Fertig. Nach zwei „Guardians of the Galaxy“-Spielfilmen, und einem nur im TV gezeigten Holiday Special, ist James Gunns dritter „Guardians of the Galaxy“-Film sein letzter Guardians-Film. Die Science-Fiction-Komödie ist, wie schon vorher eifrig in den Medien kolportiert wurde, außerdem der letzte Film mit dieser „Guardians“-Besatzung und der Abschluss einer Trilogie. Nicht, weil das irgendwie aus dem Werk heraus ersichtlich ist, sondern weil heute drei Filme mit rudimentären Gemeinsamkeiten einfach als Trilogie gelabelt werden.
Dieses Mal steht nicht Star-Lord Peter Quill (Chris Pratt), der Anführer der Guardians, sondern Rocket, der durchgeknallte, schießwütige No-Nonsense-Waschbär. Gunn erzählt die Geschichte seiner Herkunft.
Bei einem Angriff auf Knowhere, den Rückzugsort der Guardians, wird Rocket schwer verletzt. Als seine Freunde ihn verarzten wollen, entdecken sie einen Killswitch in seinem Körper, der ihn umbringt, wenn sie ihn verarzten (Nicht drüber nachdenken, einfach akzeptieren, dass Rocket bislang nie schwer verletzt wurde).
Um Rocket zu retten, müssen Peter Quill und seine Freunde Drax (Dave Bautista), Nebula (Karen Gillan), Mantis (Pom Klemenieff), der Baum Groot, Kraglin (Sean Gunn) und Gamora (Zoe Saldana) die Person finden, die dafür verantwortlich ist. Es ist The High Evolutionary (Chukwudi Iwuji). Der Herrscher tötet und quält andere Lebewesen, um eine perfekte Welt zu erschaffen.
Und los geht die überlange und bestenfalls mäßig unterhaltsame Schnitzeljagd durch den halben Weltraum, mit Zwischenstationen in einer seltsamen Sixties-Glibber-Welt, die von Master Karja („Castle“ Nathan Fillion, wie immer gut aufgelegt) verteidigt wird, und eine alternative Erde, die von Mensch/Tier-Mischwesen bevölkert wird, die in einem Fünfziger-Jahre-Vorstadt-Amerika leben, eine unverständliche Sprache sprechen und anscheinend weitgehend harmlos sind.
Neben dem bestenfalls lässigem Storytelling, das den dritten Auftritt der Guardians auf epische hunderfünfzig Minuten auflbläht, irritiert das Verhalten der aus den vorherigen Guardians-Filmen bekannten Figuren. Sie alle verhalten sich etwas anders, als ich sie in Erinnerung habe. Es sind kleine Veränderungen, die nicht zu ihrem früheren Ich passen, aber auch nicht einfach durch ihr Alter erklärt werden können. Ihre Beziehung zueinander wirkt, immerhin habe sie in den vergangenen Jahren gemeinsam etliche Abenteuer in den „Guardians“- und anderen Marvel-Filme erlebt, nie wie eine gewachsene Beziehung, sondern wie Comedy-Routinen, in denen Figuren mit festgefügten Eigenschaften immer wieder aufeinanderprallen. Wie Stan Laurel und Oliver Hardy oder wie Tom und Jerry.
Und dann ist auch noch Gamorra dabei. Sie ist Peter Quills große Liebe. Sie starb in „Avengers: Endgame“.
Erklärt werden kann ihre, ähem, Wiedergeburt und das leicht andere Wesen der einzelnen Guardians mit der Mechanik des Multiverse, in dem die Marvel-Filme inzwischen spielen. In dem Multiverse gibt es unzählige, voneinander unabhängige Versionen einer Figur. Sie leben in verschiedenen Universen, die (normalerweise) keinen Kontakt miteinander haben. Da kann eine Figur, die in einem Zeitstrang gestorben ist, in einem anderen Universum noch lebendig sein. Da kann eine Figur, die in einer Welt ein Bösewicht ist, in einer anderen Welt ein Held sein. Erzählerisch führt dies in den Marvel-Filmen im Moment zu einem anything goes, in dem alles egal ist, weil es halt im Multiverse spielt. Wenn Gamorra in einem Universum tot ist, kann sie in einem anderen Universum lebendig sein. Und natürlich können alle Figuren in einem anderen Universum mehr oder weniger anders sein.
Der Film selbst wirkt wie die jugendfreie Ausgabe von James Gunns „The Suicide Squad“ (USA 2021), in dem die Guardians einfach noch einmal ihre alten Hits aufwärmen und lustlos runterbrettern.
Das Filmende ist dann das schon lange vor der Premiere angekündigte Ende dieser Guardians of the Galaxy. Vor allem James Gunn ist aktuell sehr gut bei dem Konkurrenten DC Film beschäftigt. Dort ist er für alle künftigen DC-Filme verantwortlich und will auch bei einigen Regie führen. Dieses Wissen führt nie dazu, dass sich während des Films ein Gefühl des Abschied nehmens einstellt. Gunn präsentiert bis auf die letzten Minuten ein normales Guardians-Abenteuer in dem das Schicksal einer Nebenfigur im Mittelpunkt steht und mit Adam Warlock (Will Poulter) sehr pompös und zeitaufwendig eine neue Figur präsentiert wird, die für diesen Film vollkommen unwichtig ist. In späteren Filmen oder einer Streamingserie kann sie als Guter oder als Bösewicht wichtig werden. Am Ende klatscht er dann ein Ende dran, das verrät, dass diese Truppe nicht weitermachen wird. Filmisch ist das das Äquivalent zu einer schnöde mit der Post zugestellten Kündigung.
Und so ist in „Guardians of the Galaxy: Vol. 3“ alles drin, was man von einem Guardians-Abenteuer erwartet, auch wenn die bekannten Figuren sich etwas seltsam verhalten und der Spaß der vorherigen Guardians-Abenteuer der Routine gewichen ist. Die gab es vor gut zehn Jahren, beim ersten Guardians-Abenteuer, nicht. Die Komödie war ein frischer Wind in der Superhelden/Science-Fiction-Landschaft. Die Guardians wurden sofort von allen geliebt. Jetzt wird das damals neue Rezept einfach nochmal aufgewärmt.
Gurdians of the Galaxy: Vol. 3 (Guardians of the Galaxy Vol. 3, USA 2023)
Regie: James Gunn
Drehbuch: James Gunn
LV: Figuren von Dan Abnett und Andy Lanning
mit Chris Pratt, Zoe Saldana, Dave Bautista, Vin Diesel (Stimme im Original), Bradley Cooper (Stimme im Original), Karen Gillan, Pom Klementieff, Elizabeth Debicki, Sean Gunn, Sylvester Stallone, Will Poulter, Chukwudi Iwuji, Daniela Melchior, Michael Rosenbaum, Maria Bakalova, Nico Santos, Nathan Fillion
Länge: 151 Minuten
FSK: ab 12 Jahre
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Hinweise
Moviepilot über „Guardians of the Galaxy: Vol. 3“
Metacritic über „Guardians of the Galaxy: Vol. 3“
Rotten Tomatoes über „Guardians of the Galaxy: Vol. 3“
Wikipedia über „Guardians of the Galaxy: Vol. 3“ (deutsch, englisch)
Meine Besprechung von James Gunns „Guardians of the Galaxy“ (Guardians of the Galaxy, USA 2014) und der DVD
Meine Besprechung von James Gunns „The Suicide Squad“ (The Suicide Squad, USA 2021)