TV-Tipp für den 1. August: Sie tötet in Ekstase

Juli 31, 2018

Arte, 23.00

Sie tötete in Ekstase (She killed in Ecstasy/Mrs. Hyde, Deutschland/Spanien 1971)

Regie: Frank Hollmann (Pseudonym von Jess Franco)

Drehbuch: Frank Hollmann

Nach dem Suizid ihres Mannes, eines Embryonenforschers, beginnt die Witwe die Männer zu töten, die ihren Mann in den Tod trieben.

Mit der heutigen TV-Premiere ist Arte wieder im Dienst der Filmkunst, Abteilung Trash, und wir dürfen einen der Filme genießen, die unsere Eltern damals ’niemals‘ (mit Indianerehrenwort) gesehen haben.

Jess Franco inszenierte „Sie tötete in Ekstase“ kurz nach seinem Kultfilm „Vampyros Lesbos“ und, auch wenn es kein guter Film ist, ist er viel besser als seine späteren Werke.

Geschmacklose Mischung aus Sex- und Gruselfilmelementen.“ (Lexikon des internationalen Films)

Mit Susann Korda (Pseudonym von Soledad Miranda) , Fred Williams (Pseudonym von Erwin C. Dietrich), Paul Müller, Horst Tappert (vor „Derrick“, aber schon als Kommissar)

Hinweise

Arte über „Sie tötete in Ekstase“

Rotten Tomatoes über „Sie tötete in Ekstase“

Wikipedia über „Sie tötete in Ekstase“ (deutsch, englisch) und über Jess Franco (deutsch, englisch)

Kriminalakte: Mein Nachruf auf Jess Franco

Meine Besprechung von Jess Francos „Jack the Ripper – Der Dirnenmörder von London“ (Jack, the Ripper, Deutschland/Schweiz 1976)

Meine Besprechung von Jess Francos „Downtown – Die nackten Puppen der Unterwelt“ (Schweiz 1975)

Meine Besprechung von Jess Francos „Voodoo Passion – Ruf der blonden Göttin“ (Schweiz 1977)

Meine Besprechung von Jess Francos „Frauen für Zellenblock 9“ (Schweiz 1977)

Meine Besprechung von Jess Francos „Ilsa – The Mad Butcher“ (Schweiz/Deutschland/USA 1977)

Meine Besprechung von Jess Francos „Die teuflischen Schwestern – Sexy Sisters“ (Schweiz 1977)

Meine Besprechung von Jess Francos „Wicked Women – Das Haus der mannstollen Frauen“ (Schweiz 1977)

 


Cover der Woche

Juli 31, 2018


TV-Tipp für den 31. Juli: Picknick mit Bären

Juli 30, 2018

ARD, 22.45

Picknick mit Bären (A Walk in the Woods, USA 2015)

Regie: Ken Kwapis

Drehbuch: Rick Kerb, Bill Holderman

LV: Bill Bryson: A Walk in the Woods: Rediscovering America on the Appalachian Trail, 1998 (Picknick mit Bären)

Reiseschriftsteller Bill Bryson (Robert Redford) macht sich mit seinem Kumpel Stephen Katz (Nick Nolte) auf den Weg. Gemeinsam wollen sie den legendären 3524 Kilometer langen Appalachian Trail abwandern.

Entspannte Komödie, die den alten Herren Redford und Nolte beim Austausch von Lebensweisheiten eine große Naturbühne bietet.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Robert Redford, Nick Nolte, Emma Thompson, Mary Steenburgen, Nick Offerman, Kristen Schaal, R. Keith Harris

Wiederholungen

ARD: Mittwoch, 1. August, 02.20 Uhr (Taggenau!)

One: Sonntag, 5. August, 12.45 Uhr

Hinweise
Film-Zeit über „Picknick mit Bären“
Moviepilot über „Picknick mit Bären“
Metacritic über „Picknick mit Bären“
Rotten Tomatoes über „Picknick mit Bären“
Wikipedia über „Picknick mit Bären“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Ken Kwapis‘ „Picknick mit Bären“ (A Walk in the Woods, USA 2015)


Alter Scheiß & Verfilmte Bücher: Alistair MacLeans „Geheimkommando Zenica“ ist „Der wilde Haufen von Navarone“

Juli 30, 2018

Über Jahrzehnte war Alistair MacLean (1922 – 1987) einer der Top-Spannungsautoren. Unzählige Neuauflagen, Regalmeter in Büchereien und Antiquariaten sprachen eine deutliche Sprache über die vielen schlaflosen Nächte, die er seinen Lesern bescherte. In England sind seine Bücher noch heute erhältlich. In Deutschland sind aktuell nur seine Kriegsromane „Die Kanonen von Navarone“ und „Geheimkommando Zenica“ regulär erhältlich. Bei seinen anderen Thrillern, alles Einzelwerke, hilft der Gang in das nächste Antiquariat.

Seine letzten Werke waren dann nicht mehr so toll. Oder ich war, nachdem ich fast alle seine Romane gelesen hatte, aus ihm herausgewachsen. Auch die posthum veröffentlichten, von anderen Autoren vollendeten oder in seinem Namen geschriebenen Romane las ich nicht mehr.

Im wesentlichen fallen seine Thriller in zwei Kategorien. Da gibt es die Kriegsromane, mit denen seine Karriere begann, und die Agententhriller. In denen gerät meistens ein Normalbürger, der in Wirklichkeit ein Agent ist (oder einen ähnlich abenteuerlustig-gefährlichen Beruf hat), in ein labyrinthisches Komplott. Immer gibt es eine unüberschaubere Menge Lug und Trug, Verrat und Doppelspiele, bei denen man schnell den Überblick verliert. Falls man ihn überhaupt je hatte. Spannend war es immer. Jedenfalls für die jugendliche Leseratte, die nicht mit länglichen Beschreibungen und Gefühlsduseleien gelangweilt werden wollte.

Aber heute?

Die Wiederveröffentlichung von „Geheimkommando Zenica“ bietet die Möglichkeit, wieder in die Lesejugend zurückzureisen. Der Roman ist einer dieser Weltkrieg-II-Romane, in denen tapfere Briten gegen böse Deutsche kämpfen und einen unmöglichen Auftrag erfolgreich ausführen.

Nachdem Captain Keith Mallory und seine tapferen Männer im November 1943 die Kanonen von Navarone zerstört haben (lest das gleichnamige Buch oder seht euch die Verfilmung von 1961 an), werden sie sofort in das nächste Abenteuer geschickt. In Bosnien-Herzegowina sind siebentausend jugoslawische Widerstandskämpfer, die den Zenica-Käfig blockieren, von Nazis eingeschlossen. Es ist ein unwegsames Gebirgsgelände, das von Bergen, einem Staudamm und dem Neretva-Fluss begrenzt wird. Der Nachschub für die Deutschen erfolgt über die Neretva-Brücke.

Mallory und fünf weitere Männer sollen die Leiter von vier spurlos verschwundenen britischen Militärmissionen finden (nicht so wichtig), herausfinden, warum die britischen Nachschublieferungen nicht bei den Partisanen ankommen (nicht so wichtig) und, das ist letztendlich ihr einziger Auftrag, die von den Nazis wie ihr Augapfel bewachte Neretva-Brücke zerstören.

Dieses unmögliche Auftrag ist der Beginn eines sich innerhalb weniger Stunden abspielenden Abenteuers, bei dem man so schnell den Überblick zwischen all den Verrätern, Doppelagenten und Lügen verliert, dass man am Besten schon nach dem ersten Viertel nicht mehr versucht, herauszufinden, ob Mallorys großer Plan logisch aufgeht oder nur ein gigantisches Produkt von unendlichem Glück, heroischster Tapferkeit und allen Wahrscheinlichkeitem trotzendem britischem Heldentum ist. Am Besten folgt man einfach, schnell die Seiten umblätternd, der atemberaubenden und atemberaubende Haken schlagenden Geschichte. Alle ppar Seiten gibt es Überraschungen, die die vorherigen Gewissheiten von ‚Gut‘ und ‚Böse‘ auf den Kopf stellen. Denn jeder kann ein Verräter sein. Außer den ‚Navarone‘-Helden Captain Mallory, Corporal Miller und Colonel Andrea von der griechischen Armee. Ständig müssen Captain Mallory und seine tapferen Begleiter improvisieren, um ihr Ziel zu erreichen.

Dafür müssen sie Nazis im Dutzend umbringen, während die Briten kaum einen Kratzer abbekommen und der Kettenraucher Andrea unbesiegbar ist. Das ist natürlich Unfug, aber unterhaltsamer Unfug für einen warmen Sommertag.

Ein Jahr vor „Geheimkommando Zenica“ schrieb MacLean das Drehbuch und den Roman „Agenten sterben einsam“ (Where Eagles dare [den habe ich sogar im Original gelesen]) über die Befreiung eines US-Generals durch ein Sonderkommando aus deutscher Kriegsgefangenschaft.

Geheimkommando Zenica“, das 1968 erschien, bewegt sich in einem ähnlichen Fahrwasser und könnte als Fortsetzung von „Agenten sterben einsam“ durchgehen, wenn es nicht direkte Fortsetzung von „Die Kanonen von Navarone“ wäre.

Die erste Idee für diese Geschichte hatte MacLean bereits in den frühen Sechzigern, unmittelbar nachdem die Verfilmung seines Romans „Die Kanonen von Navarone“ zu einem Kassenhit wurde. Produzent Carl Foreman fragte MacLean, ob er einen Roman schreiben könne, der dann verfilmt würde. MacLean schrieb ein Treatment. Die Pläne für die Verfilmung zogen sich allerdings hin und der Bestseller-Autor verarbeitete die Idee zu einem Roman, der 1968 erschien.

Knapp zehn Jahre später wurde der Roman von James-Bond-Regisseur Guy Hamilton mit Starbesetzung verfilmt. Für die Verfilmung wurde viel, sehr viel geändert. Aber am Ende geht es immer noch um die Sprengung eines Staudamms, dessen Wassermassen eine kriegswichtige Brücke zerstören soll. Das okaye Kriegsabenteuer war kein Kassenhit, kann aber ab und zu im Fernsehen angesehen werden.

Alistair MacLean: Geheimkommando Zenica

(übersetzt von Georgette Beecher-Kindler)

HarperCollins, 2018

304 Seiten

9,99 Euro

Deutsche Erstausgabe

Lichtenberg Verlag, 1969

Viele Taschenbuchausgaben im Heyne-Verlag.

Originalausgabe

Force 10 from Navarone

HarperCollins, 1968

Verfilmung

Der wilde Haufen von Navarone/Force 10 Die Spezialeinheit (Force Ten from Navarone, Großbritannien 1977)

Regie: Guy Hamilton

Drehbuch: Robin Chapman, Carl Foreman

mit Robert Shaw, Edward Fox, Harrison Ford, Barbara Bach, Franco Nero, Carl Weathers, Richard Kiel, Alan Badel

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Der wilde Haufen von Navarone“

Wikipedia über Alistair MacLean (deutsch, englisch), Geheimkommando Zenica“ und „Der wilde Haufen von Navarone“ (deutsch, englisch)

Krimi-Couch über Alistair MacLean

Deutsche Alistair-MacLean-Fanpage

Englische Alistair-MacLean-Fanpage


TV-Tipp für den 30. Juli: Mission: Impossible

Juli 30, 2018

Kabel 1, 20.15

Mission: Impossible (Mission: Impossible, USA 1996)

Regie: Brian de Palma

Drehbuch: David Koepp, Robert Towne (basierend auf der TV-Serie von Bruce Geller)

Wenige Tage vor dem Kinostart von „Mission: Impossible – Fallout“ am Donnerstag (dann gibt’s die Jubelarie) können wir uns noch einmal den ersten Einsatz von Tom Cruise als Ethan Hunt ansehen. Damals bildetete der Thriller den fulminanten Start von Tom Cruises Karriere als Produzent. Damals wurde auch darüber gemeckert, dass aus dem MI-Team der TV-Serie eine Tom-Cruise-Soloshow mit viel Action wurde.

Nach einer unglücklich verlaufenenen Aktion in Prag, bei der das MI-Team in eine tödliche Falle gelockt wurde, soll Hunt als Verräter gehenkt werden. Hunt beginnt die Verräter in den eigenen Reihen zu suchen.

Cruise bietet knapp zwei Stunden spannende Unterhaltung.“ (Fischer Film Almanach 1997)

Anschließend, um 22.35 Uhr, zeigt Kabel 1 „Mission: Impossible 2“ (USA 2000)

mit Tom Cruise, Emmanuelle Béart, Jon Voight, Henry Czerny, Jean Reno, Emilio Estevez, Ving Rhames, Kristin Scott-Thomas, Vanessa Redgrave

Wiederholung: Mittwoch, 1. August, 22.50 Uhr (davor, um 20.15 Uhr, „Mission: Impossible 3“, danach, um 01.00 Uhr „Mission: Impossible 2“)

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Mission: Impossible“

Wikipedia über „Mission: Impossible“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Brad Birds „Mission: Impossible – Phantom Protokoll“ (Mission: Impossible – Phantom Protocoll, USA 2011)

Meine Besprechung von Christopher McQuarries „Mission: Impossible – Rouge Nation“ (Mission Impossible: Rouge Nation, USA 2015)


TV-Tipp für den 29. Juli: Spotlight

Juli 28, 2018

Pro7, 20.15

Spotlight (Spotlight, USA 2015)

Regie: Tom McCarthy

Drehbuch: Tom McCarthy, Josh Singer

Hochspannender Thriller über die Recherchen des „Boston Globe“ über den jahrzehntelangen Missbrauch von Kindern durch katholische Priester und die ebenso lange Vertuschung durch die Erzdiözese.

2003 erhielt das „Spotlight“-Team den Pulitzer-Preis für seine Arbeit.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Mark Ruffalo, Michael Keaton, Rachel McAdams, Liev Schreiber, John Slattery, Brian D’Arcy James, Stanley Tucci, Jamey Sheridan, Billy Crudup, Elena Wohl, Gene Amoroso, Neal Huff, Paul Guilfoyle, Len Cariou

Hinweise
Englische Homepage zum Film
Moviepilot über „Spotlight“
Metacritic über „Spotlight“
Rotten Tomatoes über „Spotlight“
Wikipedia über „Spotlight“ (deutsch, englisch) und sexuellen Missbrauch in der römisch-katholischen Kirche
History vs. Hollywood über „Spotlight“
Bishop Accountability (äußerst umfassende Seite, die Fälle sexuellen Missbrauchs durch Geistliche behandelt)

Meine Besprechung von Tom McCarthys „Win Win“ (Win Win, USA 2011)

Meine Besprechung von Tom McCarthys „Spotlight“ (Spotlight, USA 2015)


TV-Tipp für den 28. Juli: Die drei Tage des Condor

Juli 27, 2018

ZDFneo, 22.00

Die drei Tage des Condor (Three Day of the Condor, USA 1975)

Regie: Sydney Pollack

Drehbuch: Lorenzo Semple jr., David Rayfield

LV: James Grady: Six days of the Condor, 1974 (Die 6 Tage des Condor)

Joe Turner ist ein Büromensch und Angestellter der CIA. Als er nach einem Einkauf in das Büro zurückkommt sind seine Kollegen tot und er wird gejagt. Von den eigenen Leuten, wie Turner schnell herausfindet. Turner kämpft um sein Leben.

Der spannende Thriller entstand unmittelbar nach der Watergate-Affäre und fing – wie einige andere fast zeitgleich entstandene Filme – die damalige Atmosphäre von Mißtrauen und Paranoia gut ein.

Das Drehbuch erhielt den Edgar-Allan-Poe-Preis.

Mit Robert Redford, Faye Dunaway, Cliff Robertson, Max von Sydow, John Houseman

Hinweise


Rotten Tomatoes über „Die drei Tage des Condor“

Wikipedia über „Die drei Tage des Condor“ (deutsch, englisch)

New York Times: Vincent Canby über „Three days of the Condor“ (25. September 1975)

Jump Cut: Patrick McGilligan redet mit Sydney Pollack (1976)

Lorenzo Semple jr./David Rayfield: Three days of the Condor (Drehbuch, Fassung vom 3. Februar 1975)

Homepage von James Grady

Fast aktueller Bonushinweis

Der Condor ist zurück in „Die letzten Tage des Condor“ und, nachdem er in seinem Wohnzimmer einen ermordeten Geheimagenten entdeckt, ist er wieder auf der Flucht.

Grady - Die letzten Tage des Condor

James Grady: Die letzten Tage des Condor

(übersetzt von Zoe Beck)

Suhrkamp, 2016

368 Seiten

14,99 Euro

Originalausgabe

Last Days of the Condor

Forge Books, 2015


Neu im Kino/Filmkritik: „Ant-Man and The Wasp“ und noch einige andere Persönlichkeiten hängen lässig im Marvel-Kosmos ab

Juli 27, 2018

Als Ex-Einbrecher Scott Lang (Paul Rudd) gemütlich in seiner Badewanne vor sich hin träumt, hat er plötzlich eine Vision. Janet van Dyne (Michelle Pfeiffer) spielt mit ihrer Tochter Hope Verstecken. Schockiert von der lebensechten Vision – immerhin ist Janet van Dyne seit Ewigkeiten in der Quanten-Ebene verschollen – ruft er Dr. Hank Pym (Michael Douglas) auf einer geheimen Telefonnummer an.

Pym ist mit seiner Tochter Hope van Dyne (Evangeline Lilly), die ihre Mutter seit ihrer Kindheit nicht mehr gesehen hat, untergetaucht. Er ist ein genialer Quantenphysiker, der das Pym-Partikel entdeckte. Damit kann er seine Größe verändern und er hat, wie es sich für einen Superhelden gehört, Superkräfte. Er war der erste Ant-Man. Zusammen mit seiner Frau Janet van Dyne, der originalen Wasp, kämpften sie als Ameise und Wespe gegen Bösewichter. Bei der Sabotage einer in Richtung USA fliegenden Nuklearrakete verhinderte sie die Katastrophe, indem sie in die subatomare Welt der Quanten-Ebene ging, aus der es keinen Weg zurück zur normalen Größe gibt. Seitdem sucht Pym nach einem Weg, seine Frau wieder zurückzuholen.

Scott hat nach seiner Aktion in Deutschland mit den Avengers (siehe „The First Avenger: Civil War“), die ein Verstoß gegen seine Bewährungsauflagen war, einen zweijährigen Hausarrest aufgebrummt bekommen. Der läuft in einigen Tagen an. Wenn er sich gut benimmt. In seinem Haus.

Und genau das ist nach seinem Anruf fast unmöglich. Pym und Hope glauben, dass Scott eine besondere Verbindung zu Janet van Dyne hat, die sie zu ihr führen kann. Damit das auf der technischen Seite gelingt, müssen sie von dem Schwarzmarkthändler Sonny Burch (Walton Goggins) nur noch ein wichtiges Teil kaufen. Bei dem Kauf geht einiges schief und Ava, aka Ghost (Hannah John-Kamen) kann nach einem Kampf mit dem Teil entkommen. Notgedrungen muss Pym seinen früheren Arbeitskollegen Bill Foster (Laurence Fishburne) um Hilfe bitten.

Immerhin funktioniert der Größenwechsel inzwischen (normalerweise) so gut, dass Pym, Hope (aka The Wasp) und Scott (aka Ant-Man) sich, ihre Fahrzeuge und Pyms in einem unscheinbaren Haus untergebrachte hochmoderne Labor in Sekundenbruchteilen vergrößern und verkleinern können. Verkleinert hat der mehrstöckige Büroblock die Größe eines handelsüblichen Koffers. Diesen Größenwechsel machen sie im Film so oft und so lässig, dass man sich schnell fragt, warum sich nicht irgendjemand in San Franciso über die plötzlich auftauchenden und verschwinden Fahrzeuge und Häuser wundert.

Die Filmgeschichte selbst ist eine Entschuldigung, um zwei Stunden mit den vielen aus dem ersten „Ant-Man“-Film bekannten und einigen neuen, durchgehend netten Charakteren abzuhängen. Schon in den vorherigen Marvel-Filmen waren die Bösewichter oft der uninteressanteste Teil des Films. Man wusste kaum etwas über sie, erfuhr wenig über ihre Pläne und erinnerte sich nach dem Abspann kaum noch an sie. In „Ant-Man and The Wasp“ gibt es keine Bösewichter mehr. ‚Ghost‘ Ava ist eine getriebene Seele, die schon bei ihrem ersten Auftritt erkennbar eine gequälte, nach Erlösung suchende Frau ist. Sonny Burch ist zwar ein skrupelloser Schwarzmarkthändler, aber als Nebenfigur so überzeichnet, dass er als netter Kerl erscheint. Und Foster ist ein väterlicher Freund für Ava, der auch seinem Erzfeind Pym hilft. Eigentlich ist der Kontrollfanatiker Pym sogar die Hauptfigur des Films. Er will seine Frau retten. Für ihn geht es wirklich um etwas. Seine Tochter und Scott helfen ihm dabei. Und ihnen helfen Scotts Verbrecherkumpels, die inzwischen die Sicherheitsfirma „X-Con Security“ gegründet haben.

Wie schon der erste „Ant Man“-Film ist „Ant-Man and The Wasp“ im Marvel-Universum ein kleines Abenteuer. Einerseits weil Ameisen und Wespen normalerweise sehr kleine Tiere sind (die im Film auch riesig werden können). Andererseits weil die Zerstörungsorgie hier doch ziemlich klein ausfällt. Auch wenn etliche Autos geschrottet werden.

Es gibt, wie schon im ersten „Ant-Man“-Film, eine Menge Humor. Die Tricks sind gewohnt gut und die Chemie zwischen den Schauspielern stimmt.

Obwohl Peyton Reeds zweiter „Ant-Man“-Film zum Marvel Cinematic Universe gehört, ist er ein vollständig eigenständiger Film, den man versteht, ohne irgendeinen der anderen MCU-Filme gesehen haben zu müssen. Es gibt auch keine auffälligen und erklärungsbedürftigen Verbindungen zum MCU.

Der nächste MCU-Film „Captain Marvel“ ist für März 2019 angekündigt.

Am 3. Oktober 2018 läuft „Venom“ (mit Tom Hardy) an. Der Marvel-Film gehört nicht zum MCU. An der Qualität und dem Kassenerfolg dürfte das nichts ändern.

Ant-Man and The Wasp (Ant-Man and The Wasp, USA 2018)

Regie: Peyton Reed

Drehbuch: Chris McKenna, Erik Sommers, Paul Rudd, Andrew Barrer, Gabriel Ferrari

LV: Charakter von Stan Lee, Larry Lieber und Jack Kirby

mit Paul Rudd, Evangeline Lilly, Michael Douglas, Michelle Pfeiffer, Michael Peña, Randall Park, Laurence Fishburne, Judy Greer, Tip ‚T. I.‘ Harris, Hannah John-Kamen, David Dastmalchian, Bobby Cannavale, Abby Ryder Fortson, Stan Lee

Länge: 118 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Deutsche Marvel-Facebook-Seite 

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Ant-Man and The Wasp“

Metacritic über „Ant-Man and The Wasp“

Rotten Tomatoes über „Ant-Man and The Wasp“

Wikipedia über „Ant-Man and The Wasp“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Peyton Reeds „Ant-Man“ (Ant-Man, USA 2015)


Neu im Kino/Filmkritik: „Papillon“ will raus aus dem Knast

Juli 27, 2018

Beginnen wir mit den Fußstapfen, in die „Nordvest – Der Nordwesten“-Regisseur Michael Noer mit seiner Verfilmung von Henri Charrières autobiographischem Romanbestseller „Papillon“ hineintritt: die erste Verfilmung des Romans. Das damalige Drehbuch wird in den Credits, neben dem Roman, explizit als eine Quelle genannt.

In der 1973er Verfilmung spielen die Kinostars Steve McQueen und Dustin Hoffman die Hauptrollen. McQueen als Charrière, Hoffman als ihm helfender und freundschaftlich verbundener Fälscher Louis Dega. Das Drehbuch ist von Dalton Trumbo („Spartacus“) und Lorenzo Semple Jr. („Zeuge einer Verschwörung“). Regisseur ist Franklin J. Schaffner („Planet der Affen“). Allein schon diese Namen verraten, dass „Papillon“ ein Hollywood-A-Produkt ist. Inzwischen ist der Gefängnisfilm ein immer wieder gern gesehener und immer noch packender Klassiker. Schaffner erzählt eine ebenso einfache, wie universelle und zeitlos gültige Geschichte: ein unschuldig verurteilter Mann versucht aus einem Gefängnis auszubrechen. Der Mann ist der Pariser Tresorknacker Henri ‚Papillon‘ Charrière (1906 – 1973). Ihm wird 1931 der Mord an einem Zuhälter angehängt. Er wird zu lebenslanger Haft in der Strafkolonie St. Laurent in Französisch-Guayana verurteilt. Von dort ist eine Flucht unmöglich. Aber Papillon versucht es trotzdem. Immer wieder, während die Strafen immer härter werden.

In seinem Remake erzählt Michael Noer diese Geschichte mit Charlie Hunnam als Steve-McQueen-Ersatz und Rami Malek als Dustin-Hoffman-Ersatz noch einmal, ohne dass klar wird, warum. Denn in dem Buch „Papillon“ und in Schaffners Verfilmung geht es nur um ein Thema: den Drang nach Freiheit und welche Qualen jemand auf sich nimmt, um einem repressiven System zu entfliehen. Diese Geschichte spielt in einer traumhaften Landschaft. In dem Remake wird ein real existierendes, unmenschliches, nur an Bestrafung und Erniedrigung interessiertes mittelalterliches System schön ausgeleuchtet museal ausgestell, aber niemals wirklich erfahrbar gemacht; – wobei, zugegeben, die Erinnerung an Charrières Buch und Schaffners Verfilmung, die ich beide als Jugendlicher genossen hatte, diese Werke etwas verklären können. Außerdem lässt man sich als Jugendlicher leichter beeindrucken. In „Banco“, auf dem Noers Film aus mir vollkommen rätselhaften Gründen ebenfalls basieren soll, erzählt Charrière dann, was er nach seinem erfolgreichen Gefängnisausbruch erlebte. Diese Sammlung von Abenteuern ist erheblich schwächer als „Papillon“ und auch deutlich unbekannter.

Es sind große Fußstapfen, in die Noer hineintritt mit seiner nicht wirklich dringenden Neuverfilmung, die einfach noch einmal die bekannte Ausbruchsgeschichte erzählt. Trotzdem hätte er in seiner Neuverfilmung nur von dem unbändigen Drang nach Freiheit erzählen müssen. Viele Regiseure taten das bereits erfolgreich in unzähligen Knast- und Ausbruchsfilmen, wie „Das Loch“, „Gesprengte Ketten“, „Flucht von Alcatraz“, „Midnight Express“ und „Die Verurteilten“. Bei Noer plätschert die Geschichte die er, im Gegensatz zum 150-minütigem Original in unter zwei Stunden erzählt, vor sich hin. Gefühlt dauert der Film dann doppelt so lang.

Ein weiterer großer Unterschied zwischen den beiden Filmen ist der Anfang. Schaffners Film beginnt mit der Deportation der Verurteilten in die Kolonie. Noer erzählt noch die Vorgeschichte. Wir erfahren also einiges über Charrières Leben in Paris als vergnügungssüchtiger Verbrecher und von seiner Verurteilung. Das ist nicht sonderlich interessant und nicht wichtig für die Filmgeschichte. Es verwässert sogar die Anklage gegen das damalige inhumane französische Strafsystem.

Für Charlie Hunnam, der mit der TV-Serie „Sons of Anarchy“ bekannt wurde, ist „Papillon“ ein weiterer glückloser Versuch, seine TV-Karriere zu einer erfolgreichen Kinokarriere auszubauen. Seine bisherigen Kinofilme, wie „King Arthur“, „Die versunkene Stadt Z“, „Crimson Peak“ und „Pacific Firm“, überzeugten alle an der Kinokasse nicht sonderlich. In keinem der Filme hinterließ er einen nachhaltigen Eindruck.

P. S.: Gesehen wurde die knapp zweistündige deutsche Fassung. Die Originalfassung ist eine viertel Stunde länger und könnte bei uns später auf DVD veröffentlicht werden.

Papillon (Papillon, USA 2017)

Regie: Michael Noer

Drehbuch: Aaron Guzikowski

LV: Henri Charrière: Papillon, 1969 (Papillon), Banco, 1973 (Banco)

mit Charlie Hunnam, Rami Malek, Roland Møller, Joel Basman, Yorick Van Wageningen, Tommy Flanagan, Eve Hewson

Länge: 117 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

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Moviepilot über „Papillon“

Metacritic über „Papillon“

Rotten Tomatoes über „Papillon“

Wikipedia über „Papillon“ (deutsch, englisch)


TV-Tipp für den 27. Juli: Stanley-Kubrick-Abend: Dr. Seltsam/Die Rechnung ging nicht auf

Juli 27, 2018

3sat, 22.25

Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben (Dr. Strangelove or: How I learned to stop worrying and love the Bomb, GB 1964)

Reige: Stanley Kubrick

Drehbuch: Stanley Kubrick, Peter George, Terry Southern

LV: Peter George: Red Alert. 1958 (Die Welt der letzten Tage)

Buch zum Film: Peter Bryant (Pseudonym von Peter George): Dr. Strangelove Or: How I learned to stop worrying and love the bomb, 1963

Air-Force-Kommandant Jack D. Ripper glaubt, dass die Russen für seine Impotenz verantwortlich sind. Also gibt er den Befehl aus, das Reich des Bösen anzugreifen. Seine Vorgesetzten versuchen einen dritten Weltkrieg zu verhindern. Doch das ist nicht so einfach.

Tiefschwarze Satire auf den Rüstungswahnsinn und das Denken der Militärs, Technokraten und Politiker, die beängstigend nahe an der Wirklichkeit ist und auch nach dem Ende des Kalten Krieges immer noch aktuell ist. Eine Alptraum-Komödie

Mit Peter Sellers, George C. Scott, Sterling Hayden, Keenan Wynn, Slim Pickens, Peter Bull, James Earl Jones, Tracy Reed

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Dr. Seltsam“

Wikipedia über „Dr. Seltsam“ (deutsch, englisch)

3sat, 23.55

Die Rechnung ging nicht auf (The Killing, USA 1956)

Regie: Stanley Kubrick

Drehbuch: Jim Thompson, Stanley Kubrick

LV: Lionel White: Clean Break, 1955 (später „The killing“, deutsch “Der Millionencoup“)

Ex-Sträfling Johnny Clay will mit einigen Amateurenwährend eines Pferderennens die Wettgelder klauen. Der minutiös geplante Coup läuft nach Plan ab. Dann geht alles schief.

Grandioses, düsteres Caper-Movie und der endgültige Durchbruch für Stanley Kubrick. Im Gegensatz zu anderen Caper-Movies wird die Handlung im Buch und im Film nicht chronologisch, sondern mit zahlreichen Vor- und Rücksprüngen erzählt. Und der Überfall wird, zusammengehalten von einer atemberaubenden Montage, aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Mit seinen Diskontinuitäten und Dekonstruktionen ist „Die Rechnung ging nicht auf“ ein Vorläufer des postmodernen Kinos.

Einer von Kubricks Schülern ist Quentin Tarantino, der diesen Film in „Reservoir Dogs“ ausführlich würdigt. Im Drehbuch ist sogar eine – im Film nicht gezeigte – Widmung an Lionel White enthalten.

Mit Sterling Hayden, Coleen Gray, Vince Edward, Jay C. Flippen, Elisha Cook jr.

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Die Rechnung ging nicht auf“

Wikipedia über „Die Rechnung ging nicht auf“ (deutsch, englisch)

Mordlust über Lionel White

Noir of the Week über „The Killing“ (mit Filmausschnitten) 

Turner Classic Movies über “The Killing”


Neu im Kino/Filmkritik: Jodie Foster leitet das „Hotel Artemis“

Juli 26, 2018

Los Angeles, 2028: die Stadt versinkt im Chaos. Mitten drin im Kampf zwischen Polizei, Verbrechern und randalierenden Bürgern steht das ‚Hotel Artemis‘, ein heruntergekommenes Hotel. Eine Ruine, die anscheinend schon lange ihren Betrieb eingestellt hat, wenn nicht das Logo hell über die Stadt strahlen würde und wenn nicht eine Etage äußerst zahlungswillige Kunden beherbergen würden. Denn das ‚Hotel Artemis‘ ist ein Krankenhaus, das seine Mitglieder, die nach fehlgeschlagenen Verbrechen nicht in eine normales Krankenhaus gehen können, wieder zusammenflickt. Das wird von der ‚Schwester‘ (Jodie Foster), ihrem Gehilfen ‚Everest‘ (Dave Bautista) und modernster Technik erledigt. Die unglaublich alt aussehende, alkoholsüchtige, immer noch den vor 22 Jahren geschehenen Tod ihres Sohnes betrauernde Ärztin, die wie ein gehlahmer Geist Musik hörend durch die Etage huscht, führt ein strenges Regiment und stellt keine Fragen. Obwohl sie zu einigen Stammkunden eine fast schon freundschaftliche Beziehung hat.

An diesem Abend ist das ‚Hotel Artemis‘ voll belegt mit ihren mehr oder weniger schwer verletzten Kunden. Um die Anonymität zu wahren, trgen sie alle Tarnnamen, die auch die Namen der Zimmer sind, in denen sie logieren. Auch wenn die ‚Schwester‘ ihre wahren Namen kennt.

An diesem abend sind die Gäste ‚Waikiki‘ (Sterling K. Brown), sein nach einem gemeinsamen Banküberfall schwer verletzter Bruder ‚Honolulu‘ (Brian Tyree Henry), der äußerst redselige Waffenhändler ‚Acapulco‘ (Charlie Day, nervig) und die Auftragskillerin ‚Nice‘ (Sofia Boutella). Sie soll einen der Hotelgäste umbringen. Dabei gilt auch im ‚Hotel Artemis‘ die aus den „John Wick“-Filmen bekannte Hotelregel, nach der innerhalb des Gebäudes keine Verbrechen verübt werden dürfen.

Eine andere Regel besagt, dass nur Verbrecher behandelt werden, die bereits im voraus eine beträchtliche Mitgliedschaftsgebühr bezahlen. Trotzdem hilft die ‚Schwester‘ einer jungen Polizistin, die schwer verletzt an der Hintertür um Hilfe bittet. Sie kennt Morgan Daniels (Jenny Slate) von früher, als die Polizistin noch ein Kind war und die ‚Schwester‘ noch nicht als Eremitin im ‚Hotel Artemis‘ lebte.

Und dann will noch der schwerverletzte Wolfking (Jeff Goldblum) in das von ihm gegründete und finanzierte ‚Hotel Artemis‘. Er ist als Gangsterkönig der unumstrittene Herrscher der Stadt. Ihm schlägt man nur dann einen Wunsch ab, wenn man an akuter Todessehnsucht leitet.

Hotel Artemis“ ist das zwiespältige Spielfilmdebüt von Drew Pearce, dem Co-Autor von „Iron Man 3“. Der Cast ist hochkarätig und spielfreudig. Die Idee, eines Hospitals für Verbrecher erinnert natürlich sofort an die aus „John Wick“ bekannten Hotels für Killer und die nahe Zukunft, in der Pearces Film spielt, ist eine „Die Klapperschlange“-Dystopie, in der die Polizei noch nicht die Stadt verlassen hat. Das ist ein Hintergrund, vor dem man gut eine hundsgemeine, amoralische Geschichte entwickeln kann. Die Bilder und der Stil sind aus den einschlägigen Noirs und Science-Fiction-Noirs geborgt. Da man sie immer wieder gerne sieht, ist das kein Problem.

Ein Problem ist allerdings das Drehbuch. Eine richtige Geschichte will sich nicht entwickeln. Es gibt Situationen und viele nicht so wahnsinnig interessante Gespräche. Aber eine Geschichte will daraus nicht entstehen. „Hotel Artemis“ ist eine nur in einem Haus spielende Situationsbeschreibung, die sich am Ende in einer durchaus ordentlichen Portion Gewalt entlädt. Nicht weil das unbedingt nötig wäre, sondern weil es ein Mittel ist, einen Film zum Ende zu bringen.

Hotel Artemis (Hotel Artemis, USA 2018)

Regie: Drew Pearce

Drehtuch: Drew Pearce

mit Jodie Foster, Sterling K. Brown, Dave Bautista, Sofia Boutella, Jeff Goldblum, Brian Tyreee Henry, Jenny Slate, Zachary Quinto, Charlie Day, Kennth Choi

Länge: 95 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Hotel Artemis“

Metacritic über „Hotel Artemis“

Rotten Tomatoes über „Hotel Artemis“

Wikipedia über „Hotel Artemis“ (deutsch, englisch)


Neu im Kino/Filmkritik: „Catch me!“ – Große Jungs speilen Fangen

Juli 26, 2018

Mit dem Hinweis, der folgende Film basiere auf einer wahren Geschichte, beginnt „Catch me!“ (deutscher Titel). Das stimmt allerdings nur bedingt. Außer der Grundidee ist in „Tag“ (Originaltitel) alles erfunden.

Russell Adams schrieb im Januar 2013 für das Wall Street Journal einen kurzen Artikel über zehn Freunde, die seit ihrer Kindheit fangen spielen und so, auch Jahrzehnte nach dem Ende ihrer Kindheit und gemeinsamen Schulzeit, immer wieder zusammenkommen, um ein Kinderspiel zu spielen. Dabei ist es für sie kein normales ‚Fangen‘ mehr. Es gibt einige selbst auferstellte Regeln (so wird nicht zurückgeschlagen) und es wird nur während eines Monats im Jahr gespielt. Inzwischen leben die Schulkameraden über die USA verstreut. Manchmal müssen sie ihre Aktionen langfristig vorbereiten. Immerhin wissen die anderen Spielteilnehmer, dass sie innerhalb eines Monats ‚erwischt‘ werden können. Dafür organisieren sie Ablenkungsmanöver, verkleiden sich und verstecken sich manchmal für mehrere Tage im Gebüsch, Das ist dann gleichzeitig kindisch, rührend und auch bescheuert. Immerhin bleiben sie über das Spiel miteinander in Kontakt.

Dieses Spiel und die Hintergrundgeschichte ist allerdings nur die Idee für einen Film. Was fehlt, ist eine Geschichte.

Die Drehbuchautoren Rob McKittrick und Mark Steilen und Regisseur Jeff Tomsic überlegten sich für ihren Film folgende Geschchte: Jerry Pierce (Jeremy Renner) will nach dreißig Jahren aus dem Spiel aussteigen. Weil er bislang noch nie ‚erwischt‘ wurde, würde er damit ungeschlagen ausscheiden. Hogan ‚Hoagie‘ Malloy (Ed Helms) will das nicht akzeptieren. Zusammen mit Bob Callahan (Jon Hamm), Randy ‚Chilli‘ Cilliano (Jake Johnson) und Kevin Sable (Hannibal Buress) will er Jerry erwischen. Und weil Jerry demnächst in ihrer alten Heimatstadt Spokane, Washington, heiratet, ist das die Gelegenheit. Sie wissen, wann er wo ist und dass er die Hochzeit und die begleitenden Veranstaltungen nicht verlassen kann.

Selbstverständlich erwartet Jerry genau das von seinen alten Spielkameraden.

Die an Lachern arme Komödie erzählt nun, wie die vier Jungs immer wieder versuchen, Jerry zu erwischen und wie er ihnen immer wieder entkommen kann, weil er ihnen hoffnungslos überlegen ist. Dabei ist Jerry nicht nur gut in dem Spiel, sondern er ist so gut, dass er sogar Hawkeye jederzeit mühelos besiegen würde. Das langweilt in seiner endlosen Wiederholung von Versuch und garantiertem Schweitern schnell.

Garniert wird das Spiel durch einige Momente, in denen uns erklärt wird, dass sie dank des Spiels immer noch zusammen sind, dass das Spiel das Beste in ihnen hervorbringt und dass sie dank des Spiels nicht erwachsen werden. Denn erst wenn sie aufhörten zu spielen, seien sie alt.

Am Ende ist „Catch me!“ eine weitere belanglose US-Komödie, die einen eher pubertären Humor, etwas Action und einige Platitüden über Freundschaft hat. Halt genau das, was der Trailer verspricht.

Catch me! (Tag, USA 2018)

Regie: Jeff Tomsic

Drehbuch: Rob McKittrick, Mark Steilen (nach einer Vorlage von Mark Steilen)

LV: Russell Adams: It takes planning, caution to avoid being ‚It‘ (Wall Street Journal, 28. Janur 2013)

mit Ed Helms, Jeremy Renner, Jon Hamm, Jake Johnson, Annabelle Wallis, Hannibal Buress, Isla Fisher, Rashida Jones, Leslie Bibb, Cheryl Deakins

Länge: 101 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Catch me!“

Metacritic über „Catch me!“

Rotten Tomatoes über „Catch me!“

Wikipedia über „Catch me!“ (deutsch, englisch)


TV-Tipp für den 26. Juli: Der Knochenjäger

Juli 25, 2018

Vox, 22.05

Der Knochenjäger (The Bone Collector, USA 1999)

Regie: Philip Noyce

Drehbuch: Jerome Iacone

LV: Jeffery Deaver: The bone collector, 1997 (Die Assistentin, Der Knochenjäger)

Der fast vollständig gelähmte Superdetektiv Lincoln Rhyme sucht mit seinem Assistenten, der Streifenpolizistin Amelia Donaghy, einen Serienkiller.

Nach all den grandiosen Serienkiller-Filmen der neunziger Jahre ist der Whodunit „Der Knochenjäger“ ziemlich langweilige Kost.

Mit Denzel Washington, Angelina Jolie, Ed O´Neill, Michael Rooker, Queen Latifah, Luis Guzman

Wiederholung: Freitag, 27. Juli, 02.25 Uhr (Taggenau!)

Jeffery-Deaver-Kaufhinweis

So als Urlaubslektüre: Blanvalet hat Jeffery Deavers achten Lincoln-Rhyme-Thriller die Tage wieder veröffentlicht.

Dieses Mal muss Rhyme seinen Cousin von einem Mordverdacht befreien. Alles weitere in meiner ausführlichen Besprechung.

Jeffery Deaver: Der Täuscher

(übersetzt von Thomas Haufschild)

Blanvalet, 2018

544 Seiten

9,99 Euro

Originalausgabe

The Broken Window

Simon & Schuster, 2008

Deutsche Erstausgabe

Blanvalet, 2009

Denzel-Washington-Vorschautipp

Am 16. August läuft bei uns Denzel Washingtons neuer Film „The Equalizer 2“ an. Wieder inszeniert von Antoine Fuqua. Wieder muss der von Washington gespielte Robert McCall für Gerechtigkeit sorgen. Und wieder gibt es meine Besprechung zum Filmstart.

Hier der Trailer:

Hinweise

Rotten Tomatoes über “Der Knochenjäger”

Wikipedia über “Der Knochenjäger” (deutsch, englisch)

Homepage von Jeffery Deaver

Meine Besprechung von Jeffery Deavers Kurzroman „Auf ewig“ (Forever, 2005)

Meine Besprechung von Jeffery Deavers Kurzgeschichtensammlung “Gezinkt” (More twisted, 2006)

Meine Besprechung von Jeffery Deavers „Die Menschenleserin“ (The sleeping doll, 2007)

Meine Besprechung von Jeffery Deavers „Lautloses Duell“ (The blue nowhere, 2001)

Meine Besprechung von Jeffery Deavers “Der Täuscher” (The broken window, 2008)

Meine Besprechung von Jeffery Deavers “Carte Blanche Ein James-Bond-Roman” (Carte Blanche, 2011)

Meine Besprechung von Jeffery Deavers „Die Angebetete“ (XO, 2012)

Meine Besprechung von Jeffery Deavers „Todeszimmer“ (The Kill Room, 2013)

Jeffery Deaver in der Kriminalakte


„Paper Girls 4“ – erste Antworten im Jahr 2000

Juli 25, 2018

 

An Halloween 1988 wollen die vier zwölfjährigen Mädchen Erin, MacKenzie, Tiffany und KJ in der ruhigen Vorstadt Stony Stream, Ohio, vor Sonnenaufgang nur die Tageszeitungen austragen. Aber dann geschehen seltsame Dinge, sie entdecken in einem Keller ein Ding, das wie ein Raumschiff aus einem Fünfziger-Jahre-Science-Fiction-Film aussieht und seitdem werden sie durch die Zeit geschleudert.

In dem vierten „Paper Girls“-Sammelband landen sie am 31. Dezember 1999 in Stony Stream und, zwischen all den Kämpfen und Riesenrobotern (die nicht jeder sehen kann) werden auch erstmals Antworten gegeben, die uns helfen, zu verstehen, was vor sich geht. Also welche Gruppen sich mit welchen Absichten bekämpfen und was die Folgen der Zeitsprünge der Paper Girls in die Vergangenheit und Zukunft sein könnten. Denn selbstverständlich hätten die Mädels niemals Zeitreisende werden sollen und sie hätten auch nicht die riesigen Kampfroboter, die ganze Städte zerstören (keine Panik, sie werden schnell wieder aufgebaut), sehen sollen.

Autor Brian K. Vaughan, Zeichner Cliff Chiang und Kolorist Matt Wilson haben mit „Paper Girls“ eine mit mehreren Eisner und Harvey Awards augezeichnete Comicserie erschaffen, die immer noch prächtig unterhält, wenn Erin, MacKenzie, Tiffany und KJ durch die Zeit stolpern und versuchen, ohne voneinander getrennt zu werden, zu überleben. Gleichzeitig wollen sie verstehen, was geschieht. Manchmal treffen sie auch ihr älteres Ich. Dieses Mal begegnen sie der Comiczeichnerin C. Spachefski (die ältere Dame auf dem Cover), die in Stony Stream lebt und über den Krieg der Zeitalter Bescheid weiß.

Immer wieder werden ihre Erlebnisse mit popkulturellen Anspielungen garniert. Im aktuellen Sammelband wird selbstverständlich die Jahrtausendpanik angesprochen. Damals hatten Windows-Besitzer Angst, am 1. Januar 2000 ihre Computer verschrotten zu müssen.

Brian K. Vaughan/Cliff Chiang/Matt Wilson: Paper Girls 4

(übersetzt von Sarah Weissbeck)

Cross Cult, 2018

144 Seiten

22 Euro

Originalausgabe

Paper Girls 4

Image Comics, 2018

enthält

Paper Girls # 16 – 20

Hinweise

Homepage von Cliff Chiang

Wikipedia über „Paper Girls“, Brian K. Vaughan (deutsch, englisch) und Cliff Chiang

Meine Besprechung von Brian Azzarellos “Wonder Woman: Blut (Band 1)” (Wonder Woman #1 – 6, 2011/2012)

Meine Besprechung von Brian Azzarello/Goran Sudžuka/Cliff Chiangs „Wonder Woman: Königin der Amazonen (Band 6)“ (Wonder Woman # 30 – 35, 2014)

Meine Besprechung von Brian K. Vaughan/Cliff Chiangs „Paper Girls 1“ (Paper Girls, Volume 1, 2016)

Meine Besprechung von Brian K. Vaughan/Cliff Chiangs „Paper Girls 2“ (Paper Girls, Volume 2, 2017)


TV-Tipp für den 25. Juli: Tatort: Der Mann auf dem Hochsitz

Juli 24, 2018

SWR, 22.00

Tatort: Der Mann auf dem Hochsitz (Deutschland 1978)

Regie: Ulrich Neureuther

Drehbuch: Richard Hey

LV: Richard Hey: Feuer unter den Füßen, 1984

Wurde ein Jäger auf seinem Hochsitz von einem Italiener angeschossen? Kommissarin Buchmüller ermittelt.

Nicole Heesters gebührt der Verdienst, die erste „Tatort“-Kommissarin (und die erste deutsche TV-Kommissarin) gewesen zu sein. Insofern ist sie das Vorbild für alle weiteren Kommissarinnen.

„Nicole Heesters verleiht ihrer Figur eine Art weltäufige Eleganz, sie erscheint klar, kühl und ohne Falsch. Gefühle kommen bei der Grand Dame des Verbrechns nur wohldosiert zum Tragen. Sie besteht auf einer klaren Trennung zwischen Beruf und Privatleben. (…) Im Subtext von ‚Der Mann auf dem Hochsitz’ geht es um das Scheitern von traditonellen Rollenvorgaben. (…) Das vielschichtige Gesellschaftsporträt von Autor Richard Hey gibt einen gelungenen Rahmen für den ersten Auftritt der Kommissarin ab.“ (Sabine Holtgreve: Supergirls – Die Geschichte der TATORT-Kommissarinnen, in Eike Wenzel, Hrsg.: Ermittlungen in Sachen TATORT, 2000)

Richard Hey verarbeitete später sein Drehbuch zum Roman „Feuer unter den Füßen“, der sich (so meine Erinnerung) zu stark auf die teilweise lange zurückreichenden Beziehungen der einzelnen Charaktere konzentriert, um als Krimi noch zu überzeugen.

Mit Nicole Heesters, Peter Nassauer, Jörg Fallheier, Stephan Orlac, Klaus Höhne (Gastauftritt als Kommissar Konrad)

Hinweise

Tatort-Fundus

Lexikon der deutschen Krimiautoren über Richard Hey

Wikipedia über Richard Hey und diesen Tatort


Cover der Woche

Juli 24, 2018


TV-Tipp für den 24. Juli: Tschick

Juli 23, 2018

ARD, 22.45

Tschick (Deutschland 2016)

Regie: Fatih Akin

Drehbuch: Lars Hubrich, Hark Bohm (Koautor)

LV: Wolfgang Herrndorf: Tschick, 2010

In den Sommerferien langweilt sich der 14-jährige Maik in Berlin-Marzahn allein im elterlichen Haus. Da schlägt ihm sein neuer Klassenkamerad Tschick, ein russischer Spätaussiedler, vor, gemeinsam im geklauten Lada in die Walachai zu fahren. Doch zuerst geht die reichlich planlose Fahrt durch die benachbarten Bundesländer.

Gelungene Verfilmung eines Bestsellers, das seine TV-Premiere zu einer Uhrzeit erlebt, die für die Zielgruppe reichlich ungeeignet ist. Planlose TV-Planer

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Tristan Göbel, Anan Batbileg, Mercedes Müller, Anja Schneider, Uwe Bohm, Udo Samel, Claudia Geisler-Bading, Alexander Scheer, Marc Hosemann, Friederike Kempter

Wiederholungen

ARD: Mittwoch, 25. Juli, 02.10 Uhr (Taggenau!)

One: Samstag, 28. Juli, 21.45 Uhr (die Uhrzeit verbessert sich)

One: Montag, 30. Juli, 01.15 Uhr (Taggenau!) (die Uhrzeit verschlechtert sich)

Die Vorlage

zum Filmstart erschien der Roman mit einem neuen Cover und einem Anhang zum Film. Auf 18 Seiten gibt es Bilder, Statements von Fatih Akin und Michael Töteberg schreibt über Wolfgang Herrndorf im Kino.

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Wolfgang Herrndorf: Tschick

rororo, 2016

272 Seiten

9,99 Euro

Das Drehbuch

selten, sehr selten wird auch das Drehbuch veröffentlicht. In diesem Fall sogar mit einem kurzen, aber informativen Interview mit Fatih Akin

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Lars Hubrich: Tschick – Das Drehbuch

Rowohlt E-Book

60 Seiten (Verlagsangabe, mein E-Book-Reader sagt 112 Seiten und den Rest regelt das individuelle Größenbedürfnis)

2,99 Euro

Hinweise

Homepage zum Film

Filmportal über „Tschick“

Moviepilot über „Tschick“

Wikipedia über „Tschick“

Perlentaucher über Wolfgang Herrndorf und „Tschick“

Meine Besprechung von Fatih Akins „Müll im Garten Eden“ (Deutschland 2012)

Meine Besprechung von Fatih Akins „The Cut“ (Deutschland/Frankreich 2014)

Meine Besprechung von Fatih Akins „Tschick“ (Deutschland 2016)

Meine Besprechung von Fatih Akins „Aus dem Nichts“ (Deutschland 2017)

 

 

 


Dominique Manotti veranstaltet ein „Kesseltreiben“

Juli 23, 2018

Wer einen 08/15-Rätselkrimi lesen möchte, hatte schon immer schlechte Karten bei Dominique Manotti. Noir- und Hardboiled-Fans, die gerne auch einen lehrreichen Polit-Thriller (so die Ross-Thomas-Schule) lesen, waren und sind Manottis normaler Zielgruppe. Und auch sie dürften ein, zwei Probleme mit ihrem neuen Roman haben. Denn „Kesseltreiben“ ist, wie ihre Novelle „Madoffs Traum“, kein Kriminalroman. Obwohl es sogar zwei Morde gibt. Aber die sind eher nebensächlich und stören kaum die Ermittlungen von Commandante Noria Ghozali, der neuen Chefin der Abteilung zum Schutz der wirtschaftlichen Sicherheit, und ihrem Team. Langjährige Manotti-Leser kennen Ghozali bereits aus „Roter Glamour“ und „Einschlägig bekannt“. Jetzt ist sie älter und fragt sich, ob sie die nächsten Jahre weiter als Polizistin arbeiten will.

Ihr neues Team, Capitaine Fabrice Reverdy und Lieutenant Christophe Lainé, nimmt sie gleich freundschaftlich auf. Sie sind gute Polizisten, die aber gegen die globalen Aktivitäten von Konzernen wie Orstam nichts ausrichten können. Auch Théo Daquin (ebenfalls ein alter Manotti-Charakter), der inzwischen an der Universität lehrt, hilft ihr mit Hintergrundinformationen. Denn Ghozali hat von Wirtschaftskriminalität keine Ahnung. Und dabei ist gerade Francois Lamblin, ein hochrangiger Manager von des Energiekonzerns Orstam, beim Betreten der USA verhaftet worden. Offiziell wegen einer nicht so alten Sex- und einer älteren Drogengeschichte. In Wirklichkeit dürften das aber nur vorgeschobene Beschuldigungen sein, die bei einer geplanten Firmenübernahme hilfreich sein könnten, um Lamblins Kooperation zu gewährleisten.

Ghozali und ihre beiden Mitarbeiter beginnen sich in Paris umzuhören. Denn die französische Regierung ist in diesem Fall auffallend still und auch Lamblins Arbeitgeber scheint kein Interesse an einer schnellen Freilassung ihres Mitarbeiters zu haben.

Zur gleichen Zeit kehrt Ludovic Castelvieux aus Montreal zurück nach Paris. In Kanada wusch er für eine Bank Geld, Nachdem mehrere seiner Geschäftspartner mit Mafia-Verbindungen ermordet werden, beschließt er, mit dem Geld, das er in den vergangenen Jahren verdiente, unterzutauchen. Dummerweise ist sein Bankkonto auf den Grand Cayman gesperrt und er muss, obwohl er in Frankreich verurteilt wurde und mit einem Haftbefehl gesucht wird, zurück in seine alte Heimat. Ich verrate kein Geheimnis, wenn ich sage, dass Castelvieux Geschäftsbeziehungen mit Männern hat, die auch in die sich langsam entwickelnde Orstam-Affäre verwickelt sind.

Auf gut vierhundert Seiten schildert Dominique Manotti in ihrem neuen Wirtschaftskrimi chronologisch und sehr kleinteilig, zwischen vielen Charakteren und Handlungssträngen wechselnd, wie sich die Übernahme von Orstam mit all ihren Intrigen, legalen und illegalen Winkelzügen zwischen Geldzahlungen, Erpressung, Sex, Drogenkonsum und Mord entwickelt. Während Ghozali versucht, aus verschiedenen Puzzlestücken ein Bild der Abläufe in den Orstam-Chefetagen zu bekommen, wissen wir Leser mehr, aber auch nicht alles.

Inspiriert wurde Manotti für ihren neuen Roman durch die „Alstom-Affäre“. Zwischen 2013 und 2015 erfolgte Übernahme von Alstom Énergie durch den US-Konzern General Electric.

Kesseltreiben“ ist als Blick hinter die Kulissen bei einem Übernahmegefecht, den damit verbundenen firmeninternen Intrigen und Machtspielen, interessant, lehrreich und, trotz des vorhersehbaren Endes und des langsamen Erzähltempos, auch spannend.

Dominique Manotti: Kesseltreiben

(übersetzt von Iris Konopik)

Ariadne, 2018

400 Seiten

20 Euro

Originalausgabe

Racket

Éditions Les Arènes, Paris, 2018

Hinweise

Krimi-Couch über Dominique Manotti

Wikipedia über Dominique Manotti (deutsch, französisch) und Bernie Madoff 

Meine Besprechung von Dominique Manottis „Zügellos“ (À nos Chevaux!, 1997)

Meine Besprechung von Dominique Manottis „Ausbruch“ (L’évasion, 2013)

Meine Besprechung von Dominique Manottis „Madoffs Traum“ (La rêve de Madoff, 2013)

Meine Besprechung von Dominique Manottis „Abpfiff“ (Kop, 1988)


TV-Tipp für den 23. Juli: Ipcress – Streng geheim

Juli 22, 2018

Arte, 20.15

Ipcress – Streng geheim (The Ipcress File, Großbritannien 1965)

Regie: Sidney J. Furie

Drehbuch: Bill Canaway, James Doran

LV: Len Deighton: The IPCRESS File, 1962 (Ipress – Streng geheim)

Der britische Geheimagent Harry Palmer soll herausfinden, warum Top-Forscher plötzlich Gedächtnislücken haben. Stecken die Russen dahinter?

Mit dem ersten von drei Harry Palmer-Filmen legte Bond-Produzent Harry Saltzman einen erfolgreichen Gegenentwurf zu James Bond vor. Denn Harry Palmer – in Deightons Romanen hat er noch nicht einmal einen Namen – ist ein ganz gewöhnlicher Beamter mit einem Kassengestell und billigen Anzügen. Er ist eher ein Privatdetektiv, der hartnäckig eine Spur verfolgt und sich nicht auf die schützende Hand seiner Regierung verlassen kann.

Das Drehbuch des spannenden Agententhrillers erhielt den Edgar-Allan-Poe-Preis.

Für Michel Caine ist Harry Palmer eine seiner klassischen Rollen. Insgesamt spielte er dreimal den Geheimagenten. Nach „Ipcress – Streng geheim“ gab es das „Finale in Berlin“ (Funeral in Berlin, 1966, Regie: Guy Hamilton) und „Das Milliarden-Dollar-Gehirn (Billion Dollar Brain, 1967, Regie: Ken Russell). 1995 und 1996 spielte Caine wieder Harry Palmer in den zu Recht vergessenen TV-Filmen „Peking Express“ (Bullet to Beijing) und in „Herren der Apocalypse“ (Midnight in Saint Petersburg), die nicht auf Romanen von Len Deighton basieren und auch sonst nichts mit Deighton zu tun haben.

Mit Michael Caine, Nigel Green, Guy Doleman, Sue Lloyd, Gordon Jackson

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Ipcress – Streng geheim“

Wikipedia über „Ipcress – Streng geheim“ (deutsch, englisch) und Len Deighton (deutsch, englisch)

The Deighton Dossier

Krimi-Couch über Len Deighton

Meine Besprechung von Sidney J. Furies „Boomer – Überfall auf Hollywood“ (The Taking of Beverly Hills, USA 1991)


TV-Tipp für den 22. Juli: Im Herzen der See

Juli 22, 2018

Sat.1, 20.15

Im Herzen der See (In the Heart of the Sea, USA 2015)

Regie: Ron Howard

Drehbuch: Charles Leavitt (nach einer Geschichte von Charles Leavitt, Rick Jaffa und Amanda Silver)

LV: Nathaniel Philbrick: In the Heart of the Sea: The Tragedy of the Whaleship Essex, 2000 (Im Herzen der See: Die letzte Fahrt des Walfängers Essex)

Anstatt noch einmal „Moby Dick“ zu verfilmen, wurde dieses Mal die Geschichte verfilmt, die Herman Melville zu seinem Roman „Moby Dick“ inspirierte.

Mehr Malen nach Zahlen als saftiges Seemannsgarn, aber für einen warmen Sommerabend gut geeignet.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Chris Hemsworth, Benjamin Walker, Cillian Murphy, Ben Whishaw, Tom Holland, Brendan Gleeson, Charlotte Riley

Hinweise
Amerikanische Homepage zum Film
Deutsche Homepage zum Film
Film-Zeit über „Im Herzen der See“
Moviepilot über „Im Herzen der See“
Metacritic über „Im Herzen der See“
Rotten Tomatoes über „Im Herzen der See“
Wikipedia über „Im Herzen der See“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Ron Howards „Rush – Alles für den Sieg“ (Rush, USA/Großbritannien/Deutschland 2013)

Meine Besprechung von Ron Howards „Im Herzen der See“ (In the Heart of the Sea, USA 2015)

Meine Besprechung von Ron Howards „Inferno“ (Inferno, USA 2016)

Meine Besprechung von Ron Howards „Solo: A Star Wars Story“ (Solo: A Star Wars Story, USA 2018)


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