DVD-Kritik: Peter Robinsons „Inspector Banks – Mord in Yorkshire“ ermittelt auch im Film

Es dauerte weit über zwanzig Jahre, bis mit „Aftermath“ ein Roman von Peter Robinson verfilmt wurde. Dabei gehören die in Yorkshire spielenden, vielfach nominierten und ausgezeichneten Polizeiromane mit DCI Alan Banks schon lange zu den bei Krimilesern beliebten Serien. Inzwischen hat Robinson 21 Banks-Romane veröffentlicht und damit haben die Macher der TV-Serie „Inspector Banks – Mord in Yorkshire“ (DCI Banks) theoretisch mehr als genug Vorlagen für die kommenden Jahre. Denn „Aftermath“, in England als Zweiteiler ausgestrahlt (mit Werbung wurden aus dem Neunzigminüter zwei einstündige Sendungen), war überraschend erfolgreich und der TV-Sender ITV produzierte mit Left Bank Pictures weitere „Inspector Banks“-Filme. In England wurden bis jetzt sieben Filme ausgestrahlt; in Deutschland, hauptsächlich im ZDF, die vier, die es jetzt auf der DVD „Inspector Banks – Mord in Yorkshire: Die komplette erste Staffel“ gibt. Weitere drei Filme, die wieder als Zweiteiler gezeigt werden sollen, werden derzeit gedreht und sollen Anfang 2014 in England ausgestrahlt werden. Für Nachschub ist also gesorgt.

Weil die Romane teilweise schon älter sind – der erste Banks-Roman „Falle für Peeping Tom“/“Augen im Dunkeln“ (Gallows View) erschien 1987 – und die Polizeiarbeit sich seitdem rapide änderte, wurden die Geschichten an die Gegenwart angepasst und, weil die TV-Macher sich nicht an die Chronologie der Romane halten, wurden bei den vernachlässigbaren privaten Subplots ebenfalls die nötigen Anpassungen vorgenommen.

Doch das dürfte höchstens Fans der Romane, die eine buchstabengetreue Umsetzung wollen, stören. Denn im Mittelpunkt der „Inspector Banks“-Filme steht der Fall.

In „Aftermath“ werden im Keller eines Wohnhauses vier Mädchenleichen entdeckt. Dabei stirbt ein Polizist und der mutmaßliche Täter landet im Koma. Außerdem ist ein weiteres Mädchen verschwunden. Lucy Payne,die Frau des Mörders, zu der Banks eine besondere Beziehung aufbaut, schweigt und Banks muss sich mit DI Annie Cabbot, einer neuen, überaus ambitionierten Kollegin, herumschlagen.

Nach der spektakulären Pilotfolge steuern die nächsten drei „Inspector Banks“-Filme ruhigere Gewässer an. Banks und Cabbot arbeiten gut zusammen. Obwohl ihre Ambitionen und der damit einhergehende immer wieder fehlenden Teamgeist bei Banks auf wenig Gegenliebe stoßen und die Fälle immer schwierige moralische und emotionale Prüfungen für Banks und Cabbot enthalten.

In „Kein Rauch ohne Feuer“ sterben bei einem Schiffsbrand zwei Menschen. Ihre erste Spur führt in das Milieu von Kunstfälschern. Aber auch die Familie des zweiten Opfers hat etwas zu verbergen.

In „Wenn die Dämmerung naht“ wird auf einem Kliff eine schwer behinderte Frau ermordet. Es war Lucy Payne, die wir aus „Aftermath“ kennen. Während bei den Verfilmungen der Abstand von nur einem Jahr zwischen den beiden Fällen unglaubwürdig kurz geraten ist, erschienen die gleichnamigen Romane 2001 und 2007, in denen Payne verurteilt, schwer verletzt wurde und eine neue Identität erhielt.

Während Cabbot Paynes Mörder sucht, sucht Banks den Mörder des Teenagers Hayley Daniels, die nach einem feuchtfröhlichem Abend in einer Gasse der Altstadt ermordet wurde. Letztendlich haben beide Fälle dann doch etwas miteinander zu tun und die Mörderin von Payne ist, im Gegensatz zum Roman, von Anfang an bekannt. Weil sie im Film eine prominentere Rolle hat, wird aus einer banalen Tätersuche ein Psychoduell, in dem es um die Frage geht, wie Täter bestraft werden sollen.

In „Kalt wie das Grab“ ermitteln Banks und Cabbot wieder in zwei verschiedenen Fällen, die dann doch miteinander verknüpft sind. Nach einem missglückten Raubüberfall wird ein Täter in seinem Wohnwagen erschlagen. Cabbot sucht den Mörder, während Banks von seinem Vorgesetzten gebeten wird, in London seine von zu Hause abgehauene Tochter zu suchen.

Die vier jeweils neunzigminütigen Fälle sind gute britische Polizeikrimis, in denen immer wieder gezeigt wird, dass Polizeiarbeit Teamarbeit ist und dass an einem Fall viele Polizisten arbeiten. Das ist traditionsbewusste Krimikost, die sich auf das gute Erzählen ihrer Geschichten konzentriert. Dabei stehen die Fälle im Mittelpunkt. Über das Privatleben von Banks und Cabbot erfahren wir fast nichts und das ist gut so.

Inspector Banks“ ist zwar nicht so innovativ wie „Sherlock“ oder „Luther“, aber flott erzählte Krimiunterhaltung mit einem düsteren Unterton ist es allemal.

Die deutschen Ausgaben der Banks-Romane erschienen im Ullstein Verlag. Derzeit sind keine weiteren Übersetzungen geplant.

Inspector Banks - DVD-Cover - 4

Inspector Banks – Mord in Yorkshire: Die komplette erste Staffel (DCI Banks, GB 2010/2011)

LV: Romane von Peter Robinson

mit Stephen Tompkinson (DCI Alan Banks),Andrea Lowe (DS Annie Cabbot), Lorraine Burroughs (DS Winsome Jackman), Jack Deam (DC Ken Blackstone), Colin Tierney (Chief Supt Gerry Rydell)

DVD

Polyband

Bild: 1,78:1 (16:9)

Ton: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1)

Untertitel: –

Bonusmaterial: –

Länge: 360 Minuten (4 Folgen à 90 Minuten, 2 DVDs)

FSK: ab 16 Jahre

Die ersten verfilmten Fälle von DCI Banks

Robinson - Aftermath - 2Robinson - Wenn die Dunkelheit fällt - 2

Aftermath (Aftermath, GB 2010)

Regie: James Hawes

Drehbuch: Robert Murphy

LV: Peter Robinson: Aftermath, 2001 (Wenn die Dunkelheit fällt)

TV-Erstausstrahlung als „Banks – Der Solist“

Kein Rauch ohne Feuer (Playing with Fire, GB 2011)

Regie: Paul Whittington

Drehbuch: Robert Murphy

LV: Peter Robinson: Playing with Fire, 2004 (Kein Rauch ohne Feuer)

Robinson - Wenn die Dämmerung nahtRobinson - Kalt wie das Grab

Wenn die Dämmerung naht (Friend of the Devil, GB 2011)

Regie: Bill Anderson

Drehbuch: Laurence Davey

LV: Peter Robinson: Friend of the Devil, 2007 (Wenn die Dämmerung naht)

Kalt wie das Grab (Cold is the Grave, GB 2011)

Regie: Marek Losey

Drehbuch: Robert Murphy

LV: Peter Robinson: Cold is the Grave, 2000 (Kalt wie das Grab)

Hinweise

BBC Germany über „Inspector Banks“

Homepage von Peter Robinson

Krimi-Couch über Peter Robinson

Wikipedia über Peter Robinson (deutsch, englisch) und „Inspector Banks“ 

1 Responses to DVD-Kritik: Peter Robinsons „Inspector Banks – Mord in Yorkshire“ ermittelt auch im Film

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