TV-Tipp für den 1. März: A quiet Place

Februar 29, 2020

Pro7, 23.10

A quiet Place (A quiet Place, USA 2018)

Regie: John Krasinski

Drehbuch: John Krasinski, Bryan Woods, Scott Beck (nach einer Geschichte von Bryan Woods und Scott Beck)

Wenige Tage bevor am 19. März 2020 im Kino die Fortsetzung „A quiet Place 2“ anläuft, hat der erste Film seine TV-Premiere.

In einem abgelegenem Bauernhaus lebt die Familie Abbott. Weil geräuschempfindliche Monster die Welt erobert haben, schweigen sie die meiste Zeit.

Höllisch spannender, wenn auch unlogischer SF-Horrorthriller, der einen rappelvollen Kinosaal mühelos zu einem stillen Ort macht.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung des Überraschungserfolgs.

mit John Krasinski, Emily Blunt, Millicent Simmonds, Noah Jupe

Wiederholung: Montag, 2. März, 03.30 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Moviepilot über „A quiet Place“

Metacritic über „A quiet Place“

Rotten Tomatoes über „A quiet Place“

Wikipedia über „A quiet Place“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von John Krasinskis „A quiet Place“ (A quiet Place, USA 2018)


TV-Tipp für den 29. Februar: Tödliche Entscheidung

Februar 28, 2020

Servus TV, 22.00

Tödliche Entscheidung (Before the devil knows you’re dead, USA 2007)

Regie: Sidney Lumet

Drehbuch: Kelly Masterson

Andy, der für Drogen Geld aus der Firmenkasse nahm, kann seinen Bruder Hank überreden, das elterliche Juweliergeschäft zu überfallen. Der Überfall, auch weil die Mutter gar nicht daran denkt, irgendwelchen hergelaufenen, maskierten Verbrechern die Juwelen zu geben, geht schief – und dann bröckelt die heile Fassade der Familie verdammt schnell ab.

Mit seinem letzten Film drehte Sidney Lumet, nach einigen schwächeren Werken, mit einer Familientragödie noch einmal so richtig voll auf. Er seziert, wieder einmal, die Kehrseite des amerikanischen Traums anhand. Dieses Mal am Beispiel einer ziemlich kaputten, weißen Mittelstandsfamilie.

Der Pitch war vielleicht: „Family Business“, aber ohne Lacher.

„Tödliche Entscheidung“ ist ein feiner Noir und, kein Wunder bei der Besetzung, großes Schauspielerkino. Ein potentieller Klassiker.

mit Philip Seymour Hoffman, Ethan Hawke, Albert Finney, Marisa Tomei, Aleksa Palladino, Michael Shannon, Amy Ryan, Sarah Livingston, Brían F. O’Byrne, Rosemary Harris

Wiederholung: Sonntag, 1. März, 01.35 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Rotten Tomatoes über “Tödliche Entscheidung”

Wikipedia über „Tödliche Entscheidung“ (deutsch, englisch)

Die Zeit: Katja Nicodemus trifft Sidney Lumet (12. April 2008)

Mein Nachruf auf Sidney Lumet (25. Juni 1924 – 9. April 2011)


R. i. P. Burkhard Driest

Februar 28, 2020

Burkhard Driest (28. April 1939 in Stettin – 27. Februar 2020 in Berlin)

Bekannt wurde Burkhard Driest 1974 mit seinem Debütroman „Die Verrohung des Franz Blum“, in dem er aus eigener Erfahrung über das Leben im bundesdeutschen Gefängnis schrieb. Kurz vor seinem mündlichen Jura-Examen überfiel er eine Bank. Für diesen Banküberfall wurde er am 1. Juli 1966 zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt. 1968 wurde er wegen guter Führung vorzeitig entlassen und schlug sich danach mit Gelegenheitsjobs durch.

Das autobiographische Buch wurde im gleichen Jahr von Reinhard Hauff verfilmt. Driest schrieb das Drehbuch und übernahm im Film eine wichtige Rolle. Das war der Beginn seiner Karriere als Autor, Schauspieler und Regisseur. Mit Hauff arbeitete er in den folgenden Jahren öfter zusammen. Unter anderem in dem autobiographischen Gangsterdrama „Endstation Freiheit“ (1980), für das Driest das Drehbuch schrieb und die Hauptrolle übernahm.

Zu seinen weiteren Drehbüchern gehören „Paule Pauländer“ (1976), „Querelle“ (1982), „Annas Mutter“ (1984, auch Regie), „Sanfte Morde“ (1997) und „Schande“ (1999).

Zu seinen Romanen gehören „Mann ohne Schatten“ (1981), „Sanfte Morde“ (1997) und die auch verfilmten, auf Ibiza spielenden Kommissar-Toni-Costa-Krimis, „Der rote Regen“ (2003), „Liebestod“ (2005), „Brennende Schuld“ (2006), „Sommernachtsmord“ (2008) und „Küchenkunst“ (2010). In seinem letzten Buch „Die Maikäfer und der Krieg“ (2011) schrieb er über seine Kindheit.

Driest starb in Berlin nach langer Krankheit.

Hinweise

Homepage von Burkhard Driest

Wikipedia über Burkhard Driest


TV-Tipp für den 28. Februar: Children of Men

Februar 28, 2020

3sat, 22.25

Children of Men (Children of Men, USA 2006)

Regie: Alfonso Cuarón

Drehbuch: Alfonso Cuarón, Timothy J. Sexton, David Arata, Mark Fergus, Hawk Ostby

LV: P. D. James: The Children of Men, 1992 (Im Land der leeren Häuser)

2027: Seit 18 Jahren wurde weltweit kein Kind mehr geboren. Großbritannien ist ein Polizeistaat und eigentlich geht alles vor die Hunde. Da wird der desillusionierte Weltverbesserer Theo von einer Untergrundorganisation entführt. Er soll eine junge, schwangere Frau aus London in eine irgendwo außerhalb Englands liegende sichere Zone bringen. Denn das Baby darf nicht in die Hände der Regierung fallen. Auf ihrer Reise muss Theo schnell feststellen, dass er niemand vertrauen kann.

Verfilmung des S-F-Romans von P. D. James. Für den Film spricht die Darstellerriege, die Kameraarbeit (Cuarón schneidet auch in Action-Szenen extrem selten, teilweise überhaupt nicht). Gegen den Film spricht die 08/15-Story, dass diese Negativutopie ein einziges Patchwork verschiedenster, sich letztendlich wiedersprechender Negativutopien ist und dass „Children of Men“ im Gegensatz zu den großen Negativutopien deshalb eskapistisches Kino ist.

Mit Clive Owen, Julianne Moore, Chiwetel Ejiofor, Michael Caine, Danny Huston, Charlie Hunnam

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Children of Men“

Wikipedia über „Children of Men“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Alfonso Cuarón „Gravity“ (Gravity, USA/GB 2013)


Neu im Kino/Filmkritik: „Just Mercy“ – eine Anklage gegen die Todesstrafe und das US-Justizsystem

Februar 27, 2020

Nachdem Bryan Stevenson (Michael B. Jordan) während seines Studiums im Georgia State Prison auf einen zum Tod verurteilten gleichaltrigen Schwarzen trifft, der sein Bruder oder ein Schulkamerad sein könnte, beschließt Stevenson sein Harvard-Jurastudium einzusetzen, um für die Menschen zu kämpfen, die Hilfe am meisten benötigen.

Deshalb nimmt er keine gut bezahlte Stelle in einer Kanzlei an, sondern fährt 1988 nach dem erfolgreich abgeschlossenem Studium nach Alabama, wo man den seligen Zeiten der Rassentrennung nachtrauert. Zusammen mit Eva Ansley (Brie Larson) bietet er zum Tode Verurteilten, bei denen er eine Wiederaufnahme ihres Verfahrens für sinnvoll hält und die bis dahin keine angemessene anwaltliche Vertretung hatten, seine Dienste an. Walter McMillian (Jamie Foxx) gehört zu diesen Männern.

1987 wurde McMillian in einem Schnellverfahren verurteilt, am 1. November 1986 die achtzehnjährige weiße Community-College-Studentin Ronda Morrison ermordet zu haben. Der Fall schockte die Gemeinde von Monroeville, Alabama. Lange suchte die Polizei vergeblich den Täter. Bis der Berufskriminellen Ralph Myers (Tim Blake Nelson) aussagte, er habe McMillian am Tatort gesehen. Weitere Beweise gegen den ehrbaren Kleinunternehmer und Familienvater gab es nicht. Außer seiner Hautfarbe.

Stevenson glaubt, dass er den Fall erfolgreich neu aufrollen kann. Die erste Hürde ist, dass McMillian inzwischen desillusioniert ist und nicht mehr glaubt, dass ein Anwalt seine Unschuld beweisen kann.

Destin Daniel Cretton („Schloss aus Glas“) erzählt in dem Justizdrama „Just Mercy“ die sich über mehrere Jahre erstreckende Geschichte von Bryan Stevensons erstem Fall nach. Stevenson ist inzwischen anerkannter, mit zahlreichen Ehrungen ausgezeichneter Bürgerrechtsanwalt. Zusammen mit Eva Ansley gründete er schon 1989 die noch heute bestehende Equal Justice Initative (EJI). McMillian saß, wie viele andere zum Tod Verurteilte, unschuldig in Haft.

Just Mercy“ ist ein guter, sehenswerter und auch informativer Film. Bei all seinen guten Absichten bleibt das Justizdrama allerdings immer etwas zu konventionell, um wirklich mehr zu sein als ein guter Film. Auf der formalen Ebene ist „Just Mercy“ ein Gerichtsdrama, in dem ein tapferer Anwalt darum kämpft, seinen Mandanten aus der Todeszelle zu befreien. Dabei macht die Nebenfigur McMillian die größte Veränderung durch. Wenn er zum ersten Mal Stevenson trifft, ist er als unschuldig zum Tod Verurteilter ein vom gesamten Justizsystem desillusionierter Mann. Während der Geschichte schöpft er Hoffnung und am Ende, wenn er zu seiner Familie zurückkehren kann, hat sich seine Haltung zum Justizsystem geändert. Dagegen bleibt Stevenson, beim Bestehen seiner ersten Bewährungsprobe als Anwalt, bei seiner Position.

Cretton verlässt sich bei seiner unauffälligen Inszenierung auf die Schauspieler und die wahre Geschichte, die in den USA immer noch erschreckend aktuell ist. Auch wenn die unschuldig Verurteilten andere Namen haben und in anderen Gefängnissen sitzen.

P. S.: Gelungener Trailer.

Just Mercy (Just Mercy, USA 2019)

Regie: Destin Daniel Cretton

Drehbuch: Destin Daniel Cretton, Andrew Lanham

LV: Bryan Stevenson: Just Mercy: A Story of Justice and Redemption, 2014 (Ohne Gnade: Polizeigewalt und Justizwillkür in den USA)

mit Michael B. Jordan, Jamie Foxx, Brie Larson, Rob Morgan, O’Shea Jackson Jr., Karan Kendrick, Rafe Spall, Tim Blake Nelson, Michael Harding

Länge: 137 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Just Mercy“

Metacritic über „Just Mercy“

Rotten Tomatoes über „Just Mercy“

Wikipedia über „Just Mercy“ (deutsch, englisch)

Hat History vs. Hollywood just mercy mit „Just Mercy“?

Meine Besprechung von Destin Daniel Crettons „Schloss aus Glas“ (The Glass Castle, USA 2017)

Das Q&A nach der Weltpremiere beim TIFF 2019

Die Pressekonferenz

DP/30 unterhält sich mit Destin Daniel Cretton über den Film


Neu im Kino/Filmkritik: Guy Ritchies „The Gentlemen“ sind keine Gentlemen

Februar 27, 2020

Es beginnt mit einem nächtlichen Besuch. Fletcher (Hugh Grant) hat sich in die Wohnung von Ray (Charlie Hunnam) eingeschlichen. Er will ihn allerdings nicht umbringen oder zusammenschlagen (was in einem Guy-Ritchie-Film ernstzunehmende Handlungsmöglichkeiten sind), sondern ihm eine Geschichte erzählen. Eine Geschichte, für die er gerne viel Geld von Rays Boss erhalten würde, damit er sie nicht meistbietend weitererzählt. Denn Ray ist die rechte Hand von Michael ‚Mickey‘ Pearson (Matthew McConaughey). Einem Drogenhändler. Deshalb ist Fletchers in Rückblenden erzählte Geschichte eine Gangstergeschichte. Es geht um einen als Verkaufsverhandlungen getarnten Revierkampf zwischen Pearson, einem glücklich verheirateten Exil-Amerikaner, der in London ein riesiges und sehr illegales Marihuana-Imperium aufgebaut hat, und etlichen Gangstern, die jetzt Pearsons Geschäft übernehmen wollen. Selbstverständlich ohne dafür die Summe auszugeben, für die Pearson es verkaufen möchte. Und weil sich alle beteiligten Verbrecher gegenseitig übers Ohr hauen und umbringen (nicht unbedingt in dieser Reihenfolge) wird die von Fletcher erzählte Geschichte sehr schnell sehr komplex, vulgo verwirrend. Und, das muss auch gesagt werden, der ölige Privatdetektiv Fletcher ist ein höchst unzuverlässiger Erzähler.

Für Guy Ritchie ist „The Gentlemen“ eine Rückkehr zu seinen Anfängen. Zuletzt inszenierte er „Aladdin“ und „King Arthur: Legend of the Sword“. „Aladdin“ ist ein kinderfreundlicher Disney-Film, den Millionen im Kino sahen. „King Arthur“ ein missglücktes Mittelalterdrama, das keiner sehen wollte. In beiden Filmen ist sein bekannter Stil und Humor nur in homöopathischen Spuren vorhanden. Über „The Gentlemen“ kann das nicht gesagt werden. Wie in seinen ersten beiden Filmen „Bube, Dame, König, grAS“ und „Snatch – Schweine und Diamanten“ treffen ein Haufen meist minderbemittelter Gangster und Dummköpfe aufeinander, es gibt coole Sprüche (nicht immer politisch korrekt) und viel sinnlose Gewalt, die schnell immer weiter eskaliert, weil der eine Trottel die Absichten des anderen Trottels vollkommen falsch interpretiert und der dritte Trottel die Situation vollkommen falsch einschätzt.

Ich fand beide Filme grandios. Daher sollte „The Gentlemen“ einer der Filme sein, die mich zwei Stunden durchlachen und danach, alle Bedenken und auch berechtige Kritik lässig ignorierend, euphorisch weiterempfehlen lässt. Etlichen Kollegen ging es auch so. Aber ich fand diese Gangsterfilmkomödie, trotz einiger witziger Momente, todsterbenslangweilig.

Der Grund dafür ist ziemlich einfach: keine der Figuren interessierte mich. Sie sind alle von sich selbst restlos überzeugte Arschlöcher, die sich wie Arschlöcher benehmen. Auch Fletcher ist letztendlich nur ein geldgieriges Arschloch, dem man jede Strafe gönnt. Wie allen anderen Figuren.

In Ritchies Debüt war das anders. Da wurde der Kleingangster Eddy bei einem Pokerspiel übel über den Tisch gezogen und er musste, um lebendig aus der Sache rauszukommen, ganz schnell ganz viel Geld besorgen. Es war eine David-gegen-Goliath-Geschichte.

The Gentlemen (The Gentlemen, Großbritannien/USA 2019)

Regie: Guy Ritchie

Drehbuch: Guy Ritchie

mit Matthew McConaughey, Hugh Grant, Charlie Hunnam, Michelle Dockery, Henry Golding, Jeremy Strong, Eddie Marsan, Colin Farrell

Länge: 114 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „The Gentlemen“

Metacritic über „The Gentlemen“

Rotten Tomatoes über „The Gentlemen“

Wikipedia über „The Gentlemen“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Guy Ritchies „Sherlock Holmes: Spiel im Schatten“ (Sherlock Holmes: A Game of Shadows, USA 2011)

Meine Besprechung von Guy Ritchies „King Arthur: Legend of the Sword“ (King Arthur: Legend of the Sword, USA/Australien 2017)

Meine Besprechung von Guy Ritchies „Aladdin“ (Aladdin, USA 2019)

Ein Q&A mit Guy Ritchie und den Schauspielern zum Film


TV-Tipp für den 27. Februar: James Bond 007 – Casino Royale

Februar 26, 2020

Als Vorbereitung für den neuen James-Bond-Film, der schon eifrig beworben wird

Vox, 20.15

James Bond: Casino Royale (Casino Royale, USA 2006)

Regie: Martin Campbell

Drehbuch: Paul Haggis, Neal Purvis, Robert Wade

LV: Ian Fleming: Casino Royale, 1953 (Casino Royale)

James Bond soll Le Chiffre, den Finanzier eines weltweiten Terrornetzwerkes, ausschalten.

Nach allgemeiner Einschätzung ist der einundzwanzigste James-Bond-Film (Offizielle Zählung) einer der fünf besten, vielleicht sogar – vor “Skyfall” – der beste Bond-Film. Niemand hatte mit dieser umfassenden Revitalisierung des Mythos James Bond für das neue Jahrhundert gerechnet.

Der erste Auftritt von Daniel Craig als Geheimagent ihrer Majestät ist ein spannender Thriller mit einem viel zu langen Ende. Denn nachdem Le Chiffre tot ist, ist der Film noch lange nicht zu Ende.

Das Drehbuch war für einen Edgar nominiert.

Mit Daniel Craig, Eva Green, Mads Mikkelsen, Jeffrey Wrigth, Judi Dench, Giancarlo Giannini

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Casino Royale“

Wikipedia über „Casino Royale“ (deutsch, englisch)

Homepage von Ian Fleming

Meine Besprechung von Ian Flemings ersten drei James-Bond-Romane “Casino Royale”, “Leben und sterben lassen” und “Moonraker”

Meine Besprechung von John Gardners “James Bond – Kernschmelze” (James Bond – Licence Renewed, 1981; alter deutscher Titel “Countdown für die Ewigkeit”)

Meine Besprechung von John Gardners „James Bond – Der Mann von Barbarossa“ (James Bond – The Man from Barbarossa, 1991)

Meine Besprechung von Sebastian Faulks’ James-Bond-Roman „Der Tod ist nur der Anfang“ (Devil may care, 2008)

Meine Besprechung von Jeffery Deavers James-Bond-Roman “Carte Blanche” (Carte Blanche, 2011)

Meine Besprechung von William Boyds James-Bond-Roman “Solo” (Solo, 2013)

Meine Besprechung von Anthony Horowitz’ “James Bond: Trigger Mortis – Der Finger Gottes” (James Bond: Trigger Mortis, 2015)

Meine Besprechung von Anthony Horowitz‘ „James Bond – Ewig und ein Tag“ (James Bond – Forever and a day, 2018)

Meine Besprechung der TV-Miniserie „Fleming – Der Mann, der Bond wurde“ (Fleming, Großbritannien 2014)

Meine Besprechung von Sam Mendes’ James-Bond-Films „Skyfall“ (Skyfall, GB/USA 2012)

Meine Besprechung von Sam Mendes’ James-Bond-Film “Spectre” (Spectre, USA/GB 2015)

James Bond in der Kriminalakte

Ian Fleming in der Kriminalakte


„A Walk through Hell“ betritt „Die Kathedrale“

Februar 26, 2020

Die beiden FBI-Agenten Shaw und McGregor stecken immer noch in dem seltsamen Lagerhaus fest. Die vierzigjährige, kurz vor dem Burnout stehende Ermittlerin und ihr jüngerer, idealistischer Partner gingen im ersten „A Walk through Hell“-Band in das Gebäude, weil zwei ihrer Kollegen seit über neun Stunden darin verschwunden sind. Ein Sonderkommando der Polizei betrat kurz vor ihnen das Lagerhaus und verließ es nach einer halben Minute. Die Männer klagten über Unbehagen und Grauen.

Als Shaw und McGregor das Lagerhaus betreten, bricht der Handyempfang ab. Sie haben keinen Puls mehr. Sie können aber auch nicht sterben. Sie verirren sich in einem Labyrinth voller seltsamer und grausamer Ereignisse.

Am Ende des ersten „A Walk through Hell“-Comicbandes trafen sie auf Paul Carnahan. Er ist ein von ihnen gejagter Kindermörder, der anscheinend von höherer Stelle gedeckt wird, und der eigentlich tot ist. Jetzt steht er quicklebendig in einer riesigen Kathedrale vor ihnen und verwickelt sie in philosophisch-religiöse Gespräche.

Für Shaw und McGregor ist das nur ein weiteres seltsames Ereignis in einer Reihe seltsamer und erschreckender Begegnung. Sie sind, wie alle, die das Lagerhaus betreten haben, in einem Alptraum gefangen, in alles gleichzeitig real und irreal ist. Das Lagerhaus ist die Kathedrale ihrer Sünden und Ängste.

Ob es daraus einen Ausweg gibt, ist unklar.

Das liegt auch daran, dass Autor Garth Ennis und Zeichner Goran Sudzuka in ihrem Noir-Horrorcomic munter zwischen verschiedenen Erzählsträngen, damit verbundenen Formen von Schuld und Angst, Gegenwart und Vergangenheit und verschiedenen Formen des Wahns springen. Eine einfache Erklärung wird damit mit jeder Seite unerreichbarer.

Offiziell ist „Die Kathedrale“ der zweite und abschließende Band von „A Walk through Hell“. Aber in diesem Fall fühlt sich, ohne jetzt in die Details des Endes zu gehen, das Ende nicht wie ein Ende an. Eine faszinierende Lektüre ist „A Walk through Hell“ trotzdem.

Garth Ennis erfand die erfolgreichen Comicserien „Preacher“, „The Boys“ und „Crossed“ und schrieb einige legendäre „Punisher“-Geschichten.

Goran Sudzuka zeichnete Geschichte für „Wonder Woman“, „Wolverine“, „Deadpool“ und „Daredevil“.

Garth Ennis/Goran Sudzuka: A Walk through Hell: Die Kathedrale (Band 2)

(übersetzt von Monja Reichert und Christian Heiss)

Cross Cult, 2019

176 Seiten

25 Euro

Originalausgabe

A Walk through Hell # 6 -12

AfterShock Comics, 2019

Hinweise

Wikipedia über Garth Ennis (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Garth Ennis/Will Simpson/Steve Dillons “Hellblazer – Gefährliche Laster” (Dangerous Habits, 1991)

Meine Besprechung von Garth Ennis (Autor)/Leandro Fernandez (Zeichner) „The Punisher – Garth Ennis Collection 7“ (Up is Down and Black is White, The Slavers, 2005/2006)

Meine Besprechung von Garth Ennis/Goran Parlov/Leandro Fernandezs “The Punisher – Garth-Ennis-Collection 8″ (Barracuda, Part 1 – 6 (Punisher [MAX] 31 – 36), Man of Stone, Part 1 – 6 (Punisher [MAX] 37 – 42), 2006/2007)

Meine Besprechung von Garth Ennis‘ „The Punisher – Garth-Ennis-Collection 9“ (Widowmaker, Part 1 – 7 [Punisher (MAX) Vol. 43 – 49], Long Cold Dark, Part 1 – 5 [Punisher (MAX) Vol 50 – 54], 2007/2008)

Meine Besprechung von Garth Ennis‘ „The Punisher – Garth-Ennis-Collection 10“ (Valley Forge, Valley Forge, Part 1 – 6 [Punisher (MAX) Vol. 55 – 60], 2008)

Meine Besprechung von Garth Ennis (Autor)/Adriano Batista/Marcos Marz/Kewber Baal (Zeichner) „Jennifer Blood – Selbst ist die Frau (Band 1)“ (Garth Ennis’ Jennifer Blood: A Woman’s Work is Never Done, 2012)

Meine Besprechung von Garth Ennis und Mike Wolfers „Stitched: Die lebenden Toten“ (Band 1) (Stitched # 1 – 7, 2011/2012)

Meine Besprechung von Garth Ennis/John McCreas „Dicks – Band 1“ (Dicks # 1 – 4, 2013)

Meine Besprechung von Garth Ennis‘ „Crossed – Monster Edition“ (enthält „Crossed“ und „Crossed Band 2: Familienbande“)

Meine Besprechung von Garth Ennis/Steve Dillons „The Punisher: Frank ist zurück“ (The Punisher # 1 – 12, 2000/2001)

Meine Besprechung von Garth Ennis/Goran Sudzukas „A Walk through Hell: Das verlassene Lagerhaus (Band 1)“ (A Walk through Hell # 1 – 5, 2018)

Meine Besprechung von Garth Ennis/Russ Brauns „Jimmys Bastarde: Getriggert (Band 1)“ (Jimmy’s Bastards Volume 1: Trigger Warning, 2018)


„Paper Girls 6“, das Finale

Februar 26, 2020

Im sechsten Band kommen die titelgebenden Paper Girls an das Ende ihrer Reise durch die Zeit. Bei all ihren Sprüngen in die nahe und immer fernere Vergangenheit und die nahe und immer ferner Zukunft blieben sie immer in Stony Stream, einem Vorort von Cleveland, Ohio,

Dort begann in der von Brian K. Vaughn (Autor), Cliff Chiang (Zeichner) und Matt Wilson (Kolorist) erfundenen Serie ihr Abenteuer am 1. November 1988. Die Paper Girls sind die zwölfjährigen Mädchen Erin Tieng, MacKenzie Coyle, Karina ‚KJ‘ J. und Tiffany Quilkin, die frühmorgens in der Kleinstadt die Zeitung austragen. Bei ihrer Runde entdecken sie in einem Keller ein Raumschiff. Außerirdische tauchen auf. Einige sprechen in fremden Sprachen. Andere nicht. Und schon werden sie durch die Zeit geschleudert, wo sie auch auf andere Versionen von sich selbst treffen, einiges über sich und ihre Gefühle lernen und zu einer Gruppe zusammenwachsen.

Antworten auf ihre Fragen, also wer hier warum gegen wen kämpft und warum sie durch die Zeit reisen können (was eigentlich ein dummer Zufall und ein riesiges Problem für alle Beteiligten ist), erhalten sie erst ziemlich spät. Und wenn ich diese teils göttlichen Antworten jetzt gäbe, würde ich natürlich einige große Entwicklungen der vorherigen Bände spoilern.

Im abschließenden sechsten Band der Abenteuer der Paper Girls gelingt es Brian K. Vaughn erstaunlich wenige Fragen zu beantworten und die Geschichte dennoch zu einem befriedigendem Ende zu führen. Mit einer ordentlichen Portion popkultureller Anspielungen.

Im Juli 2019 wurde eine TV-Version des Comics angekündigt.

Brian K. Vaughn/Cliff Chiang/Matt Wilson: Paper Girls 6

(übersetzt von Sarah Weissbeck)

Cross Cult, 2019

128 Seiten

22 Euro

Originalausgabe

Paper Girls, Volume 6

Image Comics,2019

enthält

Paper Girls # 26 – 30

Hinweise

Homepage von Cliff Chiang

Wikipedia über „Paper Girls“, Brian K. Vaughan (deutsch, englisch) und Cliff Chiang

Meine Besprechung von Brian Azzarellos “Wonder Woman: Blut (Band 1)” (Wonder Woman #1 – 6, 2011/2012)

Meine Besprechung von Brian Azzarello/Goran Sudžuka/Cliff Chiangs „Wonder Woman: Königin der Amazonen (Band 6)“ (Wonder Woman # 30 – 35, 2014)

Meine Besprechung von Brian K. Vaughan/Cliff Chiangs „Paper Girls 1“ (Paper Girls, Volume 1, 2016)

Meine Besprechung von Brian K. Vaughan/Cliff Chiangs „Paper Girls 2“ (Paper Girls, Volume 2, 2017)

Meine Besprechung von Brian K. Vaughan/Cliff Chiang/Matt Wilsons „Paper Girls 4“ (Paper Girls 4, 2018)

Meine Besprechung von Brian K. Vaughan/Cliff Chiang/Matt Wilsons „ Paper Girls 5″ (Paper Girls 5, 2018)


TV-Tipp für den 26. Februar: Indiana Jones und der letzte Kreuzzug

Februar 25, 2020

Kabel Eins.1, 20.15

Indiana Jones und der letzte Kreuzzug (Indiana Jones and the last crusade, USA 1989)

Regie: Steven Spielberg

Drehbuch: Jeffrey Boam, George Lucas, Menno Meyjes

Dritter Auftritt von Indiana Jones. Dieses Mal sucht der Archäologe mit der Peitsche den Heiligen Gral, tut alles, damit er nicht den Nazis in die Hände fällt (das ist der leichte Teil) und er begegnet seinem Vater.

Und weil dieser von ‘James Bond’ Sean Connery gespielt wird, der wenig von seinem Sohn hält, ist für Spaß gesorgt. Und es gibt, selbstverständlich, Action satt.

mit Harrison Ford, Sean Connery, River Phoenix, Denholm Elliott, John Rhys-Davies, Julian Glover, Michael Byrne

Wiederholung: Donnerstag, 27. Februar, 01.35 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Metacritic über „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“

Rotten Tomatoes über „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“

Wikipedia über „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung des vierten Indiana-Jones-Films “Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels” (Indiana Jones and the Kingdom of the Skull, USA 2008) und des darauf basierenden, wesentlich gelungeneren „Roman zum Film“ von James Rollins

Meine Besprechung von Steven Spielbergs “Gefährten” (War Horse, USA 2011)

Meine Besprechung von Steven Spielbergs “Lincoln” (Lincoln, USA 2012)

Meine Besprechung von Steven Spielbergs „Bridge of Spies – Der Unterhändler“ (Bridge of Spies, USA 2015)

Meine Besprechung von Steven Spielbergs „BFG – Big Friendly Giant (The BFG, USA 2016)

Meine Besprechung von Steven Spielbergs „Die Verlegerin“ (The Post, USA 2017)

Meine Besprechung von Steven Spielbergs „Ready Player One“ (Ready Player One, USA 2018)

Steven Spielberg in der Kriminalakte


Cover der Woche

Februar 25, 2020


TV-Tipp für den 25. Februar: Galaxy Quest – Planlos durchs Weltall

Februar 24, 2020

Kabel Eins, 20.15

Galaxy Quest – Planlos durchs Weltall (Galaxy Quest, USA 1999)

Regie: Dean Parisot

Drehbuch: David Howad, Robert Gordon

Außerirdische halten die alte, schon lange eingestellte TV-Science-Fiction-Serie „Galaxy Quest“ für eine Dokumentation. In höchster Not wenden die Aliens sich an die von ihrem vergangenem Ruhm zehrenden Hauptdarsteller der Serie. Sie sollen ihnen beim Kampf gegen einen intergalaktischen Bösewicht helfen. Nur: können die Schauspieler auch ohne Drehbuch siegreich sein?

Kultige Parodie auf, um nur das bekannteste Vorbild zu nennen, „Raumschiff Enterprise“ und das „Star Trek“-Fantum, als es noch ein überschaubares Nerd-Familientreffen war. „spritzige Persiflage, die zugleich eine ebenso liebevolle wie augenzwinkernde Hommage an die Science-Fiction-Serien der 70er Jahre ist (…) mit den Zuschauern im Kino [haben] auch die Darsteller auf der Leinwand einen Heidenspaß.“ (Anke Sterneborg, SZ, 13. April 2000)

Mit Tim Allen, Sigourney Weaver, Alan Rickman, Tony Shalhoub, Sam Rockwell, Daryl Mitchell

Wiederholung: Dienstag, 25. Februar, 00.10 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Galaxy Quest“

Wikipedia über „Galaxy Quest“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Dean Parisots „R. E. D. 2 – Noch älter. Härter. Besser.“ (R. E. D. 2/Red 2, USA 2013)


Ein „Tanz auf dem Vulkan“ mit dem siebten Doctor Who (+ zwei Hinweise auf Romane)

Februar 24, 2020

Inzwischen muss man auch in Deutschland Doctor Who nicht mehr vorstellen. Der vom BBC 1963 als TV-Serie erfundene Doctor Who, ein neugierig-freundlicher Zeitreisender, der sich immer auf neue Entdeckungen, Welten und Wesen freut, ist inzwischen ein weltweiter Erfolg. Im Fernsehen erlebt inzwischen der dreizehnte Doktor seine Abenteuer. Obwohl es jetzt eigentlich ihre heißen muss. Denn der dreizehnte Doktor wird von Jodie Whittaker gespielt und damit ist der Doktor in seiner neuesten Inkarnation erstmals eine Frau. In Deutschland läuft „Doctor Who“ aktuell auf ONE. Für die nimmermüde Fangemeinde gibt es schon seit Ewigkeiten Bücher und Comics, die dann auch Geschichten mit älteren Doktoren erzählen können. So erzählen Ben Aaronovitch und Andrew Cartmel, die auch schon für die TV-Serie arbeiteten, in ihrem neuen Comic „Tanz auf dem Vulkan“ ein Abenteuer des siebten Doktors.

Die Geschichte spielt 1967 in der australischen Wüste und 2029 im Erdorbit. Im Erdorbit taucht plötzlich ein riesiges Raumschiff auf. In dem Schiff ist ein vollbärtiger, langhaariger Mann, der sich Captain Gilmore nennt und als erstes nach einer Tasse Tee verlangt.

1967 wurde in der australischen Wüste im Maralinga-Atomwaffengelände ein Raumschiff entdeckt. Captain Gilmore von der Royal Air Force und der Invasionsabwehrgruppe bittet Doctor Who um Hilfe. Er soll alles über das Schiff und seine Passagiere herausfinden. Vor allem natürlich, ob sie eine Bedrohung für die Menschheit sind.

Mit etwas Kalter-Krieg-Spionage-Zeitkolorit erzählen Aaronivitch und Cartmel ein weiteres spannendes „Doctor Who“-Abenteuer, in dem er mit seiner freundlich-gewitzten Art und Neugierde eine Katastrophe verhindern kann.

Ergänzt wird diese lange Geschichte um die kürzeren, unterhaltsam in fremden Welten spielende Comics „Ein Hügel Bohnen“ (Text: Richard Dinnick, Zeichnungen: Jessica Martin), „Das Armageddon-Spiel“ (Text: John Freeman, Zeichnungen: Christopher Jones) und, mit dem ersten Doktor und in Schwarzweiß, „Zwischen den Zeilen“ (Text: Paul Cornell, Zeichnungen: John Stokes).

Ben Aaronovitch/Andrew Cartmel/Christoper Jones/Marco Lesko: Doctor Who – Der siebte Doctor: Tanz auf dem Vulkan

(übersetzt von Claudia Kern)

Panini, 2019

128 Seiten

17 Euro

Originalausgabe

Doctor Who – The Seventh Doctor: Operation Volcano

Titan Comics, 2018

Neue Texte ohne Bilder von Ben Aaronovitch und Andrew Cartmel

Neben ihrer Arbeit für „Doctor Who“ schreiben die Herren Aaronovitch und Cartmel auch fleißig Kriminalromane. Zuletzt erschienen auf Deutsch die neuen Romane mit Peter Grant und dem Vinyl-Detektiv.

In Ben Aaronivitchs „Die Glocke von Whitechapel“ muss Detective Constable und Zauberlehrling Peter Grant den gesichtslosen Magier finden, bevor dieser ganz London vernichten kann. In dieser Welt gibt es Magier, Geister und all das Zeug, das es laut unseren Eltern nicht gibt.

In Andrew Cartmels „Killer Rock“ sucht der Vinyl-Detektiv das in den Sechzigern verschwundene Kind einer britischen Sechziger-Jahre-Rock-Ikone. In dieser Welt gibt es Schallplatten, bekannte Musiker und viel drogengeschwängerte Rockmusik. Also all das Zeug, das unsere Eltern genossen haben, als sie jung waren.

Andrew Cartmel: Killer Rock

(übersetzt von Susanna Mende)

Suhrkamp, 2020

448 Seiten

10,95 Euro

Originalausgabe

The Vinyl Detective – The Run-Out Groove

Titan Books, 2017

Ben Aaronovitch: Die Glocke von Whitechapel

(übersetzt von Christine Blum)

dtv, 2019

416 Seiten

10,95 Euro

Originalausgabe

Lies Sleeping

Gollancz, London, 2018

Hinweise

Homepage von Ben Aaronovitch

dtv über Ben Aaronovitch

Wikipedia über Ben Aaronovitch (deutsch, englisch) und Andrew Cartmel

Meine Besprechung von Ben Aaronovitchs „Schwarzer Mond über Soho“ (Moon over Soho, 2011)

Mein Besprechung von Ben Aaronivitchs „Geister auf der Metropolitan Line“ (The furthest station, 2017)

Meine Besprechung von Ben Aaronovitch/Andrew Cartmel/Lee Sullivan/Luis Guerreros „Die Flüsse von London: Autowahn“ (Rivers of London: Body Work, 2016)

Meine Besprechung von Ben Aaronovitch/Andrew Cartmel/Lee Sullivan/Luis Guerrero: Die Flüsse von London – Die Nachthexe (Rivers of London: Night Witch, 2016)

Blog von Andrew Cartmel

BBC über „Doctor Who“ (englisch)

Wikipedia über „Doctor Who“ (deutsch, englisch)

BBC-YouTube-“Doctor Who“-Kanal (zum Abtauchen in den Strudel jenseits von Raum und Zeit)

Meine Besprechung von Stephen Baxters „Doctor Who: Rad aus Eis“ (Dcotor Who: The Wheel of Ice, 2012)

Meine Besprechung des Sammelbandes „Doctor Who: 11 Autoren – 11 Geschichten“ (Doctor Who – 11 Doctors 11 Stories, 2013)

Meine Besprechung von Justin Richards‘ „Doctor Who: Silhouette“ (Doctor Who: Silhouette, 2014)

Meine Besprechung von Terry McDonoughs Spielfilm über die Anfänge von „Doctor Who“ „Ein Abenteuer in Raum und Zeit“ (An Adventure in Space and Time, Großbritannien 2013)

 


TV-Tipp für den 24. Februar: Sex, Trump & Fox News – Aufstieg und Fall des Roger Ailes

Februar 23, 2020

ZDFinfo, 21.45

Sex, Trump & Fox News – Aufstieg und Fall des Roger Ailes (Divide and Conquer: The Story of Roger Ailes, USA 2018)

Regie: Alexis Bloom

Drehbuch: Alexis Bloom

TV-Premiere einer ausgezeichneten, spielfilmlangen Dokumentarfilmergänzung zu dem satirischen Drama „Bombshell“ über einige Frauen, die sich gegen sexuelle Belästigungen von Roger Ailes und den Mitarbeitern seines Senders Fox News wehrten.

Alexis Bloom zeichnet in einer gelungenen Mischung aus aktuellen Interviews und Archivmaterial das Leben des Fox-News-Gründers Roger Ailes nach. Seine Karriere als Politikberater begann Ailes für Richard Nixon. Zuletzt unterstützte er mit seinem rechten Radausender die Wahlkampagne von Donald Trump. Er machte ihn zum Präsidenten.

Vor „Sex, Trump & Fox News“ zeigt ZDFinfo um 20.15 Uhr „Die Trumps – Aus der Pfalz ins Weiße Haus“ und um 21.00 Uhr „Citizen Trump – Eine amerikanische Karriere“ und danach, um 23.30 Uhr die 90-minütige Doku „Watergate – Der größte Skandal der USA“.

Mit (teilweise Archivaufnahmen) Roger Ailes, Glenn Beck, Mitch McConnell, Richard Nixon, Austin Pendleton, Nancy Reagan, Ronald Reagan, Alison Rooney, Charlie Rose, David Shuster, Felycia Sugarman, John Wayne

Hinweise

ZDFinfo: „Sex, Trump & Fox News“ in der Mediathek (bis zum 24. 2. 2021)

Rotten Tomatoes über „Sex, Trump & Fox News“

DP/30 unterhält sich mit Alexis Bloom über ihre Doku

Build unterhält sich mit Alexis Bloom und Alex Gibney (der den Film produzierte) über die Doku

 


TV-Tipp für den 23. Februar: Dunkirk

Februar 22, 2020

Pro7, 20.15

Dunkirk (Dunkirk, USA/Frankreich/Großbritannien 2017)

Regie: Christopher Nolan

Drehbuch: Christopher Nolan

TV-Premiere. In drei ineinander verschachtelten Geschichten erzählt Christopher Nolan die legendäre, 1940 einen Nationalmythos begründende Rettung der britischen Soldaten an der französischen Nordseestadt Dünkirchen nach.

Formal brillanter, inhaltlich reichlich altbackener Kriegsfilm.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Fionn Whitehead, Tom Glynn-Carney, Jack Lowden, Harry Styles, Aneurin Barnard, James D’Arcy, Barry Keoghan, Kenneth Branagh, Cillian Murphy, Mark Rylance, Tom Hardy

Wiederholung: Montag, 24. Februar, 00.50 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Dunkirk“

Metacritic über „Dunkirk“

Rotten Tomatoes über „Dunkirk“

Wikipedia über „Dunkirk“ (deutsch, englisch)

Englische Christopher-Nolan-Fanseite

Meine Besprechung von Christopher Nolans „Interstellar“ (Interstellar, USA/Großbritannien 2014)

Meine Besprechung von Christopher Nolans „Dunkirk“ (Dunkirk, USA/Frankreich/Großbritannien 2017)


TV-Tipp für den 22. Februar: Green Zone

Februar 21, 2020

ZDF neo, 23.20

Green Zone (Green Zone, USA 2010)

Regie: Paul Greengrass

Drehbuch: Brian Helgeland

LV: Rajiv Chandrasekaran: Imperial Life In The Emerald City, 2006

Bagdad, April 2003: Nach der Invasion suchen US-Offizier Roy Miller und sein Team die Massenvernichtungswaffen von Saddam Hussein, die ja damals der offizielle Kriegsgrund waren.

Gelungener Mix aus Polit-Thriller und Kriegsfilm von Paul Greengrass und Matt Damon, die auch für die „Bourne“-Filme verantwortlich sind.

mit Matt Damon, Jason Isaacs, Amy Ryan, Greg Kinnear, Brendan Gleeson

Wiederholung: Sonntag, 23. Februar, 02.30 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Green Zone“

Wikipedia über „Green Zone“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Paul Greengrass’ “Captain Phillips” (Captain Phillips, USA 2013)

Meine Besprechung von Paul Greengrass‘ „Jason Bourne“ (Jason Bourne, USA 2016)


TV-Tipp für den 21. Februar: True Grit – Vergeltung

Februar 20, 2020

Wegen des Todes von Charles Portis (28. Dezember 1933 – 17. Februar 2020)

Tele 5, 20.15

True Grit (True Grit, USA 2010)

Regie: Joel Coen, Ethan Coen

Drehbuch: Joel Coen, Ethan Coen

LV: Charles Portis: True Grit, 1968 (Die mutige Mattie; True Grit)

Die vierzehnjährige Mattie Ross will den Mörder ihres Vaters, den Feigling Tom Chaney, finden. Für die Jagd engagiert sie den versoffenen, aber furchtlosen Marschall Rooster Cogburn.

Ein zukünftiger Western-Klassiker

mit Jeff Bridges, Hailee Steinfeld, Matt Damon, Josh Brolin, Barry Pepper

Wiederholung: Montag, 24. Februar, 01.00 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Wikipedia über Charles Portis (deutsch, englisch) und „True Grit

New York Times über Charles Portis (19. Dezember 2010)

Amerikanische Homepage zu „True Grit“ (Coen-Version)

Deutsche Homepage zu „True Grit“ (Coen-Version)

Metacritic über “True Grit”

Rotten Tomatoes über “True Grit”

Drehbuch „True Grit“ von Joel und Ethan Coen

Meine Besprechung von Charles Portis’ Roman „True Grit/Die mutige Mattie“ (True Grit, 1968)

Meine Besprechung von Bill Green/Ben Peskoe/Will Russell/Scott Shuffitts „Ich bin ein Lebowski, du bist ein Lebowski – Die ganze Welt des Big Lebowski“ (I’m a Lebowski, you’re a Lebowski, 2007)

Meine Besprechung des Coen-Films „Blood Simple – Director’s Cut“ (Blood Simple, USA 1984/2000)

Meine Besprechung von Michael Hoffmans “Gambit – Der Masterplan” (Gambit, USA 2012 – nach einem Drehbuch von Joel und Ethan Coen)

Meine Besprechung des Coen-Films “Inside Llewyn Davis” (Inside Llewyn Davis, USA/Frankreich  2013)

Meine Besprechung des Coen-Films „Hail, Caesar!“ (Hail, Caesar!, USA/Großbritannien 2016)

Die Coen-Brüder in der Kriminalakte


Neu im Kino/Buch- und Filmkritik: Zur neuesten Verfilmung von Jack Londons „Ruf der Wildnis“

Februar 20, 2020

Brauchen wir wirklich noch eine Verfilmung von Jack Londons „Ruf der Wildnis“? Auch wenn dieses Mal Harrison Ford mitspielt?

Nun, in jedem Fall schadet es nicht, wenn Indiana Jones sich um einen Hund kümmert. Auch wenn die von ihm gespielte Figur, wie im Roman, erst in der zweiten Hälfte der Geschichte wichtig wird. Davor hat er nur zwei sehr kurze Auftritte, die vor allem die Funktion einer Ankündigung erfüllen und so seinen späteren Auftritt nicht zu einer aus heiterem Himmel kommenden Überraschung machen,

Im Mittelpunkt der Geschichte steht Buck, ein riesiger Mischling aus Bernhardiner und Schäferhund, der glücklich im herrschaftlichen Anwesen von Richter Miller im sonnigen Kalifornien lebt. Eines Tages wird er von einem Hunderäuber entführt und nach Norden verschifft. 1896 wurde am Klondike Gold gefunden. Jetzt sind alle Glücksjäger (zu denen auch Jack London gehörte) auf dem Weg zu den sagenhaften Goldschätzen.

Die ersten neuen Besitzer von Buck sind Perrault (Omar Sy) und Francois (im Roman ein Halbblut, im Film Francoise [Cara Gee]). In dem Rudel der Post-Schlittenhunde erkämpft Buck sich schnell seinen Platz. In diesen Tagen erwacht, dem titelgebendem Ruf der Wildnis folgend, auch langsam Bucks wahres Wesen.

Als die Postlinie eingestellt wird, erhält Buck neue Besitzer. Dieses Mal handelt es sich um drei Goldsucher, zwei Männer, eine Frau (Dan Stevens, Colin Woodell und Karen Gillan), die von überwältigender Arroganz und Dummheit sind.

Dritter und letzter Besitzer von Buck wird John Thornton (Harrison Ford), der ihn wie ein gleichberechtigtes Wesen behandelt. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg in noch nicht auf der Landkarte verzeichnete Gebiete des Yukon Territoriums.

Regisseur Chris Sanders legt mit Ruf nach der Wildnis“ nach Animationsfilmen wie „Drachenzähmen“ leichtgemacht und „Die Croods“ sein insgesamt überzeugendes Realfilmdebüt vor. Er und Autor Michael Green („Mord im Orientexpress“) folgen der Geschichte von Jack London. Für den Film dramatisieren und disneyfizieren sie sie. Die Dramatisierungen sind, obwohl „Ruf der Wildnis“ immer noch ein Episodendrama ist, das Bucks Geschichte vom verantwortungslosen Haushund zum Führer einer Wolfsrudels macht, notwendig, um eine stringente Geschichte zu erzählen. Die Disneyfizierung ist vor allem dem Zielpublikum geschuldet. „Ruf der Wildnis“ ist ein Kinderfilm, der zeigt, wie Menschen zu besseren Menschen werden, weil sie Buck begegnen. Gleichzeitig entdeckt Buck sein wahres Ich. Er wird zu einem Tier, das Verantwortung übernimmt für andere Tiere und Menschen und auch für sie kämpft.

Londons Roman, geschrieben im Duktus der damaligen Zeit und für ein erwachsenes Publikum, ist dagegen oft sehr hart und darwinistisch: „Buck war gnadenlos. (…) Man musste herrschen oder sich beherrschen lassen; und Gnade zu zeigen, war eine Schwäche. Gnade existierte im urwüchsigen Leben nicht. Sie wurde als Furcht missverstanden, und solche Missverständnisse führten zum Tod. Töten oder getötet werden, fressen oder gefressen werden, das war das Gesetz; und er gehorchte diesem Gebot aus der Tiefe der Zeiten.“

Im Film gibt es, was jetzt Erwachsene wahrscheinlich mehr stört als Kinder, einen wahren CGI-Overkill. Viele Landschaften, Hintergründe und eigentlich alle Tiere sind digital animiert. Und hier sehen die digital animierten Tiere immer etwas künstlich aus. Sie basieren auf Aufnahmen realer Tiere und Menschen, die Tiere spielen. So war Terry Notary, ein früherer Artist des Cirque du Soleil, die Live Action Reference Performance für Buck und der Spielpartner von Harrison Ford. Die Kamera ist immer wieder an Positionen und macht Bewegungen, die in der Realität für eine Kamera nicht möglich wären. Es gibt Bilder von Tieren, die eine Kamera in der Realität so niemals einfangen könnte. Buck tut Dinge, die ein echter Hund niemals tun würde. Und die Tiergesichter, vor allem natürlich Buck, können niemals ihre Herkunft aus dem Computerlabor verhehlen können. Dafür sind sie teils zu künstlich, teils zu menschlich.

Für Kinder ist Chris Sanders‘ „Ruf der Wildnis“ ein gelungener Abenteuerfilm mit einem liebenswertem Hund, guten und weniger guten Menschen und einigen schönen Landschaftsaufnahmen.

Ruf der Wildnis (The Call of the Wild, USA 2020)

Regie: Chris Sanders

Drehbuch: Michael Green

LV: Jack London: The Call of the Wild, 1903 (Der Ruf der Wildnis)

mit Harrison Ford, Omar Sy, Dan Stevens, Karen Gillan, Bradley Whitford, Colin Woodell, Cara Gee, Michael Horse, Jean Louisa Kelly, Adam Fergus, Abraham Benrubi, Terry Notary

Länge: 100 Minuten

FSK: ab 6 Jahre

Die Vorlage

erscheint zum Filmstart mit einem neuen Cover. Es handelt sich um die sehr gelungene Neuübersetzung von Lutz-W. Wolff, der den Roman um ein informatives Nachwort, Anmerkungen und eine Zeittafel ergänzte.

Jack London: Ruf der Wildnis

(übersetzt von Lutz-W. Wolff)

dtv, 2020 (Filmausgabe)

160 Seiten

9,90 Euro

Erstausgabe der Neuübersetzung

dtv, 2013

Originalausgabe

The Call of the Wild

Macmillan, 1903

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Ruf der Wildnis“

Metacritic über „Ruf der Wildnis“

Rotten Tomatoes über „Ruf der Wildnis“

Wikipedia über „Ruf der Wildnis“ 


Neu im Kino/Filmkritik: „Limbo“, der nächste Film ohne einen Schnitt

Februar 20, 2020

Limbo“ wird beworben als der erste neunzigminütige One-Shot einer Filmhochschule. Es ist auch ein Abschlussfilm, der nicht die übliche Nabelschau des Regisseurs betreibt. Er erzählt nicht zum x-ten Mal über Liebesleid und -freud und über den Abschied aus der Provinz, in der man zwischen Rasenmähern und Volksfesten die glücklichen Tage seiner Kindheit verbrachte. „Limbo“ ist ein Thriller, irgendwo zwischen Finanz-, Cop- und Gangsterthriller.

In seinem Spielfilmdebüt verfolgt Tim Dünschede, Absolvent der HFF München, anfangs die junge Compliance Managerin Ana (Elisa Schlott), die einem Freitagnachmittag in den Unterlagen der Bank Hinweise auf finanzielle Unregelmäßigkeiten entdeckt. Als sie ihrem Vorgesetzten Frank Mailing (Mathias Herrmann) davon erzählen will, ist er nicht daran interessiert. Aber er und sein Begleiter laden sie ein, mit ihnen den Abend zu verbringen. Sie fahren zu einer verlassenen Fabrikhalle, in der es eine Nobelparty und einen illegalen Boxkampf geben wird.

In dem verwinkeltem Gebäude sind auch der Kleingangster Ozzy (Martin Semmelrogge) und sein jüngster Begleiter Carsten (Tilman Strauß). Ozzy will ihn mit dem Wiener (Christian Strasser) bekannt machen. Der Wiener ist ein Gangsterboss, dem der Club gehört. Carsten ist ein Undercover-Cop, der aus dem mit Firewalls hochgesichertem Computer des Wieners wichtige Daten stehlen soll.

Oh, und er ist auch der Bruder von Ana.

Diese Story ist der eindeutige Schwachpunkt des Films. Sie ist eine Ansammlung von Klischees, schlechten Entscheidungen und schlechten Dialogen.

Die Figuren verhalten sich immer wieder unplausibel, weil sie den Vorgaben des Drehbuchs gehorchen müssen. So entdeckt Ana am Filmanfang den Betrug und sie will sofort mit ihren Vorgesetzten darüber reden. Aber als sie kurz darauf im Auto neben ihrem Chef sitzt und sie auf der langen Autofahrt zu ihrem Ziel die Gelegenheit hätte, ihm sofort zu sagen, was sie entdeckte, macht sie zuerst einmal Smalltalk mit den beiden Männern. Sie erzählt auch, warum sie im Finanzgewerbe arbeitet. Das sind durchaus wichtige Informationen zu ihrer Motivation, die uns hier auf die denkbar ungeschickteste Art geliefert werden.

Später, auf der Party, verliert sie ihre Tasche, in der die Beweise für die Verbrechen der Bank sind. Selbstverständlich beginnt sie panisch ihre Tasche zu suchen. Bis sie an der Bar vom Kellner ein Freigetränk bekommt, sich entspannt hinsetzt und auf Ozzy trifft, mit dem sie sich dann locker-flockig über Gott und die Welt unterhält.

Diese hanebüchene Geschichte wird ohne einen einzigen Schnitt erzählt. Und allein für diesen Mut und wie er die Herausforderung meistert, gebührt Tim Dünschede jeder Respekt.

Sie legt allerdings auch zwei Probleme von One-Shot-Filmen offen. Es ist schwer Spannung herzustellen, weil die Kamera nicht zwischen zwei Perspektiven wechseln kann. Damit können in einem Thriller bewährte Suspense-Momente (wie das Platzieren der Bombe mit Zeitzünder unter dem Tisch, an dem später Männer Skat spielen oder wenn sich ein Bösewicht dem Ort nähert, an dem Held in dem Moment unter keinen Umständen sein darf) nur schwer bis überhaupt nicht realisiert werden. Denn es muss immer einen Grund geben, warum die Kamera eine Figur verlässt. Das tut Dünschede ziemlich oft. So führt er im ersten Drittel die beiden Hauptfiguren Ana und Carsten in getrennten Handlungssträngen ein. Das gelingt ihm, indem die Kamera an einer Tankstelle Ana verlässt und sie sich zu Carsten bewegt.

Ein anderes Problem ist, dass auch die langweiligen Teile nicht aus dem Film herausgeschnitten werden können, weil alles in Echtzeit spielen und die Figuren von einem Ort zu einem anderen Ort gelangen müssen. In „Limbo“ verfolgt die Kamera daher die Figuren in der Fabrikhalle viel beim treppauf und treppab gehen.

Als filmisches Experiment ist „Limbo“ definitiv einen Blick wert. Vor allem wenn man sich weniger für die Geschichte und mehr für die technischen Aspekte und die Frage, wie bestimmte Probleme beim Erzählen der Geschichte gelöst werden, interessiert.

Limbo (Deutschland 2019)

Regie: Tim Dünschede

Drehbuch: Anil Kizilbuga

mit Elisa Schlott, Tilman Strauß, Martin Semmelrogge, Christian Strasser, Matthias Herrmann, Steffen Wink

Länge: 89 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Homepage zum Film

Filmportal über „Limbo“

Moviepilot über „Limbo“

 


Neu im Kino/Filmkritik: „Brahms: The Boy II“ ist wieder da

Februar 20, 2020

Vor vier Jahren zeigte William Brent Bell in seinem Horrorfilm „The Boy“, wie viel Schrecken eine Puppe, also ein bewegungsloser Gegenstand, verbreiten kann. Damit ist Brahms, so der Name der wie ein katholischer Chorknabe aussehenden Puppe, der Bruder von Annabelle. Am Ende des kleinen Horrorfilms gibt es eine durch nichts im Film vorbereitete und daher ziemlich unglaubwürdige Erklärung für Brahms Taten. Der Film war an der Kasse erfolgreich genug, um eine Fortsetzung zu rechtfertigen.

Mit „Brahms: The Boy II“ legt Bell jetzt, wieder nach einem Drehbuch von Stacey Menear, eine Fortsetzung vor, die vor allem Freunde regelmäßiger Jumpscares begeistern wird.

Dieses Mal zieht eine bürgerliche Kleinfamilie in das Gästehaus des verlassen in der englischen Provinz stehenden Heelshire Anwesens. Sean hofft, dass seine Frau Liza und sein Sohn Jude in der malerischen Einsamkeit die psychischen Folgen eines sehr gewalttätigen nächtlichen Einbruchs in ihr Londoner Reihenhaus überwinden können.

Kurz nach ihrer Ankunft findet Jude, der nach dem Überfall verstummte, im Wald in einem Grab die titelgebende Porzellanpuppe. Schnell baut er eine Beziehung zu Brahms auf. Brahms wird sein ständiger Begleiter. Er beginnt sich sogar mit ihr zu unterhalten. Die von Brahms aufgestellten Regeln, wie dass es keine Gäste im Haus geben darf, dass die Familie gemeinsam isst und dass sein Gesicht nicht verdeckt werden darf, müssen befolgt werden. Sonst wird er wütend.

In unter neunzig Minuten, mit wenigen Schauspielern (weitgehend handelt es sich um ein Drei-Personen-Stück) und Schauplätzen (fast der gesamte Film spielt im Gästehaus), erzählt Bell eine klassische B-Picture-Horrorgeschichte, die es so schon unzählige Male gab. Alle möglicherweise interessanten Aspekten werden ignoriert zugunsten von einer homöopathischen Dosis Suspense und vielen unblutigen Schreckmomenten.

Anspruchslose Horrorfilmfans dürften daher bei „Brahms: The Boy II“ einige Male zusammenzucken. Für alle anderen ist Bells Werk ein vernachlässigbarer Horrorfilm.

Brahms: The Boy II (Brahms: The Boy II, USA 2020)

Regie: William Brent Bell

Drehbuch: Stacey Menear

mit Christopher Convery, Katie Holmes, Owain Yeoman, Ralph Ineson

Länge: 86 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Moviepilot über „Brahms: The Boy II“

Metacritic über „Brahms: The Boy II“

Rotten Tomatoes über „Brahms: The Boy II“

Wikipedia über „Brahms: The Boy II“

Meine Besprechung von William Brent Bells „The Boy“ (The Boy, USA 2016)


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