TV-Tipp für den 30. Juni: Zwischen Wahn und Wirklichkeit
Juni 30, 2009ARD, 22.45
Zwischen Wahn und Wirklichkeit (D 2009, R.: Victor Grandits)
Drehbuch: Victor Grandits
Seit „Einer flog übers Kuckucksnest“ wissen wir, wie es in der Irrenanstalt aussieht. Jedenfalls vor Jahrzehnten.
Die 75-minütige Doku gibt einen Einblick in die aktuelle Arbeit des St.-Hedwig-Krankenhauses. In der Psychiatrischen Universitätsklinik der berliner Charité versuchen die Psychiater und Pfleger eine manisch-depressive Studentin, einen schwer depressiven IT-Spezialisten, einen obdachlosen Drogensüchtigen, der an einer Psychose mit Wahnvorstellungen leidet und eine Transsexuelle, die früher selbst als Krankenpfleger in der Psychiatrie gearbeitet hat, einen Journalisten und Grafikdesigner, der unter Zählzwang leidet und eine 26-jährige, die bereits zum 27. Mal in der Psychiatrie ist, zu heilen.
Hinweis
Alter Scheiß? John Godey: Abfahrt Pelham 1 Uhr 23
Juni 29, 2009In wenigen Tagen startet Tony Scotts Remake von John Godeys 1973 erschienenem Bestseller „The Taking of Pelham 123“ und wenn Hollywood glaubt, dass die alte Geschichte gut genug für ein Remake (schließlich wurde der Roman bereits 1974 verfilmt) ist, könnte der Roman auch nach 35 Jahren immer noch lesenswert sein. Denn im Gegensatz zu anderen Remakes, wie „Der Schakal“ (nicht nach Frederick Forsyths Roman) oder „Shaft“ (nicht nach Ernest Tidymans Roman), wurde sich dieses Mal anscheinend an Godeys Geschichte gehalten.
Sie ist so einfach, wie effizient: Während der Rush Hour kapern vier Gangster eine U-Bahn. Sie fordern eine Million Dollar (Uh, im Film wegen der Inflation zehn Millionen). Wenn sie nicht innerhalb einer Stunde das Geld haben, stirbt die erste Geisel. Lieutenant Clive Prescott beginnt ziemlich erfolglos mit den Verhandlungen. Denn diese Gangster verhandeln nicht, aber sie haben anscheinend mit allem gerechnet. Naja, fast. Denn in der U-Bahn sitzt ein wie ein Hippie aussehender Zivilpolizist und die New Yorker Polizisten halten überhaupt nichts von Verhandlungen. Sie würden das Problem gerne wie früher lösen: stürmen, die Gangster abknallen und den Tod der Geisel in Kauf nehmen. Der Fahrdienstleiter würde die Typen, die seine U-Bahn gekapert haben und den ganzen Fahrplan durcheinander bringen, am liebsten auf den Mond schießen.
John Godey erzählt diese, dank genauer Recherche, mit vielen Fakten angereicherte Geschichte aus über zwei Dutzend verschiedener Perspektiven: aus der der Geiselnehmer, der Geisel, der Verhandler, dem Bürgermeister, den Medien, undundund. So entsteht neben der Geschichte der Geiselnahme auch ein Porträt von New York in den frühen Siebzigern: die Menschen stürmen neugierig zur U-Bahnstation Grand Central, sie sind wegen der Verspätungen verärgert, sie sind wütend auf die Polizei und den Bürgermeister und fast jede Handlung hat, in der Hochzeit der verschiedenen linken Bewegungen, eine politische Bedeutung.
Nur, und das macht Godeys Thriller, neben der glänzenden Recherche und dem atemlosen Wechseln zwischen den verschiedenen Handlungsfäden und Perspektiven, auch heute noch so lesenswert: den Gangstern ist die Politik (die Befreiung vom weißen Unterdrücker und vom Kapitalismus) herzlich egal. Sie wollen nur das Geld. Sie haben ihren Plan von dem großen Ding perfekt ausgearbeitet – bis dann Zufälle und menschliche Schwächen die Planungen über den Haufen werfen.
Derzeit ist die deutsche Ausgabe nur antiquarisch erhältlich. Die Originalausgabe ist mit dem Plakatmotiv des Remakes überall erhältlich.
John Godey: Abfahrt Pelham 1 Uhr 23
(übersetzt von Wulf Bergner)
rororo, 1975
208 Seiten
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Originalausgabe
The Taking of Pelham One Two Three
G. P. Putnam’s Son, 1973
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Deutsche Erstausgabe
Scherz Verlag
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Verfilmungen
Stoppt die Todesfahrt der U-Bahn 1-2-3 (The Taking of Pelham 123, USA 1974)
Regie: Joseph Sargent
Drehbuch: Peter Stone
mit Walter Matthau, Robert Shaw, Martin Balsam, Hector Elizondo, Earl Hindman, James Broderick
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The Taking of Pelham One Two Three (USA 1998, TV-FilmI
Regie: Félix Enríquez Alcalá
Drehbuch: April Smith
mit Edward James Olmos, Vincent D’Onofrio, Donnie Wahlberg, Richard Schiff, Lorraine Bracco
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Die Entführung der U-Bahn 123 (The Taking of Pelham 123, USA 2009)
Regie: Tony Scott
Drehbuch: Brian Helgeland
mit Denzel Washington, John Travolta, Luis Guzmán, John Turturro, James Gandolfini
TV-Tipp für den 29. Juni: Columbo: Etude in Schwarz
Juni 29, 2009SRTL, 22.05
Columbo: Etude in Schwarz (USA 1972, R.: Nicholas Colasanto, Peter Falk [ungenannt], John Cassavetes [ungenannt])
Drehbuch: Steven Bochco
Erfinder: Richard Levinson , William Link
Dirigent Alex Benedict will nicht auf die unverschämten Forderungen seiner Geliebten eingehen. Also bringt er sie um und tarnt es als Selbstmord. Aber Lt. Columbo mag Selbstmorde, vor allem Selbstmorde von jungen Frauen nicht, und sucht ihren Mörder.
Bochcos Drehbuch war für einen Emmy nominiert.
Und die Besetzung ist auch nicht schlecht.
SRTL zeigt in den kommenden Wochen fast täglich nach 22.00 Uhr eine „Columbo“-Episode. Dabei mischt der Sender bunt alte und neue Fälle. Aber wenn Lt. Columbo am Ende eines Gesprächs sich an der Tür umdreht und sagt „Eine Frage hätte ich noch.“ dann ist die Welt in Ordnung.
mit Peter Falk, John Cassavetes, Blythe Danner, James Olson, Myrna Loy, Pat Morita
TV-Tipp für den 28. Juni: Papillon
Juni 28, 2009Arte, 20.15
Papillon (USA 1973, R.: Franklin J. Schaffner)
Drehbuch: Dalton Trumbo, Lorenzo Semple jr.
LV: Henri Charrière: Papillon, 1969 (Papillon)
Henri Charrière, genannt Papillon, wird 1931 zu lebenslanger Strafarbeit in der Strafkolonie Bagno auf der Teufelsinsel Cayenne in Französisch-Guayana verurteilt. Er soll einen Zuhälter ermordet haben. Kaum angekommen, denkt Papillon nur an eine scheinbar unmögliche Flucht.
Tolle Verfilmung der beeindruckenden und höchst erfolgreichen Autobiographie von Charrière. Das Nachfolgewerk „Banco“ war dann mehr episodisch.
Anschließend gibt es die spielfilmlange Doku „Steve McQueen – Leidenschaftlich cool!“ (USA 2005)
Mit Steve McQueen, Dustin Hoffmann, Dalton Trumbo (Nebenrolle)
Wiederholung: Dienstag, 7. Juli, 00.05 (VPS 00.10 Uhr, Taggenau!)
KrimiWelt-Bestenliste Juli 2009
Juni 27, 2009Die Kritiker der KrimiWelt haben für den Sommermonat Juli diese Liste von Krimis, denen sie viele, viele Leser wünschen, ermittelt:
1 (1) Fred Vargas: Der verbotene Ort
2 (2) Leif GW Persson: Sühne
3 (3) Don Winslow: Pacific Private
4 (5) Roger Smith: Kap der Finsternis
5 (-) P.D. James: Ein makelloser Tod
6 (4*) Monika Geier: Die Herzen aller Mädchen
6 (4) Nick Stone: Der Totenmeister
7 (-) Michael Robotham: Dein Wille geschehe
8 (8) Stefan Slupetzky: Lemmings Zorn
9 (-) Garry Disher: Beweiskette
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In den Klammern ist jeweils die Platzierung des Vormonats. Geier war im Mai auf Platz 4 und ist ein Wiedereinstieg.
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Mit Winslow, Smith, Stone und Disher sind auch einige Krimis für meinen Geschmack dabei. Der Eintritt von Garry Dishers neuem Hal-Challis-Roman war schon lange überfällig.
TV-Tipp für den 27. Juni: Shaft
Juni 26, 2009
RBB, 23.35
Shaft (USA 1971, R.: Gordon Parks)
Drehbuch: Ernest Tidyman, John D. F. Black
LV: Ernest Tidyman: Shaft, 1970 (Shaft, Shaft und das Drogenkartell)
Musik: Isaac Hayes
Privatdetektiv Shaft sorgt in seinem Revier für Gerechtigkeit – und erfreut nebenbei mit seinen Körpersäften die Herzen der Frauen.
Damals war der Film ein Kassenknüller, heute ist er Kult. Dazu trug nicht unerheblich Isaac Hayes‘ cooler Soundtrack bei, der Shaft bei seinen Streifzügen durch das urbane New York begleitete. Politisch ist er nicht. Gordon Parks sagt: „Es ist ein Filmvergnügen für den Samstagabend, das Leute besuchen, die den schwarzen Helden gewinnen sehen wollen.“
Mit Richard Roundtree, Moses Gunn, Charles Cioffi
Wiederholung
HR: Donnerstag, 9. Juli, 23.50 Uhr
Hinweise
Pendragon: Deutsche Shaft-Seite
Thrilling Detective über Shaft (Charakter)
Bonus (in mauer Optik)
Frank Göhre porträtiert Kollegen
Juni 26, 2009Frank Göhre schrieb neben seinen Kriminalromanen immer auch über Kollegen. Die meisten dieser Texte erschienen in den vergangenen Jahrzehnten verstreut als Vor- und Nachworte bei verschiedenen Verlagen, sind oft nicht mehr erhältlich und jetzt, endlich gesammelt, in „Seelenlandschaften – Annäherungen, Rückblicke“ erschienen.
Die ältesten Texte des Sammelbandes sind fast dreißig Jahren alt. Damals betreute Göhre für den schweizer Arche-Verlag eine Werkausgabe der Kriminalromane von Friedrich Glauser und schrieb dafür kurze Einleitungen.
Später schrieb er zusammen mit Jürgen Alberts über zehn Ahnherren und -frauen des deutschen Kriminalromans. Die Porträts wurden, mit vorzüglichen Fotografien von Rainer Griese, als „Kreuzverhöre“ veröffentlicht (Wenn Sie es in einem Antiquariat finden, kaufen Sie es. Es lohnt sich).
Vergangenes Jahr brachte Göhre dann bei der Edition Köln die zehnbändige „Kriminelle Sittengeschichte Deutschlands“ heraus. Jedes der Bücher hat ein informatives Nachwort; etliche davon (auch wenn es nur Überarbeitungen der „Kreuzverhöre“-Texte waren) schrieb Frank Göhre und seine Porträts von Hansjörg Martin, Irene Rodrian, Helga Riedel, Peter Schmidt und Peter Zeindler sind jetzt in „Seelenlandschaften“ nachgedruckt.
Außerdem porträtiert Göhre „Trimmel“-Erfinder Friedhelm Werremeier, Hans Herbst, Ed Sander, Edward Bunker und Tony Hillerman. Es gibt den Text „Albernheiten, Alltagsgeschwätz – Zufällig aufgefundene Notizen eines ehrenwerten ‚Syndikat‘-Mitglieds“ aus dem aktuellen Krimijahrbuch (muss nicht sein) und die alte „Zeit“-Reportage „Jeden Abend Miami Vice“ über Charles Willeford, Hoke Moseley und Miami (muss sein). Ebenfalls aufgenommen wurden die sehr informativen Nachworte zu den neuen Ausgaben von seinen Romanen „Abwärts“ und „St. Pauli Nacht“. In beiden Texten plaudert Göhre etwas aus dem Nähkästchen der Filmproduktion. Bei „Abwärts“ schrieb er zusammen mit Carl Schenkel das Drehbuch, war beim Dreh dabei und schrieb später das Buch zum Film. Bei „St. Pauli Nacht“ war es umgekehrt. Er schrieb zuerst den Roman als Abschluss seiner Kiez-Trilogie (die bei Pendragon wiederveröffentlicht wird), dann etliche Drehbuchfassungen, Sönke Wortmann verfilmte es mit vielen bekannten Schauspielern und für die Neuausgabe überarbeitete Göhre den Roman stark.
Obwohl ich viele der Texte bereits kannte, waren doch noch einige auch für mich neu und gerade die Vorstellungen der deutschen Krimiautoren, die zu ihrer Zeit sehr erfolgreich waren und heute fast nur noch antiquarisch erhältlich sind, zeigt, dass es vor dem Regiokrimi einen deutschen Kriminalroman gab, der sich bemühte, literarischen und gesellschaftspolitischen Anspruch (was sie heute teilweise schwer lesbar macht) mit populären Erzählformen zu vereinen. Mit diesen Texten (immerhin ist „Kreuzverhöre“ nicht mehr erhältlich, bei der sich schlecht verkaufenden „Kriminellen Sittengeschichte Deutschlands“ wage ich keine Prognose) trägt Frank Göhre seinen Teil zur bitter notwendigen Geschichtsschreibung für den deutschsprachigen Kriminalroman bei. Denn diese Soziokrimis aus den siebziger und achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts schneiden im Vergleich zur aktuellen einheimischen Krimiproduktion gar nicht so schlecht ab.
Wer also einige gute Texte über Krimi-Autoren lesen will, sollte zuschlagen. Denn „Seelenlandschaften – Annäherungen, Rückblicke“ ist eine feine Sammlung.
Frank Göhre: Seelenlandschaften – Annäherungen, Rückblicke
Pendragon, 2009
224 Seiten
9,90 Euro
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Hinweise
Meine Besprechung von Frank Göhres „Der letzte Freier“ (2006)
Meine Besprechung von Frank Göhres „Zappas letzter Hit“ (2006)
Meine Besprechung von Frank Göhres „St. Pauli Nacht“ (2007, überarbeitete Neuausgabe)
Meine Besprechung von Frank Göhres „MO – Der Lebensroman des Friedrich Glauser“ (2008)
Meine Besprechung von Frank Göhres „An einem heißen Sommertag“ (2008)
Meine Besprechung von Frank Göhres „Abwärts“ (2009, Neuausgabe)
R. i. P. Farrah Fawcett
Juni 26, 2009R. i. P. Farrah Fawcett (2. Februar 1947 – 25. Juni 2009)
Eine wirkliche Überraschung ist der Tod von Farrah Fawcett nicht. Denn in den vergangenen Jahren kämpfte sie gegen den Krebs und sie machte ihren Kampf auch öffentlich. Zuletzt wurde gemeldet, dass sie ihren langjährigen Freund Ryan O’Neal heiraten wollte. Dieser letzte Wunsch blieb ihr verwehrt.
Am bekanntesten ist sie immer noch als Jill Munroe aus der Serie „Drei Engel für Charlie“ (Charlie’s Angels). Später überzeugte sie in der Theaterverfilmung „Extremities“, Robert Duvalls „Apostel!“ (The Apostel) und, zuletzt in Robert Altmans „Dr. T and the Women“ .
Ihre Filmografie gibt’s in der IMDB, eine Biographie bei Wikipedia (D, E) und Nachrufe gibt’s bei The Rap Sheet,Spiegel, Netzeitung, Zeit, Die Welt, Stern, Süddeutsche Zeitung, FAZ und der New York Times.
TV-Tipp für den 26. Juni: An einem Freitag um halb zwölf
Juni 26, 2009RBB, 01.00
An einem Freitag um halb zwölf (D 1960, R.: Alvin Rakoff)
Drehbuch: Frank Harvey
LV: James Hadley Chase: The world in my pocket, 1959 (An einem Freitag um halb zwölf)
Der Geldtransporter mit den Lohngeldern ist nicht zu knacken. Also plant Frank Morgan gleich den Diebstahl des Transporters.
Selten gezeigtes, aber sehenswertes Caper-Movie. „Herkömmlich, aber so spannend wie möglich inszenierter Kriminalfilm.“ (Lexikon des internationalen Films)
„While this effective film may ostensibly be a thriller about the robbery of an armored vehicle, considerable black comedy ensnares the action in many places.” (All Movie Guide)
Mit Nadja Tiller, Rod Steiger, Peter van Eyck, Jean Servais, Ian Bannen, Marisa Merlini
Hinweise
Wikipedia über James Hadley Chase
Mordlust über James Hadley Chase
Kirjasto über James Hadley Chase
Crimetime über James Hadley Chase
„Die Strafverteidigerin“ online
Juni 25, 2009In der Berliner Literaturkritik ist meine Besprechung von Leonore Gottschalk-Solgers zusammen mit Anke Gebert (naja, eher von Gebert geschriebene, aber lesen Sie selbst) geschriebene Memoiren „Die Strafverteidigerin – Erinnerungen“ (Kindler, 2009) erschienen.
Ich war jedenfalls absolut nicht begeistert.
TV-Tipp für den 25. Juni: Nacht über Manhattan
Juni 25, 20093sat, 22.25
Nacht über Manhattan (USA 1997, R.: Sidney Lumet)
Drehbuch: Sidney Lumet
LV: Robert Daley: Tainted Evidence, 1993 (Nacht über Manhattan)
Der junge Staatsanwalt Casey möchte seinen Vater verteidigen. Nur ist der Vater nicht so unschuldig, wie sein Sohn annimmt.
Lumet inszenierte eine makellose Mischung aus Polizeifilm, Gerichtsdrama und Thriller.
Der Fischer Film Almanach schrieb zutreffend: „Großes Kino alter Schule: Perfekte Inszenierung, psychologisch ausgefeilte Szenen, die das Ringen der Personen transparent machen, eine adäquat karge Ausstattung, exzellente Darsteller und die Musik von Mark Isham fesseln bis zur letzten Minute.“
Mit Andy Garcia, Richard Dreyfuss, Lena Olin, Ian Holm, Ron Leibman, James Gandolfini
Hinweise
Wikipedia über „Night Falls on Manhattan“
Trailerseite: Deutscher Filmtrailer (bessere Qualität, anders geschnitten)
Kleinkram mit Lee Goldberg/Monk, Leigh Brackett, Lee Marvin, „Whiteout“, Paul Schrader, Alfred Hitchcock und Humphrey Bogart
Juni 24, 2009Beginnen wir mit Adrian Monk. Bei „Talking with Tim“ beantwortet Lee Goldberg, der Autor der grandiosen Monk-Romane, einige Fragen:
O’Shea: When writing a Monk-related plot, how hard is it to come up with a story that has a unique twist and that does not cover ground already addressed in a previous episode?
Goldberg: It’s very hard. So I try to do things I know aren’t going to be possible creatively or financially for the show. But now that the show is nearly over, that’s going to be a lot easier for me…assuming the post-finale books continue to be successful.
O’Shea: What’s the biggest challenge of being a media tie-in writer?
Goldberg: Creatively, it’s capturing the characters, style and feel of the TV series, game or movie while also providing a deeper, richer experience. Professionally, it’s turning in a tight, clean manuscript on time, since the deadlines are brutal…you often have as little as four to six weeks to write the book.
Dort sagt Goldberg auch, dass es nach „Bonjour, Mr Monk“ (Mr. Monk is miserable, 2008) noch mindestens vier weitere Monk-Romane geben wird.
Der erste davon, „Mr. Monk and the dirty cop“, ist in den USA gerade erschienen und wird schon von Bill Crider abgefeiert:
Lee Goldberg’s books about Monk never let me down. They’re always good for a some smiles and laughs, but that’s the least of it. I’ve talked before about the themes of loyalty and friendship in books by other writers (…) and Robert B. Parker couldn’t fill up ten pages without writing about them. People take the themes seriously in other books because, well, the books are serious. Goldberg has a lighter touch, but if you don’t think those themes are treated just as seriously in his work, then you should read Mr. Monk and the Dirty Cop.
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Filmkritiker Tony Macklin hat undatierte, aber schon ältere Interviews mit Leigh Brackett (Rio Bravo, El Dorado, Rio Lobo, The long goodbye, Star Wars: The Empire strikes back) und Lee Marvin (zuletzt auf DVD veröffentlicht: „Der Tod eines Killers“) gepostet.
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Bei Evolver feiert Thomas Fröhlich die beiden „Whiteout„-Comics von Greg Rucka und Steve Liebert ab.
Inzwischen ist auch der erste Trailer für die, wegen der scheinbar endlosen Postproduktion, langerwartete Verfilmung von „Whiteout“ (Regie: Dominic Sena, Drehbuch: Jan Hoeber, Erich Hoeber, Chad Hayes, Carey Hayes, mit Kate Beckinsale, Gabriel Macht, Tom Skerritt) online. In den USA soll der Film am 11. September starten.
Ich bin etwas enttäuscht von dem Trailer. Denn er sieht mir zu sehr nach einem Zeichentrickfilm aus.
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Im Guardian denkt Drehbuchautor Paul Schrader über „Beyond the Silver Screen“ nach:
Movies were the artform of the 20th century. The traditional concept of movies, a projected image in a dark room of viewers, feels increasingly old. I don’t know what the future of audio-visual entertainment will be, but I don’t think it will be what we used to call movies. Narrative will mutate and endure. Audio-visual entertainment is changing and narrative will change with it.
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Sex in a Submarine schreibt über Alfred Hitchcocks „Ich beichte“ (I confess, USA 1953).
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Und der Noir of the Week ist „Späte Sühne“ (Dead Reckoning, USA 1946). Regie führte John Cromwell. Das Drehbuch schrieben Oliver H. P. Garrett, Steve Fisher und Allen Rivkin. Die Hauptrolle spielte Humphrey Bogart.
Vampire bei den Alligatoren
Juni 24, 2009Bei den Alligatorpapieren ist in der Spurensuche mein Porträt von Charlie Huston erschienen. Der PulpNoir-Autor schrieb die Hank-Thompson-Trilogie, die Joe-Pitt-Serie (ein Vampir als Privatdetektiv) und „Killing Game“.
TV-Tipp für den 24. Juni: Amores Perros – Von Hunden und Menschen
Juni 24, 2009SWR, 23.00
Amores Perros – Von Hunden und Menschen (Mexiko 2000, R.: Alejandro González Iñárritu)
Drehbuch: Guillermo Arriaga
Bereits die erste Zusammenarbeit von Iñárritu und Arriaga ist, wie ihre späteren gemeinsamen Werke (21 Gramm, Babel), ein verschachtelter Episodenfilm, dessen Geschichten nicht chronologisch erzählt werden. In „Amores Perros“ führt ein Autounfall in Mexico City einen Auftragskiller, einen erfolgreichen Verleger, ein Top-Modell und einen Mann, der mit Hundekämpfen sein Geld verdient, zusammen.
Mit Emilio Echevarria, Gael Garcia Bernal, Goya Toledo
Hinweis
TV-Tipp für den 23. Juni: Citizen Kane
Juni 23, 2009
RBB, 22.50
Citizen Kane (USA 1941, R.: Orson Welles)
Drehbuch: Herman J. Mankiewicz, Orson Welles (Mitarbeit: Joseph Cotten, John Houseman)
Ein Pressezar stirbt. Ein Journalist recherchiert für einen Artikel sein Leben. Aber die letzte Frage, was Rosebud sei, kann er nicht beantworten.
Einer der unumstrittenen Filmklassiker.
Mit Orson Welles, Joseph Cotten
Hinweise
Classic Movie Favorites über „Citizen Kane“
Drehbuch „Citizen Kane“ von Herman J. Mankiewicz und Orson Welles
Lee Marvin stirbt für Don Siegel den „Tod eines Killers“
Juni 22, 2009
In den ersten Minuten von Don Siegels „Der Tod eines Killers“ bahnen die beiden Profikiller Charlie (Lee Marvin) und Lee (Clu Gulager), wie zwei Terminatoren, sich ihren Weg durch eine Blindenschule zu ihrem Opfer und erschießen es kaltblütig vor mehreren Zeugen. Später, im Zug fragt Charlie sich, warum ihr Opfer, der ehemalige Rennfahrer Johnny North (John Cassavetes), obwohl er gewarnt wurde, wie ein Lamm auf sie wartete und warum sie für diesen so unglaublich einfachen Auftrag so viel Geld bekommen. Außerdem war North in einen Überfall verwickelt und die Beute ist verschwunden. Charlie und sein jüngerer Partner erforschen auf der Suche nach der Beute, wie Detektive, das frühere Leben ihres Opfers.
Mit diesen ersten Minuten gibt Don Siegel die gewalttätig-amoralische Stimmung für den gesamten Films vor. Denn auch wenn die Morde in dem 1963 gedrehten „Der Tod eines Killers“ aus heutiger Sicht unblutig und theaterhaft-übertrieben inszeniert sind (was sie noch wirksamer macht), ist es vor allem diese Mischung aus Sturheit, Fatalismus, Gewalt und der Lust an der Gewalt, die heute immer noch unangenehm berührt.
Denn als erstes verprügeln die beiden Killer ungerührt die blinde, ältere Schulsekretärin. Geht es noch gemeiner? Und diese beiden Schläger sollen die Sympathieträger sein?
Auch später, wenn Charlie und Lee erfahren, dass ihr Opfer sich in Sheila Farr (Angie Dickinson) verliebte und diese mit dem Gangster Jack Browning (Ronald Reagen) liiert ist, nimmt das Level an körperlicher Gewalt kaum ab. Sheila Farr wird mehr als einmal geschlagen. Die beiden Killer gehen bei ihrer Suche nach der Methode „erst schlagen, dann fragen“ vor. Und auch ihr Auftraggeber ist körperlicher Gewalt nicht abgeneigt. Denn für sie heiligt der Zweck die Mittel.
Dass Lee Marvin harte Männer spielen kann, ist nicht überraschend. Für diese Rolle erhielt er einen BAFTA und war für einen Laurel Award nominiert. Auch Angie Dickinson, John Cassavetes, Claude Akins, Norman Fell und Clu Gulager (als leicht psychopathischer junger Killer) sind gewohnt überzeugend in ihren Rollen.
Die große Überraschung in dem Film ist Ronald Reagan. Er spielte erstmals in seiner langen, nicht allzu erfolgreichen Karriere einen Gangster. Viele behaupten, er habe hier seinen besten Auftritt als Schauspieler gehabt (Dem würde ich mich, obwohl ich nur sehr wenige seiner Filme gesehen habe, anschließen.). Seine Verkörperung des skrupellosen, aalglatten Gangsters, der seine Frau niemals an einen Nebenbuhler abgeben wird, ist wirklich furchteinflößend. Allerdings war Reagan von seiner Rolle nicht begeistert. Er hasste es, wie er später in Interviews sagte, den Bösewicht zu spielen.
Auch aus einem weiteren Grund war für Ronald Reagan „Der Tod eines Killers“ ein wichtiger Film. Er markierte das Ende seiner Filmkarriere. Danach wandte er sich vollends der Politik zu und der Rest ist Geschichte.
Für Don Siegel markierte „Der Tod eines Killers“, nach zahlreichen, heute oft vergessenen B-Pictures, den Beginn seines legendären Spätwerks. Sein übernächster Film war der TV-Western „Ein Fremder auf der Flucht“ (Stranger on the run). Danach kamen „Nur noch 72 Stunden“ (Madigan), „Coogans großer Bluff“ (Coogan’s Bluff), „Ein Fressen für die Geier (Two Mules for Sister Sara), „Betrogen“ (The Beguiled), „Dirty Harry“ undundund.
Für „Der Tod eines Killers“ ließ Don Siegel, der den Film auch produzierte und eine frühe Drehbuchversion schrieb, sich von Ernest Hemingways Kurzgeschichte „The Killers“ inspirieren. Wie in der ersten Verfilmung der Kurzgeschichte, „Rächer der Unterwelt“/“Die Killer“ (USA 1946) von Robert Siodmak mit Burt Lancaster und Ava Gardner, wurde nur die Grundidee, von einem Mann, der apathisch auf seine Mörder wartet, übernommen. Siegel und sein Drehbuchautor Gene L. Coon (viele TV-Arbeiten von „Bonanza“ über „Ihr Auftrag, Al Mundy“ bis „Raumschiff Enterprise“) machten daraus zwei schnörkellose Noir-Geschichten. Die eine erzählt von einem gutgläubigen, ehrlichem Mann, der sich in die falsche Frau verliebt und zum Verbrecher wird. Die andere erzählt von zwei Killern, die an die große Kohle wollen. Und natürlich enden sie, wie Noir-Geschichte enden müssen.
Lee Marvin und Angie Dickinson trafen 1967 in dem sehr ähnlichen „Point Blank“ wieder und nicht weniger gewalttätig aufeinander. Der wichtigste Unterschied zwischen den beiden, in vielerlei Hinsicht sehr ähnlichen Filmen ist, dass „Der Tod eines Killers“ ursprünglich als TV-Film geplant war, während „Point Blank“ von Anfang an als Kinofilm konzipiert war.
Siegels Film war der erste Film der Universal-Reihe „Project 120“, die aus Filmen bestehen sollte, die für das Fernsehen produziert würden, aber auch im Kino laufen könnten. So sollte der damals steigende Bedarf an neuen Spielfilmen für das Fernsehen gestillt werden. Aber die Ermordung von John F. Kennedy und die aus Sicht der TV-Verantwortlichen zu hohe Gewalttätigkeit des Films führten letztendlich zu einem Kinostart und einem sofortigen Ende der Reihe.
„Der Tod eines Killers“ ist ein auch heute noch überzeugender, formal und stilistisch in sich geschlossener Gangsterfilm.
Das Bonusmaterial, Originaltrailer und zwei kurze Biographien, ist nicht weiter erwähnenswert. Denn gerade wenn eine Reihe „Hollywood Klassiker“ heißt, sollten die DVD-Macher auf der DVD auch einige Hintergrundinformationen liefern, warum sie diese Filme für Klassiker halten. Die Bildqualität ist überraschend gut. Der Originalton ebenfalls, die Synchronisation, wie bereits auf einer Texttafel vor Filmbeginn angekündigt wird, weniger.
Der Tod eines Killers (The Killers, USA 1964)
Regie: Don Siegel
Drehbuch: Gene L. Coon
LV: Ernest Hemingway: The Killers, 1927 (Kurzgeschichte)
mit Lee Marvin, Angie Dickinson, John Cassavetes, Ronald Reagan, Clu Gulager, Claude Akins, Norman Fell, Seymour Cassel (kleine Nebenrolle als Bote)
–
Länge: 91 Minuten
Bild: 4:3
Ton: Deutsch/Englisch (Dolby Digital 2.0)
Untertitel: teilweise mit deutschen Untertiteln
Bonusmaterial: Original Film-Trailer, Bio- und Filmographie von Lee Marvin und Angie Dickinson
FSK: ab 16 Jahre
–
Hinweise
Senses of Cinema (Deborah Allison) über Don Siegel (Mai 2004)
TV-Tipp für den 22. Juni: Kiss Kiss Bang Bang
Juni 22, 2009
ZDF, 22.45
Kiss Kiss Bang Bang (USA 2005, R.: Shane Black)
Drehbuch: Shane Black
LV: Brett Halliday: Bodies are where you find them, 1941
Zuerst stolpert Einbrecher Harry Lockhart auf seiner Flucht vor der Polizei in einen Vorsprechtermin und erhält prompt eine Filmrolle. Als er über eine Hollywood-Party stolpert, trifft er seine Jugendliebe Harmony Faith Lane und, als er zwecks Rollenstudium, mit einem knallharten PI Gay Perry (schwul) durch die Straßen Hollywoods schlendert, stolpern sie alle in einen undurchsichtigen Komplott, der direkt aus einem Film der Schwarzen Serie stammen könnte.
Köstliche Liebeserklärung an die Pulps, der natürlich nur lose auf dem Mike-Shayne-Roman basiert, aber dafür ausführlich Chandler zitiert (Zwischentitel, Voice-Over,…).
“first significant neo-noir of the twenty-first century” (Alexander Ballinger/Danny Graydon: The Rough Guide to Film Noir, 2007)
mit Robert Downey Jr., Val Kilmer, Michelle Monaghan, Corbin Bernsen, Rockmond Dunbar
Hinweise
Amerikanische Homepage zum Film
Film-Zeit über „Kiss Kiss Bang Bang“
Spike: Interview mit Shane Black (17. Oktober 2005)
Drehbuch „Kiss, Kiss, Bang, Bang“ von Shane Black (Fassung vom 21. November 2003)
TV-Tipp für den 21. Juni: Tatort Paris
Juni 21, 2009SWR, 23.55
Tatort Paris (F 1959, R.: Gilles Grangier)
Drehbuch: André Gillois, Jacques Robert, Gilles Grangier
LV: André Gillois: 125, rue Montmartre
Spannender Kriminalfilm mit Lino Ventura als gutmütigem Zeitungsverkäufer, der in eine mörderische Intrige gerät.
Andrè Gillois erhielt 1958 für seinen Roman den „Prix du Quai des Orfèvres“.