.
Das Buch, eine lockere Sammlung von Episoden, ist bestenfalls solala. Aber der Film, der sich in vielen Teilen von dem Buch entfernt, die Episoden aus dem Buch und zahlreiche neue zu einer Biographie zusammenfügt und dabei das Thema des Buches deutlicher herausarbeitet, ist eine zwischen trister Realität und farbenfreudiger Fantasie wechselnde Liebeserklärung an das Erzählen von Geschichten, die am Ende doch nicht so erfunden sind, wie der Sohn immer annahm.
Mit Ewan McGregor, Albert Finney, Billy Crudup, Jessica Lange, Helena Bonham Carter, Loudon Wainwright III, Steve Buscemi, Danny DeVito, Daniel Wallace (Econ Professor)
T. S. Spivet lebt nicht gerade in einer normalen Familie und normal ist der selbst ernannte „Leonardo da Vinci von Montana“ auch nicht. Immerhin ist T. S. Spivet der Erzähler in Jean-Pierre Jeunets neuem Film „Die Karte meiner Träume“ – und wem seine vorherigen Filme „Delicatessen“, „Die Stadt der verlorenen Kinder“, „Alien – Die Wiedergeburt“ (sein Big-Budget-Hollywood-Film), „Die fabelhafte Welt der Amélie“, „Mathilde – Eine große Liebe“ und „Micmacs – Uns gehört Paris!“ gefallen haben, dem wird auch „Die Karte meiner Träume“ gefallen. Auch wenn es dieses Mal in die USA geht, die Landschaft schöner als eine Postkarte aussieht und Jeunet den Film realistisch nennt, was unbedingt als Jeunet-Realismus verstanden werden muss.
T. S. Spivet, eigentlich Tecumseh Sparrow Spivet, lebt auf einer Ranch in Montana. Er ist hochbegabt und publiziert auch in wissenschaftlichen Magazinen. Zuletzt erfand er das Perpetuum Mobile. Dafür möchte das Smithosonian Museum, das Forschungs- und Bildungszentrum der Nation, ihm den prestigeträchtigen Baird-Preis verleihen. Das Telefonat mit der Kuratorin des Museums gestaltet sich zwar etwas schwierig, aber Genies dürfen ihre Spleens haben. Immerhin hat er das Perpetuum Mobile erfunden. Was die Kuratorin in dem Moment allerdings nicht ahnt, ist, dass Spivet ein zehnjähriger Junge ist, der sich allein auf die Reise nach Washington, D. C., begibt.
Jeunet erzählt Spivets Erlebnisse auf seiner Ranch mit seiner Mutter, einer verschrobenen Insektenforscherin, seinem Vater, einem echten Cowboy und das komplette Gegenteil seiner Mutter, seiner Celebrity-süchtigen Schwester, die unbedingt ins Fernsehen will, und seinem dummen Zwillingsbruder, der bei einem von Spivets Experimenten stirbt, Spivets Reise nach Washington und seine Erlebnisse in der Hauptstadt voller Sympathie für seine etwas neben der Realität lebenden Charaktere und sehr verspielt. Denn Spivets Zeichnungn, Gedanken und Berechnungen, wenn er zum Beispiel als Blinder Passagier den Zug besteigt, visualisiert Jeunet immer und die 3D-Effekte kommen in diesen Momenten auch gut zur Geltung. Allerdings sind sie oft auch nervig effekthascherisch, weil immer wieder Gegenstände und Teile der Landschaft in den Vordergrund geschoben werden, um uns zu zeigen, dass wir einen 3D-Film sehen. Ebenso nervig, und wahrscheinlich ebenfalls dem Experimentieren mit dem 3D-Effekt geschuldet, ist das Einflechten der Untertitel in das Bild, das dazu führt, dass die Untertitel sich vorwärts und rückwärts durch die Grashalme Montanas bewegen.
Ein weiteres Problem des Films ist der dritte Akt, wenn Spivet in Washington den Preis erhält und als Wunderkind ins Fernsehen kommt. Das ist dann in seinen Konflikten und den Lösungen viel zu nah an bekannten kitschigen Hollywood-Mustern, die eben genau die Andersartigkeit des vorherigen Films vermissen lassen.
Doch bis dahin ist „Die Karte meiner Träume“ ein wundervoll warmherziger, humorvoller und bezaubernder Film für Kinder jeden Alters.
Die US-Kritiker waren mit dem Film so unzufrieden, dass Hauptdarsteller Johnny Depp, Regisseur Gore Verbinski und Produzent Jerry Bruckheimer in einem Interview die schlechten Kritiken und die negativen Meldungen, die es teilweise schon während der sich ewig hinziehenden Vorproduktion und der Dreharbeiten gab, für den finanziellen Misserfolg des Films verantwortlich machten. Das schmeichelte sicher dem Ego der US-Kritiker, aber wenn ich einen Blick auf andere, von der Kritik negativ besprochenen Filme und die Einspielergebnisse werfe, sehe ich keinen so einfachen Zusammenhang. Immerhin wurden Verbinskis zweiter und dritter „Piraten der Karibik“-Film auch nicht überwältigend besprochen und die kommerziell überaus erfolgreichen Blockbuster von Michael Bay werden regelmäßig verrissen.
Es kann daher auch sein, dass niemand den Film sehen will, weil er schlecht ist.
Die erstaunlich lieblose DVD-Veröffentlichung (Es sind nur zwei zusätzliche, weitgehend animierte Szenen und einige Pannen beim Dreh vorhanden. Sogar auf den Trailer wurde verzichtet.) bietet die Möglichkeit, das mit etwas Abstand zu überprüfen. Denn, immerhin meinte Bruckheimer, dass „Lone Ranger“ wie „Der Zauberer von Oz“ „Ist das Leben nicht schön?“, „2001: Odyssee im Weltraum“ und „Blade Runner“ mit der Zeit gewinnen und als Meisterwerk anerkannt werde.
Nun, das glaube ich nicht. Dafür ist „Lone Ranger“ einfach zu schlecht, aber es könnte einer dieser Feiertagsfilme werden, die man sich immer wieder, wenn auch nur bis zur nächsten Werbepause, ansieht, weil die gesamte Filmgeschichte zwar keinen Sinn macht, es aber einige eher müde Witze und, am Ende, eine ziemlich spektakuläre, slaptstickhafte Actionszene gibt, die deutlich von Stummfilmen, wie Buster Keatons „Der General“, inspiriert ist. Nur dass Verbinski die Action auf zwei Züge und mehr oder weniger nebeneinander verlaufenden Gleisen verlegte. Das ist dann so beeindruckend wie sinnfrei.
Davor gibt es eine chaotische Geschichte über einen Eisenbahnbauer, der im Indianergebiet illegal Gold abbauen will und der dafür, illegal und unbemerkt, gleich Gleise ins Indianergebiet verlegte. Seine skrupellosen Handlanger bringen in einem Hinterhalt John Reids Bruder und weitere Gesetzeshüter um. Nur John Reid (Armie Hammer), der sich jetzt „The Lone Ranger“ nennt, überlebt den Hinterhalt und gemeinsam mit dem Indianer Tonto (Johnny Depp) beginnen sie die Bösewichter zu jagen.
Dieses Chaos wird, in einer 1933 in San Francisco spielenden Rahmenhandlung, von Tonto erzählt und jede Unlogik kann natürlich damit erklärt werden, dass Tonto ein chronisch unzuverlässiger Erzähler ist, der sich immer wieder in den Mittelpunkt rückt. Denn in den ursprünglichen „Lone Ranger“-Geschichten ist Tonto nur der Gehilfe des edlen Lone Rangers.
Der Lone Ranger ist ein legendärer, von Fran Striker erfundener Charakter, der zuerst in den Dreißigern im Radio Bösewichter jagte. Bis September 1954 entstanden dreitausend „Lone Ranger“-Radioepisoden. Später trat der „Lone Ranger“ auch, ebenfalls äußerst erfolgreich, im Kino, im Fernsehen, in Romanen und in Comics auf. Die Geschichten waren für ein jugendliches Publikum geschrieben. Deshalb musste der „Lone Ranger“ sich auch immer gut benehmen, wie man aus den von Fran Striker und Radioproduzent George Trendle formulierten Statuten erfährt: „Der Ranger ist ein Mann, der allen Widrigkeiten trotzt und niemals aufhört zu kämpfen, sich aber auch die Zeit nimmt, einem Vogel mit einem verletzten Flügel zu helfen. (…) Der Ranger spricht immer klar und deutlich, ohne Dialekt- oder Slangbegriffe. (…) Der Ranger schießt nie, um zu töten. (…) Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit gegenüber Kindern ist wichtig. Das Einhalten von Gesetzen und der Respekt gegenüber der Polizei ebenso.“
Tja, ein ziemlich naiver Held für ein sehr junges Publikum.
Mit dem originalen Lone Ranger hat diese viel zu teuer geratene Verfilmung, außer einigen Accessoires – die Maske des Lone Rangers, die Verkleidung des Lone Rangers, die Augenbinde des Lone Rangers – und einer extremen Schwarz-Weiß-Zeichnung der Charaktere, nichts mehr zu tun. Auch der naive Charme der alten, für ein Taschengeld produzierten Serials fehlt.
Als Spielfilm setzt Verbinskis Werk sich, weil nie eine erzählerische Haltung erkennbar ist, als „Piraten der Karibik“-im-Wilden-Westen-Übung zwischen die Stühle. Einerseits soll die Klamauk-Ebene bedient werden, andererseits soll die Pracht des Wilden Westens wie in einem klassischen Western auf der Leinwand erstrahlen. Dabei durchkreuzt der eine erzählerische Ansatz immer wieder den anderen, nichts funktioniert und am Ende hat der „Lone Ranger“ höchstens die Faszination eines missglückten Experiments: die Zutaten stimmen, das Ergebnis nicht.
Dabei hat es nicht am Geld gelegen. Immerhin kostete der „Lone Ranger“ ungefähr 215 Millionen Dollar. „Django Unchained“ kostete 100 Millionen, „True Grit“ 38 Millionen, „Appaloosa“ 20 Millionen, „Todeszug nach Yuma“ 55 Millionen, „Open Range“ 22 Millionen und „Erbarmungslos“ 14,4 Millionen. Alle diese Western sind deutlich gelungener und sie fanden ihr Publikum, weil sie das hatten, was dem „Lone Ranger“ fehlt: eine Geschichte.
Lone Ranger (The Lone Ranger, USA 2013)
Regie: Gore Verbinski
Drehbuch: Ted Elliott, Terry Rossio, Justin Haythe
mit Johnny Depp, Armie Hammer, Tom Wilkinson, Ruth Wilson, William Fichtner, Barry Pepper, James Badge Dale, Helena Bonham Carter
–
DVD
Disney
Bild: 2,40:1 (16:9)
Ton: Deutsch, Englisch, Türkisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch, Englisch für Hörgeschädigte, Türkisch
Bonusmaterial: Zusätzliche Szenen, Pannen beim Dreh
Big Fish – Der Zauber, der ein Leben zur Legende macht (USA 2003, R.: Tim Burton)
Drehbuch: John August
Literaturvorlage: Daniel Wallace: Big Fish – A Novel of Mythic Proportions, 1998 (Big Fish)
Vertreter Edward Bloom ist ein begnadeter Geschichtenerzähler. Sein Sohn Will, der hinter den Geschichten nie den wahren Edward Bloom sah, brach deshalb vor Jahren entnervt den Kontakt zu ihm ab. Jetzt sitzt er an Edwards Sterbebett und versucht zum letzten Mal die Beziehung zu seinem Vater zu kitten. Aber dieser erzählt nur wieder einmal die altbekannten Geschichten aus seinem Leben und erfindet einige neue dazu.
Das Buch, eine lockere Sammlung von Episoden, ist bestenfalls solala. Aber der Film, der sich in vielen Teilen von dem Buch entfernt, die Episoden aus dem Buch und zahlreiche neue zu einer Biographie zusammenfügt und dabei das Thema des Buches deutlicher herausarbeitet, ist eine zwischen trister Realität und farbenfreudiger Fantasie wechselnde Liebeserklärung an das Erzählen von Geschichten, die am Ende doch nicht so erfunden sind, wie der Sohn immer annahm.
Mit Ewan McGregor, Albert Finney, Billy Crudup, Jessica Lange, Helena Bonham Carter, Loudon Wainwright III, Steve Buscemi, Danny DeVito, Daniel Wallace (Econ Professor)
Wiederholung: Mittwoch, 8. Mai, 00.10 Uhr (Taggenau!)