Making Waves: The Art of Cinematic Sound (Making Waves: The Art of Cinematic Sound, USA 2019)
Regie: Midge Costin
Drehbuch: Bobette Buster
TV-Premiere einer hochgelobten spielfilmlangen Doku über den Ton bei Filmen. Und wie wichtig er beim Erzählen einer Geschichte ist.
mit Walter Murch, Ben Burtt, Gary Rydstrom, George Lucas, Steven Spielberg, Robert Redford, Barbra Streisand, Ryan Coogler, David Lynch, Ang Lee, Sofia Coppola, Peter Weir, Christopher Nolan
LV: Philip K. Dick: The Minority Report, 1956 (erstmals erschienen in Fantastic Universe, Januar 1956, Der Minderheiten-Bericht, Kurzgeschichte)
Schöne neue Welt: 2054 werden in Washington, D. C., Verbrecher bereits vor der Tat, aufgrund der Prognose von Precogs, verhaftet. Ein perfektes System, bis die Precogs sagen, dass der Polizist John Anderton bald einen Mann, den er überhaupt nicht kennt, umbringen wird. Anderton glaubt nicht an die Prognose. Er flüchtet und versucht herauszufinden, warum er zum Mörder werden soll.
Guter, etwas zu lang geratener Science-Fiction-Thriller, der für den Bram-Stoker-, Nebula- und Hugo-Preis nominiert war und den Saturn-Preis erhielt.
mit Tom Cruise, Colin Farrell, Samantha Morton, Max von Sydow, Lois Smith, Peter Stormare, Frank Grillo
LV: Ernest Cline: Ready Player One, 2011 (Ready Player One)
2045: Der zwanzigjährige Wade lebt in Columbus, Ohio, im Armenviertel. Die meiste Zeit verbringt er allerdings, wie viele andere Menschen, in der virtuellen Welt der OASIS. Als OASIS-Erfinder James Halliday stirbt, beginnt die Jagd auf sein Erbe. Dafür müssen in der OASIS drei Aufgaben gelöst und ein Easter Egg gefunden werden. Der Gewinner erhält die Kontrolle über die OASIS und viel Geld.
TV-Premiere. Spielbergs äußerst kurzweiliger Science-Fiction-Abenteuerfilm ist, wie Ernest Clines erfolgreicher Roman, eine Liebeserklärung an die Pop-Kultur der achtziger Jahre, die Spielberg mit seinen Filmen und seiner Firma entscheidend prägte.
Am 24. November erscheint „Ready Player Two“. In dem Roman erzählt Ernest Cline die Geschichte von „Ready Player One“ weiter; wobei die Inhaltsangabe eher nach einer Wiederholung klingt. Eine deutsche Übersetzung ist noch nicht angekündigt.
mit Tye Sheridan, Olivia Cooke, Ben Mendelsohn, Lena Waithe, T. J. Miller, Philip Zhao, Win Morisaki, Hannah John-Kamen, Simon Pegg, Mark Rylance
Unheimliche Begegnung der dritten Art (Close Encounters of the third kind, USA 1977)
Regie: Steven Spielberg
Drehbuch: Steven Spielberg
Unglaublich: Anscheinend sind Außerirdische auf der Erde gelandet und sie sind überhaupt nicht böse. Jedenfalls interpretiert Normalbürger Roy Neary die Zeichen so und er macht sich auf die Suche nach ihnen.
Inzwischen ein Science-Fiction-Klassiker.
mit Richard Dreyfuss, Francois Truffaut, Teri Garr, Melinda Dillon, Bob Balaban, Lance Henriksen
Holocaustdrama über den deutschen Industriellen Oskar Schindler, der in Polen über 1100 Juden vor den Vernichtungslagern rettete, indem er sie als Zwangsarbeiter rekrutierte und dabei alles riskierte.
„in jeder Hinsicht bemerkenswert und legt eine künstlerische Strenge und ein unsentimentales Verständnis an den Tag, das es von allen bisherigen Filmen des Regisseurs abhebt. (…) Trotz seiner Länge von über drei Stunden bewegt sich der Film schnell voran und ist keine Minute zu lang für die Geschichte, die er erzählt, und die Menge von Informationen, die er vermittelt.“ (Todd McCarthy, Variety)
Steven Spielberg zum Kinostart der restaurierten Fassung im Januar 2019: „Es ist schwer zu glauben, dass es 25 Jahre her ist, seit ‚Schindlers Liste‘ in die Kinos kam. Die wahren Geschichten über das Ausmaß und die Tragödie des Holocaust dürfen nie vergessen werden, und die Lehren des Films über die entscheidende Bedeutung der Bekämpfung des Hasses hallen auch heute noch nach. Ich fühle mich geehrt, dass das Publikum die Reise noch einmal auf der großen Leinwand erleben kann.“
mit Liam Neeson, Ben Kingsley, Ralph Fiennes, Caroline Goodall, Jonathan Sagalle, Embeth Davidtz
Indiana Jones und der letzte Kreuzzug (Indiana Jones and the last crusade, USA 1989)
Regie: Steven Spielberg
Drehbuch: Jeffrey Boam, George Lucas, Menno Meyjes
Dritter Auftritt von Indiana Jones. Dieses Mal sucht der Archäologe mit der Peitsche den Heiligen Gral, tut alles, damit er nicht den Nazis in die Hände fällt (das ist der leichte Teil) und er begegnet seinem Vater.
Und weil dieser von ‘James Bond’ Sean Connery gespielt wird, der wenig von seinem Sohn hält, ist für Spaß gesorgt. Und es gibt, selbstverständlich, Action satt.
mit Harrison Ford, Sean Connery, River Phoenix, Denholm Elliott, John Rhys-Davies, Julian Glover, Michael Byrne
E. T. – Der Außerirdische(E. T. – The Extreterrestrial, USA 1982)
Regie: Steven Spielberg
Drehbuch: Melissa Mathison
Durch eine Verkettung unglücklicher Umstände strandet der knuddelige Außerirdische E. T. in einer kalifornischen Kleinstadt. Der junge Elliott und seine Freunde wollen ihm helfen, während die Erwachsenen den Außerirdische jagen.
Der heute immer noch gern gesehene Science-Fiction-Film (?, Kinderfilm?) war ein weltweiter Kassenhit. Es ist einer der wenigen SF-Filme, in denen der Außerirdische keine Bedrohung, sondern eine kindliche, verlorene, gutmütige Seele ist, die nur nach Hause will.
Variety schrieb: „’E. T. – Der Außerirdische‘ ist vielleicht der beste Disney-Film, den Disney nie gedreht hat.“
„Für mich ist E. T. der emotionalste Film, den ich gemacht habe. Und das ist kein Zufall. Er drückt aus, was ich selbst tief im Inneren gefühlt habe. (…) E. T. stellt für mich die Quintessenz meiner Kindheit dar und zugleich ihr Ende.“ (Steven Spielberg)
mit Henry Thomas, Drew Barrymore, Dee Wallace, Peter Coyote, Robert McNaughton
LV: Philip K. Dick: The Minority Report, 1956 (erstmals erschienen in Fantastic Universe, Januar 1956, Der Minderheiten-Bericht, Kurzgeschichte)
Schöne neue Welt: 2054 werden in Washington, D. C., Verbrecher bereits vor der Tat, aufgrund der Prognose von Precogs, verhaftet. Ein perfektes System, bis die Precogs sagen, dass der Polizist John Anderton bald einen Mann, den er überhaupt nicht kennt, umbringen wird. Anderton glaubt nicht an die Prognose. Er flüchtet und versucht herauszufinden, warum er zum Mörder werden soll.
Guter, etwas zu lang geratener Science-Fiction-Thriller, der für den Bram-Stoker-, Nebula- und Hugo-Preis nominiert war und den Saturn-Preis erhielt.
mit Tom Cruise, Colin Farrell, Samantha Morton, Max von Sydow, Lois Smith, Peter Stormare, Frank Grillo
Holocaustdrama über den deutschen Industriellen Oskar Schindler, der in Polen über 1100 Juden vor den Vernichtungslagern rettete, indem er sie als Zwangsarbeiter rekrutierte und dabei alles riskierte.
„in jeder Hinsicht bemerkenswert und legt eine künstlerische Strenge und ein unsentimentales Verständnis an den Tag, das es von allen bisherigen Filmen des Regisseurs abhebt. (…) Trotz seiner Länge von über drei Stunden bewegt sich der Film schnell voran und ist keine Minute zu lang für die Geschichte, die er erzählt, und die Menge von Informationen, die er vermittelt.“ (Todd McCarthy, Variety)
Universal Pictures International Germany bringt den Klassiker am 27. Januar 2019, dem Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, in technisch überarbeiteter Version (4K, Dolby Cinema und Atmos) einmalig wieder in die deutschen Kinos.
Steven Spielberg dazu: „Es ist schwer zu glauben, dass es 25 Jahre her ist, seit Schindlers Liste in die Kinos kam. Die wahren Geschichten über das Ausmaß und die Tragödie des Holocaust dürfen nie vergessen werden, und die Lehren des Films über die entscheidende Bedeutung der Bekämpfung des Hasses hallen auch heute noch nach. Ich fühle mich geehrt, dass das Publikum die Reise noch einmal auf der großen Leinwand erleben kann.“
mit Liam Neeson, Ben Kingsley, Ralph Fiennes, Caroline Goodall, Jonathan Sagalle, Embeth Davidtz
Catch me if you can (Catch me if you can, USA 2002)
Regie: Steven Spielberg
Drehbuch: Jeff Nathanson
LV: Frank Abagnale (mit Stan Redding): Catch me if you can: The Amazing True Story of the Youngest and Most Daring Con Man in the History of Fun and Profit, 1980 (Mein Leben auf der Flucht, Catch me if you can)
Spielberg erzählt kurzweilig die wahre Geschichte des Hochstaplers Frank Abagnale. Der Film „ist eine swingende, schwerelose Krimikomödie, die durch Tempo, Charme und Verspieltheit überzeugt.“ (Berliner Zeitung, 30. Januar 2003)
Mit Leonardo DiCaprio, Tom Hanks, Christopher Walken, Martin Sheen, Nathalie Baye, James Brolin, Jennifer Garner
Sugarland Express (The Sugarland Express, USA 1974)
Regie: Steven Spielberg
Drehbuch: Hal Barwood, Matthew Robbins (nach einer Geschichte von Steven Spielberg, Hal Barwood und Matthew Robbins)
Die junge Mutter Lou Jean befreit ihren Mann aus dem Gefängnis. Gemeinsam wollen sie ihr Baby vor einer Zwangsadoption bewahren. Auf ihrer Fahrt zu den Pflegeeltern werden sie, verfolgt von einer Polizeiarmada, zu Volkshelden.
Steven Spielbergs erster Spielfilm (denn „Duell“ war ein Fernsehfilm, der auch im Kino ausgewertet wurde) ist einer seiner schönsten Filme.
„‘The Sugarland Express’ ist größtenteils eine ausgelassene, verrückte, kapriolenreiche Verfolgungskomödie – eine lebendige Situationskomödie nach Art der Roadrunner-Zeichentrickfilme, nur in Spielfilmlänge.“ (Variety)
Sein nächster Film war „Der weiße Hai“ und der Rest ist Geschichte.
mit Goldie Hawn, Ben Johnson, Michael Sacks, William Atherton, Gregory Walcott, Harrison Zanuck, Louise Latham
2045: der Waise Wade Watts (Tye Sheridan) lebt in den Stacks in Columbus, Ohio, bei seiner Tante und ihrem Freund. Die Gegend ist ein wahres ’shithole‘; – wenn der amtierende US-Präsident die Bezeichnung nicht für Gegenden reserviert hätte, die lebenswerter als Wades Müllkippe-Trailerbehausung sind.
Aber Wade kann, wie Millionen anderer Menschen, mit einer Brille in die OASIS abtauchen. Die OASIS ist eine riesige virtuelle Welt, in der das, ähem, wahre Leben stattfindet. Und deshalb verbringen die Menschen einen immer größer werdenden Teil ihres Lebens in der OASIS, in der sie alles sein können und in der sie von ihren alltäglichen Problemen befreit sind.
Nach dem Tod von OASIS-Schöpfer James Halliday (Mark Rylance) sind alle OASIS-Besucher in der virtuellen Welt auf der Jagd nach einem ganz besonderen Easter Egg, das Halliday vor seinem Tod versteckte. Um das Easter Egg zu finden, müssen drei Aufgaben gelöst werden. Wer das schafft, wird die Kontrolle über die OASIS haben und, was für den bettelarmen Wade keine Motivation ist, erhält eine halbe Billion Dollar. Wade will als großer James-Halliday-Bewunderer das letzte Geheimnis seines Idols lösen.
Das ist die Prämisse von Steven Spielbergs neuem Film „Ready Player One“ und die Jagd nach dem Easter Egg ist die Geschichte des Science-Fiction-Films, der zwischen realer und virtueller Welt hin und her wechselt. Es ist eine altbekannte Schatzsuche, die Spielberg allerdings mit so viel Lust am Erzählen präsentiert, dass die 150 Minuten wie im Flug vergehen. Dazu tragen auch die detailreich gezeigten Welten und, in der OASIS, die vielen Anspielungen auf die achtziger Jahre bei. Ein Jahrzehnt, in dem wir in Deutschland Angst vor der Apokalypse und dem Waldsterben hatten. In den USA war es für die Teenager wohl ein sicheres Jahrzehnt und es ist das Jahrzehnt, in dem Steven Spielbergs eigene Filme („E. T. – Der Außerirdische“, die Indiana-Jones-Filme) und die von seiner Firma Amblin Entertainment produzierten Filme (wie „Zurück in die Zukunft“, „Gremlins“, „Die Goonies“, „Falsches Spiel mit Roger Rabbit“) immer wieder gern gesehene Kinohits waren. Um nur die Filme zu nennen, in die Spielberg direkt involviert war. Für Filmfans gibt es außerdem, bei der Schlüsselsuche von Wade und seinen Freunden, einen ausführlichen Ausflug in das aus „Shining“ bekannte Overlook-Hotel und unzählige, mehr oder weniger versteckte Hinweise auf die 80er-Jahre-Popkultur, die im Internet von Fans der Reihe nach entschlüsselt werden.
Die OASIS ist nämlich der wahrgewordene feuchte Traum eines Nerds.
Es ist allerdings ein jugendfreier Traum. Als habe ein Kind kurz vor der Pubertät sein Paradies entworfen. Mädchen gibt es in dieser Welt nicht und die wenigen weiblichen Charaktere sind dann vor allem asexuelle Kumpels. Früher nannte man sie Mädchen, mit denen man Pferde stehlen kann. Aber in der OASIS gibt es keine Pferde. Und auch keine anderen Tiere. Sex und Vergnügungsmeilen fehlen ebenso. Es ist halt eine jugendfreie Ausgabe der Welt von „Total Recall“.
Auch die Geschichte – und damit wahrscheinlich auch Ernest Clines gleichnamige Romanvorlage, ein gefeierter Bestseller – bedient mit seinen jugendlichen Protagonisten eher ein jugendliches Publikum, das sich wenig für philosophische Reflexionen interessiert. Ihre Antagonisten sind mehr oder weniger fiese Erwachsene. Als Hauptbösewicht darf, wieder einmal, Ben Mendelsohn überzeugen.
Die Anspielungen auf die achtziger Jahre erfreuen das Publikum, auch wenn es schon etwas seltsam ist, dass in knapp dreißig Jahren alle ungefähr dreißig bzw. für die OASIS-Spieler sechzig Jahre zurück in die Vergangenheit wollen. Die OASIS ist eine Schöpfung, die nostalgische Fantasien befriedigt. Es ist in diesem Fall auch eine Welt, die in jedem Moment und in jeder Figur absolut spielbergianisch ist.
Am Ende ist Spielbergs Science-Fiction-Blockbuster ein gut gemachter Erster-Klasse-Nostalgietrip, der trotz der140-minütigen Laufzeit, kurzweilig, aber mit wenig Tiefgang unterhält.
Ready Player One (Ready Player One, USA 2018)
Regie: Steven Spielberg
Drehbuch: Zak Penn, Ernest Cline
LV: Ernest Cline: Ready Player One, 2011 (Ready Player One)
mit Tye Sheridan, Olivia Cooke, Ben Mendelsohn, Lena Waithe, T. J. Miller, Philip Zhao, Win Morisaki, Hannah John-Kamen, Simon Pegg, Mark Rylance
Der zweite Roman von Ernest Cline, der auf den ersten Blick doch sehr an „Enders Game“ erinnert: Jugendliche, die in Computerspielen erfolgreich gegen Aliens kämpften, müssen feststellen, dass es die fiesen Außerirdischen wirklich gibt und nur sie, dank ihrer Gamer-Fertigkeiten, die Erde retten können.
Bridge of Spies – Der Unterhändler(Bridge of Spies, USA 2015)
Regie: Steven Spielberg
Drehbuch: Matt Charman, Ethan Coen, Joel Coen
Eher widerwillig übernimmt Versicherungsanwalt James B. Donovan 1957 ein Pflichtmandat: die Verteidigung des Sowjetspions Rudolf Abel. Er kann die Todesstrafe für Abel verhindern und als, Jahre später, über Russland ein CIA-Spion abgeschossen wird, soll Donovan mit den Sowjets über einen Gefangenenaustausch verhandeln.
Spielberg erzählt in seinem hochspannenden Thriller, immer nah an den Fakten, die Geschichte des ersten Gefangenenaustauschs auf der Glienicker Brücke.
Es gibt inzwischen mehrere Sachbücher, die sich mit diesem Agentenaustausch beschäftigen. Spielbergs Film basiert explizit auf keiner Vorlage.
Dennoch wird die zum Filmstart erschienene Neuausgabe von James B. Donovans „Strangers on a Bridge – Der Fall des Oberst Abel“ vom Goldmann- Verlag als die Hintergrundgeschichte zum Film beworben, was durchaus zutreffend ist. Immerhin verteidigte Donovan Abel und er verhandelte den Agentenaustausch.
Wer also tiefer in die damalige Zeit eintauchen möchte, sollte sich diesen spannenden Erlebnisbericht eines Zeitzeugen, geschrieben mit dem damaligen Wissen, zulegen.
– James B. Donovan: Strangers on a Bridge – Der Fall des Oberst Abel (übersetzt von Eva Bornemann und Michael Molitor; mit einem neuen Vorwort von Jason Matthews) Goldmann, 2015 560 Seiten
9,99 Euro
– Originalausgabe
Strangers on a Bridge – The Case of Colonel Abel
Atheneum House, Inc., 1964
– Frühere deutsche Ausgabe
Der Fall des Oberst Abel
Scheffler-Verlag, 1965
Am 5. April läuft Steven Spielbergs neuester Film „Ready Player One“ an. Seine Verfilmung von Ernest Clines SF-Roman ist buntes Abenteuer für Jugendliche (und Nerds), das all die Momente hat, die man bei einem Film des Regisseurs von „E. T.“ erwartet und vollgestopft mit popkulturellen Anspielungen ist. Zum Kinostart gibt es die Filmkritik. Bis dahin:
Als Katharine Graham nach dem Tod ihres Mannes 1963 die Leitung der „Washington Post“ übernahm, war sie die Tochter des Inhabers der „Washington Post“ (ihr Vater hielt sie für ungeeignet, die Zeitung zu führen, sie dachte das auch und hatte daher nichts gegen die Entscheidung ihres Vaters, ihren Ehemann zum Chef zu machen), eine ehemalige Journalistin und Mutter von vier Kindern, die sich, wie es dem damaligen Gesellschaftsbild entsprach, um Haushalt, Kindererziehung und das Gesellschaftsleben kümmerte. Sie war, so ihr Sohn Don Graham, „die Welthauptstadt der Selbstzweifel“.
Plötzlich stand sie, ohne echte Erfahrung im Zeitungsgeschäft und nur aus dem Gefühl einer Verpflichtung gegenüber dem Familienvermächtnis und ihren Kindern, als erste Frau an der Spitze eines großen Wirtschaftsunternehmen. Die Männer akzeptierten sie in ihren Männerzirkeln, den Clubs, Hinterzimmern und Vorstandszimmern nur, weil sie die Frau, die durch eine Erbschaft ihre aktuelle Position erhalten hatte, akzeptieren mussten. Aber eigentlich gehörte sie in das Damenzimmer, wo nicht über Politik, sondern über Frisuren geredet wurde.
Das Unternehmen, die „Washington Post“, war damals eine Tageszeitung mit finanziellen Problemen, deren größtes Problem – so sagt Steven Spielbergs neuer Film „Die Verlegerin“ – der Zugang zu verschiedenen Privatfeiern von US-Präsident Richard Nixon war. Zur Sanierung war ein Börsengang geplant, der möglichst störungsfrei verlaufen sollte. Skandalträchtige Geschichten und damit verknüpfte juristische Kalamitäten sollten in dem Moment unbedingt vermieden werden.
In diesem Moment schlug ihr ihr Chefredakteur Ben Bradlee eine Super-Story vor. Er war seit 1965 bei der „Washington Post“. Zwischen Bradlee und Graham herrschte eine vertrauenvolle Freundschaft. Die gegensätzlichen Charaktere hatten nämlich ein Ziel: aus der „Washington Post“ eine wichtige Tagezeitung zu machen. Sein Vorschlag war, nachdem die konkurrierende „New York Times“ am 13. Juni 1971 mit der Veröffentlichung der Pentagon-Papiere begonnen hatte und kurz darauf, auf Antrag der Nixon-Regierung, eine einstweilige Verfügung erhielt, die ihr weitere Veröffentlichungen aus den Pentagon-Papieren untersagte, sich die Papiere zu besorgen und zu drucken.
Dabei handelte es sich um eine siebentausend Seiten umfassende Studie des einflussreichen Think-Tanks RAND Corporation mit dem prosaischen Titel „Geschichte US-amerikanischer Entscheidungsfindungen in Vietnam, 1945 – 1966“ (United States – Vietnam Relations, 1945–1967: A Study Prepared by the Department of Defense). Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass mehrere US-Präsidenten die Öffentlichkeit über ihr Vorgehen in Vietnam belogen hatten. Daniel Ellsberg, einer der Autoren der Studie, hatte die siebentausend Seiten der Studie in mühevoller Kleinarbeit aus dem RAND-Büro geschmuggelt und fotokopiert. Er wollte, dass in der Öffentlichkeit darüber gesprochen wird.
Dass die Regierung über eine weitere Veröffentlichung nicht erfreut wäre, war in dem Moment klar. Denn damals kämpften in Vietnam US-Soldaten, während in den USA gegen den Krieg protestiert wurde.
Graham wusste, dass sie mit einer falschen Entscheidung die Zukunft der Zeitung ruinieren könnte. Sie wusste auch, dass es um die Freiheit der Presse ging, die im wichtigen Ersten Zusatzartikel zur Verfassung erklärt wird. Und sie war, als Teil der High Society von Washington, mit einigen der Männer, die in den Pentagon-Papieren erwähnt werden, eng befreundet.
Spielberg erzählt, nach einem konzentrierten Drehbuch von Liz Hannah und Josh Singer („Spotlight“), die Geschichte von Katherine Graham. Aber, wie der Originaltitel „The Post“ andeutet, auch die Geschichte der „Washington Post“, vor allem natürlich der Reporter, die sich als investigative Journalisten hinter die Story klemmen, und die Geschichte von ihrem Informanten Daniel Ellsberg, der später als Landesverräter angeklagt wurde. Am 11. Mai 1973 erklärte der zuständige Richter das Verfahren aufgrund eines schweren Fehlverhaltens der Regierung (sie hatte den Auftrag erteilt, Ellsbergs Psychiater auszuspionieren) für ungültig. Die Vorwürfe gegen Ellsberg und seinen RAND-Kollegen Anthony Russo wurden fallengelassen.
Spielbergs „Die Verlegerin“ ist, im besten Sinn, packendes quasidokumentarisches bildungsbürgerliches Kino, in dem liberale Werte, Traditionen und die Verfassung hochgehalten werden. Vor allem natürlich der Wert einer freien Presse. Denn am 18. Juni 1971 druckte die „Washington Post“ ihren ersten Artikel über die Pentagon-Papiere und weil ein Bundesrichter die vom Justizminsterium beantragte einstweilige und dauerhafte Verfügung gegen die Zeitung ablehnte, begann auch andere Zeitungen Berichte über die Pentagon-Papiere zu drucken.
Aber in dem Moment war der Weg durch die Gerichte noch nicht ausgeschöpft.
„Die Verlegerin“ zeigt, wie die „Washington Post“ durch die Veröffentlichung der Pentagon-Papiere und die gerichtlichen Auseinandersetzungen von einer unbedeutenden Lokalzeitung zu einer vielfach preisgekrönten und geachteten investigativen Tageszeitung wurde, wie eine Verlegerin sich emanzipiert und wie wichtig eine freie Presse ist bei der Aufdeckung von Skandalen.
Das Drama ist auch eine Liebeserklärung an die gute alte Tageszeitung. Es ist eine Zeit, als es in Redaktionen noch laut hämmernde Schreibmaschinen und einen festen Redaktionsschluss gab, Druckvorlagen von Hand erstellt wurden, Zeitungen gedruckt, verteilt und beim Frühstück oder dem Weg zur Arbeit gelesen wurden. Sie waren dann Tagesgespräch. Heute stehen die Artikel zuerst auf der Homepage der Zeitung und erst danach in der gedruckten Ausgabe.
Der Film endet mit dem Einbruch in das Hauptquartier der Demokratischen Partei im Watergate-Hotel am 17. Juni 1972. Diese Geschichte, die durch die Recherche der „Washington Post“-Journalisten Carl Bernstein und Bob Woodward zum Rücktritt von Nixon führte, erzählt Alan J. Pakula 1976 in seinem Filmklassiker „Die Unbestechlichen“, den man sich nach „Die Verlegerin“ wieder ansehen kann. Beide Filme erzählen von Ereignissen und Konflikten, die heute wieder erschreckend aktuell sind.
Die Verlegerin (The Post, USA 2017)
Regie: Steven Spielberg
Drehbuch: Liz Hannah, Josh Singer
mit Meryl Streep, Tom Hanks, Sarah Paulson, Bob Odenkirk, Tracy Lettts, Bradley Whitford, Bruce Greenwood, Matthew Rhys, Alison Brie, Michael Stuhlbarg
LV: Richard Matheson: Duel (Kurzgeschichte, Playboy, April 1971)
Auf einem Highway irgendwo im Nirgendwo überholt Handelsvertreter David Mann einen Truck. Der König der Landstraße beginnt Mann zu verfolgen.
Steven Spielbergs erster Kinofilm. Naja, fast. Denn „Duell“ war zuerst ein in zwei Wochen gedrehter ABC-TV-Film (es werden mal 12, mal 13, mal 16 Drehtage genannt, wobei anscheinend nur 10 Drehtage geplant waren), der für die Kinoauswertung um einige Szenen erweitert wurde.
„Duell“ ist ein kleiner, knackiger Highway-Thriller, bei dem die Geschichte auf das Gerüst reduziert wurde. Mit einer guten Idee und einem guten Drehbuch, beides von Richard Matheson.
„Offen gesagt ist der Film voll technischer Spielereien und logischer Brüche. Aber am Ende der neunzig Minuten scheint kaum Zeit vergangen.“ (Fob, Variety)
mit Dennis Weaver, Eddie Firestone, Charles Seel, Lucille Benson
Indiana Jones und der letzte Kreuzzug (USA 1989, Regie: Steven Spielberg)
Drehbuch: Jeffrey Boam, George Lucas, Menno Meyjes
Dritter Auftritt von Indiana Jones. Dieses Mal sucht der Archäologe mit der Peitsche den Heiligen Gral, tut alles, damit er nicht den Nazis in die Hände fällt (das ist der leichte Teil) und er begegnet seinem Vater.
Und weil dieser von ‘James Bond’ Sean Connery gespielt wird, der wenig von seinem Sohn hält, ist für Spaß gesorgt. Und es gibt, selbstverständlich, Action satt.
mit Harrison Ford, Sean Connery, River Phoenix, Denholm Elliott, John Rhys-Davies, Julian Glover, Michael Byrne
Schon einige Tage erhältlich: Georg Seeßlens „Steven Spielberg und seine Filme“. In der brandaktuellen Neuauflage seines Buches beschäftigt Seßlen sich, gewohnt wortgewaltig, gewohnt kundig, auf gut dreihundert, mit einigen Fotos illustrierten, engbedruckten Seiten mit allen von Steven Spielberg inszenierten Filmen von den Anfängen beim Fernsehen bis hin zum „Big Friendly Giant“. Er ordnet sie ein, stellt Querverbindungen her und lädt zum wiederholten Sehen der Filme ein.
Drehbuch: Steven Spielberg, Michael Grais, Mark Victor (nach einer Geschichte von Steven Spielberg)
Die Freelings ziehen in ein neues Haus, in dem unheimliche Dinge geschehen. Um die Geister zu bannen, rufen sie eine Parapsychologin, die die Poltergeister aus dem Haus vertreiben soll.
Tobe Hooper, geboren am 25. Januar 1943 in Austin, Texas, schrieb mit dem „Texas Chainsaw Massacre“ Horrorfilmgeschichte und inszenierte mit „Poltergeist“ seinen kommerziellsten Film (obwohl es Gerüchte gab, dass eigentlich Steven Spielberg inszenierte). Jedenfalls ist „Poltergeist“, der damals an der Kinokasse ein Erfolg war, ein Horrorfilmklassiker für fast die ganze Familie.
Der Film gewann den Saturn-Award der Academy of Science Fiction, Fantasy & Horror Films als bester Horrorfilm des Jahres. Hooper war als bester Regisseur nominiert.
mit Craig T. Nelson, JoBeth Williams, Heather O’Rourke, Oliver Robbins, Dominique Dunne, Zelda Rubinstein
Minority Report (USA 2002, Regie: Steven Spielberg)
Drehbuch: Scott Frank, Jon Cohen
LV: Philip K. Dick: The Minority Report, 1956 (erstmals erschienen in Fantastic Universe, Januar 1956, Der Minderheiten-Bericht, Kurzgeschichte)
Schöne neue Welt: 2054 werden in Washington, D. C., Verbrecher bereits vor der Tat, aufgrund der Prognose von Precogs, verhaftet. Ein perfektes System, bis die Precogs sagen, dass der Polizist John Anderton bald einen Mann, den er überhaupt nicht kennt, umbringen wird. Anderton glaubt nicht an die Prognose. Er flüchtet und versucht herauszufinden, warum er zum Mörder werden soll.
Guter, etwas zu lang geratener Science-Fiction-Thriller, der für den Bram-Stoker-, Nebula- und Hugo-Preis nominiert war und den Saturn-Preis erhielt.
Danach, um 23.05 Uhr, gibt es mit „Indiana Jones und der Tempel des Todes“ einen weiteren Spielberg-Film.
mit Tom Cruise, Colin Farrell, Samantha Morton, Max von Sydow, Lois Smith, Peter Stormare, Frank Grillo
Am 18. Dezember wird Steven Spielberg siebzig Jahre. Für die TV-Sender ist das natürlich ein hochwillkommener Anlass, wieder einmal, eine Auswahl seiner bekannten Filme zu zeigen, wie „A. I. – Künstliche Intelligenz“ (Kabel 1, 8. Dezember, 20.15 Uhr), „Indiana Jones und der Tempel des Todes“ (Kabel 1, 12. Dezember, 20.15 Uhr), „Der Soldat James Ryan“ (Kabel 1, 12. Dezember, 22.35 Uhr), „Minority Report“ (Kabel 1, 14. Dezember, 20.15 Uhr), „Die Farbe Lila“ (Kabel 1, 15. Dezember, 20.15 Uhr), „Sugarland Express“ (ZDF, 18. Dezember, 01.45 Uhr) und „Terminal“ (Kabel 1, 21. Dezember, 20.15 Uhr).
Den Filmgenuss kann und sollte man mit Georg Seeßlens „Steven Spielberg und seine Filme“ vervollständigen. In der brandaktuellen Neuauflage seines Buches beschäftigt er sich, gewohnt wortgewaltig, gewohnt kundig, auf gut dreihundert, mit einigen Fotos illustrierten, engbedruckten Seiten mit all seinen Filmen von den Anfängen beim Fernsehen bis hin zum „Big Friendly Giant“. Er ordnet sie ein, stellt Querverbindungen her und lädt zum wiederholten Sehen der Filme ein.
Catch me if you can (USA 2002, Regie: Steven Spielberg)
Drehbuch: Jeff Nathanson
LV: Frank Abagnale (mit Stan Redding): Catch me if you can: The Amazing True Story of the Youngest and Most Daring Con Man in the History of Fun and Profit, 1980 (Mein Leben auf der Flucht, Catch me if you can)
Spielberg erzählt kurzweilig die wahre Geschichte des Hochstaplers Frank Abagnale. Der Film „ist eine swingende, schwerelose Krimikomödie, die durch Tempo, Charme und Verspieltheit überzeugt.“ (Berliner Zeitung, 30. Januar 2003)
Mit Leonardo DiCaprio, Tom Hanks, Christopher Walken, Martin Sheen, Nathalie Baye, James Brolin, Jennifer Garner
Am 18. Dezember wird Steven Spielberg siebzig Jahre. Für die TV-Sender ist das natürlich ein hochwillkommener Anlass, wieder einmal, eine Auswahl seiner bekannten Filme zu zeigen, wie „A. I. – Künstliche Intelligenz“ (Kabel 1, 8. Dezember, 20.15 Uhr), „Indiana Jones und der Tempel des Todes“ (Kabel 1, 12. Dezember, 20.15 Uhr), „Der Soldat James Ryan“ (Kabel 1, 12. Dezember, 22.35 Uhr), „Minority Report“ (Kabel 1, 14. Dezember, 20.15 Uhr), „Die Farbe Lila“ (Kabel 1, 15. Dezember, 20.15 Uhr), „Sugarland Express“ (ZDF, 18. Dezember, 01.45 Uhr) und „Terminal“ (Kabel 1, 21. Dezember, 20.15 Uhr).
Den Filmgenuss kann und sollte man mit Georg Seeßlens „Steven Spielberg und seine Filme“ vervollständigen. In der brandaktuellen Neuauflage seines Buches beschäftigt er sich, gewohnt wortgewaltig, gewohnt kundig, auf gut dreihundert, mit einigen Fotos illustrierten, engbedruckten Seiten mit all seinen Filmen von den Anfängen beim Fernsehen bis hin zum „Big Friendly Giant“. Er ordnet sie ein, stellt Querverbindungen her und lädt zum wiederholten Sehen der Filme ein.
LV: Richard Matheson: Duel (Kurzgeschichte, Playboy, April 1971)
Auf einem Highway irgendwo im Nirgendwo überholt Handelsvertreter David Mann einen Truck. Der König der Landstraße beginnt Mann zu verfolgen.
Steven Spielbergs erster Kinofilm. Naja, fast. Denn „Duell“ war zuerst ein in zwei Wochen gedrehter ABC-TV-Film (es werden mal 12, mal 13, mal 16 Drehtage genannt, wobei anscheinend nur 10 Drehtage geplant waren), der für die Kinoauswertung um einige Szenen erweitert wurde.
„Duell“ ist ein kleiner, knackiger Highway-Thriller, bei dem die Geschichte auf das Gerüst reduziert wurde. Mit einer guten Idee und einem guten Drehbuch, beides von Richard Matheson.
„Offen gesagt ist der Film voll technischer Spielereien und logischer Brüche. Aber am Ende der neunzig Minuten scheint kaum Zeit vergangen.“ (Fob, Variety)
mit Dennis Weaver, Eddie Firestone, Charles Seel, Lucille Benson