Drehbuch: Wes Oliver, Kieran Fitzgerald, Tommy Lee Jones
LV: Glendon Swarthout: The Homesman, 1988 (The Homesman – Es führt ein Weg zurück)
Nebraska, 1854: Mary Bee Cuddy (Hilary Swank) soll drei verrückt gewordene Frauen nach Hebron, Iowa in ein Sanatorium bringen. Der Strauchdieb George Briggs (Tommy Lee Jones) soll ihr helfen. Gemeinsam machen sie sich auf die über sechshundert Kilometer lange, mehrere Woche dauernde Reise.
„grandioser, wahrhaftiger, aufbauender, aber auch deprimierender Film, in dem der Wilde Westen als eine von nicht vollkommen zurechnungsfähigen, fehlerhaften Menschen bevölkerte, weitgehend menschenleere Landschaft gezeigt wird; was mit Sicherheit viel näher an der Wirklichkeit ist, als die üblichen Hollywood-Western.
Einer des schönsten Filme des Kinojahres.“ schrieb ich schwer begeistert zum Kinostart.
mit Tommy Lee Jones, Hilary Swank, Hailee Steinfeld, Meryl Streep, Grace Gummer, John Lithgow, Miranda Otto, Sonja Richter, James Spader, John Lithgow, William Fichtner
LV: H. G. Wells: The War of the Worlds, 1898 (Der Krieg der Welten)
Aliens wollen die Menschheit vernichten und Hafenarbeiter Ray Ferrier (Tom Cruise) stolpert mit seinen Kindern, die er retten will, durch ein sich in Auflösung befindendes Land. Denn die Aliens sind unbesiegbar.
Extrem düsterer, von 9/11 beeinflusster Science-Fiction-Film von Steven Spielberg.
Anschließend, um 22.40 Uhr, zeigt Kabel 1 die neue Doku „Die Steven-Spielberg-Story“ und um Mitternacht „Der Soldat James Ryan“.
mit Tom Cruise, Dakota Fanning, Miranda Otto, Justin Chatwin, Tim Robbins, Amy Ryan
In einer Höhle in den USA öffnen einige Höhlenforscher einen Hohlraum, in dem seit Jahrhunderten Lebewesen leben, die später „Avispa“ (spanisch für Wespe) genannt werden. Obwohl sie mehr wie eine missgelaunte Kreuzung aus Fledermaus und Hähnchen aussehen. Sie sehen nichts, aber sie haben ein sehr gutes Gehör und sie stürzen sich auf jedes Geräusch. Für diese Monster sind andere Lebewesen Nahrung. Sie verbreiten sich rasend schnell über die USA. Ob sie auch nach Europa, Afrika und Asien kommen, wissen wir nicht.
Schnell veröffentlicht die Regierung eine Warnung: „Schließen Sie alle Fenster und Türen. Machen Sie keine Geräusche. Fahren Sie nicht mit dem Auto. Gehen Sie nicht aus dem Haus. Bringen Sie sich in Sicherheit und verhalten Sie sich absolut still. Nehmen Sie diese Hinweise ernst und setzen Sie nicht Ihr Leben aufs Spiel!“
In diesem Moment denkt man an John Krasinskis Horrorfilm „A quiet Place“, der das Zeug zum Klassiker hat, den Kinosaal wirklich in einen quiet Place verwandelte und mindestens einen sehr interessanten Subtext hatte. All das hat der laute „The Silence“ nicht.
Außerdem inszenierte Krasinski seinen Horror-Thriller so gut, dass man erst lange nach dem Abspann über die nicht plausiblen Momente nachdachte. Zum Beispiel warum die Menschen die außerirdischen Monster nicht mit Geräuschen an bestimmte Orten lockten und dort töteten.
Immerhin tun das in „The Silence“ die Andrews‘ ab und an, aber halt nicht immer. Sie sind eine ganz normale, glückliche US-Familie. Der Vater Hugh Andrews (Stanley Tucci) ist ein Architekt. Er ist glücklich verheiratet mit Kelly (Miranda Otto). Sie haben zwei Kinder: die fast erwachsene, seit einem Unfall vor einigen Jahren taube Ally (Kiernan Shipka) und ihr zwölfjähriger Bruder Jude (Kyle Breitkopf). Kellys Mutter Lynn (Kate Trotter) lebt ebenfalls bei ihnen. Und sie haben einen Hund. Hughs bester Freund und Arbeitskollege Glen (John Corbett) begleitet sie am Anfang ihrer Reise. Denn die Andrews‘ ignorieren jede Warnung der Regierung. Sie verlassen ihr Haus und die Stadt und machen sich auf den Weg an irgendeinen Ort, der sicher vor den Avispas sein soll.
Später erfahren sie, dass es im Norden sicher sein soll, weil die Avispas Kälte nicht vertragen.
„Annabelle“-Regisseur John R. Leonetti inszeniert das als Reisegeschichte, die ihre eigene Prämisse und ihre Figuren niemals ernst nimmt.
Das beginnt schon damit, dass bei vielen Gesprächen mit der gehörlosen Ally alle sich gleichzeitig in Gebärdensprache unterhalten und miteinander reden. Nur ist es vollkommen unsinnig, etwas zu sagen, wenn man es gerade mit seinen Fingern zeigt. Im wirklichen Leben tut man das nicht, weil es keinen Grund dafür gibt.
Weiter geht es damit, dass die Menschen in Massen ihre Wohnungen verlassen und mit ihren Autos die Highways blockieren. So ein Megastau sieht zwar gut aus. Aber warum die geräuschsensiblen Avispas nicht alle Autofahrer auf der Autobahn attackieren, bleibt rätselhaft. Dafür werden die Andrews‘ und Glen später auf einer Waldstraße von den Avispas angegriffen.
Sowieso reagieren die Viecher mal auf Geräusche, mal nicht. Halt wie es gerade passt.
Entsprechend sorglos verursachen die Menschen immer wieder Geräusche und unterhalten sich.
Und die Idee, dass eine Person, die nichts hört, besonders gut gegen die Tiere, die auf jedes Geräusch reagieren, kämpfen kann, ist kompletter Blödsinn. Denn Ally, die die Protagonistin sein soll, hört überhaupt nicht, welche Geräusche sie verursacht. Sie ist die am wenigsten geeignete Person, um gegen Tiere zu kämpfen, die jede Geräuschquelle hemmungslos attackieren.
Dieser laxe Umgang mit der Prämisse fällt im Film schnell auf. Durchgehend ignorieren die Macher die von ihnen aufgestellten Regeln. Sie klatschen die bekannten Dystopie-Standard-Situationen lustlos und ohne irgendein Gefühl für Stimmung und Spannung hintereinander. Und auch wenn gerade einige Menschen von den Monstern angegriffen werden, bleibt es erstaunlich unblutig. Da ist jede Folge von „The Walking Dead“ brutaler.
„The Silence“ ist ein deprimierend einfallsloses B-Picture, das sogar beinharte Genre-Fans getrost ignorieren können.
The Silence (The Silence, USA/Deutschland 2018)
Regie: John R. Leonetti
Drehbuch: Shane Van Dyke, Carey Van Dyke
LV: Tim Lebbon: The Silence, 2015 (The Silence)
mit Stanley Tucci, Kiernan Shipka, Miranda Otto, Kate Trotter, John Corbett, Kyle Breitkopf, Billy MacLellan
Vor einer Woche überschritten mit „Annabelle 2“ die Filme des „The Conjuring“-Cinematic-Universe die Schwelle von einer Milliarde Dollar weltweitem Einspiel. Dieser Erfolg war vor vier Jahren, als James Wans angenehm altmodischer Horrorfilm „The Conjuring“ in den Kinos anlief, nicht absehbar. Am Ende des Films zeigte Wan, eingesperrt in einer Glasvitrine im Keller des Hauses der Geisterjäger Ed und Lorraine Warren, erstmals die besonders böse Puppe Annabelle. In „Annabelle“ wurde dann ein Teil ihrer Geschichte erzählt. In „Annabelle 2“ (bzw. im Original „Annabelle: Creation“) geht es noch weiter zurück in die Vergangenheit der Puppe und das Prequel ist deutlicher gelungener als „Annabelle“.
Annabelle wurde in den vierziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts von dem Puppenmacher Samuel Mullins (Anthony LaPaglia) in Handarbeit hergestellt. Er lebt glücklich mit seiner Frau Esther (Miranda Otto) und ihrer Tochter Bee in einem einsam gelegenem Farmhaus. Durch einen tragischen Unfall stirbt ihre Tochter und, nun, sagen wir es mal etwas pathetisch, die Freude zieht aus ihrem Haus aus.
Zwölf Jahre später laden sie, auf Bestreben von Samuels zurückgezogen in ihrem Schlafzimmer vor sich hin dämmernder Frau, sechs Waisenmädchen ein. Die Mädchen sollen fortan, beaufsichtigt von Schwester Charlotte (Stepanie Sigman), in dem Haus leben und eine glückliche Jugend haben.
Aber schnell geschehen seltsame Dinge und Janice (Talitha Bateman) entdeckt in Bees Kinderzimmer, eingesperrt in einem Wandschrank, Annabelle, die unbedingt ihr Kabuff verlassen will.
Wie die vorherigen Filme aus dem „Conjuring“-Universum ist auch „Annabelle 2“ unblutig, liebevoll ausgestattet, altmodisch inszeniert und gut gemacht. Jedenfalls wenn man Geisterhorrorfilme mag und sich nicht daran stört, den x-ten Aufguss einer vertrauten Geschichte zu sehen, in dem pubertierende Mädchen gegen angsteinflößende Geister kämpfen müssen. „Lights out“-Regisseur David F. Sandberg lässt hier, abgesehen von episch eingestreuten christlichen Kreuzen, weitgehend jeden Subtext weg. Er konzentriert sich auf die edel gestalteten Thrills und, weil er, wenn der oder die Geister auftauchen, bei jedem einzelnen Mädchen bleibt, bis die Gefahr vorüber ist, kann man in diesen Momenten mühelos ihre Angst mitfühlen. Die Mädchen, bis auf Janice und ihre Freundin Linda (Lulu Wilson), bleiben dabei zwar austauschbar, aber immerhin fühlt man in diesen Momenten mit ihnen. Für das Zielpublikum – in den USA war das Publikum bis jetzt überwiegend weiblich und fast die Hälfte unter 25 Jahren – ist das wahrscheinlich genau die richtige Art Film.
Für ältere Horrorfilmfans ist „Annabelle 2“ nur ein Horrorfilm, der eine vertraute Geschichte mit den vertrauten Effekten erzählt. Das ist, wie gesagt, gut gemacht, aber wenn gegen Ende Bees Eltern uns erzählen, was zwischen dem tragischen Autounfall, bei dem ihre Tochter starb und der Einladung der Waisenmädchen geschah und warum Annabelle eingesperrt wurde, dann wünscht man sich, dass die Macher genau diese Geschichte erzählt hätten. Eine solche Geschichte über den Verlust eines über alles geliebten Kindes und den Versuch damit klarzukommen im Rahmen eines Genrefilms wäre natürlich eher eine Geschichte für ein älteres Publikum. Aber es wäre auch eine Geschichte abseits der in jeder Beziehung sicheren Bahnen einer Geschichte über Mädchen, die von einem Dämon gejagt werde, geworden.
Bei „Annebelle 2“ gingen die Macher dagegen auf Nummer sicher und erzählen uns eigentlich schon mehr über Annabelle, als wir wissen wollten.
Ein dritter „The Conjuring“-Film und zwei weitere Spinoffs, „The Nun“ und „The Crooked Man“ sind bereits geplant.
Annabelle 2 (Annabelle: Creation, USA 2017)
Regie: David F. Sandberg
Drehbuch: Gary Dauberman
mit Anthony LaPaglia, Samara Lee, Miranda Otto, Brad Greenquist, Lulu Wilson, Talitha Bateman, Stephanie Sigman, Mark Bramhall, Grace Fulton, Philippa Coulthard, Tayler Buck, Lou Lou Safran, Joseph Bishara, Alicia Vela-Bailey
Arte, 20.15 Der scmale Grat(The Thin Red Line, USA 1998)
Regie: Terrence Malick
Drehbuch: Terrence Malick
LV: James Jones: The Thin Red Line, 1962 (Insel der Verdammten)
Als der Film seine Premiere hatte, waren die Kritiker begeistert und er erhielt auf der Berlinale den Goldenen Bären. Nach zwanzig Jahren präsentierte Terrence Malick seinen dritten Spielfilm: ein meditatives Drama über den Kampf um die Pazifikinsel Guadalcanal, das souverän alle Erfordernisse des Kriegsfilms und Starkinos unterläuft und wahrscheinlich genau deswegen ein äußerst präzises Bild vom Krieg liefert.
Es war auch, obwohl ich verstehen kann, wenn Menschen „Der schmale Grat“ nicht mögen (nachdem wir den Film im Unikino gezeigt hatten, meinten einige, das sei der schlechteste Film, den sie jemals gesehen hatten), Malicks letzter wirklich guter Film.
Nachdem er in dreißig Jahren drei Klassiker drehte, gelang es ihm in fünfzehn Jahren mit drei Filmen seinen Ruf gründlich zu ruinieren. „The New World“ (USA 2005) hatte noch etwas, aber mit „The Tree of Life“ (USA 2011) und „To the Wonder“ (USA 2012) verabschiedete er sich endgültig von jeder erzählerischen Fessel zugunsten eines freien Assoziieren für eine überzeugte Gemeinschaft.
Sein nächster Film „Knight of Cups“ startet am 10. September und er hält die Qualität seiner vorherigen Filme. Aber er ist immerhin wenige religiös verbrämt und inzwischen wissen wir, was wir von einem Malick-Film erwarten können.
Laut IMDB hat Malick schon zwei weitere Filme in der Post-Produktion.
mit Sean Penn, Adrien Brody, Jim Caviezel, Ben Chaplin, George Clooney, John Cusack, Woody Harrelson, Elias Koteas, Jared Leto, Nick Nolte, John Savage, John Travolta, Nick Stahl, Miranda Otto
Hinweise Rotten Tomatoes über „Der schmale Grat“
Wikipedia über „Der schmale Grat“ (deutsch,englisch)
Pro 7, 20.15 Krieg der Welten (USA 2005, Regie: Steven Spielberg)
Drehbuch: Josh Friedman, David Koepp
LV: H. G. Wells: The War of the Worlds, 1898 (Der Krieg der Welten)
Aliens wollen die Menschheit vernichten und Hafenarbeiter Ray Ferrier (Tom Cruise) stolpert mit seinen Kindern, die er retten will, durch ein sich in Auflösung befindendes Land. Denn die Aliens sind unbesiegbar.
Extrem düsterer, von 9/11 beeinflusster Science-Fiction-Film von Steven Spielberg.
mit Tom Cruise, Dakota Fanning, Miranda Otto, Justin Chatwin, Tim Robbins, Amy Ryan Wiederholung: Samstag, 11. Juli, 00.50 Uhr Hinweise Film-Zeit über „Krieg der Welten“ Moviepilot über „Krieg der Welten“ Metacritic über „Krieg der Welten“ Rotten Tomatoes über „Krieg der Welten“
Wikipedia über „Krieg der Welten“ (deutsch, englisch)
Human Nature (USA/Frankreich 2001, Regie: Michel Gondry)
Drehbuch: Charlie Kaufman
Ein Verhaltensforscher und dessen haarige Freundin wollen einen Affenmenschen zivilisieren. Das ist leichter gesagt, als getan.
Damals, nach dem grandios abgedrehtem „Being John Malkovich“, war Charlie Kaufman Hollywoods Lieblingsautor für schräge Drehbücher und mit „Vergiss mein nicht“ (ebenfalls von Gondry verfilmt), „Adaption“ und „Geständnisse – Confessions of a Dangerous Mind“ festigte er seinen Ruf. Auch das etwas schwächere „Human Nature“ passt vorzüglich in diese Reihe.
mit Tim Robbins, Patricia Arquette, Rhys Ifan, Miranda Otto, Rosie Perez, Robert Forster
Das „Million Dollar Baby“ Hilary Swank ist zurück als Mary Bee Cuddy, eine 1854 im Nebraska-Territorium allein lebende Frau, die sich trotzdem nach einem Mann sehnt. Irgendeinem Mann, der ihr bei der anstrengenden Feldarbeit hilft und sie vom Schmach der alleinstehenden Frau befreit. Auch in der Wildnis hält sie, soweit möglich, an den Errungenschaften der Zivilisation fest. Tommy Lee Jones zeigt dies in seinem zweiten Spielfilm „The Homesman“ in wenigen Szenen, die in wunderschönen Breitwand-Bildern von Kameramann Rodrigo Prieto („Argo“, „The Wolf of Wall Street“) die Mühsal des damaligen Lebens im dünn besiedelten Grenzland zeigen und die Bedeutung von Werten und dem Glaubens als Regelwerke, die hier nicht im Konflikt zueinander stehen und die einem einen absurden Halt vermitteln. Denn was kann, aus heutiger Sicht, gruseliger sein, als eine Frau zu beobachten, die ihrem Gast, den sie ehelichen möchte, ein Lied singt und die sich dabei auf dem Klavier begleitet. Allerdings ist das Klavier nur eine Stoffrolle mit Klaviertasten als Muster. Der Zukünftige ergreift die Flucht vor der resoluten Mary Bee, die ihm das Angebot einer Ehe wie ein Angebot für einen Ochsen unterbreitete. Sie ist, aus heutiger Sicht, die normalste und vernünftigste Frau im Outback. Sie ist allerdings auch selbstständig und bestimmend; was für den Zukünftigen der wirkliche Grund war, möglichst schnell Mary Bees Haus zu verlassen.
Deshalb nimmt sie auch, nachdem ein Farmer sich aus der Verantwortung stiehlt, an einer Auslosung teil, die ein Problem der Gemeinde lösen soll: drei Ehefrauen wurden auf weit auseinanderliegenden Farmen aus verschiedenen Gründen verrückt. Die eine wurde stumm, die andere tötete ihr Baby und die dritte wurde aggressiv. Jetzt sollen sie zurück nach Iowa in die Zivilisation gebracht werden. Weil sich niemand von den Männern freiwillig für diese Aufgabe meldet, wird in der Kirche ausgelost, wer die Aufgabe übernehmen soll. Das Los trifft auf Mary Bee – und die Männer sind ziemlich erleichtert, dass dieser Kelch an ihnen vorbeiging.
Mary Bee holt die auf weit voneinander liegenden Farmen in ihren Wohnungen gefangen gehaltene Frauen, Arabella (Grace Gummer), Theolina (Miranda Otto) und Gro (Sonja Richter), ab und macht sich mit ihnen, die in einer Gefängniskutsche angekettet sind, auf den 640 Kilometer langen, mehrere Wochen dauernden Weg nach Hebron, Iowa.
Begleitet wird sie von George Briggs (Tommy Lee Jones), einem Strauchdieb, der ein Haus besetzte und gehängt werden sollte. Als sie ihn zum ersten Mal trifft, sitzt er wimmernd in einteiliger Unterwäsche auf seinem Pferd, den mit schwarzem Schießpulver bedeckten Kopf in einer Schlinge. Sie rettet ihn und verlangt, dass er sie bei der Reise durch eine gefährliche und menschenfeindliche Landschaft begleitet.
Und, das kann verraten werden, die Indianer sind bei dieser Reise nicht die größte Gefahr für die fünf Menschen.
Vier Filme in fast zwanzig Jahren. Besonders produktiv ist Tommy Lee Jones als Regisseur nicht. Dabei knüpft er, wie Clint Eastwood, an das klassische Hollywoodkino an und erzählt düstere Geschichten über den Wilden Westen damals und heute. Sein Spielfilmdebüt war 2005 der grandiose Neo-Western „Three Burials – Die drei Begräbnisse des Melquiades Estrada“. Davor und danach drehte er je einen TV-Film. 1995 „Einmal Cowboy, immer ein Cowboy“ (nach einem Roman von Elmer Kelton) und 2011 „The Sunset Limited – Eine Frage des Glaubens“ (nach dem Stück von Cormac McCarthy).
Vier Filme, von denen keiner als „leichte Unterhaltung“ abgetan wurde und jeder wenigstens einige Nominierungen und viel Kritikerlob erhielt, auch wenn er dann, wie „Three Burials – Die drei Begräbnisses des Melquiades Estrada“ sang- und klanglos aus unseren Kinos verschwand oder nie im TV läuft.
Auch „The Homesman“ wird es gegen die Weihnachtsblockbuster schwer haben, aber er lohnt sich in jeder Sekunde. Denn es ist ein grandioser, wahrhaftiger, aufbauender, aber auch deprimierender Film, in dem der Wilde Westen als eine von nicht vollkommen zurechnungsfähigen, fehlerhaften Menschen bevölkerte, weitgehend menschenleere Landschaft gezeigt wird; was mit Sicherheit viel näher an der Wirklichkeit ist, als die üblichen Hollywood-Western.
Am Ende, wenn Tommy Lee Jones einen irren Tanz aufführt, kann nicht mehr daran gezweifelt werden, dass die Zeit von Westernhelden wie John Wayne und Clint Eastwood vorbei ist. Ein Schrat hat die Macht übernommen. Angeführt von einer resoluten Frau, begleitet von drei schweigsamen Verrückten.
Zwischen schneuzen und husten und nach einem Brüssel-Ausflug, bei dem ich, vor allem im Zug, viel weniger tun konnte, als ich tun wollte, gibt es jetzt einige Kurzkritiken zu den Neustarts der Woche:
„Sabotage“ heißt der neue Arnold-Schwarzenegger-Film. Er spielt John „Breacher“ Wharton, den Leiter eines Special Operations Team der Anti-Drogen-Behörde DEA. Mit seinem Team klaut er bei einem Einsatz gegen einen Drogenbaron zehn Millionen Dollar. Dummerweise ist das Geld, als sie es abholen wollen, verschwunden. Die Untersuchung der Internen Ermittler, die vermuten, dass Breachers Team Geld geklaut hat, überstehen sie, aber danach beginnt jemand sie der Reihe nach umzubringen.
David Ayer, der auch „Training Day“, „Dark Blue“, „Street Kings“ und „End of Watch“ machte, inszeniert Arnold Schwarzenegger. Das weckt Erwartungen, die der Film in keiner Sekunde erfüllt. Anstatt eines intelligenten Noir-Cop-Thrillers ist „Sabotage“ ist ein dumpfes Macho-Abenteuer (auch die einzige Frau in Breachers Team ist ein Vorzeigemacho), das seine wahre Heimat irgendwo im TV-Spätprogramm hat.
Denn der Gegner ist ohne Gesicht, die Konflikte im Team sind banal, ihre nie glaubwürdige Kameradie peinlich dick aufgetragen, die Handlung schleppt sich zäh wie erkaltete Lava vor sich hin. Nein, das alles hat man schon unzählige Male besser gesehen in unzähligen Cop-Thrillern, auch von Ayer, oder der grandiosen TV-Serie „The Shield“, die ähnliche Themen ungleich gelungener durchbuchstabiert. Dass der Film nicht, wie Ayers vorherige Filme, in Los Angeles, sondern in Atlanta, Georgia, spielt, erfährt man durch einige Wald- und Brückenbilder. Dabei lebten Ayers bisherige Filme gerade von seiner symbiotischen Beziehung zwischen Handlungsort und Filmgeschichte. „Sabotage“ könnte dagegen überall spielen.
Nein, von dem Team Ayer-Schwarzenegger hatte ich mehr erwartet. So ist „Sabotage“ der schlechteste Film von Arnold Schwarzenegger nach seiner politikverordneten Pause und ein Werk der verschenkten Möglichkeiten.
„Super-Hypochonder“ ist der neue Film der „Willkommen bei den Sch’tis“-Macher und während mir die Prämisse von „Willkommen bei den Sch’tis“ zu altmodisch und damit für einen zeitgenössischen Film zu weit hergeholt war, hat mir „Super-Hypochonder“ wesentlich besser gefallen. Dabei basiert auch diese Geschichte in der guten alten Komödien- und Klamauk-Tradition der fünfziger und sechziger Jahre: Romain Faubert ist der titelgebende Superhypochonder, dessen sozialen Kontakte sich hauptsächlich auf seine Treffen mit seinem Arzt Dr. Dimitri Zvenka beschränken. Der will jetzt seinen besten Patienten, der kerngesund ist, endlich loswerden. Die Idee mit einer Freundin schlägt fehl. Als er ihn mit zu einem Flüchtlingsschiff schleppt, auf dem er und andere Ärzte ehrenamtlich die Flüchtlinge medizinisch versorgen, geraten die Dinge außer Kontrolle. Faubert wird nach einem dummen Zufall für Anton Miroslav, den Anführer der Revolution in Tscherkistan gehalten – und Zvenkas revolutionsbegeisterte Schwester Anna verliebt sich sofort in den sympathischen Revolutionär, den sie, vor seinen Verfolgern, bei sich zu Hause versteckt.
Der Revolutionär versteckt sich währenddessen, schwer verletzt, in Fauberts Wohnung und ist von der gut ausgestatteten Hausapotheke begeistert. Natürlich fliegt der Schwindel auf. Dennoch wird Faubert nach Tscherkistan ausgeliefert.
Ein kurzweiliger Klamauk.
Und dann gibt es noch zwei Biopics.
In „Spuren“ wird die Geschichte der 27-jährigen Robyn Davidson erzählt, die 1977 mit vier Kamelen in neun Monaten die australische Wüste von Alice Springs bis zum Indischen Ozean durchquerte. Die Reportage über ihre Reise wurde zu einem Verkaufserfolg für das „National Geographic“-Magazin. Ihr kurz darauf geschriebenes Buch ein Bestseller.
Der Film selbst ist eine höchst zwiespältige Angelegenheit. Denn den Machern gelingt es nie, zu zeigen, warum Davidson die gefährliche Reise unternimmt. In den anderen Ein-Personen-Stücken, die in letzter Zeit im Kino liefen, wie „Buried“, „Gravity“ und „All is Lost“ war das klar: der Protagonist wollte überleben. Aber bei Davidson ist es unklar. Am Filmanfang sagt sie, fast schon schnippisch: „Warum nicht?“ Denn warum soll eine Frau nicht auch eine Reise unternehmen können, wenn ein Mann das kann? Ein guter Punkt, der allerdings nicht über einen ganzen Film trägt, sondern, als Gegenfrage, eine klassische Nicht-Antwort ist.
Außerdem scheint in „Spuren“ die einsame Wüste ein Ort des Lebens zu sein. Denn es gibt kaum eine Szene, in der Davidson allein ist. Immer wieder trifft die Frau, die die Einsamkeit sucht, Menschen. Aber auch aus diesem Konflikt schlägt der Film keine dramaturgischen Funken.
Immerhin gibt es einige schöne Landschaftsaufnahmen und Mia Wasikowska in der Hauptrolle.
In „Die Poetin“ ist dagegen die dramaturgische Klammer sehr deutlich: „The art of losing isn’t hard to master.“
Es ist die erste Zeile von Elizabeth Bishops Gedicht „The art of losing“ und der Film erzählt, wie sie das lernte: 1951 ist sie in einer Schaffenskrise. Als sie mit diesem Gedicht nicht weiterkommt, entschließt sie sich zu einer Reise. In Rio de Janeiro besucht sie ihre alte Studienfreundin Mary, die mit Lota de Macedo Soares liiert ist. Die burschikose Architektin kann zuerst nichts mit der sanften Dichterin und ihrem elitärem Künstlergehabe anfangen. Sie verlieben sich dann doch ineinander und der Film zeichnet ihre Beziehung, die am Anfang auch eine lesbische Dreiecksbeziehung ist, nach.
Lota de Macedo Soares (1910 – 1967) schuf später den zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörenden Flamengo Park in Rio de Janeiro.
Elizabeth Bishop (1911 – 1979) erhielt 1956 den Pulitzer-Preis für ihrem Gedichtzyklus „North & South – A Cold Spring“. Weitere wichtige Literaturpreise folgten.
Konventionell, fast schon unterkühlt inszeniert, bietet das Biopic, das sich auf Bishops fünfzehnjährigen Aufenthalt in Brasilien konzentriert, einen gelungenen Einblick in das Leben von zwei Frauen – und wie Bishop „the art of losing“ erlernte.
„I, Frankenstein“ ist eine Comicverfilmung, die sich anscheinend sehr weit von der Vorlage, die ziemlich interessant klingt, entfernt und wieder einmal sehr überzeugend allle Vorurteile, über Comicverfilmungen bestätigt. Denn das „Underworld“/Frankenstein-Mash-Up, natürlich in 3D (nachträglich aufgepimpt), ist einfach nur schlecht.
Die lieblos aus anderen Werken zusammengeklaubte Geschichte beginnt mit der Erschaffung von Frankensteins Monster, dem Tod von Dr. Victor Frankenstein und der ersten Begegnung von Monster, Gargoyles (naja, wir könnten auch Engel sagen) und Dämonen, die sich, mitten in der Nacht, auf einem Friedhof kloppen. Dann erzählen die Gargoyles dem Monster, das den Vornamen Adam und, weil er von Dr. Frankenstein erschaffen wurde, den Nachnamen Frankenstein erhält und so zum titelgebenden „Frankenstein“ wird, dass sich Gargoyles und Dämonen schon lange bekämpfen und er auf der Seite der Guten mitmachen soll. Frankenstein lehnt dankend ab und zieht sich die nächsten Jahre, bis zur Gegenwart, in die Einsamkeit zurück.
In der Gegenwart trifft er in Darkhaven, einer lauschigen Metropole mit Mittelalter-Flair, wieder auf die Gargoyles und die Dämonen.
Das Oberhaupt der Dämonen, Prinz Naberius (Bill Nighy, der offensichtlich seinen Spaß hatte und etwas lebendiges Leben in die Bude bringt), möchte herausfinden, wie Dr. Frankenstein sein Monster erschaffen konnte und die Methode bei weiteren Toten anwenden. Weil Tote seelenlos sind, können die Dämonen sie, hm, beseelen (dämonisieren?) und die Weltherrschaft übernehmen. Naberius hat schon ein riesiges Lager Toter im Keller seines Anwesens. Das ist zwar bescheuert, sieht aber gut aus. Und er beschäftigt eine nichtsahnenden blonde Wissenschaftlerin, deren Experimente zwar kurz vor einem Durchbruch stehen, die aber mit dem Tagebuch von Dr. Frankenstein, das sein Sohn Adam hat, oder der DNA von Adam Frankenstein zu einem schnelleren, erfolgreichen Abschluss gebracht werden können. Also will Naberius beides haben und er schickt seine Dämonen los.
Adam Frankenstein, der inzwischen doch irgendwie eine Seele hat, entschließt sich, den Gargoyles zu helfen und gegen die Dämonen zu kämpfen – und wenn nicht gerade irgendein esoterischer Schwurbel gelabert wird, wird gekämpft bis die Pixel glühen.
Bei dem Ansehen von diesem wahrscheinlich ausschließlich im Studio gedrehtem Desaster, bei dem noch nicht einmal Schadensfreude aufkommt, will man nicht glauben, dass das Drehbuch von Stuart Beattie ist. Genau der Beattie, der mit seinem Drehbuch für „Collateral“ vor zehn Jahren einen wahren Klassiker abliefert. Aber das scheint, wenn man sich seine späteren Arbeiten „Entgleist“, „Fluch der Karibik“, „30 Days of Night“ und „G.I. Joe – Geheimauftrag Cobra“ ansieht, vor allem der Verdienst von Regisseur Michael Mann gewesen zu sein. Eine solche Hilfe hatte er bei „I, Frankenstein“ nicht. Beattie übernahm auch die Regie.
Immerhin ist seine zweite Regiearbeit mit neunzig Minuten erfreulich kurz geraten und es gibt, man gibt sich ja mit wenig zufrieden, einige Bilder, die eine Noir-Atmosphäre heraufbeschwören und an Comic-Panels erinnern.
I, Frankenstein (I, Frankenstein, USA/Australien 2013)
Regie: Stuart Beattie
Drehbuch: Stuart Beattie, Kevin Grivioux
LV: Kevin Grivioux: I, Frankenstein, 2009 (Comic)
mit Aaron Eckhart, Bill Nighy, Yvonne Strahovski, Miranda Otto, Jai Courtney, Socratis Otto, Aden Young, Caitlin Stasey
Ein Verhaltensforscher und dessen haarige Freundin wollen einen Affenmenschen zivilisieren. Das ist leichter gesagt, als getan.
Damals, nach dem grandios abgedrehtem „Being John Malkovich“, war Charlie Kaufman Hollywoods Lieblingsautor für schräge Drehbücher und mit „Vergiss mein nicht“ (ebenfalls von Gondry verfilmt), „Adaption“ und „Geständnisse – Confessions of a Dangerous Mind“ festigte er seinen Ruf. Auch das etwas schwächere „Human Nature“ passt vorzüglich in diese Reihe.
mit Tim Robbins, Patricia Arquette, Rhys Ifan, Miranda Otto, Rosie Perez, Robert Forster
Michel Gondrys neuer Film, die Boris-Vian-Verfilmung „Der Schaum der Tage“, startet am 3. Oktober und der Trailer verspricht einen grandios-abgedrehten Film