James Bond: Casino Royale (Casino Royale, USA 2006)
Regie: Martin Campbell
Drehbuch: Paul Haggis, Neal Purvis, Robert Wade
LV: Ian Fleming: Casino Royale, 1953 (Casino Royale)
James Bond soll Le Chiffre, den Finanzier eines weltweiten Terrornetzwerkes, ausschalten.
Nach allgemeiner Einschätzung ist der einundzwanzigste James-Bond-Film (Offizielle Zählung) einer der fünf besten, vielleicht sogar – vor “Skyfall” – der beste Bond-Film. Niemand hatte mit dieser umfassenden Revitalisierung des Mythos James Bond für das neue Jahrhundert gerechnet.
Der erste Auftritt von Daniel Craig als Geheimagent ihrer Majestät ist ein spannender Thriller mit einem viel zu langen Ende. Denn nachdem Le Chiffre tot ist, ist der Film noch lange nicht zu Ende.
Das Drehbuch war für einen Edgar nominiert.
Mit Daniel Craig, Eva Green, Mads Mikkelsen, Jeffrey Wrigth, Judi Dench, Giancarlo Giannini
Langsam kommen die Kinos aus der langen Corona-Pause. In einigen Bundesländern dürfen sie, mit unterschiedlichen Regeln, schon länger öffnen. Auch hier in Berlin ist eine Öffnung möglich. Aber auch hier öffnen die meisten Kinos am 1. Juli, dem von den Verleihern schon länger anvisiertem Kinoneustart.
Dann kommen viele neue Filme in die Kinos. Unter anderem “Conjuring 3: Im Bann des Teufels”, “Godzilla vs. Kong” (auch in 3D und wirklich für die wirklich große Leinwand komponiert), “Monster Hunter” (auch in 3D, aber für nichts komponiert), “Nobody” (nicht John Wick), “Peter Hase 2 – Ein Hase macht sich vom Acker”, “Catweazle” (mit Otto Waalkes) und der Oscar-Gewinner “Nomadland” (Sehbefehl!).
Eine Woche später geht es mit “Black Widow” weiter und schon am 15. Juli läuft “Fast & Furios 9” an. Damit dürften genug Blockbuster, Actionkracher und Horrorfilme in den Kinos laufen, um das jugendliche Publikum wieder in geschlossene, dunkle Räume zu bringen.
Schon vor dem 1. Juli, vor allem diese und vorherige Woche, sind bereits einige Filme neu gestartet, die ich bereits gesehen habe (in einem Fall schon vor einem Jahr, aber ich musste Stillschweigen darüber bewahren) und die ich jetzt kurz besprechen werde. (Naja, das war der Plan, beim Schreiben kam dann doch die Lust mehr über dieser Filme zu schreiben.)
Zu den aktuell neu im Kino laufenden Filmen gehören (alphabetisch sortiert, zuerst die aktuelle Startwoche, dann die Woche davor):
Aufgrund eines uralten Fluchs tauscht der Serienmörder ‚Blissfield Butcher‘ seinen Körper mit Millie Kessler – und schon muss der Mörder damit zurechtkommen, dass er jetzt im Körper einer 17-jährigen Schülerin steckt. Und die Schülerin muss ihre Freunde überzeugen, dass sie nicht der gefürchtete und von allen gesuchte Serienmörder, sondern Millie ist. Und dass sie den Mörder möglichst schnell aufhalten und den Körpertausch innerhalb weniger Stunden rückgängig machen müssen.
Natürlich ist die Idee eines Körpertausches nicht wahnsinnig neu, aber Regisseur Christopher Landon („Happy Deathday“, „Paranormal Activity“) malt sie detailliert aus und geht höchst kreativ mit den Regeln des Slasher-Films um. Insofern hat “Freaky” etwas von einem “’Scream‘ für die zwanziger Jahre”. Nur halt praktisch ohne Meta-Dialoge über die Regeln des Genres. In “Freaky” werden sie angewandt. Mit kleinen Änderungen, wie dass hier die Gewalt durchgehend von Frauen ausgeht, vorehelicher Sex kein Grund zum Sterben ist und Millie und ihre Freunde, die in einem älteren Horrorfilm zu den ersten Opfern gehört hätten, hier die besten Überlebenschancen haben.
Soweit das in einer Welt gesagt werden kann, in der innerhalb der ersten Filmminuten der ‚Blissfield Butcher‘ gleich sechs Menschen – zwei Teenagerpärchen und die wohlhabenden Eltern von einem der Opfer – bestialisch ermordet und er zügig weitermordet. Dann im Körper von Millie (Kathryn Newton), die natürlich niemand für einen furchterregenden Schlachter hält. Verfolgt wird er dann von Millie, die jetzt in seinem Körper steckt. Der gut zwei Meter große Vince Vaughn hatte sichtlich seinen Spaß daran, ein verängstigtes Mädchen zu spielen, das plötzlich viel größer und kräftiger als früher ist.
Das ist, nicht nur am ‚Freitag, den 13.‘, ein Film für die große Leinwand. Nicht wegen der Bilder, sondern weil eine Horrorkomödie mit ihrer Mischung aus Angst und Lachen einfach in der Gruppe besser funktioniert.
Freaky(Freaky, USA 2020)
Regie: Christopher Landon
Drehbuch: Christopher Landon, Michael Kennedy
mit Vince Vaughn, Kathryn Newton, Celeste O’Connor, Misha Osherovich, Katie Finneran, Dana Drori, Uriah Shelton, Alan Ruck
Nachdem Walter Creason (Zach Braff) zufällig bei Dreharbeiten den Tod des von ihm bewunderten Stars verursacht und der Produzent des Films dafür eine horrend hohe Schadenersatzsumme erhält, hat Creasons Geschäftspartner, der glücklose Hollywood-Filmproduzent Max Barber (Robert De Niro), eine grandiose Idee: bei seinem nächsten Film wird er schon am ersten Drehtag für den Tod des für eine unglaublich hohe Summe versicherten Stars sorgen und so ein Vermögen machen. Geld mit dem er seine Schulden bei dem filmbegeisterten Gangster Reggie Fontaine (Morgan Freeman) bezahlen kann. Barber kann Reggie sogar überzeugen, Geld in seinen neuen Film zu investieren. Als Hauptdarsteller engagiert er den suizidgefährdeten Western-Altstar Duke Montana (Tommy Lee Jones).
“Kings of Hollywood”, ein 1974 spielendes Remake von Harry Hurwitz‘ fast unbekannter und ziemlich obskurer Komödie “The Comeback Trail” (USA 1982), gehört zu den Komödien, die sich über Hollywood lustig machen. In diesem Fall auch mit einem Blick auf eine aus heutiger Sicht sehr wilde und unbefangene Zeit, als mit wenig Geld, zwielichtigem Geschäftsgebaren (auf Produzentenseite), Enthusiasmus (wenn es sich um junge Filmfans handelte) und, damals immer gut für Aufmerksamkeit, etwas nackter Haut Filme gedreht wurden. Das sind auch die Filme, die Barber und Creason mit ihrer Produktionsfirma Miracle Motion Pictures auf den Markt werfen.
Und damit ist „Kings of Hollywood“ eine mit viel Hollywood-Nostalgie veredelte Parodie auf das Low-Budget-Filmgeschäft. Da sitzt nicht jeder Gag und die Story plätschert oft vor sich hin. Aber die spielfreudigen Stars machen das wett. Sie erinnern sich wahrscheinlich auch an einige damalige Dreharbeiten und Kinoabende, als das Plakat einen viel aufregenderen Film versprach als dann gezeigt wurde – und man das auch schon vorher ahnte.
Das ist nicht so gelungen, wie „Once upon a Time in Hollywood“ oder „Get Shorty“, aber absolut okay für einen verregneten Sommerabend.
Kings of Hollywood (The Comeback Trail, USA 2020)
Regie: George Gallo
Drehbuch: George Gallo, Josh Posner
mit Robert De Niro, Tommy Lee Jones, Morgan Freeman, Zach Braff, Emile Hirsch, Kate Katzman, Eddie Griffin
Mit Don Cheadle, Benicio Del Toro, David Harbour, Ray Liotta, Jon Hamm, Brendan Fraser, Amy Seimetz, Kieran Culkin, Noah Jupe, Craig muMs Grant, Frankie Shaw, Bill Duke und Matt Damon ist auch Steven Soderberghs neuer Film, der Noir „No sudden move“ grandios besetzt. Und er dürfte jetzt viel zu sang- und klanglos untergehen.
Die Geschichte spielt 1954 in Detroit. Curt Goynes (Don Cheadle) und einige weitere Kleingangster werden für einen scheinbar kinderleichten Diebstahl engagiert. Der geht dann doch sehr schnell schief und plötzlich sind sie in einer Geschichte, in der, wie in „Der Malteser-Falke“, viele Menschen mit höchst unlauteren Motiven unbedingt ein äußerst wertvolles Dokument haben wollen. Jeder umgebracht werden kann. Und selbstverständlich alle, also die Verbrecher, die Polizisten, die Beklauten, die Auftraggeber, zahlreiche mit den Männern amourös verbandelte Frauen, und damit ungefähr die halbe Autostadt, in meist höchst halbseidenen Beziehungen zueinander stehen, sich betrügen und ermorden.
Drehbuchautor Ed Solomon hat so etwas, allerdings wesentlich humorvoller, schon in den beiden „Now you see me“-Filmen, erzählt.
Hier, in „No sudden move“, stehen alle Zeichen auf Noir mit einer kleinen Prise Coen-Brothers. Für Genrejunkies also ein Fest, das, so meine Befürchtung, viel zu kurz im Kino laufen wird.
Aber vielleicht wird „No sudden move“, wie Soderberghs letzter Detroit-Film, die Elmore-Leonard-Verfilmung „Out of sight“, mit der Zeit ein immer wieder gern gesehener Klassiker. Beim wiederholten Sehen versteht man vielleicht auch die Handlung besser. Oder, um schnell noch einen anderen Noir-Klassiker zu nennen, man lässt sich, wie in „Tote schlafen fest“, einfach durch die Geschichte treiben.
No sudden move (No sudden move, USA 2021
Regie: Steven Soderbergh
Drehbuch: Ed Solomon
mit Don Cheadle, Benicio Del Toro, David Harbour, Ray Liotta, Jon Hamm, Amy Seimetz, Brendan Fraser, Kieran Culkin, Noah Jupe, Craig muMs Grant, Julia Fox, Frankie Shaw, Bill Duke, Matt Damon
Sarah Loreau (Eva Green) erhält die Zusage, dass sie für die einjährige Weltraummission Proxima ausgewählt wurde. Wenn sie die Vorbereitungen für den Flug erfolgreich absolviert, wäre sie die erste Frau, die den Mars erforscht. Damit ginge für sie ein Traum in Erfüllung.
Alice Winocour beschreibt in ihrem neuen Film „Proxima: Die Astronautin“ diese Vorbereitungen auf den Weltraumflug. Zuerst bei der ESA in Köln. Später, in dem einsam gelegenem Ausbildungsstützpunkt Star City in der Nähe von Moskau, lernt sie beim gemeinsamen Training die Männer kennen, die mit ihr in den Weltraum fliegen sollen.
Allerdings hat Sarah ein Problem, das ihre Kollegen nicht haben. Sie ist eine geschiedene Mutter und sie hadert damit, ihre kleine Tochter Stella zurückzulassen.
Damit steht die Frage, wie Sarah sich entscheidet im Mittelpunkt. Also ob sie ihren größten Wunsch, die erste Frau auf dem Mars zu sein, weiter verfolgt oder ob sie bei ihrer Tochter bleibt. Es ist eine Entscheidung, vor der ihre männlichen Kollegen, wie Mike Shanon (Matt Dillon), nicht stehen. Sie lassen ihre Kinder einfach bei ihren Frauen zurück.
Diesen Konflikt dramatisiert Winocour nur in wenigen Szenen. Stattdessen steht das minutiös geschilderte, vor Ort gedrehte Training für den Flug im Vordergrund. Dieses Training wird von wenigen Begegnungen mit ihrer Tochter und ihrem Ex-Mann in Star City und, später, am Raketenstartplatz in Baikonur unterbrochen.
Dann verhält Sarah sich immer wieder erschreckend unprofessionell. Sie bricht Regeln. Sie gefährdet damit ihren Flug und, im schlimmsten Fall, sogar die gesamte Mission. In diesen Momenten wird der Film zu einem fast schon „Herzino“-würdigem Drama über die Vereinbarkeit von Beruf und Familie.
Das wäre Neil Armstrong, wie wir in Damien Chazelles Biopic „Aufbruch zum Mond (First Man, USA 2018) gesehen haben, nicht passiert.
Ryūichi Sakamoto schrieb die Musik.
Proxima: Die Astronautin(Proxima, Frankreich/Deutschland 2020)
Regie: Alice Winocour
Drehbuch: Alice Winocour, Jean-Stéphane Bron
mit Eva Green, Lars Eidinger, Matt Dillon, Sandra Hüller, Zélie Boulant-Lemesle, Aleksey Fateev
Wir erinnern uns: 2018 kam ein kleiner Sci-Fi-Horrorfilm in die Kinos, der es schaffte, dass es in den Kinos totenstill wurde. Der Film über die Aliens, die schonungslos alles töten, was Geräusche verursacht, und die auf einer Farm lebende Familie Abbott, die versucht zu überleben indem sie still, also wirklich richtig still, ist, war an der Kinokasse ein Überraschungshit.
John Krasinski, der ursprünglich überhaupt nicht an eine Fortsetzung gedacht hat, war dann doch schnell von einer Fortsetzung überzeugt und es soll weitere Filme geben. In den USA, wo „A quiet Place 2“ schon seit einigen Tagen läuft, ist der Film ein Hit. Aktuell sind ein dritter „A quiet Place“-Film von Krasinski, der dann der Abschluss einer Trilogie wäre, und ein Spin-off-Film von Jeff Nichols („Loving“) geplant.
In „A quiet Place 2“, der ursprünglich schon vor über einem Jahr, am 19. März 2020, anlaufen sollte, erzählt Krasinski dann, was vor und nach „A quiet Place“ pasiert. Kurz schildert er wie die Alien-Invasion während eines Baseball-Spiels an einem sonnigen Nachmittag in der Provinz beginnt. Im Mittelpunkt steht hier eine äußerst beeindruckend inszenierte Szene von dem Alien-Angriff. Der längere Teil des Films beschäftigt sich mit den Ereignissen nach dem Tod von Lee Abbott (John Krasinski). Seine Frau Evelyn (Emily Blunt) verlässt mit ihren Kindern Regan (Millicent Simmonds), Marcus (Noah Jupe) und ihrem Baby die Farm. Sie suchen andere Überlebende und einen sicheren Ort.
Damit ist „A quiet Place 2“ eine Reiseerzählung, deren primäres Ziel es ist, seine Figuren von einem Ort zu einem anderen Ort zu bewegen. Das tut er äußerst spannend; – auch wenn die Prämisse eine dieser Prämissen ist, über die nicht zu genau nachgedacht werden sollte und ich Emily Blunt bewunderte, die barfuß durch die Wildnis schleicht. Ich hätte da schon nach fünf Minuten einen wahren Veitstanz aufgeführt – und wäre Alienfutter geworden.
A quiet Place 2(A Quiet Place: Part II, USA 2021)
Regie: John Krasinski
Drehbuch: John Krasinski
mit Emily Blunt, Millicent Simmonds, Noah Jupe, Cillian Murphy, Wayne Duvall, Djimon Hounsou, John Krasinski
Im Jahr 2257 wird eine Sonde auf den Planeten New World geschickt, zu dem vor einigen Jahren der Kontakt abgebrochen ist. Niemand weiß, was seitdem auf New World passiert ist.
Auf dem Planeten etablierte sich eine Wild-West-Zivilisation mit einigen wenigen modernen Gegenständen und der Besonderheit, dass Männer die Gedanken von anderen Männern, den sogenannten „Lärm“, lesen können. Frauen gibt es nicht mehr. Sie wurden, so wird gesagt, von den einer auf dem Planeten lebenden Alien-Spezies, den Spackle, getötet.
Beim Eintritt in den Orbit wird die Sonde zerstört. Nur Viola (Daisy Ridley) überlebt die Bruchlandung. Sie wird von Todd Hewitt (Tom Holland) entdeckt. Der Junge lebt bei den Farmern Ben und Cillian. Über das Gebiet herrscht Mayor Prentiss, ein typischer Wild-West-Despot. Er nimmt Viola gefangen. Aber sie kann schnell flüchten und gemeinsam mit Todd, der in sie verliebt ist und die Gegend kennt, macht sie sich auf den Weg nach Farbranch. Dabei werden sie von dem Mayor und seinen Schergen gejagt.
Als der Film 2017 gedreht wurde, war er sicher als Start einer weiteren Young-Adult-Dystopie im Fahrwasser der kommerziell sehr erfolgreichen “Tribute von Panem” gedacht. Auch “Chaos Walking” basiert auf einer erfolgreichen, auch ins Deutsche übersetzten Romantrilogie. Patrick Ness hat sie geschrieben.
Mit Doug Liman wurde ein Regisseur gefunden, der mit „Die Bourne Identität“ und „Edge of Tomorrow“ bereits sein Talent für Action und Science-Fiction bewies. Und trotzdem ging genug schief, um einen 15 Millionen teuren Nachdreh mit einem anderen Regisseur zu rechtfertigen. „Don’t Breathe“-Regiseur Fede Álvarez übernahm die Aufgabe. Danach kam es, auch wegen der Coronavirus-Pandemie, zu mehreren Verschiebungen des Starttermins. Inzwischen ist die Zeit der Young-Adult-Filmdystopien vorbei und auch „Chaos Walking“ wird daran nichts ändern.
Limans Science-Fiction-Abenteuerfilm für Jugendliche funktioniert am Besten, wenn man die Geschichte einfach als altbekannte Westerngeschichte goutiert mit weißen Siedlern, einem verbrecherischem Bürgermeister, bösen Angreifern (ob gesichtslose Aliens oder Indianer ist einerlei) und einer Hatz durch die Wildnis. Zuerst zur geheimnisumwitterten Siedlung Farbranch, dann zu einer Sendeanlage, von der aus Viola die Menschen, die sie auf die gefährliche Mission schickten, über die Situation auf New World informieren kann.
Die Spielerei mit den hör- und als Wolke sichtbaren Gedanken, dem ‚Lärm‘, bringt die Geschichte nicht wirklich voran. Stattdessen nervt der banale Gedankenstrom von Todd Hewitt. Meistens wiederholt er immer wieder seinen Namen. So kann er seine wahren Gedanken verbergen. Mal handelt es sich dabei um Violas Versteck, das er dem Mayor und seinen Schergen nicht verraten will. Mal um seine höchst eindeutigen Gedanken gegenüber Viola (Na, was glaubt ihr, an was ein junger Mann denkt, wenn er eine junge, gutaussehende Frau sieht? Mein Name ist…).
Die Welt, in der die Geschichte spielt, ist, wie in anderen Young-Adult-Dystopien, nicht wirklich überzeugend. So wird nie erklärt, warum Raumfahrer und Siedler in der Zukunft schwuppdiwupp in die Wild-West-Vergangenheit (oder noch etwas weiter in die Vergangenheit) zurückfallen. Es wird auch nicht erklärt, warum die Männer so sorglos vor sich hin das Land bestellen. Denn ohne Frauen oder moderne Technik ist ziemlich offensichtlich, wann die Menschheit auf New World ihr Ende findet. Und es wird in einem Satz erklärt, warum vor einigen Jahren die Frauen sterben mussten. Besonders überzeugend ist die Erklärung nicht. Das alles erklärt Patrick Ness vielleicht in den nächsten beiden „Chaos Walking“-Büchern. Im Film wird nichts davon erklärt und auch keines der angesprochenen Themen vertieft. Es geht halt nur darum dass Todd und Viola, beide mit möglichst ausdruckslosem Gesicht, durch die Wälder gehen. Und wir erfahren, dass Viola gut Motorrad fahren kann. Warum wissen wir nicht. Wir wissen am Ende des Films auch nicht, warum sie für diese Mission ausgewählt wurde.
Als Film ist “Chaos Walking” ein weiteres Young-Adult-Franchise, das Dead on arrival ist. Sogar fanatische Daisy-Ridley- und Tom-Holland-Fans dürften enttäuscht sein.
Chaos Walking (Chaos Walking, USA 2021)
Regie: Doug Liman
Drehbuch: Patrick Ness, Christopher Ford
LV: Patrick Ness: The Knife of Never Letting Go, 2008 (New World – Die Flucht)
mit Tom Holland, Daisy Ridley, Mads Mikkelsen, Nick Jonas, Demián Bichir, David Oyelowo, Kurt Sutter, Cynthia Erivo, Bethany Anne Lind
Zum Abschluss meines kleinen Überblicks (Das war der grandios gescheiterte Plan.): ein weiterer Horrorfillm. Dieses Mal aus Spanien und beruhend auf wahren Begenheiten.
1976, in den letzten Tagen der Franco-Diktatur, ziehen die Olmedos aus der Provinz nach Madrid. Die Familie hofft, dass ihnen hier ein Neustart gelingt. Candela, die Mutter der Kinder, und Manolo, ihr Schwager, hoffen, dass ihre Beziehung in der Großstadt besser als auf dem Dorf akzeptiert wird.
Kaum sind sie in die große Wohnung eingezogen, erfahren sie, dass in dem Haus seltsame Dinge vor sich gehen. Es ist, als ob ein Dämon sie töten wolle. Besonders abgesehen hat er es auf Amparo, die fast erwachsene Tochter der Olmedos.
Albert Pintós Horrorfilm „Malasaña 32 – Haus des Bösen“ ist ein weiterer Geisterhorrorfilm, der seine Geschichte gelungen mit einer bestimmten Zeit und einem Ort verknüpft. Franco-Diktatur und Katholizismus mögen hier als Stichworte genügen. Weil Pintó sich mehr auf Suspense als auf Jumpscares konzentriert, entfaltet sich der Schrecken langsam. Die Schreckmomente für ein schreckhaftes Publikum entstehen dann vor allem über die Tonspur.
Malasaña 32 – Haus des Bösen(Malasaña 32, Spanien 2020)
Regie: Albert Pintó
Drehbuch: Ramón Campos, Gema R. Neira, David Orea, Salvador S. Molina
mit Begoña Vargas, Sergio Castellanos, Bea Segura, Concha Velasco, Iván Marcos, María Ballesteros, Javier Botet,Jose Luis de Madariaga
Als Vorbereitung für den neuen James-Bond-Film, der schon eifrig beworben wird
Vox, 20.15
James Bond: Casino Royale (Casino Royale, USA 2006)
Regie: Martin Campbell
Drehbuch: Paul Haggis, Neal Purvis, Robert Wade
LV: Ian Fleming: Casino Royale, 1953 (Casino Royale)
James Bond soll Le Chiffre, den Finanzier eines weltweiten Terrornetzwerkes, ausschalten.
Nach allgemeiner Einschätzung ist der einundzwanzigste James-Bond-Film (Offizielle Zählung) einer der fünf besten, vielleicht sogar – vor “Skyfall” – der beste Bond-Film. Niemand hatte mit dieser umfassenden Revitalisierung des Mythos James Bond für das neue Jahrhundert gerechnet.
Der erste Auftritt von Daniel Craig als Geheimagent ihrer Majestät ist ein spannender Thriller mit einem viel zu langen Ende. Denn nachdem Le Chiffre tot ist, ist der Film noch lange nicht zu Ende.
Das Drehbuch war für einen Edgar nominiert.
Mit Daniel Craig, Eva Green, Mads Mikkelsen, Jeffrey Wrigth, Judi Dench, Giancarlo Giannini
Vincent van Gogh (geboren am 30. März 1853 in Groot-Zundert, gestorben am 29. Juli 1890 in Auvers-sur-Oise) ist ein weltbekannter niederländischer Maler und Zeichner, der sich sein linkes Ohr abschnitt. Als einer der Begründer der modernen Malerei wird er zu den Post-Impressionisten gezählt. Zu Lebzeiten wurden seine Werke kaum verkauft. Inzwischen erzielen sie bei Auktionen astronomische Preise.
Sein heute bekanntes Werk besteht aus über 860 Gemälden und über 1000 Zeichnungen, die alle zwischen 1880 und 1890 entstanden.
Sein Leben wurde in mehreren Spielfilmen erzählt. Zu den bekanntesten gehören Vincente Minnellis „Vincent van Gogh – Ein Leben in Leidenschaft (Lust for Life, 1956, mit Kirk Douglas als Van Gogh), Robert Altmans „Vincent und Theo“ (Vincent and Theo, 1990, mit Tim Roth als Van Gogh), Maurice Pialats „Van Gogh“ (1991, mit Jacques Dutronc als Van Gogh) und, zuletzt, 2017, Dorota Kobiela und Hugh Welchmans animierter Spielfilm „Loving Vincent“.
Angesichts dieser Menge bekannter Regisseure und Schauspieler, die den Maler in den letzten Jahrzehnten bereits spielten, stellt sich natürlich die Frage, ob wir unbedingt einen weiteren Film über den Maler brauchen. Und der dann auch noch von Willem Dafoe gespielt wird. Denn er dürfte der älteste Schauspieler sein, der bis jetzt Vincent van Gogh spielte. Um nicht missverstanden zu werden: Dafoe ist unbestritten ein grandioser Schauspieler. Aber ist er mit 63 Jahren nicht etwas zu alt, um einen Mittdreißiger zu spielen?
Diese auf den ersten Blick berechtigte Frage wird schnell Makulatur. Abgesehen von den bekannten Selbstporträts und einigen unbekannteren Fotos, auf denen er deutlich älter aussieht als er zum Zeitpunkt der Aufnahme war, gibt es keine Bilder von van Gogh. Insofern fällt es leicht, Dafoe als ausgemergelten, vom Leben gezeichneten van Gogh zu akzeptieren. Und wenn er manisch durch das Bild stolpert oder in einem Zimmer hastig ein Bild malt, dann ist er van Gogh.
Für sein Spiel wurde Dafoe unter anderem als bester Schauspieler für den Oscar und den Golden Globe nominiert. In Venedig, wo der Film letztes Jahr seine Premiere hatte, gab es ebenfalls Preise für Dafoe und Julian Schnabel, den Regisseur von „Van Gogh – An der Schwelle zur Ewigkeit“.
Schnabel ist selbst ein bekannter Maler, der erst relativ spät mit der Filmregie begann. Sein Debüt war „Basquiat“ (1996, über den Graffiti-Künstler). Danach folgten „Before Night Falls“ (2000), „Schmetterling und Taucherglocke“ (Le scaphandre et le papillon, 2007) „Lou Reed’s Berlin (2007) und „Miral“ (2010).
In seinem neuesten Spielfilm hat er kein Interesse an einem typischen Biopic. Selbstverständlich bemüht er sich, historisch möglichst genau zu sein. Soweit das bei teilweise widersprechenden Geschichten über bestimmte Ereignisse und fehlender Dokumente überhaupt möglich ist. Es muss also immer wieder spekuliert werden und es kann philosophische Gespräche und Begegnungen geben, die so vielleicht niemals stattgefunden haben.
Aber während andere Filme von außen auf den Künstler blicken, nimmt Schabel van Goghs Perspektive ein und erzählt alles aus van Goghs Perspektive. Wir sind in van Goghs Kopf. Wir sehen die Welt durch seine Augen. Wir erfahren unmittelbar, wie er sich zwischen Genie und Wahnsinn fühlte. Schließlich hatte er zeitlebens psychische Probleme und war immer wieder in psychiatrischer Behandlung. Er kämpfte mit Vorwürfen gegen seinen Malstil und immer wieder steigerte er sich in einen wahren Schaffensrausch hinein.
Schnabel konzentriert sich auf die letzten Lebensjahre von Vincent van Gogh. Es sind die Jahren, in denen er sich als Künstler verwirklichte. Nachdem van Gogh in Paris andere Künstler kennen lernt und erfolglos seine Bilder ausstellt, zieht er nach Arles, einem Dorf in Südfrankreich, verbringt einige Zeit in der Nervenheilanstalt Saint-Remy und seine letzten Tage in Auvers. Immer wieder malt er wie im Rausch Bilder von der Landschaft und von Dorfbewohnern. Schnabel zeigt auch die für Vincent von Gogh wichtigen Beziehungen zu seinem Bruder Theo (Rupert Friend), der ihn zeitlebens förderte, und zu seinem Malerkollegen Paul Gauguin (Oscar Isaac), die verschiedene Malstile hatten und darüber diskutierten.
„Van Gogh – An der Schwelle zur Ewigkeit“ ist ein beeindruckendes und originäres Porträt eines innerlich zerrissenen Künstlers, der heute als Genie gefeiert wird.
Van Gogh – An der Schwelle zur Ewigkeit (At Eternity’s Gate, USA/Frankreich 2018)
Regie: Julian Schnabel
Drehbuch: Jean-Claude Carrière, Julian Schnabel, Louise Kugelberg
mit Willem Dafoe, Rupert Friend, Oscar Isaac, Mads Mikkelsen, Mathieu Amalric, Emmanuelle Seigner, Niels Arestrup, Anne Consigny, Amira Casar, Vincent Perez
Länge: 111 Minuten
FSK: ab 6 Jahre (ich würde ihn allerdings nicht mit Kindern besuchen)
Men & Chicken (Mænd & høns, Dänemark/Deutschland 2014)
Regie: Anders Thomas Jensen
Drehbuch: Anders Thomas Jensen
Um ihren Vater, den Genetiker Evelio Thanatos, kennen zu lernen, fahren die Halbbrüder Elias und Gabriel auf die Insel Ork. Das von ihm betriebene Sanatorium ist eine Bruchbude. Ihre dort lebenden Halbbrüder sind bekloppt und wollen Elias und Gabriel nicht zu ihrem Vater lassen.
Ein ziemlicher Klamauk, gedreht in den Beelitz-Heilstätten bei Potsdam.
mit Mads Mikkelsen, David Dencik, Nikolaj Lie Kaas, Søren Malling, Nicolas Bro, Ole Thestrup, Bodil Jørgensen, Kirsten Lehfeldt, Lisbeth Dahl, Rikke Louise Andersson
James Bond: Casino Royale (USA 2006, Regie: Martin Campbell)
Drehbuch: Paul Haggis, Neal Purvis, Robert Wade
LV: Ian Fleming: Casino Royale, 1953 (Casino Royale)
James Bond soll Le Chiffre, den Finanzier eines weltweiten Terrornetzwerkes, ausschalten.
Nach allgemeiner Einschätzung ist der einundzwanzigste James-Bond-Film (Offizielle Zählung) einer der fünf besten, vielleicht sogar – vor “Skyfall” – der beste Bond-Film. Niemand hatte mit dieser umfassenden Revitalisierung des Mythos James Bond für das neue Jahrhundert gerechnet.
Der erste Auftritt von Daniel Craig als Geheimagent ihrer Majestät ist ein spannender Thriller mit einem viel zu langen Ende. Denn nachdem Le Chiffre tot ist, ist der Film noch lange nicht zu Ende.
Noch mehr James Bond: Bei Cross Cult erschien jetzt als 25. James-Bond-Buch „Der Mann von Barbarossa“. Eine deutsche Erstveröffentlichung. John Gardner hält den Thriller für seinen besten James-Bond-Roman. Dieses Mal muss James Bond zusammen mit einem internationalen Agententeam eine bis dato unbekannte Terroristengruppe aufzuhalten. Sie fordert die Verurteilung eines angeblichen Nazi-Kriegsverbrechers. Aber ist das alles, was die Bösewichter wollen?
Das soll ja wieder eine Besprechung sein, in der es für die Fans, die sich den Film eh ansehen werden, keine Spoiler gibt.
Allgemein bekannt ist, dass „Rogue One: A Star Wars Story“ ein Spin-Off ist, das außerhalb der bekannten „Star Wars“-Filme spielt, die die Geschichte der Familie Skywalker erzählen; dass „Rogue One“ vor „Krieg der Sterne“ (1977) spielt und dass erzählt wird, wie die Rebellen, Luke Skywalker und Prinzessin Leia Organa die Pläne für den Todesstern erhalten, den sie in „Krieg der Sterne“ vernichteten.
Bekannt ist außerdem, dass „Rogue One“ ein Einzelfilm sein wird. Ende November schloss Lucasfilm-Präsidentin Kathleen Kennedy in einem Interview definitiv aus, dass es weitere Filme mit der „Rogue One“-Heldin Jyn Erso geben werde. Das nährte sofort Spekulationen, dass sie und die gesamte „Rouge One“-Besatzung am Ende des Films sterben.
Und es ist bekannt, dass es umfangreiche Nachdrehs gab. „Bourne“-Autor Tony Gilroy wurde dafür als Script-Doctor und Autor engagiert. Aber, auch wenn Kritiker da sofort und oft zu recht massive Storyprobleme wittern, sagt das erst einmal nichts. Denn es kann sich auch einfach um das Beheben von Storylücken und Anschlussfehlern handeln und den Film wirklich besser machen.
Ein Grund scheidet allerdings als Grund für den Nachdreh aus: den Film humorvoller zu machen.
Regisseur Gareth Edwards („Monsters“, „Godzilla“) wollte einen Kriegsfilm drehen. Da ist Humor Mangelware. Auch in dem jetzt präsentierten Film, der die Geschichte von Jyn Erso (Felicity Jones), der Tochter von Galen Erso, dem Schöpfer des Todessterns, erzählt. Als Kind wurde sie von ihrem Vater getrennt.
Jetzt soll er eine Nachricht für sie haben. Sie macht sich mit einer kleinen Truppe ethnisch äußerst gemischter Rebellen und einem blinden Mönch auf die Suche nach der Botschaft, ihrem Vater und den Bauplänen.
Und eigentlich ist das genug Story für ein buntes, zweistündiges Weltraumabenteuer.
Eigentlich.
Denn „Rogue One“ ist ein erstaunlich und erschreckend schlechter Film. In den ersten Minuten werden auf einem halben Dutzend Planeten ein gutes Dutzend Charaktere eingeführt, ohne dass die Filmgeschichte in Gang kommt. Dabei wird Jyn Erso aus einem Gefängnis des Imperiums befreit. Warum und wie sie dahin kam, wird nie erklärt und ist auch für die Filmgeschichte vollkommen unerheblich. Danach wird eine furchtbar komplizierte Begründung, warum sie sich ins Abenteuer stürzt, herbeigeschrieben. Als hätte es nicht ein einfaches „Tochter will ihren Vater retten“ getan.
Ab da gibt es zahllose Anspielungen auf Kriegsfilme und Kriege, vor allem den Korea- und Vietnam-Krieg (wie wir ihn aus Filmen kennen) und den Afghanistan-Krieg (wie wir ihn aus den Nachrichten und Filmen kennen), ohne dass diese Anspielungen irgendwohin führen. Es sind einfach nur beliebig austauschbare Bilder, die in „Rogue One“ für nichts stehen. Sie haben keinerlei Bedeutung, machen aber, wenn den Gefangenen immer wieder ein Stoffsack über den Kopf gestülpt wird oder unsere Helden durch eine heilige Stadt laufen, die erkennbar vom alten Jerusalem, der Wüstenfestung Masada und dem Gewusel arabischer und afghanischer Städte inspiriert ist, bewusst, welche Chancen und erzählerische Möglichkeiten verpasst wurden zugunsten eines unwitzigen Witzes oder eines weiteren Action-Set-Pieces.
Dazwischen laufen ab und an Stars wie Mads Mikkelsen (dessen Auftritte als Galen Erso fast vollständig in den verschiedenen Trailer enthalten sind) und Forest Whitaker durch das Bild. Ben Mendelsohn hat als Direktor Orson Krennic, der Schöpfer des Todessterns und der Bösewicht des Films, mehr Leinwandzeit. Aber seine Rolle ist so schlecht geschriebenen, dass der sonst immer beeindruckende Mendelsohn seine blasseste Performance seit Ewigkeiten, wahrscheinlich sogar seit seinem Filmdebüt, abliefert. Trotzdem gelingt es ihm, Krennic so zu porträtieren, dass man mit ihm mitfühlt.
Darth Vader (im Original wieder von James Earl Jones gesprochen) taucht zwar auch auf, aber – wir reden hier von dem Darth Vader, der in „Krieg der Sterne“, „Das Imperium schlägt zurück“ und „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ dabei war – er wirkt wie ein Hänfling in einem viel zu großem Kostüm, kurz vor einer kleinen Tanznummer. Wohl niemals, abgesehen von „Spaceballs“ sah Darth Vader weniger bedrohlich aus.
Die „Star Wars“-Technik – die originale Trilogie entstand vor fast vierzig Jahren – wirkt inzwischen mit den großen Schalthebeln, schlechten Hologrammen und riesigen Datenträgern nur noch anachronistisch. Jyn Erso muss nämlich in der großen und epischen Schlussschlacht, die Pläne, die in einer buchgroßen Box enthalten sind, aus einem riesigen Datenschacht stehlen und, nun, in dieser Galaxie gibt es kein Internet und keine Cloud, in die man die Daten schnell uploaden könnte. In der Schlacht wird auch alles an Material und Menschen aufgeboten, was das Herz des „Star Wars“-Fans erfreut. Ohne Luke Skywalker, Han Solo und Chewbacca; – wobei, ich glaube, in einem Raumschiff kurz ein riesiges behaartes Wesen gesehen zu haben.
Aber all die prächtigen Landschaften – es wurde in Island, Jordanien, den Malediven und den Pinewood Studios gedreht -, die tollen Spezialeffekte und die vielen durchaus beeindruckenden Actionszenen sind machtlos gegen die banalen Dialoge (die man oft schon Minuten vorher sprechen kann), das schleppende Erzähltempo (immer wieder hätte man etliche Szenen mühelos kürzen können) und, das ist das größte Problem des Films, die skizzenhaften Charaktere, bei denen es, wie bei „Soldat Nummer 5“ und „Soldat Nummer 6“ egal ist, ob sie leben oder sterben. Dabei geht in einem Film nichts über eine große Sterbeszene, die uns unwillkürlich zum Taschentuch greifen lässt. Vor allem wenn der Charakter uns vorher durch seine Taten ans Herz gewachsen ist. Gerade bei einem Einzelfilm, der auch ohne das Wissen der anderen Filme und der „Star Wars“-Saga funktionieren muss, ist das besonders wichtig.
Rogue One: A Star Wars Story (Rogue One: A Star Wars Story, USA 2016)
Regie: Gareth Edwards
Drehbuch: Chris Weitz, Tony Gilroy (nach einer Geschichte von John Knoll und Gary Whitta, basierend auf Charaktere von George Lucas)
mit Felicity Jones, Diego Luna, Ben Mendelsohn, Donnie Yen, Jiang Wen, Mads Mikkelsen, Alan Tudyk, Riz Ahmed, Forest Whitaker, Jimmy Smits
Im Mai, ziemlich pünktlich zum DVD-Start, erscheinen zwei Bücher, die vielleicht einige Storylücken erklären und Hintergründe vertiefen: einerseits der von Alexander Freed geschriebene Roman zum Film, der mit einigen Ergänzungen die Filmgeschichte nacherzählt; andererseits „Der Auslöser“ von James Luceno. Er erzählt, so die Verlagsankündigung, eine „bisher unbekannte Geschichte um eine Gruppe von Kämpfern und Kopfgeldjägern (…), die sich aufmacht, die Pläne des Todessterns zu stehlen.“ Das klingt jetzt nicht unbedingt nach der direkten Vorgeschichte zu „Rogue One“, sondern eher nach einem zünftigem Weltraumabenteuer, bei dem die Jungs keinen Erfolg haben dürfen. Denn dann gäbe es ja nicht die Geschichte von Jyn Erso und ihres dreckigen Dutzends.
Alexander Freed: Rogue One – Eine Star Wars Story
(übersetzt von Andreas Kasprzak)
Penhaligon, 2017
400 Seiten
14,99 Euro
(angekündigt für den 22. Mai 2017)
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Originalausgabe
Star Wars™ Rogue One
DelRey, New York 2017
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James Luceno: Star Wars: Der Auslöser – A Rouge One Story
Gesehen in der Originalfassung in 3D im Imax – und das lohnt sich. Jedenfalls wenn man gerade in der Nähe eines Imax ist. Denn das Bild ist groß (etwa eine Stunde des Films wurde für das Imax-Kino optimiert, was zu einem wesentlich größerem Bild führt und dieses Mal funktioniert der Wechsel zwischen dem normalen Kinoformat und dem 1.9:1-Imax-Format flüssig), 3D stört nicht und die Spezialeffekte sehen verdammt gut aus.
Sie sind auch ein Problem des Films. Denn in den großen Actionszenen werden locker-flockig im „Inception“-Stil ganze Städte, Straßen und Häuserzeilen wild in alle möglichen Richtungen gefaltet oder zerschnitten und im Finale wird, eher Doctor Strange in eine andere Dimension wechselt, eine Stadt entstört. Das ist eine beeindruckende, in „Doctor Strange“ öfter wiederholte, Zirkusnummer, bei der auch immer spürbar ist, dass bei den Sprüngen zwischen den Dimensionen und Paralleluniversen niemand von den Schauspielern und Stuntmen in einer wirklich gefährlichen Situation ist.
Ein anderes Problem von „Doctor Strange“ ist, dass, wie immer bei Marvel, der Bösewicht und seine Motivation schwach sind. Dieses Mal ist der Bösewicht Kaecilius; Mads Mikkelsen, der schon ein James-Bond-Bösewicht war und demnächst in „Star Wars: Rogue One“ mitspielt, verkörpert ihn mit stoischer Mine.
Er ist, neben seinem starren, humorlosen Blick und den schwarzen Augenrändern, als Bösewicht vor allem daran erkennbar, dass er am Filmanfang zwei sehr wichtige Blätter aus einem Buch herausreißt und nebenbei den Bibliothekar bestialisch ermordet.
Das sehr, sehr wichtige Buch stand in der Bibliothek von The Ancient One (Tilda Swinton), die den titelgebenden Dr. Stephen Strange (Benedict Cumberbatch) zu einem besseren Menschen und Magier erzieht. Keine leichte Aufgabe, denn Strange ist ein Geistesverwandter von Tony Stark: ein arroganter Schnösel vor dem Herrn, der wie ein Rockstar lebt und ein begnadeter Neurochirurg ist. Nach einem Autounfall (selbst verschuldet) kann er seine Hände nicht mehr bewegen. Weil sein Beruf auch seine Berufung und der Sinn seines Lebens war, ist für ihn sein jetziges Leben vollkommen sinnlos und es ist für ihn unvorstellbar, irgendeiner anderen Profession nachzugehen. Einmal Chirurg, immer Chirurg.
Als er erfährt, dass es in Kathmandu einen Ort, das Kamar-Taj, und eine Person, The Ancient One, gibt, die ihm helfen kann, macht er sich auf den Weg.
„Doctor Strange“ erzählt die Origin-Story von Stephen Strange. Der von Steve Ditko erfundene Charakter hatte 1963 seinen ersten Comic-Auftritt und schon damals sah er mit dem Amulett und seinem Umhang aus wie ein aus einem Dreißiger-Jahre-“Flash Gordon“-Serial entsprungener Charakter. Heute ist er modisch vollkommen aus der Zeit gefallen. Aber Benedict Cumberbatch trägt ihn mit der augenzwinkernden Würde eines gestandenen Theaterschauspielers.
Scott Derrickson, der sich vorher vor allem im Horrorfilm austobte („Der Exorzismus von Emily Rose“, „Sinister“, „Erlöse uns von dem Bösen“) erzählt die Geschichte, wie man es von Marvel gewohnt ist, mit großem Staraufgebot (das teilweise nur wenige Szenen hat), überwältigenden Tricks (auch wenn man vieles schon so ähnlich gesehen hat) und einer ordentlichen Portion Humor, der einen über die Storylücken, die doch recht einfache Geschichte und die schwurbeligen Weisheiten von The Ancient One hinwegsehen lässt. Das liegt allerdings auch an Tilda Swinton, die diese Weisheiten verkündet als seien es Shakespeare-Verse. Sie könnte allerdings auch ein Telefonbuch vorlesen und wir wären überzeugt, einen tiefsinnig-bedeutungsvollen Text zu hören.
Letztendlich liefert „Doctor Strange“ wieder genau das, was man von einem Marvel-Film erwartet. Auch wenn, wie es sich für eine Origin-Story gehört, der Fokus auf dem Helden liegt und all die anderen Superhelden (die Avengers, die Guardians, die wie-war-noch-einmal-der-Name) pausieren müssen. Das führt dann auch zu einer angenehm kurzen Laufzeit von unter zwei Stunden.
Ach ja: selbstverständlich gibt es ein Cameo von Stan Lee und im und nach dem Abspann je eine Szene, die den nächsten Film anteasert.
Doctor Strange (Doctor Strange, USA 2016)
Regie: Scott Derrickson
Drehbuch: Scott Derrickson, C. Robert Cargill (nach einer Geschichte von Jon Spaihts, Scott Derrickson und C. Robert Cargill
LV: Charakter von Steve Ditko
Mit Benedict Cumberbatch, Tilda Swinton, Chiwetel Ejiofor, Rachel McAdams, Michael Stuhlbarg, Mads Mikkelsen, Benedict Wong, Benjamin Bratt, Scott Adkins
Trotz einer ähnlich missgestalteten Nase und Hasenscharte sind Gabriel und Elias als Brüder vollkommen unterschiedlich. Während Gabriel frustriert Evolutionspsychologie und Philosophie an der Universität lehrt, masturbiert Elias fast ohne Unterbrechung. Talente sind halt unterschiedlich verteilt. Da ist die Videobotschaft von ihrem gerade verstorbenem Vater, dass er nicht ihr leiblicher Vater war und dass sie nur Halbbrüder sind, für Gabriel eine Erleichterung. Ihr leiblicher Vater, der Forscher Evilio Thanos, soll hochbetagt auf der entlegenen Insel Ork in einem von ihm betriebenem Sanatorium leben.
Die Brüder machen sich auf den Weg zu der 41-Seelen-Gemeinde Ork, die, wenn ihre Einwohnerzahl unter die magische Zahl vierzig sinkt, keine Gemeinde mehr ist. Sie wollen erfahren, wer ihre Mutter ist.
Dort treffen sie ihre drei Brüder, von denen sie bislang nichts wussten, die sie aber sofort an der tierischen Nase und der Hasenscharte als Brüder erkennen. Außerdem sind sie, wie Elias, nicht gerade die Hellsten. Daran ändert auch ihr Spezialwissen nichts. Sie verhalten sich wie Fünfjährige und fast jedes Gespräch endet in einer Prügelei, in der sie sich mit Holzlatten und allen anderen Gegenständen, die gerade zur Hand sind, schlagen.
Trotzdem wollen Elias und Gabriel ihre Brüder besser kennen lernen. Sie quartieren sich bei ihnen in dem verfallenem Sanatorium ein und fragen sich, welches Geheimnis hinter der verschlossenen Kellertür liegt. Und natürlich was das Geheimnis ihrer Erzeugung ist. Beides erahnen wir schnell.
„Men & Chicken“ ist ein schnell redundant werdender Klamauk. Denn dass jedes Gespräch in einer Schlägerei endet, dass sich alle auf verschiedene Art kindisch und tierisch verhalten, dass der gleiche Witz mit minimalen Variationen immer wieder und wieder wiederholt wird, langweilt schnell.
Da helfen die guten Schauspieler nicht weiter. So ist, um nur die beiden uns bekanntesten zu nennen, Mads Mikkelsen als masturbierend-blöd-naiver Elias grandios und zuerst unter der Maske kaum erkennbar. Nikolaj Lie Kaas als nicht minder depperte Bruder ist ebenfalls herrlich in seiner geistigen Beschränktheit. Auch die anderen Schauspieler beweisen einen großen Mut zur Hässlichkeit und zur Blödheit. Das erinnert dann an die ebenfalls infantile Flodder-Familie; wobei hier die ordnende Hand der Flodder-Mutter fehlt. Es ist halt ein Männerhaushalt, mit vielen Hühnern und einigen anderen Haustieren, die teilweise wie fehlgeschlagene Experimente aussehen.
Auch die Ausstattung, gedreht wurde die Co-Produktion mit dem Studio Babelsberg, unter anderem in den Beelitz-Heilstätten in Brandenburg, überzeugt mit ihrer großen Liebe zum ornamentalen Detail.
Aber wer geht schon wegen der Ausstattung in einen Film?
In den ersten Minuten von „The Salvation – Spur der Vergeltung“ gibt es einige Irritationen. Jedenfalls wenn man einen handelsüblichen US-Western erwartet, wo die Helden keine Vergangenheit und vor allem keine Einwanderervergangenheit haben. Denn Peter und Jon sind Auswanderer aus Dänemark, die 1864 ihre Heimat verließen, um in den USA ihr Glück zu suchen. In der Nähe von Black Creek, einer kleinen Gemeinde irgendwo im Nirgendwo, bauten die beiden Kriegsveteranen sich eine kärgliche Existenz als Farmer auf. Sieben Jahre später erwartet sie am Bahnhof Jons Frau Marie und seinen zehnjährigen Sohn Kresten.
Die zweite Irritation ist, dass Jon und Peter von Mads Mikkelsen und Mikael Persbrandt gespielt werden, die in einem US-Western nicht die Hauptrolle bekommen hätten. Die hätte Jeffrey Dean Morgan, der Bösewicht des Films, bekommen.
Allerdings gab es in den Sechzigern auch den Italo-Western, in dem Europäer sich im Wilden Westen austobten. Gedreht wurde in Spanien und Italien. Auch „The Salvation“ wurde nicht in den USA, sondern in Südafrika gedreht. Aber das stört höchstens die Feingeister, die glauben, dass ein Film unbedingt am Handlungsort entstehen muss. Außerdem spielte der Western immer auch an einem mythologischen Ort, der mal mehr, aber oft weniger mit den wirklichen Wilden Westen zu tun hatte.
Kristian Levrings Film ist deutlich von den bekannten US-Western-Klassikern, wie „Stagecoach – Höllenfahrt nach Santa Fé“, „High Noon“ und „Der schwarze Falke“, John Ford, Howard Hawks, Sergio Leone, Sergio Corbucci, Clint Eastwood und dem Italo-Western inspiriert. Vor allem die häufige Verwendung religiöser Symbole und den visuellen Stil kennen wir von den Italienern. Am Ende wird, weil die Filmgeschichte andere Schwerpunkte legt, unpassend das Ende von „Gangs of New York“ zitiert.
Nach der etwas steifen Begrüßung steigt der friedliebende Jon am Bahnhof mit Frau und Kind in eine Postkutsche. Ihre Begleiter sind zwei ungewaschen, betrunkene Wüstlinge, die sich schnell an Frau und Kind vergreifen. Jon werfen sie aus der Kutsche. Es gelingt ihm trotzdem die in der Nacht verschwindende Kutsche zu verfolgen und die beiden Bösewichter zu töten.
Nachdem er Marie und Kresten beerdigt hat, erfährt er im Dorf, dass einer der beiden Toten der gerade aus der Haft entlassene Bruder von Delarue (Jeffrey Dean Morgan) war und der den Tod seines nichtsnutzigen Bruders unbedingt rächen will. Um seine Position zu verdeutlichen, erschießt er eine harmlose alte Frau. Delarue ist wirklich ein Banditenanführer, wie er im Buch steht und der für eine große Gesellschaft billig das Land, auf dem Öl vermutet wird, besorgen soll. Wie er das tut, ist seinen Auftraggebern herzlich egal.
Obwohl Westernfans die Geschichte von „The Salvation“ schon dutzendfach gesehen haben, macht der Film, trotz der zu digital brillanten Bilder (jedenfalls für das geübte Western-Auge), dank der vielen Cinemascope-Landschaftsaufnahmen, auf der großen Leindwand Spaß.
Außerdem haben die Dänen jetzt bewiesen, dass sie Western können.
3sat, 00.00 Walhalla Rising (Dänemark/Großbritannien 2009, Regie: Nicolas Winding Refn)
Drehbuch: Nicolas Winding Refn, Roy Jacobsen
Nordeuropa zu Zeiten der Wikinger: ein einäugiger Kampfsklave kann sich befreien. Er schließt sich einer Gruppe christlicher Wikinger an, die das gelobte Land befreien wollen.
Fabelhaft bebilderter, eruptiv gewalttätiger, fast stummer Alptraum mit rudimentärer Geschichte, die an Werner Herzogs „Aguirre, der Zorn Gottes“ erinnert, aber sich für meinen Geschmack zu sehr auf die Bilder von stummen, bewegungslosen Männern in der Naturlandschaft verlässt.
Am Donnerstag zeigt 3sat um 22. 25 Uhr „Fear X“ (mit John Turturro) und am Freitag um 22.35 Uhr „Bronson“ (mit Tom Hardy), zwei weitere Filme von Nicolas Winding Refn.
mit Mads Mikkelsen, Jamie Sives, Gary Lewis, Maarten Stevenson, Gordon Brown
James Bond: Casino Royale (USA 2006, R.: Martin Campbell)
Drehbuch: Paul Haggis, Neal Purvis, Robert Wade
LV: Ian Fleming: Casino Royale, 1953 (Casino Royale)
James Bond soll Le Chiffre, den Finanzier eines weltweiten Terrornetzwerkes, ausschalten.
Nach allgemeiner Einschätzung ist der einundzwanzigste James-Bond-Film (Offizielle Zählung) einer der fünf besten, vielleicht sogar – vor “Skyfall” – der beste Bond-Film. Niemand hatte mit dieser umfassenden Revitalisierung des Mythos James Bond für das neue Jahrhundert gerechnet.
Der erste Auftritt von Daniel Craig als Geheimagent ihrer Majestät ist ein spannender Thriller mit einem viel zu langen Ende. Denn nachdem Le Chiffre tot ist, ist der Film noch lange nicht zu Ende.
Das Drehbuch war für einen Edgar nominiert.
Mit Daniel Craig, Eva Green, Mads Mikkelsen, Jeffrey Wrigth, Judi Dench, Giancarlo Giannini
Egal. Die von Heinrich von Kleist in wuchtigen Sätzen aufgeschriebene Geschichte über Michael Kohlhaas dürfte bekannt sein. Der Pferdehändler lässt bei einem Junker für einen erfundenen Passierschein zwei Pferde als Pfand zurück. Er bekommt sie in einem erbärmlichen Zustand wieder und möchte, dass der Junker ihm die Pferde ersetzt. Dieser tut es nicht und Kohlhaas beginnt einen blutigen Feldzug gegen ihn.
Arnaud des Pallières verfilmte diese Geschichte mit Mads Mikkelsen in der Hauptrolle. Dabei nahm er sich, wie auch die Regisseure der anderen Kohlhaas-Verfilmungen, einige Freiheiten. So verlegte er die Geschichte von Brandenburg und Sachsen, wo sie bei Kleist spielt, in die Cévennen, verzichtete auf eine präzise historische Einordnung und lässt das Drama vor einer prächtigen Landschaft in eher dunklen Bildern langsam seinen Lauf nehmen. Dummerweise hat sich des Pallières auch entschlossen, möglichst wenig zu schneiden und die Dialoge beschränkte er auf ein Minimum. So wird sein Michael Kohlhaas zu einem schweigsamen Brüter, der seine Gefühle hinter einer steinernen Mine verbirgt. Auch die anderen Charaktere reden eher wenig reden. Leider.
Denn „Michael Kohlhaas“ ist kein banaler Abenteuerfilm, kein Quasi-Western, sondern eine zeitlose Parabel, in der es um das Verhältnis des Einzelnen zum Staat, um das Verhältnis von Recht und Gerechtigkeit, dem Unterschied zwischen gerechtfertigtem Widerstand und Selbstjustiz, zwischen Rebellion und Terrorismus, welchen Regeln man folgen soll und wann das Befolgen von Regeln in Fanatismus umschlägt, geht. Bei diesen vielfältigen Anknüpfungspunkten der im 16. Jahrhundert spielenden Geschichte an die Gegenwart, wäre es gut gewesen, wenn Arnaud des Pallières Michael Kohlhaas einen Gefährten zur Seite gestellt hätte, mit dem er sich hätte unterhalten können. So trägt Kohlhaas die Konflikte schweigend mit sich aus. Wir dürfen das maskenhaft-edle Antlitz von Mads Mikkelsen und die archaische Landschaft bewundern und uns fragen, ob man den Film nicht um etliche Minuten hätte kürzen können.
Michael Kohlhaas (Michael Kohlhaas, Frankreich/Deutschland 2013)
Regie: Arnaud des Pallières
Drehbuch: Arnaud des Pallières, Christelle Berthevas
James Bond: Casino Royale (USA 2006, R.: Martin Campbell)
Drehbuch: Paul Haggis, Neal Purvis, Robert Wade
LV: Ian Fleming: Casino Royale, 1953 (Casino Royale)
James Bond soll Le Chiffre, den Finanzier eines weltweiten Terrornetzwerkes, ausschalten.
Nach allgemeiner Einschätzung ist der einundzwanzigste James-Bond-Film (Offizielle Zählung) einer der fünf besten, vielleicht sogar – vor „Skyfall“ – der beste Bond-Film. Niemand hatte mit dieser umfassenden Revitalisierung des Mythos James Bond für das neue Jahrhundert gerechnet.
Der erste Auftritt von Daniel Craig als Geheimagent ihrer Majestät ist ein spannender Thriller mit einem viel zu langen Ende. Denn nachdem Le Chiffre tot ist, ist der Film noch lange nicht zu Ende.
Das Drehbuch war für einen Edgar nominiert.
Mit Daniel Craig, Eva Green, Mads Mikkelsen, Jeffrey Wrigth, Judi Dench, Giancarlo Giannini