Agatha Christies Marple: Das Schicksal in Person (Agatha Christie’s Marple: Nemesis, Großbritannien 2009)
Regie: Nicolas Winding Refn
Drehbuch: Stephen Churchett
LV: Agatha Christie: Nemesis, 1971 (Das Schicksal in Person)
Miss Marple soll für einen verstorbenen Freund einen alten Fall aufklären. Damals verschwand die junge Verity spurlos aus einem Kloster. Wurde sie ermordet?
Diese Agatha-Christie-Verfilmung ist eine der wenigen TV-Arbeiten von Nicolas Winding Refn. Zuletzt kehrte der bildgewaltige Regisseur mit der Amazon-Miniserie „Too old to die young“ wieder auf den kleinen Bildschirm zurück.
Der TV-Spielfilm ist gediegene TV-Unterhaltung, die sich primär an die Fans der Serie richtet.
mit Geraldine McEwan, Dan Stevens, Laura-Michelle Kelly, Graeme Garden, Richard E Grant, Ruth Wilson, Lee Ingleby
Agatha Christies Marple: Das Schicksal in Person (Agatha Christie’s Marple: Nemesis, Großbritannien 2009)
Regie: Nicolas Winding Refn
Drehbuch: Stephen Churchett
LV: Agatha Christie: Nemesis, 1971 (Das Schicksal in Person)
Miss Marple soll für einen verstorbenen Freund einen alten Fall aufklären. Damals verschwand die junge Verity spurlos aus einem Kloster. Wurde sie ermordet?
Diese Agatha-Christie-Verfilmung ist eine der wenigen TV-Arbeiten von Nicolas Winding Refn. Zuletzt kehrte der bildgewaltige Regisseur mit der Amazon-Miniserie „Too old to die young“ wieder auf den kleinen Bildschirm zurück.
Der TV-Spielfilm ist gediegene TV-Unterhaltung, die sich primär an die Fans der Serie richtet.
mit Geraldine McEwan, Dan Stevens, Laura-Michelle Kelly, Graeme Garden, Richard E Grant, Ruth Wilson, Lee Ingleby
Bevor David Lynch Frank Herberts SF-Saga „Der Wüstenplanet“ (Dune, 1965) verfilmte, sollte Alejandro Jodorowsky das Buch verfilmen. Die Verfilmung zerschlug sich. Die Pläne wurden legendär. Die Doku zeigt, warum Jodorowskys „Dune“ einer der großen nie gedrehten Filme ist. Jedenfalls wenn man sich die Ideen, Pläne und Visionen ansieht und anhört.
Aktuell ist Denis Villeneuve mit einer Verfilmung von „Dune“ beauftragt. Die Dreharbeiten sollen im Frühling beginnen und die Liste der Stars, die mitspielen, wird immer länger. Aktuell sind Timothée Chalamet (als Paul Atreides), Rebecca Ferguson, Josh Brolin, Charlotte Rampling, Javier Bardem, Dave Bautista, Stellan Skarsgård und, zuletzt, Josh Brolin dabei. Mit Zendaya und Oscar Isaac wird verhandelt. Einen Starttermin gibt es noch nicht.
Mit Alejandro Jodorowsky, Amanda Lear, Brontis Jodorowsky, Chris Foss, Christian Vander, Devin Faraci, Drew McWeeny, Gary Kurtz, H. R. Giger, Jean-Paul Gibon, Jean-Pierre Vignau, Michel Seydoux, Nicolas Winding Refn, Richard Stanley
Der introvertierte Sicherheitsbeamte Harry Caine sucht den Mörder seiner Frau. Er glaubt, dass er den Täter auf den Überwachungsbändern einer Shopping-Mall findet. Da entdeckt er in einen Nachbarhaus einen Hinweis und er macht sich auf den Weg nach Montana.
3sat, 23.05 Drive (Drive, USA 2011)
Regie: Nicolas Winding Refn
Drehbuch: Hossein Amini
LV: James Sallis: Drive, 2005 (Driver, später wegen des Films „Drive“)
Der namenlose Fluchtwagenfahrer führt ein ruhiges, zurückgezogenes Leben, bis er sich in eine Frau verliebt und ihrem Freund bei einem Überfall helfen will. Der Überfall geht schief… Allseit abgefeierter Neo-Noir, der schon jetzt als Kultfilms gelabelt wird. Mehr gibt es in meiner ausführlichen Besprechung.
mit Ryan Gosling, Carey Mulligan, Bryan Cranston, Albert Brooks, Oscar Isaac, Christina Hendricks, Ron Perlman, Kaden Leos Hinweise
Schöne Menschen, schöne Bilder, schöne Musik, schön langweilig ist im Fall von „The Neon Demon“ das Ergebnis. In seinem neuen Film erzählt Nicolas Winding Refn von der jungen Jesse (Elle Fanning) die nach Los Angeles kommt. Die Sechzehnjährige (behauptet sie) aus Georgia will ein Model werden und gerät in eine albtraumhaft-surreale Welt.
Das erste, was in einem Alptraum ignoriert wird, ist die Logik. Das nächste eine stringent aufgebaute Geschichte. Auch in „The Neon Demon“ reihen sich die Episoden beliebig aneinander, lose aufgehängt an Jesses Geschichte von ihrem ersten Shooting zum nächsten Shooting. Es ist eine Welt, in der sich alles um Schönheit dreht und die Verfallszeit von Schönheit enorm kurz ist, wie ihr einige etwas ältere Models verraten.
Die Episoden aus Jesses Leben könnten auch, wie Szenen in einer Kunstinstallation, in irgendeiner anderen Reihenfolge gesehen werden. Sie bleiben abstrakte Stimmungsbilder, die ständig Signale aussenden, die im Film nicht weiterverfolgt werden. Die Modewelt! Hollywood! Die dunkle Seite von Hollywood, die in zahlreichen Krimis porträtiert wurde. Es ist die Welt, die David Lynch in „Mulholland Drive“ und „Lost Highway“ oder David Cronenberg in „Maps to the Stars“ ungleich pointierter, gelungener, stringenter, mitreisender, vielschichtiger, ambivalenter, abstrakter und dennoch konkreter zeigen.
Bei Refn ist sie nur eine Welt von zusammenhanglosen Zeichen, Signalen für beliebige Interpretationen und Szenen, die mal mehr, mal weniger als Tableau angeordnet sind, die ihr Leben eher auf einer Doppelseite eines Modemagazins entfalten. Es ist eine tote Welt. Hinter der Oberfläche lauert hier einfach nur die von keinem tieferem Gedanken getrübte Leere. Denn die Erkenntnis, dass die Modewelt oberflächlich ist, ist wahrlich keine neue Erkenntnis. Falls das überhaupt die Erkenntnis ist, die Refn uns mitgeben will.
Denn am Ende von „The Neon Deom“ bleibt nur das Gefühl, dass Refn einem etwas wirklich wichtiges mitteilen wollte. Aber er will seine Botschaft – sofern er überhaupt irgendeine hat – nicht mehr in eine Geschichte packen. So sagt er im Presseheft, er habe einen Film über die Schönheit machen wollen. Er habe einen Horrorfilm machen wollen, in dem alle wichtigen Horrorfilmelemente enthalten seien, aber nicht unbedingt in der richtigen Reihenfolge. Er habe sich gefragt, ob es möglich sei, einen Horrorfilm ohne den Horror zu machen.
Nun, letzteres ist ihm gelungen; wobei sich natürlich die Frage stellt, warum man einen Horrorfilm ohne Horror machen will oder man Horrorfilmelemente in der falschen Reihenfolge präsentieren will.
„The Neon Demon“ ist als Symphonie von Bildern und Tönen, die man an sich vorbeiziehen lässt, nicht ohne Reiz. Wenn man sich nicht darauf einlassen will oder kann, wenn man versucht über das Werk nachzudenken, ist es prätentiöser, Wichtigkeit behauptender Quark, optisch gelungen präsentiert.
The Neon Demon (The Neon Demon, USA/Frankreich/Dänemark 2016)
Regie: Nicolas Winding Refn
Drehbuch: Nicolas Winding Refn, Mary Laws, Polly Stenham (nach einer Geschichte von Nicolas Winding Refn)
mit Elle Fanning, Jena Malone, Bella Heathcote, Abbey Lee, Karl Glusman, Chrstina Hendricks, Keanu Reeves, Allessandro Nivola
3sat, 22.35 Fear X(USA 2003, Regie: Nicolas Winding Refn)
Drehbuch: Nicolas Winding Refn, Hubert Selby jr.
Der introvertierte Sicherheitsbeamte Harry Caine sucht den Mörder seiner Frau. Er glaubt, dass er den Täter auf den Überwachungsbändern einer Shopping-Mall findet. Da entdeckt er in einen Nachbarhaus einen Hinweis und er macht sich auf den Weg nach Montana. „Fear X“ ist ein zunehmend surrealer Thriller, der gerade wegen seiner Andersartigkeit gefällt.
mit John Turturro, Deborah Kara Unger, James Remar, Stephen McIntyre Hinweise
WDR, 23.15 Drive (Drive, USA 2011)
Regie: Nicolas Winding Refn
Drehbuch: Hossein Amini
LV: James Sallis: Drive, 2005 (Driver, später wegen des Films „Drive“)
Der namenlose Fluchtwagenfahrer führt ein ruhiges, zurückgezogenes Leben, bis er sich in eine Frau verliebt und ihrem Freund bei einem Überfall helfen will. Der Überfall geht schief… Allseits abgefeierten Neo-Noirs, der schon jetzt als Kultfilms gelabelt wird. Mehr gibt es in meiner ausführlichen Besprechung.
mit Ryan Gosling, Carey Mulligan, Bryan Cranston, Albert Brooks, Oscar Isaac, Christina Hendricks, Ron Perlman, Kaden Leos Hinweise
ARD, 23.45
Drive (Drive, USA 2011)
Regie: Nicolas Winding Refn
Drehbuch: Hossein Amini
LV: James Sallis: Drive, 2005 (Driver, später wegen des Films „Drive“)
Der namenlose Fluchtwagenfahrer führt ein ruhiges, zurückgezogenes Leben, bis er sich in eine Frau verliebt und ihrem Freund bei einem Überfall helfen will. Der Überfall geht schief… TV-Premiere eines allseits abgefeierten Neo-Noirs, der schon jetzt als Kultfilms gelabelt wird. Mehr gibt es in meiner ausführlichen Besprechung.
Natürlich ist die Uhrzeit eine Frechheit, aber sie eröffnet die Chance auf künftige Wiederholungen zu besseren Uhrzeiten und der FSK-18-Film kann problemlos ungekürzt gezeigt werden.
mit Ryan Gosling, Carey Mulligan, Bryan Cranston, Albert Brooks, Oscar Isaac, Christina Hendricks, Ron Perlman, Kaden Leos
Wiederholung: Sonntag, 4. Januar, 03.05 Uhr (Taggenau!)
3sat, 22.35 Bronson (Großbritannien 2008, Regie: Nicolas Winding Refn)
Drehbuch: Brock Norman Brock, Nicolas Winding Refn
Auf Tatsachen basierender Film über den Knacki Charles Bronson (Tom Hardy! Grandios!) und den Kreislauf von Gewalt und Gegengewalt im Gefängnis. Nichts für Zartbesaitete.
„Der dänische Regisseur lässt in seinem zweiten britischen Film seinen inszenatorischen Mitteln freien Lauf, was zunächst zu einem visuellen Feuerwerk voller Gewaltausbrüche und anderer drastischer Szenen führt, später aber zur Abstumpfung führt.“ (Lexikon des internationalen Films)
mit Tom Hardy, Kelly Adams, James Lance Wiederholung: Samstag, 12. Juli, 02.05 Uhr (Taggenau!) Hinweise Rotten Tomatoes über „Bronson“
Wikipedia über „Bronson“ (deutsch, englisch)
3sat, 22.25 Fear X(USA 2003, Regie: Nicolas Winding Refn)
Drehbuch: Nicolas Winding Refn, Hubert Selby jr.
Der introvertierte Sicherheitsbeamte Harry Caine sucht den Mörder seiner Frau. Er glaubt, dass er den Täter auf den Überwachungsbändern einer Shopping-Mall findet. Da entdeckt er in einen Nachbarhaus einen Hinweis und er macht sich auf den Weg nach Montana. „Fear X“ ist ein zunehmend surrealer Thriller, der gerade wegen seiner Andersartigkeit gefällt.
mit John Turturro, Deborah Kara Unger, James Remar, Stephen McIntyre Wiederholung: Samstag, 12. Juli, 00.35 Uhr (Taggenau!)
3sat, 00.00 Walhalla Rising (Dänemark/Großbritannien 2009, Regie: Nicolas Winding Refn)
Drehbuch: Nicolas Winding Refn, Roy Jacobsen
Nordeuropa zu Zeiten der Wikinger: ein einäugiger Kampfsklave kann sich befreien. Er schließt sich einer Gruppe christlicher Wikinger an, die das gelobte Land befreien wollen.
Fabelhaft bebilderter, eruptiv gewalttätiger, fast stummer Alptraum mit rudimentärer Geschichte, die an Werner Herzogs „Aguirre, der Zorn Gottes“ erinnert, aber sich für meinen Geschmack zu sehr auf die Bilder von stummen, bewegungslosen Männern in der Naturlandschaft verlässt.
Am Donnerstag zeigt 3sat um 22. 25 Uhr „Fear X“ (mit John Turturro) und am Freitag um 22.35 Uhr „Bronson“ (mit Tom Hardy), zwei weitere Filme von Nicolas Winding Refn.
mit Mads Mikkelsen, Jamie Sives, Gary Lewis, Maarten Stevenson, Gordon Brown
Das Team der grandiosen James-Sallis-Neo-Noir-Verfilmung „Drive“ – Regisseur Nicolas Winding Refn, Hauptdarsteller Ryan Gosling und Musiker Cliff Martinez – ist wieder zusammen und dieses Mal ist auch Kristin Scott Thomas dabei. Als Blondine und kaum erkennbar.
Kaum erkennbar ist auch die Geschichte. Sie kryptisch zu nennen, ist fast schon eine unverschämte Überhöhung. In Bangkok verdienen die Brüder Julian (Ryan Gosling) und Billy (Tom Burke) mit wahrscheinlich schmutzigen Geschäften ihr Geld – und stehen dabei noch unter der Fittiche ihrer Mutter Crystal (Kristin Scott Thomas als Cartoon-Sexy-Böse-Mutter), die aber erst zur Beerdigung von ihrem über alles geliebtem Sohn Billy nach Bangkok kommt. Billy hatte eine Prostituierte ermordet. Chang (Vithaya Pansringarm), ein im Film namenloser Polizist, stiftet den Vater und (oder?) Zuhälter der Toten an, Billy zu ermorden.
Danach entspinnt sich ein langatmiger Kampf zwischen Chang, der scheinbar jeden, der ihn stört, ermordet, und Julian, der seinen Bruder auf Befehl seiner Mutter, die ihn ständig herabsetzt, rächen soll.
Die meiste Zeit starren die Charaktere in Nicolas Winding Refns Film, der zu sehr die Antithese zu „Drive“ sein will, in gekonnt ausgeleuchteten Räumen nämlich Luftlöcher. Schnell wird deutlich, dass „Only God Forgives“ ungefähr so faszinierend wie das minutenlange, bewegungslose Anstarren von sich bedeutungsschwer gebenden, schön komponierten und schön anzusehenden Standbildern, unterlegt mit meditativ-einschläfernder Musik, ist.
Der Neunzigminüter ist eine Versuchsanordnung ohne irgendeine Dynamik, aber mit vielen Posen, die besser in einem Bildband oder einer Modefotostrecke zum Ausdruck kommen und „Only God Forgives“ zu einen der großen Enttäuschungen des Kinojahres macht.
Denn so ehrenwert und auf den ersten Blick erfreulich (Das war vor dem Filmgenuss.) es auch ist, dass das Team von „Drive“ nicht einfach die Erfolgsformel, dieses Mal mit etwas fernöstlicher Philosophie und Kampfkunst, wiederholt, so sehr muss man auch konstatieren, dass „Only God Forgives“ nur prätentiöser Quark mit einem Übermaß an Gewalt (die man meistens nicht sieht) ist, der verärgert und schnell tödlich langweilt.
Only God Forgives (Only God Forgives, Frankreich/Dänemark 2013)
Regie: Nicolas Winding Refn
Drehbuch: Nicolas Winding Refn
mit Ryan Gosling, Kristin Scott Thomas, Vithaya Pansringarm, Tom Burke, Rhatha Phongam, Byron Gibson, Gordon Brown, Sahajak Boonthanakit, Joe Cummings
Nach der fantastischen Welt von Oz, vor „Hitchcock“ und zwischen „Vega$“ (muss sein, für mich als PI-Junkie) und Peter Weir (muss sein, für alle Filmfans) stapeln sich Bücher und Filme, die ich teilweise schon vor Weihnachten gelesen habe und ausführlich besprechen wollte. Aber bis jetzt kam ich nicht dazu und in den nächsten Tagen sieht es auch nicht viel besser aus. Bevor meine Notizen auch für mich vollkommen unlesbar werden, gibt es jetzt einen Schwund kurzer Kritiken. Ich würde ja sagen Drei-Satz-Kritiken, aber dann werden es doch vier, fünf oder noch mehr Sätze.
Beginnen wir mit einigen Gangsterfilmen:
„Black’s Game“ führt uns in die Unterwelt von Island. Student Stebbi hat Angst vor einer drohenden Gefängnisstrafe. Doch dann trifft er seinen Jugendfreund Toti, der inzwischen als Gangster sein Geld verdient und ihm bei diesem Problemchen helfen will. Er gibt Stebbi eine kleine Aufgabe, die er mit Bravour erledigt und fortan verfolgen wir gespannt seinen Aufstieg in der isländischen Gangsterhierarchie, in der die Protagonisten jünger und brutaler als bei Martin Scorsese sind.
Das ist mitreisend hartes Kino mit überzeugenden Schauspielern, die teilweise hier ihr Leinwanddebüt gaben. Óskar Thór Axelssons Film basiert auf einem Roman von Stefán Máni, der in einem Featurette von den Recherchen für den Roman erzählt. Wobei allerdings unklar bleibt, wie sehr der, bis auf den Epilog, 1999/2000 spielende Film „Black’s Game“ auf Tatsachen beruht oder verschiedene Vorfälle und Personen aus der isländischen Unter- und Halbwelt zu einer spannenden Geschichte verdichtet.
Black’s Game – Kaltes Land (Svartur á leik, Island 2012)
Regie: Óskar Thór Axelsson
Drehbuch: Óskar Thór Axelsson
LV: Stefán Máni: Svartur á leik, 2004
mit Þorvaldur Davið Kristjánsson, Jóhannes Haukur Jóhannesson, Damon Younger, Maria Birta Bjarnadóttir, Vignir Rafn Valþórsson, Egill Einarsson, Björn Jörundur Friðbjörnsson
Bei „Mr. Nice“ stellt sich die Frage nicht. Denn Bernard Roses Film erzählt, basierend auf der Biographie von Howard Marks, dessen Lebensgeschichte und wie er vom begabten, aus ärmlichen Verhältnissen kommendem Kleinstadtjungen während der Swinging Sixties an der Universität Oxford mit Drogen und freier Liebe in Berührung kam und ratzfatz zum größten Dope-Dealer Englands aufstieg, mit dem Gesetz Probleme hatte und heute, das ist die dramaturgische Klammer, auf der Bühne locker-flockig von seinem Leben erzählt.
„Mr. Nice“ ist eine mäßig unterhaltsame Selbstinszenierung von Howard Marks. Aber die Einzel-DVD ist mit einem Audiokommentar von Bernard Rose und einem von Howard Marks gut ausgestattet. Wer mehr Infos will, muss die Doppel-DVD kaufen.
Mr. Nice (Mr. Nice, GB 210)
Regie: Bernard Rose
Drehbuch: Bernard Rose
LV: Howard Marks: Mr. Nice, 1996 (Mr. Nice)
mit Rhys Ifans, Chloe Sevigny, David Thewlis, Omid Djalili, Crispin Glover
Wesentlich gelungener ist Bernard Roses 1944 in London spielendes, heute fast vergessenes Frühwerk „Chicago Joe und das Showgirl“, nach einem Drehbuch von David Yallop, mit Kiefer Sutherland und Emily Lloyd in den Hauptrollen.
Emily Lloyd spielt das titelgebende Showgirl Georgina Grayson, die sich ein Leben auf der großen Bühne und als Gangsterbraut erträumt und als sie Rick ‚Chicago Joe‘ Allen (Kiefer Sutherland) kennenlernt, ist sie sofort in ihn verliebt. Denn er ist ein waschechter Gangster aus Chicago! Das Liebespaar beginnt schnell ihre Version von Bonnie und Clyde zu spielen. Dummerweise ist Chicago Joe kein Gangster, sondern ein kleiner, fahnenflüchtiger Soldat und notorischer Aufschneider.
Rose spielt in diesem Film sehr interessant und für einen über zwanzig Jahre alten Mainstream-Film sehr avantgardistisch mit den verschiedenen Wahrnehmungsebenen. Denn er wechselt ständig zwischen der Realität und Georginas Träumen von der großen Hollywood-Karriere (so beginnt und endet der Film mit einer Fantasie von ihr bei der Premiere ihres großen Films [Remember „Sunset Boulevard“?]) und ihrem, aus den Hollywood-Gangsterfilmen entlehntem Bild der Wirklichkeit. Die Kulissen sind überdeutlich als Kulissen erkennbar, das Filmformat erinnern an einem Dreißiger-Jahre-Gangsterfilm, die Farben an das damals gebräuchliche Technicolor. Und auch Chicago Joe hat seine Probleme mit der schnöden Realität. Denn er steht zwischen zwei Frauen, die er beide belügt.
Ach ja: „Chicago Joe und das Showgirl“ basiert auf einem wahren Fall: dem „Cleft Chin Murder“. Am 3. Oktober 1944 lernten sich die am 5. Juli 1926 in South-Wales geborene Elizabeth ‚Betty‘ Maud Jones (die als Georgina Grayson als Striptease-Tänzerin arbeitete) und der 1922 in Schweden geborene, in Massachusetts aufgewachsene Karl Hulten, der sich Ricky nannte und damals seit einem halben Jahr fahnenflüchtig war, kennen. Der Film folgt den damaligen Ereignissen anscheinend ziemlich genau.
Beide wurden zum Tode verurteilt. Hulten wurde als einziger G. I. der je in Großbritannien hingerichtet wurde, am 8. März 1945 erhängt. Jones wurde 1954 begnadigt.
Chicago Joe und das Showgirl (Chicago Joe and the Showgirl, GB 1989)
Regie: Bernard Rose
Drehbuch: David Yallop
mit Emily Lloyd, Kiefer Sutherland, Patsy Kensit, Keith Allen, Liz Fraser, Alexandra Pigg
Dass „The Take – Zwei Jahrzehnte in der Mafia“ nicht das Budget von „Der Pate“ oder „Goodfellas“ hatte, sieht man und dass „The Take“ ursprünglich eine vierteilige TV-Serie war, sieht man ebenfalls. Denn der Film teilt sich in vier Blöcke, die 1984, 1988 und 1994 (der dritte und vierte Teil) spielen und die Länge einer TV-Episode haben. Und dass die Geschichte weitgehend den bekannten Genrepfaden folgt, merkt man schnell.
„The Take“ erzählt die Geschichte von Freddy Jackson (Tom Hardy) und seinem Freund und Cousin Jimmy Jackson (Shaun Evans), zwei Londoner Verbrecher, die sich seit Ewigkeiten kennen. Freddie verbrachte einige Jahre im Gefängnis und kaum ist er draußen, beginnt er mit einer fiebrigen Energie, die Scarface vor Neid erblassen lassen würde, sein Imperium aufzubauen. Gleichzeitig wird er zunehmend psychopathisch und man fragt sich spätestens ab der Filmmitte, wie ein so durchgeknallter Verbrecher die letzten zehn Jahre (und die Jahre vor dem Filmbeginn) überleben konnte. Währenddessen festigt Jimmy seinen Ruf als Geschäftsmann, der zwar illegale Geschäfte betreibt, aber zunehmend verbürgerlicht.
Das folgt alles bis zum Ende, durchaus kraftvoll und für eine TV-Serie sehr brutal, den bekannten Genrekonventionen. Aber schon von Anfang spielen die Frauen an der Seite von Freddy und Jimmy, teils als Schwester, teils als Ehefrau, eine wichtige Rolle, die zwar zunächst irritiert, weil sie mit dem verbrecherischen Leben der Gangster nichts zu tun haben, aber sie sorgt auch für ein überraschendes und ungewöhnliches Ende, das auch eine Verschiebung innerhalb des Genres anzeigt. Denn im Spiel zwischen Gangstern und Gangstern und Gangstern und Polizisten ist ein weiterer Mitspieler hinzugekommen.
Und dann ist da noch Tom Hardy in Bad-Ass-Bad-Ass-Mode. Für sein Spiel war er für den 2009er Crime Thriller Award als bester Darsteller nominiert. Danach spielte er, um nur seine bekannteste Rolle zu nennen, in „The Dark Knight Rises“ den Bösewicht.
The Take – Zwei Jahrzehnte in der Mafia (The Take, GB 2009)
Regie: David Drury
Drehbuch: Neil Biswas
LV: Martina Cole: The Take, 2005 (Die Schwester)
mit Tom Hardy, Shaun Evans, Charlotte Riley, Kierston Wareing, Margot Leicester, Brian Cox, Jane Wood
Dank „Drive“ ist Nicolas Winding Refn inzwischen wohl bekannt genug, dass mit seinem Namen geworben werden kann. Bei „Black’s Game – Kaltes Land“ war er Executive Producer, aber auf dem DVD-Cover wird er groß erwähnt. Der englische Gangsterfilm „Pusher“ basiert auf Nicholas Winding Refns gleichnamigem, rauhen Debütfilm von 1996 über einen kleinen Drogendealer, der gerade eine Pechsträhne hat und innerhalb weniger Tage viel Geld besorgen muss, das er nicht hat. Er lässt sich auf zunehmend riskante Geschäfte ein und bei einem Noir können wir uns denken, wie die Geschichte ausgeht.
Diese nicht sonderlich spektakuläre Geschichte (sie wurde durch Nicholas Winding Refns Regie, die Kamera und die Schauspieler zu etwas Besonderem) hat jetzt Drehbuchautor Matthew Read (Produzent bei „Miss Marple“, „Aurelio Zen“ und „Kommissar Wallander“) mit kleinen Änderungen ins heutige London übertragen, der Spanier Luis Prieto gab sein UK-Debüt und Richard Coyle übernahm die Hauptrolle in dieser Version von „Pusher“, die die altbekannte Geschichte in einer anderen Stadt erzählt. Das ist als eigenständiger Film gelungen, interessant im Vergleich zwischen Original und Remake und ähnelt dem US-Remake von Stieg Larssons „Verblendung“, das auch gut, aber für die Kenner des Originals auch ziemlich überflüssig ist.
Die „Briefe aus dem Jenseits“ haben mächtig Patina angesetzt. Die Geschichte ist auch mehr ein Gruselfilm als ein Noir. Allerdings einer, der zwar einige gelungene, also unheimliche Szenen hat, aber insgesamt eher den Eindruck von verwirrend zusammengesetztem, sich als Liebesdrama viel zu ernst nehmendem Stückwerk hinterlässt.
Denn als Literaturagent Lewis Venable (Robert Cummings) in Venedig in der Villa der über hundertjährigen Juliana Bordereau (Agnes Moorehead) unter einem Vorwand die anscheinend unglaublich beeindruckenden Liebesbriefe des verschollenen Poeten Jeffrey Ashton an sie sucht, wird er in ein Spiel um Identitäten, Schein und Sein hineingezogen und er verliebt sich in die Nichte der Hausherrin (Susan Hayward), die nach Sonnenuntergang zu einer anderen Frau wird.
Briefe aus dem Jenseits (The Lost Moment, USA 1947)
Regie: Martin Gabel
Drehbuch: Leonardo Bercovici
LV: Henry James: The Aspern Papers, 1888 (Asperns Nachlass)
mit Robert Cummings, Susan Hayward, Agnes Moorehead, Joan Lorring, John Archer
„Der Mann mit der Stahlkralle“. Das klingt doch nach zünftiger, gehirnbefreiter Action mit vielen schlagenden und tretenden Asiaten. Vor allem weil der Film erst 1980, drei Jahre nach dem US-Kinostart, in die deutschen Kinos kam und in den Bahnhofkinos gerade gefühlt jeder zweite Film einen „Bruce Lee“ im Titel hatte. Da konnte „Der Mann mit der Stahlkralle“ nur ein weiterer billiger Action-Film sein, der auch bei der Kritik schlecht ankam: „übles Kinostück“ (Fischer Film Almanach 1981), „blutrünstiger Film“ (Lexikon des internationalen Films).
Nun, blutrünstig ist der Film in einigen Momenten und natürlich im Showdown. Und ein Mann mit einer Stahlkralle kommt auch vor. Aber der Originaltitel „Rolling Thunder“ trifft es schon eher. Denn wie ein Donnergrollen bewegt sich die Noir-Geschichte langsam und sehr fatalistisch voran. Paul Schrader, der Autor von „Taxi Driver“, hatte die Idee für die Geschichte von einem Kriegsheimkehrer, der sich in seiner alten Heimat nicht mehr zurechtfindet. Eine Geschichte, die in vielen Momenten in einem interessanten Verhältnis zu „Taxi Driver“ steht und damals, – wir sind in der Prä-“Rambo“-Zeit und auch auch vor den kritischen Vietnam-Filmen „Sie kehren heim“ (Coming Home) und „Die durch die Hölle gehen“ (The Deer Hunter) -, im Kino noch Terra Incognita war. Heywood Gould (The Bronx, Cocktail) wurde dann als zweiter Drehbuchautor genommen und John Flynn, der davor die unterschätzte Richard-Stark-Verfilmung „Revolte in der Unterwelt“ (The Outfit) drehte, übernahm die Regie. Flynn drehte später unter anderem „Bestseller“ und „Lock Up – Überleben ist alles“.
Erzählt wird die Geschichte von Major Charles Raine (William Devane) der 1973 nach einer siebenjährigen Gefangenschaft in einem Vietcong-Gefangenenlager wieder in seine alte Heimat San Antonio, Texas zurückkehrt. Aber der introvertierte Mann, der überall als Kriegsheld gefeiert wird, hat Probleme, in sein altes Leben, das es auch nicht mehr gibt, zurückzukehren. Für seinen Sohn ist er ein fremder Mann. Seine Frau hat sich in einen anderen Mann verliebt. Er hat keinen Job.
Erst als einige Verbrecher ihm einige Münzen, die er als Anerkennung für seine Gefangenschaft erhielt, klauen, seine Familie umbringen und ihm in einem Küchenabfallzerkleinerer (in Texas ein übliches Haushaltsgerät) seine Hand zerhäckseln, hat er wieder eine Mission und die titelgebende Stahlkralle als Ersatz für die fehlende Hand.
Raine will die Mörder seiner Frau und seines Sohnes finden.
Dabei hilft ihm Johnny Vohden (Tommy Lee Jones), der mit ihm in Gefangenschaft war und daran ebenfalls zerbrochen ist.
Tommy Lee Jones hat zwar nur wenige Szenen in dem Film, aber wie er in ihnen die Verlorenheit seines Charakters zeigt, ist großes Schauspiel.
Denn Raine und Vohden sind zutiefst gebrochene Charaktere, die in der Gesellschaft ihren Platz nicht mehr finden. Genau wie Travis Bickle (Robert De Niro) in „Taxi Driver“ oder William James (Jeremy Renner) in „The Hurt Locker“.
Das gesagt, muss allerdings auch gesagt werden, dass „Der Mann mit der Stahlkralle“ sogar nach damaligem Standard sehr langsam erzählt ist, die wenigen Schnitte, die dunklen Bilder und die introvertierten Charaktere dieses Gefühl der Langsamkeit noch verstärken und so „Der Mann mit der Stahlkralle“ sich zäher als nötig ansieht. Jedenfalls wenn man auf die Action gespannt ist. Die gibt es erst in der zweiten Hälfte und sie ist immer noch ziemlich graphisch. Wobei die schlimmste Szene, gerade weil wir sie uns so gut vorstellen können, wohl das Zerkleinern von Raines‘ Hand ist.
Das Bonusmaterial ist sehr gelungen. Es gibt eine Bildergalerie, ein elfminütiges Interview mit Linda Haynes über die Dreharbeiten und ihr Leben nach dem Film abseits der Filmindustrie und einen sehr interessanten und sehr informativen Audiokommentar, bei dem Drehbuchautor Heywood Gould im lockeren Gespräch mit Roy Frumkes aus seinem Leben und über den Film erzählt. Wer also einen Blick hinter die Kulissen werfen will, ist hier ziemlich gut bedient. Und wer wissen will, warum „Der Mann mit der Stahlkralle“ einer der Lieblingsfilme von Quentin Tarantino und Eli Roth ist, sollte sich Eli Roths „Trailer from Hell“-Audiokommentar zum Trailer anhören.
Ach ja: „Der Mann mit der Stahlkralle“ war bis 2001 auf dem Index und diese DVD/Blu-ray ist die erste ungekürzte Veröffentlichung des Films in Deutschland.
Der Mann mit der Stahlkralle (Rolling Thunder, USA 1977)
Regie: John Flynn
Drehbuch: Paul Schrader, Heywood Gould
mit William Devane, Tommy Lee Jones, Linda Haynes, James Best, Lisa Richards
Bonusmaterial: Audiokommentar mit Drehbuchautor Heywood Gould, Interview mit Darstellerin Linda Haynes (11 Minuten), Trailer mit Kommentar von Eli Roth, Trailer, TV-Spot, Bildergalerie