Endlich! Der erste Trailer für die lang erwartete Lawrence-Block-Verfilmung „A Walk among the Tombstones“ ist online:
Und der Trailer gefällt mir.
Liam Neeson spielt Matt Scudder; Scott Frank („Get Shorty“, „Out of Sight“, „Minority Report“) schrieb das Drehbuch und übernahm die Regie. Sein ziemlich unbekanntes Debüt „The Lookout“ hat mir gut gefallen.
Langjährige Block-Fans wissen, dass diese Scudder-Verfilmung in Hollywood seit Jahren im Gespräch war. Mit wechselnden Hauptdarstellern und Regisseuren.
Der US-Kinostart des Krimis ist am 19. September 2014. Einen deutschen Starttermin gibt es noch nicht. Aber schon ein Teaserplakat:
Der Manchurian Kandidat (USA 2004, R.: Jonathan Demme)
Drehbuch: Daniel Pyne, Dean Georgaris
LV: Richard Condon: The Manchurian Candidate, 1959 (Botschafter der Angst, Der Manchurian Kandidat)
Der weltumspannende Konzern “Manchurian Global” hat einer Golfkrieg-I-Einheit falsche Erinnerungen implantiert. So wollen sie den vielversprechenden Politiker Raymond Shaw ins Weiße Haus bringen. Doch Shaws ehemaliger Vorgesetzter Ben Marco zweifelt an seinen Erinnerungen und will die Wahrheit herausfinden.
Gut besetztes Remake des Kalter Krieg-Klassikers „Botschafter der Angst“. Etliche der Nebendarsteller sind aus anderen Zusammenhängen oder aus verschiedenen hochkarätigen TV-Serien und Filmen bekannt. Der Film selbst ist gut – obwohl für mich die Prämisse heute schlechter funktioniert als vor über vierzig Jahren, als Frank Sinatra die Rolle von Denzel Washington spielte. Davon abgesehen gibt es zahlreiche grandiose Szenen (ich sage nur Meryl Streep), eine beeindruckende Vision des Informationsüberschusses, überraschende Verknüpfungen von Szenen und eine träumerische Stimmung. Fast immer könnte es sein, dass Ben Marco aus einem Alptraum aufwacht.
Insgesamt ist der Polit-Thriller „Der Manchurian Kandidat“ ein gelungenes, eigenständiges Remake, das besonders beim porträtieren der Verflechtung zwischen Politik und Wirtschaft ein gespenstisches Bild der USA entwirft.
Mit Denzel Washington, Meryl Streep, Liev Schreiber, Jon Voight, Kimberly Elise, Jeffrey Wright, Bruno Ganz, Vera Farmiga, Robyn Hitchcock (eigentlich Musiker), Al Franken (als TV-Interviewer fast als er selbst), Paul Lazar, Roger Corman, Zeljko Ivanek, Walter Mosley (eigentlich Krimiautor), Charles Napier, Jude Ciccolella, Dean Stockwell, Ted Levine, Miguel Ferrer, Sidney Lumet
Sat.1Gold, 20.15/23.45 Die seltsame Gräfin(Deutschland 1961, Regie: Josef von Baky, Jürgen Roland)
Drehbuch: Robert Adolf Stemmle, Curt Hanno Gutbrod
LV: Edgar Wallace: The strange countness/The sins of the mother, 1925 (Die seltsame Gräfin)
Margaret nimmt das Jobangebot bei der seltsamen Gräfin dankbar an. Doch kurz nach Dienstantritt stirbt sie fast. Wer will sie umbringen? Kann Inspektor Dorn den Täter finden, bevor er seine Pläne verwirklicht? Was hat die Gräfin damit zu tun? Fragen über Fragen, die Antwort erhalten Sie – mit Werbung – nach knapp zwei Stunden.
Das ist der Wallace-Film mit den UFA-Stars vor und hinter der Kamera. Er wirkt wie “ein verstaubtes Kammerspiel” (Joachim Kramp: Hallo – Hier spricht Edgar Wallace)
Mit Joachim Fuchsberger, Marianne Hoppe, Lil Dagover, Klaus Kinski, Edith Hancke, Eddi Arent, Fritz Rasp, Rudolf Fernau
Was ist schlimmer? Ohne Ausbildung bei einem Militäreinsatz als Kanonenfutter innerhalb der ersten Minuten des Angriffs zu sterben oder gleich danach wieder aufzuwachen und die letzten Stunden seines Lebens wieder zu durchleben, wissen, dass man stirbt und nichts dagegen tun können, weil alle anderen einem kein Wort glauben?
Major Bill Cage (Tom Cruise) versucht jedenfalls die Geschichte zu verändern. Immerhin hat er einen Vorteil im Kampf gegen die außerirdischen, scheinbar unbesiegbaren Mimics. Er weiß, was geschehen wird, er hat jetzt mehr als einen Versuch und er kann Rita Vrataski (Emily Blunt), eine bekannte Kämpferin, die die Außerirdischen bereits in einem Gefecht besiegte, überzeugen, ihn auszubilden.
Und wie „Die Bourne-Identität“-Regisseur Doug Liman dann die Ausbildung und die Siege von Cage und Vrataski inszeniert, ist ein großer Spaß. Denn er wiederholt nur soviel wie nötig von der vorherigen Zeitschleife, was dazu führt, dass Cage (beziehungsweise Tom Cruise) innerhalb einer Minute mehrmals von Vrataski erschossen wird oder er Gespräche führt, die er bereits mehrmals geführt hat, was wir aber erst während des Gesprächs erfahren. Und so bewegt sich der Science-Fiction-Film in schlanken zwei Stunden auf den letzten Kampf zwischen Cage und den Außerirdischen zu.
Diese bleiben allerdings vollkommen gesichtslos. Es sind einfach computergenerierte Tentakelwesen ohne irgendeine individuellen Eigenschaften, Ziele oder tiefere Bedeutung. Sie vernichten die Menschen. Das muss als Motivation genügen. Aber gerade wegen der überdeutlichen historischen Anspielungen fällt diese arg spartanische Zeichnung der Invasoren unangenehm auf. Die Schlacht, bei der Cage zum ersten Mal stirbt, ist an einem Strand in der Normandie. Die Außerirdischen haben, wie die Nazis, Europa besetzt. Deren Zentrale vermutet Cage in den Alpen, wo auch Hitlers Alpenfestung gewesen sein sollte. Aber diese offensichtlich politischen Anspielungen verpuffen im Nichts, weil die Außerirdischen keine irgendwie erkennbare metaphorische Bedeutung haben. Weil Regisseur Doug Liman und die Drehbuchautoren Christopher McQuarrie, Jez Butterworth und John-Henry Butterworth bereits für einige explizit politische Thriller, wie „Operation Walküre“ und „Fair Game“, verantwortlich sind, verwundert diese Leerstelle, die dem Film einiges von seiner potentiellen Kraft raubt.
Jedenfalls als politischer Kommentar – und gute Science-Fiction ist immer ein Kommentar zur Gegenwart. Der Krieg gegen Nazi-Deutschland ist dagegen schon lange Vergangenheit.
Abgesehen von diesen beiden Punkten ist „Edge of Tomorrow“ ein flotter Action-Science-Fiction-Thriller mit einer ordentlichen Portion schwarzen Humors und, im Gegensatz zu „X-Men: Zukunft ist Vergangenheit“, einem klugen Umgang mit den Paradoxien der Zeitreise (was hier eigentlich nur eine kleine Zeitschleife ist), die – wenn man die Erklärung akzeptiert – auch durchaus schlüssig erklärt werden.
Mit „Der Fremde im Zug“ hatte Patricia Highsmith einen glänzenden Start ihrer Karriere. Immerhin wurde ihr erster Roman von Alfred Hitchcock verfilmt. Der Film und die Vorlage, die mir besser als der Film gefällt, sind heute Klassiker. In den folgenden Jahren wurden weiterer ihrer Romane verfilmt. Besonders die Geschichten mit Tom Ripley sind bei Filmemachern beliebt. Mal wurden sie in die Gegenwart verlegt, mal nicht.
Jetzt ist mit „Die zwei Gesichter des Januars“ eine weitere Patricia-Highsmith-Verfilmung im Kino, die durchgängig vom Patina der Vergangenheit umweht ist. In Athen besucht Chester MacFarland mit seiner Frau Colette 1962 die Akropolis. Der reiche Geschäftsmann entdeckt dabei einen jungen Reiseführer, den sie kurz darauf in einem Café wieder sehen. Es ist Rydal Keener. Ebenfalls ein Amerikaner, der hier einen mehr als ausdehnten Sommer verbringt und sich als Reiseführer und mit kleineren Betrügereien sein Geld verdient. Chester engagiert ihn als ihre Begleitung für die nächsten Tage.
Das könnte eine nette kleine Urlaubsepisode bleiben, wenn Chester nicht eines Abends in seinem Hotelzimmer von einem Privatdetektiv, der ihn im Namen von einigen vermögenden Gläubigern verfolgte, zur Rede gestellt würde. Am Ende des Gesprächs ist der Detektiv, durch einen unglücklichen Unfall, tot und als Chester die Leiche verschwinden lassen will, wird er von Rydal entdeckt.
Ab jetzt ist das ungleiche Betrügertrio auf der Flucht. Denn Rydal wittert ein gutes Geschäft und er hat auch ein Auge auf Colette geworfen.
„Die zwei Gesichter des Januars“ ist das Regiedebüt von Hossein Amini, der bislang die Drehbücher für die Henry-James-Verfilmung „Die Flügel der Taube“, die A.-E.-W.-Mason-Verfilmung „Die vier Federn“, die Elmore-Leonard-Verfilmung „Killshot – Gnadenlose Jagd“, die James-Sallis-Verfilmung „Drive“, die modernisierte Schneewittchen-Variante „Snow White and the Huntsman“ und die demnächst startende John-le-Carré-Verfilmung „Our Kind of Traitor“ (Verräter wie wir) schrieb.
Sein Drehbuch sprach dann auch Viggo Mortensen, Kirsten Dunst und Oscar Isaac, der zuletzt in „Inside Llewyn Davis“ als glückloser Musiker überzeugte, an. Denn es verlässt sich auf die Schauspieler und die Dynamik innerhalb des mehr als halbseidenen Trios. Vieles wird nicht gesagt. Fast immer entsprechen ihre Worte nicht ihren Absichten und Amini will überhaupt nicht alles erklären. Immerhin hat er mit Mortensen, Dunst und Isaac drei gute Schauspieler, die auch schweigend viel sagen können. Dazu kommt noch die zauberhafte Landschaft. Gedreht wurde unter anderem auf Kreta, in Athen und Istanbul an Orten, die sich in den verganenen fünfzig Jahren nicht veränderten.
Insgesamt wirkt „Die zwei Gesichter des Januars“ wie ein in den frühen Sechzigern, kurz nach „Nur die Sonne war Zeuge“, gedrehter Kriminalfilm. P. S.: 1985 entstand eine deutsche Verfilmung des Romans. Regie bei „Die zwei Gesichter des Januar“ (auf das „s“ wurde verzichtet) führte Wolfgang Storch, der zusammen mit Karl Heinz Willschrei das Drehbuch schrieb. Charles Brauer, Yolande Gilot und Thomas Schücke spielten mit und mir gefiel der Film, als ich ihn vor Jahren sah. Er müsste endlich mal wieder im TV gezeigt werden.
ZDFneo, 20.15 Die Dolmetscherin (Großbritannien/Frankreich/USA 2005, Regie: Sydney Pollack)
Drehbuch: Charles Randolph, Scott Frank, Steven Zaillian (nach einer Geschichte von Martin Stellman und Brian Ward)
UN-Dolmetscherin Silvia Broome behauptet, dass sie ein Gespräch belauschte, in dem im Landesdialekt über ein Mordkomplott gegen den verhassten Diktator ihres Heimatlandes, der in New York ermordet werden soll, gesprochen wurde. Agent Tobin Keller soll die wichtige Zeugin beschützen. Gleichzeitig fragt er sich, ob die schöne Frau mit rätselhafter Vergangenheit, die Wahrheit sagt.
Der spannende Polit-Thriller war der letzte Spielfilm von Sydney Pollack, der auch “Nur Pferden gibt man den Gnadenschuß” (They shoot horses, don’t they?), “Jeremiah Johnson”, “Yakuza” (The Yakuza), “Die drei Tage des Condors” (Three days of the Condor), “Tootsie”, “Jenseits von Afrika” (Out of Africa) und “Die Firma” (The Firm) inszenierte.
mit Nicole Kidman, Sean Penn, Catherine Keener, Jesper Christensen, Yvan Attal Hinweise Film-Zeit über „Die Dolmetscherin“ Moviepilot über „Die Dolmetscherin“ Metacritic über „Die Dolmetscherin“ Rotten Tomatoes über „Die Dolmetscherin“
Wikipedia über „Die Dolmetscherin“ (deutsch, englisch) Mein Nachruf auf Sydney Pollack
Schon die ersten Bilder erfreuen den gestandenen Western-Fan. Denn „A Million Ways to die in the West“ beginnt – auf einer groooßen Leinwand – wie ein richtig guter, alter Cinemascope-Western: das baumlosen Monument Valley erstreckt sich vom linken bis zum rechten Bildrand, die Buchstaben sind in dieser altertümlichen Western-Schrifttype und das riesige Orchester spielt eine dieser Western-Melodien, die wir aus den John-Ford-Western kennen. Da müsste gleich John Wayne oder James Stewart durch das Bild reiten.
Aber dann kommt es doch etwas weniger klassisch. Denn Seth MacFarlane („Family Guy“, „Ted“) erzählt eine Westerkomödie, in der ein netter, belesener, kluger Schafzüchter im Mittelpunkt steht. Dass der von ihm gespielte Albert Stark auch ein Feigling ist, wird bereits in den ersten Minuten deutlich, wenn er, anstatt sich mit dem besten Schützen der Gegend auf offener Straße zu duellieren, versucht, sich aus der Situation herauszureden und sich am Ende quasi freikauft, indem er Charlie Blanche Geld für den durch seine Schafe entstandenen Schaden anbietet. Das hätte John Wayne niemals gemacht. Destry oder Ransom Stoddard, der Mann, der Liberty Valance nicht erschoss (beide gespielt von James Stewart) dagegen schon. Aber das waren auch Männer des zwanzigsten Jahrhunderts.
Kurz darauf wird Albert von seiner Freundin Louise (Amanda Seyfried) verlassen. Sie will erst einmal mit sich selbst ins Reine kommen. Denn: „Heutzutage werden die Menschen fünfundreißig und älter, da kann man sich mit dem Heiraten doch Zeit lassen.“.
Zu Tode betrügt hängt Albert mit seinem Freund Edward Phelps (Giovanni Ribisi), der mit dem Freudenmädchen Ruth (Sarah Silverman) befreundet ist, ab, als er während einer der regelmäßigen Kneipenschlägereien Anna (Charlize Theron) kennen lernt. Sie ist neu in dem Nest Old Stump. Gemeinsam verbringen sie einige schöne Tage, in denen sie Albert auch das Schießen beibringt. Denn sie ist eine begnadete Schützin und Albert hat Louises neuen Freund, den extrem schnöseligen Foy (Neil Patrick Harris), Bartträger und Inhaber der Moustacherie, zu einem Duell herausgefordert.
Außerdem ist der im ganzen Westen gefürchtete Bandit Clinch Leatherwood (Liam Neeson) auf dem Weg nach Old Stump. Zu seiner Frau Anna.
„A Million Ways to die in the West“ ist, wie schon die ersten Bilder zeigen, eine Westernkomödie von einem Regisseur, der den Western liebt, verstanden hat und die komödiantischen Aspekte des Westerns und des Lebens im Wilden Westen betont. Ein großer Teil des Humors entsteht auch durch das vollkommen unangepasste Verhalten der Charaktere.
So ist Albert Stark eigentlich ein witziger, gebildeter junger Mann, der einer Schlägerei ausweicht, weil sie dummes Macho-Gehabe ist. Heute wäre er der allseits beliebte Protagonist in einem Film. Damals, im gesetzlosen Wilden Westen und im Western, war er ein überlebensunfähiger Feigling, der bestenfalls als Sidekick, als Comic Relief, vorkommt, um den Helden in einem noch besseren Licht erstrahlen zu lassen.
Sein bester Freund Edward ist in eine Prostituierte verliebt, die zwar ihren Beruf hingebungsvoll ausübt, aber mit Edward, schließlich ist sie gläubig, erst nach ihrer Hochzeit Sex haben will. Auch Edward trennt fein säuberlich zwischen ihrer unschuldig reinen Beziehung und ihrer Arbeit.
Etliche Dialoge und Beobachtungen spielen schön mit unserem heutigem Wissen und dem damaligen Wissen. So unterhalten sie sich entspannt über die Unmöglichkeit, auf einem Photo zu lächeln (wegen der damals unglaublich langen Belichtungszeit), die frühe Sterblichkeit und die Heilkunst, die im Wilden Westen auf einem wahrhaft archaischem Niveau war. Da half auch keine Heiltinktur aus Alkohol, Kokain, Morphium, Quecksilber mit Kalk und rotem Flanell.
Das macht Laune, auch wenn es nur wenige echte Lacher, die meist mit einem plötzlichen Todesfall zusammenhängen, gibt. Insgesamt regt „A Million Ways to die in the West“, weil immer ein witziger Tonfall herrscht und die Charaktere entspannt abhängen, eher zum Schmunzeln an.
Schade ist allerdings, dass der Humor zu oft in Richtung Zote geht. Zu oft drehen sich die Witze um Sex und Fäkalien.
Mit gut zwei Stunden ist „A Million Ways to die in the West“ für eine Komödie etwas lang geraten. Immer wieder plätschert der Film, der einen strafferen Schnitt vertragen hätte, einfach so vor sich hin. Die Szenen sind oft etwas zu lang geraten, so als hätten die Macher entweder zu viel improvisiert oder als ob sie wirklich jeden Witz, der ihnen einfiel, unbedingt unterbringen wollten. Egal, ob er irgendwie die Handlung voran bringt oder nicht.
Dennoch dürfen Western-Fans sich freuen. Insgesamt ist „A Million Ways to die in the West“ eine ordentliche Western-Komödie, die sich gelungen am klassischen Western orientiert, und dann läuft der Film auch noch im Kino.
Seth MacFarlane hat auch den Roman zum Film geschrieben, der sich im Großen und Ganzen nicht vom Film unterscheidet. Aber gerade in den Details – immerhin hat hier der Drehbuchautor, Regisseur und Hauptdarsteller den Roman geschrieben – unterscheidet sich der Roman beträchtlich vom Film. Szenen und Szenenteile fehlen, der Humor ist weniger fäkal-pubertär und das erste Duell ist im Roman anders als im Film.
Beim Lesen fällt auch auf, dass die Landschaftsbilder, das Deadpan-Acting und die Musik fehlen. Insofern ist der Roman eine nette und schnelle Lektüre, die aber nicht den Film ersetzen sollte.
A Million Ways to die in the West (A Million Ways to die in the West, USA 2014)
Regie: Seth MacFarlane
Drehbuch: Seth MacFarlane, Alec Sulkin, Wellesley Wild
mit Seth MacFarlane, Charlize Theron, Amanda Seyfried, Liam Neeson, Giovanni Ribisi, Neil Patrick Harris, Sarah Silverman, Christopher Hagen, Wes Studi, Matt Clark, Rex Linn, Christopher Lloyd, Ewan McGregor
Länge: 116 Minuten
FSK: ab 12 Jahre
–
Der Roman zum Film
ARD, 21.45 Sherlock: Der leere Sarg (Großbritannien 2014, Regie: Jeremy Lovering)
Drehbuch: Mark Gatiss
Erfinder: Mark Gatiss, Steven Moffat
LV: die Sherlock-Holmes-Geschichten von Sir Arthur Conan Doyle
Sherlock Holmes und Dr. John Watson sollen einen Anschlag auf das britische Parlament verhindern.
Das Warten hat ein Ende: nachdem die zweite „Sherlock“-Staffel mit „Der Reichenbachfall“ und dem Tod von Sherlock Holmes endete, kehrt der Detektiv jetzt zurück. Allerdings erfahren wir auch jetzt nicht, wie er seinen Tod inszenierte. Dafür gibt es etliche, mehr oder weniger abstruse, Theorien.
Und das ist ein Problem der dritten „Sherlock“-Staffel: während in den beiden vorherigen Staffeln die Fälle gut konstruiert und spannend waren, liefern die Macher hier nur vernachlässigbare Fälle (Kann einer zehn Minuten nach dem Abspann den Fall erklären?) und durchaus rasante und witzige, aber auch erschreckend selbstgenügsame Unterhaltung.
Da sollte es in der schon angekündigten vierten Staffel wieder ein back to basics geben.
Die nächsten beiden Filme der dritten „Sherlock“-Staffel folgen an Pfingsten. Am Pfingstsonntag, den 8. Juni, läuft um 21.45 Uhr „Im Zeichen der Drei“. Am Pfingstmontag, den 9. Juni, läuft um 21.45 Uhr „Sein letzter Schwur“.
mit Benedict Cumberbatch, Martin Freeman, Una Stubbs, Rupert Graves, Mark Gatiss, Amanda Abbington, Andrew Scott
Gerne würde ich Glenn Greenwalds „Die globale Überwachung – Der Fall Snowden, die amerikanischen Geheimdienste und die Folgen“ bedenkenlos jedem empfehlen. Denn selbstverständlich ist ein Buch über die globale Überwachung der US-amerikanischen NSA (National Security Agency), dem britischen GCHQ (Government Communications Headquarters) und der anderen, mit der NSA zusammenarbeiten Geheimdienste und den damit verbundenen Gefahren für unsere Gesellschaft, die freie und liberale Demokratie, wichtig und per se lesenswert. Vor allem wenn es von dem Mann geschrieben ist, der den Skandal vor einem Jahr mit seinen Reportagen im „Guardian“ öffentlich machte.
Und ich könnte auch über das bekannte Problem bei Sachbüchern, die sich mit tagesaktuellen Themen beschäftigen, nämlich dass man das meiste schon aus der Zeitung kennt, hinwegsehen. Immerhin liest nicht jeder ständig Zeitung und nicht jeder interessiert sich so brennend für das Thema des Buches, dass er wirklich jeden Artikel dazu liest.
Aber wirklich empfehlen kann ich „Die globale Überwachung“ nicht. Es zerfällt im Wesentlichen in vier große Abschnitte. Im ersten Abschnitt, den Kapiteln „Kontaktaufnahme“ und „Zehn Tage in Hongkong“ (Seite 17 bis 135), erzählt Greenwald, wie Edward Snowden mit ihm Kontakt aufnahm, wie er auf Empfehlung seiner Freundin Laura Poitras (die als Dokumentarfilmerin ebenfalls über Verletzungen der Bürgerrechte im „Kampf gegen den Terror“ arbeitet) ein Verschlüsselungsprogramm installierte, sie ein Treffen in Hongkong vereinbarten, sich wie Geheimagenten trafen, sich mit Snowden über seine Dokumente unterhielten und den „Guardian“ von einer Publikation der Unterlagen überzeugten. Das liest sich teilweise wie ein Agententhriller.
Im zweiten Abschnitt „Alles sammeln!“ (Seite 137 bis 242) erklärt Greenwald anhand zahlreicher Dokumente wie die NSA-Überwachung funktioniert. Im Wesentlichen rekapituliert Greenwald hier seine bisherigen Veröffentlichungen. Auf hundert Seiten entsteht ein Panoptikum des Schreckens. Das ist der stärkste Teil des Buches.
Im dritten Abschnitt „Die Gefahren der Massenüberwachung“ (Seite 243 bis 296) erklärt er die Gefahren einer ständigen Überwachung auf das Zusammenleben der Menschen in einer Demokratie. Er nennt Beispiele aus der Geschichte der USA. Er zitiert, eher eklektisch, einige psychologische und soziologische Studien und bezieht sich auf das Modell des Panoptikums, das von Jeremy Bentham entworfene Gefängnis, in dem die Wärter jeden Sträfling jederzeit beobachten können, ohne dass dieser es bemerkt. Er wird sich daher immer beobachtet fühlen und sein Verhalten daran ausrichten. Michel Focault erklärte das Panoptikum zu einem der Grundmechanismen des modernen Staates.
Im vierten Abschnitt „Die vierte Gewalt“ (Seite 297 bis 351) schreibt er über die Rolle der vierten Gewalt, die eigentlich die Regierung kontrollieren soll. In diesem Abschnitt schreibt er in erster Linie über seine Erfahrungen mit den US-Medien nach der Veröffentlichung seiner ersten Artikel über die NSA-Überwachung im „Guardian“.
Die letzten beiden Abschnitte enttäuschen. Der dritte Abschnitt bleibt relativ oberflächlich. Und der vierte Abschnitt rekapituliert teilweise die bekannten Skandale (die überlange Kontrolle von Greenwalds Lebensgefährten im Transitbereich des Flughafens, die Zerstörung der Festplatten im „Guardian“ unter Aufsicht des Geheimdienstes) und setzt sich mit den Erlebnissen, die Greenwald mit den US-Medien hatte, auseinander. So sehr in diesen Zeilen Greenwalds persönliche Betroffenheit spürbar ist, so erkenntnisfrei lesen sie sich für Außenstehende.
Wenn ich ehrlich bin, kann ich das flott zu lesende Buch nur den Menschen empfehlen, die das letzte Jahr auf einer einsamen Insel verbrachten oder kein Internet und keine überregionale Zeitung haben. Und den Bundestags-Abgeordneten, die immer noch behaupten, dass es keinen NSA-Skandal und keine flächendeckende Überwachung, gäbe.
Glenn Greenwald: Die globale Überwachung – Der Fall Snowden, die amerikanischen Geheimdienste und die Folgen
(übersetzt von Gabriele Gockel, Robert Weiß, Thomas Wollermann und Maria Zybak)
Kommerziell ging es dem deutschen Film in den frühen sechziger Jahren prächtig. Aber die Schlagerfilme, Tourismusfilme, Operettenfilme und Kriminalfilme (Remember Edgar Wallace?) waren künstlerisch – höflich formuliert – nicht besonders bemerkenswert. Und über Deutschland sagten sie auch nichts aus. In diesem Klima formulierten 1962 junge deutsche Filmemacher das Oberhausener Manifest, das die Geburtsstunde des Neuen Deutschen Films (auch Junger Deutscher Film) war. „Schonzeit für Füchse“ von Peter Schamoni, einem der Autoren des Oberhausener Manifestes, und „Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Gesellschaft in der er lebt“ gehörten einige Jahre später zu den frühen Werken dieses Jungen Deutschen Films, die sich mit der Bundesrepublik Deutschland auseinandersetzten. Die Hochzeit des Jungen Deutschen Films waren die siebziger Jahre; Rainer Werner Fassbinder war eine der wichtigsten Kräfte. Herbert Achternbusch, Werner Herzog, Alexander Kluge, Edgar Reitz, Volker Schlöndorff und Wim Wenders gehörten auch dazu und sind heute noch bekannt.
Peter Schamoni, der vor seinem ersten Spielfilm mehrere Kurzfilme gedreht hatte, erzählt in „Schonzeit für Füchse“ keine Geschichte im herkömmlichen Sinn (was ihn dann auch ziemlich lang erscheinen lässt), sondern eine eher beobachtende Zustandsbeschreibung einer erstarrten Gesellschaft.
Er erzählt von einem jungen, namenlosen Journalisten (Helmut Förnbacher), der als Freiberuflicher eher vor sich hin lebt, immer wieder als Treiber zu den Fuchsjagden in die Provinz fährt und sich in Clara (Andrea Jonasson) verliebt. Sein Freund Viktor (Christian Doermer) ist zwar begütert, aber ähnlich ziellos. Ihre aus dem niederrheinischen Großbürgertum kommenden Eltern geben ihnen noch die titelgebende „Schonzeit für Füchse“. Sie dürfen sich noch etwas Austoben, bevor der Ernst des Lebens zuschlägt.
Schamonis Film skizziert, mit eher milden satirischen Überspitzungen, einen Zustand, der vor allem zeigt, dass sich etwas ändern muss. Dass die alten Herrschenden, die Spießer, die Männer, die schon während der Nazi-Zeit Befehle gaben und anschließend zu lupenreinen Demokraten wurden, abgelöst werden müssen. Aber die Jugend ist noch nicht bereit. Die beiden Endzwanziger protestieren nicht. Sie haben sich mehr schlecht als recht mit der Gesellschaft arrangiert und sie sind das Sinnbild für eine Jugend, die noch kein Ziel hat. Weder persönlich, noch politisch.
Kurz darauf löste sich dieser geisterhafte Zustand in der 68er-Revolution.
Vieles, was wir in „Schonzeit für Füchse“ sehen, ist heute fast unvorstellbar. Es werden Bahnsteigkarten gelöst, ein nicht verheiratetes Paar bekommt kein Hotelzimmer, der Protagonist darf ohne Schlips keinen Club betreten (und es gibt überall Türsteher, die nach dem Anklopfen misstrauisch durch ein Fenster blicken), die Freundin lebt noch bei ihrer Mutter, einer Kriegswitwe, die argwöhnisch aufpasst, dass die beiden nichts verbotenes Tun (wegen Kuppelei!) und die gemeinsamen Abende haben eine unvorstellbare Tristesse.
Nach seinem vielversprechendem Debüt drehte Schamoni hauptsächlich Kurz- und Dokumentarfilme. Zu seinen späteren Filmen gehören der vergurkte Pseudo-Western „Potato Fritz“ und das Robert-Schumann-Biopic „Frühlingssymphonie“, mit Herbert Grönemeyer und Nastassja Kinski.
Auf der DVD gibt es außerdem einen kurzen Drehbericht, einen Ausschnitt aus einer Pressekonferenz und Schamonis witzigen Kurzfilm „Die Teutonen kommen“, der bereits 1962 den damaligen Massentourismus in den Süden satirisch dokumentierte und der heute kaum veraltet ist.
Auch Rosa von Praunheims „Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation in der er lebt“ überzeugt vor allem als Zeitdiagnose und ist wegen seiner Wirkung, vor allem für die Schwulenbewegung, wichtig. Denn mit dem Film begannen Homosexuelle über ihre Situation zu reden und überall im Land gründeten sich, nach der Vorführung des Films, zu der auch Rosa von Praunheim oder andere Mitwirkende des Films anwesend waren, Schwulengruppen. Filmisch ist das Werk eher uninteressant.
In dem Film zeichnet Praunheim die Geschichte von Daniel (Bernd Feuerhelm), einem Jungen aus der Provinz, der nach Berlin kommt, in schwule Kreise aufgenommen wird und durch die verschiedenen schwulen Milieus driftet, bis er in einer politischen Gruppe landet. Gedreht wurde ohne Ton. Der über die Bilder gesprochene Kommentar ist eine Mischung aus wenigen nachgesprochenen Dialogen zwischen den Charakteren und einem soziologisch-psychologisch analysierendem Text, der im Duktus zwischen Gelehrtendeutsch und Satire (vielleicht auch teilweise nicht intendierter Satire) schwankt und punktgenau auf die schwulen Befindlichkeiten und das Zertrümmern ihrer Wohlfühlzonen zielt, um die Homosexuellen dazu zu bringen, aus dem Klosett zu kommen und für ihre Rechte und – wir reden von den frühen siebziger Jahren – eine neue Gesellschaft zu kämpfen.
Dass die Macher mit ihrem unbequemen Film trafen, zeigten schon am 4. Juli 1971 die aufgebrachten Reaktionen bei Premiere auf der Berlinale.
Die TV-Ausstrahlung im ersten Programm wurde, immerhin ist „Nicht der Homosexuelle ist pervers,…“ eine reine TV-Produktion, zunächst abgesagt. Der Film lief dann in den dritten Programmen, die damals nur eine regionale Verbreitung hatten. Nachdem die vorgesehene gemeinsame Ausstrahlung im ARD-Programm „aus Fürsorge für die homosexuelle Minderheit“ (so die Ständige Programmkonferenz der ARD) scheiterte, war die Erstausstrahlung im TV am 31. Januar 1972 im WDR. Ein Jahr später, am 15. Januar 1973, wurde er auch im ersten Programm gezeigt. Zu später Stunde, ohne den Bayerischen Rundfunk (der seine Zuschauer mit einem alternativen Programm erfreute) und mit einer anschließenden 97-minütigen Diskussion, die vorher aufgezeichnet wurde. An dem Abend war weit nach Mitternacht Sendeschluss.
Auf der jetzt erschiennen DVD ist neben dem Film eben diese TV-Diskussion, ein halbstündiger Zusammenschnitt einer Diskussion über den Film in New York (wegen des schlechten Tons sind die deutschen Untertitel sehr hilfreich) und ein elfminütiges aktuelles Vorwort von Rosa von Praunheim zum Film, in dem er über die Wirkung des Films und warum er heute immer noch wichtig ist, spricht.
Die WDR-Diskussion ist gerade am Anfang ungewöhnlich gesittet (später wird es etwas lauter) und vor allem die Homosexuellen dürfen ausführlich ihre Sicht schildern, während die Experten und Politiker (Interessanter Fakt: ihre Parteizugehörigkeit wird nicht verraten.) wenig sagen. Der Film wird durchgehend politisch interpretiert und er wird von den Experten und Politikern kritisiert, als ob Rosa von Praunheim ein Regierungsprogramm vorgelegt hätte. Das ist, auch wenn die allgemeinen Publikums- und Medienreaktionen deutlich ablehnender waren als die Stimmung während der Diskussion vermuten lässt, ein Blick in eine vergangene Zeit. Ein Panoptikum der siebziger Jahre.
Die Diskussion in New York zeigt dagegen ein aufgebrachtes schwules Publikum, das sich heftig gegen den Film wehrt. Eine solche Mischung aus Saalschlacht und Gruppentherapie war damals nach Aufführungen von „Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt“ wohl üblich.
Für die DVD-Veröffentlichung wurde das 16-mm Negativ in HD abgetastet und der Bildausschnitt, in Abstimmung mit Rosa von Praunheim, auf 1,78:1 festgelegt. Entsprechend gut ist das Bild.
Insgesamt fehlt bei dieser tollen DVD-Ausgabe des Klassiker nur noch eine Dokumentation über den Film und seine Wirkungsgeschichte.
Schonzeit für Füchse (Deutschland 1966)
Regie: Peter Schamoni
Drehbuch: Günter Seuren
LV: Günter Seuren: Das Gatter, 1964
mit Helmut Förnbacher, Christian Doermer, Andrea Jonasson, Monika Peitsch, Edda Seipel, Helmut Hinzelmann, Willy Birgel
–
DVD
Ascot Elite
Bild: 4:3 (Pillarbox/16:9)
Ton: Deutsch (Dolby Digital 2.0 Mono)
Untertitel: –
Bonusmaterial: 24-seitiges Booklet, Originaltrailer, Bericht über die Dreharbeiten (1965), Bericht zur Filmpremiere (1966), „Die Teutonen kommen“ (Kurzfilm von 1962), Interview mit Hauptdarsteller Helmut Förnbacher und Kameramann Jost Vacano (2014)
Im Kino ging „Shadow Dancer“ fast sang- und klanglos unter. Der zeitgleich gestartete Action-Kracher „White House Down“ war dann doch eher für die Massen, während James Marsh stiller, aber intensiver Polit-Thriller über den Nordirland-Konflikt eher das überschaubare Arthaus-Publikum ansprach.
Colette McVeigh (Andrea Riseborough) wird 1993 in London verhaftet. Für die IRA sollte sie in einer vollbesetzten U-Bahn eine Bombe zünden. Dass sie noch nicht einmal den Zünder aktiviert hatte, interessiert MI5-Mann Mac (Clive Owen) nicht. Er will sie als Spitzel haben und er macht ihr ein Angebot, das sie als liebende Mutter nicht ablehnen kann: entweder arbeitet sie für ihn oder sie landet für Jahre in einem englischen Gefängnis weitab von ihrer Heimat Belfast.
Sie geht notgedrungen auf das Angebot ein.
Aber der überhaupt nicht zimperliche IRA-Mann Kevin vermutet einen Spitzel in den eigenen Reihen. Ganz oben auf seiner Liste steht, nach dem missglückten Attentat, Colette.
Aus dieser überschaubaren Ausgangslage macht James Marsh einen ruhig erzählten Polit-Thriller mit einem Minimum an Dialog. Die starken Bilder und die Schauspieler erzählen, vor dem Hintergrund des heute bei uns fast vergessenen Nordirland-Konflikts, eine komplexe Geschichte von Lüge, Betrug, Verrat und der alle Beziehungen zerstörenden Kraft des Misstrauens. Ein Spiel, in dem keiner gewinnen kann.
„Shadow Dancer“ ist ein in jeder Beziehung überzeugender Polit-Thriller mit einem überraschendem und explosivem Ende.
ZDF, 22.55 (VPS 22.45) Verschwörung gegen die Freiheit: Big Brother im Weißen Haus (Deutschland 2014, Regie: Elmar Theveßen)
Drehbuch: Elmra Theveßen
Zweiter Teil der Doku von Elmar Theveßen über die Überwachung der Gesellschaft. Nachdem gestern der erste Teil zu einer zuschauerfreundlichen Zeit lief, ist heute „Der Quiz-Champion 2014“ wichtiger. Heute geht es um den Ausbau der NSA nach 9/11 unter George W. Bush und wie Präsident Barack Obama dessen Arbeit bruchlos fortführte.
Man kann sich die Doku auch in der Mediathek ansehen. Hinweis
ZDF über „Verschwörung gegen die Freheit: Big Brother und seine Helfer“ und über „Verschwörung gegen die Freiheit: Big Brother im Weißen Haus“
Das Städtchen Paradise hat zwei neue Einwohner: die Lincolns. Sie sind Serienkiller und der Polizeichef von Paradise, Jesse Stone, beginnt sie zu jagen.
Neben der erfolgreichen Spenser-Serie und der unter Fans gehassten Sunny-Randall-Serie schrieb Robert B. Parker auch die Jesse-Stone-Romane. In ihnen ist ein geschiedener L.-A.-Cop mit einem Alkoholproblem, der in der Kleinstadt Paradise bei Boston zur Ruhe kommen will, der Held. Gerade die ersten Romane waren düsterer als von Robert B. Parker gewohnt und sorgfältiger konstruiert als die Spenser-Romane, die von Parker teilweise per Autopilot geschrieben werden.
„Stone Cold“ ist der vierte Jesse-Stone-Roman, aber die erste Jesse-Stone-Verfilmung. Der angenehm altmodische Thriller wurde positiv aufgenommen. Insgesamt wurden acht Jesse-Stone-Filme im US-TV ausgestrahlt.
Mit Tom Selleck, Jane Adams, Reg Rogers, Mimi Rogers
„Das Syndikat“, der Zusammenschluss deutschsprachiger Krimi-Autoren, verlieh den diesjährigen Friedrich-Glauser-Preis an
Bester Roman
Judith Taschler: Die Deutschlehrerin (Picus)
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Bestes Debüt
Harald Gilbers: Germania (Knaur)
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Bester Kurzkrimi
Alexander Pfeiffer: Auf deine Lider senk ich Schlummer (aus „Küche, Diele Mord“ [KBV])
–
Hansjörg-Martin-Preis (Kinder- und Jugendkrimipreis)
Alice Gabathuler: NO_WAY_OUT (Thienemann)
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Friedrich-Glauser-Ehrenpreis (für besondere Verdienste) Hermann-Josef ‚Hejo‘ Emons (Verleger, Emons-Verlag)
ZDF, 20.15 Mord in Aschberg (Deutschland 2014, Regie: Markus Imboden)
Drehbuch: Holger Karsten Schmidt
Privatdetektiv Finn Zehender hat einen neuen Fall: Simone Albrecht beauftragt ihn, ihren Mann, einen vollkommen unauffälligen Filialleiter einer dörflichen Dorfbank, zu überwachen. Sie glaubt, dass er sie betrügt. Als Zehender Albrecht beobachtet, wird er Zeuge, wie auf Albrecht und dessen Freund geschossen wird. Der Freund stirbt. Kurz darauf wird Zehender von Albrecht beauftragt, den Mörder zu suchen. Denn er glaubt, dass der Mörder – ein Scharfschütze – auch ihn umbringen will.
Was die beiden Männer nicht wissen: auch der Scharfschütze wird von Simone Albrecht bezahlt. Und das ist nicht die erste Überraschung in diesem lakonisch erzähltem Dorfkrimi, der sich etwas zu sehr auf seinen Charakteren ausruht, während die Geschichte eher vor sich hin mäandert.
Die neueste Zusammenarbeit von Markus Imboden und Holger Karsten Schmidt ist ein gediegener, in Norddeutschland spielender Regiokrimi mit überschaubarer Spannungskurve, der sicher gerne „Fargo“ wäre, aber niemals diese coensche Qualität erreicht.
mit Hinnerk Schönemann, Thomas Thieme, Katja Danowski, Stephanie Eidt, Julischka Eichel, Florian Lukas, Peter Schneider Hinweise ZDF über „Mord in Aschberg“ (Achtung: ein sehr wichtiger Plot-Point wird verraten!) ZDF über Finn Zehender Fernsehserien über Finn Zehender
Der Kommissar und sein Lockvogel (Frankreich/Italien 1969, Regie: José Giovanni)
Drehbuch: José Giovanni
LV: Joseph Harrington: The last known Address, 1965
Kommissar Leonetti soll in wenigen Tagen einen seit fünf Jahren verschwundenen Zeugen finden.
Ein eher selten gezeigter Klassiker des Polizeifilms. Giovanni zeigt ohne gefällige Lösungen die zermürbende Arbeit eines Polizisten. Besonders das Ende ist in seiner bitteren Konsequenz grandios.
„Mich reizte die Idee, einen Bullen zu zeigen, der zu Fuß durch die Stadt marschiert, der weder einen schnellen Schlitten fährt, noch dieses ganze Theater wahrnimmt, das man im Kino immer sieht. Aus diesem Grund habe ich diesen Film gemacht, als Gegensatz zu allem, was existiert. Das war übrigens auch schon im Buch von Harrington, der früher selbst Polizist war.“ (José Giovanni)
Mit Lino Ventura, Marlène Jobert, Michel Constantin
Auch bekannt als „Tödliche Frist“ und „Letzter bekannter Wohnsitz“ (unter dem Titel war der Film im Kino angekündigt)
LV: Marie Brenner: The Man who know too much, 1996 (Artikel Vanity Fair)
TV-Journalist Lowell Bergman will eine Story über die miesen Geschäfte der Zigarettenindustrie landesweit ausstrahlen. Sein Kronzeuge ist Jeffrey Wigand, ehemaliger Chef der Forschungsabteilung eines Zigarettenkonzerns. Dummerweise wollen die Senderbosse und die Zigarettenindustrie die Story verhindern.
Hochspannender 157-minütiger Thriller, der einen gelungen Einblick in die Medienwelt und die Wirtschaft und ihre Strukturen liefert, getragen von einem fantastischen Ensemble.
mit Al Pacino, Russell Crowe, Christopher Plummer, Diane Venora, Philip Baker Hall, Lindsay Crouse, Debi Mazar
Dick Clement und Ian La Frenais sind zwei alte Hasen im britischen Filmgeschäft. Sie schrieben unter anderem die Drehbücher zu „Commitments“, „Wasser – Der Film“, etlichen Lovejoy-Folgen (in Deutschland nie gezeigt) und zu „Die alles zur Sau machen“ (Villain).
Mit ihrem Edgar-nominierten Film „Bank Job“ kehrten sie wieder in die frühe Siebziger und dem von ihnen mit „Villain“ mitbegründeten britischen Gangsterfilm zurück. Dieses Mal lassen sie sich von einem wahren Bankraub inspirieren. Am 11. September 1971 raubten einige Kleingauner aus der Lloyd’s Bank 500.000 Pfund (was heute sechs Millionen Euro wären). Die Zeitungen füllten ihre Spalten mit Sensationsberichten über den „Walkie-Talkie-Einbruch“. Vier Tage lang. Dann untersagte die Regierung aus Gründen der nationalen Sicherheit weitere Berichte, vier Räuber wurden verhaftet, ihren Namen wurden nie bekannt, das Strafmaß ist unbekannt, große Teile der Beute verschwunden und die Akten darüber sind bis 2054 unter Verschluss. Das Team Clement/La Frenais hat jetzt mit „Bank Job“ eine Geschichte erfunden, die die Wahrheit sein könnte.
Und Roger Donaldson hat im Retro-Look einen angenehm altmodischen Ganovenfilm über den großen Coup, gewürzt mit einer Prise Polit-Thriller, gedreht.
Mit Jason Statham, Saffron Burrows, Stephen Campbell Moore, Daniel Mays, James Faulkner, Alki David
Als Jack Marcus (Clive Owen) und Dina Delsanto (Juliette Binoche) sich im Lehrerzimmer das erste Mal begegnen, ist klar, dass sie ein Liebespaar werden. Denn so abweisend wie die neue Kunstlehrerin auf den arroganten Englischlehrer reagiert, der sie mit seinem kindischen Wortsuchspiel herausfordert, kann es nur in die Gefilde einer Screwball-Comedy gehen, in der die Beiden sich gegenseitig verbal züchtigen.
Jack und Dina haben ihre beste Zeit hinter sich. Jack war einmal eine große Literaturhoffnung. Inzwischen ist ein Trinker mit einem kaputten Familienleben. Sein Sohn bemüht sich erfolgreich, möglichst wenig Zeit mit seinem Vater zu verbringen. Dina ist noch eine erfolgreiche und gefeierte Malerin. Allerdings hat sie die Stelle in der ländlich gelegenen Schule in Maine angenommen, weil sie Arthritis hat. Ihre derzeitige Ausstellung wird die letzte mit echten Delsanto-Bildern sein. Nur ihre engsten Freundinnen wissen von ihrer Kranheit.
Als Jack erfährt, dass sie in ihrem Unterricht behauptete, die Malerei sei die höherwertige Kunst, behauptet er das Gegenteil und schnell bricht ein wahrer Zickenkrieg zwischen den beiden aus, in den sie auch ihrer Schüler einspannen. Denn die sollen in einem Wettbewerb begründen, ob die Malerei oder die Schriftstellerei die höherwertige Kunst sei.
„Words and Pictures“ ist eine romantische Komödie, die von den beiden Hauptdarstellern und ihren spitzen Dialogen lebt. Außerdem ist ein Film, der hemmungslos zwei der schönen Künste feiert und die beiden Hauptdarsteller fast endlos über die Malerei und die Schriftstellerei und die Bedeutung der Kunst für unser Leben räsonieren lässt, grundsympathisch. Während Juliette Binoche ihre Bilder für den Film selbst malte, bedient Clive Owen sich bei den großen Autoren der letzten Jahrhunderte, die er ausgiebig und frei vor seinen Schülern collagenhaft zitiert.
Dass beide als Lehrer katastrophale Fehlbesetzungen sind, die im wirklichen Leben spätestens nach zwei Wochen gefeuert würden, ist in diesen Momenten egal. Immerhin geht es in „Words and Pictures“ nicht um die banale Realität, sondern um Worte und Bilder, die – schließlich muss der Scheinkonflikt zwischen ihnen bis zum Ende angeheizt werden – über weite Strecken des kurzweiligen Films als deutlich voneinander getrennte Künste betrachtet werden, wie Feuer und Wasser und nicht wie Yin und Yang.