They could make better movies if they wanted, and the opulent ripples of buoyant hard currency would still continue to lap at their fattening suntanned bodies. If they fail to entertain, engage and amaze you, then it is because they can’t be bothered to do better. And if you accept that, then you are every bit as stupid as they think you are.
This is no time to be nice to big-budget movies. This is the time for them to start paying their way, both financially and artistically.
Als Beispiel für einen Blockbuster mit Hirn nennt er „Inception“.
Der Text im Guardian ist ein ziemlich langer Ausschnitt aus Kermodes neuem Buch „The Good, The Bad and The Multiplex – What’s wrong with modern movies?“.
Vorname Carmen (Frankreich/Schweiz 1983, R.: Jean-Luc Godard)
Drehbuch: Anne-Marie Miéville
Im Rahmen des bereits um 20.15 Uhr beginnenden „Carmen“-Themenabends wird auch, endlich wieder, Jean-Luc Godards sehr zugängliche (verglichen mit seinen anderen Spätwerken) Interpretation der Geschichte von Carmen gezeigt. Godard verlegte die Geschichte in die Gegenwart und er spielte in dem Film auch die Rolle des Regisseurs und Onkels von Carmen, der nie um einen bissigen Kommentar verlegen ist.
mit Maruschka Detmers, Jacques Bonnaffé, Myriem Roussel, Hippolite Girardot, Jean-Luc Godard
My Blueberry Nights (China/USA 2007, R.: Wong Kar-wai)
Drehbuch: Wong Kar-wai, Lawrence Block (nach einer Geschichte von Wong Kar-wai)
Elizabeth hat Liebeskummer. In einem kleinen New Yorker Café schüttet sie dem Kellner ihr Herz aus. Der verliebt sich in sie, aber sie macht sich auf eine Reise durch die USA. Auf ihrem Selbstfindungstrip begegnet sie anderen einsamen Seelen.
Lawrence Block war zwar irgendwie am Drehbuch beteiligt, aber letztendlich ist es ein Wong-Kar-wai-Film geworden.
Mit Norah Jones, Jude Law, Rachel Weisz, David Strathairn, Natalie Portman
Lange Zeit war das Fernsehen das ungeliebte Schmuddelkind. Dumme Unterhaltung für die Massen, und vom Feuilleton genau deshalb weitgehend ignoriert. Das hat sich in den vergangenen Jahren mit Serien wie den „Sopranos“, „The Wire“, „Sex and the City“, „24“ und den „Desperate Housewives“, geändert. Fernsehen ist jetzt, wenn man den Kulturkritikern glauben will, der moderne Gesellschaftsroman und mit ihren Grenzüberschreitungen (Sex! Gewalt! Sprache!! Amoralische Helden.) auch subversiv. Es ist Unterhaltung für gebildete Menschen, während gleichzeitig das Kino immer mehr zum lärmend-infantilen Kindergarten verkommt.
Doch ist das US-Fernsehen, auf den sich der Diskurs über die Qualität des Fernsehens konzentriert und, was angesichts der Marktmacht und weltweiten Verbreitung auch nachvollziehbar ist, wirklich so tabubrechend, wie es sich gerne gibt?
In dem reichhaltig bebilderten Essay „Fernsehen wider die Tabus – Sex, Gewalt, Zensur und die neuen US-Serien“ geht Ivo Ritzer dieser Frage, gerüstet mit dem kulturwissenschaftlichen Analyseapparat, nach.
Außerdem erklärt er den rechtlichen Rahmen, in dem in den USA Serien produziert und im Fernsehen verwertet werden. Kurz gesagt gibt es ein frei empfangbares Fernsehen, in dem bestimmte Jugendschutzrichtlinien gelten (die sich vor allem an nackter Haut [ich sage nur Nipplegate] und obszöner Sprache [„Fuck“ geht gar nicht. Aber „Frack“ geht] orientieren) und dem Bezahlfernsehen, das sich nicht darum kümmern muss. Allerdings wurden einige Serien, die zuerst im Bezahlfernsehen und später im freien Fernsehen gezeigt wurden, für die Zweitverwertung bearbeitet. So wurde bei „Sex and the City“ jedes „fucking“ durch ein „freaking“ ersetzt und damit natürlich auch die gesamte Tonlage der Serie verändert.
Ebenso wurde auf DVD, einer weiteren Verwertungsmöglichkeit, dann die „unzensierte“ Fassung genommen. Wobei „Zensur“ hier locker gebraucht wird, denn natürlich waren die Folgen nicht zensiert, sondern die Produzenten hatten beschlossen, eine harmlosere Fassung zu zeigen. Das zeigte sich in den vergangenen Jahren besonders deutlich bei Spielfilmen, die für die Kinoauswertung in den USA für die PG-13-Freigabe um profane Sprache, nackte Haut und auch Gewaltdarstellungen erleichtert werden, die anschließend auf der unzensierten DVD, manchmal auch als „Director’s Cut“ beworben, finden und im schlimmsten Fall nur im Zeigen eines nackten Busens (was uns Deutsche nicht weiter aufregt) und eines Schimpfwortes besteht (siehe „Zwölf Runden“, „Stirb langsam 4.0“ oder John Waters‘ „A Dirty Shame“, der beim Erstellen der harmlosen Version sichtlich seinen Spaß hatte).
Das relativiert den tabubrechenden Gestus der von den Feuilleton-Kritikern so hochgelobten Serien, die in den USA auch beachtliche Quoten erreichen und in Deutschland fast alle mehr oder weniger grandios gefloppt sind, erheblich, ohne deren erzählerischen, schauspielerischen und inszenatorischen Qualitäten zu mindern.
Über Ritzer Schlußpointe, dass in Wirklichkeit Serien wie „Human Target“ (das mir gefiel) und „Hawaii 5-0“ (das ich für grottenschlecht halte) subversiv seien, muss ich noch einmal nachdenken:
„Es ginge demnach weder darum, im Sinne einer nostalgischen Altlinken mit dem Pathos der Transgression vermeintlich Tabuisiertes zu attackieren noch im Sinne einer reaktionären Neurechten in der Rückkehr zu vormodernen Tabus den eigentlichen Tabubruch zu lokalisieren. Vielmehr wäre die Ohnmacht gegenüber der (Simulations-)Macht zu akzeptieren und zum Schein an ihrem Spiel zu partizipieren. Genau dadurch könnte sie zu überlisten sein: im Durchschauen der Systemlogik, das keine Utopie als Horizont mehr reklamiert.
In diesem Sinne wären eher ‚harmlose‘, das heißt jugendfreie und ‚unterkomplexe‘, pseudo-narrative Network-Serien wie ‚Hawaii Five-0 (2010f.; CBS), ‚Human Target‘ (2010f,; Fox) oder ‚Nikita‘ (2010f; CWT) progressiv; in ihrer narzisstischen Fetischisierung der Oberfläche.“
Insgesamt ist „Fernsehen wider die Tabus“ eine gelungene Zusammenfassung des derzeitigen Standes des US-Fernsehens und er liefert auch eine gute Interpretationsfolie.
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Ivo Ritzer: Fernsehen wider die Tabus – Sex, Gewalt, Zensur und die neuen US-Serien (Kultur & Kritik 3)
Dreileben: Etwas Besseres als den Tod (D 2011, R.: Christian Petzold)
Drehbuch: Christian Petzold
Wiederholung: Mittwoch, 31. August, Eins Festival, 20.15 Uhr
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ADR, 21.45
Dreileben: Komm mir nicht nach (D 2011, R.: Dominik Graf)
Drehbuch: Markus Busch, Dominik Graf
Wiederholung: Donnerstag, 1. September, Eins Festival, 20.15 Uhr
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ARD, 23.30
Dreileben: Eine Minute Dunkel (D 2011, R.: Christoph Hochhäusler)
Drehbuch: Christoph Hochhäusler
Wiederholung: Freitag, 2. September, Eins Festival, 20.15 Uhr und 23.30 Uhr
Dominik Graf (59), Christian Petzold (50) und Christoph Hochhäusler (39) stritten sich über ihre filmischen Vorstellung und beschlossen, einfach anhand dreier eigener Filme, die sich aufeinander beziehen sollten, ihre verschiedenen Sichtweisen zu demonstrieren. Das klingt jetzt so richtig verkopft. Dabei dürfte es für uns Zuschauer ein richtiges Vergnügen sein. Denn nachdem die drei Regisseure die Prämisse formuliert hatten (ein Frauenmörder soll nach Dreileben, einem Ort im Thüringer Wald, geflüchtet sein), drehte jeder seinen eigenen Film, der mal mehr, mal weniger ein Krimi ist.
Das Fernsehen nennt diese konzentrierte Ausstrahlung von drei Neunzigminütern an einem Abend sicher „Ereignis“ und das ist es auch. Aber gleichzeitig werden die Filme etwas lieblos an einem Montagabend im Sommer weggesendet. Denn eigentlich hätte man doch mal den sonntäglichen „Tatort“ für etwas anderes ausfallen lassen können.
On Tuesday, August 23, 2011 at 8:15pm PT/11:15pm ET, Universal Studios Home Entertainment reunites the cast and filmmakers of the iconic underworld epic, SCARFACE in a special Q&A live from Los Angeles via Livestream. Stars Al Pacino, Steven Bauer, Robert Loggia, F. Murray Abraham and producer Martin Bregman will come together to celebrate the upcoming Blu-ray launch and legacy of the film that redefined the gangster genre forever and became a cultural touchstone for an entire generation.
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Bei IndieWire hat man sich Gedanken über das derzeitige Action-Kino gemacht: Chaos Cinema.
Winner: The Drink Tank, edited by Christopher J. Garcia and James Bacon
Banana Wings, edited by Claire Brialey and Mark Plummer
Challenger, edited by Guy H. Lillian III
File 770, edited by Mike Glyer
StarShipSofa, edited by Tony C. Smith
Best Fan Writer
Presented by John Coxon
Winner: Claire Brialey
James Bacon
Christopher J. Garcia
James Nicoll
Steven H. Silver
Best Semiprozine
Presented by David G. Hartwell
Winner: Clarkesworld, edited by Neil Clarke, Cheryl Morgan, Sean Wallace; podcast directed by Kate Baker
Interzone, edited by Andy Cox
Lightspeed, edited by John Joseph Adams
Locus, edited by Liza Groen Trombi and Kirsten Gong-Wong
Weird Tales, edited by Ann VanderMeer and Stephen H. Segal
Best Professional Artist
Presented by Boris Vallejo
Winner: Shaun Tan
Daniel Dos Santos
Bob Eggleton
Stephan Martiniere
John Picacio
Best Editor, Short Form
Presented by Ellen Datlow
Winner: Sheila Williams
John Joseph Adams
Stanley Schmidt
Jonathan Strahan
Gordon Van Gelder
Best Editor, Long Form
Presented by Ellen Asher
Winner: Lou Anders
Ginjer Buchanan
Moshe Feder
Liz Gorinsky
Nick Mamatas
Beth Meacham
Juliet Ulman
Best Dramatic Presentation, Short Form
Presented by George R. R. Martin
Winner: Doctor Who: “The Pandorica Opens/The Big Bang,” written by Steven Moffat; directed by Toby Haynes (BBC Wales)
Doctor Who: “A Christmas Carol,” written by Steven Moffat; directed by Toby Haynes (BBC Wales)
Doctor Who: “Vincent and the Doctor,” written by Richard Curtis; directed by Jonny Campbell (BBC Wales)
Fuck Me, Ray Bradbury, written by Rachel Bloom; directed by Paul Briganti
The Lost Thing, written by Shaun Tan; directed by Andrew Ruhemann and Shaun Tan (Passion Pictures)
Best Dramatic Presentation, Long Form
Presented by Bill Willingham
Winner: Inception, written and directed by Christopher Nolan (Warner)
Harry Potter and the Deathly Hallows: Part 1, screenplay by Steve Kloves; directed by David Yates (Warner)
How to Train Your Dragon, screenplay by William Davies, Dean DeBlois & Chris Sanders; directed by Dean DeBlois & Chris Sanders (DreamWorks)
Scott Pilgrim vs. the World, screenplay by Michael Bacall & Edgar Wright; directed by Edgar Wright (Universal)
Toy Story 3, screenplay by Michael Arndt; story by John Lasseter, Andrew Stanton & Lee Unkrich; directed by Lee Unkrich (Pixar/Disney)
Best Graphic Story
Presented by Trixe Pixie: Alexander James Adams, Betsy Tinney, S. J. Tucker
Winner: Girl Genius, Volume 10: Agatha Heterodyne and the Guardian Muse, written by Phil and Kaja Foglio; art by Phil Foglio; colors by Cheyenne Wright (Airship Entertainment)
Fables: Witches, written by Bill Willingham; illustrated by Mark Buckingham (Vertigo)
Grandville Mon Amour, by Bryan Talbot (Dark Horse)
Schlock Mercenary: Massively Parallel, written and illustrated by Howard Tayler; colors by Howard Tayler and Travis Walton (Hypernode)
The Unwritten, Volume 2: Inside Man, written by Mike Carey; illustrated by Peter Gross (Vertigo)
Best Related Book
Presented by Farah Mendlesohn
Winner: Chicks Dig Time Lords: A Celebration of Doctor Who by the Women Who Love It, edited by Lynne M. Thomas and Tara O’Shea (Mad Norwegian)
Bearings: Reviews 1997-2001, by Gary K. Wolfe (Beccon)
The Business of Science Fiction: Two Insiders Discuss Writing and Publishing, by Mike Resnick and Barry N. Malzberg (McFarland)
Robert A. Heinlein: In Dialogue with His Century, Volume 1: (1907–1948): Learning Curve, by William H. Patterson, Jr. (Tor)
Writing Excuses, Season 4, by Brandon Sanderson, Jordan Sanderson, Howard Tayler, Dan Wells
Best Short Story
Presented by David D. Levine
Winner: “For Want of a Nail” by Mary Robinette Kowal (Asimov’s, September 2010)
“Amaryllis” by Carrie Vaughn (Lightspeed, June 2010)
“Ponies” by Kij Johnson (Tor.com, November 17, 2010)
“The Things” by Peter Watts (Clarkesworld, January 2010)
Best Novelette
Presented by Nancy Kress
Winner: “The Emperor of Mars” by Allen M. Steele (Asimov’s, June 2010)
“Eight Miles” by Sean McMullen (Analog, September 2010)
“The Jaguar House, in Shadow” by Aliette de Bodard (Asimov’s, July 2010)
“Plus or Minus” by James Patrick Kelly (Asimov’s, December 2010)
“That Leviathan, Whom Thou Hast Made” by Eric James Stone (Analog, September 2010)
Best Novella
Presented by Robert Silverberg
Winner: “The Lifecycle of Software Objects” by Ted Chiang (Subterranean)
“The Lady Who Plucked Red Flowers beneath the Queen’s Window” by Rachel Swirsky (Subterranean Magazine, Summer 2010)
“The Maiden Flight of McCauley’s Bellerophon” by Elizabeth Hand (Stories: All New Tales, William Morrow)
“The Sultan of the Clouds” by Geoffrey A. Landis (Asimov’s, September 2010)
“Troika” by Alastair Reynolds (Godlike Machines, Science Fiction Book Club)
Best Novel
Presented by TimPowers
Winner: Blackout/All Clear by Connie Willis (Ballantine Spectra)
Cryoburn by Lois McMaster Bujold (Baen)
The Dervish House by Ian McDonald (Gollancz; Pyr)
Feed by Mira Grant (Orbit)
The Hundred Thousand Kingdoms by N.K. Jemisin (Orbit)
The John W. Campbell Award for Best New Writer
Presented by Stanley Schimdt and Seana McGuire
Award for the best new professional science fiction or fantasy writer of 2009 or 2010, sponsored by Dell Magazines (not a Hugo Award).
The Wrestler – Ruhm, Liebe, Schmerz (USA 2008, R.: Darren Aronofsky)
Drehbuch: Robert Siegel
Das ist deutsche TV-Kultur: Platz 173 in der Top-250-Liste der IMDB, über dreißig Filmpreise erhalten (unter anderem der Goldene Löwe in Venedig), für über dreißig weitere nominiert, Kritikerliebling, über 127.000 Kinobesucher in Deutschland (gut, gegen den „Avatar“ ist das nichts, aber auch in Tom Tykwers „The International“ gingen keine 700.000 Leute und der Film wurde kürzlich, gekürzt, an einem Sonntag von Pro 7 um 20.15 Uhr ausgestrahlt) und die gloriose Rückkehr von Mickey Rourke als Schauspieler (er erhielt für seine Rolle unter anderem den Golden Globe und den BAFTA Award und war für den Oscar nominiert) – und dann hatte der Film, weil „Die beliebtesten Komiker der Deutschen“ wichtiger waren, an einem Wochentag zu später Stunde seine TV-Premiere.
Die Story: Im semidokumentarischem Stil eines Siebziger-Jahre-New-Hollywood-Films verfolgt Aronofsky den abgewrackten Wrestler Randy ‘The Ram’ Robinson, dessen Leben nur aus Wrestling besteht. Nach einem Infarkt soll er das Wrestling aufgeben, er versucht einen Neuanfang, will sich mit seiner Tochter aussöhnen und kann doch vom Wrestling nicht lassen.
Großartiges Schauspielerkino, mit einem deutlichen Blick auf das Mainstream-Publikum.
Als nächsten Film drehte Aronofsky den Ballettfilm „Black Swan“, der in vielen Punkten die spiegelbildiche Ergänzung zu „The Wrestler“ ist.
mit Mickey Rourke, Marisa Tomei, Evan Rachel Wood
Wiederholungen
HR, Montag, 5. September, 23.30 Uhr (anschließend, ebenfalls mit Mickey Rourke, „24 Stunden in seiner Gewalt“)
„High Life“ beginnt tagsüber mitten in der Stadt mit einem Schusswechsel bei einem vor einer Bank stehendem Geldtransporter. Dann kommt in einem Auto ein unrasierter Mann mit Strickmütze und Revolver ins Bild. Es friert ein und jemand sagt „Solang ich denken kann, wollt ich schon immer Anwalt werden.“
Schon jetzt ist klar, dass der Typ dieses Ziel wohl nicht erreichen wird. Er nennt sich Dick (Timothy Olyphant) und sein gerade aus dem Knast entlassener Kumpel Bug (Stephen Eric McIntyre) bringt ihn auch gleich wieder auf die schiefe Bahn. Bug ist ein ziemlich durchgeknallter Psychopath, der keine zehn Sekunden vorausplant, seine Probleme vor allem mit Gewalt löst, dabei über Leichen geht und immer den anderen die Verantwortung zuschiebt. So meint er: „Nur weil du jemand schlägst und der stirbt, dann heißt das noch in keinem Fall ‚du hast ihn umgebracht‘.“
Bug will auch gleich mit einem Überfall etwas Kleingeld verdienen. Aber Dick hat die Idee für einen großen Coup: sie wollen, – wir schreiben 1983 und Geldautomaten waren damals gerade brandneu -, einen Geldautomat ausrauben. Dabei sollen ihnen Dicks hypochondrischer Bruder Donnie (Joe Anderson) und der junge Schönling Billy (Rossif Sutherland), den Dick auf einem Treffen von Drogensüchtigen aufgegabelt hat, helfen. Denn, so Dick: „Er war echt schon im großen Stil dabei. – Er war eben noch nicht sehr erfolgreich. Naja, was Gefängnisse angeht.“
Der nur in ihren drogenumnebelten Hirnen genial geplante und durchdachte Coup geht dann doch nicht so glatt über die Bühne, wie die vier Drogensüchtigen es sich gedacht haben, und Bug improvisiert.
„High Life“ ist eine schwarze, auf einem Theaterstück basierende Gangsterkomödie, die vor allem von den guten Dialogen, den Schauspielern (Hab ich schon gesagt, dass Olyphant mir dieses Mal richtig gut gefallen hat?) und dem pointiertem Schnitt lebt.
Timothy Olyphant überzeugt hier nach „Stirb langsam IV“ und „Hitman“ als Verbrecher. In den USA wird er gerade für seine Rolle als U. S. Marshals Raylan Givens, einem von Elmore Leonard erfundenem Charakter, den er in der TV-Serie „Justified“ spielt, von Krimifans und Kritikern abgefeiert. „Justified“ soll auch demnächst im deutschen TV laufen.
Stephen Eric McIntyre trat unter anderem in Scott Franks „Die Regeln der Gewalt“ (The Lookout) auf. Scott Frank schrieb auch, weil wir gerade bei Elmore Leonard sind, die Drehbücher für die grandiosen Leonard-Verfilmungen „Out of Sight“ und „Schnappt Shorty“ (Get Shorty).
Joe Anderson (Control, Across the Universe, The Ruins, The Crazies) und Rossif Sutherland (wir ahnen es bei dem Nachnamen, ist ein Sohn von Donald Sutherland und damit ein Halbbruder von Kiefer Sutherland) komplettieren das Verbrecherquartett und an ihrem Spiel ist nichts auszusetzen.
Außerdem ist der Film mit knapp siebzig Minuten (mit dem Abspann werden es dann 75 Minuten) so kurz, dass er vorbei ist, ehe es langweilig werden kann.
„High Life“ ist somit definitiv ein Film, den sich Genrejunkies ansehen können, der auch 2009 auf der Berlinale im „Panorama“ lief und ganz gut ankam.
Und, nachdem ich jetzt schon Elmore Leonard so oft erwähnt habe: ja, ein kräftiger Touch Elmore Leonard findet sich auch in „High Life“.
Das Bonusmaterial ist mit einem zehnminütigem „Making of“, zwei geschnittenen Szene und dem deutschen Trailer arg überschaubar. Immerhin ergeht sich das „Making of“ nicht nur in der üblichen Lobhuddelei, sondern es gibt auch einige interessante Informationen zu den Veränderungen des nur an zwei Orten spielenden Theaterstücks zum an mehreren Orten spielenden Film, den Vorbereitungen der Schauspieler und dem optischem Konzept.
High Life – Vier Gangster und ein todsicheres Ding (High Life, Kanada 2008)
Regie: Gary Yates
Drehbuch: Lee MacDougall (nach seinem Theaterstück)
mit Timothy Olyphant, Stephen Eric McIntyre, Joe Anderson, Rossif Sutherland, Brittany Scobie, Mark McKinney
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DVD
Koch Media
Bild: 1.78:1 (16:9)
Sprachen: Deutsch(Dolby Digital 5.1, DTS), Englisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch
Bonusmaterial: Making of, Geschnittene Szenen, Deutscher Trailer
Boxcar Bertha – Die Faust der Rebellen (USA 1972, R.: Martin Scorsese)
Drehbuch: Joyce H. Corrington, John William Corrington
LV: Boxcar Bertha Thompson (aufgeschrieben von Ben L. Reitman): Sister of the Road
USA in den frühen Dreißigern: die Landstreicherin Bertha und ihr Freund, der Gewerkschaftler Bill, schlagen sich durch das amerikanische Hinterland. Dabei werden sie, eher durch Zufall, zu Zugräubern und Volkshelden. Die Eisenbahngesellschaft ist davon nicht begeistert.
Das könnte heute die TV-Premiere von Martin Scorseses Frühwerk sein. Und wenn nicht, dann lief „Die Faust der Rebellen“ schon seit über zehn Jahren nicht mehr im TV.
„Boxcar Bertha“ wurde von Roger Corman produziert und er ließ Scorsese auch, solange er genug Sex und Gewalt in dieser Bonnie-und-Clyde-Variante unterbrachte, freie Hand. Das Endergebnis ist, obwohl einige Szenen (wozu vor allem das inzwischen legendäre Ende mit dem gekreuzigten Bill an einem Zugwaggon gehört) sehr gelungen sind und schon einiges von Scorseses Talent verraten, enttäuschend.
„Was auch immer an soziologischen, politischen oder dramaturgischen Ambitionen möglicherweise in der Story gelegen hat, wurde rücksichtslos aus der Handlung entfernt, so dass keine der Figuren Interesse oder Sympathie erweckt. Kaum einmal wird versucht, das Gemetzel zu rechtfertigen.“ (Variety)
Als Scorseses Freund und Kollege John Cassavetes den Rohschnitt des Films sah, forderte er ihn auf, nicht noch einen belanglosen Film, sondern einen Film, der ihm wirklich wichtig sei, zu drehen. Scorsese beherzigte den Rat und drehte „Hexenkessel“. Der Rest ist Geschichte.
Mit Barbara Hershey, David Carradine, John Carradine, Barry Primus, Bernie Casey, Victor Argo, David R. Osterhout, Harry Northup
Sind die Aliens denn wirklich so bescheuert? Nachdem bisher alle Invasionen in der Gegenwart gescheitert sind an Bakterien, Computerviren, Bürokratie und Musik, versuchen sie es jetzt in der Vergangenheit. Im Wilden Westen – und legen sich dann auch gleich mit James Bond und Indiana Jones/Han Solo an. Da müsste doch dem dümmsten Alien klar sein, dass auch diese Invasion in die Hose gehen wird.
Aber vielleicht waren sie auch von den Namen verwirrt. Den James Bond (Daniel Craig) ist jetzt Jake Lonergan und ein steckbrieflich gesuchter Verbrecher mit einem totalen Gedächtnisverlust. Indiana Jones (Harrison Ford) ist der das Land beherrschende, verbitterte Viehbaron Colonel Woodrow Dolarhyde.
Sein ziemlich missratener Sohn Percy (Paul Dano) ballert, mal wieder, zum Zeitvertreib in dem Kaff Absolution herum. Als der schweigsame und schlagkräftige Lonergan, der, nachdem er in der Wüste aufwachte, sich an nichts erinnert, aber gleich eine Bande von Strauchdieben entwaffnet, und in Absolution immer noch rätselt, warum er ein seltsames Armband trägt, Percy zusammenstaucht, schießt dieser irrtümlich einen Hilfssheriff an und er wandert ins Gefängnis. Dort wirft der Sheriff (Keith Carradine) einen Blick auf die Fahndungsplakate, erkennt Lonergan als gesuchten Verbrecher, will ihn im Saloon verhaften und, dank der schlagkräftigen Hilfe einer unbekannten Schönheit (Olivia Wilde), sitzt Lonergan etwas später in der Zelle neben Percy.
Als der Sheriff die beiden in die nächstgrößere Stadt bringen will, taucht Dolarhyde auf. Er will seinen Sohn befreien und sich persönlich an Lonergan, der ihn bestahl, rächen. Doch da taucht ein fliegendes Objekt am Himmel auf, schießt auf sie und entführt einige Dorfbewohner. Unter anderem Dolarhydes Sohn. Lonergan kann mit seinem Armband, das eine futuristische Pistole ist, ein Flugzeug abschießen.
Ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, beginnen die Dorfbewohner die Dämonen (so nennen sie die Aliens; denn damals gab es noch keine Aliens und keine UFOS; jedenfalls keine Namen dafür) zu jagen. Dafür lässt Dolarhyde auch seine Feindschaft gegenüber Lonergan ruhen.
Und während schon diese Posse mit einem Doktor, der nicht schießen kann, einem Jungen, einem Hund und einer Frau recht bunt besetzt ist, wird es später noch bunter und es wird immer deutlicher, dass im Genrecrossover „Cowboys & Aliens“ zwar die Landschaft und die Handlungszeit, aber nicht der Plot gewechselt wurde. Denn die Geschichte folgt brav den Spuren der bekannten Invasionsfilme, in denen am Ende alle gemeinsam gegen die fremde Bedrohung kämpfen. Das kann, wie in „Independence Day“ (der wie eine Blaupause für „Cowboys & Aliens“ wirkt), die ganze Welt sein.
In „Cowboys & Aliens“ ist es eine Posse, die aus dem Verbrecher, der sich an nichts erinnern kann, dem Viehbaron, der seinen nichtsnutzigen Sohn zurückholen will, dem Sheriff, ehrlichen Siedlern, Dolarhydes Cowboys, Lonergans Verbrecherbande und Indianer besteht. Eine buntere Koalition der Guten gegen das bedrohlich Fremde gab es wohl noch nie.
Trotzdem ist „Cowboys & Aliens“ als weitgehend traditioneller und damit auch ironiefreier Western, nach dem für mich etwas enttäuschenden „True Grit“ (es war vielleicht ein Fehler vor dem Coen-Film das Original gesehen, das Buch und zu viele überschwängliche Kritiken gelesen zu haben) ziemlich gelungen als Breitwand-Western mit Starbesetzung.
P. S.: Bislang gab’s nur eine erfolgreiche Alien-Invasion. Naja, so halbwegs. Denn als die Aliens die Erde mit intergalaktischer Bürokratie belästigten, war’s rum mit dem schönen Erdenleben und Arthur Dent machte sich „Per Anhalter durch die Galaxis“ auf den Weg den Bademantel (auch bekannt als das Kleidungsstück, das wir als Kind niemals anziehen wollten, weil es so unglaublich uncool war) als Kleidungsstück für alle Gelegenheiten zu rehabilitieren.
P. P. S.: Gottseidank ist „Cowboys & Aliens“ kein 3D-Film.
P. P. P. S.: „Cowboys & Aliens“ ist eine Comicverfilmung. Aber dieses Mal haben die Macher außer der Idee des Genrecrossovers nichts von der ebenfalls ziemlich ironiefreien Vorlage, die jetzt, pünktlich zum Filmstart, bei uns erschien, übernommen. In dem Comic müssen die Außerirdischen 1873 in Arizona notlanden. Ihr Raumschiff ist kaputt.und, bevor sie Hilfe herbeifunken, reißt sich Kommandant Rado Dar (der mit seinen Hörnern an einen grünlichen Büffel erinnert) den Planeten, weil er auf keiner Kasten-Sternenkarte verzeichnet ist, unter den Nagel und die Menschen will er gleich zu seinen Leibeigenen machen. Immerhin gehört ihm jetzt alles.
Doch er hat nicht mit den Cowboys Zeke und Verity, die eine Gruppe von Siedlern in die Glücksritterstadt Silver City bringen sollen, gerechnet. Sie nehmen sofort den Kampf gegen diese neue Bedrohung auf und, als Zeke eine Pistole der Außerirdischen findet, können sie sich erfolgreich wehren.
In dem unterhaltsamen Comic mit erstaunlich wenig Western-Atmosphäre (vor allem im Vergleich zum Film, in dem die Aliens fast die Entschuldigung sind, einen Western zu machen) wird im Prolog die Eroberung Amerikas durch die Europäer mit der Eroberung der Erde durch die Außerirdischen gleichgesetzt. Das ist ein interessanter Aspekt, der aber in dem späteren Kampf der Cowboys gegen die Aliens nicht weiterverfolgt wird.
Cowboys & Aliens (Cowboys & Aliens, USA 2011)
Regie: Jon Favreau
Drehbuch: Roberto Orci, Alex Kurtzman, Damon Lindelof, Mark Fergus, Hawk Ostby (nach einer Geschichte von Mark Fergus, Hawk Ostby und Steve Oedekerk [klingt nach einer sehr langen Entwicklung])
mit Daniel Craig, Harrison Ford, Abigail Spencer, Buck Taylor, Olivia Wilde, Sam Rockwell, Clancy Brown, Paul Dano, Adam Beach, Noah Ringer, Keith Carradine, Walton Goggins
Länge: 118 Minuten
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Scott Mitchell Rosenberg (Erfinder)/Andrew Foley/Fred Van Lente/Andrew Foley (Autoren)/Bennis Calero/Luciano Lima/Magic Eye Studios (Zeichnungen): Cowboys & Aliens
Michael Clayton ist der Troubleshooter für eine große New Yorker Kanzlei. Als einer ihrer Anwälte ausrastet und damit den Prozess gegen das multinationale Chemieunternehmen U/North gefährdet, ist Clayton gefordert. Doch dieser steckt gerade selbst in einer Midlife-Crises.
Tony Gilroy, der als Autor der actionhaltigen Jason-Bourne-Trilogie bekannt wurde, hat mit seinem Regiedebüt einen Paranoia-Thriller inszeniert, bei dem die Bedrohung nicht mehr vom Staat sondern von der Wirtschaft ausgeht. Trotzdem haben Action-Fans bei „Michael Clayton“ schlechte Karten. Fans des guten, im positiven Sinn altmodischen Schauspielerkinos haben dagegen gute Karten.
Tony Gilroy war als bester Autor und Regisseur für einen Oscar nominiert, George Clooney als bester Darsteller, Tom Wilkinson als bester Nebendarsteller und Tilda Swinton erhielt einen Oscar einen BAFTA-Awards als beste Nebendarstellerin.
Gilroys Buch erhielt auch den Edgar-Allan-Poe-Preis.
Mit George Clooney, Tom Wilkinson, Tilda Swinton, Sydney Pollack, Michael O’Keefe
Seit 1997 klärte Detective Chief Inspector Tom Barnaby (John Nettles) über achtzig Mordfälle (ermordet wurden insgesamt um die zweihundert Menschen) in der beschaulichen Grafschaft Midsomer auf. Erfunden wurde diese typisch englische Grafschaft von Caroline Graham und auch die ersten „Midsomer Murders“-Filme basierten auf Büchern von ihr. Doch schon seit langem erfinden die Macher neue Mordfälle, die tief in der Tradition des britischen Rätselkrimis, in denen die Aufklärung der Morde eine intellektuelle Spielerei ist und am Ende der Geschichte die Welt wieder in Ordnung ist, stehen. Die „Inspector Barnaby“-Krimis haben daher mit der Realität ungefähr so viel zu tun, wie die „Schnulze der Woche“. Entsprechend unpolitisch und auch ahistorisch sind die Geschichten. Denn ob die Geschichte 1950, 1980 oder heute spielt, erkennt man höchstens an den Autos, den Telefonen und den Computern.
Die Fälle von DCI Barnaby bilden damit das Gegenstück zu den Fällen von Chief Inspector George Gently, die präzise an einem bestimmten Ort und Zeit (die sechziger Jahre in Northumberland) lokalisiert sind und, durch die historische Brille, sich auch zu aktuellen Problemen äußern. Bei Inspector Barnaby ist dagegen die Welt noch in Ordnung. Spätestens am Ende des Films, wenn der Mörder, dessen Motiv im Privaten liegt, überführt ist und dann auch die lästige Störung der ländlichen Ruhe durch die Morde beseitigt ist.
Denn in den vier Fällen die Barnaby auf der neuesten DVD-Box „Inspector Barnaby – Volume 12“ löst und die, was bei Einzelfilmen kein Problem ist, aus 1999, 2007 und 2008 entstandenen Folgen besteht, folgt auf den ersten Mord meistens noch ein zweiter und ein dritter. Aber so richtig beunruhigt sind die Bewohner von Midsomer nicht und, je mehr Folgen es gibt, umso unrealistischer (was aber den Fan einer Serie noch nie gestört hat) wird das Konzept der Serie. Denn zweihundert Morde in etwas über zehn Jahren ist eine Mordrate, die manche Großstadt als Hort des Friedens erscheinen lässt.
In „Mord auf der Durchreise“, dem ältesten Barnaby-Fall in dieser Sammelbox, wird der Besitzer eines Herrenhauses erschossen. Verdächtig ist selbstverständlich das gerade anwesende fahrende Volk. Barnaby entdeckt bei seinen Ermittlungen schnell seltsame familiäre Bande und alte Feindschaften.
In „Leben und Morden in Midsomer“ entdecken Touristen im Wald eine halb verweste Leiche. Der Tote war der Ex-Mann der neuen Frau von Guy Sandy, dem Herausgeber des scharfzüngigen Magazins „Midsomer Life“. Kurz darauf wird Sandy ermordet und über seinen Tod scheint niemand so richtig traurig zu sein.
In „Geliebt, gejagt, getötet““ wird Jack Colby, ein Ex-Polizist und Ex-Freund von Barnaby, ermordet. Gemeinsam mit seiner Frau, ebenfalls eine Ex-Polizistin, kümmerten sie sich auf dem Anwesen eines als Gattinnenmörder verurteilten Grafen um entlassene Sträflinge. Kurz vor seinem Tod wollte Colby Barnaby noch ein Geheimnis anvertrauen.
Und in „Der Wald der lebenden Toten“ geht es um das Übersinnliche. Denn Ernest Balliol, der Anführer eines lokalen Kults, will ein wertvolles Buch, das er in der Bibliothek von Aloysius Wilmington vermutet, haben. Die beiden waren früher befreundet und sind heute, spätestens nachdem der Wilmington in Büchern und im TV einen Feldzug gegen okkulte Gruppen (bevorzugt natürlich die von Balliol) führt, spinnefeind. Den ersten Toten gibt es während einer Zaubervorstellung von Aloysius vor Kindern. Der zweite Tote ist ein Antiquar und eine dritte Leiche wird es auch noch geben.
Dass für meinen Geschmack „Inspector Barnaby“ etwas zu gemütlich ist, dürfte niemand überraschen. Auch nicht, dass mir das alles etwas zu lauschig ist und zu sehr in Richtung traditioneller Whodunit geht. Denn die Morde geschehen in der Bilderbuchgrafschaft Midsomer und, wenn wir uns die vier in der neuen DVD-Box „Volume 12“ versammelten Folgen ansehen, war es 1999 noch lauschiger als heute. Damals gab es sogar noch Pferdekutschen. In den neueren Episoden wird sich dann mit dem Auto fortbewegt. Sonst ist alles immer noch wie zu Agatha Christies Zeiten.
Aber wenn ich die Wahl zwischen einem „Tatort“, der sich ja immer bemüht neben dem Krimi auch noch etwas Wichtiges zu sagen, und einem „Inspector Barnaby“ habe, dann würde ich doch den Engländer vorziehen. Denn, wie auch die Fälle in der zwölften „Inspector Barnaby“-Box zeigen, sind die Fälle einfach gut entwickelte Whodunits, die nicht mehr und nicht weniger als gutes Handwerk sein wollen; – und beim Sehen von gutem Handwerk fällt immer wieder auf, wie oft in einem „Tatort“ auf genau das verzichtet wird.
Die Musik
Inzwischen gibt es auch die von Jim Parker geschriebene Musik auf CD und in der zehnten „Inspector Barnaby“-Box eine Bonus-CD mit weiteren Liedern aus den Filmen. Denn Parkers Filmmusik ist immer sehr liedhaft und nimmt auch immer wieder Elemente von traditionellen Melodien und Tänzen auf. Das führt dazu, dass die von Jim Parker geschriebenen Stücke auch gut ohne die Filme funktionieren – und weshalb ich die CD im Moment ziemlich oft in meinen CD-Player lege.
Inspector Barnaby – Volume 12 (Midsomer Murders)
LV: Charakter von Caroline Graham
mit John Nettles (DCI Tom Barnaby), Jane Wymark (Joyce Barnaby), Barry Jackson (Dr Bullard), Jason Hughes (DS Ben Jones), Laura Howard (Cully Barnaby), Daniel Casey (Sergeant Gavin Troy), Kirsty Dillon (WPC Gail Stephens)
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DVD
Edel
Bild: PAL 16:9 (Folge 1 – 3), PAL 4:3 (Folge 4)
Ton: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 2.0)
Untertitel: –
Bonusmaterial: Interview mit John Hughes (8 Minuten)
Länge: 388 Minuten (4 spielfilmlange Episoden auf 4 DVDs)
FSK: ab 12 Jahre
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enthält diese Ermittlungen von Inspector Barnaby
Leben und Morden in Midsomer (Midsomer Life, GB 2008; Staffel 11, Folge 4; Episode 63)
Regie: Peter Smith
Drehbuch: David Hoskins
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Geliebt, gejagt, getötet (Death in a Chocolate Box, GB 2007; Staffel 10, Folge 8; Episode 59)
Regie: Richard Holthouse
Drehbuch: Tony Etchells
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Der Wald der lebenden Toten (The Magician’s Nephew, GB 2008; Staffel 11, Folge 5; Episode 64)
Regie: Richard Holthouse
Drehbuch: Michael Russell
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Mord auf der Durchreise (Blood will out, GB 1999; Staffel 2, Folge 4; Episode 9)
Baranski deckt einen Polit-Skandal auf und will dem pensionierten MAD-Oberstleutnant Delius die Beweise übergeben. Baranski wird vor dem Treffen überfahren. Delius sucht den Mörder.
„Baranskis Geschäft“ war der dritte und letzte „Tatort“ mit Horst Bollmann als MAD-Oberstleutnant Delius. Jürgen Roland, der alle Fälle inszenierte, wagte sich mit den Delius-“Tatorten“ weit in die undurchsichtigen Geschäfte zwischen Ost und West. Entsprechend spannend sind sie heute als Zeitdokumente aus dem Kalten Krieg.
„Baranskis Geschäft“ gehört zu den extrem selten gezeigten „Tatorten“. Zuletzt lief er am 28. Dezember 2003 weit nach Mitternacht im TV.
Mit Horst Bollmann, Knut Hinz, Nicolin Kunst, Ulrich Dobschütz, Klaur Barner, Fritz Eckhardt
Aber das ging damals, als Frank Göhre im Frühjahr 1984 mit Richard K. Flesch, dem legendären Herausgeber der rororo-Thriller-Reihe, über seine neue Romanidee sprach, gar nicht. Damals meinte Flesch auf einen Romanvorschlag von Göhre: „Soweit kommt’s noch, dass Rowohlt kriminelle Heimatschmonzetten veröffentlicht.“
Tja, das war damals, als der Soziokrimi noch lebendig war. Heute veröffentlicht Rowohlt auch Regiokrimis. Damals änderte Göhre sein Konzept. Von der Lüneburger Heide ging’s nach Hamburg. Regisseur Carl Schenkel, mit dem Göhre damals an dem Fahrstuhlthriller „Abwärts“ arbeitete, gab ihm einen „Spiegel“-Artikel über die unglückliche Liebe eines Rentners zu einer Peep-Show-Tänzerin (Hm, klingt irgendwie nach „Professor Unrat“). Göhre begann sich auf der Reeperbahn umzusehen und im Juli 1986 erschien „Der Schrei des Schmetterlings“. Mit „Der Tod des Samurai“ und „Der Tanz des Skorpions“ erzählte er 1989 und 1991 die Geschichte der Polizisten und Verbrecher auf St. Pauli fort. Mit „St. Pauli Nacht“ gab es 1993 einen kleinen Nachschlag und 2006 mit „Zappas letzter Hit“ den vierten St.-Pauli-Roman.
In „Die Kiez-Trilogie“ sind jetzt die ersten drei, eng miteinander verknüpften Romane erschienen und sie sind wahrlich keine Heimatschmonzetten oder Regiokrimis. Sie sind intime Milieustudien von der Hamburger Reeperbahn und der hamburger Melange von Polizei, Verbrechern und Politik. Dabei mischt Göhre Fakten mit Fiktion zu einem Gebräu, in dem immer unklarer wird, wer die Guten und wer die Bösen sind – und mit dem Überführen und Bestrafen der Verbrecher am Ende des Romans funktioniert es auch nicht so gut.
Ich war damals, als die jetzt in der „Kiez-Trilogie“ versammelten Romane vor über zwanzig Jahren erschienen, mächtig begeistert. Das war wirklich mehr Raymond Chandler, Dashiell Hammett, James M. Cain, Jim Thompson, Mickey Spillane und Ross Thomas (um nur einige zu nennen), als der biedere bundesdeutsche Krimi zwischen -ky, Hansjörg Martin, Christine Grän und Felix Huby (obwohl mir die ersten Bienzles gut gefielen).
Jetzt sind die drei St.-Pauli-Romane bei Pendragon wieder veröffentlicht worden. Frank Göhre schrieb das gut dreißigseitige Nachwort „Hamburger Verhältnisse – Hintergründe und Materialien zur Kiez-Trilogie“, in dem er anhand zahlreicher Zitate aus alten Zeitungen zeigt, wie sehr er sich bei seinen Romanen von der Wirklichkeit inspirieren ließ. Außerdem kannte er auch etliche Szenegrößen und recherchierte viel auf St. Pauli, das mit dem heutigen St. Pauli nichts mehr zu tun hat.
Insofern ist „Die Kiez-Trilogie“ auch ein Teil der alternativen deutschen Geschichtsschreibung und die Antithese zum Regiokrimi.
Lina Braake oder Die Interessen der Bank können nicht die Interessen sein, die Lina Braake hat (D 1975, R.: Bernhard Sinkel)
Drehbuch: Bernhard Sinkel
Nachdem die Bank das marode Mietshaus gekauft hat, wird die 81-jährige Lina Braake aus ihrer Mietswohnung (für die sie ein lebenslanges Wohnrecht hatte) geworfen. Im Altersheim lernt sie einen Bankbetrüger kennen und gemeinsam beschließen sie, sich die Bank vorzuknöpfen.
Ein alter deutscher Film, der damals auf der Berlinale seine umjubelte Premiere erlebte, den Ernst-Lubitsch-Preis und als bester Film des Jahres ein Filmband in Silber erhielt (Lina Carstenss erhielt ein Filmband in Gold für ihre Darstellung), ein Kassenerfolg in Deutschland (der erfolgreichste deutsche Film war 1975 „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ und dann kam „Lina Braake“), Frankreich und England war, den „Neuen Deutschen Film“ beim Publikum bekannt machte, nur selten im TV läuft und heute, wie ein Blick in die Tageszeitung verrät, nichts von seiner Aktualität eingebüßt hat. Eher im Gegenteil.
„Dieser Film ist so sehr er selbst, dass es fast ungerecht und lieblos ist, darauf hinzuweisen, was er Brecht verdankt, wie er lehrstückhaft plausibel erklärt, dass die Gründung einer Bank ein schlimmeres Delikt ist als deren Ausraubung, oder durchaus auch dem Western, dessen Helden Popularität genießen, weil sie die Institute der Wirtschaft als Institutionen der Ausbeutung begreifen und deshalb den Holdup als das Couponschneiden des kleinen Mannes praktizieren.“ (Robert Fischer/Joe Hembus: Der Neue Deutsche Film)
Die Musik ist von Jazzer Joe Haider.
mit Lina Carstens, Fritz Rasp, Herbert Bötticher, Erica Schramm, Benno Hoffmann, Rainer Basedow, Walter Sedlmayr
• Ann Eleonora Jørgensen für The Killing (Arrow Films, BBC 4)
• Kelly Macdonald für Boardwalk Empire (HBO, Sky Atlantic)
• Ruth Wilson für Luther (BBC One)
• Amanda Abbington für Case Histories (Ruvon Films, BBC One)
• Tara Fitzgerald für Waking the Dead (BBC One)
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Die Preisverleihung ist am Freitag, den 7. Oktober, auf dem Specsavers Crime Thriller Awards im Grosvenor House und, wer das englische Fernsehen empfängt, ITV3 zeigt am Dienstag, den 11. Oktober, die Dagger-Preisverleihung mit der Verleihung der Film-Daggers.
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Jau, „Zen“ basiert auf den Aurelio-Zen-Romanen von Michael Dibdin. Und ZDFneo zeigt „Luther“ ab Montag, den 5. September, um 22.35 Uhr.
Da sind ja einige altbekannte Namen dabei, die, wie Robert Crais, John Lutz, Dominic Stansberry, Gar Anthony Haywood, Mickey Spillane und Max Allan Collins, schon lange nicht mehr übersetzt werden, aber zu meinen Lieblingen gehören. Immerhin bin ich ein Fan von Privatdetektivkrimis und im Moment von den neuen Kenzie/Gennaro-Krimi „Moonlight Mile“ von Dennis Lehane sehr angetan.