Neu im Kino/Filmkritik: Über James Camerons „Avatar: The Way of Water“

Dezember 14, 2022

Beginnen wir für die Ungeduldigen und mit einigen Feststellungen. Die Bilder – ich habe „Avatar: The Way of Water“ Im IMAX in 3D gesehen – sind toll. Der 3D-Effekt ist gelungen. Meistens fällt er nicht auf. In einigen Momenten wird er sehr gut eingesetzt. Das ist eher bei den Natur- als bei den Kampfaufnahmen der Fall. Und nur sehr selten stört er. So gibt es am Anfang einige Bilder von Menschengruppen, die wie ein Scherenschnitt-Theater wirken. Die Spezialeffekte überzeugen. Das alles konnte man erwarten. Das war schon bei „Avatar – Aufbruch nach Pandora“ (2009) so. Damals wie heute zeigt Cameron, was möglich ist. Die Bilder in den Trailern vermitteln davon noch nicht einmal eine blasse Ahnung.

Die Story ist wieder einmal vernachlässigbar. Cameron interessiert sich für Bilder einer unberührten Natur und menschenähnlichen Wesen die in Eintracht mit der Natur und allen Lebewesen leben. Dreidimensionale Figuren, tiefergehende Konflikte und sich daraus ergebende Charakterenwicklungen sind ihm egal. Hier liefert Cameron nur das allernötigste.

Am Ende von „Avatar – Aufbruch nach Pandora“ blieb Jake Sully, ein zum Na’vi gewordener US-Marine, mit der Na’vi-Häuptlingstochter Neytiri, auf Pandora, dieser naturbelassenen Welt, auf der die Na’vi mit allen anderen Lebewesen in friedlicher Harmonie leben.

Seitdem sind einige Jahre vergangen. Die Kinder wurden größer und die Menschen kehren zurück. Dieses Mal wollen sie den Planeten erobern. Dafür wird Colonel Miles Quaritch, Sullys ehemaliger und im ersten Film verstorbener Vorgesetzter, wiederbelebt, indem sein Geist in einen geklonten Na’vi-Soldaten implantiert wird. Zusammen mit einigen anderen, letztendlich namenlos bleibenden, auf die gleiche Art geklonten Na’vi-Soldaten soll er Jake Sully finden.

Als er sie in den aus dem ersten „Avatar“-Film bekannten dschungelartigen Wäldern findet, flüchten Sully und seine Familie zu den Metkayina. Sie leben auf unzähligen Südseeinseln am und im Wasser in friedlicher Symbiose mit den im Wasser lebenden Pflanzen und Tieren.

Während die Sullys sich noch in ihrer neuen Welt einleben, hat Quaritch ihre Fährte aufgenommen.

In „Avatar – Aufbruch nach Pandora“ erzählt James Cameron, überraschend naiv, einfach noch einmal die sattsam bekannte Geschichte von Pocahontas. In „Avatar: The Way of Water“ erzählt er jetzt die Geschichte einer Militäroperation gegen einen Fahnenflüchling.

Nur dass wir auf der Seite des Flüchtlings stehen, der vor allem seine Familie, aber auch seinen Stamm und Pandora retten will. Auch wenn Sully in diesem Film noch nicht der Anführer der Na’vis gegen die Menschen ist (das kann in den nächsten „Avatar“-Filmen erzählt werden), hat der Science-Fiction-Fantasyfilm eine eindeutige Botschaft. Er positioniert sich auf der Seite der friedlichen Ureinwohner gegen Naturzerstörung, Kolonialismus und Ausrottung indegener Völker. Das ist ein durchaus sympathischer Blickwechsel. In Western ist das ja normalerweise anders.

Aber vor allem feiert Cameron die Schönheit der Natur. Zuerst den Dschungel, später die Insel- und Wasserwelt. Sobald die einzelnen Mitglieder der Sully-Familie die Welt des Wassers erkunden, kommt die Haupthandlung zum Stillstand. Stattdessen wird deutlich über eine Filmstunde getaucht, sich mit Pflanzen und Tieren verbunden und Sullys Sohn befreundet sich mit einem riesigen Fisch, der ihm in einer brenzligen Situation das Leben rettet. Während hier die Harmonie eines Werbefilms für einen Südseeurlaub herrscht, sucht Quaritch weiterhin Sully. Dabei benimmt er sich wie ein marodierender Soldat, der Einheimische brutal tötet und ihre Dörfer niederbrennt. In der Bildsprache gibt es in diesen Momenten Parallelen und Anspielungen auf Vietnam-Kriegsfilme und US-Western, die während des Vietnamkriegs entstanden und sich kritisch mit der der US-Geschichte und dem Vietnamkrieg auseinandersetzten. Es sind beliebig eingestreute Zitate, die Cameron nicht weiter verfolgt.

Während die Geschichte bestenfalls funktional ist, überzeugen die CGI-Effekte rundum. Cameron zeigt in seinem über dreistündigem Epos, wie gut CGI sein kann. Es gibt im gesamten Film wahrscheinlich kein einziges Bild, das nicht exzessiv bearbeitet wurde. Das beginnt schon damit, dass die Na’vi deutlich größer als normale Menschen sind. Sie haben eine blaue Haut und sehen nur menschenähnlich aus. Pandora ist ein erdähnlicher Planet. Die Tiere erinnern an Tiere, die es auch auf der Erde gibt. Aber sie sind immer etwas anders. Das führt dazu, dass jedes Bild bearbeitet werden musste. Diese Arbeit dauerte länger als die Dreharbeiten. Sie begannen im September 2017. Im November 2018 waren die Dreharbeiten mit dem Hauptcast abgeschlossen. Danach wurde vier Jahre lang an den Bildern gearbeitet, bis eine perfekte, lebensecht aussehende künstliche Welt entstanden war.

Insofern ist „Avatar: The Way of Water“ das Gegenteil von Tom Cruises „Top Gun: Maverick“, in dem Produzent Cruise und Regisseur Joseph Kosinski einen Kult der Authentizität pflegen. Anstatt die Schauspieler im Studio in einen Jet zu setzen, mussten sie alle in den Jets fliegen. Auch diese Mühe sieht man im Film.

Diese beiden Filme, die auch unverkennbar die Handschrift ihres Machers haben, markieren Eckpunkte des aktuellen Blockbuster-Kinos. Aber während „Top Gun: Maverick“ (Ideologie einmal beiseite gelassen) unglaublichen Spaß macht, ist „Avatar: The Way of Water“ doch eine ziemlich bräsige und naive Naturverklärung mit den Mitteln des Computers. Es ist Esoterik-Kitsch, der mit seinen lupenreinen Bildern seine Zuschauer überwältigen will. Und das gelingt ihm ziemlich gut.

Die nächsten beiden Teile, die die Geschichte weitererzählen, sind schon in Arbeit. In zwei Jahren soll der dritte „Avatar“-Film im Kino anlaufen. Bis zum Ende des Jahrzehnts soll es einen vierten und fünften „Avatar“-Film geben. Und Cameron hat schon Ideen für weitere „Avatar“-Filme.

Avatar: The Way of Water (Avatar: The Way of Water, USA 2022)

Regie: James Cameron

Drehbuch: James Cameron, Rick Jaffa, Amanda Silver (nach einer Geschichte von James Cameron, Rick Jaffa, Amanda Silver, Josh Friedman und Shane Salerno)

mit Sam Worthington, Zoe Saldaña, Sigourney Weaver, Stephen Lang, Cliff Curtis, Joel David Moore, CCH Pounder, Edie Falco, Jemaine Clement, Giovanni Ribisi, Kate Winslet

Länge: 193 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Avatar: The Way of Water“

Metacritic über „Avatar: The Way of Water“

Rotten Tomatoes über „Avatar: The Way of Water

Wikipedia über „Avatar: The Way of Water“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von James Camerons „Terminator 2 – Tag der Abrechnung“ (Terminator 2: Judgment Day, USA 1991)


TV-Tipp für den 9. Juli: Eine offene Rechnung

Juli 8, 2021

3sat, 22.25

Eine offene Rechnung (The Debt, USA 2010)

Regie: John Madden

Drehbuch: Matthew Vaughn, Jane Goldman, Peter Straughan (nach dem Drehbuch des Films „Ha-Hov“ von Assaf Bernstein und Ido Rosenblum)

1997 ist Rachel Singer eine Legende. Vor über dreißig Jahren wurde sie mit zwei weiteren Mossad-Agenten nach Berlin geschickt. In ihrem erste Einsatz sollten die drei Agenten den grausamen KZ-Arzt Dieter Vogel identifizieren und nach Israel entführen. Der Einsatz ging teilweise schief. Trotzdem schlossen sie ihn so erfolgreich ab, dass er zum Nationalmythos wurde. Jetzt könnte die Wahrheit über die damaligen Ereignisse herauskommen.

Spannender, hochkarätig besetzter, zum Nachdenken über Schuld und Sühne anregender, auf zwei Zeitebenen spielender Thriller.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Helen Mirren, Tom Wilkinson, Ciarán Hinds, Jessica Chastain, Marton Csokas, Sam Worthington, Jesper Christensen, Brigitte Kren

Hinweise

Moviepilot über „Eine offene Rechnung“

Metacritic über „Eine offene Rechnung“

Rotten Tomatoes über „Eine offene Rechnung“

Wikipedia über „Eine offene Rechnung“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von John Maddens Elmore-Leonard-Verfilmung „Killshot“ (Killshot, USA 2008)

Meine Besprechung von John Maddens „Eine offene Rechnung“ (The Debt, USA 2010)

Meine Besprechung von John Maddens „Die Erfindung der Wahrheit“ (Miss Sloane, Frankreich/USA 2016)


TV-Tipp für den 1. Februar: Eine offene Rechnung

Februar 1, 2020

RB, 23.30

Eine offene Rechnung (The Debt, USA 2010)

Regie: John Madden

Drehbuch: Matthew Vaughn, Jane Goldman, Peter Straughan (nach dem Drehbuch des Films „Ha-Hov“ von Assaf Bernstein und Ido Rosenblum)

1997 ist Rachel Singer eine Legende. Vor über dreißig Jahren wurde sie mit zwei weiteren Mossad-Agenten nach Berlin geschickt. In ihrem erste Einsatz sollten die drei Agenten den grausamen KZ-Arzt Dieter Vogel identifizieren und nach Israel entführen. Der Einsatz ging teilweise schief. Trotzdem schlossen sie ihn so erfolgreich ab, dass er zum Nationalmythos wurde. Jetzt könnte die Wahrheit über die damaligen Ereignisse herauskommen.

Spannender, hochkarätig besetzter, zum Nachdenken über Schuld und Sühne anregender, auf zwei Zeitebenen spielender Thriller.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Helen Mirren, Tom Wilkinson, Ciarán Hinds, Jessica Chastain, Marton Csokas, Sam Worthington, Jesper Christensen, Brigitte Kren

Hinweise

Moviepilot über „Eine offene Rechnung“

Metacritic über „Eine offene Rechnung“

Rotten Tomatoes über „Eine offene Rechnung“

Wikipedia über „Eine offene Rechnung“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von John Maddens Elmore-Leonard-Verfilmung „Killshot“ (Killshot, USA 2008)

Meine Besprechung von John Maddens „Eine offene Rechnung“ (The Debt, USA 2010)

Meine Besprechung von John Maddens „Die Erfindung der Wahrheit“ (Miss Sloane, Frankreich/USA 2016)


TV-Tipp für den 7. November: Avatar – Aufbruch nach Pandora

November 7, 2019

Vox, 20.15

Avatar – Aufbruch nach Pandora (Avatar, USA 2009)

Regie: James Cameron

Drehbuch: James Cameron

Optisch beeindruckender, storytechnisch ziemlich unterirdischer SF-Fantasy-Film, der den 3D-Boom auslöste und Unsummen einspielte. Denn Cameron erzählt einfach die sattsam bekannte Geschichte vom edlen Wilden und dem gierigen Kapitalisten, voller Logiklöcher, Merkwürdigkeiten und auch Längen nach.

Im Moment arbeitet Cameron an weiteren „Avatar“-Filmen.

mit Sam Worthington, Zoe Saldana, Sigourney Weaver, Michelle Rodriguez, Giovanni Ribisi, Joel David Moore, Stephen Lang, CCH Pounder, Wes Studi

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Avatar“

Wikipedia über „Avatar“ (deutsch, englisch)

Drehbuch „Avatar“ von James Cameron

Meine Besprechung von James Camerons „Terminator 2 – Tag der Abrechnung“ (Terminator 2: Judgment Day, USA 1991)


TV-Tipp für den 15. März: Texas Killing Fields

März 15, 2019

3sat, 22.25

Texas Killing Fields – Schreiendes Land (Texas Killing Fields, USA 2011)

Regie: Ami Canaan Mann

Drehbuch: Donald F. Ferrarone

Drei Polizisten suchen in den Sümpfen von Texas einen Serienfrauenmörder.

Etwas unspektakulärer, an James Lee Burke (ohne Geister) erinnernder fiebriger Südstaaten-Noir mit tollen Bildern und Schauspielern. Der Krimiplot gerät dabei zur Nebensache.

Ami Canaan Mann ist die Tochter von Michael Mann. In den letzten Jahren arbeitete sie fast ausschließlich fürs Fernsehen.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Sam Worthington, Jeffrey Dean Morgan, Jessica Chastain, Chloë Grace Moretz, Sheryl Lee, Tony Bentley, Stephen Graham, Jason Clarke

Hinweise

Metacritic über „Texas Killing Fields“

Rotten Tomatoes über „Texas Killing Fields“

Wikipedia über „Texas Killing Fields“

Daily Mail über die wahren Hintergründe (8. Juli 2012)

Meine Besprechung von Ami Canaan Manns „Texas Killing Fields – Schreiendes Land“ (Texas Killing Fields, USA 2011)


DVD-Kritik: „Hacksaw Ridge – Die Entscheidung“: Gutes Tun im Stahlgewitter

Juni 20, 2017

Mit „Hacksaw Ridge“ endete für Mel Gibson im Herbst die jahrelange Hollywood-Durststrecke, in der er vor allem mit verschiedenen unappetitlichen Ausfällen Schlagzeilen produzierte und er ab und an, meistens in einer Nebenrolle, in einem Film auftrat. Seine letzte Regiearbeit war vor zehn Jahren „Apocalypto“.

Zum US-Kinostart von „Hacksaw Ridge“ im November 2016 gab es euphorische Kritiken und, in den folgenden Monaten, etliche Preise.

Er erhielt zwei Oscars (Editing, Sound Mixing), war als bester Film des Jahres, für die beste Regie und den besten Schauspieler nominiert.

Bei der IMDB steht er derzeit auf dem 160. Platz der „top rated movies“; – einen Platz vor dem Antikriegsfilmklassiker „Die durch die Hölle gehen“ (The Deer Hunter, USA 1978).

In seinem Kriegsfilm erzählt Gibson die wahre Geschichte von Desmond Doss (1919 – 2006), einem Sieben-Tage-Adventisten, der aufgrund seines Glaubens keine Waffe in die Hand nehmen und keinen Menschen töten wollte. Aber er wollte seinen Teil zur Verteidigung der USA beitragen. Seine Lösung für den Konflikt war, dass er als Sanitäter auf dem Schlachtfeld die verletzten Kameraden versorgt und ihr Leben rettet.

Er war der erste Kriegsdienstverweigerer, der im Oktober 1945 von Präsident Harry Truman die ‚Medal of Honor‘, die höchste militärische Auszeichnung der USA, erhielt. Als unbewaffneter Sanitäter hatte Doss unzählige US-Soldaten gerettet. Auf der Insel Okinawa brachte er 75 schwer verwundete Kameraden in Sicherheit.

Diese Schlacht auf Okinawa im Mai 1945 am titelgebenden Hacksaw Ridge bestimmt die zweite Stunde des Films. Auf dem Plateau einer 122 Meter hohen Felswand kämpfen amerikanische gegen japanische Soldaten, die das Gebiet mit ihrem Leben verteidigen und sich in einem riesigen Höhlensystem versteckt, das sie vor Bombeneinschlägen schützt.

Bei diesem Gefecht; – genaugenommen mehrere, von kurzen Pausen unterbrochene Gefechte -; fährt Gibson das ganze Arsenal des Kriegsfilm auf mit Explosionen, spritzendem Blut, herausquellenden Gedärmen und unzähligen Toten und schwer Verletzten, die von Doss gerettet werden, während die Kugeln links und rechts von ihm einschlagen. Das ist technisch perfekt inszeniert und erfüllt in jeder Hinsicht die voyeuristischen Bedürfnisse der Fans von Kriegsfilmen.

In der ersten Stunde stellt Gibson, in ungefähr zwei gleich langen Teilen, Doss im Kreis seiner Familie und mit seiner Freundin Dorothy Schulte, die er noch vor seinem Kriegseinsatz heiratet, und während der Ausbildung vor. Während seiner Ausbildung beim Militär ist Doss‘ Gewissensdilemma, dass er seinem Land dienen will, aber aufgrund seines Glaubens bestimmte Dinge nicht tun kann, wichtig. Weniger als moralische, ethische oder religiöse Frage, sondern als eine Frage der militärischen Struktur, in der einfach alle Männer gleich behandelt werden und da ist das Nicht-Tragen einer Waffe ein esoterischer Sonderwunsch, der die normalen Abläufe stört.

Dafür, dass Doss ein bekennender Sieben-Tage-Adventist war und dass dieser Glaube sein gesamtes Leben bestimmte, ist „Hacksaw Ridge“ erstaunlich desinteressiert an seinem Glauben. So ist bis zum Beginn von Doss‘ Ausbildung beim Militär, zu dem er sich freiwillig meldete, nicht ersichtlich, dass er besonders gläubig ist und einer besonderen Form des christlichen Glaubens angehört. Damit umschifft Gibson durch Auslassung all die Fallen eines Faith-based-Movie.

Auch der Patriotismus von Doss wird nicht weiter, vor allem nicht als Dilemma zwischen Glaube und Patriotismus, thematisiert.

Das macht „Hacksaw Ridge“ zu einem gewöhnlichen und strunzdummen Kriegsfilm, bei dem sich niemals die Frage stellt, ob der Film ein Kriegs- oder ein Antikriegsfilm ist. In „Hacksaw Ridge“ ist Krieg von der ersten bis zur letzten Minute die sinnstiftende, niemals auch nur ansatzweise hinterfragte Schule, die den Mann zum Mann macht. Auch Doss findet den Sinn des Lebens auf dem Schlachtfeld.

Bei dieser Haltung bleibt keine Zeit für Ambivalenzen, theologische Erörterungen, Gewissenskonflikte oder andere Lösungen für Doss‘ Problem, als Gläubiger seinem Land im Krieg dienen zu wollen. Doss hat auch keine Probleme, beim Töten zu helfen. Er will nur keine Waffe in die Hand nehmen und es direkt selbst tun. Er ist ja kein Pazifist.

Das Herzstück des Bonusmaterials auf der DVD (die Blu-ray hat noch mehr Bonusmaterial) ist die 67-minütige sehr informative Doku „The Soul of War: Making Hacksaw Ridge“, die sehr offen auf alle Aspekte des Films eingeht. Außerdem gibt es einige geschnittene Szenen.

Hacksaw Ridge – Die Entscheidung (Hacksaw Ridge, USA/Australien 2016)

Regie: Mel Gibson

Drehbuch: Robert Schenkkan, Andrew Knight

mit Andrew Garfield, Teresa Palmer, Hugo Weawing, Rachel Griffiths, Luke Bracey, Sam Worthington, Vince Vaughan

DVD

Universum Film

Bild: 2,40:1 (16:9 anamorph)

Ton: Deutsch, Englisch (DD 5.1)

Untertitel: Deutsch, Englisch für Hörgeschädigte

Bonusmaterial: The Soul of War: Making Hacksaw Ridge, Deleted Scenes, 3 Trailer

Länge: 134 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Hacksaw Ridge“

Metacritic über „Hacksaw Ridge“

Rotten Tomatoes über „Hacksaw Ridge“

Wikipedia über „Hacksaw Ridge“ (deutsch, englisch)

History vs Hollywood über „Hacksaw Ridge“

DP/30 unterhält sich mit Mel Gibson über den Film

Peter Travers unterhält sich mit Mel Gibson

Die Dokumentation „The Conscientious Objector“ (2004) von Terry Benedict über Desmond Doss


Neu im Kino/Filmkritik: Unglaubliche Begegnungen in „Die Hütte – Ein Wochenende mit Gott“

April 7, 2017

In den USA sind Filme für ein christliches Publikum ein kommerziell einträgliches Marktsegment. Die Kritiken sind normalerweise vernichtend. Die Botschaft und die Präsentation sind zu platt. Die filmische Qualität bestenfalls überschaubar. Das kann über die wenigen Filmen dieses ‚Genres‘, die auch in Deutschland gezeigt werden, gesagt werden. Denn ganz selten wird einem dieser Filme ein DVD-Start oder sogar ein Kinostart gewährt. „Die Hütte – Ein Wochenende mit Gott“, Stuart Hazeldines Verfilmung des Bestsellers von William Paul Young, ist da eine der wenigen Ausnahmen. Die deutsche Übersetzung des Romans wurde über eine Million mal verkauft und den Fans des Buches könnte die Verfilmung gefallen.

Alle anderen sollten einen großen Bogen um den Film machen.

Mack Phillips (Sam Worthington) ist ein guter Vater, ein liebevoller Ehemann, ein respektiertes Gemeindemitglied und seit einiger Zeit todtraurig. Denn während eines Campingausflugs wurde seine jüngste Tochter entführt und wahrscheinlich von einem Serientäter ermordet. Ihre Leiche wurde nie gefunden. Aber in einer Hütte im Wald fand man ihr blutdurchtränktes Kleid.

Eines Wintertages erhält Mack einen Brief von Gott, der ihn in die einsam gelegene Hütte einlädt.

Mack macht sich auf den Weg. In der Hütte findet er nichts. Aber er trifft im Schnee auf einen Mann (Jesus!), der ihn schon erwartet und ihn in eine sommerliche Traumwelt aus dem Kitsch-Katalog führt. Dort wird er von Gott, die sich Papa nennt und eine Afroamerikanerin ist (Octavia Spencer), empfangen. Sie und Jesus und der Heilige Geist, verkörpert von schönen Menschen, sind auch da. Diese heilige Dreifaltigkeit, ab und an in weiteren Erscheinungen von ihnen auftauchend, versuchen ihn wieder mit dem Leben zu versöhnen.

So hahnebüchen diese Ausgangssituation dann auch ist, präsentiert in Bildern, die sogar für einen Nicholas-Sparks-Film zu kitschig sind, so todernst wird sie präsentiert: Gott existiert und man kann mit ihm Kekse backen und Lebensweisheiten austauschen. Mit Jesus kann man dann über das Wasser laufen. Und mit dem Heiligen Geist gärtnern.

Diese Sicht auf Gott und den Glauben kann man vielleicht Kindern, die noch an das Christkind glauben, verkaufen, aber schon gegenüber Kindern im Kommunionsunterricht ist diese Glaubensform zu naiv. Als ernsthafte Sicht auf den Glauben – und als das wird sie im Film durchgehend präsentiert – ist sie von atemberaubender Einfachheit, die nichts, aber auch wirklich nichts, von einer auch nur irgendwie erwachsenen, reflektierten oder hinterfragenden Perspektive auf den Glauben zu tun hat. Es ist eine Sicht, die keinen Zweifel und nur eine Wahrheit kennt. Dass sie in „Die Hütte“ durchgehend von netten Menschen propagiert wird, macht die Sache nicht besser, sondern schlimmer. Es ist eine vulgärtheologische Traumwelt, die, unglaublich, aber wahr, jede Nicholas-Sparks-Verfilmung zu einer in jeder denkbaren Beziehung tiefsinnigen Geschichte werden lässt.

Stuart Hazeldine, dessen Spielfilmdebüt „Exam“ ein kleiner, fieser Thriller war und der jetzt, nach acht Jahren, wohl wieder Regie führen wollte (anders kann ich mir nicht erklären, dass er dafür seinen Namen hergab), inszenierte „Die Hütte“ brav, bieder, voller überdeutlicher Metaphern und mit einer enervierenden Langsamkeit, die auch die Geduld des langmütigsten Zuschauers über Gebühr strapaziert. Denn alles ist offensichtlich und überraschungsfrei.

Immerhin hat Octavia Spencer, die eigentlich nur ihre Rolle aus den „Die Bestimmung“-Filmen wiederholt, eine ruhige Präsenz, die ihre Szenen trägt. Sam Worthington spielt dagegen erfolglos und mit überschaubarem Engagement gegen das dünne Drehbuch an, während Jesus, der Heilige Geist und Graham Greene in einem kurzen Auftritt als ‚männlicher Papa‘ (weil Gott in vielen Inkarnationen erscheinen kann) einfach nur beseelt da sind. Wahrscheinlich warten sie auf ihren Gehaltsscheck.

Und was sagt die katholische Filmkritik, langjährige Expertin in Sachen Glauben und Seelenheil, dazu? „Die Inszenierung verwandelt die simple Laientheologie der Bestseller-Vorlage in kindlich-kitschige Poesiealben-Sticker.“

D. h.: Wir raten ab.

Die Hütte – Ein Wochenende mit Gott (The Shack, USA 2017)

Regie: Stuart Hazeldine

Drehbuch: John Fusco, Andrew Lanham, Destin Cretton

LV: William Paul Young: The Shack 2007 (Die Hütte – Ein Wochenende mit Gott)

mit Sam Worthington, Octavia Spencer, Tim McGraw, Radha Mitchell, Avraham Aviv Alush, Sumire, Graham Greene, Megan Charpentier, Gage Munroe, Amélie Eve, Alice Braga

Länge: 133 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Die Hütte“

Metacritic über „Die Hütte“

Rotten Tomatoes über „Die Hütte“

Wikipedia über „Die Hütte“

Meine Besprechung von Stuart Hazeldines „Exam“ (Exam, GB 2009)


TV-Tipp für den 8. März: Das Tribunal

März 8, 2017

Kabel 1, 20.15

Das Tribunal (USA 2002, Regie: Gregory Hoblit)

Drehbuch: Billy Ray, Terry George

LV: John Katzenbach: Hart’s Wwar, 1999 (Das Tribunal)

Film über eine Gerichtsverhandlung 1944 in einem deutschen Kriegsgefangenenlager. Die Amis wollen den Deutschen beweisen, dass bei ihnen alle Menschen gleich sind.

Beim Publikum und der Kritik kam der langatmige Gerichtsthriller schlecht an: „lauen Kriegs- und Gerichtsdramas“ (tip), „müden und mitunter wirren Mix aus Stalag-Studie, Gerichtsfilm und Rassenkonfliktdrama“ (Rheinische Post).

John Katzenbach arbeitete, wie Carl Hiaasen, beim Miami Herald und schrieb einige erfolgreiche Kriminalromane. Zwei von ihnen wurden, durchaus erfolgreich, verfilmt: sein Debüt „In the Heat of the Summer“ (1982) als „Das mörderische Paradies“ mit Kurt Russell und „Just Cause“ (1992) als „Im Sumpf des Verbrechens“ mit Sean Connery.

Mit Bruce Willis, Colin Farrell, Rory Cochrane, Terrence Howard, Cole Hauser, Sam Worthington

Wiederholung: Donnerstag, 9. März, 01.30 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Das Tribunal“

Wikipedia über „Das Tribunal“ (deutsch, englisch)

Homepage von John Katzenbach

Mein Hinweis auf John Katzenbachs „Das Tribunal“ (Hart’s War, 1999)

Meine Besprechung von John Katzenbachs „Der Professor“ (What comes next, 2012)

Meine Besprechung von John Katzenbachs „Der Wolf“ (Red 123, 2013)


Neu im Kino/Filmkritik: „Everest“, wir Touris kommen!

September 17, 2015

Lange Jahre war der Mount Everest, der erst am 29. Mai 1953 von Sir Edmund Hillary und Tenzing Norgay erstmals bestiegen wurde, ein Berg für wenige, ausgezeichnete Bergsteiger. Bis dann, ab Ende der achtziger Jahre, kommerzielle Besteigungen organisiert wurden. Bei ihnen gelangten auch unerfahrene Bergsteiger auf den Gipfel. 1996 kam es zu einer Katastrophe, bei der innerhalb weniger Stunden acht Bergsteiger starben – und wenn ihr schon jetzt wissen wollt, was damals genau geschah und wer überlebte, kann es hier nachlesen. Einige werden auch Jon Krakauers Sachbuch-Bestseller „In eisige Höhen – Das Drama am Mount Everest“ (Into thin Air: A Personal Account of the Mt. Everest Disaster, 1997) gelesen haben. Krakauer war bei der Besteigung als Journalist dabei. Im Film wird er von Michael Kelly gespielt. Auch andere Überlebende schrieben Bücher darüber, die allerdings nicht so bekannt sind.
Aber auch wenn man die Geschichte kennt, wird man wohl gefesselt von Baltasar Kormákurs Bergsteiger-Drama „Everest“ (das man sich auch in 3D im IMAX ansehen kann) sein. Mit einer großen Besetzung – Jason Clarke, Josh Brolin, Jake Gyllenhaal, John Hawkes (eher ein Indie-Liebling) in den Hauptrollen, Sam Worthington und Emily Watson in wichtigen Nebenrollen, Keira Knightley und Robin Wright als zu Hause sitzende Bergsteigerfrauen – und einem Blick auf die fotogene Bergwelt (es wurde in Nepal und in den italienischen Alpen, im Val Senales und auf dem Senales-Gletscher, gedreht) erzählt Kormákur seinen Katastrophenfilm klassisch und chronologisch die Geschichte. Beginnend von der Ankunft der Bergsteiger in Kathmandu, über die Einführung des erfahrenen und sicherheitsbedachten „Adventure Consultans“-Bergsteigers Rob Hall (Jason Clarke) über die Gefahren des Berges, den ersten Erfahrungen der zahlenden Kunden (die alle ein kleines Vermögen für das Abenteuer ausgeben) am Berg und schließlich, zusammen mit der von Scott Fischer (Jake Gyllenhaal) geführten Gruppe seines Unternehmens „Mountain Madness“, am 10. Mai 1996 dem Aufstieg zum Gipfel. Insgesamt wollten an diesem Tag innerhalb weniger Stunden 34 Bergsteiger den Gipfel erreichen. Schon die letzte Etappe war, wegen des Wetters, problematisch. Der Abstieg, der in der zweiten Hälfte des Films geschildert wird, endet dann in der bekannten Katastrophe.
Baltasar Kormákur („The Deep“, „Contraband“, „2 Guns“) erfindet zwar den Bergsteigerfilm nicht neu, aber das wollte er auch nie. Er will nur, ohne Schuldzuweisungen und ohne eine eindeutige Position zu beziehen, die Geschichte einer angekündigten Katastrophe, die aus einer fatalen Mischung aus Gutwilligkeit, Überschätzung, Egoismus und Dummheit geschah, schildern. Denn nur weil ein Berg da ist, sollte nicht jeder auf ihn draufsteigen dürfen.
Das in „Everest“ geschilderte Unglück führte allerdings nicht zu einem Ende des Mount-Everest-Tourismus. Die Bergsteiger, die die Touren anboten, verbesserten ihre Gefahreneinschätzungen. So sagt Guy Cotter, Key Alpine Advisor des Films, der damals ebenfalls für „Adventure Consultans“ dabei war, seitdem Chef der Firma ist und von Sam Worthington gespielt wird: „Für uns als Große-Höhen-Bergführer-Bruderschaft waren die Ereignisse von 1996 sehr lehrreich. Wir haben uns anschließend viele Fragen gestellt, wie wir verhindern können, dass so etwas noch einmal passiert. Ich glaube, dass wir als Industrie, wenn man so will, davon erwachsen geworden sind. Rob [Hall] war definitiv auf seinem Höhepunkt, aber es war noch sehr früh in der Entwicklung des Bergführens in großen Höhen und manchmal überleben die Pioniere die Entdeckung der Parameter ihrer Umgebung nicht.“
Die Ausrüstung wurde besser und jetzt hinterlassen noch mehr Menschen ihren Müll auf dem Weg zum und auf dem Gipfel des höchsten Berges der Welt.
Zum Glück können wir das im gut klimatisierten Kinosaal tun. Denn, seien wir ehrlich, viel näher werden wir dem Mount Everest niemals kommen.

Everest - Plakat

Everest (3D) (Everest, USA/Großbritannien 2015)
Regie: Baltasar Kormákur
Drehbuch: William Nicholson, Simon Beaufoy
mit Jason Clarke, Josh Brolin, John Hawkes, Emily Watson, Jake Gyllenhaal, Martin Henderson, Michael Kelly, Keira Knightley, Sam Worthington, Ingvar E. Sigurdsson, Elizabeth Debicki, Thomas M. Wright, Naoko Mori, Robin Wright
Länge: 122 Minuten
FSK: ab 12 Jahre

Hinweise
Englische Homepage zum Film
Deutsche Homepage zum Film
Film-Zeit über „Everest“
Moviepilot über „Everest“
Metacritic über „Everest“
Rotten Tomatoes über „Everest“
Wikipedia über „Everest“ (deutsch, englisch)
History vs. Hollywood über „Everest“

Meine Besprechung von Baltasar Kormákurs “Contraband” (Contraband, USA 2012)

Meine Besprechung von Baltasar Kormákurs „2 Guns“ (2 Guns, USA 2013)


Neu im Kino/Filmkritik: Die Neustarts „Sabotage“, „SuperHypochonder“, „Spuren“ und „Die Poetin“

April 12, 2014

Zwischen schneuzen und husten und nach einem Brüssel-Ausflug, bei dem ich, vor allem im Zug, viel weniger tun konnte, als ich tun wollte, gibt es jetzt einige Kurzkritiken zu den Neustarts der Woche:

„Sabotage“ heißt der neue Arnold-Schwarzenegger-Film. Er spielt John „Breacher“ Wharton, den Leiter eines Special Operations Team der Anti-Drogen-Behörde DEA. Mit seinem Team klaut er bei einem Einsatz gegen einen Drogenbaron zehn Millionen Dollar. Dummerweise ist das Geld, als sie es abholen wollen, verschwunden. Die Untersuchung der Internen Ermittler, die vermuten, dass Breachers Team Geld geklaut hat, überstehen sie, aber danach beginnt jemand sie der Reihe nach umzubringen.
David Ayer, der auch „Training Day“, „Dark Blue“, „Street Kings“ und „End of Watch“ machte, inszeniert Arnold Schwarzenegger. Das weckt Erwartungen, die der Film in keiner Sekunde erfüllt. Anstatt eines intelligenten Noir-Cop-Thrillers ist „Sabotage“ ist ein dumpfes Macho-Abenteuer (auch die einzige Frau in Breachers Team ist ein Vorzeigemacho), das seine wahre Heimat irgendwo im TV-Spätprogramm hat.
Denn der Gegner ist ohne Gesicht, die Konflikte im Team sind banal, ihre nie glaubwürdige Kameradie peinlich dick aufgetragen, die Handlung schleppt sich zäh wie erkaltete Lava vor sich hin. Nein, das alles hat man schon unzählige Male besser gesehen in unzähligen Cop-Thrillern, auch von Ayer, oder der grandiosen TV-Serie „The Shield“, die ähnliche Themen ungleich gelungener durchbuchstabiert. Dass der Film nicht, wie Ayers vorherige Filme, in Los Angeles, sondern in Atlanta, Georgia, spielt, erfährt man durch einige Wald- und Brückenbilder. Dabei lebten Ayers bisherige Filme gerade von seiner symbiotischen Beziehung zwischen Handlungsort und Filmgeschichte. „Sabotage“ könnte dagegen überall spielen.
Nein, von dem Team Ayer-Schwarzenegger hatte ich mehr erwartet. So ist „Sabotage“ der schlechteste Film von Arnold Schwarzenegger nach seiner politikverordneten Pause und ein Werk der verschenkten Möglichkeiten.

Sabotage - Plakat - 4

Sabotage (Sabotage, USA 2014)
Regie: David Ayer
Drehbuch: Skip Woods, David Ayer
mit Arnold Schwarzenegger, Sam Worthington, Joe Manganiello, Josh Holloway, Terrence Howard, Max Martini, Kevin Vance, Mark Schlegel, Martin Donovan, Mireille Enos, Olivia Williams
Länge: 109 Minuten
FSK: ab 18 Jahre

Hinweise
Englische Homepage zum Film
Deutsche Homepage zum Film
Film-Zeit über „Sabotage“
Moviepilot über „Sabotage“
Metacritic über „Sabotage“
Rotten Tomatoes über „Sabotage“
Wikipedia über „Sabotage“ (deutsch, englisch)
Meine Besprechung von David Ayers „End of Watch“ (End of Watch, USA 2012)


„Super-Hypochonder“ ist der neue Film der „Willkommen bei den Sch’tis“-Macher und während mir die Prämisse von „Willkommen bei den Sch’tis“ zu altmodisch und damit für einen zeitgenössischen Film zu weit hergeholt war, hat mir „Super-Hypochonder“ wesentlich besser gefallen. Dabei basiert auch diese Geschichte in der guten alten Komödien- und Klamauk-Tradition der fünfziger und sechziger Jahre: Romain Faubert ist der titelgebende Superhypochonder, dessen sozialen Kontakte sich hauptsächlich auf seine Treffen mit seinem Arzt Dr. Dimitri Zvenka beschränken. Der will jetzt seinen besten Patienten, der kerngesund ist, endlich loswerden. Die Idee mit einer Freundin schlägt fehl. Als er ihn mit zu einem Flüchtlingsschiff schleppt, auf dem er und andere Ärzte ehrenamtlich die Flüchtlinge medizinisch versorgen, geraten die Dinge außer Kontrolle. Faubert wird nach einem dummen Zufall für Anton Miroslav, den Anführer der Revolution in Tscherkistan gehalten – und Zvenkas revolutionsbegeisterte Schwester Anna verliebt sich sofort in den sympathischen Revolutionär, den sie, vor seinen Verfolgern, bei sich zu Hause versteckt.
Der Revolutionär versteckt sich währenddessen, schwer verletzt, in Fauberts Wohnung und ist von der gut ausgestatteten Hausapotheke begeistert. Natürlich fliegt der Schwindel auf. Dennoch wird Faubert nach Tscherkistan ausgeliefert.
Ein kurzweiliger Klamauk.

SuperHypochonder - Plakat

Super-Hypochonder (Supercondriaque, Frankreich 2013)
Regie: Dany Boon
Drehbuch: Dany Boon
mit Dany Boon, Alice Pol, Kad Merad, Jean-Yves Berteloot, Judith El Zein, Valérie Bonneton, Bruno Lochet
Länge: 108 Minuten
FSK: ab 6 Jahre

Hinweise
Französische Homepage zum Film
Deutsche Homepage zum Film
Film-Zeit über „Super-Hypochonder“
Moviepilot über „Super-Hypochonder“
Wikipedia über „Super-Hypochonder“ (deutsch, französisch)


Und dann gibt es noch zwei Biopics.
In „Spuren“ wird die Geschichte der 27-jährigen Robyn Davidson erzählt, die 1977 mit vier Kamelen in neun Monaten die australische Wüste von Alice Springs bis zum Indischen Ozean durchquerte. Die Reportage über ihre Reise wurde zu einem Verkaufserfolg für das „National Geographic“-Magazin. Ihr kurz darauf geschriebenes Buch ein Bestseller.
Der Film selbst ist eine höchst zwiespältige Angelegenheit. Denn den Machern gelingt es nie, zu zeigen, warum Davidson die gefährliche Reise unternimmt. In den anderen Ein-Personen-Stücken, die in letzter Zeit im Kino liefen, wie „Buried“, „Gravity“ und „All is Lost“ war das klar: der Protagonist wollte überleben. Aber bei Davidson ist es unklar. Am Filmanfang sagt sie, fast schon schnippisch: „Warum nicht?“ Denn warum soll eine Frau nicht auch eine Reise unternehmen können, wenn ein Mann das kann? Ein guter Punkt, der allerdings nicht über einen ganzen Film trägt, sondern, als Gegenfrage, eine klassische Nicht-Antwort ist.
Außerdem scheint in „Spuren“ die einsame Wüste ein Ort des Lebens zu sein. Denn es gibt kaum eine Szene, in der Davidson allein ist. Immer wieder trifft die Frau, die die Einsamkeit sucht, Menschen. Aber auch aus diesem Konflikt schlägt der Film keine dramaturgischen Funken.
Immerhin gibt es einige schöne Landschaftsaufnahmen und Mia Wasikowska in der Hauptrolle.

Spuren - Plakat

Spuren (Tracks, Australien 2013)
Regie: John Curran
Drehbuch: Marion Nelson
LV: Robyn Davidson: Tracks, 1980 (Spuren – Eine Reise durch Australien)
mit Mia Wasikowska, Adam Driver, Rainer Bock, Rolley Mintuma, John Flaus, Robert Coleby, Tim Rodgers
Länge: 113 Minuten
FSK: ab 6 Jahre

Hinweise
Deutsche Homepage zum Film
Film-Zeit über „Spuren“
Moviepilot über „Spuren“
Metacritic über „Spuren“
Rotten Tomatoes über „Spuren“
Wikipedia über „Spuren“
Meine Besprechung von John Currans “Stone” (Stone, USA 2010)


In „Die Poetin“ ist dagegen die dramaturgische Klammer sehr deutlich: „The art of losing isn’t hard to master.“
Es ist die erste Zeile von Elizabeth Bishops Gedicht „The art of losing“ und der Film erzählt, wie sie das lernte: 1951 ist sie in einer Schaffenskrise. Als sie mit diesem Gedicht nicht weiterkommt, entschließt sie sich zu einer Reise. In Rio de Janeiro besucht sie ihre alte Studienfreundin Mary, die mit Lota de Macedo Soares liiert ist. Die burschikose Architektin kann zuerst nichts mit der sanften Dichterin und ihrem elitärem Künstlergehabe anfangen. Sie verlieben sich dann doch ineinander und der Film zeichnet ihre Beziehung, die am Anfang auch eine lesbische Dreiecksbeziehung ist, nach.
Lota de Macedo Soares (1910 – 1967) schuf später den zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörenden Flamengo Park in Rio de Janeiro.
Elizabeth Bishop (1911 – 1979) erhielt 1956 den Pulitzer-Preis für ihrem Gedichtzyklus „North & South – A Cold Spring“. Weitere wichtige Literaturpreise folgten.
Konventionell, fast schon unterkühlt inszeniert, bietet das Biopic, das sich auf Bishops fünfzehnjährigen Aufenthalt in Brasilien konzentriert, einen gelungenen Einblick in das Leben von zwei Frauen – und wie Bishop „the art of losing“ erlernte.

Die Poetin - Plakat

Die Poetin (Flores Raras/Reaching for the Moon, Brasilien 2013)
Regie: Bruno Barreto
Drehbuch: Matthew Chapman, Julie Sayres (basierend auf dem Drehbuch von Carolina Kotscho)
mit Miranda Otto, Glória Pires, Tracy Middendorf, Marcello Airoldi, Treat Williams
Länge: 120 Minuten
FSK: ab 6 Jahre

Hinweise
Deutsche Homepage zum Film
Film-Zeit über „Die Poetin“
Moviepilot über „Die Poetin“
Metacritic über „Die Poetin“
Rotten Tomatoes über „Die Poetin“
Wikipedia über „Die Poetin“