Neu im Kino/Filmkritik: Hallochen! Herzlich willkommen zur „Jungle Cruise“

August 1, 2021

1916: Lily Houghton (Emily Blunt) will im Amazonas einen einzigartigen Baum finden, der wunderheilende Kräfte haben soll und dessen Entdeckung für die Medizin einen unvorstellbaren Fortschritt bedeuten würde. Wo er ist, weiß niemand. Aber es gibt eine Schatzkarte und ein Amulett, das bei der Entdeckung des Baumes eine wichtige Rolle spielen wird. Mit diesen beiden Gegenständen und Frank Wolff (Dwayne Johnson) will Houghton den Baum finden. Begelitet wird sie von ihrem Bruder MacGregor (Jack Whitehall), der, nun, kurz gesagt, die aus älteren Filmen bekannte Rolle der Frau übernimmt: ängstlich, auf Etikette bedacht, mit Tonnen an wichtigem Gepäck für eine Dschungelreise, wie täglich frische Kleider für jedes gesellschaftliche Ereignis, und Tennisschläger.

Wolff ist der Kapitän eines Schiffes, das eine schwimmende Bruchbude und Wundertüte ist. Für die älteren Semester muss jetzt der Hinweis auf John Hustons in Afrika spielender Bootsfahrt „African Queen“ mit Humphrey Bogart und Katherine Hepburn kommen. Auch wenn es außer dem Zickenkrieg zwischen Blunt und Johnson, einem Boot und einem Fluss wenig Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Liebeskomödien gibt. Und damit zurück zur „Jungle Cruise“.

Verfolgt werden Houghton und Wolff von Prinz Joachim (Jesse Plemons), einem deutschen Operettenbösewicht, der in der Originalfassung erstaunlich viele Sätze (und das allseits beliebte S-Wort) auf Deutsch sprechen darf, Nicht erstaunlich ist, dass er eine Spur der Verwüstung hinterlässt.

Jungle Cruise“ ist, wie die „Pirates of the Caribbean“ (Piraten der Karibik), die Verfilmung einer Attraktion in Disneyland. Wobei diese Attraktionen keine Geschichte erzählen, sondern nur Situationen und Sets liefern, die irgendwie zu einer Filmgeschichte ausgebaut werden. Bei den Piraten der Karibik gelang das in kommerzieller Hinsicht sehr gut. Bei anderen Disney-Themenparks gelang das in finanzieller Hinsicht weniger gut. „Jungle Cruise“ ist jetzt der neueste Versuch, eine Erlebniswelt in Disneyland in eine Serie von Kinofilmen umzuwandeln. Und dieses Mal könnte es gelingen.

Die Inspiration für die „Jungle Cruise“ in Disneyland war, als die erste Dschungelfahrt 1955 in Anaheim, Kalifornien eröffnet wurde, der schon erwähnte Filmklassiker „African Queen“. Die Bootsfahrt wurde mit wahren und erfundenen Informationen über das gefährliche Leben im Dschungel aufgepeppt. Ungefähr so, wie Wolff in den ersten Filmminute eine Gruppe Touristen durch den Dschungel schippert und eigentlich jede Gefahr, Verzögerung, Begegnung mit am Ufer stehenden Wilden und Tieren geplant ist.

Der immer zuverlässige Thriller-Regisseur Jaume Collet-Serra (zuletzt „The Shallows“ und „The Commuter“ ) inszenierte nach einem Drehbuch von Michael Green, Glenn Ficarra und John Requa seine „Jungle Cruise“ als ein buntes Retro-Abenteuer, das vor über hundert Jahren spielt und vor über siebzig oder sogar achtzig Jahren genauso hätte inszeniert werden können. Denn „Jungle Cruis“ (der Film) ist eine Mischung aus Abenteuerfilm und Screwball-Comedy mit einigen modernen, aber letztendlich vernachlässigbaren Elementen. So werden deutlich mehr und deutlich mehr wichtige Rollen von Frauen gespielt. Die Bösewichter (alles Männer) verharren dagegen auf dem aus den Dreißigern bekanntem Comic-Level, das sie zu überdimensional lächerlichen Männern macht. Und wahrscheinlich jedes Bild wurde mit Computereffekten überarbeitet. So dürfte kein einziges Tier bei den Dreharbeiten dabei gewesen sein.

Emily Blunt übernimmt die Rolle des männlichen Helden. Sie ist Indiana Jones (den „Indiana Jane“-Gag hat schon jemand anderes gemacht und so toll ist er auch nicht). Sie hat vor nichts Angst. Außer vor Wasser; weil sie nicht schwimmen kann. In diesen Abenteuerfilmen sit eine so starke Frauenfigur neu. Schließlich waren sie bislang die in Stöckelschuhen, panisch schreiend, auf ihre Garderobe und ihre Frisur bedachten, durch die Wildnis laufenden, gut aussehenden, aber für Abenteuer vollkommen untauglichen Wesen. Echte Männer, wie Indiana Jones (um nur den bekanntesten Vertreter dieser beliebten Grabräuber zu nennen), waren die Helden der Filme. Lily Houghton übernimmt mit ihrer ‚erst handeln, dann nachdenken‘-Attitütde diesen Stab überzeugend.

Ihr Filmbruder ist, wie gesagt, der humoristische Sidekick, der kreischende Feigling, der im Dschungel keine vier Minuten überleben würde. Und er ist schwul. Und natürlich steht er spätestens im Schlusskampf seinen Mann.

Jungle Cruise“ ist ein unterhaltsamer Abenteuerfilm, in dem es für unsere Helden nie wirklich gefährlich wird. Einerseits weil die gefährlichen Situationen sich meist schnell in Wohlgefallen auflösen, andererseits weil die Computereffekte bei den Tieren oft überdeutlich sind. Die Story plästschert oft mehr als nötig episodisch vor sich hin und, wenn sich Houghton und Wolff fetzen, gibt es weniger Lacher als ich nach dem Trailer erwartet hatte.

Damit ist „Jungle Cruise“ letztendlich ein Film für Kinder – solange sie keine Angst vor Schlangen haben.

Jungle Cruise (Jungle Cruise, USA 2021)

Regie: Jaume Collet-Serra

Drehbuch: Michael Green, Glenn Ficarra, John Requa (nach einer Geschichte von John Norville, Josh Goldstein, Glenn Ficarra und John Requa)

mit Dwayne Johnson, Emily Blunt, Edgar Ramírez, Jack Whitehall, Jesse Plemons, Paul Giamatti, Veronica Falcón

Länge: 128 Minuten

FSK: ab 12 Jahre (wahrscheinlich wegen der Schlangen, die bei Indiana Jones dann doch echter waren)

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Jungle Cruise“

Metacritic über „Jungle Cruise“

Rotten Tomatoes über „Jungle Cruise“

Wikipedia über „Jungle Cruise“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Jaume Collet-Serras „Non-Stop“ (Non-Stop, USA 2013; ebenfalls mit Liam Neeson)

Meine Besprechung von Jaume Collet-Serras „Run all Night“ (Run all Night, USA 2015; dito)

Meine Besprechung von Jaume Collet-Serras „The Shallows – Gefahr aus der Tiefe“ (The Shallows, USA 2016)

Meine Besprechung von Jaume Collet-Serras „The Commuter“ (The Commuter, USA/Großbritannien 2017)


Neu im Kino/Kinokritiken in einem Satz (oder mehr)

Juli 29, 2021

Einmal schnell, für die Ungeduldigen und bevor die längeren Besprechungen fertig sind, durch einige ausgewählte Kinoneustarts:

Die Adern der Welt

In ihrem neuen Film erzählt Byambasuren Davaa die Geschichte des zwölfjährigen Amra, der an der TV-Show „Mogolia’s Got Talent“ teilnehmen möchte. Doch bevor er vor den Juroren singen darf, gibt es einen ruhig erzählten Einblick in das Leben der Nomaden in der mongolischen Steppe. Ihr traditioneller Lebensstil ist von internationalen, die Natur rückssichtslos ausbeutenden Bergbauinternehmen bedroht.

Alles ist Eins. Außer der 0

Sehr gelungene, informative und kurzweilige Doku von Klaus Maeck und Tanja Schwerdorf über den 1981 gegründeten Chaos Computer Club und seinen visionären Gründer Wau Holland, der die Utopie eines freien Internets hatte. Noch bevor die Welt das Internet kannte.

Cash Truck

Der neue Film von Guy Ritchie mit Jason Statham als Rächer, der Undercover in einer Geldtransportfirma arbeitet, die immer wieder überfallen wird. Düsteres, interessant kontruiertes Remake eines französischen Gangsterthriller, das als kalter, vollkommen humorfreier Rachethriller ohne Sympathieträger prächtig funktioniert.

Wer allerdings einen typischen Guy-Ritchie-Film erwartet, sollte sich besser noch einmal seinen vorherigen Film, die brachiale Gaunerkomödie „The Gentlemen“, ansehen.

Censor

In den frühen Achtzigern, als ganz England die „Video Nasties“ bekämpfte, entdeckt eine der Zensorinnen in einem der billig-blutigen Horrorfilme Verbindungen zu ihrem Leben. Oder hat sie zu viele schlechte Horrorfilme gesehen?

Prano Bailey-Bonds Debütfilm ist ein sehr atmosphärischer, ironiefreier Horrorfilm mit einer ordentlichen Portion Horrorfilmblut, viel Zeitkolorit und selbstverständlich auch eine Liebeserklärung an diese ’schlechten Filme‘.

Generation Beziehungsunfähig

Deutsche Komödie von Helena Hufnagel über junge Menschen und ihre Beziehung, die alle Qualitäten einer schlechten deutschen Komödie hat. Da sage ich im Duktus der Katholischen Filmkritik der fünfziger Jahre: Wir raten ab.

The Green Knight

David Lowery inszeniert die Artus-Legende neu. Bildgewaltig. Düster. Extrem langsam in dunklen Bildern. Das dürfte wohl genau der Film sein, den er inszenieren wollte.

Ich fand ihn tödlich langweilig. Auch weil ich nie begreifen wollte, warum Sir Gawain überhaupt die Herausforderung des titelgebenden grünen Ritters angenommen hat und sich ein Jahr später auf die gefährliche Reise zur Grünen Kapelle und zu seinem sicheren Tod begibt.

The Green Knight“ ist für mich Lowerys bislang schwächster Film.

Jungle Cruise

Dwayne Johnson als halbseidender Schiffskapitän und Emily Blunt als taffe Abenteuerforscherin erleben in dem kunterbunten, auf einer Disney-Attraktion basierendem Disney-Abenteuerfilm haarsträubende Abenteuer.

Das ist, von Jaume Collet-Serra gewohnt druckvoll, in der Tradition der „Indiana Jones“-Filme inszenierte, unterhaltsame, über Gebühr harmlose Unterhaltung für die ganze Familie.

Matthias & Maxime

Wenige Tage vor einem zweijährigen Aufenthalt in Australien küsst Maxime, aufgrund einer Wette, während einer Party mit seinen langjährigen Freunden, für einen Studentenfilm seinen Sandkastenfreund Matthias. Daraus ergeben sich einige Gefühlskonfusionen, die ihre Beziehung auf die Probe stellen.

In seinem achten Film bewegt Xavier Dolan (der auch Maxime spielt) sich auf vertrautem Terrain. Aber dieses Mal ist alles ruhiger, normaler und weniger hysterisch als in seinen vorherigen Filmen.

Old

Regisseur M. Night Shyamalan nennt seine Verfilmung des Comics „Sandburg“ (von Pierre Oscar Lévy und Frederick Peeters) – zutreffend – eine spielfilmlange „The Twilight Zone“-Episode. Die Story: in einer abgelegenen Bucht altern die Menschen rapide. Das ist kein Film für alle, aber mir hat „Old“ sehr gut gefallen. Die ausführliche Kritik ist in Arbeit.


Neu im Kino; – schon jetzt, vor der großen Wiedereröffnung: „Freaky“, „Kings of Hollywood“, „No sudden move“, „Proxima – Die Astronautin“, „A quiet place 2“, „Chaos walking“, „Malasaña 32 – Haus des Bösen“

Juni 30, 2021

Langsam kommen die Kinos aus der langen Corona-Pause. In einigen Bundesländern dürfen sie, mit unterschiedlichen Regeln, schon länger öffnen. Auch hier in Berlin ist eine Öffnung möglich. Aber auch hier öffnen die meisten Kinos am 1. Juli, dem von den Verleihern schon länger anvisiertem Kinoneustart.

Dann kommen viele neue Filme in die Kinos. Unter anderem “Conjuring 3: Im Bann des Teufels”, “Godzilla vs. Kong” (auch in 3D und wirklich für die wirklich große Leinwand komponiert), “Monster Hunter” (auch in 3D, aber für nichts komponiert), “Nobody” (nicht John Wick), “Peter Hase 2 – Ein Hase macht sich vom Acker”, “Catweazle” (mit Otto Waalkes) und der Oscar-Gewinner “Nomadland” (Sehbefehl!).

Eine Woche später geht es mit “Black Widow” weiter und schon am 15. Juli läuft “Fast & Furios 9” an. Damit dürften genug Blockbuster, Actionkracher und Horrorfilme in den Kinos laufen, um das jugendliche Publikum wieder in geschlossene, dunkle Räume zu bringen.

Schon vor dem 1. Juli, vor allem diese und vorherige Woche, sind bereits einige Filme neu gestartet, die ich bereits gesehen habe (in einem Fall schon vor einem Jahr, aber ich musste Stillschweigen darüber bewahren) und die ich jetzt kurz besprechen werde. (Naja, das war der Plan, beim Schreiben kam dann doch die Lust mehr über dieser Filme zu schreiben.)

Zu den aktuell neu im Kino laufenden Filmen gehören (alphabetisch sortiert, zuerst die aktuelle Startwoche, dann die Woche davor):

Aufgrund eines uralten Fluchs tauscht der Serienmörder ‚Blissfield Butcher‘ seinen Körper mit Millie Kessler – und schon muss der Mörder damit zurechtkommen, dass er jetzt im Körper einer 17-jährigen Schülerin steckt. Und die Schülerin muss ihre Freunde überzeugen, dass sie nicht der gefürchtete und von allen gesuchte Serienmörder, sondern Millie ist. Und dass sie den Mörder möglichst schnell aufhalten und den Körpertausch innerhalb weniger Stunden rückgängig machen müssen.

Natürlich ist die Idee eines Körpertausches nicht wahnsinnig neu, aber Regisseur Christopher Landon („Happy Deathday“, „Paranormal Activity“) malt sie detailliert aus und geht höchst kreativ mit den Regeln des Slasher-Films um. Insofern hat “Freaky” etwas von einem “’Scream‘ für die zwanziger Jahre”. Nur halt praktisch ohne Meta-Dialoge über die Regeln des Genres. In “Freaky” werden sie angewandt. Mit kleinen Änderungen, wie dass hier die Gewalt durchgehend von Frauen ausgeht, vorehelicher Sex kein Grund zum Sterben ist und Millie und ihre Freunde, die in einem älteren Horrorfilm zu den ersten Opfern gehört hätten, hier die besten Überlebenschancen haben.

Soweit das in einer Welt gesagt werden kann, in der innerhalb der ersten Filmminuten der ‚Blissfield Butcher‘ gleich sechs Menschen – zwei Teenagerpärchen und die wohlhabenden Eltern von einem der Opfer – bestialisch ermordet und er zügig weitermordet. Dann im Körper von Millie (Kathryn Newton), die natürlich niemand für einen furchterregenden Schlachter hält. Verfolgt wird er dann von Millie, die jetzt in seinem Körper steckt. Der gut zwei Meter große Vince Vaughn hatte sichtlich seinen Spaß daran, ein verängstigtes Mädchen zu spielen, das plötzlich viel größer und kräftiger als früher ist.

Das ist, nicht nur am ‚Freitag, den 13.‘, ein Film für die große Leinwand. Nicht wegen der Bilder, sondern weil eine Horrorkomödie mit ihrer Mischung aus Angst und Lachen einfach in der Gruppe besser funktioniert.

Freaky (Freaky, USA 2020)

Regie: Christopher Landon

Drehbuch: Christopher Landon, Michael Kennedy

mit Vince Vaughn, Kathryn Newton, Celeste O’Connor, Misha Osherovich, Katie Finneran, Dana Drori, Uriah Shelton, Alan Ruck

Länge: 102 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Moviepilot über „Freaky“

Metacritic über „Freaky“

Rotten Tomaotes über „Freaky“

Wikipedia über „Freaky“ (deutsch, englisch)


 

Nachdem Walter Creason (Zach Braff) zufällig bei Dreharbeiten den Tod des von ihm bewunderten Stars verursacht und der Produzent des Films dafür eine horrend hohe Schadenersatzsumme erhält, hat Creasons Geschäftspartner, der glücklose Hollywood-Filmproduzent Max Barber (Robert De Niro), eine grandiose Idee: bei seinem nächsten Film wird er schon am ersten Drehtag für den Tod des für eine unglaublich hohe Summe versicherten Stars sorgen und so ein Vermögen machen. Geld mit dem er seine Schulden bei dem filmbegeisterten Gangster Reggie Fontaine (Morgan Freeman) bezahlen kann. Barber kann Reggie sogar überzeugen, Geld in seinen neuen Film zu investieren. Als Hauptdarsteller engagiert er den suizidgefährdeten Western-Altstar Duke Montana (Tommy Lee Jones).

Kings of Hollywood”, ein 1974 spielendes Remake von Harry Hurwitz‘ fast unbekannter und ziemlich obskurer Komödie “The Comeback Trail” (USA 1982), gehört zu den Komödien, die sich über Hollywood lustig machen. In diesem Fall auch mit einem Blick auf eine aus heutiger Sicht sehr wilde und unbefangene Zeit, als mit wenig Geld, zwielichtigem Geschäftsgebaren (auf Produzentenseite), Enthusiasmus (wenn es sich um junge Filmfans handelte) und, damals immer gut für Aufmerksamkeit, etwas nackter Haut Filme gedreht wurden. Das sind auch die Filme, die Barber und Creason mit ihrer Produktionsfirma Miracle Motion Pictures auf den Markt werfen.

Und damit ist „Kings of Hollywood“ eine mit viel Hollywood-Nostalgie veredelte Parodie auf das Low-Budget-Filmgeschäft. Da sitzt nicht jeder Gag und die Story plätschert oft vor sich hin. Aber die spielfreudigen Stars machen das wett. Sie erinnern sich wahrscheinlich auch an einige damalige Dreharbeiten und Kinoabende, als das Plakat einen viel aufregenderen Film versprach als dann gezeigt wurde – und man das auch schon vorher ahnte.

Das ist nicht so gelungen, wie „Once upon a Time in Hollywood“ oder „Get Shorty“, aber absolut okay für einen verregneten Sommerabend.

Kings of Hollywood (The Comeback Trail, USA 2020)

Regie: George Gallo

Drehbuch: George Gallo, Josh Posner

mit Robert De Niro, Tommy Lee Jones, Morgan Freeman, Zach Braff, Emile Hirsch, Kate Katzman, Eddie Griffin

Länge: 105 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Moviepilot über „Kings of Hollywood“

Metacritic über „Kings of Hollywood“

Rotten Tomatoes über „Kings of Hollywood“

Wikipedia über „Kings of Hollywood“ (deutsch, englisch)

Mit Don Cheadle, Benicio Del Toro, David Harbour, Ray Liotta, Jon Hamm, Brendan Fraser, Amy Seimetz, Kieran Culkin, Noah Jupe, Craig muMs Grant, Frankie Shaw, Bill Duke und Matt Damon ist auch Steven Soderberghs neuer Film, der Noir „No sudden move“ grandios besetzt. Und er dürfte jetzt viel zu sang- und klanglos untergehen.

Die Geschichte spielt 1954 in Detroit. Curt Goynes (Don Cheadle) und einige weitere Kleingangster werden für einen scheinbar kinderleichten Diebstahl engagiert. Der geht dann doch sehr schnell schief und plötzlich sind sie in einer Geschichte, in der, wie in „Der Malteser-Falke“, viele Menschen mit höchst unlauteren Motiven unbedingt ein äußerst wertvolles Dokument haben wollen. Jeder umgebracht werden kann. Und selbstverständlich alle, also die Verbrecher, die Polizisten, die Beklauten, die Auftraggeber, zahlreiche mit den Männern amourös verbandelte Frauen, und damit ungefähr die halbe Autostadt, in meist höchst halbseidenen Beziehungen zueinander stehen, sich betrügen und ermorden.

Drehbuchautor Ed Solomon hat so etwas, allerdings wesentlich humorvoller, schon in den beiden „Now you see me“-Filmen, erzählt.

Hier, in „No sudden move“, stehen alle Zeichen auf Noir mit einer kleinen Prise Coen-Brothers. Für Genrejunkies also ein Fest, das, so meine Befürchtung, viel zu kurz im Kino laufen wird.

Aber vielleicht wird „No sudden move“, wie Soderberghs letzter Detroit-Film, die Elmore-Leonard-Verfilmung „Out of sight“, mit der Zeit ein immer wieder gern gesehener Klassiker. Beim wiederholten Sehen versteht man vielleicht auch die Handlung besser. Oder, um schnell noch einen anderen Noir-Klassiker zu nennen, man lässt sich, wie in „Tote schlafen fest“, einfach durch die Geschichte treiben.

No sudden move (No sudden move, USA 2021

Regie: Steven Soderbergh

Drehbuch: Ed Solomon

mit Don Cheadle, Benicio Del Toro, David Harbour, Ray Liotta, Jon Hamm, Amy Seimetz, Brendan Fraser, Kieran Culkin, Noah Jupe, Craig muMs Grant, Julia Fox, Frankie Shaw, Bill Duke, Matt Damon

Länge: 116 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Moviepilot über „No sudden move“

Metacritic über „No sudden move“

Rotten Tomatoes über „No sudden move“

Wikipedia über „No sudden move“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Steven Soderberghs “Girlfriend Experience – Aus dem Leben eines Luxus-Callgirls” (The Girlfriend Experience, USA 2009)

Meine Besprechung von Steven Soderberghs „Contagion“ (Contagion, USA 2011)

Meine Besprechung von Steven Soderberghs „Haywire” (Haywire, USA 2011)

Meine Besprechung von Steven Soderberghs “Magic Mike” (Magic Mike, USA 2012)

Meine Besprechung von Steven Soderberghs „Side Effects – Tödliche Nebenwirkungen“ (Side Effects, USA 2013)

Meine Besprechung von Steven Soderberghs “Liberace – Zu viel des Guten ist wundervoll (Behind the Candelabra, USA 2013)

Meine Besprechung von Steven Soderberghs „Logan Lucky“ (Logan Lucky, USA 2017) und der DVD

Meine Besprechung von Steven Soderberghs „Unsane: Ausgeliefert“ (Unsane, USA 2018)

Steven Soderbergh in der Kriminalakte

Sarah Loreau (Eva Green) erhält die Zusage, dass sie für die einjährige Weltraummission Proxima ausgewählt wurde. Wenn sie die Vorbereitungen für den Flug erfolgreich absolviert, wäre sie die erste Frau, die den Mars erforscht. Damit ginge für sie ein Traum in Erfüllung.

Alice Winocour beschreibt in ihrem neuen Film „Proxima: Die Astronautin“ diese Vorbereitungen auf den Weltraumflug. Zuerst bei der ESA in Köln. Später, in dem einsam gelegenem Ausbildungsstützpunkt Star City in der Nähe von Moskau, lernt sie beim gemeinsamen Training die Männer kennen, die mit ihr in den Weltraum fliegen sollen.

Allerdings hat Sarah ein Problem, das ihre Kollegen nicht haben. Sie ist eine geschiedene Mutter und sie hadert damit, ihre kleine Tochter Stella zurückzulassen.

Damit steht die Frage, wie Sarah sich entscheidet im Mittelpunkt. Also ob sie ihren größten Wunsch, die erste Frau auf dem Mars zu sein, weiter verfolgt oder ob sie bei ihrer Tochter bleibt. Es ist eine Entscheidung, vor der ihre männlichen Kollegen, wie Mike Shanon (Matt Dillon), nicht stehen. Sie lassen ihre Kinder einfach bei ihren Frauen zurück.

Diesen Konflikt dramatisiert Winocour nur in wenigen Szenen. Stattdessen steht das minutiös geschilderte, vor Ort gedrehte Training für den Flug im Vordergrund. Dieses Training wird von wenigen Begegnungen mit ihrer Tochter und ihrem Ex-Mann in Star City und, später, am Raketenstartplatz in Baikonur unterbrochen.

Dann verhält Sarah sich immer wieder erschreckend unprofessionell. Sie bricht Regeln. Sie gefährdet damit ihren Flug und, im schlimmsten Fall, sogar die gesamte Mission. In diesen Momenten wird der Film zu einem fast schon „Herzino“-würdigem Drama über die Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

Das wäre Neil Armstrong, wie wir in Damien Chazelles Biopic „Aufbruch zum Mond (First Man, USA 2018) gesehen haben, nicht passiert.

Ryūichi Sakamoto schrieb die Musik.

Proxima: Die Astronautin (Proxima, Frankreich/Deutschland 2020)

Regie: Alice Winocour

Drehbuch: Alice Winocour, Jean-Stéphane Bron

mit Eva Green, Lars Eidinger, Matt Dillon, Sandra Hüller, Zélie Boulant-Lemesle, Aleksey Fateev

Länge: 107 Minuten

FSK: ab 6 Jahre

Hinweise

AlloCiné über „Proxima: Die Astronautin“

Moviepilot über „Proxima: Die Astronautin“

Metacritic über „Proxima: Die Astronautin“

Rotten Tomatoes über „Proxima: Die Astronautin“

Wikipedia über „Proxima: Die Astronautin“ (deutsch, englisch, französisch)

Wir erinnern uns: 2018 kam ein kleiner Sci-Fi-Horrorfilm in die Kinos, der es schaffte, dass es in den Kinos totenstill wurde. Der Film über die Aliens, die schonungslos alles töten, was Geräusche verursacht, und die auf einer Farm lebende Familie Abbott, die versucht zu überleben indem sie still, also wirklich richtig still, ist, war an der Kinokasse ein Überraschungshit.

John Krasinski, der ursprünglich überhaupt nicht an eine Fortsetzung gedacht hat, war dann doch schnell von einer Fortsetzung überzeugt und es soll weitere Filme geben. In den USA, wo „A quiet Place 2“ schon seit einigen Tagen läuft, ist der Film ein Hit. Aktuell sind ein dritter „A quiet Place“-Film von Krasinski, der dann der Abschluss einer Trilogie wäre, und ein Spin-off-Film von Jeff Nichols („Loving“) geplant.

In „A quiet Place 2“, der ursprünglich schon vor über einem Jahr, am 19. März 2020, anlaufen sollte, erzählt Krasinski dann, was vor und nach „A quiet Place“ pasiert. Kurz schildert er wie die Alien-Invasion während eines Baseball-Spiels an einem sonnigen Nachmittag in der Provinz beginnt. Im Mittelpunkt steht hier eine äußerst beeindruckend inszenierte Szene von dem Alien-Angriff. Der längere Teil des Films beschäftigt sich mit den Ereignissen nach dem Tod von Lee Abbott (John Krasinski). Seine Frau Evelyn (Emily Blunt) verlässt mit ihren Kindern Regan (Millicent Simmonds), Marcus (Noah Jupe) und ihrem Baby die Farm. Sie suchen andere Überlebende und einen sicheren Ort.

Damit ist „A quiet Place 2“ eine Reiseerzählung, deren primäres Ziel es ist, seine Figuren von einem Ort zu einem anderen Ort zu bewegen. Das tut er äußerst spannend; – auch wenn die Prämisse eine dieser Prämissen ist, über die nicht zu genau nachgedacht werden sollte und ich Emily Blunt bewunderte, die barfuß durch die Wildnis schleicht. Ich hätte da schon nach fünf Minuten einen wahren Veitstanz aufgeführt – und wäre Alienfutter geworden.

A quiet Place 2 (A Quiet Place: Part II, USA 2021)

Regie: John Krasinski

Drehbuch: John Krasinski

mit Emily Blunt, Millicent Simmonds, Noah Jupe, Cillian Murphy, Wayne Duvall, Djimon Hounsou, John Krasinski

Länge: 97 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Moviepilot über „A quiet Place 2“

Metacritic über „A quiet Place 2“

Rotten Tomatoes über „A quiet Place 2“

Wikipedia über „A quiet Place 2“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von John Krasinskis „A quiet Place“ (A quiet Place, USA 2018)

Im Jahr 2257 wird eine Sonde auf den Planeten New World geschickt, zu dem vor einigen Jahren der Kontakt abgebrochen ist. Niemand weiß, was seitdem auf New World passiert ist.

Auf dem Planeten etablierte sich eine Wild-West-Zivilisation mit einigen wenigen modernen Gegenständen und der Besonderheit, dass Männer die Gedanken von anderen Männern, den sogenannten „Lärm“, lesen können. Frauen gibt es nicht mehr. Sie wurden, so wird gesagt, von den einer auf dem Planeten lebenden Alien-Spezies, den Spackle, getötet.

Beim Eintritt in den Orbit wird die Sonde zerstört. Nur Viola (Daisy Ridley) überlebt die Bruchlandung. Sie wird von Todd Hewitt (Tom Holland) entdeckt. Der Junge lebt bei den Farmern Ben und Cillian. Über das Gebiet herrscht Mayor Prentiss, ein typischer Wild-West-Despot. Er nimmt Viola gefangen. Aber sie kann schnell flüchten und gemeinsam mit Todd, der in sie verliebt ist und die Gegend kennt, macht sie sich auf den Weg nach Farbranch. Dabei werden sie von dem Mayor und seinen Schergen gejagt.

Als der Film 2017 gedreht wurde, war er sicher als Start einer weiteren Young-Adult-Dystopie im Fahrwasser der kommerziell sehr erfolgreichen “Tribute von Panem” gedacht. Auch “Chaos Walking” basiert auf einer erfolgreichen, auch ins Deutsche übersetzten Romantrilogie. Patrick Ness hat sie geschrieben.

Mit Doug Liman wurde ein Regisseur gefunden, der mit „Die Bourne Identität“ und „Edge of Tomorrow“ bereits sein Talent für Action und Science-Fiction bewies. Und trotzdem ging genug schief, um einen 15 Millionen teuren Nachdreh mit einem anderen Regisseur zu rechtfertigen. „Don’t Breathe“-Regiseur Fede Álvarez übernahm die Aufgabe. Danach kam es, auch wegen der Coronavirus-Pandemie, zu mehreren Verschiebungen des Starttermins. Inzwischen ist die Zeit der Young-Adult-Filmdystopien vorbei und auch „Chaos Walking“ wird daran nichts ändern.

Limans Science-Fiction-Abenteuerfilm für Jugendliche funktioniert am Besten, wenn man die Geschichte einfach als altbekannte Westerngeschichte goutiert mit weißen Siedlern, einem verbrecherischem Bürgermeister, bösen Angreifern (ob gesichtslose Aliens oder Indianer ist einerlei) und einer Hatz durch die Wildnis. Zuerst zur geheimnisumwitterten Siedlung Farbranch, dann zu einer Sendeanlage, von der aus Viola die Menschen, die sie auf die gefährliche Mission schickten, über die Situation auf New World informieren kann.

Die Spielerei mit den hör- und als Wolke sichtbaren Gedanken, dem ‚Lärm‘, bringt die Geschichte nicht wirklich voran. Stattdessen nervt der banale Gedankenstrom von Todd Hewitt. Meistens wiederholt er immer wieder seinen Namen. So kann er seine wahren Gedanken verbergen. Mal handelt es sich dabei um Violas Versteck, das er dem Mayor und seinen Schergen nicht verraten will. Mal um seine höchst eindeutigen Gedanken gegenüber Viola (Na, was glaubt ihr, an was ein junger Mann denkt, wenn er eine junge, gutaussehende Frau sieht? Mein Name ist…).

Die Welt, in der die Geschichte spielt, ist, wie in anderen Young-Adult-Dystopien, nicht wirklich überzeugend. So wird nie erklärt, warum Raumfahrer und Siedler in der Zukunft schwuppdiwupp in die Wild-West-Vergangenheit (oder noch etwas weiter in die Vergangenheit) zurückfallen. Es wird auch nicht erklärt, warum die Männer so sorglos vor sich hin das Land bestellen. Denn ohne Frauen oder moderne Technik ist ziemlich offensichtlich, wann die Menschheit auf New World ihr Ende findet. Und es wird in einem Satz erklärt, warum vor einigen Jahren die Frauen sterben mussten. Besonders überzeugend ist die Erklärung nicht. Das alles erklärt Patrick Ness vielleicht in den nächsten beiden „Chaos Walking“-Büchern. Im Film wird nichts davon erklärt und auch keines der angesprochenen Themen vertieft. Es geht halt nur darum dass Todd und Viola, beide mit möglichst ausdruckslosem Gesicht, durch die Wälder gehen. Und wir erfahren, dass Viola gut Motorrad fahren kann. Warum wissen wir nicht. Wir wissen am Ende des Films auch nicht, warum sie für diese Mission ausgewählt wurde.

Als Film ist “Chaos Walking” ein weiteres Young-Adult-Franchise, das Dead on arrival ist. Sogar fanatische Daisy-Ridley- und Tom-Holland-Fans dürften enttäuscht sein.

Chaos Walking (Chaos Walking, USA 2021)

Regie: Doug Liman

Drehbuch: Patrick Ness, Christopher Ford

LV: Patrick Ness: The Knife of Never Letting Go, 2008 (New World – Die Flucht)

mit Tom Holland, Daisy Ridley, Mads Mikkelsen, Nick Jonas, Demián Bichir, David Oyelowo, Kurt Sutter, Cynthia Erivo, Bethany Anne Lind

Länge: 109 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

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Metacritic über „Chaos Walking“

Rotten Tomatoes über „Chaos Walking“

Wikipedia über „Chaos Walking“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Doug Limans „Edge of Tomorrow“ (Edge of Tomorrow, USA 2014) und der DVD

Meine Besprechung von Doug Limans „Barry Seal – Only in America“ (American Made, USA 2017)

Zum Abschluss meines kleinen Überblicks (Das war der grandios gescheiterte Plan.): ein weiterer Horrorfillm. Dieses Mal aus Spanien und beruhend auf wahren Begenheiten.

1976, in den letzten Tagen der Franco-Diktatur, ziehen die Olmedos aus der Provinz nach Madrid. Die Familie hofft, dass ihnen hier ein Neustart gelingt. Candela, die Mutter der Kinder, und Manolo, ihr Schwager, hoffen, dass ihre Beziehung in der Großstadt besser als auf dem Dorf akzeptiert wird.

Kaum sind sie in die große Wohnung eingezogen, erfahren sie, dass in dem Haus seltsame Dinge vor sich gehen. Es ist, als ob ein Dämon sie töten wolle. Besonders abgesehen hat er es auf Amparo, die fast erwachsene Tochter der Olmedos.

Albert Pintós Horrorfilm „Malasaña 32 – Haus des Bösen“ ist ein weiterer Geisterhorrorfilm, der seine Geschichte gelungen mit einer bestimmten Zeit und einem Ort verknüpft. Franco-Diktatur und Katholizismus mögen hier als Stichworte genügen. Weil Pintó sich mehr auf Suspense als auf Jumpscares konzentriert, entfaltet sich der Schrecken langsam. Die Schreckmomente für ein schreckhaftes Publikum entstehen dann vor allem über die Tonspur.

Malasaña 32 – Haus des Bösen (Malasaña 32, Spanien 2020)

Regie: Albert Pintó

Drehbuch: Ramón Campos, Gema R. Neira, David Orea, Salvador S. Molina

mit Begoña Vargas, Sergio Castellanos, Bea Segura, Concha Velasco, Iván Marcos, María Ballesteros, Javier Botet,Jose Luis de Madariaga

Länge: 105 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Moviepilot über „Malasaña 32 – Haus des Bösen“

Rotten Tomatoes über „Malasaña 32 – Haus des Bösen“

Wikipedia über „Malasaña 32 – Haus des Bösen


TV-Tipp für den 4. Juni: Edge of Tomorrow

Juni 3, 2021

Pro7, 20.15

Edge of Tomorrow (Edge of Tomorrow, USA 2014)

Regie: Doug Liman

Drehbuch: Christopher McQuarrie, Jez Butterworth, John-Henry Butterworth

LV: Hiroshi Sakurazaka: All you need is Kill, 2004

Nachdem Major Bill Cage (Tom Cruise) von den außerirdischen, scheinbar unbesiegbaren Mimics ermordet wird, hat er danach ein Erlebnis der besonderen Art. Er erlebt seine letzten Stunden vor dem Tod noch einmal – und mit der bekannten Kämpferin Rita Vrataski (Emily Blunt), die ihn zu einem Kämpfer ausbildetet, nehmen sie den Kampf auf.

Unglaublich flotter, dicht erzählter Action-Science-Fiction-Thriller mit einer ordentlichen Portion schwarzen Humors und einem klugen Umgang mit den Paradoxien der Zeitreise (was hier eigentlich nur eine kleine Zeitschleife ist), der etwas zu unpolitisch geraten ist.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Tom Cruise, Emily Blunt, Bill Paxton, Brendan Gleeson, Jonas Armstorng, Tony Way, Kick Gurry, Franz Drameh, Dragomir Mrsic, Charlotte Riley

auch bekannt als „Live.Die.Repeat.“ (mehr oder weniger der DVD-Titel)

Hinweise

Englische Homepage zum Film

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Metacritic über „Edge of Tomorrow“

Rotten Tomatoes über „Edge of Tomorrow“

Wikipedia über „Edge of Tomorrow“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Doug Limans „Edge of Tomorrow“ (Edge of Tomorrow, USA 2014) und der DVD

Meine Besprechung von Doug Limans „Barry Seal – Only in America“ (American Made, USA 2017)


TV-Tipp für den 25. Januar: Sicario

Januar 24, 2021

ZDF, 22.15

Sicario (Sicario, USA 2015)

Regie: Denis Villeneuve

Drehbuch: Taylor Sheridan

Nachdem bei einem Routineeinsatz mehrere Kollegen von FBI-Agentin Kate Macer durch eine Sprengfalle sterben, erhält sie das Angebot, in der Spezialeinheit von Matt Graver mitzuarbeiten. Graver und seine Männer sollen die mexikanischen Drogenkartelle bekämpfen. Mit allen Mitteln.

In jeder Hinsicht grandioser, vielschichtiger, zum Nachdenken anregender Thriller über den Drogenkrieg an der amerikanisch-mexikanischen Grenze.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Emily Blunt, Benicio Del Toro, Josh Brolin, Victor Garber, Jon Bernthal, Daniel Kaluuya, Jeffrey Donovan, Raoul Trujillo, Julio Cedillo, Hank Rogerson, Bernardo P. Saracino, Maximiliano Hernández

Wiederholung: Mittwoch, 27. Januar, 00.20 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Moviepilot über „Sicario“

Metacritic über „Sicario“

Rotten Tomatoes über „Sicario“

Wikipedia über „Sicario“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Denis Villeneuves „Enemy“ (Enemy, Kanada/Spanien 2013)

Meine Besprechung von Denis Villeneuves „Sicario“ (Sicario, USA 2015) und der DVD und des Soundtracks

Meine Besprechung von Denis Villeneuves „Arrival“ (Arrival, USA 2016)

Meine Besprechung von David Mackenzies „Hell or High Water“ (Hell or High Water, USA 2016) (nach einem Drehbuch von Taylor Sheridan)

Meine Besprechung von Taylor Sheridans „Wind River (Wind River, USA 2017)

Meine Besprechung von Stefano Sollimas „Sicario 2“ (Sicario: Day of the Soldado, USA/Italien 2018) (nach einem Drehbuch von Taylor Sheridan)


TV-Tipp für den 1. März: A quiet Place

Februar 29, 2020

Pro7, 23.10

A quiet Place (A quiet Place, USA 2018)

Regie: John Krasinski

Drehbuch: John Krasinski, Bryan Woods, Scott Beck (nach einer Geschichte von Bryan Woods und Scott Beck)

Wenige Tage bevor am 19. März 2020 im Kino die Fortsetzung „A quiet Place 2“ anläuft, hat der erste Film seine TV-Premiere.

In einem abgelegenem Bauernhaus lebt die Familie Abbott. Weil geräuschempfindliche Monster die Welt erobert haben, schweigen sie die meiste Zeit.

Höllisch spannender, wenn auch unlogischer SF-Horrorthriller, der einen rappelvollen Kinosaal mühelos zu einem stillen Ort macht.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung des Überraschungserfolgs.

mit John Krasinski, Emily Blunt, Millicent Simmonds, Noah Jupe

Wiederholung: Montag, 2. März, 03.30 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Moviepilot über „A quiet Place“

Metacritic über „A quiet Place“

Rotten Tomatoes über „A quiet Place“

Wikipedia über „A quiet Place“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von John Krasinskis „A quiet Place“ (A quiet Place, USA 2018)


TV-Tipp für den 4. Januar: Der Plan

Januar 3, 2020

ZDF neo, 20.15

Der Plan (The Adjustment Bureau, USA 2011)

Regie: George Nolfi

Drehbuch: George Nolfi

LV: Philip K. Dick: Adjustment Team, 1954 (Kurzgeschichte)

Politiker David Norris verliebt sich in die Tänzerin Elise. Da tauchen einige seltsame Männer bei ihm auf, die behaupten, von einem Planungsbüro zu kommen und Norris’ Leben nachzujustieren. Denn nach dem Plan gibt es zwischen David und Elise keine Liebesgeschichte.

Bei Kritik und Publikum ziemlich gut angekommenes Spielfilmdebüt von George Nolfi, dem Drehbuchautor von „Das Bourne Ultimatum“, „The Sentinel – Wem kannst du trauen?“ und „Ocean’s Twelve“, über die Frage, ob wir unser Schicksal selbst in der Hand haben.

„Der Plan“ reiht sich mit seiner guten Story, den guten Schauspielern, der gelungenen Inszenierung und den gelungenen Tricks (es gibt wenige Tricks und die fügen sich organisch in die Geschichte ein) in die Reihe der gelungenen Philip-K.-Dick-Verfilmungen ein.

mit Matt Damon, Emily Blunt, Anthony Mackie, John Slattery, Michael Kelly, Terence Stamp

Hinweise

Metacritic über „Der Plan“

Rotten Tomatoes über „Der Plan“

Wikipedia über „Der Plan“ (deutsch, englisch)

Homepage von Philip K. Dick

Meine Besprechung von Len Wisemans Philip-K.-Dick-Verfilmung „Total Recall“ (Total Recall, USA 2012)

Mein Hinweis auf die Neuauflage der Philip-K.-Dick-Romane „Marsianischer Zeitsturz“, „Ubik“ und „Der dunkle Schirm“

Philip K. Dick in der Kriminalakte


TV-Tipp für den 29. November: Der Krieg des Charlie Wilson

November 29, 2019

3sat, 22.25

Der Krieg des Charlie Wilson (Charlie Wilson’s War, USA 2007)

Regie: Michael Nichols

Drehbuch: Aaron Sorkin

LV: George Crile: Charlie Wilson’s War: The Extraordinary Story of the Largest Covert Operation in History, 2003 (Der Krieg des Charlie Wilson)

Auf Tatsachen basierende, von der Kritik abgefeierte und für viele Preise nominierte Polit-Komödie über den liberal-demokratischen Kongressabgeordneten Charlie Wilson, der in den Achtzigern half den afghanischen Widerstand gegen die Sowjets finanziell und mit Waffen zu unterstützten.

Die Folgen – nun, heute kennen wir die weitere Geschichte von Afghanistan, den Taliban und von Al-Qaida.

Mit Tom Hanks, Julia Roberts, Philip Seymour Hoffmann, Amy Adams, Ned Beatty, Emily Blunt, Michael Spellman

Hinweise

Rotten Tomatoes über “Der Krieg des Charlie Wilson”

Wikipedia über “Der Krieg des Charlie Wilson” (deutsch, englisch)


TV-Tipp für den 12. Juli: Edge of Tomorrow

Juli 12, 2019

Pro7, 20.15

Edge of Tomorrow (Edge of Tomorrow, USA 2014)

Regie: Doug Liman

Drehbuch: Christopher McQuarrie, Jez Butterworth, John-Henry Butterworth

LV: Hiroshi Sakurazaka: All you need is Kill, 2004

Nachdem Major Bill Cage (Tom Cruise) von den außerirdischen, scheinbar unbesiegbaren Mimics ermordet wird, hat er danach ein Erlebnis der besonderen Art. Er erlebt seine letzten Stunden vor dem Tod noch einmal – und mit der bekannten Kämpferin Rita Vrataski (Emily Blunt), die ihn zu einem Kämpfer ausbildetet, nehmen sie den Kampf auf.

Unglaublich flotter, dicht erzählter Action-Science-Fiction-Thriller mit einer ordentlichen Portion schwarzen Humors und einem klugen Umgang mit den Paradoxien der Zeitreise (was hier eigentlich nur eine kleine Zeitschleife ist), der etwas zu unpolitisch geraten ist.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Tom Cruise, Emily Blunt, Bill Paxton, Brendan Gleeson, Jonas Armstorng, Tony Way, Kick Gurry, Franz Drameh, Dragomir Mrsic, Charlotte Riley

auch bekannt als „Live.Die.Repeat.“ (mehr oder weniger der DVD-Titel)

Wiederholung: Samstag, 13. Juli, 01.05 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Edge of Tomorrow“

Metacritic über „Edge of Tomorrow“

Rotten Tomatoes über „Edge of Tomorrow“

Wikipedia über „Edge of Tomorrow“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Doug Limans „Edge of Tomorrow“ (Edge of Tomorrow, USA 2014) und der DVD

Meine Besprechung von Doug Limans „Barry Seal – Only in America“ (American Made, USA 2017)


TV-Tipp für den 2. Juni: Girl on the Train

Juni 1, 2019

Pro7, 20.15

Girl on the Train (Girl on the Train, USA 2016)

Regie: Tate Taylor

Drehbuch: Erin Cressida Wilson

LV: Paula Hawkins: Girl on the Train, 2015 (Girl on the Train)

Auf ihren täglichen Zugfahrten beobachtet Rachel ein junges Liebespaar. Eines Tages ist die Frau verschwunden. Rachel befürchtet das Schlimmste und sie will herausfinden, was geschah.

TV-Premiere der auf einem Bestseller basierenden Thrillerschmonzette von Tate Taylor. Sein neuester Film „Ma“ läuft seit Donnerstag im Kino.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Emily Blunt, Rebecca Ferguson, Haley Bennett, Justin Theroux, Luke Evans, Allison Janney, Edgar Ramírez, Lisa Kudrow, Laura Prepon, Darren Goldstein

Wiederholung: Montag, 3. Juni, 00.05 Uhr (Taggenau!)

Die Vorlage mit Filmcover

Girl on the TrainDu kennst sie nicht aber sie kennt dich von Paula Hawkins

Paula Hawkins: Girl on the Train

(übersetzt von Christoph Göhler)

Blanvalet, 2016

448 Seiten

12,99 Euro

Deutsche Erstausgabe

Blanvalet, 2015

Originalausgabe

Girl on the Train

Doubleday, 2015

Hinweise

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Girl on the Train“

Metacritic über „Girl on the Train“

Rotten Tomatoes über „Girl on the Train“

Wikipedia über „Girl on the Train“ (deutsch, englisch)

Homepage von Paula Hawkins

Perlentaucher über „Girl on the Train“

Meine Besprechung von Tate Taylors „The Help“ (The Help, USA 2010)

Meine Besprechung von Tate Taylors „Get on Up“ (Get on Up, USA 2014)

Meine Besprechung von Tate Taylors „Girl on the Train“ (Girl on the Train, USA 2016)

Meine Besprechung von Tate Taylors „Ma“ (Ma, USA 2019)


Neu im Kino/Filmkritik: „Mary Poppins‘ Rückkehr“ zur Familie Banks in die Cherry Tree Lane 17

Dezember 21, 2018

Mary Poppins“ gehört zu den Filmen, die jeder gesehen hat und, wenn nicht, das dann jedenfalls behauptet. Das 1964 von Robert Stevenson inszenierte Musical mit Julie Andrews als resolutes Kindermädchen Mary Poppins, das der Familie Banks hilft, war einer der großen Disney-Hits und ist ein immer wieder gern gesehener Klassiker. Das liegt an den Songs und der überbordenden Fröhlichkeit des Films, im der Fantasie keine Grenzen gesetzt sind.

2013 inszenierte John Lee Hancock das, ebenfalls von Disney produzierte, sehenswerte Making-of „Saving Mr. Banks“. In dem Drama wird erzählt, wie Walt Disney jahrelang um die Verfilmungsrechte für Mary Poppins kämpfte. Ihre Erfinderin P. L. Travers wollte keine Verfilmung. Als sie dann aus ökonomischen Gründen zustimmte, erstritt sie sich umfangreiche Mitspracherechte, die die Produktion zu einer anstrengenden Erfahrung für die Beteiligten machte.

Damit war eigentlich alles über Mary Poppins gesagt.

Jetzt erzählt Rob Marshall („Chicago“, „Into the Woods“) in einer eigentümlichen Mischung aus Remake und Weitererzählung die Geschichte von „Mary Poppins“ als „Mary Poppins‘ Rückkehr“.

Inzwischen sind die Banks-Kinder erwachsen. Michael Banks (Ben Whishaw) lebt immer noch in der Cherry Tree Lane 17. Er arbeitet in der Fidelity Fiduciary Bank, in der bereits sein Vater arbeitete. Seine Schwester Jane (Emily Mortimer) ist, wie ihre Mutter, politisch engagiert. Michaels drei Kinder bräuchten, nach dem Tod ihrer Mutter, ein Kindermädchen. Und die finanziellen Probleme sind drückend. Michael, eigentlich ein Künstler und immer noch ein Kind, hat sich bei seinem Arbeitgeber verschuldet und das Haus als Sicherheit angeboten. Jetzt tauchen die Geldeintreiber der Fidelity Fiduciary Bank auf. Michael soll mit seiner Familie binnen weniger Tage das Haus räumen.

Als Michael in alten Unterlagen blättert, erinnert er sich an die schöne Zeit mit dem Kindermädchen Mary Poppins. Er wünscht sich, dass sie zurückkäme – und so geschieht es. Mary Poppins (Emily Blunt) schwebt aus dem Himmel herab und klopft an die Tür des Banks Anwesen.

Auch wenn die Macher sagen, in „Mary Poppins‘ Rückkehr“ hätten sie die anderen Mary-Poppins-Geschichten von P. L. Travers verarbeitet und sie erzählten eine ganz neue Geschichte, ist „Mary Poppins‘ Rückkehr“ ein Remake von Stevensons Musical mit neuen Songs (die für die deutsche Fassung synchronisiert wurden), einigen neuen Erlebnissen und Figuren und vielen, sehr vielen Motiven und Elementen aus dem 1964er Film.

Ein solches Remake mit einigen neuen Elementen wäre kein Problem, wenn die Macher nicht gleichzeitig behaupteten, sie würden die Geschichte weiter erzählen. Nur: warum soll Michael und Jane Banks ziemlich genau das gleiche zustoßen, was ihren Eltern zustieß? Mit, auch wenn sie andere Namen haben, all den aus „Mary Poppins“ bekannten Charakteren? Warum soll Michael sich sentimental an Mary Poppins erinnernd, sie zurückwünschen und dann nichts, aber auch absolut nichts über sie wissen? So freut er sich, dass Mary Poppins anklopft, aber an ihre besonderen Fähigkeiten, dem Alltag mehr als einen Hauch von Magie zu verleihen, erinnert er sich nicht mehr. Dabei ist das der Grund, weshalb er sie wieder in seinem Leben haben wollte.

Die Story, die „Life of Pi“-Autor David Magee um die ausgedehnten Musical-Nummern, erfand, ist nicht mehr als eine Abfolge von Episoden, die das Auge überwältigen sollen. Marc Shaiman und Scott Wittman, Tony-Gewinner für „Hairspray“, schrieben die Musik. Ob die Songs zu Gassenhauern werden, wie die Songs von Richard M. und Robert B. Sherman (remember „Chim-Chim-Cheere“, „A Spoonful of Sugar“, „Supercalifragilisticexpialigetisch“), wird die Zeit erweisen. Es gibt große Musical-Nummern mit viel Gesang und Tanz. Es gibt, wie in „Mary Poppins“, eine ausgedehnte Trickfilm-Sequenz. Alles spielt in einer bewusst künstlichen Welt, die auch in den Nicht-Trickfilm-Teilen, wie ein im Studio gedrehter Animationsfilm aussieht.

Das ist gut gemacht, aber Marshalls Musical hat niemals die auch heute noch packende Wirkung des Originals. Während „Mary Poppins“ wie eine Überportion Zucker ist, ist „Mary Poppins‘ Rückkehr“ die zuckerfreie Version.

Mary Poppins‘ Rückkehr (Mary Poppins return, USA 2018)

Regie: Rob Marshall

Drehbuch: David Magee (nach einer Geschichte von David Magee, Rob Marshall und John DeLuca) (basierend auf den Mary-Poppins-Geschichten von P. L. Travers)

mit Emily Blunt, Lin-Manuel Miranda, Ben Whishaw, Emily Mortimer, Julie Walters, Colin Firth, Meryl Streep, Pixie Davies, Joel Dawson, Nathanael Saleh, Dick Van Dyke, Angela Lansbury, David Warner .

Länge: 131 Minuten

FSK: ab 0 Jahre

Hinweise

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Moviepilot über „Mary Poppins‘ Rückkehr“

Metacritic über „Mary Poppins‘ Rückkehr“

Rotten Tomatoes über „Mary Poppins‘ Rückkehr“

Wikipedia über „Mary Poppins‘ Rückkehr“ (deutsch, englisch)


TV-Tipp für den 21. Juli: Der Krieg des Charlie Wilson

Juli 20, 2018

ZDFneo, 21.35

Der Krieg des Charlie Wilson (USA 2007, Regie: Michael Nichols)

Drehbuch: Aaron Sorkin

LV: George Crile: Charlie Wilson’s War: The Extraordinary Story of the Largest Covert Operation in History, 2003 (Der Krieg des Charlie Wilson)

Auf Tatsachen basierende, von der Kritik abgefeierte und für viele Preise nominierte Polit-Komödie über den liberal-demokratischen Kongressabgeordneten Charlie Wilson, der in den Achtzigern half den afghanischen Widerstand gegen die Sowjets finanziell und mit Waffen zu unterstützten.

Die Folgen – nun, heute kennen wir die weitere Geschichte von Afghanistan, den Taliban und von Al-Qaida.

Mit Tom Hanks, Julia Roberts, Philip Seymour Hoffmann, Amy Adams, Ned Beatty, Emily Blunt, Michael Spellman

Hinweise

Film-Zeit über „Der Krieg des Charlie Wilson“

Rotten Tomatoes über “Der Krieg des Charlie Wilson”

Wikipedia über “Der Krieg des Charlie Wilson” (deutsch, englisch)


Neu im Kino/Filmkritik: „A quiet Place“, wegen der Monster

April 12, 2018

Damit haben die Macher wohl nicht gerechnet: in den USA eroberte letztes Wochenende die Horrordystopie „A quiet Place“ mit großem Abstand den ersten Platz der Kinocharts. Mit über 50 Millionen US-Dollar spielte der Film doppelt so viel wie der zweitplatzierte Film, Steven Spielbergs bunter Science-Fiction-Kracher „Ready Player One“, ein. Inzwischen dürfte der US-Umsatz von „A quiet Place“ den von „Pacific Rim: Uprising“ übertreffen. Das ist ein schöner Erfolg für einen von der US-Kritik abgefeierten Film. Aber Kritikerlob schlägt sich normalerweise nicht so überzeugend in Einspielergebnissen nieder. Denn im Gegensatz zu einem hoch budgetierten Film, der dann auch entsprechend viel Geld einspielen muss, ist „A quiet Place“ ein kleiner Film. Ein an einem Ort spielendes Vierpersonenstück.

Die Familie Abbott – Vater Lee (John Krasinski), seine schwangere Frau Evelyn (Krasinskis Ehefrau Emily Blunt) und ihre Kinder, die gehörlose Tochter Regan (Millicent Simmonds) und ihr jüngerer Bruder Marcus (Noah Jupe) – leben in den USA in einem abgelegenem Bauernhaus. Es sieht paradiesisch aus. Trotzdem verhalten die Abbotts sich seltsam. Sie schweigen. Manchmal flüstern sie. Meistens verständigen sie sich in der Gebärdensprache. Sie bemühen sich, keine Geräusche zu verursachen.

Denn Geräusche sind, wie wir schon in den ersten Minuten „A quiet Place“ sehen, tödlich.

In einem verlassenen Gemischtwarenladen holen sie einige Dinge, die sie brauchen. Auf dem Heimweg das von ihrem jüngsten Sohn aus dem Geschäft geklaute Spielzeug ein Geräusch von sich und seine Familie kann nur entsetzt beobachten, wie ein Alien ihn in Sekunden förmlich massakriert.

Diese Aliens reagieren auf Geräusche und töten die Verursacher der Geräusche. In den vergangenen Jahren haben sie fast die gesamte Menschheit vernichtet.

Das ist eine faszinierende Ausgangsidee, die an die Prämisse von Trey Edward Shults‘ „It comes at Night“ (It comes at Night, USA 2017) erinnert. Auch in dem Horrorfilm hatten die Bewohner eines einsam gelegenen Farmhauses Angst vor einer tödlichen Bedrohung, die sich nach Einbruch der Dunkelheit nähert und auf Geräusche reagiert. Shults lässt allerdings das genaue Wesen der Bedrohung im Dunkeln.

John Krasinski, der aktuell in der Ende August startenden TV-Serie „Jack Ryan“ den Helden spielt, geht in seiner dritten Spielfilmregie einen leicht anderen Weg: bei ihm zeigt sich die Gefahr sehr schnell sehr deutlich. Deshalb sind die Maßnahmen, die die Abbotts zu ihrem Schutz ergreifen, sehr vernünftig. Um ihr Haus haben sie die Wege, die sie gefahrlos benutzen können mit Sand markiert. Im Haus sind knarzende Dielen markiert. Sie haben ein Lichtsystem, um über Entfernungen miteinander zu kommunizieren. Abends sehen sie die Leuchtfeuer der anderen Überlebenden. Für Evelyns Baby hat Lee einen provisorischen schalldichten Raum angelegt. Ein schreiendes Baby würde die todbringenden Kreaturen scharenweise anlocken.

Ein Baby, nämlich die zweite Tochter seiner Ehefrau, war für Krasinski eine Inspiration für die geräuschlose Welt, in der sein Film spielt. Einerseits, weil Eltern ihre Kinder beschützen wollen und die ewige Sorge um das Wohlergehen des Babys das gemeinsame Leben bestimmt. Andererseits weil sie Geräusche vermieden, um ihr Baby nicht zu wecken. In ihrem Alltag wurde das Vermeiden von Geräuschen dann auch ein Spiel zwischen Krasinski und Blunt.

(Wir wollen jetzt nicht das Baby als die tödliche, alles vernichtende Kreatur betrachten.)

Jedenfalls malt Krasinski, nach einem Drehbuch von ihm, Bryan Woods und Scott Beck, diese Situation mit viel Liebe zum Detail aus. Danach bringt er seine Charaktere in Lebensgefahr. Diese Szenen sind dann Suspensekino par excellence. Vor allem wenn in einer Nacht alle denkbaren Katastrophen über der Familie zusammenkommen. Dann versuchen Regan und Marcus im Kornsilo nicht in den Maiskörnern zu versinken. Wegen der Monster können sie nicht um Hilfe rufen oder sich mit Geräuschen bemerkbar machen. Das gleiche gilt für ihre Mutter, die im Haus festgehalten wird. Vor und nach der Geburt ihres Babys. Und ihr Vater versucht sie alle zu retten. Natürlich ebenfalls ohne die Aufmerksamkeit der Kreaturen auf sich zu lenken.

Das ist höllisch spannend, aber auch unlogisch. Denn warum haben die Abbotts nicht einfach irgendwo eine Geräuschquelle installiert? Dort könnten sie die Kreaturen in aller Ruhe töten; falls die Kreaturen sich nicht gleich selbst gegenseitig töten. Oder sie könnten mit der Geräuschquelle die Kreaturen von ihrem Haus weglocken und im Schutz des Lärms ungestört leben.

A quiet Place (A quiet Place, USA 2018)

Regie: John Krasinski

Drehbuch: John Krasinski, Bryan Woods, Scott Beck (nach einer Geschichte von Bryan Woods und Scott Beck)

mit John Krasinski, Emily Blunt, Millicent Simmonds, Noah Jupe

Länge: 90 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

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Moviepilot über „A quiet Place“

Metacritic über „A quiet Place“

Rotten Tomatoes über „A quiet Place“

Wikipedia über „A quiet Place“ (deutsch, englisch)


TV-Tipp für den 24. Juni: Lachsfischen im Jemen

Juni 24, 2017

ZDFneo, 20.15

Lachsfischen im Jemen (Salmon Fishing in the Yemen, Großbritannien 2011)

Regie: Lasse Hallström

Drehbuch: Simon Beaufoy

LV: Paul Torday: Salmon Fishing in the Yemen, 2006 (Lachsfischen im Jemen)

Dr. Alfred Jones, Lachsexperte und Angestellter des englischen Fischereiministeriums, hält die Idee des Scheichs, Lachse im Jemen heimisch zu machen, für absolut hirnverbrannt. Aber viel Geld und der eiserne Wille der Politik, eine dringend benötige positive anglo-amerikanische Geschichte zu produzieren, zwingen Jones dazu, sich dem idiotischen Projekt zu widmen. Außerdem ist der Scheich sehr sympathisch und die Projektleiterin äußerst liebenswert.

„Lachsfischen im Jemen“ ist ein herrliches Feelgood-Movie mit einem ordentlichen Schuss politischer Satire.

mit Ewan McGregor, Emily Blunt, Kristin Scott Thomas, Amr Waked, Catherine Steadman, Tom Mison, Rachael Stirling, Tom Beard

Hinweise

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Film-Zeit über „Lachsfischen im Jemen“

Rotten Tomatoes über „Lachsfischen im Jemen“

Wikipedia über „Lachsfischen im Jemen“

Meine Besprechung von Lasse Hallströms „Lachsfischen im Jemen“ (Salmon Fishing in the Yemen, Großbritannien 2011)

Meine Besprechung von Lasse Hallströms Lars-Kepler-Verfilmung „Der Hypnotiseur“ (Hypnotisören, Schweden 2012)

 Meine Besprechung von Lasse Hallströms „Safe Haven – Wie ein Licht in der Nacht“ (Safe Haven, USA 2012)

Meine Besprechung von Lasse Hallströms „Madame Mallory und der Duft von Curry“ (The Hundred-Foot Journey, USA 2014)

 


TV-Tipp für den 4. März: Der Krieg des Charlie Wilson

März 4, 2017

ZDFneo, 21.55

Der Krieg des Charlie Wilson (USA 2007, Regie: Michael Nichols)

Drehbuch: Aaron Sorkin

LV: George Crile: Charlie Wilson’s War: The Extraordinary Story of the Largest Covert Operation in History, 2003 (Der Krieg des Charlie Wilson)

Auf Tatsachen basierende, von der Kritik abgefeierte und für viele Preise nominierte Polit-Komödie über den liberal-demokratischen Kongressabgeordneten Charlie Wilson, der in den Achtzigern half den afghanischen Widerstand gegen die Sowjets finanziell und mit Waffen zu unterstützten.

Die Folgen – nun, heute kennen wir die weitere Geschichte von Afghanistan, den Taliban und von Al-Qaida.

Mit Tom Hanks, Julia Roberts, Philip Seymour Hoffmann, Amy Adams, Ned Beatty, Emily Blunt, Michael Spellman

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Film-Zeit über „Der Krieg des Charlie Wilson“

Rotten Tomatoes über “Der Krieg des Charlie Wilson”

Wikipedia über “Der Krieg des Charlie Wilson” (deutsch, englisch)


TV-Tipp für den 4. Dezember: Edge of Tomorrow

Dezember 4, 2016

Pro7, 20.15

Edge of Tomorrow (Edge of Tomorrow, USA 2014)

Regie: Doug Liman

Drehbuch: Christopher McQuarrie, Jez Butterworth, John-Henry Butterworth

LV: Hiroshi Sakurazaka: All you need is Kill, 2004

Nachdem Major Bill Cage (Tom Cruise) von den außerirdischen, scheinbar unbesiegbaren Mimics ermordet wird, hat er danach ein Erlebnis der besonderen Art. Er erlebt seine letzten Stunden vor dem Tod noch einmal – und mit der bekannten Kämpferin Rita Vrataski (Emily Blunt), die ihn zu einem Kämpfer ausbildetet, nehmen sie den Kampf auf.

Unglaublich flotter, dicht erzählter Action-Science-Fiction-Thriller mit einer ordentlichen Portion schwarzen Humors und einem klugen Umgang mit den Paradoxien der Zeitreise (was hier eigentlich nur eine kleine Zeitschleife ist), der etwas zu unpolitisch geraten ist.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Tom Cruise, Emily Blunt, Bill Paxton, Brendan Gleeson, Jonas Armstorng, Tony Way, Kick Gurry, Franz Drameh, Dragomir Mrsic, Charlotte Riley

auch bekannt als „Live.Die.Repeat.“ (mehr oder weniger der DVD-Titel)

Wiederholung: Montag, 5. Dezember, 00.40 Uhr (Taggenau!)

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Film-Zeit über „Edge of Tomorrow“
Moviepilot über „Edge of Tomorrow“
Metacritic über „Edge of Tomorrow“
Rotten Tomatoes über „Edge of Tomorrow“
Wikipedia über „Edge of Tomorrow“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Doug Limans „Edge of Tomorrow“ (Edge of Tomorrow, USA 2014) und der DVD


Neu im Kino/Buch- und Filmkritik: Die Bestseller-Verfilmung „Girl on the Train“

Oktober 27, 2016

Jeden Wochentag fährt Rachel im Pendlerzug nach London (im Film New York) und beobachtet dabei ein verliebtes Paar in einem lauschigen Vorstadthaus. Sie malt sich in den rosigsten Farben deren glückliches und erfülltes Leben aus.

Eines Tages beobachtet sie Megan beim Sex mit einem anderen Mann. Rachel ist schockiert, dass ihre Seifenblasen über das glückliche Eheleben von Megan und Scott zerplatzen.

Kurz darauf ist Megan spurlos verschwunden – und Rachel wacht in ihrem Bett mit einem Riesenkater, Verletzungen und einem Blackout auf.

Vor dem Film meinte ich, ohne das Buch zu kennen und ohne die Synopse genau studiert zu haben, zu einem Kumpel, die Lösung sei offensichtlich und nannte den Bösewicht, der es dann auch war.

Nach dem Film grummelte ich „typische missratene Bestseller-Verfilmung, die zu nah am Buch bleibt“. Und dabei hatte Drehbuchautorin Erin Cressida Wilson doch versucht aus einer Charakterstudie einen Thriller zu machen. Sie änderte auch etliche Details in der Geschichte.

Aber sie übernahm, anstatt beherzt und nach Lust und Laune die Romangeschichte so lange zu ändern, bis eine mitreisende Filmgeschichte entsteht, die Struktur des Romans, die im Roman besser als auf der Leinwand funktioniert. Die Geschichte wird aus den Perspektiven von Rachel Watson (Emily Blunt), Megan Hipwell (Haley Bennett) und Anna Watson (Rebecca Ferguson) erzählt. In der Gegenwart und der Vergangenheit. Und, bei Rachel, mit einigen Flashbacks, die mehr oder weniger wahr sind. Man ist also, auch wenn im Film immer wieder die Handlungszeit eingeblendet wird, mehr mit dem Auseinanderfriemeln der verschiedenen Zeitebenen und Perspektiven, als mit dem Sich-Einlassen in die Geschichte beschäftigt. Dass Megan und Anna, wie im Roman, zwei gutaussehende, schlanke, gleichaltrige Blondinen sind, sorgt immer wieder für kurzzeitige Irritationen, in denen man sich fragt, ob man jetzt gerade Megan oder Anna in der Gegenwart oder der Vergangenheit sieht. Entsprechend distanziert und gelangweilt folgt man den durchschaubaren Geschehnissen auf der Leinwand, die Tate Taylor („The Help“, „Get on Up“) reichlich uninspiriert in Richtung austauschbarer ‚TV-Film der Woche für weibliche Zuschauer‘ inszenierte. Für die Frauen im Publikum gibt es dann auch mehrere Identifikationsangebote.

Da ist Rachel, eine schon seit Langem arbeitslose Alkoholikerin, die immer noch ihrer Ehe mit Tom Watson (Justin Theroux) hinterhertrauert, ihren Erinnerungen nicht trauen kann und die versucht, zu helfen. Denn selbstverständlich muss der Liebhaber, den sie auf der Terrasse gesehen hat, der Mörder sein. Nur: wen hat sie wirklich auf der Terrasse beim Sex mit Megan gesehen? Und woher kommen die Verletzungen, die sie sich an dem Abend als Megan verschwand zufügte oder ihr zugefügt wurden?

Da ist Megan, die verschwundene Frau, die unter dem Kontrollwahn von ihrem Mann Scott (Luke Evans) leidet und bei einem Psychiater (Edgar Ramírez) war, den sie bei den Sitzungen versuchte, zu verführen. Außerdem arbeitete sie kurz als Babysitterin bei den Watsons.

Und da ist Anna, die jetzige Frau von Tom, die ihm das Kind schenkte, das Rachel ihm nicht schenken konnte. Sie ist verärgert über Rachels ständige SMS-Nachrichten und nächtlichen Anrufe.

Weil die Polizei keine Hinweise auf Megans Liebhaber findet, richtet sich ihr Interesse schnell auf Rachel, die sich ungefragt, mit oft falschen Angaben, in die Ermittlungen einmischt. Ungefähr ebensoschnell können wir uns ausrechnen, wer der Täter ist. Auch wenn die drei Damen, die im Roman alle unzuverlässige Ich-Erzählerinnen sind, noch ein, zwei weitere Geheimnisse haben.

Für mich sind diese Krimischmonzetten, die auch als Romantic-Thriller beworben werden und in denen es nur um die Probleme der labilen Protagonistin mit ihrem Traummann geht, nichts. Dabei fehlen im Roman sogar die wenigen Spannungsmomente des Films. Hawkins‘ enorm erfolgreicher Bestseller, weltweit 15 Millionen verkaufte Exemplare und der am schnellsten verkaufte Roman für Erwachsene in der Geschichte, ist vor allem eine langweilige Charakterstudie dreier einsamer, in der Vorstadt lebender, gut situierter, junger Frauen.

girl-on-the-train-hauptplakat

Girl on the Train (Girl on the Train, USA 2016)

Regie: Tate Taylor

Drehbuch: Erin Cressida Wilson

LV: Paula Hawkins: Girl on the Train, 2015 (Girl on the Train)

mit Emily Blunt, Rebecca Ferguson, Haley Bennett, Justin Theroux, Luke Evans, Allison Janney, Edgar Ramírez, Lisa Kudrow, Laura Prepon, Darren Goldstein

Länge: 113 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Die Vorlage mit Filmcover

Girl on the TrainDu kennst sie nicht aber sie kennt dich von Paula Hawkins

Paula Hawkins: Girl on the Train

(übersetzt von Christoph Göhler)

Blanvalet, 2016

448 Seiten

12,99 Euro

Deutsche Erstausgabe

Blanvalet, 2015

Originalausgabe

Girl on the Train

Doubleday, 2015

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Moviepilot über „Girl on the Train“

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Wikipedia über „Girl on the Train“ (deutsch, englisch)

Homepage von Paula Hawkins

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Meine Besprechung von Tate Taylors „The Help“ (The Help, USA 2010)

Meine Besprechung von Tate Taylors „Get on Up“ (Get on Up, USA 2014)


Neu im Kino/Filmkritik: „The Huntsman & The Ice Queen“ und seine große Liebe

April 7, 2016

Am Ende der neuesten Schneewittchen-Verfilmung „Snow White and the Huntsman“ war die böse Königin vernichtet und alle lebten glücklich bis an ihr Lebensende. Aber der Film war an der Kinokasse so erfolgreich, dass Hollywood über ein weiteres Abenteuer, das in dieser Welt spielt, nachdachte. Immerhin war da noch der Huntsman. Eigentlich eine Nebenfigur, aber von Chris Hemsworth sympathisch zupackend gespielt als unerschrockener Abenteurer, Fährtensucher und Jäger, der immer noch seiner großen Liebe hinterhertrauert. So eine Art Indiana Jones aus der Märchenwelt. Also wurde eine Geschichte um ihn herum geschrieben. Charlize Theron, die die böse Königin Ravenna spielte, ist auch wieder dabei und deshalb spielt „The Huntsman & The Ice Queen“ (der Originaltitel ist „The Huntsman: Winter’s War“) bournesk vor und auch nach „Snow White and the Huntsman“.

Es beginnt mit den Schwestern Ravenna (Charlize Theron) und Freya (Emily Blunt). Freya verliebt sich. Ravenna duldet das nicht und zerstört diese Beziehung. Freya zieht sich hasserfüllt in den Norden zurück und wird zur titelgebenden Eiskönigin (Ice Queen). Sie errichtet ein Schreckensregime, in dem sie Kinder zu unerschrockenen Soldaten, oder im Filmduktus Huntsmen, ausbildet. Liebe ist in ihrem Reich verboten. Denn warum sollen ihre Untertanen etwas haben, was sie nicht hat? Trotzdem verlieben sich Eric (Chris Hemsworth) und Sara (Jessica Chastain), ihre beiden besten Huntsmen, ineinander.

Freya trennt das Liebespaar. Zuerst durch eine Eiswand, durch die Eric sehen muss, wie Sara getötet wird. Er selbst wird zum Sterben in einen reißenden Fluss geworfen.

Eric überlebt das kalte Gewässer und schlägt sich fortan in wärmeren Gefilden, trauernd um den Verlust seiner großen Liebe, als Trunkenbold durch.

Einige Jahre später und nach den Ereignissen von „Snow White and the Huntsman“ lebt Eric friedlich in einer Hütte am See.

Als Snow White (nur Off Screen) den gefährlichen Zauberspiegel an einen sicheren Ort bringen will, verschwindet dieser. Eric soll ihn finden. Bei seiner Suche trifft er seine totgeglaubte große Liebe Sara wieder (Ihr habt doch nicht ernsthaft geglaubt, dass sich Jessica Chastain nach zehn Minuten aus dem Film verabschiedet?) und beide müssen erkennen, dass Freya sie durch die Eiswand eine Lüge sehen ließ. Während sie versuchen, sich über ihre Gefühle klar zu werden, suchen sie gemeinsam mit einigen kleinwüchsigen Gefährten, die auf der Reise zu ihnen stoßen, den Spiegel, der eine Spur der Verwüstung nach sich zieht.

Zur gleichen Zeit fällt Freya mit ihren Soldaten auf ihrem Eroberungsfeldzug in das Land ein.

Während „Snow White and the Huntsman“ eine durchaus unterhaltsame, aber auch etwas lang geratene Neuinterpretation des bekannten Märchens war, erzählt „The Huntsman & The Ice Queen“ eine vollkommen neue Geschichte, die in der bekannten Fantasy-Welt spielt. Mit etlichen bekannten Charakteren. Trotzdem ist Cedric Nicolas-Troyans Regiedebüt (er war für die visuellen Effekte bei „Snow White and the Huntsman“ verantwortlich) immer dann am gelungensten, wenn er sich nicht auf die Geschichte des Vorgängers und die ebenso verworrenen wie nebensächlichen Palastintrigen (die uns auch in anderen Fantasy- und Ritterfilmen langweilen), sondern auf die Abenteuergeschichte konzentriert. Also die gefährliche Suche nach dem Spiegel, die turbulente Beziehung zwischen Eric und Sara und den Zwergen, die für den nötigen Humor sorgen. Das Ganze spielt, wie schon der Vorgänger, in einer märchenhaft Welt, die zu großen Teilen, durchaus beeindruckend, von Mister PC erschaffen wurde.

The Huntsman and the Ice Queen - Plakat

The Huntsman & The Ice Queen (The Huntsman: Winter’s War, USA 2016)

Regie: Cedric Nicolas-Troyan

Drehbuch: Evan Spiliotopoulos, Craig Mazin (nach Figuren von Evan Daugherty)

mit Chris Hemsworth, Charlize Theron, Emily Blunt, Jessica Chastain, Nick Frost, Sam Claflin, Rob Brydon, Sheridan Smith, Alexandra Roach

Länge: 114 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „The Huntsman & The Ice Queen“

Metacritic über „The Huntsman & The Ice Queen“

Rotten Tomatoes über „The Huntsman & The Ice Queen“

Wikipedia über „The Huntsman & The Ice Queen“


TV-Tipp für den 12. März: Der Krieg des Charlie Wilson

März 12, 2016

ZDFneo, 20.15

Der Krieg des Charlie Wilson (USA 2007, Regie: Michael Nichols)

Drehbuch: Aaron Sorkin

LV: George Crile: Charlie Wilson’s War: The Extraordinary Story of the Largest Covert Operation in History, 2003 (Der Krieg des Charlie Wilson)

Auf Tatsachen basierende, von der Kritik abgefeierte und für viele Preise nominierte Polit-Komödie über den liberal-demokratischen Kongressabgeordneten Charlie Wilson, der in den Achtzigern half den afghanischen Widerstand gegen die Sowjets finanziell und mit Waffen zu unterstützten.

Die Folgen – nun, heute kennen wir die weitere Geschichte von Afghanistan, den Taliban und von Al-Qaida.

Mit Tom Hanks, Julia Roberts, Philip Seymour Hoffmann, Amy Adams, Ned Beatty, Emily Blunt, Michael Spellman

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Amerikanische Homepage zum Film

Film-Zeit über „Der Krieg des Charlie Wilson“

Rotten Tomatoes über “Der Krieg des Charlie Wilson”

Wikipedia über “Der Krieg des Charlie Wilson” (deutsch, englisch)


DVD-Kritik: „Sicario“ schlägt jetzt im Heimkino zu

Februar 9, 2016

Zum Kinostart von „Sicario“ (spanisch für Auftragskiller), einem der besten, vielleicht sogar dem besten Thriller des letzten Jahres, der jetzt bei den ganzen Preisnominierungen etwas unterging, schrieb ich:

Das, wofür Don Winslow zuletzt in „Das Kartell“ über achthundert Seiten und eine sich über ein Jahrzehnt mäandernde Geschichte brauchte, erzählt Denis Villeneuve in seinem hochspannenden Action-Thriller „Sicario“ innerhalb von zwei Stunden anhand einer auf den ersten Blick eher kleinen Episode im mexikanisch-amerikanischen Drogenkrieg.
Kate Macer (Emily Blunt), FBI-Expertin für Geiselbefreiungen, stößt bei einem Einsatz zufällig auf ein Kartellhaus. In den Wänden stapeln sich die Leichen. Eine Sprengfalle tötet mehrere ihrer Kollegen.
Danach erhält sie das Angebot, in dem Team von Matt Graver (Josh Brolin) mitzuarbeiten. Graver versichert ihr, dass sie mit seiner Hilfe gegen die Hintermänner, die für den Tod ihrer Kollegen verantwortlich sind, vorgehen kann. Sie könne das Drogenübel an der Wurzel packen. Macer ist einverstanden – und sie betritt eine Welt, in der die normalen Regeln der Polizeiarbeit nicht mehr gelten.
Ihren ersten Einblick in Gravers Welt erhält sie bei einer Gefangenenüberstellung von Juárez in die benachbarte USA. In dem Autokonvoi ist neben Graver und etlichen schwer bewaffneten Männern, die auf den ersten Blick mehr Erfahrung im Kampf in Kriegsgebieten als mit der regulären Polizeiarbeit haben, auch Alejandro (Benicio Del Toro), ein südamerikanischer Ex-Staatsanwalt mit dunkler Vergangenheit. Genau wie Graver sagt er ihr nur das Nötigste und es ist immer unklar, ob sie ihr die Wahrheit sagen, Wichtiges verschweigen oder sie einfach belügen.
Schockiert beobachtet sie bei der Rückfahrt in die USA, wie einige Drogen-Killer, während sie im Stau vor der Grenze stehen, sie überfallen wollen. Aber Gravers Männer sind schneller. Skrupellos töten sie am helllichten Tag auf offener Straße alle, die sie bedrohen oder ihre Mission gefährden könnten. Danach verlassen sie, entgegen allen Regeln der Polizeiarbeit, die von Macer bislang akribisch befolgt wurden, den Tatort.
Diese Überstellung des mexikanischen Gefangenen ist nur der erste Schritt auf Macers Weg in die Finsternis, in das Land der Wölfe, wie es mal halbpoetisch genannt wird. Denn Graver, der mal sagt, er arbeite für die CIA, und seine Männer kümmern sich, im Gegensatz zu Macer, herzlich wenig um Recht und Gesetz. Bei ihnen zählt nur die Effektivität bei ihrer Jagd nach einem Drogenboss.
Denis Villeneuve, zuletzt „Enemy“, zeigt wieder einmal, dass er keine Lust hat, den gleichen Film zweimal zu drehen. Dieses Mal inszenierte er einen knallharten Thriller, der eine kleine Episode aus dem schon seit Jahrzehnten andauernden, erfolglosen Drogenkrieg erzählt. Die nur auf den ersten Blick geradlinige und einfache Geschichte wird schnell zu einem breiten Panorama des Krieges an der Grenze zwischen Mexiko und den USA, bei dem alle moralischen Gewissheiten verschwinden und der genau deshalb zum Nachdenken anregt.
Das macht „Sicario“ zum Action-Polit-Thriller für den denkenden Menschen, der sich über die gelungene Verknüpfung von grandiosen, hochspannenden Action-Szenen, auch dank der Kamera von Veteran Roger Deakins und der effektiven Musik von Jóhann Jóhannsson, treffender politischer Analyse, genauem Einblick in eine für uns fremde Welt und dem Aufwerfen vielfältiger moralischer Fragen freut. Denn in dem Film hat jeder gute Gründe für seine Taten. Ob wir am Ende in Macers oder Alejandros Welt leben wollen, müssen wir selbst beantworten. All das sichert „Sicario“ einen Platz in meiner Jahresbestenliste; – wenn ich dazu komme, eine solche zu erstellen.
„Sicario“ kann, auch weil Benicio Del Toro eine ähnliche Rolle spielt (jedenfalls können wir uns mit einigen kleineren gedanklichen Verrenkungen vorstellen, dass der „Traffic“-Polizist Javier Rodríguez heute Alejandro ist), als Fortsetzung von „Traffic – Macht des Kartells“ (USA 2000, Regie: Steven Soderbergh) gesehen werden. So wie Soderberghs Film vor fünfzehn Jahren eine Bestandsaufnahme des Scheiterns des US-amerikanischen „war on drugs“ war, ist „Sicario“ eine aktualisierte Bestandsaufnahme dieses inzwischen grandiosen Scheiterns, die zeigt, wie sehr sich, im Schatten des „wars on terror“, die Lage verschlimmerte und der Drogenkrieg jegliches Maß verlor.
Als Ergänzung zu „Sicario“ empfehle ich die ab 6. Oktober als VoD erhältliche (ansehbare?) und in einigen Kinos laufende Doku „Cartel Land“ von Matthew Heineman. Er porträtiert den Ex-Soldaten Tim ‘Nailer’ Foley, Anführer einer Bürgerwehr gegen mexikanische Einwanderer und Drogenkuriere in Arizona, und Doktor José ‘El Doctor’ Mireles, Anführer der Autodefensas, einer Gruppe Bürger, die sich im mexikanischen Bundesstaat Michoacan gegen die Macht der dortigen Drogenkartelle wehren. Mit einem überraschendem Ergebnis.

Jetzt liegt die DVD und Blu-ray mit fünfzig Minuten informativem Bonusmaterial, das auf vier Featurettes aufgeteilt wurde, vor. Sie behandeln die realen Hintergründen des Films, die Filmgeschichte und die Dreharbeiten (auch dem Schusswechsel an der Grenze im Stau), die drei Hauptfiguren und die Filmmusik mit, neben den Schauspielern und dem Regisseur auch dem Drehbuchautor, dem Komponisten und Betroffenen des Drogenkrieges.
Die zum Filmstart geäußerten Pläne für eine Fortsetzung, die sich dann auf den von Benicio Del Toro gespielten Ex-Staatsanwalt und Killer Alejandro konzentriert, sind inzwischen wohl ad acta gelegt worden. Was ich für eine gute Idee halte. Denn der Thriller „Sicario“ mit seinen grandiosen Actionszenen lebt gerade von dem Konflikt zwischen den verschiedenen Charakteren und der damit verbundenen vielschichtigen Betrachtung des Problems. Da ist eine Fortsetzung, die eben diese Qualität hat, schwierig. Auch weil „Sicario“ eine in sich abgeschlossene Geschichte erzählt. Die gestellten Fragen, vor allem natürlich ob der Zweck die Mittel heiligt, beschäftigen einen noch nach dem Abspann und sie dürften für einige Diskussionen sorgen.

Sicario - DVD-CoverSicario - BluRay-Blechdose

Sicario (Sicario, USA 2015)
Regie: Denis Villeneuve
Drehbuch: Taylor Sheridan
mit Emily Blunt, Benicio Del Toro, Josh Brolin, Victor Garber, Jon Bernthal, Daniel Kaluuya, Jeffrey Donovan, Raoul Trujillo, Julio Cedillo, Hank Rogerson, Bernardo P. Saracino, Maximiliano Hernández

DVD
Studiocanal
Bild: 2,40:1 anamorph
Sprachen/Ton: Deutsch, Englisch (5.1 Dolby Digital)
Untertitel: Deutsch
Bonusmaterial: In die Finsternis eintreten: Das visuelle Design; Blunt, Brolin, & Benicio: Die Darstellung der Charaktere; Kampfzone: Der Hintergrund von „Sicario“; Takte aus der Wüste: Die Filmmusik
Länge: 117 Minuten
FSK: ab 16 Jahre

Hinweise
Amerikanische Facebook-Seite zum Film
Deutsche Homepage zum Film
Film-Zeit über „Sicario“
Moviepilot über „Sicario“
Metacritic über „Sicario“
Rotten Tomatoes über „Sicario“
Wikipedia über „Sicario“ (deutsch, englisch)
Meine Besprechung von Denis Villeneuves „Enemy“ (Enemy, Kanada/Spanien 2013)

Meine Besprechung von Denis Villeneuves „Sicario“ (Sicario, USA 2015)

Zum Kinostart gab es die Cannes-Pressekonferenz, zum DVD-Start gibt es die immer informativen DP/30-Gespräche zum Film

mit Regisseur Denis Villeneuve

Kameramann Roger Deakins

Editor Joe Walker

Hauptdarstellerin Emily Blunt

und Hauptdarsteller Benicio Del Toro

und als Bonusinterview gibt es eines mit Drehbuchautor Taylor Sheridan

 


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