
Das läuft jetzt unter nicht notwendiger vorbereitender Lektüre für den neuen „Planet der Affen“-Film, der weiter, im Reboot-Modus, die Vorgeschichte für den klassischen „Planet der Affen“-Film mit Charlton Heston erzählt. Der landete in dem 1968er Science-Fiction-Film nach einer langen Raumfahrt auf einem von Affen beherrschten Planeten, auf dem Menschen wie Tiere gehalten wurden. Am Ende entdeckte er, dass er auf der Erde gelandet war und die Menschheit sich mit dem Einsatz von Atombomben überflüssig machte.
Der Film basiert auf dem 1963 erschienenem Roman „Planet der Affen“ von Pierre Boulle, der auch „Die Brücke am Kwai“ schrieb. Es ist eine Satire, eine „politische Parabel im Sinne von Jonathan Swift“ (Ilona Grzeschik in „Filmgenres: Science Fiction“), eine Zivilisationskritik, die auch heute noch trifft und die in den neuen „Planet der Affen“-Filmen, die mit dem Roman nichts zu tun haben, nicht mehr vorhanden ist.
In Boulles Roman lesen wir ein Manuskript des Journalisten Ulysse Mérou, das er als warnende Flaschenpost dem Weltraum anvertraute. Mérou war mit zwei Wissenschaftlern auf dem Weg zum Sternensystem Beteigeuze, als sie den erdähnlichen Planeten Soror entdecken und, nach ihrer Landung, feststellen, dass Soror von Affen beherrscht wird und Menschen jede Vernunft abgesprochen wird.
Zum Filmstart veröffentlichte Cross-Cult jetzt den Roman in einer neuen Übersetzung und er kann vollkommen unabhängig von allen anderen „Planet der Affen“-Filmen, -Büchern und -Comics, die alle irgendwie mit den Hollywood-Filmen der vergangenen Jahrzehnte zusammenhängen, als eigenständiges literarisches Werk und gelungene Gesellschaftssatire gelesen werden.

Als vor drei Jahren „Planet der Affen: Prevolution“ in die Kinos kam, glaubte niemand an den ganz großen Erfolg. Immerhin war 2001 Tim Burtons „Planet der Affen“-Film, der ein wenig packendes Remake vom 1968er „Planet der Affen“-Film ist und zu einer Wiederbelebung des in den frühen siebziger Jahren enorm populären „Planet der Affen“-Franchise führen sollte, zwar an der Kasse erfolgreich, aber von der Kritik und den Fans ungeliebt.
Der Spielfilm „Planet der Affen: Prevolution“ erzählt, ohne sich sonderlich um die vorherigen Filme zu kümmern, den Anfang der Geschichte die zur Herrschaft der Affen über die Menschen führt. In der Gegenwart sucht das Biotech-Unternehmen GenSys nach einem Mittel gegen Alzheimer und macht dafür auch Tierversuche mit Affen. Die Versuchstiere werden durch das Medikament intelligenter, sie brechen aus, liefern sich auf der Golden-Gate-Brücke eine Schlacht mit der Polizei und verschwinden im Redwood-Nationalpark.
„Planet der Affen: Revolution“, der am 7. August im Kino startet, setzt zehn Jahre später ein und erzählt eine weitere Geschichte aus dem Kampf der Menschen gegen die Affen. Die ausführliche Besprechung des insgesamt sehenswerten Films gibt es zum Filmstart.
In seinem Roman „Planet der Affen – Revolution: Feuersturm“ erzählt Greg Keyes die offizielle Vorgeschichte zum Film; wobei das durchaus großzügig interpretiert werden kann. Denn man muss das Buch nicht gelesen haben, um den Film zu verstehen. Neben den Affenanführern Caesar und Koba und einigen ihrer Freunde hat es nur Dreyfus, Ex-Polizeichef, Kurzzeitbürgermeister und, im Film, Anführer der in San Francisco überlebenden Menschen, geschafft, die zehn Jahre zwischen der Handlungszeit des Romans und dem des Films zu überleben.
Der Roman beginnt unmittelbar nach dem Ende von „Planet der Affen: Prevolution“. Die Affen haben sich in den Wald zurückgezogen. Gegenüber der Öffentlichkeit wird die Schlacht auf der Brücke heruntergespielt. GenSys, die Biotech-Firma, die für die Experimente an den Affen verantwortlich war, hat über ihren Mutterkonzert und beauftragt vom Bürgermeister von San Francisco ein von einem paramilitärischem Dienstleister geleitetes Expeditionsteam zusammengestellt, das die Affen im Muir-Woods-Nationalpark finden soll. Während der Jagd bemerkt der afrikanische Affenjäger Malakai, dass diese Affen sich intelligenter verhalten als gewöhnliche Affen.
Gleichzeitig gibt es in San Francisco die ersten Anzeichen einer Seuche. Ein enorm aggressiver Virus, die Simianische Grippe, bringt Menschen innerhalb weniger Tage um. Eine Ärztin versucht zu helfen. Ein Journalist versucht die Wahrheit herauszufinden. Und Dreyfus, der von der Bevölkerung immer noch respektierte Ex-Polizeichef mit Ambitionen auf das Amt des Bürgermeisters, versucht die Bevölkerung zu beruhigen, was ihm auch immer wieder gelingt. Er wird, während der Bürgermeister komplett versagt, zur Stimme der Vernunft.
Und die von Caesar angeführten Affen versuchen im Wald in Ruhe zu Leben.
„Feuersturm“ erzählt parallel eine Handvoll Geschichten, die in und um San Francisco spielen und ein allererstes Bild von der beginnenden Gesellschaft der Affen und, wie wir wissen, dem Ende der Menschheit, ergeben. Außerdem erzählt Greg Keyes in zahlreichen Rückblenden auch von Malakais Jugend in Belgisch-Kongo, das später zur Demokratischen Republik Kongo wurde, und dem früheren Leben von Caesar (weniger, wir haben ja „Planet der Affen: Prevolution“ gesehen) und Koba, der die Menschen hasst, weil sie ihn immer quälten und als Forschungsobjekt benutzten.
In dem Roman werden einige Tage aus einer größeren Geschichte erzählt, deren Ende wir kennen, wobei diese „Planet der Affen“-Welt auch mit einer friedlichen Koexistenz von Affen und Menschen enden könnte. Bis dahin können allerdings noch viele Geschichten erzählt werden und „Feuersturm“ ist wie eine TV-Episode aufgebaut mit einigen Geschichten, die innerhalb des Romans zu Ende erzählt werden, anderen, die irgendwann weiter erzählt werden und einem Personal, dessen Geschichten in weiteren Romanen weiter erzählt werden können.
Für einen in sich abgeschlossenen Roman fehlt dagegen eben diese Geschlosenheit und die einzige nacherzählbare Geschichte, was die Lektüre für sich allein etwas sinnlos macht. Wer allerdings „Planet der Affen: Prevolution“ gesehen hat und wissen möchte, was nach dem Kampf auf der Brücke geschah, sollte zugreifen.
Ach ja, der dritte Teil heißt selbstverständlich „Planet der Affen: Evolution“.
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Pierre Boulle: Planet der Affen
(übersetzt von Merle Taeger)
Cross Cult, 2014
272 Seiten
12,80 Euro
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Originalausgabe
La Planète des Singes
Editions Julliard, Paris, 1963
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Der Roman erschien schon in einer anderen Übersetzung in mehreren Ausgaben.
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Greg Keyes: Planet der Affen – Revolution: Feuersturm
(übersetzt von Susanne Döpke)
Cross Cult, 2014
384 Seiten
12,80 Euro
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Originalausgabe
Dawn of the Planet of the Apes: Firestorm
Titan Books, 2014
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Hinweise
Wikipedia über Pierre Boulle (deutsch, englisch, französisch) und Greg Keyes (deutsch, englisch)
Amerikanische Homepage zum Film „Planet der Affen: Revolution“
Deutsche Facebook-Seite zum Film „Planet der Affen: Revolution“
Film-Zeit über „Planet der Affen: Revolution“
Moviepilot über „Planet der Affen: Revolution“
Metacritic über „Planet der Affen: Revolution“
Rotten Tomatoes über „Planet der Affen: Revolution“
Wikipedia über „Planet der Affen: Revolution“ (deutsch, englisch)
„Planet der Affen“-Wiki
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