TV-Tipp für den 1. September: Two Lovers

August 31, 2014

Eins Festival, 20.15/23.55

Two Lovers (USA 2008, Regie: James Gray)

Drehbuch: James Gray, Rick Menello

Nicht der Plot (eigentlich ein 08/15-Liebedrama: Leonard lebt, nach mehreren Selbstmordversuchen, wieder in seinem Jugendzimmer. Seine Eltern wollen ihn mit Sandra verkuppeln. Aber er ist in Michelle verliebt.), sondern die Machart ist entscheidend. Und die stimmt bei „Two Lovers“.

Denn „Two Lovers“ ist wie Grays vorherige Filme „Little Odessa“, The Yards – Im Hinterhof der Macht“ und „Helden der Nacht“ hochkarätig besetztes Schauspielerkino ohne einen falschen Ton. Weder im Spiel, noch in der Kameraführung, dem Schnitt, der Ausstattung oder der Musikauswahl. Und keines dieser Elemente drängt in den Vordergrund. Sie alle dienen der Geschichte. Wieder einmal ist Grays Blick für die Details bemerkenswert. Teilweise fallen sie beim ersten Sehen nicht auf, aber alle zusammen machen die Geschichte glaubwürdig. Es sind Kleinigkeiten, wie die Fotowand in der Wohnung der Kraditors, Leonards Jugendzimmer, die kleinen Gesten und Blicke, die in Sekundenbruchteilen alles erklären und Entscheidungen, wie Joaquin Phoenix während eines Geständnisses mit dem Rücken zur Kamera spielen zu lassen, auf einen Schnitt zu verzichten, das Licht in einer besonderen Art zu setzen und eine – teilweise unsichtbare – Zeitlupe einzusetzen.

mit Joaquin Phoenix, Gwyneth Paltrow, Vinessa Shaw, Moni Moshonov, Isabella Rossellini, Elias Koteas

Hinweise

Amerikanische Homepage zum Film

Wikipedia über “Two Lovers” (deutsch, englisch)

IFC: Interview mit James Gray über „Two Lovers“

Spout Blog: Interview mit James Gray über „Two Lovers“

Coming Soon: Interview mit James Gray über “Two Lovers”

Collider: Interview mit James Gray über “Two Lovers”

IndieWire: Interview mit James Gray über “Two Lovers”

Meine ausführliche Besprechung von “Two Lovers” (Two Lovers, USA 2008 – mit weiteren Informationen)

 

Der Buchtipp

Roesler-Keilholz - Keilholz HRSG - James Gray

96 Seiten – das täuscht. Denn der von Silke Roesler-Keilholz und Sascha Keilholz herausgegebene Sammelband „James Gray – Der filmische Raum zwischen Nähe und Distanz“ ist extrem klein gedruckt. Andere Verlage hätten den Text locker auf gut 192 Seiten verteilt und es würde sich immer noch niemand über den Platz zwischen den Buchstaben beschweren.

In dem Sammelband sind Analysen von James Grays Filmen „Little Odessa“, „The Yards“, „We own the Night“ und „Two Lovers“ und ein Interview mit James Gray. Klingt doch gut?

Silke Roesler-Keilholz/Sascha Keilholz (Hrsg.): James Gray – Der filmische Raum zwischen Nähe und Distanz

Schüren, 2012

96 Seiten

14,90 Euro


TV-Tipp für den 31. August: George Gently – Der Unbestechliche: Blinder Hass

August 31, 2014

ZDF, 22.15

George Gently – Der Unbestechliche: Blinder Hass (Großbritannien 2012, Regie: Gillies Mackinnon)

Drehbuch: David Kane

LV: Charakter von Alan Hunter

Northumberland, 1968: Am Straßenrand wird Dolores Kenny gefunden. Die junge Frau wurde erschlagen – und sie ist eine Farbige. Inspector George Gently und sein Kollege John Bacchus ermitteln – und der Krimi wird schnell zu einer ebenso gelungenen, wie bedrückenden Gesellschaftsanalyse. Denn damals gab es in Pensionen Schilder, die sagten „Keine Schwarzen, keine Iren, keine Hunde“ (wobei die Wirtin bei den Hunden sicher eine Ausnahme gemacht hätte). Einer der größten Rassisten organisierte Tanzabende mit Northern Soul, auf denen Schwarze und Weiße miteinander zu Soul-Musik (die es auch reichlich zu hören gibt) tanzten, während in der eigenen Familie penibel auf die Rassentrennung geachtet wurde.

Wie sich dann die Konflikte verschärfen und die Familie Kennedy mit dem Tod eines Familienmitglieds zurechtkommen müssen, ist absolut sehenswert. Auch wenn am Ende nur der Fall, aber kein einziger Konflikt gelöst ist.

Blinder Hass“ (Gently Northern Soul) ist der grandiose Auftakt der fünften „George Gently“-Staffel, der wieder einmal zeigt, was diese Krimiserie von anderen Krimiserien unterscheidet: der Blick auf gesellschaftliche und soziale Konflikte.

mit Martin Shaw, Lee Ingleby, Pippa Bennett-Warner, Lenora Crichlow, Craig Conway, Philip Correia, Gary Carr, Eamonn Walker, John Bowler

Wiederholung: Montag, 1. September, 00.40 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Fantastic Fiction: Bibliographie Alan Hunter

BBC über George Gently (Pressematerial zu „George Gently“)

ZDF über George Gently

Telegraph: Interview mit Martin Shaw und Lee Ingleby zu „George Gently“ (5. Juli 2008)

Wikipedia über “George Gently – Der Unbestechliche”(deutsch,englisch)

Meine Besprechung von „George Gently – Der Unbestechliche“ (Staffel 1)

Meine Besprechung von „George Gently – Der Unbestechliche“ (Staffel 2 und 3)


TV-Tipp für den 30. August: The Fog of War

August 30, 2014

Phoenix, 22.30

The Fog of War (USA 2003, Regie: Errol Morris)

Drehbuch: Errol Morris

Doku-Filmer Erroll Morris (The Thin Blue Line, The Unknown Known) interviewt Robert McNamara, Ex-US-Verteidigungsminister, Präsident der Weltbank und Lieblingsfeind der Linken.

Die Doku gewann unter einem einen Oscar als bester Dokumentarfilm.

„Ich komme aus der Studentenbewegung der 60er Jahre, und McNamara galt als unser absolutes Feindbild, als Architekt des Vietnamkrieges und Chefideologe. (…) Ich versuche ihn zu verstehen. Meine Ansicht über den Vietnamkrieg hat sich nicht geändert, aber meine Ansicht über McNamara.“ (Errol Morris, AZ, 30. Juni 2004)

Hinweise

Englische Homepage zum Film

Wikipedia über „The Fog of War“ (deutsch, englisch)

Film-Zeit über „The Fog of War“

Rotten Tomatoes über „The Fog of War“

Meine Besprechung von Errol Morris‘ „The Unknown Known“ (The Unknown Known, USA 2014)


Neu im Kino/Filmkritik: Über Rick Ostermanns Spielfilmdebüt „Wolfskinder“

August 28, 2014

Trotz der unzähligen Filme über den Zweiten Weltkrieg und die Nachkriegsjahre gibt es immer noch Geschichten, die noch nicht erzählt wurden. Wie die der Wolfskinder; Kinder, die in den letzten Kriegswirren von ihren deutschen Eltern getrennt wurden und sich alleine im nördlichen Ostpreußen durchschlagen mussten.

In seinem Debütfilm „Wolfskinder“ erzählt Rick Ostermann die Geschichte von einer handvoll Kinder, die 1946 ohne ihre Eltern alleine durch die litauischen Wälder streifen und versuchen zu überleben. Im Mittelpunkt steht der vierzehnjährige Hans (Levin Liam), der nach dem Tod seiner Mutter (Jördis Triebel), mit seinem jüngerem Bruder Fritz (Patrick Lorenczat) versucht auf ein Landgut zu gelangen, in dem sie 1945 lebten. Ihre Mutter sagte, dass die dortige Bäuerin sie aufnehmen werde.

Auf dem Weg erleben sie zahlreiche Abenteuer, die immer wieder, ohne nennenswerte Variation, bittere Episoden von Tauschhandel erzählen. Ein Stofftier gegen eine Mahlzeit. Ein Kind gegen drei Äpfel. Die Erwachsenen sind immer wieder Menschen, die ihnen böse gesinnt sind. Die sie, wenn sie Soldaten sind, sofort töten wollen. Und die von Hans mehr oder weniger angeführte Gruppe von Kindern verändert sich auf ihrem ziellos erscheinendem Weg in ihrer personellen Zusammensetzung immer wieder. Er verliert seinen Bruder, der anscheinend im Fluss von Soldaten erschossen wurde. Bei dieser Flußüberquerung trifft er zwei Mädchen.

Gemeinsam setzten sie ihren Weg, der immer sinnloser wird. fort. Auch weil sein Ziel, der Hof, immer mehr wie eine Fata Morgana wirkt, die Hans immer weiter antreibt, auch wenn er auf seiner Reise immer wieder die Chance hätte, irgendwo unterzukommen.

Ostermann erzählt diese Geschichte, die in Litauen gedreht wurde, mit beindruckenden Landschaftsaufnahmen fast als Stummfilm, der allerdings nie wirklich packt. Denn obwohl es die Wolfskinder wirklich gibt, wirkt die Situation und die Reise der Kinder in „Wolfskinder“ immer künstlich und, auch weil die historische Situation nie thematisiert wird, erscheint das Verhalten der gesichtslosen Soldaten, die Kinder nur als Zielscheiben benutzen, seltsam. Auch dass die Kinder die Landessprache nicht verstehen, erscheint seltsam. Weil aber diese Dialoge nicht untertitelt sind, die deutschen Dialoge der Kinder oft im Off sind (meistens sehen wir das sprechende Kind nicht) und deren Spiel extrem ausdrucksarm ist, verstärkt sich das Gefühl, außerhalb der Geschichte zu stehen, die letztendlich mehr an eine der aktuellen, ungleich packenderen, in der mehr oder weniger nahen Zukunft spielenden Dystopien, wie „The Road“, „The Walking Dead“ oder, um auch einen deutschen Film zu nennen, „Hell“ erinnert.

Allerdings erreicht „Wolfskinder“ niemals die Qualität dieser Geschichten. Ostermann will in seinem Film einerseits konkret von einem historischen Ereignis erzählen, ohne die Hintergründe, die Vorgeschichte, zu thematisieren. Daher nimmt er die Perspektive der Kinder ein, die nichts von den vorherigen Ereignissen wissen. Und wir wissen nichts über die Eltern dieser Kinder. Sie sind einfach da. Gleichzeitig will Ostermann abstrakt eine Parabel mit offenem Ende über Kinder als Opfer von Kriegen erzählen. Das funktioniert in diesem Fall nicht, weil sich die verschiedenen Erzählhaltungen und Perspektiven und unser historisches Wissen, immerhin sollen wir mit den Kindern von Tätern sympathisieren, diametral gegenüber- und im Weg stehen.

Außerdem fragte ich mich, warum Rick Ostermann bis zum geht nicht mehr abstrahiert, anstatt konkret von einem Schicksal, einem wahren Fall, zu erzählen.

Wolfskinder - Plakat

 

Wolfskinder (Deutschland 2013)

Regie: Rick Ostermann

Drehbuch: Rick Ostermann

mit Levin Liam, Helena Phil, Jördis Triebel, Vivien Ciskowska, Patrick Lorenczat, Willow Voges-Fernandes, Til-Niklas Theinert

Länge: 94 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Homepage zum Film

Film-Zeit über „Wolfskinder“

Moviepilot über „Wolfskinder“

Filmportal über „Wolfskinder“


TV-Tipp für den 29. August: Jackie Brown

August 28, 2014

ZDFneo, 22.15

Jackie Brown (USA 1997, Regie: Quentin Tarantino)

Drehbuch: Quentin Tarantino

LV: Elmore Leonard: Rum Punch, Jackie Brown, 1992 (Jackie Brown)

Stewardess Jackie Brown hat Probleme mit der Polizei und dem Gangster Ordell, der sein Schwarzgeld-Konto mit Jackies Hilfe auflösen will.

Tarantinos sehr werkgetreue Huldigung von Leonard und Pam Grier: cool (Leonards Dialoge!), etwas langatmig (Warum muß jedes Lied ausgespielt werden? Warum bemüht sich Tarantino so krampfhaft, die Antithese zu Pulp Fiction zu drehen? Warum nicht 20 Minuten kürzer?) und mit Starbesetzung (Robert de Niro, Samuel L. Jackson, Bridget Fonda, Robert Foster, Michael Keaton, Chris Tucker)

Von Leonards Homepage: „When Quentin Tarantino was a kid, he stole a copy of Elmore Leonard’s The Switch and got caught. Unrepentant, he later went back to the same store and stole the book again. Elmore Leonard was a beacon, lighting the direction that he would soon take in his films. He wrote a movie directed by Tony Scott called True Romance which he said was “an Elmore Leonard novel that he didn’t write.” It certainly was an homage; it even opens in Detroit. After Reservoir Dogs came out, Elmore wrote Rum Punch which reprises the three main characters from Tarantino’s shoplifted book, The Switch. Tarantino read it and wanted to buy it but didn’t have the money. Elmore and his agent, Michael Siegel, offered to hold it for him. When he finally did acquire the book and moved forward on the Rum Punch film project, Tarantino did not contact Elmore Leonard for a long time. When he did, he confessed a reluctance to call sooner. Elmore said, “Why, because you changed the name of my book and cast Pam Grier in the lead?” No worry. Elmore was down with that. He said, “That’s Ok, just make a good movie.” And Quentin did.

Jackie Brown is Elmore Leonard on the screen. Taking nothing away from Get Shorty and Out of Sight, Tarantino’s manic absorption of Elmore’s essence comes through in a way that only he could pull off especially for a long movie. The acting, the direction, the dialog are all great. There are so many great bits, especially with Jackson, De Niro, Chris Tucker and Bridget Fonda; and then there’s Hattie Winston as Simone the Supreme. Jackie Brown is the Elmore Leonard experience.“

Wiederholung: Samstag, 30. August, 02.25 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Metacritic über “Jackie Brown”

Rotten Tomatoes über “Jackie Brown”

Wikipedia über “Jackie Brown” (deutsch, englisch)

The Quentin Tarantino Archives (Fanseite)

Everthing Tarantino (dito)

Q-Tarantino.de (noch eine Fanseite)

Meine Besprechung von Georg Seeßlens „Quentin Tarantino gegen die Nazis – Alles über ‘Inglourious Basterds’“ (Kleine Schriften zum Film: 1, 2009)

Meine Besprechung von Quentin Tarantinos “Django Unchained” (Django Unchained, USA 2012)

Kriminalakte über Quentin Tarantino und „Django Unchained“ (Bilder,Pressekonferenz)

Homepage von Elmore Leonard

Meine Besprechung von Elmore Leoanrds “Raylan” (Raylan, 2012)

Meine Besprechung von Elmore Leonards “Raylan” (2012)

Meine Besprechung von Elmore Leonards „Dschibuti“ (Djibouti, 2010)

Meine Besprechung von Elmore Leonards „Djibouti“ (2010)

Meine Besprechung von Elmore Leonards „Road Dogs“ (Road Dogs, 2009)

Meine Besprechung von Elmore Leonards „Up in Honey’s Room“ (2007)

Meine Besprechung von Elmore Leonards „Gangsterbraut“ (The hot Kid, 2005)

Meine Besprechung von Elmore Leonards „Callgirls“ (Mr. Paradise, 2004)

Mein Porträt „Man nennt ihn Dutch – Elmore Leonard zum Achtzigsten“ erschien im „Krimijahrbuch 2006“

Meine Besprechung der Elmore-Leonard-Verfilmung „Sie nannten ihn Stick“ (Stick, USA 1983)

Meine Besprechung der Elmore-Leonard-Verfilmung „Killshot“ (Killshot, USA 2008)

Elmore Leonard in der Kriminalakte


Neu im Kino/Filmkritik: „Can a Song save your Life?“ lässt Keira Knightley singen

August 28, 2014

Der Film beginnt in einer dieser schummerigen Bars, die anscheinend seit den seeligen Tagen des Greenwich-Village-Folk-Booms in den frühen Sechzigern nicht verändert wurden. Gretta (Keira Knightley) soll, aufgefordert von ihrem alten Freund Steve (James Corden), gegen ihren Willen, ein Lied spielen und bereits nach den ersten schüchtern vorgetragenen Tönen von „A Step you can’t take back“ ist Dan (Mark Ruffalo) fasziniert. Der Plattenproduzent hört nicht eine Engländerin und eine Gitarre, sondern schon ein ganzes Arrangement, das es locker mit einem alten Cat-Stevens-Song aufnehmen kann. Er bietet ihr an, eine Platte mit ihr zu produzieren.

Aber Gretta ist skeptisch. Sie wollte nämlich am nächsten Tag zurück nach London fliegen. Ihr Freund Dave (Adam Levine), mit dem sie nach New York kam, hat gerade eine CD aufgenommen. Die Plattenfirma steckte ihn in den großen Showzirkus, pimpte die von ihr und Dave geschriebenen und in England gemeinsam gesungenen Songs etwas auf und Dave ging an der Westküste fremd. Für Gretta ist die Beziehung vorbei und auch New York hat sie abgehakt.

Auch Dan befindet sich an einem Tiefpunkt in seinem Leben. Zu seiner Frau Miriam (Catherine Keener) und seiner Tochter Violet (Hailee Steinfeld) hat er, trotz gelegentlicher Treffen, den Kontakt verloren. Er trinkt zu viel. Sein letzter Erfolg liegt schon Ewigkeiten zurück und vor wenigen Stunden wurde er aus der von ihm mitgegründeten Plattenfirma herausgeworfen. Aber jetzt hat er eine neue Stimme entdeckt und er hat eine Vision für eine Platte: die Lieder werden auf der Straße aufgenommen und zu einem Porträt der Stadt und ihrer Menschen.

Gretta lässt sich überzeugen, eine Band wird zusammengestellt und quer durch New York, in Gassen, auf U-Bahnstationen und Dächern werden die Lieder aufgenommen.

Währenddessen lernen Gretta und Dan sich besser kennen und wie sich die Beziehung zwischen diesen beiden Musikliebhabern entwickelt, gehört zu den großen Pluspunkten des Films, der souverän die Kitschfallen umschifft. Denn John Carney („Once“) verzichtete glücklicherweise auf eine Liebesgeschichte zwischen den Beiden, auch wenn sie in einer wunderschönen romantischen Szene durch das nächtliche New York streifen und sich gegenseitig ihre Lieblingslieder vorspielen. Stattdessen versucht Gretta die Ehe von Dan zu kitten, redet mit seiner Tochter, die auch bei einem Lied mitspielen darf, und sie muss sich entscheiden, ob sie es doch noch einmal mit ihrem Freund Dave versuchen will.

Can a Song save your Life?“ ist ein Feelgood-Film mit guter Musik (eine dicke Kaufempfehlung für die Soundtrack-CD!), der durch das natürliche Spiel seiner Schauspieler für sich einnimmt. Dass man über das Musikgeschäft nichts substantielles erfährt und die Idee, eine Platte mit vor Ort aufgenommenen Songs, inclusive Umgebungsgeräuschen, spätestens seit Michelle Shockeds „The Texas Campfire Tapes“ nicht mehr brandneu ist, ist da egal.

Can a Song save your Life - Plakat

 

Can a Song save your Life (Begin again, USA 2013)

Regie: John Carney

Drehbuch: John Carney

mit Keira Knightley, Mark Ruffalo, Hailee Steinfeld, Adam Levine, James Corden, Yasiin Bey (aka Mos Def), Ceelo Green, Catherine Keener, Rob Morrow

Länge: 104 Minuten

FSK: ab 0 Jahre

Die CD

Zum Filmstart erschien jetzt auch bei uns die CD mit den gefälligen Filmsongs, die es als Import-CD unter dem englischen Originaltitel „Begin again“ schon länger gibt. Sie enthält sechzehn Songs (vier davon sind „Bonus Tracks“) aus und inspiriert vom Film und die poppigen Songs, oft in Richtung Folk gehend, gefallen. Sie sind fast alle von Gregg Alexander (The New Radicals) geschrieben und gesungen von Adam Levine (Maroon 5), Keira Knightley und Gregg Alexander (bzw. dem Cessyl Orchestra). Einige Songs gibt es in mehreren Versionen, wie „Lost Stars“, das zweimal von Adam Levine, einmal im sehr poppigen „Into the Night Mix“, und einmal von Keiira Knightley gesungen wird.

Insgesamt eine abwechslungsreiche knappe Stunde.

Can a Song save your Life - CD-Cover

 

Can a Song save your Life? – Music from and inspired by the Orginal Motion Picture

Interscope/Universal Music

Hinweise

Amerikanische Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „Can a Song save your Life?“

Moviepilot über „Can a Song save your Life?“

Metacritic über „Can a Song save your Life?“

Rotten Tomatoes über „Can a Song save your Life?“

Wikipedia über „Can a Song save your Life?“ (deutsch, englisch)


Neu im Kino/Filmkritik: Können die „Guardians of the Galaxy“ das Universum retten?

August 28, 2014

Schon die ersten Bilder und Trailer weckten vor Ewigkeiten freudige Erwartungen. Wir sahen eine Gruppe seltsamer Wesen. Denn neben einem Mensch, einer an ihrer Hautfarbe erkennbaren außerirdischen Schönheit, einem Muskelprotz (auch, erkennbar an seiner Hautfarbe, nicht-irdischen Ursprungs), starrten uns ein Waschbär (mit einem beeindruckendem Sündenregister) und ein Baumwesen an. Diese Gruppe Misfits sollten die Beschützer der Galaxis sein? Naja, immerhin nur selbsternannt. Und dann gab es noch bunte Bilder von fremden Planeten, Weltraumschlachten, Witze und gut abgehangene Siebziger-Jahre-Musik. Yeah, da konnte man schon „Hooked on a Feeling“ sein, ein episches Weltraumabenteuer, wie es seit „Krieg der Sterne“ (die Originaltrilogie!) nicht mehr im Kino lief, erwarten und, man hat ja schon tausende Trailer gesehen, die besser als der Film waren, befürchten, dass sich die ersten Bilder später, beim Ansehen des Films, als heiße Luft entpuppen.

Nun, sie tun es nicht. „Guardians of the Galaxy“ ist ein zünftiges, von James Gunn („Slither – Voll auf den Schleim gegangen“, „Super“) flott und über etwaige Logiklöcher lässig hinweggehendes Weltraumabenteuer, bei dem man die fast schon Marvel-üblichen Story-Schwächen gerne verzeiht. Denn der Gegner der Guardians of the Galaxy ist schwach, austauschbar und langweilig. Eine ziemliche Nullnummer. Aber immerhin will Ronan (Lee Pace) den Orb (so ein Ding, mit dem man Herrscher über den gesamten Kosmos wird) haben und den Planeten Xandar vernichten.

Gegen ihn bringen sich die Guardians in Stellung und sie sind ein so herrlich abgedrehter Haufen von Außenseitern, dass da schon fast egal ist, um was es geht, solange es genug Action und flotte Sprüche gibt. Beides gibt es in rauhen Mengen. Immerhin müssen Peter Quill (Chris Pratt), intergalaktischer Vagabund, der sich selbst Star-Lord nennt, als Kind von der Erde entführt wurde (was die Musik erklärt) und jetzt das aktuelle „Han Solo“-Update ist, Gamorra (Zoe Saldana), hübsche Killerin mit einer Mission, Rocket Racoon (im Original: Bradley Cooper), genetisch veränderter, kybernetisch manipulierter Waschbär, Kopfgeldjäger, Söldner und waffenverliebt (vor allem wenn die Waffe seine Körpergröße topt), sein Kumpel Groot (im Original Vin Diesel), eine humanoide Baumkreatur mit besonderen Fähigkeiten und eingeschränktem Vokabular, und Drax the Detroyer (Dave Bautista), der den Tod seiner Familie rächen will und dafür Leichenberge hinterlässt, sich in diesem Abenteuer zusammenraufen. Trotz unterschiedlicher Interessen haben sie, wie sie nach einigen Kämpfen gegeneinander und Verhandlungen miteinander erkennen, immerhin ein gemeinsames Ziel: Ronan.

Und das verfolgen sie über mehrere Planeten, inclusive einem Gefängnisausbruch aus einem Hochsicherheitsgefängnis, und Begegnungen mit mehr oder weniger menschlichen Wesen, die oft höchst egoistische Interessen haben und nicht vor Gewalt zurückschrecken.

„Guardians of the Galaxy“ ist, endlich wieder, ein witziges Weltraumabenteuer – und das ist gut so.

Guardians of the Galaxy - Plakat

Guardians of the Galaxy (Guardians of the Galaxy, USA 2014)

Regie: James Gunn

Drehbuch: James Gunn, Nicole Perlman

LV: Comic/Charaktere von Dan Abnett und Andy Lanning

mit Chris Pratt, Zoe Saldana, David Bautista, Vin Diesel (nur Stimme), Bradley Cooper (nur Stimme), Lee Pace, Michael Rooker, Karen Gillan, Djimon Hounsou, John C. Reilly, Glenn Close, Benicio Del Toro, Gregg Henry, Stan Lee, Nathan Fillion (nur Stimme), James Gunn

Länge: 121 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Amerikanische Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „Guardians of the Galaxy“

Moviepilot über „Guardians of the Galaxy“

Metacritic über „Guardians of the Galaxy“

Rotten Tomatoes über „Guardians of the Galaxy“

Wikipedia über „Guardians of the Galaxy“ (deutsch, englisch)

Noch mehr „Guardians of the Galaxy“ (hier besprochen)

Bendis - Guardians of the Galaxy - Collection

Brian M. Bendis/Steve McNiven/Sara Pichelli: Guardians of the Galaxy – Collection (Marvel Now)

(übersetzt von Alexander Rösch)

Panini, 2014

188 Seiten

16,99 Euro

enthält

Guardians of the Galaxy 0, 1 – 7

Marvel, 2013

Bendis - Guardians of the Galaxy - 3

Brian M. Bendis/Francesco Francavilla/Kevin Maguire: Guardians of the Galaxy – Kampf um die Erde (Band 3) (Marvel Now)

(übersetzt von Alexander Rösch)

Panini, 2014

100 Seiten

12,99 Euro

enthält

Guardians of the Galaxy 8 – 10

Guardians of the Galaxy: Tomorrow’s Avengers (2013) 1

Marvel 2013/2014

Abnett-Lanning - Guardians of the Galaxy - Vorgeschichte

Dan Abnett/Andy Lanning/Wellinton Alves: Guardians of the Galaxy – Die offizielle Vorgeschichte zum Film

(übersetzt von Alexander Rösch)

Panini, 2014

52 Seiten

4,99 Euro

enthält

Guardians of the Galaxy – Prelude

Marvel, 2014


TV-Tipp für den 28. August: Face/Off – Im Körper des Feindes

August 28, 2014

Vox, 22.10

Face/Off – Im Körper des Feindes (USA 1997, Regie: John Woo)

Drehbuch: Mike Werb, Mike Colleary

FBI-Cop Sean Archer kann den Terroristen Castor Troy verhaften. Naja, fast. Denn Castor liegt jetzt im Koma und niemand weiß, wo in Los Angeles die von Castor deponierte Atombombe ist. Also lässt Archer sich auf eine gefährliche und geheime Operation ein: er nimmt das Gesicht von Troy an und schleicht sich in dessen Bande ein. Dummerweise erwacht Castor aus dem Koma und er beginnt Archer zu verfolgen. Mit der gesamten Polizei als Helfer, für die der Terrorist jetzt der tapfere Polizist Archer ist.

Grandioser Actionfilm von John Woo, der ihn auf dem Höhepunkt seiner Hollywood-Karriere zeigt. Und das Spiel von John Travolta und Nicolas Cage als Feinde, die ihre Identität wechseln, ist ein großer Spaß.

Eine faszinierende, atemberaubende Symphonie – virtuos von John Woo komponiert und dirigiert. (…) Hervorragend.“ (Fischer Film Almanach 1998)

mit John Travolta, Nicolas Cage, Alessandro Nivola, Gina Gershon, Dominique Swann, Nick Cassavetes, Colm Feore, CCH Pounder

Wiederholung: Freitag, 29. August, 02.50 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Face/Off – Im Körper des Feindes“

Wikipedia über „Face/Off – Im Körper des Feindes“ (deutsch, englisch)


Im Verhörzimmer: Joe R. Lansdale über seinen neuen Roman „Das Dickicht“

August 27, 2014

Lansdale - Das Dickicht - 4

Für die Kriminalakte ist das Erscheinen des neuen Romans „Das Dickicht“ von Joe R. Lansdale eine gute Gelegenheit, dem Mann einige Fragen zu stellen.

Der Texaner Joe R. Lansdale schrieb in den vergangenen Jahrzehnten zahlreiche Romane und Kurzgeschichten in unterschiedlichen Genres, die alle irgendwie zur Spannungsliteratur gehören: Kriminalromane, Thriller, Horror-Geschichten, Western und abgedrehte Variationen davon. Einige Comics schrieb er auch und er schnüffelte an den Rändern von Hollywood herum. Ein kleiner Klassiker ist „Bubba Ho-Tep“. Don Coscarelli verfilmte mit Bruce Campbell Lansdales gleichnamige Kurzgeschichte, in der im Altersheim Elvis Presley und John F. Kennedy (ein Schwarzer) gegen eine ägyptische Mumie kämpfen. Ein großer Spaß. Demnächst läuft auf dem Fantasy-Filmfest die brandneue, prominent besetzte Romanverfilmung „Cold in July“ von Jim Mickle, mit Michael C. Hall, Don Johnson und Sam Shepard.

Äußerst beliebt bei Krimilesern sind seine knochentrockenen Geschichten mit Hap Collins und Leonard Pine. Neun Romane mit dem seltsamen Paar sind bereits erschienen.

In den vergangenen Jahren, vor allem seit dem mit dem Edgar ausgezeichntem „Die Wälder am Fluss“ (The Bottoms), schrieb Lansdale auch mehrere Romane, die in der ersten Hälfte des Jahrhunderts in seiner Heimat Osttexas spielen. Protagonist ist oft ein sehr junger Mensch und die Rassenfrage wird immer thematisiert.

Auch die Abenteuergeschichte „Das Dickicht“ spielt zu Beginn des letzten Jahrhunderts: Autos und Telefone gibt es schon, aber normalerweise bewegt man sich auf einem Pferd von einem Ort zum nächsten. Der sechzehnjährige Jack Parker macht sich, nach dem Pockentod seiner Eltern und der Ermordung seines Großvaters auf dem Sabine River, mit dem Afroamerikaner Eustace Cox, seinem Wildschwein Keiler, dem Zwerg Shorty, dem Freudenmädchen Jimmie Sue und dem Sheriff und früheren Kopfgeldjäger Winton auf die Jagd nach dem Mörder seines Großvaters und den Entführern seiner jüngeren Schwester. Das sind Cut Throat Bill, Nigger Pete und Fatty Worth, drei skrupellose Banditen, die im titelgebenden Dickicht, einer gesetzlosen Gegend, untergetaucht sind.

 

 

Was war die Inspiration für „Das Dickicht“?

 

Die Hauptinspiration für „Das Dickicht“ waren Geschichten über Ost-Texas, die ich als Jugendlicher hörte. Dazu kam die Lektüre von Mark Twain und pure Einbildung. Ich nehme gerne etwas, das einen Bezug zur Realität hat und entfessele meine Fantasie. Mein Vater, zum Beispiel, hatte als Kind Pocken. Er wurde 1909 geboren, ein Jahr bevor Mark Twain starb. Er hörte viele Geschichten über Ost-Texas, das große Dickicht, wo meine Geschichte spielt, und ich verwendete Geschichten, die ich von meiner Großmutter hörte. Und einige Kleinigkeiten von meiner Mutter. Wieder einmal verschmolz ich meine Fantasie mit diesen Geschichten und so entstand dieser Roman. Der Zwerg Shorty war für mich eine Überraschung. Über seinen Ursprung kann ich nichts sagen.

 

 

In den vergangenen Jahren, vor allem seit „The Bottoms“ spielen viele ihrer Geschichten in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts und oft erzählen sie die Abenteuer von jungen Menschen. Woher kommt ihr Interesse an dieser Zeit und den jugendlichen Charakteren?

 

 

Ich habe mich schon immer für Geschichte interessiert. Meine Eltern waren während dieser Zeit junge Erwachsene und Erwachsene. Es war eine schwere Zeit, also war ich neugierig. Wie ich schon bei der vorherigen Frage sagte: ich hörte viele Geschichten über die Große Depression. Sie hatte, wie du dir denken kannst, einen großen Einfluss auf meine Eltern. Meine anderen Romane entstanden, wie „Das Dickicht“, ausgehend vom Hörensagen oder eher mündlichem Geschichtenerzählen. Einige Geschichten, die mir erzählt wurden, waren wahr. Andere nicht. Manchmal waren es nur alte Geschichten, die weitererzählt wurden und nichts mit meiner Familie zu tun hatten. Aber es waren die Erfahrungen und Geschichten von anderen.

Ich denke, ich bin einer der letzten, der noch da war, um diese alten Geschichten zu hören, weil meine Eltern, als ich geboren wurde, älter waren als die Eltern von meinen Klassenkameraden. Sogar mein Bruder ist siebzehn Jahre älter als ich. Daher hat er etwas andere Erfahrungen als ich und ich habe viele Dinge von ihm gelernt. Das war so nicht geplant. Es geschah einfach.

Ich bin ein guter Zuhörer, wenn es um Geschichten geht. Vorausgesetzt, sie interessieren mich. Während die anderen Kinder spielten, saß ich bei den Erwachsene und hörte ihnen zu.

 

 

Sie schreiben in vielen verschiedenen Genres und Comics. Woher wissen Sie, welches Genre das richtige Genre für die Geschichte ist und was sind die Vorteile von Genres?

 

 

Wenn mich jemand fragt, ob ich einen Kriminal-, Horror- oder was auch immer für eine Genre-Geschichte schreiben soll, dann kenne ich die Richtung. Aber das ist auch alles. Zuerst muss es mich interessieren, und dann habe ich die grobe Richtung in die die Erzählung sich bewegen soll. Aber danach lasse ich die Geschichte ihren eigenen Weg finden. Manchmal setzte ich mich einfach hin und beginne mit dem Schreiben. Ausgehend von einer Stimmung oder einer einzigen Idee. Dann entwickelt sich die Geschichte und sie wird, was immer sie werden will.

Ich denke, ich kann nur schreiben, indem ich die Geschichte ihre Stimme finden lasse. Ich kann gelenkt, aber nicht kontrolliert werden.

 

 

Können Sie uns etwas über ihren Schreibprozess erzählen? Wie entsteht ein Lansdale-Roman?

 

Ich recherchiere ohne zu denken, dass ich recherchiere. Ich lese einfach, was mich interessiert oder fasziniert, Erzählungen und Sachbücher. Ich lese viel über Geschichte; Biographien und so. Ich lese viel und ich lese fast ständig, mit kurzen Pausen, weil ich es sowieso tun würde und es mir gefällt.

Ich schreibe gern. Normalerweise schreibe ich am Morgen, kurz nachdem ich aufstehe. Ich versuche täglich mindestens drei bis fünf Seiten zu schreiben, und oft wird es mehr. Ich mache das fünf bis sieben Tage pro Woche, manchmal auch im Urlaub. Aber ich arbeite selten mehr als drei Stunden. So tue ich regelmäßig etwas und ich fühle mich jeden Tag wie ein Held.

Ich schreibe eine sehr gewissenhafte erste Fassung, mit Überarbeitungen während des Schreibens. Danach wird diese Fassung noch einmal in Details überarbeitet.

Manchmal habe ich eine Geschichte, die eine größere Überarbeitung erfordert, aber während des Schreibens überarbeite ich bereits das Geschriebene und am nächsten Tag überarbeitete ich die Arbeit des vorherigen Tages und tauche so wieder in die Geschichte ein. So erledige ich viele Überarbeitungen während des Schreiben.

Mehrere Fassungen mag ich nicht. Es deprimiert mich einfach und meine Geschichten werden mit dieser Methode nicht besser, sondern schlechter.

Am besten funktioniert für mich: Sorgfältig jetzt, kleine Veränderungen später.

 

 

Welche fünf Bücher würden Sie für den späten Sommerurlaub empfehlen?

 

Adventures of Huckleberry Finn (Die Abenteuer des Huckleberry Finn; Huckleberry Finn; Huckleberry Finns Abenteuer), von Mark Twain

To Kill a Mocking Bird (Wer die Nachtigall stört), von Harper Lee

True Grit (Die mutige Mattie, True Grit), von Charles Porties

The Great Gatsby (Der große Gatsby), von F. Scott Fitzgerald

The Martian Chronicles (Die Mars-Chroniken), von Ray Bradbury

Diese Liste kann sich verändern, aber diese Bücher gehören immer zu meinem Lieblingsbüchern.

Wenn ich etwa schwindeln darf, indem ich eine Kurzgeschichtensammlung hinzufüge, empfehle ich

A Good Man is hard to find, von Flannery O’Connor (diese Sammlung wurde so anscheinend nicht übersetzt, aber die Kurzgeschichten von Flannery O’Connor erschienen in verschiedenen, antiquarisch erhältlichen Sammelbänden)

Joe R. Lansdale: Das Dickicht

(übersetzt von Hannes Riffel)

Tropen, 2014

336 Seiten

19,95 Euro

Originalausgabe

The Thicket

Mulholland Books, 2013

Hinweise

Homepage von Joe R. Lansdale

Stuttgarter Zeitung: Thomas Klingenmaier hat Joe R. Lansdale getroffen (25. März 2013)

Meine Besprechung von Joe R. Lansdales „Wilder Winter“ (Savage Season, 1990)

Meine Besprechung von Joe R. Lansdales „Rumble Tumble“ (Rumble Tumble, 1998 )

Meine Besprechung von Joe R. Lansdales “Der Gott der Klinge” (The God of the Razor, 2007)

Meine Besprechung von Joe R. Lansdales “Der Teufelskeiler” (The Boar, 1998)

Meine Besprechung  von Joe R. Lansdales „Akt der Liebe“ (Act of Love, 1981)

Meine Besprechung von Joe R. Lansdales „Die Wälder am Fluss“ (The Bottoms, 2000)

Meine Besprechung von Joe R. Lansdales “Kahlschlag” (Sunset and Sawdust, 2004)

Meine Besprechung von Joe R. Lansdales “Gauklersommer” (Leather Maiden, 2008)

Meine Besprechung von Joe R. Lansdales “Ein feiner dunkler Riss” (A fine dark Line, 2003)

Meine Besprechung von Joe R. Lansdales „Dunkle Gewässer“ (Edge of Dark Water, 2012)

Meine Besprechung von Joe R. Lansdales „Straße der Toten“ (Deadman’s Road, 2010)

Meine Besprechung von Joe R. Lansdales „Machos und Moneten“ (Captains Outrageous, 2001)

Mulholland Books: Joe R. Lansdale über die Ursprünge von „Das Dickicht“


Hap Collins und Leonard Pine treffen in Mexiko auf „Machos und Macheten“

August 27, 2014

Lansdale - Machos und Macheten - 2

Das hat verdammt lange gedauert. Immerhin erschien die Originalausgabe von „Machos und Macheten“ in den USA bereits 2001. Aber ein neues Abenteuer von Hap Collins, weiß, hetero und eher friedliebend, und Leonard Pine, schwarz, schwul und sehr schlagkräftig, ist wie alter Wein. Er wird mit der Zeit besser.

Am Anfang von „Machos und Macheten“ arbeiten Hap und Leonard als Nachtwächter in East Texas in einer Geflügelfarm. Der Job ist ziemliche Hühnerkacke, bezahlt aber die Miete. Eines Nachts sieht Hap nach Dienstschluss, wie ein Irrer direkt vor der Farm eine Frau vergewaltigen will. Er stürzt sich ins Getümmel und, mit etwas Hilfe von einer Kollegin, gelingt es ihm, den Irren, der vorher einige Drogen eingeworfen hat, zu überwältigen. Weil die Frau die sechzehnjährige Tochter von Elmer Bond, dem Besitzer der Geflügelfarm, ist, erhält Hap eine saftige Belohnung und die Erlaubnis für einen längeren Urlaub, den er dann auch mit seinem Kumpel Leonard nimmt. Eine Kreuzfahrt, die für die Beiden beim ersten Landgang endet. Denn es gelang ihnen, sich auf dem Schiff so viele Feinde zu machen, dass das Schiff ohne sie weiterfuhr.

In Playa del Carmen, Mexiko, treffen sie dann auf einige Strauchdiebe, die sie ausrauben wollen. Noch während sie sich mit ihnen prügeln, taucht Ferdinand auf und schlägt sie mit seiner Machete in die Flucht. Von einer Anzeige sehen sie ab, weil die Strauchdiebe Polizisten waren.

Und es kommt noch schlimmer. Denn das Boot von Ferdinand, der eine hübsche Tochter hat, in die Hap sich sofort verliebt, wurde von einem blonden Arschloch für viel Geld und der Option auf absolute Narrenfreiheit während des Ausflugs gemietet, weshalb er Beatrice als unwillige Gespielin betrachtet. Schnell, ungefragt und gegen Beatrices Wunsch mischen die beiden Kumpels sich ein.

Der Angelausflug endet in einem Desaster, die beträchtliche Heuer wird nicht bezahlt und Beatrice und ihr Vater Ferdinand sitzen in der Patsche. Denn die Heuer sollte ihre Schulden bei dem Kartellchef Juan Miguel begleichen, der jetzt die Schulden anderweitig eintreiben will, was dazu führt, dass Hap und Leonard, mal wieder, Ärger haben und es auch einige Leichen gibt.

Machos und Macheten“, das sechste Collins-Pine-Abenteuer, ist ein herrlich abgedrehter Hardboiled-Krimi-Spaß voller Witze und Gewalt. Denn auch südlich der Grenze machen die beiden Kumpels das, was sie am Besten können: blöde Sprüche, sich mächtig Ärger einhandeln und dabei die Pläne von einigen Verbrechern stören.

Und Joe R. Lansdale erzählt das in seiner üblichen schnörkellosen Prosa mit einer gehörigen Portion schwarzen Humor.

Joe R. Lansdale: Machos und Macheten

(übersetzt von Heide Franck)

Golkonda, 2014

280 Seiten

16,90 Euro

Originalausgabe

Captains Outrageous

Mysterious Press, 2001

Hinweise

Homepage von Joe R. Lansdale

Meine Besprechung von Joe R. Lansdales „Wilder Winter“ (Savage Season, 1990)

Meine Besprechung von Joe R. Lansdales „Rumble Tumble“ (Rumble Tumble, 1998 )

Meine Besprechung von Joe R. Lansdales “Der Gott der Klinge” (The God of the Razor, 2007)

Meine Besprechung von Joe R. Lansdales “Der Teufelskeiler” (The Boar, 1998)

Meine Besprechung  von Joe R. Lansdales „Akt der Liebe“ (Act of Love, 1981)

Meine Besprechung von Joe R. Lansdales „Die Wälder am Fluss“ (The Bottoms, 2000)

Meine Besprechung von Joe R. Lansdales “Kahlschlag” (Sunset and Sawdust, 2004)

Meine Besprechung von Joe R. Lansdales “Gauklersommer” (Leather Maiden, 2008)

Meine Besprechung von Joe R. Lansdales “Ein feiner dunkler Riss” (A fine dark Line, 2003)

Meine Besprechung von Joe R. Lansdales „Dunkle Gewässer“ (Edge of Dark Water, 2012)

Meine Besprechung von Joe R. Lansdales „Straße der Toten“ (Deadman’s Road, 2010)

Stuttgarter Zeitung: Thomas Klingenmaier hat Joe R. Lansdale getroffen (25. März 2013)

 

 


TV-Tipp für den 27. August: Die Entführung des Michel Houellebecq

August 26, 2014

Arte, 21.40

Die Entführung des Michel Houellebecq (Frankreich 2014, Regie: Guillaume Nicloux)

Drehbuch: Guillaume Nicloux

September 2011: die angekündigte Lesereise von Michel Houellebecq („Ausweitung der Kampfzone“, „Elementarteilchen“) fällt aus. Der französische Bestsellerautor und Provokateur war damals von drei Amateur-Kidnappern entführt worden und führte mit ihnen tiefsinnige Debatten über Gott und die Welt.

Ein Spaß; vor allem natürlich für Houellebecq-Fans.

Das Drehbuch wurde beim Tribeca Filmfestival ausgezeichnet.

mit Michel Houellebecq, Mathieu Nicourt, Maxime Lefrançois, Françoise Lebrun, Luc Schwarz

Hinweise

Arte über „Die Entführung des Michel Houellebecq“

Berlinale über „Die Entführung des Michel Houellebecq“

Rotten Tomatoes über „Die Entführung des Michel Houellebecq“

Wikipedia über „Die Entführung des Michel Houellebecq“

Meine Besprechung von Guillaume Niclouxs „Die Nonne“ (La religiouse, Frankreich/Deutschland 2012)


Vorbereitende Lektüre mit den „Guardians of the Galaxy“

August 26, 2014

Bendis - Guardians of the Galaxy - CollectionBendis - Guardians of the Galaxy - 3

Am Donnerstag startet James Gunns kurzweiliger Science-Fiction-Abenteurfilm „Guardians of the Galaxy“, der in den USA seit einem Monat sehr erfolgreich im Kino läuft, endlich auch in Deutschland. Das ist wenig, aber noch genug Zeit, um einen Blick in die gezeichnete Vorlage zu werfen.

Gunns Film basiert auf der von Dan Abnett und Andy Lanning erfundenen Inkarnation der „Guardians of the Galaxy“. In „Guardians of the Galaxy – Collection“ und „Guardians of the Galaxy – Kampf um die Erde“ erzält Brian Michael Bendis, der die Serie 2013 übernahm, eine Geschichte mit den Rettern der Galaxis, die sich in zwei Punkten vom Film unterscheidet: sie ist ernster und Peter Quill, der Anführer der Guardians, nennt sich nicht wegen irgendwelcher größenwahnsinniger Anwandlungen Star-Lord, sondern der Erdling (mütterlicherseits) ist der Sohn des Herrschers von Spartax und in dem Comic „Guardians of the Galaxy – Collection“ (enthält „Guardians of the Galaxy – Vol. 1 – 7“) und „Guardians of the Galaxy – Kampf um die Erde (Band 3)“ (enthält „Guardians of the Galaxy – Vol. 8 – 10“) sind die Guardians, also ‚Star-Lord‘ Peter Quill, Kriegerin Gamora (sie ist auch die Adoptivtochter von Thanos), Waschbär Rocket Raccoon, Baumwesen Groot und Kämpfer Drax schon länger zusammen. Im Film finden sie sich erst.

In dem Comic müssen sie die Erde beschützen. Denn der Tyrann Thanos will die Erde vernichten, weil dieser Planet nur Probleme verursacht und so die verschiedenen Herrscherfamilien des Weltalls munter, wie wir es schon von den griechischen Göttern kennen, gegeneinander intrigieren können.

Die Guardians und Iron-Man Tony Stark (uh, ja, der spielt im Film nicht mit; – außer er hat in der Abspann-Sequenz, die ich nicht kenne, einen Auftritt) versuchen die Erde zu retten.

Später, in „Kampf um die Erde“, hilft ihnen auch noch Angela. Die Kriegerin gelangte durch einen Riss im Raum-Zeit-Gefüge in die Welt von Star-Lord und sie hilft den Guardians bei ihrem Kampf gegen Thanos.

Das liest sich flott und vergnüglich weg, wird aber zunehmend auf eine episodische Endlosigkeit angelegt, was sich besonders deutlich daran zeigt, dass der „Kampf um die Erde“ mal schnell in den erdnahen Orbit und auf andere Welten verlagert wird und nicht endet, weil erst der für den vierten „Guardians of the Galaxy“-Sammelband angekündigte „Prozess gegen Jean Grey“ durchgeführt werden muss. Das wäre dann schon das nächste Crossover, dieses Mal mit den X-Men, und es setzt die beliebte Marvel-Strategie fort, verschiedene Serien miteinander zu verknüpfen. Denn dieses „Guardians of the Galaxy“-Abenteuer von Bendis ist auch mit dem großen „Infinity“-Crossover verknüpft. Das Verknüpfen verschiedener Serien erfreut natürlich das Herz des Fanboys und des Alles-Sammlers, aber wer neu einsteigt oder nur eine Serie verfolgen will, fühlt sich doch, wieder einmal, etwas außen vor gelassen.

Und dann gibt es noch Probleme mit dem Raum-Zeit-Kontinuum, was leider auch zu einer Anything-can-happen-Einstellung führt.

Abnett-Lanning - Guardians of the Galaxy - Vorgeschichte

 

Ergänzend zum Film gibt es „Guardians of the Galaxy – Die offizielle Vorgeschichte zum Film“, die von Dan Abnett und Andy Lanning, den Erfindern der aktuellen „Guardians of the Galaxy“-Inkarnation, geschrieben wurde. In dem Heft werden zwei kurze Geschichten erzählt. In der ersten kämpfen die beiden Killerinnen und Töchter von Thanos, Gamora und Nebula, mit- und gegeneinander bei verschiedenen Killer-Trainings. Auf Praxius kämpfen sie gegeneinander um den Orb.

Witziger und deutlich gelungener ist die zweite Geschichte, in der es Söldner-Action mit Rocket Racoon und Groot auf der Raumstation Hub gibt. Weil sie mal wieder Pleite sind, übernehmen sie für den Verbrecherboss Zade Scraggot den Auftrag, aus der gut gesicherten Zollstation eine Kiste zu klauen. Als sie erfahren, was in der Kiste ist, verändert sich alles.

Aber eine Vorgeschichte zum Film, die wichtige Informationen zur Filmhandlung liefert, konnte ich nicht erkennen.

Brian M. Bendis/Steve McNiven/Sara Pichelli: Guardians of the Galaxy – Collection (Marvel Now)

(übersetzt von Alexander Rösch)

Panini, 2014

188 Seiten

16,99 Euro

enthält

Guardians of the Galaxy 0, 1 – 7

Marvel, 2013

Brian M. Bendis/Francesco Francavilla/Kevin Maguire: Guardians of the Galaxy – Kampf um die Erde (Band 3) (Marvel Now)

(übersetzt von Alexander Rösch)

Panini, 2014

100 Seiten

12,99 Euro

enthält

Guardians of the Galaxy 8 – 10

Guardians of the Galaxy: Tomorrow’s Avengers (2013) 1

Marvel 2013/2014

Dan Abnett/Andy Lanning/Wellinton Alves: Guardians of the Galaxy – Die offizielle Vorgeschichte zum Film

(übersetzt von Alexander Rösch)

Panini, 2014

52 Seiten

4,99 Euro

enthält

Guardians of the Galaxy – Prelude

Marvel, 2014

Die Verfilmung

Guardians of the Galaxy (Guardians of the Galaxy, USA 2014)

Regie: James Gunn

Drehbuch: James Gunn, Nicole Perlman

LV: Comic/Charaktere von Dan Abnett und Andy Lanning

mit Chris Pratt, Zoe Saldana, David Bautista, Vin Diesel (nur Stimme), Bradley Cooper (nur Stimme), Lee Pace, Michael Rooker, Karen Gillan, Djimon Hounsou, John C. Reilly, Glenn Close, Benicio Del Toro, Gregg Henry, Stan Lee, Nathan Fillion (nur Stimme), James Gunn

Länge: 121 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Amerikanische Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „Guardians of the Galaxy“

Moviepilot über „Guardians of the Galaxy“

Metacritic über „Guardians of the Galaxy“

Rotten Tomatoes über „Guardians of the Galaxy“

Wikipedia über „Guardians of the Galaxy“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Brian Michael Bendis (Autor)/Michael Avon Oemings (Zeichner) „Powers: Wer ermordete Retro Girl? (Band 1)“ (Powers: Who killed Retro Girl?, 2000/2012)

Meine Besprechung von Brian Michael Bendis (Autor)/Alex Maleevs (Zeichner) „Scarlet: Kinder der Revolution (Band 1)“ (Scarlet 1 – 5, Juli 2010 – März 2011)

Meine Besprechung von Brian Michael Bendis (Autor)/Kelly Sue Deconnick (Autor)/Lan Medinas (Zeichner) „Richard Castles Deadly Storm – Tödlicher Sturm: Ein Fall für Derrick Storm“ (Castle: Richard Castle’s Deadly Storm, 2011)


Cover der Woche

August 26, 2014

Lansdale - Freezer Burn


TV-Tipp für den 26. August: The Killer inside me

August 26, 2014

Tele 5, 22.40

The Killer inside me (The Killer inside me, USA 2010)

Regie: Michael Winterbottom

Drehbuch: John Curran

LV: Jim Thompson: The Killer inside me, 1952 (Der Mörder in mir)

Texas, fünfziger Jahre: Sheriff Lou Ford ist allgemein beliebt – und ein eiskalter Killer.

Etwas zu werkgetreue und zu distanzierte, aber insgesamt sehenswerte Jim-Thompson-Verfilmung mit dem so furchtbar harmlos aussehendem, netten Casey Affleck als Bösewicht. Einen besseren Lou Ford hätten sie nicht finden können. 

Meine ausführliche Besprechung gibt es hier.

mit Casey Affleck, Jessica Alba, Kate Hudson, Bill Pullman, Simon Baker, Elias Koteas, Ned Beatty, Tom Bower

Wiederholung: Donnerstag, 28. August, 00.15 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Homepage zum Film

 

Rotten Tomatoes über „The Killer inside me“

Wikipedia über „The Killer inside me“ (deutsch, englisch)

Berlinale: Roter Teppich und Pressekonferenz zu „The Killer inside me“

Kriminalakte über „The Killer inside me“

Mordlust über Jim Thompson

Crimetime über Jim Thompson

Wikipedia über Jim Thompson (Englisch)

Kirjasto über Jim Thompson

Popsubculture über Jim Thompson

Meine Besprechung von Jim Thomspsons „Jetzt und auf Erden“ (Now and on Earth, 1942)

Meine Besprechung von Michael Winterbottoms Jim-Thompson-Verfilmung “The Killer inside me” (The Killer inside me, USA 2010)

 Kriminalakte über Jim Thompson


TV-Tipp für den 25. August: Blutrot

August 25, 2014

Eins Festival, 20.15/23.45

Blutrot (USA 2008, Regie: Lucky McKee, Trgve Allister Diesen)

Drehbuch: Stephen Susco

LV: Jack Ketchum: Red, 1995 (Blutrot)

Drei Jugendliche bringen den Hund von Avery Ludlow um. Ludlow will, dass die Jugendlichen ihr Unrecht einsehen. Dafür legt er sich mit dem neureichen Daddy von zwei der Jugendlichen.

Grandioses Drama, das hemmungslos Western-Topoi plündert, und ernsthaft Fragen über Verantwortung, Gerechtigkeit und Menschlichkeit behandelt.

Oder: der beste Clint-Eastwood-Film des Jahres ohne Clint Eastwood.

Mit Brian Cox, Noel Fisher, Tom Sizemore, Kyle Gallner, Shiloh Fernandez, Kim Dickens, Robert Englund, Amanda Plummer, Delaney Williams

Wiederholung: Samstag, 30. August, 23.50 Uhr

Hinweise

Homepage von Jack Ketchum

Meine Besprechung von „Red“ (DVD)

Meine Besprechung von „Jack Ketchum’s The Lost“ (DVD)

Kriminalakte: Interview mit Jack Ketchum

Meine Besprechung von Jack Ketchums „The Lost“ (The Lost, 2001)

Meine Besprechung von Jack Ketchums “Amokjagd” (Joyride, 1995)

Meine Besprechung von Jack Ketchums “Blutrot” (Red, 1995)

Meine Besprechung von Jack Ketchums “Beutegier” (Offspring, 1991)

Meinbe Besprechung von Jack Ketchums/Lucky McKees „Beuterausch“ (The Woman, 2011 – und der Verfilmung)

Jack Ketchum in der Kriminalakte


„Der Krake auf meinem Kopf“ geht es ganz gut

August 24, 2014

Nisbet - Der Krake auf meinem Kopf

Wir haben Drogenkonsum, Diebstahl, Tote, einen Serienmörder – und trotzdem ist „Der Krake auf meinem Kopf“, der neue Roman von Jim Nisbet, nichts für den 08/15-Krimileser. Nicht weil der Roman besonders experimentell ist, so mit Zeitsprüngen und Perspektivenwechsel (obwohl es einen gibt), oder gegen Genreregeln verstößt. Am Ende ist das Verbrechen aufgeklärt und der Weg dorthin folgt schon, in groben Zügen, den bekannten Regeln und verstößt dabei doch in einer ganz lässigen Das-ist-mir-vollkommen-egal-Einstellung gegen die wichtigste: die Wer-ist-der-Täter-Spannung.

Denn Jim Nisbet, der auch die grandiosen Noirs „Dunkler Gefährte“ und „Tödliche Injektion“ schrieb, kümmert sich in „Der Krake auf meinem Kopf“ einfach nicht um die Tätersuche, weil er die Krimihandlung eher nebenbei erzählt, während er Curly Watkins, der die titelgebende Krake auf seinen Kopf tätowiert hat, aus seinem Leben als gut fünfzigjähriger Gitarrist am unteren Ende des amerikanischen Traums erzählen lässt.

Curly besucht Ivy Pruitt, Junkie mit sauberer Wohnung, Jazzdrummer und ein wandelndes Chaosgebiet. Als sie etwas Heroin geniesen wollen, stürmt die Polizei in Ivys Wohnung. Während Ivy noch im Gefängnis schmorrt, macht der für die Polizei unbescholtene Curly sich mit Lavinia Hahn, ihre gemeinsamen Freundin und Drogenkonsumentin, auf den Weg zu Stefan Stepnowski. Er hat bei Sal Kramer Schulden. Der Lohn für die kleine Geldbeschaffung würde Ivy aus dem Gefängnis holen und sie hätten noch etwas Geld für Drogen übrig.

Als sie den Musiker Stepnowski finden ist er tot. Erschossen und mit Bündel Geldscheine in seiner Hosentasche. Damit es nicht nach einem Raubmord aussieht, nimmt Curly ihm nicht alles ab.

In diesem Moment ist das Fundament für einen ordentlichen Krimi gelegt. Aber Nisbet interessiert sich nicht für die möglichen Konflikte der drei Junkies über die unverhoffte Beute oder um die Mörderjagd, was besonders deutlich wird, als Curly und Lavinia bei Musikinstrumentenhändler Kramer auf Lieutenant Garcia, Abteilung Tötungsdelikte, treffen. Anstatt sie irgendwie zu drangsalieren, erklärt er ihnen höflich und ausführlich, warum sie keine Mordverdächtigen sind.

Nisbet interessiert sich in seinem Noir viel mehr für den Alltag von Curly, Ivy und Lavinia, die das gefundene Geld, brüderlich geteilt, für den Drogenkonsum verwenden wollen, nach einem Missgeschick (es ging um Glasscherben und Kokain) einen Eipochierer besorgen müssen und über Seiten tiefsinnige Junkie-Dialoge führen, während im Hintergrund ein ausgesucht guter Jazz-Soundtrack läuft. Und das ist überhaupt nicht langweilig. Immerhin sind Curly, Ivy und Lavinia keine Dummköpfe.

Nach zwei Dritteln gibt es einen abrupten Perspektivwechsel, der den Roman in eine vollkommen neue Richtung lenkt.

Der Krake auf meinem Kopf“ ist ein feiner, schwarzhumoriger Noir und ein interessantes Porträt von San Francisco und wie sich die Stadt in den vergangenen Jahrzehnten veränderte.

Jim Nisbet: Der Krake auf meinem Kopf

(übersetzt von Ango Laina und Angelika Müller)

pulp master, 2014

320 Seiten

14,80 Euro

Originalausgabe

The Octopus on my Head

Dennis McMillan, 2007

Hinweise

Homepage von Jim Nisbet

Meine Besprechung von Jim Nisbets „Tödliche Injektion“ (Lethal Injection, 1987)

Meine Besprechung von Jim Nisbets „Dunkler Gefährte“ (Dark Companion, 2006)

Mein Interview mit Jim Nisbet

Jim Nisbet in der Kriminalakte


TV-Tipp für den 24. August: George Gently – Der Unbestechliche: Adel verpflichtet

August 24, 2014

ZDF, 22.00

George Gently – Der Unbestechliche: Adel verpflichtet (Großbritannien 2012, Regie: Gillies Mackinnon)

Drehbuch: Peter Flannery

LV: Charakter von Alan Hunter

Northumberland, 1968: In einem Auto, das im Fluss liegt, wird die Leiche einer jungen Musikerin gefunden. Von dem Fahrer fehlt jede Spur, aber der Wagen gehörte dem Adligen Hector Blackstone und sein Sohn James ist in der Vergangenheit mehrfach aufgefallen. Inspector George Gently und sein Kollege John Bacchus ermitteln.

Spannender Krimi, der dieses Mal ein Bild der Klassenkonflikte zwischen Bürgerlichen und gar nicht mehr so adligen Adligen um 68 zeichnet und als bitteres Familiendrama endet. Garniert mit einer ordentliche Portion zeitgenössischer Musik. Das ist dann doch meilenweit von „Inspector Barnaby“ entfernt.

mit Martin Shaw, Lee Ingleby, Robert Lloyd Pack, Geraldine Sommerville, James Norton, Ebony Buckle, Christopher Fairbank

Wiederholung: Montag, 25. August, 00.20 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Fantastic Fiction: Bibliographie Alan Hunter

BBC über George Gently (Pressematerial zu „George Gently“)

ZDF über George Gently

Telegraph: Interview mit Martin Shaw und Lee Ingleby zu „George Gently“ (5. Juli 2008)

Wikipedia über “George Gently – Der Unbestechliche”(deutsch,englisch)

Meine Besprechung von „George Gently – Der Unbestechliche“ (Staffel 1)

Meine Besprechung von „George Gently – Der Unbestechliche“ (Staffel 2 und 3)


TV-Tipp für den 23. August: Roland Klick – The Heart is a Hungry Hunter

August 23, 2014

3sat, 22.05

Roland Klick – The Heart is a Hungry Hunter (Deutschland 2013, Regie: Sandra Prechtel)

Drehbuch: Sandra Prechtel

Spielfilmlange Doku über Roland Klick, der am 4. Juli 75 Jahre alt wurde. Er drehte „Bübchen“, „Deadlock“, „Supermarkt“ und die vergessene Johannes-Mario-Simmel-Verfilmung „Lieb Vaterland magst ruhig sein“ (Hey, die könnte mal im Fernsehen laufen!). Er erhielt Preise, aber er passte mit seinen Genrevariationen nicht in die deutsche Filmwelt der siebziger Jahre zwischen dem Neuen Deutschen Film und dem „Schulmädchenreport“-Kommerzkino. Heute hat er Kultstatus.

Sein letzter deutscher Film war 1992 „Schluckauf“. Danach drehte er unter einem bislang nicht enthülltem Pseudonym mehrere Filme für das US-Fernsehen.

3sat zeigt am Sonntag um Mitternacht „Deadlock“ und danach, um 01.30 Uhr „White Star“

Mit Roland Klick, Otto Sander, Hark Bohm, David Hess, Eva Mattes, Jost Vacano

Hinweise

Homepage zum Film 

Homepage von Roland Klick

Wikipedia über Roland Klick 

Filmportal zum Film 

taz: Thomas Groh über den Film 

3sat über den Film (dort kann man ihn sich auch in ganzer Länge ansehen)

 


Neu im Kino/Filmkritik: „Göttliche Lage“ im Ruhrpott

August 22, 2014

Göttliche Lage“ – was für ein Filmtitel, der sofort Assoziationen weckt und dann ist die Dokumentation nur eine nette Chronik, die genau die Zuspitzungen und Konflikte vermissen lässt, die ich erwartet hätte und die es in Berlin mit Sicherheit gegeben hätte. Denn Ulrike Franke und Michael Loeken zeigen in einer Langzeitbeobachtung, wie in Dortmund-Hörde auf dem Gelände einer Zeche ein Nobelwohngebiet mit künstlichem See errichtet wird, das unbestritten die Lebensqualität verbessert, aber auch zu einer massiven Gentrifizierung führen wird. Denn die Mieten in den Wohnungen um die stillgelelgte Zeche des Stahlwerkes Phoenix-Ost sind niedrig. Die Mieter leben eher von Hartz IV als von Chefarztgehältern. Sehenswürdigkeiten gibt es keine. Das Viertel ist ziemlich heruntergekommen und von der Welt vergessen. Da wird das Projekt auch im Umfeld zu steigenden Mieten führen.

Gegen solche Bauprojekte gibt es in Berlin, zum Beispiel in Kreuzberg, massive Proteste, die es teilweise in die „Tagesschau“ schaffen, wie der legendäre Besuch von „Looking for Freedom“-Sänger David Hasselhoff an der East Side Gallery (einem Teil der Berliner Mauer), die ein Investor zugunsten von Wohnungen für solvente Mieter abreißen wollte.

In Dortmund-Hörde scheint es, wie „Göttliche Lage“ zeigt, dagegen keine Proteste und keine nennenswerten Konflikte gegeben zu haben. Einige Anwohner sind skeptisch, einige befürchten steigende Mieten, aber die meisten denken, dass das halt der Lauf der Dinge ist. Es gibt nur einige kleinere Konflikte mit Gänsen, die sich – entgegen der Planung – in dem künstlich errichteten Phoenix-See ansiedeln. Die Phoenix See Entwicklungsgesellschaft würde gerne etwas dagegen tun, aber die Belange des Naturschutzes stehen dem entgegen. Und nachdem die Siedlung errichtet ist, gibt es kleinere Probleme mit ortsansässigen Jugendlichen, die – verständlich – halt gerne am See sitzen und ein Bier trinken. Aber dafür gibt es den Wachschutz und eine schon fast satirisch anmutende Liste von Verboten, die alle, fein säuberlich, auf einem Schild den Besuchern verkündet werden.

Diese wenigen, kleinen Konflikte trüben allerdings nicht das entstehende Bild eines rundum positiv aufgenommenen und akzeptierten 300-Millionen-Euro-Bauprojektes, das schnell und problemlos vollendet wurde.

Der Film selbst wirkt daher einfach nur wie eine Mischung aus Hofberichterstattung (ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass alles so harmonisch und problemlos ablief) und langer TV-Reportage für den WDR.

Göttliche Lage - Plakat - 4

 

Göttliche Lage (Deutschland 2014)

Regie: Ulrike Franke, Michael Loeken

Drehbuch: Ulrike Franke, Michael Loeken

mit Ursula Klischan, Heinz Hüppe, Ludger Schürholz, Frank A. Kirsch, Willi Garth, Joachim Wegner

Länge: 104 Minuten

FSK: ab 0 Jahre

Hinweise

Homepage zum Film

Film-Zeit über „Göttliche Lage“

Moviepilot über „Göttliche Lage“

 


Neu im Kino/Filmkritik: Xavier Dolan meint „Sag nicht, wer du bist!“

August 22, 2014

Der 1989 geborene Kanadier Xavier Dolan ist so etwas wie ein Wunderkind und ein Kritikerliebling. Innerhalb weniger Jahre schrieb und inszenierte er fünf Spielfilme. Sein vierter Film, „Sag nicht, wer du bist!“, ist jetzt bei uns angelaufen und, im Gegensatz zu seinen anderen Filmen, verarbeitete er hier eine fremde Vorlage. Nämlich ein Theaterstück von Michel Marc Bouchard. Die meisten Kritiker sind wieder begeistert und vergleichen das Werk mit Hitchcock und Highsmith, wobei ich den Hitchcock-Vergleich nicht nachvollziehen kann. Highsmith schon eher. Immerhin stehen zwei Männer im Mittelpunkt.

Der Film beginnt mit Tom (Xavier Dolan), der in die tiefste kanadische Provinz zur Beerdigung seines Freundes Guillaume fährt. Allerdings wird er auf dem einsamen Hof nicht erwartet. Guillaumes älterer Bruder Francis (Pierre-Yves Cardinal), ein nicht verheirateter Macho vor dem Herrn, macht ihm schnell und handgreiflich klar, dass Tom nicht sagen soll, dass sein jüngerer Bruder schwul war. Vor allem die Mutter Agathe (Lise Roy) darf es nicht erfahren. Also verleugnet Tom seine Liebesbeziehung. Stattdessen sagt er Agathe, sie seien Arbeitskollegen und Guillaumes Freundin habe leider nicht kommen können.

Tom bleibt dann länger auf der Farm. Er beginnt eine seltsame Beziehung mit Francis, bei der in der Schwebe gehalten wird, ob Francis mit Tom spielt und ob der sensible Tom wirklich „verliebt“ in den gewalttätigen Macho mit Stallgeruch ist.

Seltsam beschreibt den gesamten Film ziemlich gut. Denn auch die Mutter verhält sich seltsam. Als sie Tom zum ersten Mal in ihrer Wohnung trifft, verhält sie sich gegenüber dem fremden Mann so, als sei er ein zufällig vorbeischauender Nachbar, dem man halt einfach etwas zu Essen anbietet. Auch später wirkt sie immer so, als ob sie schauspielere, als ob sie wisse, dass Tom der Freund ihres toten Sohnes war und als ob sie wisse, dass Francis auch mindestens latent homosexuell ist, was immerhin erklären würde, weshalb er keine Ehefrau hat, die ihm auf dem Hof hilft.

Diese Familie lebt seltsam getrennt von der restlichen Welt und den Dorfbewohnern, was auch daran liegen kann, dass sie Angst vor dem gewalttätigen Francis haben.

Auch Tom verhält sich seltsam. Denn er nimmt von seinem Job in Montreal eine längere Auszeit, quartiert sich auf der Farm ein und bleibt ohne einen ersichtlichen Grund dort. Denn seine, uhm, „Liebe“ zu Francis wirkt nie glaubhaft. Genauso wie ich keinen Konflikt des Films glaubte und keinen Charakter in seinem Verhalten nachvollziehbar fand. Denn Tom hätte jederzeit die Farm verlassen können. Ebenso Francis. Und Agathe, die nie besonders religiös oder konservativ wirkte, hätte man sicher auch sagen können, dass ihr Sohn homosexuell ist.

Daher war auch nie klar, wo die mehr oder weniger ausgesprochenen (Schein-)Konflikte zwischen den drei Menschen, die sich selbst über ihre Gefühle nie ganz klar waren, hinführen sollten. Letztendlich mäandert „Sag nicht, wer du bist!“ so vor sich hin, bis Tom das tut, was ich schon nach der ersten Nacht auf der Farm getan hätte.

Am Ende fühlt „Sag nicht, wer du bist!“ sich länger an als Dolans gut doppelt so langer vorheriger Film „Laurence Anyways“.

Sein neuester Film „Mommy“, der dieses Jahr in Cannes Premiere hatte und den Preis der Jury erhielt, startet, nach Vorführungen bei den Filmfesten in Hamburg und Leipzig im September, am 13. November in unseren Kinos.

Sag nicht wer du bist - Plakat

 

Sag nicht, wer du bist! (Tom à la ferme/Tom at the Farm, Kanada/Frankreich 2013)

Regie: Xavier Dolan

Drehbuch: Xavier Dolan, Michel Marc Bouchard

LV: Michel Marc Bouchard: Tom at the Farm (Theaterstück)

mit Xavier Dolan, Pierre-Yves Cardinal, Lise Roy, Évelyne Brochu, Manuel Tadros, Jacques Lavallée, Anne Caron

Länge: 103 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „Sag nicht, wer du bist!“

Moviepilot über „Sag nicht, wer du bist!“

Metacritic über „Sag nicht, wer du bist!“

Rotten Tomatoes über „Sag nicht, wer du bist!“

Wikipedia über „Sag nicht, wer du bist!“ 

Meine Besprechung von Xaxier Dolans „Laurence Anyways“ (Laurence Anyways, Kanada/Frankreich 2012)

Als Zugabe gibt es die Venedig-Pressekonferenz mit Xavier Dolan zu „Sag nicht, wer du bist“ in französisch

und die Cannes-Pressekonferenz zu „Mommy“. Ebenfalls französisch.