Ein Ort für die Ewigkeit (GB 2008, R.: Daniel Percival)
Drehbuch: Patrick Harbinson
LV: Val McDermid: A Place of Execution, 1999 (Ein Ort für die Ewigkeit)
1963 verschwand eine 13-jährige aus einem 20-Seelen-Ort. Ihr Stiefvater wurde als ihr Mörder gehängt. Als heute eine Journalistin eine Doku über den alten Fall drehen will, stößt sie auf unerwartete Probleme und beginnt genauer zu recherchieren.
BBC-Verfilmung des Dagger-nominierten Werkes von McDermid.
Juliet Stevenson erhielt für ihre Rolle einen Dagger und das Drehbuch erhielt den diesjährigen Edgar als bester Kriminalfilm.
The Last Child (Das letzte Kind) von John Hart (Minotaur Books)
nominiert
The Missing von Tim Gautreaux (Random House – Alfred A. Knopf)
The Odds von Kathleen George (Minotaur Books)
Mystic Arts of Erasing All Signs of Death (Das Clean-Team) von Charlie Huston (Random House – Ballantine Books)
Nemesis von Jo Nesbø, übersetzt von Don Bartlett (HarperCollins)
A Beautiful Place to Die von Malla Nunn (Simon & Schuster – Atria Books)
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BEST FIRST NOVEL BY AN AMERICAN AUTHOR
In the Shadow of Gotham von Stefanie Pintoff (Minotaur Books)
nominiert
The Girl She Used to Be von David Cristofano (Grand Central Publishing)
Starvation Lake von Bryan Gruley (Simon & Schuster – Touchstone)
The Weight of Silence von Heather Gudenkauf (MIRA Books)
A Bad Day for Sorry von Sophie Littlefield (Minotaur Books – Thomas Dunne Books)
Black Water Rising von Attica Locke (HarperCollins)
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BEST PAPERBACK ORIGINAL
Body Blows von Marc Strange (Dundurn Press – Castle Street Mysteries)
nominiert
Bury Me Deep von Megan Abbott (Simon & Schuster)
Havana Lunar von Robert Arellano (Akashic Books)
The Lord God Bird von Russell Hill (Pleasure Boat Studio – Caravel Books)
The Herring-Seller’s Apprentice von L.C. Tyler (Felony & Mayhem Press)
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BEST FACT CRIME
Columbine von Dave Cullen (Hachette Book Group – Twelve)
nominiert
Go Down Together: The True, Untold Story of Bonnie and Clyde von Jeff Guinn (Simon & Schuster)
The Fence: A Police Cover-Up Along Boston’s Racial Divide von Dick Lehr (HarperCollins)
Provenance: How a Con Man and a Forger Rewrote the History of Modern Art von Laney Salisbury und Aly Sujo (The Penguin Press)
Vanished Smile: The Mysterious Theft of Mona Lisa von R.A. Scotti (Random House – Alfred A. Knopf)
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BEST CRITICAL/BIOGRAPHICAL
The Lineup: The World’s Greatest Crime Writers Tell the Inside Story of Their Greatest Detectives, herausgegeben von Otto Penzler (Hachette Book Group – Little, Brown and Company)
nominiert
Talking About Detective Fiction von P.D. James (Random House – Alfred A. Knopf)
Haunted Heart: The Life and Times of Stephen King von Lisa Rogak (Thomas Dunne Books)
The Talented Miss Highsmith: The Secret Life and Serious Art of Patricia Highsmith von Joan Schenkar (St. Martin’s Press)
The Stephen King Illustrated Companion von Bev Vincent (Fall River Press)
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BEST SHORT STORY
“Amapola” (in Phoenix Noir) von Luis Alberto Urrea (Akashic Books)
nominiert
“Last Fair Deal Gone Down” (in Crossroad Blues) von Ace Atkins (Busted Flush Press)
“Femme Sole” (in Boston Noir) von Dana Cameron (Akashic Books)
“Digby, Attorney at Law” (in Alfred Hitchcock Mystery Magazine) von Jim Fusilli (Dell Magazines)
“Animal Rescue” (in Boston Noir) von Dennis Lehane (Akashic Books)
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BEST JUVENILE
Closed for the Season von Mary Downing Hahn (Houghton Mifflin Harcourt Children’s Books)
nominiert
The Case of the Case of Mistaken Identity von Mac Barnett (Simon & Schuster Books for Young Readers)
The Red Blazer Girls: The Ring of Rocamadour von Michael D. Beil (Random House Children’s Books – Alfred A. Knopf)
Creepy Crawly Crime von Aaron Reynolds (Henry Holt Books for Young Readers)
The Case of the Cryptic Crinoline von Nancy Springer (Penguin Young Readers Group – Philomel Books)
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BEST YOUNG ADULT
Reality Check von Peter Abrahams (HarperCollins Children’s Books – HarperTeen)
nominiert
If the Witness Lied von Caroline B. Cooney (Random House Children’s Books – Delacorte Press)
The Morgue and Me von John C. Ford (Penguin Young Readers Group – Viking Children’s Books)
„Ein alter Mann mit einer Lidl-Tüte schlurfte vorbei, ohne sich groß an dem Toten oder den beiden Leichenfledderern zu stören. Ein tätowiertes Pärchen mit einem Kinderwagen hingegen hielt an, drehte den Wagen so, dass der Kleine einen guten Blick hatte, und stand dann mit hängenden Liedern und Kiefern einfach da und glotzte.
Manche Stadtviertel versprühen einen solch unnachahmlichen Charme, dass man sich insgeheim fragt, wann wohl die Touristenbusse anrollen.“
Die vor Kristof Kryszinski aufgeschlagene Leiche ist sein Vorgänger: der Hausmeister des Mühlheimer Wohnpark Nord und Privatdetektiv Kryszinski soll undercover herausfinden, wer in diesem sozialen Brennpunkt für die Einbrüche verantwortlich ist. Eine Bürgerwehr hat sich auch schon gegründet. Die üblichen Verdächtigen lungern ebenfalls in dem Sozialbau herum. Kryszinskis Tarnung fliegt, obwohl er gewissenhaft seinen Pflichten als Hausmeister nachkommt und sich von den im Wohnblock lebenden Frauen verköstigen lässt, schnell auf. Aber das ist auch nicht so schlimm. Denn Kryszinski erwischt ungewohnt schnell die beiden titelgebenden, an der Schwelle zur Pubertät stehenden Rotzlöffel Yves und Sean Kerner mit dem Diebesgut in ihrem Kellerversteck und, weil deren Eltern grandiose Vorbilder für einen mustergültigen Fall von schwerer Kindesvernachlässigung sind, werden die beiden Zwillinge sofort in eine Pflegefamilie gesteckt. Im benachbarten Luxemburg.
Eigentlich könnte Kryszinski jetzt sein Honorar einstreichen. Aber er sieht sich noch einmal die Fakten an und er ist sich sicher, dass er verarscht wurde. Die beiden Rotzlöffel Yves und Sean sind als Täter einfach zu perfekt. Er will seinen Fehler wiedergutmachen und fährt nach Luxemburg. Aber die Pflegeeltern wollen ihn nicht zu den Jungs lassen. Als Kryszinski sich etwas umhört, erfährt er, dass die nach außen ach so honorige und um das Wohl der Schutzbefohlenen sehr besorgte Pflegefamilie nicht ganz koscher ist.
Erfahrene Krimileser können sich spätestens jetzt denken – auch weil der Klappentext es schon verrät -, womit die Pflegefamilie ihr Geld verdient.
Das ist nicht so schlimm, wie Spoiler-Hasser jetzt vielleicht befürchten. Denn die Kristof-Kryszinski-Krimis von Jörg Juretzka werden in erster Linie wegen der schnoddrig-lakonischen Sprache und dem saloppen ignorieren jeder Anwandlung politischer Korrektheit gelesen.
Denn obwohl sein eher glückloser Detektiv Kryszinski dieses Mal tief im Milieu der Sozialhilfeempfänger ermittelt und er versucht, zwei benachteiligten Kindern zu helfen, gibt es in „Rotzig & Rotzig“ kein Betroffenheitsgesülze, keine sozialdemokratischen Anklagen gegen die böse Gesellschaft und auch keine Hilferufe nach dem Staat. Das alles bleibt dem sonntäglichen „Tatort“ vorgehalten.
Bei Juretzka wird sich dagegen durchgeschlagen und die beiden Rotzlöffel haben dann auch ihre ganz eigene Ansicht zu der von Kryszinski letztendlich erfolgreich veranstalteten Rettungsaktion.
Beginnen wir mit dem großen Minuspunkt von Joachim Körbers „Das bekannte Fremde“: dem Inhaltsverzeichnis. Es sind nur die Titel abgedruckt. Dabei wären einige weitere Informationen schon gut.
Also muss ich es hier machen:
Teil 1: Leute
Das bekannte Fremde (über Ursula K. Le Guin)
Was ist Wahrheit? (über Philip K. Dick)
Die Frau im Mond (über Thea von Harbou)
Der Prophet des Untergangs (über J. G. Ballard)
Teil 2: Bücher
Guter Autor – böser Autor (über „Desperation“ von Stephen King und „The Regulators“ von Richard Bachman)
Wider den billigen Nervenkitzel (über „Der Gedankenleser“ von Gunter Gross)
Die Welt stinkt (über „Gegen die Welt, gegen das Leben“ von Mchel Houllebecq)
Tanz im anderen Wind (über „Rückkehr nach Erdsee“ von Ursula K. Le Guin)
„Mit dem Vorschlaghammer dem Leser eins in die Fresse“ (über „Ein amerikanischer Thriller“ und „Ein amerikanischer Albtraum“ von James Ellroy)
It’s hard to be a king (über „Bote der Nacht“ von Dean Koontz)
Brave New World Revisted (über „Die Enteigneten“ von Ursula K. Le Guin)
Teil 3: Themen
Raumpatrouille Orion (Ähem, das ist selbsterklärend.)
Ein Krieg wird kommen (über die Verquickung von militärischen Entwicklungen und Science-Fiction, unter besonderer Berücksichtigung der Verbindungen zum völkischen Denken)
Manche mögen’s kalt (über die Welteislehre oder Glazial-Kosmogonie und ihre Beliebtheit bei den Nazis)
Das Ende der Zukunft? (ein Essay über die Wichtigkeit von Visionen)
Herr Roland kam zum finstern Turm… (über Stephen Kings Saga vom Dunklen Turm)
Proletarier im Fantasy-Land (Abschließendes zu Fafhrd und dem Grauen Mausling – und dem Werk von Fritz Leiber und seiner Bedeutung)
Von Mäusen und Menschen oder Spiegelungen in einem dunklen Glas (über Susan Palwicks „Das Schicksal der Mäuse“ und Daniel Keyes‘ „Blumen für Algernon“)
Der James Bond des neuen Jahrtausends (vor allem über „Casino Royale“)
J. G. Ballard und die Erinnerungen an das Raumfahrtzeitalter (über J. G. Ballard und seine ganz wenigen Schriften zur Mondlandung)
Die meisten Texte sind in den vergangenen Jahren an verschiedenen Orten, wie Jungle World, Mephisto und Alien Contact, erschienen und für Hardcore-Krimifans nicht sonderlich interessant. Aber wer einen etwas weiteren Blick hat, wird viele Perlen finden. Dazu gehören die Rückblicke in die Geschichte der phantastischen Literatur in den Aufsätzen „Ein Krieg wird kommen“ und „Manche mögen’s kalt“. Sie beschäftigen sich vor allem mit dem deutschen Weg in der Verbindung zwischen wissenschaftlichen Erkenntnissen (die sich teilweise als Unfug herausstellten), populären Zukunftsromanen, völkisch-faschistischem Denken und ihren Nachwirkungen nach 1945.
In „Das Ende der Zukunft“ spricht Körber sich für eine überfällige Wiederkehr von Visionen aus:
„Wir, als Volk, als Bürger, haben ein Recht auf Utopien und Visionen, und es ist Aufgabe von Politik, Wissenschaft und Kunst, sie uns zu geben. Welche Folgen Politik ohne Visionen haben kann, das führt uns der aktuelle Zustand des Staates und seiner Regierung jeden Tag vor Augen.“
Mit den Texten über Ursula K. Le Guin konnte ich weniger anfangen. Aber das liegt – weil ich kein Fantasy-Fan bin – vor allem daran, dass ich von Le Guin, außer ihrem Schreibratgeber „Kleiner Autoren-Workshop“, nichts gelesen habe. Die Texte über Ballard, Dick, Ellroy, King, Koontz und von Harbou bieten lesenswerte Einblicke in das Leben und Werk der Autoren.
Ein wiederkehrendes Thema der von Körber für diesen Sammelband zusammengestellten Texte ist das Verhältnis von vertrauter und fremder Welt. Diese kann auf anderen Planeten, in der Zukunft, in der Gegenwart oder in unserer Psyche liegen.
Joachim Körber ist Verleger (unter anderem die Edition Phantasia und kuk), Übersetzer (unter anderem Stephen King, Max Brooks, Neal Stephenson und Dan Simmons), Autor (unter anderem „Wolf“) und einer der deutschsprachigen Experten im Bereich der phantastischen Literatur. Dass er nebenbei in der Edition Phantasia auch eine kleine, feine Krimireihe pflegt, macht ihn nur noch sympathischer.
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Joachim Körber: Das bekannte Fremde – Schriften zur Phantastik (nebst einigen anderen)
LV: Arthur La Bern: Goodbye Piccadilly, Farewell Leicester Square, 1966 (Frenzy)
Ein Frauenmörder versetzt ganz London in Panik. Die Polizei tappt im Dunkeln. Und ein Unschuldiger kennt den richtigen Täter: seinen besten Freund.
Oder in Hitchcocks Worten: „Frenzy ist die Geschichte eines Mannes, der impotent ist und sich deshalb durch Mord ausdrückt.“
Hitchcocks vorletzter Film, seine Rückkehr nach London und seine Rückkehr in die Kritikerherzen, nachdem er seit „Die Vögel“ (1963) nichts wirklich weltbewegendes präsentierte. Zum Beispiel: „wunderbar komisches Drehbuch“ (New York Times), „Der strahlende Beweis, dass jeder, der einen spannenden Film macht, immer noch ein Lehrling dieses Meisters ist“ (Time Magazine), „Frenzy ist das reine Hitchcock-Festival“ (Harris/Lasky) – Ich konnte diese Euphorie nie teilen. Denn alle Beziehungen sind steril oder enden mit Mord. „Frenzy ist bis zum letzten Bild eine hermetische und kalt negative Vision des menschlichen Daseins.“ (Donald Spoto)
Mit Jon Finch, Barry Foster, Barbara Leigh-Hunt
Wiederholung: Montag, 3. Mai, 00.40 Uhr (Taggenau!))
Was hat D. B. Blettenberg in den letzten Jahren getan? Seit seinem Südafrika-Krimi „Land der guten Hoffnung“ vergingen vier Jahre.
Mit „Murnaus Vermächtnis“ liegt jetzt die Antwort vor. Blettenberg hat mit gut sechshundert Seiten sein bislang umfangreichstes Werk geschrieben.
In dem Abenteuerroman soll in Ghana der deutschstämmige Tourguide Victor Voss den seltsam blass aussehenden Albin Grau nach Ho begleiten. Schon vor der Abfahrt häufen sich die seltsamen Ereignisse. Aus Voss‘ Auto wird seine Sporttasche und ein Minisarg gestohlen. Fledermäuse wecken ihn aus einem alptraumhaftem Schlaf. Als Voss sich über seinen seltsamen Kunden erkundigt, erfährt er, dass er kein Spiegelbild hat.
Außerdem ist Grau ein Murnau-Fan und die Fahrt hat etwas mit dem verstorbenen Stummfilmregisseur, der mit der Dracula-Variante „Nosferatu“ einen Klassiker des Horrorfilms drehte, zu tun. Die Zeichen für kommende Katastrophen sind unübersehbar.
Aber bevor Voss und Grau das Ziel ihrer Fahrt erreichen, wird Grau nachts in seinem Hotelzimmer ermordet. Jemand hat ihm eine dreizackige Wunde in die Halsschlagader gestochen (oder gebissen?) und verbluten gelassen.
Kurz darauf wird Voss‘ mütterliche Freundin Vera ermordet. Voss will jetzt herausfinden, warum Grau und Vera ermordet wurden und was das alles mit Friedrich Wilhelm Murnau zu tun hat.
In „Murnaus Vermächtnis“ entwirft Blettenberg ein detailliertes Bild von Ghana vor sechs Jahren. 2003 und 2004 arbeitete Blettenberg als Entwicklungshelfer in Ghana und, wie schon in seinen vorherigen Romanen, verarbeitet er seine Reiseeindrücke in einem spannenden Roman.
Aber im Gegensatz zu seinen vorherigen Krimis ist „Murnaus Vermächtnis“ kein Politthriller, sondern ein Old-School-Abenteuerroman mit Schatzjägern, korrupten Polizisten, schönen Frauen, Mystizismus, Okkultismus, Geisterglaube und Tabus (so auch der Titel von Murnaus letztem Film). Das ganze ergänzt er um eine satte Portion deutscher Geschichte (so wurde die Ghana Air Force von der Deutschen Hanna Reitsch aufgebaut), Familienbande und Inzest.
Das ist natürlich schönster Pulp, der hier von D. B. Blettenberg auf gut sechshundert Seiten ausgerollt wird. Früher hätten dafür dreihundert Seiten gereicht. Aber dann hätten wir – leider – viel weniger über Friedrich Wilhelm Murnau, Ghana, die deutsche Kolonialgeschichte und das alltägliche Leben in und um Accra, der Hauptstadt von Ghana, erfahren. Das hat letztendlich teilweise nichts mit der Schatzsuche zu tun, aber während Ich-Erzähler Voss noch in seinem Alltagsleben gefangen ist, entsteht so das Gefühl einer diffusen Bedrohung (Hey, es gibt keine Vampire! Oder vielleicht doch?) und Blettenberg legt viele richtige und einige falsche Spuren aus.
„Murnaus Vermächtnis“ ist, wie bei D. B. Blettenberg auch nicht anders zu erwarten, ein feiner Schmöker für ein langes Wochenende.
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D. B. Blettenberg: Murnaus Vermächtnis
Dumont, 2010
576 Seiten
19,95 Euro
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Lesung
D. B. Blettenberg stellt am Donnerstag, den 29. April, um 19.00 Uhr, im Veranstaltungssaal des Berliner Verlags (Karl-Liebknecht-Straße 29, Nähe S/U-Bahnhof Alexanderplatz) seinen neuen Roman vor.
Als Eintritt wird um eine großzügige Spende von Lebenszeit gebeten.
Drehbuch: Francis Durbridge (Übersetzung: Marianne de Barde)
In dem Kaff Littleshore wird eine junge Frau mit einem Halstuch erdrosselt. Inspektor Harry Yates sucht den Täter.
Legendäre, sechsteilige Durbridge-Verfilmung, die damals als „Straßenfeger“ für leere Straßen sorge.
Im Gegensatz zu seinem Ruf ist „Das Halstuch“ allerdings sehr schlecht gealtert. Es ist ein abgefilmtes Theaterstück und die wenigen Außenaufnahmen könnten überall gedreht worden sein. Die Story ist Durbridge-typisch mit einem Cliffhanger am Ende jeder Folge, vielen Verdächtigen, auf eine altmodische Art spannend (wenig Thrill, eher entspannend und nett anzusehen) und letztendlich nicht sehr logisch.
Den zweiten Teil gibt’s erstmals am kommenden Mittwoch, den 5. Mai, um 21.15 Uhr.
Mit Heinz Drache, Albert Lieven, Margot Trooger, Dieter Borsche, Horst Tappert, Hellmut Lange, Eva Pflug
In den vergangenen Jahren waren vor allem Katastrophenmeldungen über die von Rolf Basedow geschriebene und von Dominik Graf inszenierte zehnteilige TV-Serie „Im Angesicht des Verbrechens“ zu hören. Steigende Budgets, eine geschrottete Produktionsgesellschaft undsoweiter.
Graf selbst sagt zwar, dass es vielleicht nicht schlecht sei, die Serie an einem Stück zu sehen, aber wenn eine Serie schon als zehnteilige Serie konzipiert wird, sollte doch wenigstens die Erstausstrahlung so ablaufen.
Jedenfalls für alle, die noch nicht wissen, ob sie die Serie ansehen sollen (Was ich nicht verstehen kann.) oder die Serie erst nach der TV-Ausstrahlung an einem Stück sehen wollen (Was ich aufgrund meines eigenen Sehverhaltens gut verstehen kann) gibt es hier eine ziemlich umfassende, durchaus eigennützige Sammlung der Berichte und Kritiken zur Serie:
Im Alexander-Verlag erscheint im September das Filmbuch „Im Angesicht des Verbrechens“ von Johannes Sievert. Geplant ist ein umfassender Einblick in die Dreharbeiten.
LV: John Buchan: The Thirty-Nine Steps, 1915 (Die neundundreißig Stufen)
Richard Hannay wird verdächtigt einen Spion umgebracht zu haben. Die Suche nach dem Mörder führt ihn durch halb England zu einem mordlüsternem Spionagering.
Hitchcock-Klassiker aus seiner englischen Phase.
“Was mir bei The 39 Steps gefiel, waren die jähen Umschwünge und das rapide Springen von einer Situation in die nächste. (…) Sollte ich The 39 Steps noch einmal drehen, dann würde ich wieder nach diesem Rezept vorgehen. Aber das kostet wirklich eine Menge Arbeit. Man muss einen Einfall auf den anderen folgen lassen, und das unheimlich schnell.” (Alfred Hitchcock zu Peter Bogdanovich)
Mit Madeleine Carroll, Robert Donat, Lucie Mannheim, Godfrey Tearle, Peggy Ashcroft, John Laurie
Wiederholung: MDR, Montag, 3. Mai, 01.00 Uhr (Taggenau!)
Die Story ist einfach und altbekannt: ein Polizist jagt einen ihm geistesverwandten Dieb.
Der Film ist sogar ein Remake. Michael Mann nahm einfach sein altes Drehbuch für „Showdown in L. A.“ (L. A. Takedown, 1989) und machte aus einem anderthalbstündigem TV-Piloten einen dreistündigen Kinofilm. Dank des größeren Budgets und guter Schauspieler (eine aus heutiger Sicht sehr beeindruckende Liste von Mann-Vertrauten, Stars und damals noch unbekannteren Namen) entstand ein Klassiker.
Berater bei dem Film waren Chuck Adamson (vor seinem Tod: Polizist und Autor für „Miami Vice“ und „Crime Story“), Dennis Farina (heute: Ex-Polizist und Schauspieler) und Andy McNab (heute: Ex-SAS und Schriftsteller).
mit Al Pacino, Robert De Niro, Val Kilmer, Jon Voight, Tom Sizemore, Amy Brenneman, Ashley Judd, Mykelti Williamson, Wes Studi, Diane Venora, Ted Levine, Dennis Haysbert, William Fichtner, Natalie Portman, Tom Noonan, Danny Trejo, Henry Rollins, Jeremy Piven, Xander Berkeley, Marty Ferrero, Rick Avery, Bud Curt (ungenannt, als Restaurantmanager Solenko)
Seine letzten guten Filme liegen schon einige Jahre zurück, aber davor spielte er in einigen All-Time-Klassikern mit: Der Pate (alle drei Teile), Asphalt-Blüten (fast unbekannt), Serpico, Hundstage, …und Gerechtigkeit für alle (Mein erster Al-Pacino-Film), Cruising, Scarface, Melodie des Todes (nach einer vierjährigen Kinopause), Dick Tracy (aus heutiger Sicht für die aktuellen Comicverfilmungen als Missing Link einen neuen Blick wert), Glengarry Glenn Rose, Der Duft der Frauen, Carlito’s Way, Heat, City Hall, Donnie Brasco, Im Auftrag des Teufels (vor allem wegen Al Pacino als —), The Insider, An jedem verdammten Sonntag, Insomnia – Schlaflos und seine ungewöhnliche Shakespeare-Verfilmung „Al Pacino’s Looking for Richard“ (auch Regie).
Im Balkanexpress verschwindet eine nette, ältere Dame. Eine junge Frau und ein ebenfalls junger Mann suchen sie, obwohl die anderen Passagiere behaupten, die alte Dame habe niemals existiert.
Hitchcocks letzter bedeutender englischer Film. Danach ging’s nach Hollywood und der Rest ist, wie man so sagt, Geschichte.
“Die hervorragenden Schauspieler tragen das ihre dazu bei, aus der launigen Geschichte ein fesselndes Abenteuer zu machen. Am überzeugendsten aber siegt hier Hitchcocks Genie, den Thrill aus dem kontrapunktischen Spiel von Suspense und Komik zu schöpfen.” (Robert A. Harris/Michael S. Lasky: Alfred Hitchcock und seine Filme)
Mit Margaret Lockwood, Michael Redgrave, Paul Lukas
4 (-) Paco Ignacio Taibo II: Der Schatten des Schattens
5 (8) Arne Dahl: Dunkelziffer
6 (-) Friedrich Ani: Die Tat
6 (-) Michael Connelly: So wahr uns Gott helfe
7 (-) Gerben Hellinga: Dollars
7 (5) Paulus Hochgatterer: Das Matratzenhaus
8 (-) Adrian McKinty: Der sichere Tod
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In ( ) ist die Platzierung vom Vormonat.
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Fünf Neueinsteiger ist schon wieder eine ganze Menge. Einiges davon liegt auch auf meinem Zu-Lesen-Stapel. Denn in den vergangenen Tagen hatte ich verdammt wenig Zeit. Ansonsten befindet die Liste sich fest in Männerhänden und die Ani-Begeisterung werde ich wahrscheinlich nie verstehen.
Kopfschüttelnd lese ich den neuen Blettenberg, „Murnaus Vermächtnis“, weiter. Feines Buch. Jedenfalls die ersten Seiten.
Bei den Alligatorpapieren sind meine neuen, wie immer von Alfred üppig bebilderten TV-Krimi-Buch-Tipps online:
Am 29. April 1980 starb Alfred Hitchcock. Für die TV-Macher ist dieses Datum die – von uns Suspense-Fans euphorisch begrüßte – Gelegenheit, gaaanz viele Hitchcock-Filme zu zeigen. Neben den Hitchcock-Filmen gibt es auch die letzten beiden Teile der TV-Version von „Der Pate“, Joseph Sargents John-Godey-Verfilmung „Stoppt die Todesfahrt der U-Bahn 123“ (deutlich besser als das Remake), Francois Truffauts Cornell-Woolrich-Verfilmung „Das Geheimnis der falschen Braut“, Lars Beckers „Nachtschicht: Vatertag“, Francesco Rosis Biopic „Lucky Luciano“, Daniel Percivals Val-McDermid-Verfilmung „Ein Ort für die Ewigkeit“, Barry Sonnenfelds Elmore-Leonard-Verfilmung „Schnappt Shorty“, Shane Blacks Brett-Halliday-Verfilmung „Kiss Kiss Bang Bang“, Orson Welles‘ Whit-Masterson-Verfilmung „Im Zeichen des Bösen“, Clint Eastwoods Andrew-Klavan-Verfilmung „Ein wahres Verbrechen“, Ang Lees Daniel-Woodrell-Verfilmung „Wer den Teufel reitet“ (Ach, liebe Verleiher, ich würde gerne die neue Woodrell-Verfilmung „Winter’s Bone“ im Kino sehen.) und für die Oldie-Fans gibt es die Francis-Durbridge-Verfilmung „Das Halstuch“.
Anlässlich des 30. Todestages von Alfred Hitchcock (13. August 1899 – 29. April 1980) gibt es heute und in den folgenden Tagen eine satte Portion Hitchcock-Filme. Den Anfang macht
BR, 20.15
Der unsichtbare Dritte (USA 1959, R.: Alfred Hitchcock)
Drehbuch: Ernest Lehman
Ein immer wieder unterhaltsamer Hitchcock-Cocktail: Feindliche Agenten halten den lebenslustigen Werbekaufmann Roger Thornhill für einen US-Spion und die Polizei für einen Mörder. Um seine Unschuld geht die Jagd „North by Northwest“.
Mit Cary Grant, Eva Marie Saint, James Mason, Leo G. Carroll, Martin Landau
Wiederholung: Sonntag, 25. April, 23.45 Uhr
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BR, 22.45
Bei Anruf Hitchcock (USA 1999, R.: Te Haimes)
Drehbuch: Ted Haimes
Spielfilmlange Doku über Alfred Hichtcock
mit Patricia Hitchcock, Brian De Palma, Jonathan Demme, Curtis Hanson, Robert Altman, Peter Bogdanovich Tippi Hedren, Teresa Wright, Janet Leigh, Joseph Stefano, Norman Lloyd
Wiederholung: Sonntag, 25. April, 02.05 Uhr (Taggenau!)
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BR, 00.25
Verdacht (USA 1941, Regie: Alfred Hitchcock)
Drehbuch: Samson Raphaelson, Joan Harrison, Alma Reville
LV: Francis Iles (Pseudonym von Anthony Berkeley): Before the fact, 1932 (Vor der Tat)
Hals über Kopf verknallt sich die schüchterne, vermögende Lina McLaidlaw in den Playboy Johnny Aysgarth. Nach ihrer Heirat erfährt sie, dass ihr Mann ein Spieler ist und dringend Geld braucht. Deshalb glaubt sie, dass er sie umbringen will.
Klassiker.
Zur Einordnung: Das ist der Hitchcock, in dem Grant mit einem Glas Milch auf einem Tablett eine Treppe hochgeht.
“Durchaus spannend, aber auch humorvoll, ist ‚Verdacht‘ eine Kriminalgeschichte ohne ein Verbrechen.” (Meinolf Zurhorst: Lexikon des Kriminalfilms)
mit Joan Fontaine, Cary Grant, Sir Cedric Hardwicke, Nigel Bruce
Das faszinierendste an dem aus den Krimis „1974“, „1977“, „1980“ und „1983“ bestehendem Red-Riding-Quartett von David Peace ist die Sprache. Es ist eine Sprache, die zu einer Hörbuchfassung einlädt, und die in direkter Opposition zu einer Verfilmung, die sich auf den Plot und die Bilder konzentriert, steht. Aber der werbefinanzierte Sender Chanel 4 hat es trotzdem gewagt und es entstand, nach den Drehbüchern von Tony Grisoni (Angst und Schrecken in Las Vegas, In this World, Tideland), eine überzeugende und eigenständige Interpretation der Romane „1974“, „1980“ und „1983“.
In „1974“ versucht der junge, ehrgeizige Journalist Edward Dunford (Andrew Garfield) herauszufinden, was in Yorkshire mit drei verschwundenen Mädchen geschah.
In „1980“ soll Peter Hunter (Paddy Considine) die Ermittlungen seiner Kollegen im Fall des Yorkshire-Rippers überprüfen.
In „1983“ soll der Anwalt John Piggott (Mark Addy) den unschuldig verurteilten, psychisch kranken Kindermörder Michael Myshkin (Daniel Mays) frei bekommen. Gleichzeitig hadert der Polizist Maurice Jobson (David Morrissey) mit seinem Gewissen. Denn er ist tief in die schmutzigen Geschäfte und verbrecherischen Ermittlungsmethoden der Yorkshire-Polizei verwickelt. Und wieder ist ein Mädchen verschwunden.
Anhand der Geschichten dieser Männer, von denen nur – neben einigen Nebencharakteren – der Polizist Maurice Jobson in allen drei Filmen auftritt, wird Yorkshire als eine Gegend porträtiert, in der die Polizei, Verbrecher und die geistlichen und weltlichen Honoratioren wie Könige herrschen und sich nur an ihre eigenen Gesetze halten. Sie tun alles, damit keine Fremden, wie Dunford und Hunter, ihre Kreise stören. Aber auch Jobson und Pigott verfangen sich in dem Netz.
Umgesetzt wurden die Geschichten von Julian Jarrold, James Marsh und Anand Tucker in ruhigen, fast schon träumerischen Bildern, die wie ein Alptraum einen Sog entwickeln und mit wenigen Aufnahmen und Accessoires ein stimmiges Porträt der Jahre 1974, 1980 und 1983 heraufbeschwören.
„1974“ orientiert sich dabei vor allem am traditionellen Noir und den Paranoia-Thrillern der Siebziger, in denen Journalisten (öfters) und Detektive (seltener) eine Verschwörung aufdeckten und und den Abspann oft nicht überlebten.
„1980“ ist dagegen, vor allem weil die Ermittlungen von Detective Peter Hunter und die Streitigkeiten innerhalb der Polizei im Mittelpunkt stehen, ein Polizeifilm. Selbstverständlich mit einer satten Portion Noir.
„1983“ beginnt wie ein klassischer italienischer Mafiafilm und wird schnell zu einer sehr düsteren und bedrückenden Fantasie, die durch das ständige Wechseln zwischen den verschiedenen Erzählsträngen und zwischen Gegenwart und Vergangenheit zu einer Allegorie auf die Zeitlosigkeit von Macht wird. Über die Jahre werden verschiedene Menschen von der Polizei mit den immergleichen Worten und Ritualen gefoltert. Die Hintergründe der Ereignisse aus den vorherigen Filmen „1974“ und „1980“ werden enthüllt. Drehbuchautor Tony Grisoni und Regisseur Anand Tucker springen, wie schon David Peace in seinem Roman, bruchlos zwischen den verschiedenen Ebenen hin und her. Die „1974“ in einen schon korrupten Boden gelegte Saat geht in „1983“ endgültig auf.
Am Ende des Noir ist das Kind gerettet und viel näher an ein konventionelles Happy End kommt der düstere Kosmos von David Peace und seinem genauem Adapteur Tony Grisoni nicht.
Die aus drei kinotauglichen Filmen bestehende „Red Riding Trilogy“ zeigt wieder einmal, auf welch hohem Standard das englische Fernsehen Geschichten erzählt. Es sind Filme für ein denkendes Publikum, das das Einschalten des Fernseher nicht als eine bedingungslose Aufforderung zum Abschalten des Gehirns verstehe.
Die Filme sind, wie die Romane von David Peace, nicht jedermanns Sache. Denn obwohl die Männer in den Verfilmungen positiver als in den Büchern gezeichnet werden, ist Yorkshire für die Männer und Frauen eine Vorhölle, aus der sie lebend nicht entkommen können. Die klaustrophisch-meditativen Interpretationen der Romane sind in jeder Hinsicht exzellent.
Das kann von dem spärlichen Bonusmaterial nicht behauptet werden. Es gibt einige geschnittene Szenen und kurze, großzügig auf „1980“ und „1983“ verteilte, weitgehend überflüssige Making-of-Interviewschnipsel. Interessant sind nur die Bemerkungen von Drehbuchautor Tony Grisoni und Regisseur Julian Jarrold.
Red Riding Trilogy (GB 2009)
Regie: Julian Jarrold, James Marsh, Anand Tucker
Drehbuch: Tony Grisoni
LV: David Peace: 1974, 1980, 1983
mit Andrew Garfield (Eddie Dunford), Paddy Considine (Peter Hunter), David Morrissey (Maurice Jobson), Mark Addy (John Piggott), Sean Bean (John Dawson), Jim Carter (Harold Angus), Warren Clarke (Bill Molloy), Anthony Flanagan (Barry Gannon), Rebecca Hall (Paula Garland), Sean Harris (Bob Craven), Gerard Kearns (Leonard Cole), Eddie Marsan (Jack Whitehead), Peter Mullan (Martin Laws), Maxine Peake (Helen Marshall)
Robert Sheehan (BJ), Daniel Mays (Michael Myshkin)
More than one reviewer over the years has called THE LAST GOOD KISS nothing less than “the best private eye novel ever written,” but I think that’s merely what it could have been, had Crumley shown a greater regard — or any regard, really — for realism. And plots that do more than circle back upon themselves, over and over again. Whatever the best private eye novel ever written really is — and that’s a debate for another day — I have to believe it’s a much deeper read than THE LAST GOOD KISS, and that its author did a better job of balancing pathos with the absurd.
Der Krimiautor nennt auch seine großen Vorbilder:
I was reading people like Lawrence Block and Ross MacDonald; John D. McDonald, Raymond Chandler and Jonathan Valin. Authors who showed little or none of the interest in super-sized fantasy that Crumley appears to have exulted in. Block, in particular, took pains to scale everything in his stories back — character, dialogue, sex — to keep all within the realm of the genuinely possible, doling out humor, in particular, in doses Crumley would have no doubt considered miserly. Block’s was a style of writing within genre I found most involving from a reader’s perspective, and most challenging from a writer’s, and so it was Block whom I ultimately chose to emulate — as I continue to do today. (I’ve yet to reach the Grand Master’s level, of course, and indeed, I never may. But Block’s stuff is still my target, and I’ve got no problem admitting it.)