Neu im Kino/Filmkritik: „Und dann kam Dad“ und er sah aus wie Robert De Niro

Mai 25, 2023

Bevor am 19. Oktober Martin Scorseses historischer Thriller „Killers of the Flower Moon“ startet, gibt es einen weiteren der inzwischen zahlreichen vergessenswerten Filme mit Robert De Niro. Dieses Mal spielt er Salvo Maniscalco, den herrischen Vater von Sebastian Maniscalco. Der Stand-up-Komiker spielt sich hier mehr oder weniger selbst in einem Film der mehr oder weniger auf eigenen Erlebnissen und seiner Beziehung zu seinem Vater basiert.

Der Film-Sebastian ist glücklich verliebt in die aus einer vermögenden Familie stammenden Malerin Ellie Colllins. Jetzt ist er zur Collins‘ Familienfeier am Wochenende um den 4. Juli eingeladen. Für Sebastian ist das die Gelegenheit, endlich um ihre Hand anzuhalten.

Dummerweise will sein verwitweter Vater diese Tage nicht allein verbringen. Er will sie, wie immer, mit seinem Sohn verbringen. Zähneknirschend ist Sebastian einverstanden. Denn er befürchtet das Schlimmste, wenn sein Vater und Ellies Familie aufeinandertreffen. Salvo Maniscalco ist ein in Italien geborener Friseur. Als Kind kam er mit seinen Eltern in die USA. Täglich bedient er in seinem Salon die Damen des Viertels. Er ist sparsam, hat zu allem eine dezidierte Meinung und hat seinen Sohn Sebastian mit harter Hand erzogen. Ellies Eltern kamen einige Jahrhunderte früher, auf der „Mayflower“, in die USA. Inzwischen sind sie äußerst vermögend. Ellies Vater ist der CEO einer Luxushotelgruppe. Ihre Mutter ist Senatorin. Ihre beiden Brüder stolpern ziellos durch das Leben. Der eine gibt dabei großkotzig ein Vermögen aus. Der andere befindet sich, seelisch äußerst empfindsam, auf einem spirituellem Trip.

Kurz gesagt trifft hier US-amerikanischer, snobistischer Geldadel auf zupackendes italienisches Proletariertum.

Damit ist die Ausgangslage für eine ordentliche Portion Chaos gelegt. Aber dieser Clash zweier Kulturen ist – und will es auch nicht sein – keine Gesellschaftssatire, in der die Klassen und die gegenseitigen Vorurteile aufeinanderprallen, und er ist keine Boulevardkomödie, in der die unterschiedlichen Befindlichkeiten lautstark zum Ausdruck kommen. Laura Terrusos Komödie verschenkt grundlos das durchaus vorhandene Potential der Prämisse und des Themas. Nie ist sie an irgendeiner thematischen Vertiefung interessiert.

Am Ende ist „Und dann kam Dad“ eine lahme Ansammlung vorhersehbarer Mini-Konflikte und unlustiger Witzeleien über tote Tiere, einen Haarschnitt und einen Besuch im Stammrestaurant der Gastgeber. Das alles ist erschreckend belanglos.

Die besten dieser mauen Witze sind fast alle im Trailer zu sehen. Und die vulgären Witze sind hier sogar die besser funktionierenden Witze. Wobei sie noch nicht einmal besonders zotig oder gut sind. Ich meine, wie oft müssen wir den noch nie witzigen Gag über den Mann, der nicht bemerkt, dass ihm die Hose runtergerutscht ist und er der Welt seinen Penis präsentiert, noch ertragen? Wie oft sollen wir noch glauben, dass Erwachsene beim Anblick eines männliches Geschlechtsteils eine Panikattacke bekommen, weil sie so etwas schreckliches noch nie gesehen haben? Aus dem Alter war ich schon lange vor der Pubertät herausgewachsen.

Und dann kam Dad“ ist nicht so grottenschlecht wie „Dirty Grandpa“, aber auch wieder nur ein Film für die Robert-De-Niro-Hardcore-Komplettisten.

Und dann kam Dad (About my father, USA 2023)

Regie: Laura Terruso

Drehbuch: Sebastian Maniscalco, Austen Earl

mit Sebastian Maniscalco, Robert De Niro, Leslie Bibb, Anders Holm, David Rasche, Kim Cattrall, Brett Dier

Länge: 96 Minuten

FSK: ab 0 Jahre („vereinzelt kommt es zu rüder Sprache, die aber auch die jüngsten Zuschauer:innen nicht überfordert oder beeinträchtigt.“; In den USA ist der Film PG-13)

Hinweise

Moviepilot über „Und dann kam Dad“

Metacritic über „Und dann kam Dad“

Rotten Tomatoes über „Und dann kam Dad“

Wikipedia über „Und dann kam Dad“


Neu im Kino/Filmkritik: „Catch me!“ – Große Jungs speilen Fangen

Juli 26, 2018

Mit dem Hinweis, der folgende Film basiere auf einer wahren Geschichte, beginnt „Catch me!“ (deutscher Titel). Das stimmt allerdings nur bedingt. Außer der Grundidee ist in „Tag“ (Originaltitel) alles erfunden.

Russell Adams schrieb im Januar 2013 für das Wall Street Journal einen kurzen Artikel über zehn Freunde, die seit ihrer Kindheit fangen spielen und so, auch Jahrzehnte nach dem Ende ihrer Kindheit und gemeinsamen Schulzeit, immer wieder zusammenkommen, um ein Kinderspiel zu spielen. Dabei ist es für sie kein normales ‚Fangen‘ mehr. Es gibt einige selbst auferstellte Regeln (so wird nicht zurückgeschlagen) und es wird nur während eines Monats im Jahr gespielt. Inzwischen leben die Schulkameraden über die USA verstreut. Manchmal müssen sie ihre Aktionen langfristig vorbereiten. Immerhin wissen die anderen Spielteilnehmer, dass sie innerhalb eines Monats ‚erwischt‘ werden können. Dafür organisieren sie Ablenkungsmanöver, verkleiden sich und verstecken sich manchmal für mehrere Tage im Gebüsch, Das ist dann gleichzeitig kindisch, rührend und auch bescheuert. Immerhin bleiben sie über das Spiel miteinander in Kontakt.

Dieses Spiel und die Hintergrundgeschichte ist allerdings nur die Idee für einen Film. Was fehlt, ist eine Geschichte.

Die Drehbuchautoren Rob McKittrick und Mark Steilen und Regisseur Jeff Tomsic überlegten sich für ihren Film folgende Geschchte: Jerry Pierce (Jeremy Renner) will nach dreißig Jahren aus dem Spiel aussteigen. Weil er bislang noch nie ‚erwischt‘ wurde, würde er damit ungeschlagen ausscheiden. Hogan ‚Hoagie‘ Malloy (Ed Helms) will das nicht akzeptieren. Zusammen mit Bob Callahan (Jon Hamm), Randy ‚Chilli‘ Cilliano (Jake Johnson) und Kevin Sable (Hannibal Buress) will er Jerry erwischen. Und weil Jerry demnächst in ihrer alten Heimatstadt Spokane, Washington, heiratet, ist das die Gelegenheit. Sie wissen, wann er wo ist und dass er die Hochzeit und die begleitenden Veranstaltungen nicht verlassen kann.

Selbstverständlich erwartet Jerry genau das von seinen alten Spielkameraden.

Die an Lachern arme Komödie erzählt nun, wie die vier Jungs immer wieder versuchen, Jerry zu erwischen und wie er ihnen immer wieder entkommen kann, weil er ihnen hoffnungslos überlegen ist. Dabei ist Jerry nicht nur gut in dem Spiel, sondern er ist so gut, dass er sogar Hawkeye jederzeit mühelos besiegen würde. Das langweilt in seiner endlosen Wiederholung von Versuch und garantiertem Schweitern schnell.

Garniert wird das Spiel durch einige Momente, in denen uns erklärt wird, dass sie dank des Spiels immer noch zusammen sind, dass das Spiel das Beste in ihnen hervorbringt und dass sie dank des Spiels nicht erwachsen werden. Denn erst wenn sie aufhörten zu spielen, seien sie alt.

Am Ende ist „Catch me!“ eine weitere belanglose US-Komödie, die einen eher pubertären Humor, etwas Action und einige Platitüden über Freundschaft hat. Halt genau das, was der Trailer verspricht.

Catch me! (Tag, USA 2018)

Regie: Jeff Tomsic

Drehbuch: Rob McKittrick, Mark Steilen (nach einer Vorlage von Mark Steilen)

LV: Russell Adams: It takes planning, caution to avoid being ‚It‘ (Wall Street Journal, 28. Janur 2013)

mit Ed Helms, Jeremy Renner, Jon Hamm, Jake Johnson, Annabelle Wallis, Hannibal Buress, Isla Fisher, Rashida Jones, Leslie Bibb, Cheryl Deakins

Länge: 101 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Catch me!“

Metacritic über „Catch me!“

Rotten Tomatoes über „Catch me!“

Wikipedia über „Catch me!“ (deutsch, englisch)


Neu im Kino/Filmkritik: Idris Elba vollbringt „Keine gute Tat“

November 20, 2014

Wer sich bis jetzt fragte, wie bekannt Idris Elba und Taraji P. Henson sind, erhält mit „Keine gute Tat“ die Antwort: ziemlich. In den USA war der Thriller in der Startwoche sogar auf dem ersten Platz und sein Budget hat er inzwischen locker eingespielt.
Idris Elba spielte in „The Wire“ mit. Er ist DCI John „Luther“ („Luther“-Erfinder Neil Cross arbeitet gerade für Fox an einem US-Remake und Ende 2015 spielt Idris Elba wieder John Luther in der gleichnamigen BBC-Serie). Er war Nelson „Mandela“ und er übernahm prägnante Nebenrollen in „Prometheus“, „Pacific Rim“ und den beiden „Thor“-Filmen. Sein Gesicht ist inzwischen auch Filmfans vertraut.
Taraji P. Henson erhielt eine Oscar-Nominierung als beste Nebendarstellerin für „Der seltsame Fall des Benjamin Button“ und gehört zur Stammbesetzung von „Person of Interest“, einer in den USA erfolgreiche TV-Serie von Jonathan Nolan („Interstellar“), die bei uns eher unter ‚ferner liefen‘ läuft.
In „Keine gute Tat“ spielt sie Terry, eine ehemalige Staatsanwältin und jetzt glücklich verheiratete Mutter von zwei Kindern, die in einem noblen Vorstadthaus lebt. Ihr Mann besucht gerade seinen Vater über das Wochenende zu einen gemeinsamen Geburtstag-Angelausflug.
Als es klingelt und Colin (Idris Elba) vor der Tür steht, will sie den Fremden, dessen Auto einige Meter weiter verunglückte, zuerst nicht in ihr Haus lassen. Aber draußen stürmt es, er ist platschnaß und höflich.
Dabei ist das nur eine Fassade. Colin ist ein ausgebrochener Sträfling, der auf seiner Flucht eine Spur von Leichen hinterlässt und natürlich auch in Terrys Haus wüten wird.
Die Geschichte von „Keine gute Tat“ ist altbekannt und sie wird auch ohne nennenswerte Variationen abgespult. Erst gegen Ende gibt es eine Überraschung, die den vorherigen Ereignissen eine neue Bedeutung verleiht. Es ist allerdings auch nur eine Überraschung, ein Aha-Moment, der ziemlich folgenlos verpufft. Hätten die Macher diese Überraschung schon früher enthüllt, hätten alle Handlungen von Colin und Terry noch ein weiteres Motiv gehabt und dann wäre „Keine gute Tat“ mehr als nur ein weiterer formelhafter Home-Invasion-Thriller, bei dem der interessanteste Aspekt die Hautfarbe der beiden Hauptdarsteller ist.
Davon abgesehen wissen wir jetzt, dass Idris Elba einen Film tragen kann, wie er auch TV-Serie „Luther“ trägt.
Sowieso heben die spielfreudigen Schauspieler und „Luther“-Regisseur Sam Miller die altbekannte Geschichte auf ein höheres Level, als der Film es verdient hat. Denn es ist ein klassischer TV-Film, der ohne Nebengeschichten und ohne besondere Höhen und Tiefen in unter neunzig Minuten geradlinig seine Geschichte erzählt.

Keine gute Tat - Plakat

Keine gute Tat (No good deed, USA 2014)
Regie: Sam Miller
Drehbuch: Aimee Lagos
mit Idris Elba, Taraji P. Henson, Leslie Bibb, Kate del Castillo, Henry Simmons, Mirage Spann, Kenny Alfonso, Dan Caudill
Länge: 84 Minuten
FSK: ab 16 Jahre

Hinweise
Englische Homepage zum Film
Deutsche Homepage zum Film
Film-Zeit über „Keine gute Tat“
Moviepilot über „Keine gute Tat“
Metacritic über „Keine gute Tat“
Rotten Tomatoes über „Keine gute Tat“
Wikipedia über „Keine gute Tat“


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