mit Gary Oldman, Colin Firth, Tom Hardy, John Hurt, Toby Jones, Mark Strong, Benedict Cumberbatch, Ciarán Hinds, David Dencik, Simon McBurney, Kathy Burke, Stephen Graham, Svetlana Khodchenkova, John le Carré (Komparse bei der MI6-Silvesterfeier; also genau aufpassen)
Nach dem ersten „Venom“-Film, in dem Eddie Brock (Tom Hardy) und Venom, der außerirdische Symbiont, sich aneinander gewöhnten, leben sie inzwischen zusammen. Oder genauer gesagt: Venom lebt in seinem Wirtskörper Eddie Brock und bereitet ihm Kopfschmerzen und schlaflose Nächte. Manchmal streckt er seinen Kopf und seine Arme aus Brock raus. Aber die meiste Zeit ist er nicht zu sehen. Denn der Anblick könnte einige Menschen verunsichern.
Die aus ihrer Wohnung kommenden Geräusche ebenso. Das beginnt mit der geräuschvollen Zubereitung des Frühstücks, das zu einem guten Teil auf dem Boden landet. Und wenn die beiden sich streiten, endet das schon eimmal in einer „Fight Club 2.0“-Schlägerei, bei der sich Brock eine blutige Nase holt, die Einrichtung, Decken und Wände zerstört werden und der neue Fernseher (Brocks ganzer Stolz) aus dem Fenster fliegt. Danach dürfte jeder von den Annehmlichkeiten des Single-Lebens überzeugt sein.
Die Essensgewohnheiten von Venom sind dagegen, jedenfalls für uns Zuschauer, schon etwas vergnügllicher. Denn Venom möchte am liebsten ständig Gehirne, bevorzugt Menschengehirne, essen. Brock versucht ihn davon abzuhalten.
Damit dürfte die Rollenverteilung zwischen Brock und Venom klar sein. Venom ist der böse Geist, der zerstörungswütige Anarchist, das triebgesteuerte Kleinkind, während Brock die Ratio verkörpert – und ständig aussieht, als hätte er eine Woche lang nicht geschlafen. Wobei er wahrscheinlich viel länger nicht mehr richtig geschlafen hat.
Venom ist eine Marvel-Figur, die 2018 erstmals von Tom Hardy gespielt wurde. Der von „Zombieland“-Regisseur Ruben Fleischer inszenierte Film war kein guter Film, aber er war an der Kinokasse überaus sehr erfolgreich. Für die Fortsetzung konzentrierten die Macher sich dann auf die Stärke der Figur Venom, die ein sarkastisches, moralbefreites Monster ist. Damit sind seine Kommentare über die Menschen und seine Lösungsvorschläge immer gut für einen Lacher.
Für den zweiten Film, der mit neunzig Minuten (ohne Abspann) erfrischend kurz ist, erfanden die Macher eine Geschichte, die einfach nur eine weitere, für sich selbst stehende und damit eigenständige „Venom“-Geschichte ist und außerhalb der anderen Marvel-Filme steht; jedenfalls noch. Denn die Abspannsequenz deutet ein Crossover an.
Es geht um Cletus Kasady (Woody Harrelson). Der zum Tod verurteilte Serienkiller sitzt im San Quentin State Prison und ist bereit, mit dem Journalisten Eddie Brock über seine Taten zu reden. Brock ist als Reporter immer hungrig nach einer Schlagzeile und selbstverständlich einverstanden.
Bei einem seiner Besuche wird er von Kasady in den Finger gebissen. Diese Blutübertragung führt dazu, dass sich in Kasadys Körper ein Wesen entwickelt, das Venom sehr ähnelt und Carnage heißt. Zusammen mit Carnage kann Kasady ausbrechen und eine von ihm genussvoll zelebrierte blutige Spur der Verwüstung hinterlassen. Er will zu seiner großen Liebe aus Kindertagen. Frances Barrison (Naomie Harris), die mit ihrer Stimme töten kann, sitzt noch im Hochsicherheitstrakt des Ravencroft Institute.
Brock und Venom, die sich auch gerade massiv zerstritten haben, wollen das Schlimmste verhindern. Dafür müssen sie Kasady und Carnage töten.
Mehr Plot braucht Andy Serkis im zweiten „Venom“-Film nicht. Es ist eine einfache Geschichte, die auf Nebengeschichten verzichtet und unabhängig von dem ersten „Venom“-Film genossen werden kann. Die Figuren sind reichlich eindimensional, aber die Schauspieler haben ihren Spaß mit ihnen und erfüllen sie so mit Comic-Leben. Ihre Ziele sind klar herausgearbeitet. Der daraus entstehende Konflikt zwischen Brock/Venom und Kasady/Carnage ebenso.
Und so ist „Venom: Let there be Carnage“ einfach ein schönes kleines Schlachtfest.
Venom: Let there be Carnage(Venom: Let there be Carnage, USA 2021)
Regie: Andy Serkis
Drehbuch: Kelly Marcel (nach einer Geschichte von Tom Hardy und Kelly Marcel) (basierend auf der von Todd McFarlane und David Michelinie erfundenen Marvel-Figur Venom)
mit Tom Hardy, Woody Harrelson, Michelle Williams, Naomie Harris, Reid Scott, Stephen Graham, Peggy Lu, Sian Webber
Länge: 98 Minuten
FSK: ab 12 Jahre (eine erstaunliche Entscheidung. Ich hätte zu FSK-16 tendiert.)
mit Colin Farrell, Keira Knightley, David Thewlis, Anna Friel, Ben Chaplin, Ray Winstone, Eddie Marsan, Sanjeev Bhaskar, Stephen Graham, Ophelia Lovibon
Als Victor Headleys Debütroman „YaRDiE“ 1992 in England in dem Kleinstverlag X Press erschien, war es ein Überraschungserfolg, der nicht über die normalen Wege, also Buchhandlungen, verkauft wurde. Headley erzählt auf den ersten Blick die schon tausendmal erzählte Geschichte des Aufstiegs eines skrupellosen Verbrechers. Auf den zweiten Blick, und das machte seinen Debütroman so ungewöhnlich, erzählt er die Geschichte eines jungen Jamaikaners, der aus Jamaika nach London kommt, sich dort seinen Platz erobert, mit viel Lokalkolorit, vielen Informationen über die Drogenkriminalität in London und die jamaikanische Kultur, vor allem natürlich die Reggae-Musik. Damit porträtiert „YaRDiE“ auch und vor allem einen Teil der in London lebenden jamaikanischen Community, die sich in dem Roman auch selbst erkennt. Sie machte das Buch in England zu einem Bestseller. Und, was sicher zum Erfolg beitrug, Headley erzählt D.s Geschichte nicht im normalen Schriftenglisch, sondern im Jamaican English.
Für einen Übersetzer ist das Übersetzen eines lautmalerischen Dialekts eine Horrorvorstellung, die Jürgen Bürger für die deutschen Ausgaben gut löste. Victor Headleys Trilogie „YaRDiE“, „Exce$$ – The Sequel to YaRDiE“ und „Yush! – The final Score“ erschien bei Rowohlt in der inzwischen eingestellten rororo-thriller-Reihe.
Trotzdem liest man die Romane besser im Original und lässt sich einfach von der lautmalerischen Sprache, dem Patois, mitreißen.
Nach der Trilogie veröffentlichte Headley fünf weitere Romane, von denen „The Best Man“ (1999) manchmal zu den YaRDiE-Büchern gezählt wird. 2002 legte er eine jahrelange Veröffentlichungspause einlegte, die er erst letztes Jahr mit „Domino“ beendete.
Eine Verfilmung von „YaRDiE“ war jahrelang, eigentlich jahrzehntelang, im Gespräch. Idris Elba, ein 1972 in Hackney, London, geborenes Einwandererkind (sein Vater kommt aus Sierra Leone, seine Mutter aus Ghana), verdiente in den späten achtziger und frühen neunziger Jahren auch als DJ Geld. Später konzentrierte er sich auf seine Schauspielerkarriere.
Mit seinem biographischen Hintergrund, der ihm damals einen Einblick in die Szene verschaffte, in der die „YaRDiE“-Bücher spielen, und dem Willen, diese Zeit in seinem Regiedebüt wieder aufleben zu lassen, war er auf den ersten Blick eine gute Wahl für die Regie. Und „Yardie“ überzeugt als Gangsterfilm, der – jedenfalls nach meiner Erinnerung an das Buch – den Protagonisten in einem milderen Licht erscheinen lässt.
In Headleys Roman kommt D. als Drogenkurier aus Jamaika nach London. Er soll ein Kilo erstklassiges Kokain abliefern. Aber er will es als Grundstein für sein Gangsterimperium benutzen.
Die Verfilmung beginnt 1973 auf Jamaika. In Kingston bekämpfen die Verbrecherbanden sich blutig. Als bei einem Schusswechsel ein Kind stirbt, will D.s älterer Bruder mit einem Versöhnungskonzert Frieden stiften. Während des als Versöhnung geplanten Höhepunkt des Abends wird er auf offener Bühne von einem Jungen erschossen.
Zehn Jahre später will D. immer noch den Tod seines Bruders rächen. Seinen Lebensunterhalt verdient er als Drogenverkäufer für King Fox. Eines Tages schickt King Fox ihn nach London. Er soll Rico Drogen bringen.
In London hält D. Rico auf den ersten Blick für unzuverlässig. Gleichzeitig trifft er Yvonne wieder, die eine vierjährige Tochter von ihm hat, und er trifft auf einige Jugendliche, die D.s Drogenpäckchen wollen. D. beschließt, mit ihnen nach einem Abnehmer für den Stoff zu suchen und er hilft ihnen mit ihrem Sound System. Denn letztendlich ist D. in seinem Herzen kein böser Gangster, sondern ein DJ
Und er trifft wieder auf den Mörder seines Bruders.
Für die Verfilmung mixen die Drehbuchautoren Brock Norman Brock („Bronson“) und Martin Stellman („Quadrophenia“) und Regisseur Idris Elba eine traditionelle Gangstergeschichte mit einem Musikfilm, einer Familiengeschichte und einem Rachedrama.
Das Ergebnis ist ein angenehm quer zu den Genreerwartungen liegender Gangsterfilm, dem es so auch gelingt, das Leben und die Zerrissenheit von D. zu reflektieren.
Mit deutlich über fünfzig Minuten fällt das Bonusmaterial quantitativ erfreulich umfangreich aus. Qualitativ handelt es sich vor allem um Werbeinterviews. Selbstverständlich gibt es in ihnen auch einige Informationen zur Vorlage, dem realen Hintergrund und den Dreharbeiten. Aber insgesamt sind es Werbefloskeln bar jeglicher Distanz und mit überschaubarem Informationswert.
Yardie (Yardie, Großbritannien 2018)
Regie: Idris Elba
Drehbuch: Brock Norman Brock, Martin Stellman
LV: Victor Headley: YaRDiE, 1992 (Yardie)
mit Aml Ameen, Shantol Jackson, Sheldon Shepherd, Stephen Graham, Fraser James, Everaldo Creary, Akin Gazi, Mark Rhino Smith, Naomi Ackie, Antwayne Eccleston
Bonusmaterial: Idris Elbas Regiedebüt (Featurette), Rites of Passage – D’s Reise (Featurette), Idris Elba im Gespräch mit Blaker, Idris Elba im Gespräch mit Aml Ameen, Interview mit Idris Elba, Interview mit Aml Ameen, Interview mit Shantol Jackson, Geschnittene Szenen, Trailer
Texas Killing Fields – Schreiendes Land (Texas Killing Fields, USA 2011)
Regie: Ami Canaan Mann
Drehbuch: Donald F. Ferrarone
Drei Polizisten suchen in den Sümpfen von Texas einen Serienfrauenmörder.
Etwas unspektakulärer, an James Lee Burke (ohne Geister) erinnernder fiebriger Südstaaten-Noir mit tollen Bildern und Schauspielern. Der Krimiplot gerät dabei zur Nebensache.
Ami Canaan Mann ist die Tochter von Michael Mann. In den letzten Jahren arbeitete sie fast ausschließlich fürs Fernsehen.
Gloria Grahame ist eine Noir-Ikone, die heute nur noch Noir-Fans kennen. Dabei erhielt sie 1953 für „Stadt der Illusionen“ (The Bad and the Beautiful) den Oscar als beste Nebendarstellerin und spielte in Filmen wie „Ein einsamer Ort“ (In a lonely place), „Heißes Eisen“ (The big Heat), „Im Kreuzfeuer“ (Crossfire), „Schwaches Alibi“ (Naked Alibi) und, kein Noir, aber bekannt und beliebt, „Ist das Leben nicht schön?“ (It’s a wonderful Life) mit. Einige davon laufen regelmäßig im TV.
Trotzdem kennt sie heute fast niemand mehr und kurz vor ihrem Tod war sie schon lange kein Hollywood-Star mehr, aber sie hat immer noch einige liebevoll gepflegte Hollywood-Starallüren. Sie tritt auf kleinen Theaterbühnen auf und hat 1978 in London ein Zimmer im Primrose Hill Guesthouse. Zu den anderen Mietern gehört der fast dreißig Jahre jüngere Peter Turner, ein junger Schauspieler, der sie und ihre Filme nicht kennt. 1986 wird er in seinen Memoiren „Film Stars don’t die in Liverpool“ ihre gemeinsame Geschichte erzählen. Denn sie verlieben sich ineinander und nachdem sie 1981, vor einem Auftritt, in Lancaster in einem Hotel zusammenbricht, wird Turner angerufen. Er solle sich um sie kümmern. Er holt die damals schon todkranke Schauspielerin zu sich nach Liverpool. In das elterliche Haus.
Während er und seine Mutter den Hollywood-Star pflegen, erinnert er sich an seine Beziehung zu Gloria Grahame: wie sie sich kennen lernen, über das Schauspiel näher kommen, er mit ihr in die USA zieht und sie sich trennen. Sie wirft ihn aus ihrem New-Yorker-Apartment. Turner versteht damals nicht, warum. Regisseur Paul McGuigan, der jetzt Turners Memoiren mit einer sentimentalen Note verfilmte, zeigt diese Situation später aus Grahames Perspektive: sie hatte kurz vorher erfahren, dass sie Krebs hat, sie lehnt eine Behandlung ab und sie will nicht, dass Turner sie sterben sieht.
McGuigan ist als Regisseur von Filmen wie „Gangster No. 1“, „Lucky Number Slevin“, „Viktor Frankenstein – Genie und Wahnsinn“ und vier „Sherlock“-Filmen vor allem als stilbewusster und experimentierfreudiger Regisseur von Kriminalfilmen, gerne mit einem Noir-Touch, bekannt. Da verwundert auf den ersten Blick sein neuer Film. Denn im Mittelpunkt steht eine damals schockierende, heute immer noch ungewöhnliche Liebesgeschichte zwischen einer älteren Frau und einem deutlich jüngeren Mann.
Diese Liebesgeschichte garniert er mit einigen Fakten aus Grahames Leben, spitzen Bemerkungen, die aus einem Noir stammen könnten, und einem liebevoll-nostalgischen Blick auf das damalige Leben der Arbeiterklasse in London und Liverpool. Da erscheint das Leben in Zimmern in einem Guesthouse oder der beengten elterlichen Wohnung, in der noch die Möbel aus den fünfziger Jahren stehen und sich die Großfamilie regelmäßig in der Küche trifft, fast schon begehrenswert. Das liegt auch an McGuigans Inszenierung, die an die Filme des klassischen Hollywood-Kinos, zu dem Grahame gehörte, erinnert, ohne sie zu imitieren. Er benutzt auch damals gebräuchliche Inszenierungstechniken. So verleiht er seinem Film die Patina des Alten und aus zahlreichen Filmen heimelig-vertrauten. Weil er außerdem, immer wieder, bruchlos zwischen Gegenwart und Vergangenheit und den verschiedenen Handlungsorten hin und hergleitet, wirkt „Fim Stars don’t die in Liverpool“ am Ende doch sehr zeitgenössisch.
Peter Turners große Liebe Gloria Grahame (geb. am 28. November 1923 in Los Angeles) starb am 5. Oktober 1981 in New York. Denn in Liverpool sterben keine Filmstars.
McGuigans Film ist ein sentimentaler, warmherziger und liebevoller Nachruf auf eine vergessene Schauspielerin, deren Arbeiten man sich wieder ansehen könnte.
Von Annette Bening könnte man sich auch einige ältere Filme mal wieder ansehen. Zum Beispiel den Noir „The Grifters“. Für ihre Rolle als Freundin eines Betrügers ließ sie sich von Gloria Grahames Spiel inspirieren.
Film Stars don’t die in Liverpool (Film Stars don’t die in Liverpool, Großbritannien 2017)
Regie: Paul McGuigan
Drehbuch: Matt Greenhalgh
LV: Peter Turner: Film Stars don’t die in Liverpool, 1986
mit Annette Bening, Jamie Bell, Julie Walters, Vanessa Redgrave, Kenneth Cranham, Stephen Graham, Frances Barber, Peter Turner
3Sat, 22.25 London Boulevard (London Boulevard, USA/GB 2010)
Regie: William Monahan
Drehbuch: William Monahan
LV: Ken Bruen: London Boulevard, 2001 (London Boulevard)
Ex-Knacki Mitchel will jetzt ehrlich leben, wird Bodyguard einer berühmten Schauspielerin und hat dann doch mächtig Ärger mit einem Gangster.
Ken Bruen!
William Monahan!
Colin Farrell!
Keira Knightley!
Ray Winstone!
Und dann sind noch David Thewlis, Eddie Marsan und London dabei. Die Begründung meiner offensichtlichen und schamlosen Begeisterung gibt es hier.
mit Colin Farrell, Keira Knightley, David Thewlis, Anna Friel, Ben Chaplin, Ray Winstone, Eddie Marsan, Sanjeev Bhaskar, Stephen Graham, Ophelia Lovibon
mit Gary Oldman, Colin Firth, Tom Hardy, John Hurt, Toby Jones, Mark Strong, Benedict Cumberbatch, Ciarán Hinds, David Dencik, Simon McBurney, Kathy Burke, Stephen Graham, Svetlana Khodchenkova, John le Carré (Komparse bei der MI6-Silvesterfeier; also genau aufpassen)
Wikipedia über die Verfilmung „Dame, König, As, Spion“ (deutsch, englisch)
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Arte, 22.15
Der Spion, der aus der Kälte kam (GB 1965, Regie: Martin Ritt)
Drehbuch: Paul Dehn, Guy Trosper
LV: John le Carré: The spy who came in from the cold, 1963 (Der Spion, der aus der Kälte kam)
Der britische Geheimdienstler Leamas wechselt zum Schein die Seiten – und gerät in Teufels Küche.
Realistischer, kritischer, kalter Agententhriller über die Suche nach Doppelagenten und Überläufern. Mit le Carrés Buch (ein Welterfolg) und der gelungenen Verfilmung wandelte sich das heroische Bild des Spions zu eines sehr gewöhnlichem. Denn überall sind Spione „eine schmutzige Prozession von hohlen Narren und Verrätern. Ja, auch von Schwulen, Sadisten und Trinkern, von Leuten, die Räuber und Gendarm spielen, im ihrem erbärmlichen Leben etwas Reiz zu geben.“ (John le Carré: Der Spion, der aus der Kälte kam).
Mit Richard Burton, Oskar Werner, Claire Bloom, Peter van Eyck, Rupert Davies, Sam Wanamaker, Cyril Cusack, Bernard Lee
„Was macht das Leben eines Schriftstellers aus? Mit dem Welterfolg „Der Spion, der aus der Kält kam“ gab es für John le Carré keinen Weg zurück. Er kündigte seine Stelle im diplomatischen Dienst, reiste zu Recherchezwecken um den halben Erdball – Afrika, Russland, Israel, USA, Deutschland –, traf die Mächtigen aus Politik- und Zeitgeschehen und ihre heimlichen Handlanger. John le Carré ist bis heute ein exzellenter und unabhängiger Beobachter, mit untrüglichem Gespür für Macht und Verrat. Aber auch für die komischen Seiten des weltpolitischen Spiels.
In seinen Memoiren blickt er zurück auf sein Leben und sein Schreiben.“
ZDF, 22.45 London Boulevard (London Boulevard, USA/GB 2010)
Regie: William Monahan
Drehbuch: William Monahan
LV: Ken Bruen: London Boulevard, 2001 (London Boulevard)
Ex-Knacki Mitchel will jetzt ehrlich leben, wird Bodyguard einer berühmten Schauspielerin und hat dann doch mächtig Ärger mit einem Gangster.
Ken Bruen!
William Monahan!
Colin Farrell!
Keira Knightley!
Ray Winstone!
Und dann sind noch David Thewlis, Eddie Marsan und London dabei. Die Begründung meiner offensichtlichen und schamlosen Begeisterung gibt es hier.
mit Colin Farrell, Keira Knightley, David Thewlis, Anna Friel, Ben Chaplin, Ray Winstone, Eddie Marsan, Sanjeev Bhaskar, Stephen Graham, Ophelia Lovibon
This is England – Ende einer Kindheit (Großbritannien 2006, Regie: Shane Meadows)
Drehbuch: Shane Meadows
England während der Thatcher-Jahre: der zwölfjährige Skinhead Shaun findet in einem Exknacki einen Vaterersatz. Als dieser die Skins zu einer Nazigruppe machen will, folgt Shaun ihm blind.
Rabiates, autobiographisch gefärbtes, hochgelobtes Jugenddrama, das den British Independent Film Award und den BAFTA-Award als bester britischer Film erhielt und bei uns seine Premiere auf DVD erlebte.
„Der bewegende Film zeichnet das Porträt einer verlorenen Generation und zugleich die Studie einer in emotionaler Kälte erstarrten Gesellschaft.“ (Lexikon des internationalen Films)
mit Stephen Graham, Thomas Turgose, Jo Hartley, Andrew Shim, Vicky McClure
Und dann läuft die TV-Premiere auch noch zu einer normalen Uhrzeit, während das ZDF um 00.50 Uhr das ebenfalls grandiose Südstaatendrama „The Help“ arg lieblos versendet. Immerhin ist „The Help“ produziert von Disney, starbesetzt, Oscar-prämiert, mehrfach ausgezeichnet und war ein überraschender Kassenhit in den USA.
mit Gary Oldman, Colin Firth, Tom Hardy, John Hurt, Toby Jones, Mark Strong, Benedict Cumberbatch, Ciarán Hinds, David Dencik, Simon McBurney, Kathy Burke, Stephen Graham, Svetlana Khodchenkova, John le Carré (Komparse bei der MI6-Silvesterfeier; also genau aufpassen)
Pro7 Maxx, 20.15 The Damned United – Der ewige Gegner(Großbritannien/USA 2009, Regie: Tom Hooper)
Drehbuch: Peter Morgan
LV: David Peace: The Damned United, 2006 (Damned United)
Ein grandioser Fußball-Film. Auch für Nicht-Fußballfans. Was nicht verwundert, denn das Drehbuch ist von Peter Morgan, der auch die Bücher für „Rush“ und „Frost/Nixon“ und „Die Queen“ schrieb. Regie führte Tom Hooper, der danach „The King’s Speech“, für den er den Regie-Oscar erhielt, inszenierte.
„The Damned United“ ist vor allem ein mitreisendes Porträt von Brian Clough, einem großmäuligem Fußballtrainer, der 1974 für 44 Tage Trainer des erfolgreichen Erstligavereins Leeds United war und der sich überhaupt nicht mit der Mannschaft und dem Vorstand verstand. In Rückblenden erfahren wir, wie Clough zusammen mit Peter Taylor aus einem gegen den Abstieg in die dritte Liga kämpfendem Provinzclub Derby County innerhalb weniger Jahre einen Erstligaclub machte, der den Titel gewann, und wie er dabei seine Feindschaft zu dem Leeds-United-Trainer pflegte.
mit Michael Sheen, Colm Meaney, Timothy Spall, Stephen Graham, Joseph Dempsie, Brian McCardie, Jim Broadbent, Henry Goodman
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Der Roman erschien als Taschenbuch bei Heyne Hardcore
David Peace: Damned United (übersetzt von Thomas Lötz) Heyne, 2011 512 Seiten
9,99 Euro
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Außerdem erschien vor einigen Tagen David Peaces Chronik des Bergarbeiterstreiks von 1984 und wie die Thatcher-Regierung mit allen, auch illegalen Mitteln gegen die Streikenden kämpfte.
David Peace: GB84 (übersetzt von Peter Torberg) Liebeskind, 2014 544 Seiten
24,80 Euro
– Originalausgabe
GB84
Faber and Faber, 2004
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This is England – Ende einer Kindheit (GB 2006, R.: Shane Meadows)
Drehbuch: Shane Meadows
England während der Thatcher-Jahre: der zwölfjährige Skinhead Shaun findet in einem Exknacki einen Vaterersatz. Als dieser die Skins zu einer Nazigruppe machen will, folgt Shaun ihm blind.
Rabiates, autobiographisch gefärbtes, hochgelobtes Jugenddrama, das den British Independent Film Award und den BAFTA-Award als bester britischer Film erhielt und bei uns seine Premiere auf DVD erlebte.
„Der bewegende Film zeichnet das Porträt einer verlorenen Generation und zugleich die Studie einer in emotionaler Kälte erstarrten Gesellschaft.“ (Lexikon des internationalen Films)
mit Stephen Graham, Thomas Turgose, Jo Hartley, Andrew Shim, Vicky McClure
Nachdem ihr dementer Vater Lenny Fairburn (Brian Cox) im Pub wieder einmal von seiner glorreichen Vergangenheit erzählt und wie sie damals, in der guten alten Zeit, die Geständnisse aus den Täter herausprügelten, brennt bei seinem Sohn Joe Fairburn (Paul Bettany) die Sicherung durch. Auf dem Heimweg mit seinem Bruder Chrissie (Stephen Graham), ebenfalls Polizist, und dem schlafendem Vater auf dem Rücksitz, schnappen sie sich Jason Buleigh (Ben Crompton). Sie mussten den Pädophilen, obwohl sie überzeugt waren, dass der verurteilte Sexualstraftäter die zwölfjährige Angela ermordete, mangels Beweisen gehen lassen. Jetzt will er, wie es schon ihr Vater tat, die Wahrheit aus ihm herausprügeln. Dafür fahren sie in das Watt.
Dort, fernab der Zivilisation, gesteht Buleigh die Tat, provoziert Joe aber auch und wird von ihm erschlagen. Die beiden Polizistenbrüder vergraben die Leiche und damit könnte die Sache vergessen sein. Immerhin haben sie ja den richtigen Mann im Sinne der alttestamentarischen Gerechtigkeit erschlagen.
Aber Buleighs Mutter sucht nach ihrem spurlos verschwundenem Sohn. Die Polizei findet die wahren Täter: ein Jugendlicher und sein Freund. Joe und Chrissie werden, auf unterschiedliche Art, von Schuldgefühlen geplagt. Und ihr Kollege Robert Seymour (Mark Strong), der Fairburns Methoden immer ablehnte, ermittelt gegen die beiden Brüder.
„Blood“ ist das Spielfilmremake der sechsteiligen TV-Serie „Conviction“ (GB 2004, nie in Deutschland gezeigt), für die Bill Gallagher ebenfalls das Drehbuch schrieb. Bei seiner Neuinterpretation konzentrierte er sich auf die Schuldgefühle der beiden Fairburn-Söhne nach ihrer Tat.
Dieser Fokus bietet die Chance für ein packendes Schuld-und-Sühne-Drama, inclusive komplizierter Familienverhältnisse. Aber der von Nick Murphy bildgewaltig inszenierte Film
„Blood“ geht einfach zu sehr durch die bekannten Copfilm-Klischees, die hier in einer fast schon monotonen Düsternis und Langsamkeit, mit wenig Dialog von mächtig schweigenden Schauspielern, präsentiert werden. Das ist gut gespielt, vorzüglich gefilmt und gut geschnitten, aber letztendlich auch nicht sonderlich packend, wenn die Moritat auf ihr düsteres Ende zuschlurft.
Das Bonusmaterial besteht aus einem durchaus informativem, elfminütigem Interview mit Regisseur Nick Murphy und Hauptdarsteller Paul Bettany.
Blood (Blood, Großbritannien 2012)
Regie: Nick Murphy
Drehbuch: Bill Gallagher
mit Paul Bettany, Stephen Graham, Mark Strong, Brian Cox, Ben Crompton, Zoë Tapper, Adrian Edmondson, Natasha Little
–
DVD
Koch-Media
Bild: 1,78:1 (16:9)
Ton: Deutsch, Englisch (DTS, Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch
Bonusmaterial: Interview mit Paul Bettany und Nick Murphy (11 Minuten), Trailer, Wendecover