TV-Tipp für den 16. März: Matthias & Maxime

März 15, 2024

One, 20.15

Matthias & Maxime (Matthias & Maxime, Kanada 2019)

Regie: Xavier Dolan

Drehbuch: Xavier Dolan

Wenige Tage vor einem zweijährigen Aufenthalt in Australien küsst Maxime, während einer Party mit seinen langjährigen Freunden, aufgrund einer Wette, für einen Studentenfilm seinen Sandkastenfreund Matthias. Daraus ergeben sich einige Gefühlskonfusionen, die ihre Beziehung auf die Probe stellen.

In seinem achten Film bewegt Xavier Dolan (der auch Maxime spielt) sich auf vertrautem Terrain. Aber dieses Mal ist alles ruhiger, normaler und weniger hysterisch als in seinen vorherigen Filmen.

Am 20. März feiert Xavier Dolan seinen 35. Geburtstag. Für One ist das der willkommene Anlass für eine kleine Werkschau. Anschließend, ab 22.05 Uhr zeigt One als TV-Premiere Dolans Miniserie „Die Nacht, als Laurier erwachte“. Am Sonntag, den 17. März, um 23.15 Uhr „Mommy“. Am Montag, den 18. März, um 20.15 Uhr „Herzensbrecher“, um 21.50 Uhr das Kurzporträt „Xavier Dolan – Wunderkind oder Enfant Terrible“ und um 22.10 Uhr sein Regiedebüt „I killed my Mother“.

Mit Xavier Dolan, Gabriel D’Almeida Freitas, Anne Dorval, Harris Dickinson, Catherine Brunet

Wiederholung: Montag, 18. März, 23.45 Uhr

Hinweise

Moviepilot über „Matthias & Maxime“

Metacritic über „Matthias & Maxime“

Rotten Tomatoes über „Matthias & Maxime“

Wikipedia über „Matthias & Maxime“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Xavier Dolans „Laurence Anyways“ (Laurence Anyways, Kanada/Frankreich 2012)

Meine Besprechung von Xavier Dolans „Sag nicht, wer du bist!“ (Tom à la ferme/Tom at the Farm, Kanada/Frankreich 2013)

Meine Besprechung von Xavier Dolans „Mommy“ (Mommy, Kanada/Frankreich 2014)

Meine Besprechung von Xavier Dolans „Matthias & Maxime“ (Matthias et Maxime, Kanada 2019)


Neu im Kino/Filmkritik: Altmodische Rätselkrimiunterhaltung mit „See how they run“

Oktober 27, 2022

Kennst du einen, kennst du alle“ lästert US-Regisseur Leo Köpernick (Adrien Brody) am Anfang von „See how the run“. In Hollywood steht er auf der Schwarzen Liste. In London soll er 1953 Agatha Christies Theaterstück „Die Mausefalle“ verfilmen. Das läuft gerade erfolgreich im Londoner West End. Köpernick führt dann weiter aus, dass selbstverständlich die unsympathischte Person, die mitspielt, ermordet wird, ein Detektiv nacheinander alle Verdächtigen verhört und am Ende wird die Person als Täter enttarnt, die bis dahin die unverdächtigste Person war. Deshalb hat er das Drehbuch nicht gelesen, sondern dem Drehbuchautor sofort die Szenen vorformuliert, die aus der drögen Tätersuche einen spannenden Thriller machen.

Das erklärt Köpernick uns in einer flotten Voice-Over-Montage, in der er uns gleichzeitig die für die spätere Geschichte wichtigen Figuren vorstellt. Sie wurden zur Feier der hundertsten Aufführung des Stückes eingeladen. Dort beginnt er eine Schlägerei mit dem Hauptdarsteller des Stücks. Wenige Minuten später wird unser Erzähler hinter den Kulissen des Theaters ermordet und vom Täter kunstvoll auf der Bühne drapiert.

Dieser Beginn bricht schon einmal in zwei Punkten mit den Konventionen des Rätselkrimis. Danach ist das Opfer nicht der Erzähler der Geschichte. Denn er ist, neben Mörder, die einzige Person, die den Täter kennt. Und in einem normalem Agatha-Christie-Rätselkrimi geschieht der Mord erst in der Mitte der Geschichte. Bis dahin konnten alle sich ausreichend verdächtig machen. In Tom Georges Film geschieht er bereits nach wenigen Minuten.

Danach folgt, entsprechend den Konventionen, der Auftritt des Ermittlers, der sich zuerst einmal mit den Verdächtigen, also mit allen Ensemblemitgliedern und den Gästen der Feier, wozu vor allem der Filmproduzent und der Drehbuchautor, gehören, herumärgern muss. Helfen soll Inspector Stoppard (Sam Rockwell) Constable Stalker (Saoirse Ronan), eine junge, sehr ambitionierte Streifenpolizistin, die sich alles notiert. Alles. Auch, dass sie sich nicht alles notieren soll. Denn es könnte später wichtig sein.

Mit Kenneth Branaghs Agatha-Christie-Verfilmung „Mord im Orientexpress“ und Rian Johnsons „Knives out“ erlebte der Rätselkrimi im Kino als Starkino eine kleine Renaissance. Vom Buchmarkt war er nie ganz verschwunden; auch wenn diese Cozies bei den Hardboiled-Fans nicht allzu beliebt sind. Im Fernsehen hat der traditionelle Rätselkrimi schon seit Ewigkeiten eine zweite Heimat gefunden. Exemplarisch genannt seien die zahlreichen mehr oder weniger direkt auf Agatha-Christie-Figuren, wie Hercule Poirot und Miss Marple, basierenden TV-Serien und unzählige weitere TV-Serien, wie, um nur einige aktuelle Beispiele zu nennen, „Death in Paradise“, „Father Brown“ und „Monk“.

So vergnüglich diese Rätselkrimi sind, so unfilmisch sind die langwierigen Befragungen der Verdächtigen. Das sagt auch Köpernick uns, bevor er ermordet wird. Deshalb hatte er dem Drehbuchautor Mervyn Cocker-Norris (David Oyelowo) Rückblenden, Texteinblendungen und viel Action am Filmende vorgeschlagen. Cocker-Norris lehnte das empört ab. Er hätte auch die zahlreichen Split Screens, die Tom George oft einsetzt, abgelehnt.

Gefallen hätten ihm dagegen sicher die zahlreichen Anspielungen auf Agatha Christie, ihr Stück „Die Mausefalle“, auf das Theater, Rätsel- und Hollywood-Krimis. Mit Fakten wird dabei eher lässig umgegangen. Das macht aus „See how they run“ schon ab der ersten Minute einen Meta-Krimi, der seinen Spaß mit den Regeln haben will.

Dabei steht Georges Film, nach einem Drehbuch von Mark Chappel, nicht in der Tradition der aktuellen Kino-Wiederbelebungen des Rätselkrimis, sondern in der Tradition damaliger Filme und TV-Filme. Letztendlich ist in dieser Liebeserklärung an den traditionellen Rätselkrimi alles sehr gemütlich inszeniert. Die Dialoge mäandern immer wieder vor sich hin. Die Pointen sind eher harmlos. Die Morde weitgehend unblutig. Und wenn sich alle zum großen Finale im Haus von Agatha Christie versammeln, wird selbstverständlich Tee gereicht.

Die betuliche Rätselkrimikomödie richtet sich primär an den traditionsbewussten Rätselkrimifan, der nicht verunsichert werden möchte, es aber genießt, wenn die Regeln stilbewusst ein wenig durch den Kakao gezogen werden. Genau deshalb könnte „See how they run“ in einigen Jahren einer dieser Filme sein, die regelmäßig, gerne mit einer „Leiche zum Dessert“, im Fernsehen laufen und jedes Mal wohlwollend aufgenommen werden.

P. S.: „Die Mausefalle“ läuft immer noch im West End und der Mörder ist

See how the run (See how they run, Großbritannien/USA 2022)

Regie: Tom George

Drehbuch: Mark Chappel

mit Sam Rockwell, Saoirse Ronan, Adrien Brody, Ruth Wilson, David Oyelowo, Reece Shearsmith, Harris Dickinson, Charlie Cooper, Shirley Henderson, Lucian Msamati, Pippa Bennett-Warner, Pearl Chanda, Paul Chahidi, Sian Clifford, Jacob Fortune-Lloyd, Tim Key, Ania Marson

Länge: 98 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „See how they run“

Metacritic über „See how they run“

Rotten Tomatoes über „See how they run“

Wikipedia über „See how they run“ (deutsch, englisch)


Neu im Kino/Filmkritik: Ruben Östland spannt ein „Triangle of Sadness“

Oktober 13, 2022

Das könnte Ruben Östlands kommerziell erfolgreichster Film werden. Auch wenn „Triangle of Sadness“ sein schwächstes Werk ist.

Mit „Involuntary“, „Play – Nur ein Spiel?“, „Höhere Gewalt“ und „The Square“ erarbeitete er sich einen guten Ruf. Die Filme liefen auf den wichtigsten Festivals, erhielten zahlreiche Preise und sorgten für Diskussionen.

Jetzt hat er, mit einigen international bekannten Namen, seinen ersten englischsprachigen Film gedreht. Woody Harrelson spielt den trunksüchtigen Kapitän eines Luxuskreuzfahrtschiffes. Mit an Bord sind Iris Berben, Sunnyi Melles, Harris Dickinson, Charlbi Dean (das Model starb am 29. August 2022), Zlatko Burić, Oliver Ford Davis, Amanda Walker und Dolly De Leon.

Seine Premiere hatte das zweieinhalbstündige Werk im Mai in Cannes. Dort erhielt es, wie schon Östlunds vorheriger Film „The Square“, die Goldene Palme.

Triangle of Sadness“ besteht aus drei klar voneinander getrennten Teilen, die chronologisch aufeinander folgen. Im ersten Teil werden uns Carl und Yaya vorgestellt. Im zweiten Teil sind sie auf einem Luxuskreuzfahrtschiff. Im dritten Teil, nachdem das Schiff während eines Sturms kenterte, sind sie mit einigen anderen Passagieren schiffbrüchig auf einer Insel.

Der erste und beste Teil des Films ist klassischer Östlund. Yaya (Charlbi Dean) und Carl (Harris Dickinson) sind ein Paar. Beide modeln und lassen als Influencer die Welt an ihrem schönem Leben teilhaben. In einem Restaurant streiten sich darüber, wer die Rechnung bezahlt. Carl will von Yaya wissen, warum sie das Essen, wieder einmal, nicht bezahlt. Denn vorher sagte sie, sie werde es machen. Außerdem verdiene sie mehr Geld als er. Aus Carls Frage entspinnt sich ein zunehmend eskalierender Streit über den Stand ihrer Beziehung.

Neben den quälend langen Streitgesprächen der beiden Models in Restaurants und anonymen Hotelzimmern, wirft Östlund einen Blick hinter die Kulissen der Modebranche, in der Models einfach nur gut aussehende Kleiderständer sind.

Auch der zweite Teil beginnt mit kleinen Irritationen. Yaya und Carl wurden eingeladen, als Influencer auf einem Luxuskreuzfahrtschiff mitzufahren und über die Reise zu berichten. Die ersten Tage auf dem Schiff entsprechen dann auch ihren Erwartungen an eine langweilige Kreuzfahrt, die viele gute Bilder für ihre Online-Videos produziert. Daneben plaudern sie mit den reichen Gästen über deren Leben und wie sie zu ihrem Vermögen gekommen sind.

Die Millionäre und deren Gattinnen versuchen dabei gönnerhaft, die Stewardessen zu Handlungen bewegen, die sie ihren Job kosten können. Denn hier auf dem Schiff müssen die Angestellten ihnen jeden Wunsch erfüllen. Egal, was von ihnen verlangt wird.

Obwohl ein Sturm aufzieht, wird den Gästen im Rahmen des Captain’s Dinner ein aus mehreren Gängen bestehendes Fünf-Sterne-Menü serviert. Als die ersten Sturmböen das Schiff treffen, klatschen die ersten ausgekotzten Lebensmittel von außen an die Fenster des Bordrestaurants. Beim ersten Mal glaubt man noch, sich versehen zu haben. Doch es passiert öfter und wird mehr. Die Millionäre kotzen ihr Essen in comicreifen Fontänen aus. Einmal. Zweimal. Dreimal. Das ist der harmlose Auftakt für eine minutenlangen Szene, in der die Scheiße aus den Toiletten quillt und durch das Schiff wabert, während die Millionäre darin ausrutschen, sich in ihr wälzen und in ihr durch die Gänge rutschen. Freunde des Pipi-Kacka-Humors dürften sich freuen über diesen nicht enden wollenden Klamauk.

Während das Schiff in Scheiße und Kotze versinkt und untergeht, hat Woody Harrelson seinen großen Auftritt als Kapitän des Schiffes. Stockbesoffen zitiert er Karl Marx, liest über die Schifflautsprecher aus dem Kommunistischen Manifest vor und steigert sich mit dem russischen Waffenhändler Zitate in einen absurden Zitierwettbewerb. Das nennt sich dann wohl Kapitalismuskritik.

Einige Passagiere – der Kapitän gehört nicht dazu – überleben den Untergang des Schiffes. Sie können sich auf eine Insel retten. Dort, fernab der Zivilisation, verändern sich schnell die Herrschaftsverhältnisse. Abigail (Dolly De Leon), die philippinische Toilettenfrau des Schiffes, auf die vorher niemand achtete, wird zur Herrscherin. Sie weiß, was getan werden muss, um in der Wildnis zu überleben. Sie kann Feuer machen. Sie kann Fische fangen. Die anderen Überlebenden, allesamt Millionäre und die beiden Influencer Carl und Yaya, können das nicht. Sie sind hilflos und auch etwas begriffsstutzig. Das zeigt sich beim ersten Abendessen. Abigail verteilt den Fisch so, dass sie ein Stück für sich behält, das nächste an einen der anderen Überlebenden abgibt, das nächste wieder für sich behält undsoweiter. Den Reichen fällt erst am Ende der Verteilung auf, dass Abigails Portion viel größer ist.

Spätestens in diesem Moment dürften Cineasten sich an die kapitalismuskritischen Satiren aus den Siebzigern erinnern. Vor allem für den dritten Teil fällt einem Lina Wertmüllers „Hingerissen von einem ungewöhnlichen Schicksal im azurblauen Meer im August“ (Travolti da un insolito destino nell’azzurro mare d’agosto, Italien 1974) ein. In der Komödie strandet eine schwerreiche Industriellengattin mit einem ihrer Seemänner auf einer Insel. Dort drehen sich die Machtverhältnisse um.

Östlunds Episodenfilm kann als Edelversion von Lina Wertmüllers Film, ergänzt um einen Einblick in die Modebranche, gesehen werden. Er veränderte die Geschlechter. Er vergrößerte die Zahl der Figuren und er lässt einen großen Teil des Films in der Modebranche spielen. Dabei operiert er dieses Mal über weite Strecken nicht mit dem Stilett, sondern mit dem kapitalismuskritischem Holzhammer.

Triangle of Sadness (Triangle of Sadness, Schweden/Deutschland/Frankreich/Großbritannien 2022)

Regie: Ruben Östlund

Drehbuch: Ruben Östlund

mit Harris Dickinson, Charlbi Dean, Dolly De Leon, Zlatko Burić, Iris Berben, Vicki Berlin, Henrik Dorsin, Jean-Christophe Folly, Amanda Walker, Oliver Ford Davies, Sunnyi Melles, Woody Harrelson

Länge: 147 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Filmportal über „Triangle of Sadness“ 

Moviepilot über „Triangle of Sadness“

Metacritic über „Triangle of Sadness“

Rotten Tomatoes über „Triangle of Sadness“

Wikipedia über „Triangle of Sadness“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Ruben Östlunds „Höhere Gewalt“ (Turist/Force Majeure, Schweden 2014)

Meine Besprechung von Ruben Östlunds „The Square“ (The Square, Schweden/Deutschland/Frankreich/Dänemark 2017)


Neu im Kino/Buch- und Filmkritik: Delia Owens‘ „Der Gesang der Flusskrebse“ im Sparks-Land

August 18, 2022

Am 30. Oktober 1969 entdecken zwei spielende Jungen im Marschland die Leiche von Chase Andrews. Trotz einer dünnen Beweislage wird Kya Clark angeklagt, ihn heimtückisch ermordet zu haben.

Im Dorf ist sie als das Marschmädchen bekannt. Diesen Spitznamen hat sie bekommen, weil sie seit ihrer Geburt in North Carolina im Marschland, dem lebendigem Teil des Sumpfes, lebt. Zunächst mit ihrer Familie, später allein.

Delia Owens erzählt in ihrem Romandebüt „Der Gesang der Flusskrebse“ Kyas Geschichte. Owens ist eine 1949 geborene Zoologin, die mit ihrem Mann Jahrzehnte in Botswana uns Sambia in der Wildnis forschte. Wegen damaliger, nie restlos aufgeklärter Aktionen gegen Wilderer soll sie in Sambia vor Gericht aussagen. Sie weigert sich. Wer will, kann kann ihr Romandebüt als ein kaum verklausuliertes Geständnis oder eine vollkommen fiktive Bearbeitung dieses Mordvorwurfs lesen. Oder einfach als eine unterhaltsame Geschichte.

Owens erzählt in „Der Gesang der Flusskrebse“ die Geschichte von Kya als eine gut zu lesende Mischung aus Coming-of-Age-Geschichte, Naturbetrachtung und Gerichtsdrama; wobei die Kriminalgeschichte der enttäuschendste Teil des Romans ist.

Der Roman wurde sofort ein Bestseller. In den USA wurden bis jetzt über 15 Millionen Exemplare verkauft. Damit gehört „Der Gesang der Flusskrebse“ dort zu den größten Bestsellern. In Deutschland stand das Werk 2020 jede Woche auf einem der ersten zwanzig Plätze der Spiegel-Bestsellerliste.

Hollywood, in diesem Fall Reese Witherspoon und ihre Firma, kaufte die Verfilmungsrechte. Und jetzt startet die Verfilmung in unseren Kinos. Olivia Newman übernahm die Regie. Lucy Alibar schrieb das Drehbuch. Sie ist eine der beiden Autorinnen von „Beasts of the Southern Wild“. Und Daisy Edgar-Jones übernahm die Hauptrolle. Sie spielt Kya als junge Frau.

Der Film folgt, wie wir es von Bestseller-Verfilmungen gewohnt sind, weitgehend der Vorlage. Wer also den Roman kennt, wird hier und da eine andere Nuance entdecken, und den Täter kennen. Größere Veränderungen, die allerdings nichts an der Struktur der Geschichte und dem Ablauf der Handlung ändern, gibt es eigentlich nur im Vorfeld bei den Ermittlungen der Polizei und in der Gerichtsverhandlung. Beide Male nimmt sie viel Erzählzeit in Anspruch. Trotzdem ist der Krimiplot im Buch und im Film der wirklich ärgerliche Teil. Sie wird mitgeschleppt und teilweise episch ausgebreitet. Beide Male, ohne jetzt ins Detail zu gehen, überzeugt die Planung und Durchführung der Tat nicht. Im Roman wirken die Ermittlungen der Polizei immer so, als habe Owens ihr Wissen aus dem Ansehen von „C. S. I.“-Folgen in die Vergangenheit übertragen.

Erzählt wird Kyas Geschichte mit zahlreichen Zeitsprüngen.

Im Jahr 1969 wird vor allem das Gerichsverfahren geschildert. Ihr Verteidiger ist Tom Milton (David Strathairn im James-Stewart-Modus). Er ist ein pensionierter Kleinstadtanwalt, der Kya helfen will und sich deshalb freiwillig meldete. Und obwohl viele Szenen im Gerichtssaal spielen, erfahren wir erst in Miltons Schlussplädoyer, warum Kya verdächtigt wird und wie sie den Mord begangen haben soll.

In der Vergangenheit, also ab 1952, erfahren wir, wie Kyas Familie im Marschland lebt, wie die einzelnen Familienmitglieder, beginnend mit der Mutter, die von ihrem Mann nicht mehr geschlagen werden will, das Haus verlassen. Damals ist Kya sechs Jahre alt und sie ist das jüngste Kind der Familie. Vier Jahre später verschwindet Kyas gewalttätiger und trunksüchtiger Vater. Die in dem Moment zehnjährige Kya bleibt allein in der im Sumpf stehenden Bretterbude zurück. Sie versorgt sich allein und erzählt niemand davon. Denn sie will unter keinen Umständen in eine Pflegefamilie kommen. Sie lernt Tate Walker kennen. Er interessiert sich ebenfalls für die Tiere und Pflanzen im Marschland. Der feinfühlige Junge bringt ihr Lesen und Schreiben bei. Und er respektiert sie so, wie sie ist. Er will ihr nicht seinen Willen aufzwingen oder sie in seinem Sinn verändern. Sie verlieben sich ineinander. Aber dann geht er an die Universität.

Kyas zweite große Liebe ist Chase Andrews, ein arroganter und latent gewaltätiger Schönling, Footballstar und Sohn vermögender Eltern. Obwohl er Kya umwirbt, ist es eine aussichtslose Liebe. Denn er plant eine Heirat mit einem der Mädchen aus der Kleinstadt Barkley Cove.

Der Film erzählt Kyas Geschichte als eine typische Nicholas-Sparks-Liebesgeschichte im Setting eines Fünfziger-Jahre-Hollywood-Dramas. Es gibt etwas Verbrechen, etwas Liebe, etwas Coming of Age, einige Naturbetrachtungen, Kleinstadtfolklore und einige sanft angedeutete Konflikte zwischen den Menschen und Rassen. Alles ist zu sauber. Es gibt ein schlecht entwickeltes Südstaaten-Gerichtsdrama mit einem netten Anwalt und vielen Szenen im Gerichtssaal. Es gibt eine Frau zwischen zwei Männern. Das ist der Stoff, der in den Nicholas-Sparks-Verfilmungen, die alle vorhersehbare Schmonzetten sind, besser präsentiert wird.

In „Der Gesang der Flusskrebse“ finden die Macher nie eine eigene Haltung zur Geschichte. Also illustrieren sie nur die Vorlage und verwässern sie. Das gilt vor allem für Kya, deren Lebensphilosophie die des Marschlandes und damit der dort lebenden Tiere, die sich gegenseitig fressen, ist.

Kyas Geschichte ist kompetent inszeniert und gespielt. „Der Gesang der Flusskrebse“ gehört zu den Filmen, die nie wirklich schlecht, aber auch nie gut sind. Er bedient lediglich die Erwartungen der unzähligen Leser des Romans, die die Geschichte des Romans möglichst ohne irgendwelche Reibungsverluste als Film sehen wollen.

Der Gesang der Flusskrebse (Where the Crawdads sing, USA 2022)

Regie: Olivia Newman

Drehbuch: Lucy Alibar

LV: Delia Owens: Where the Crawdads sing, 2018 (Der Gesang der Flusskrebse)

mit Daisy Edgar-Jones, Taylor John Smith, Harris Dickinson, Michael Hyatt, Sterling Macer Jr., David Strathairn, Garret Dillahunt, Jojo Regina

Länge: 126 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Die Vorlage

Delia Owens: Der Gesang der Flusskrebse

(übersetzt von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann)

Heyne, 2021

464 Seiten

11,99 Euro

Originalausgabe

Where the Crawdads sing

G. P. Putnam’s Sons, 2018

Deutsche Erstausgabe

hanserblau, 2019

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Der Gesang der Flusskrebse“

Metacritic über „Der Gesang der Flusskrebse“

Rotten Tomatoes über „Der Gesang der Flusskrebse“

Wikipedia über „Der Gesang der Flusskrebse“ (Film) (deutsch, englisch), „Der Gesang der Flusskrebse“ (Roman) (deutsch, englisch) und Delia Owens (deutsch, englisch)

Perlentaucher über „Der Gesang der Flusskrebse“

Bookmarks über „Der Gesang der Flusskrebse“


TV-Tipp für den 7. Juli: Matthias & Maxime

Juli 6, 2022

WDR, 23.40

Matthias & Maxime (Matthias & Maxime, Kanada 2019)

Regie: Xavier Dolan

Drehbuch: Xavier Dolan

TV-Premiere, versteckt in der Nacht. Wenige Tage vor einem zweijährigen Aufenthalt in Australien küsst Maxime, während einer Party mit seinen langjährigen Freunden, aufgrund einer Wette, für einen Studentenfilm seinen Sandkastenfreund Matthias. Daraus ergeben sich einige Gefühlskonfusionen, die ihre Beziehung auf die Probe stellen.

In seinem achten Film bewegt Xavier Dolan (der auch Maxime spielt) sich auf vertrautem Terrain. Aber dieses Mal ist alles ruhiger, normaler und weniger hysterisch als in seinen vorherigen Filmen.

Mit Xavier Dolan, Gabriel D’Almeida Freitas, Anne Dorval, Harris Dickinson, Catherine Brunet

Hinweise

Moviepilot über „Matthias & Maxime“

Metacritic über „Matthias & Maxime“

Rotten Tomatoes über „Matthias & Maxime“

Wikipedia über „Matthias & Maxime“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Xavier Dolans „Laurence Anyways“ (Laurence Anyways, Kanada/Frankreich 2012)

Meine Besprechung von Xavier Dolans „Sag nicht, wer du bist!“ (Tom à la ferme/Tom at the Farm, Kanada/Frankreich 2013)

Meine Besprechung von Xavier Dolans „Mommy“ (Mommy, Kanada/Frankreich 2014)

Meine Besprechung von Xavier Dolans „Matthias & Maxime“ (Matthias et Maxime, Kanada 2019)


Neu im Kino/Filmkritik: „The King’s Man – The Beginning“ erzählt von Anfängen während des Ersten Weltkriegs

Januar 7, 2022

Kurz gesagt: Wem „Kingsman: The Secret Service“ und „Kingsman: The Golden Circle“ gefallen hat, wird „The King’s Man – The Beginning“ gefallen.

Denn jetzt erzählt Matthew Vaughn, der Regisseur der beiden „Kingsman“-Filme, die Vorgeschichte, also wie die Kingsman-Organisation entstand.

Diese Organisation ist ein über allen Nationen stehender, keiner Regierung und keiner anderen Instanz Rechenschaft schuldender geheimer Geheimdienst. Sie kann daher, ohne den Einfluss von Regierungen und staatlichen Interessen für das Gute kämpfen.

Die Anfänge liegen über hundert Jahre zurück. 1903 besucht Orlando Oxford, der Duke of Oxford (Ralph Fiennes), im Auftrag des Roten Kreuzes in Südafrika ein während des Zweiten Burenkriegs errichtetes britisches Konzentrationslager. Oxfords Frau wird während des Besuchs aus dem Hinterhalt erschossen. Oxfords Sohn muss ihren Tod mitansehen.

In den nächsten Jahren erzieht der gramgebeugte Witwer auf seinem Anwesen seinen Sohn. Bei der Erziehung helfen ihm sein Leibwächter Shola (Djimon Hounsou) und die Haushälterin Polly (Gemma Arterton). Beide verfügen über einige erstaunliche Talente.

Auch als andere junge Männer sich während des Ersten Weltkriegs bereitwillig zum Dienst an der Waffe melden, tut Oxford alles, damit sein inzwischen 17-jähriger kriegsbegeisterter Sohn Conrad (Harris Dickinson) nicht eingezogen wird. Er will ihn unter allen Umständen beschützen. Seine Devise ist: Es ist besser, ein lebendiger Feigling als ein toter Held zu sein. Was er Conrad nur zögernd verrät, ist, dass sein Image als zurückgezogen lebender, sich aus allem heraushaltender Adliger nur eine Tarnung ist. Im Keller seines Anwesens ist die noch sehr provisorische Zentrale eines von ihm aufgebauten weltweiten Netzes von Informanten. Sie sind Kindermädchen, Butler und Angestellte in Herrschaftshäusern. Von ihren Arbeitgebern werden sie nicht beachtet und so können sie ungestört alle Gespräche mitverfolgen, während sie das aus mehreren Gängen bestehende Abendmenüs auftragen, abräumen und Wein nachschenken. So erfahren sie von Komplotten, ehe die Geheimdienste sie auch nur erahnen. Aufgrund dieses Wissens versucht Oxford, ebenfalls im Hintergrund bleibend und seine Beziehungen ausnutzend, das Weltgeschehen zu beeinflussen. Zum Beispiel in dem sie versuchen, Attentate zu verhindern oder den offensichtlich wahnsinnigen Einflüsterer des russischen Zaren, Grigori Jefimowitsch Rasputin (Rhys Ifans in herrlich übertriebenem Overacting-Modus), zu töten.

Dabei stoßen Oxford und seine beiden Vertrauten Shola und Polly auf eine Gruppe von Verschwörern, die die Welt in einen Krieg stürzen möchte.

Vaughns Film endet, nach zahlreichen haarsträubenden Abenteuern für Oxford und seine treuen Begleiter, mit der Gründung der Kingsman-Organisation. Die Zentrale ist, nachdem das Zimmer bereits mehrfach für solche Treffen benutzt wurde, im Hinterzimmer eines noblen Herrenschneiders, der dafür sorgt, dass die Agenten immer gut gekleidet und ausgestattet sind.

Im Gegensatz zu den ersten beiden „Kingsman“-Filmen (ein dritter ist in Arbeit) und der Comicvorlage von Mark Millar und Dave Gibbons spielt „The King’s Man – The Beginning“ nicht mehr in der Gegenwart und einer damit verknüpften Fantasiewelt, in der es, wie in einem James-Bond-Film, Superschurken, Gadgets und immer gut gekleidete, britisch höfliche Agenten gibt.

The King’s Man – The Beginning“ spielt in einer historisch genau verorteten Periode und er nimmt die historischen Ereignisse ernst. Nur bei den Erklärungen, also der Schilderung der Hintergründe, nimmt er sich Freiheiten. Zum Problem wird dies vor allem in einer Abspannszene. Bis dahin, immerhin dürften die wenigstens ohne die Hilfe einschlägiger Lexika und Geschichtsbücher wissen, welche Verflechtungen zwischen den europäischen Ländern damals herrschten und wie genau es zum Ersten Weltkrieg gekommen ist, ist das kein Problem. Letztendlich benutzt Vaughn in seinem Film wahre Ereignisse, um sie wild fortzuspinnen.

Im Film gibt es zwei zu diesem Zeitpunkt erstaunliche Todesfälle. Jeder dieser Tode hätte dazu führen können, dass der Film in sich zusammenfällt. Trotzdem kriegt Vaughn beide Male die Kurve. Und in den ersten beiden „Kingsman“-Filmen gab es ähnliche Überraschungen.

Angenehm ist, dass der Protagonist des Films, Orlando Oxford, ein Pazifist ist. Er ist ein ehemaliger, hochdekorierter Kriegsheld, der inzwischen seine Ziele erreichen möchte, ohne dass Menschen dabei sterben. Doch die Welt ist nicht so und dann muss er doch kämpfen und töten. Damit verbreitet „The King’s Man – The Beginning“ letztendlich doch die sattsam bekannte Botschaft. Aber Vaughn weist dieses Mal deutlicher als in seinen anderen Filmen (wozu auch „Kick-Ass“ gehört) auf andere Methoden der Konfliktlösung und auf die Auswirkungen von Gewalt und Verlusten hin. Das führt dazu, dass in „The King’s Man – The Beginning“ der Weg bis zur Gewaltanwendung und den exzessiven Actionszenen länger als gewohnt ist.

Damit schlägt Matthew Vaughn in seinem neuen Actionfilm einige neue, durchaus ernstere und nachdenklichere Töne an. Das und weil in epischer Breite erzählt wird, wie es zur Gründung der Kingsman kommt, verläuft die Handlung immer wieder etwas schleppend. Es gibt viel Zeitkolorit und peppig verpackte historische Informationen. Wobei sich hier das Nachprüfen empfiehlt.

Es gibt auch reichlich Humor und viel haarsträubende und oft blutige Action. So, wie wir es von den „Kingsman“- und „Kick-Ass“-Filmen (die auch auf einem Comic von Mark Millar basieren) kennen.

The King’s Man – The Beginning (The King’s Man, USA/Großbritannien 2021)

Regie: Matthew Vaughn

Drehbuch: Matthew Vaughn, Karl Gajdusek (nach einer Geschichte von Matthew Vaughn) (basierend auf dem Comic „The Secret Service“ von Mark Millar und Dave Gibbons)

mit Ralph Fiennes, Gemma Arterton, Rhys Ifans, Matthew Goode, Tom Hollander, Harris Dickinson, Daniel Brühl, Djimon Hounsou, Charles Dance, Alexandra Maria Lara, Alexander Shaw, Joel Basman, August Diehl, Aaron Taylor-Johnson, Stanley Tucci, David Kross

Länge: 131 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Englische Homepage zum Film

Filmportal über „The King’s Man – The Beginning“

Moviepilot über „The King’s Man – The Beginning“

Metacritic über „The King’s Man – The Beginning“

Rotten Tomatoes über „The King’s Man – The Beginning“

Wikipedia über „The King’s Man – The Beginning“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Mark Millar/Dave Gibbons‘ „Secret Service“ (Secret Service # 1- 6, Juni 2012 – April 2013)

Meine Besprechung von Rob Williams/Simon Frasers „Kingsman: Jagd auf Red Diamond“ (Kingsman: The Red Diamond # 1 – 6, September 2017 – Februar 2018)

Meine Besprechung von Matthew Vaughns Mark-Millar-Verfilmung „Kingsman: The Secret Service“ (Kingsman: The Secret Service, USA/Großbritannien 2015)

Meine Besprechung von Matthew Vaughns „Kingsman: The Golden Circle“ (Kingsman: The Golden Circle, USA 2017)


Neu im Kino/Filmkritik: „Maleficent: Mächte der Finsternis“ kehren zurück

Oktober 17, 2019

Vor fünf Jahren erzählte „Maleficent – Die dunkle Fee“ die Geschichte von Dornröschen aus der Sicht der bösen Fee, die eigentlich eine gute Fee ist. Dem bestenfalls zwiespältigen Disney-Fantasy-Film gelang es nie, seine Geschichte schlüssig zu erzählen. Am guten Einspielergebnis von weltweit über 750 Millionen US-Dollar änderte das nichts und schnell wurde eine Fortsetzung angekündigt.

Mit „Maleficent: Mächte der Finsternis“ ist es jetzt soweit. Die Geschichte spielt einige Jahre nach den Ereignissen des ersten Films.

Aurora (Elle Fanning) lebt glücklich in ihrem Reich der Moore in trauter Harmonie mit den dort lebenden magischen Kreaturen, Tieren und Pflanzen. Ihre ‚Mutter‘ Maleficent (Angelina Jolie) schaut ab und zu vorbei. Als ihre große Liebe, der schöne Prinz Philipp (Harris Dickinson), ihr einen Heiratsantrag macht, der auch zu einer friedlichen Vereinigung des Reich der Moore und dem Menschen-Königreich Ulstead führen würde, steht der Besuch bei den zukünftigen Schwiegereltern, König John (Robert Lindsay) und Königin Ingrith (Michelle Pfeiffer), auf der Tagesordnung. Vor allem Königin Ingrith besteht darauf, dass die Fee Maleficent dabei ist.

Schweren Herzens und weil Aurora sie darum bittet, kommt sie mit und läuft in eine Falle von Königin Ingrith, die die Feen abgrundtief hasst und vernichten will. Aber Maleficent kann entkommen.

Maleficent: Mächte der Finsternis“ ist ein weiterer Disney-Live-Action-Film, in dem außer den Schauspielern, eigentlich alles am Computer entstand. Auch die Schauspieler wurden teilweise ebenfalls exzessiv digital bearbeitet. Angelina Jolie sieht, wieder einmal, als absolut makellose Maleficent wie eine Trickfigur aus.

Der erzählerische Fortschritt gegenüber dem ersten Film ist enorm. Die Geschichte ist banal. So weiß jeder, spätestens wenn Königin Ingrith auf dem Besuch von Maleficent besteht, was bis zum Abspann passieren wird. Aber im Gegensatz zum ersten Film sind die Motive und Motivationen der einzelnen Figuren nachvollziehbar und stimmig. Ebenso klar ist der Konflikt zwischen den Menschen und den Feen gezeichnet und die damit verbundene Frage, wie er gelöst werden soll. Im Endeffekt stehen sich eine friedliche und eine nicht-friedliche Lösung gegenüber.

Beim Sehen erstaunte mich, auch wenn nur die bekannten Genretopoi abgehandelt werden, wie einfach die Filmgeschichte tagespolitisch interpretiert werden kann. Dann wäre Königin Ingrith Donald Trump (wobei sie viel intelligenter, intriganter und besser aussehend ist), ihr die meiste Zeit in einem tiefen Schlaf liegender Mann die willenlose republikanische Partei, Maleficent und die Feen die fälschlich für alles Böse verantwortlichen Mexikaner und die Kinder Philipp und Aurora Romeo und Julia, die an einen Frieden zwischen Menschen- und Feenwelt glauben. Am Ende steht dann eine versöhnliche Botschaft über das Zusammenleben. Denn selbstverständlich gewinnt nicht die böse, Hass und Zwietracht säende Menschenkönigin, sondern die auf Liebe, Vertrauen und friedliches Zusammenleben setzende Aurora.

Kinder – und für sie ist der Film trotz seiner für mich unverständlichen Ab-12-Jahre-Freigabe – werden diese realpolitischen Implikationen nicht bemerken, sondern eine herzige Liebesgeschichte mit Humor und vielen fabelhaften Wesen in einer bunten Mittelalter-Fantasywelt sehen und hoffen, dass die Prinzessin den Prinzen bekommt.

Ein wirklich guter Film ist „Maleficent: Mächte der Finsternis“ nicht. Dazu ist die Geschichte zu vorhersehbar und mit zwei Stunden arg langsam erzählt. Aber Maleficents zweites Kinoabenteuer ist deutlich gelungener als „Maleficent – Die dunkle Fee“.

Maleficent: Mächte der Finsternis (Maleficent: Mistress of Evil, USA 2019)

Regie: Joachim Rønning

Drehbuch: Micah Fitzerman-Blue, Noah Harpster, Linda Woolverton (nach einer Geschichte von Linda Woolverton)

mit Angelina Jolie, Elle Fanning, Harris Dickinson, Michelle Pfeiffer, Sam Riley, Chiwetel Ejiofor, Ed Skrein, Robert Lindsay, David Gyasi, Jenn Murray, Juno Temple, Lesley Manville, Imelda Staunton

Länge: 119 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Maleficent – Die dunkle Fee“

Metacritic über „Maleficent – Die dunkle Fee“

Rotten Tomatoes über „Maleficent – Die dunkle Fee“

Wikipedia über „Maleficent – Die dunkle Fee“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Robert Strombergs „Maleficent – Die dunkle Fee“ (Maleficent, USA 2014)

Meine Besprechung von Joachim Rønnings „


Neu im Kino/Filmkritik: „The darkest Minds – Die Überlebenden“ in einer Dystopie

August 17, 2018

Da denkt man, die Zeit der Teenager-Dystopien sei vorbei. Einige von ihnen – „The Hunger Games“ (!!!), „Maze Runner“ – waren richtige Blockbuster. Viele überlebten gerade so den ersten Kinoeinsatz. Entsprechend schnell war die Luft aus dem Hype raus. Und dann ist die nächste Teenager-Dystopie im Kino.

In „The darkest Minds – Die Überlebenden“ tötet eine Krankheit die meisten Teenager. Die Überlebenden entwickeln geheimnisvolle Kräfte. Sie können Gegenstände nur mit der Kraft ihrer Gedanken bewegen, Elektrizität erzeugen, Feuer spucken und die Erinnerungen von Menschen löschen. Weil die Erwachsenen Angst vor ihnen haben, werden die Kinder in Resozialisierungscamps inhaftiert und, gemäß ihren übernatürlichen Begabungen, in Gruppen eingeteilt.

Sechs Jahre nach ihrer Inhaftierung bricht, mit der Hilfe einer Ärztin, die sechzehnjährige über-übernatürlich begabte Ruby Daly aus. Sie kann Erinnerungen löschen und, nur mit ihren Gedanken, Menschen zu Handlungen zwingen. Auf ihrer Flucht trifft sie eine aus drei Teenager bestehende Gruppe. Gemeinsam machen sie sich, verfolgt von verschiedenen, mehr oder weniger böswilligen Gruppen, auf den Weg zu einem geheimnisumwitterten Ort, in dem sie in Freiheit leben und ihre Fähigkeiten ungehindert entfalten können.

The darkest Minds – Die Überlebenden“ ist, wie die anderen Teenager-Dystopien, die Verfilmung eines Jugendbuchs. Alexandra Bracken schrieb die Trilogie und einige weitere Bände. Auch die Verfilmung soll der Auftakt zu einer Trilogie sein. Angesichts des in jeder Beziehung bescheidenen Ergebnisses dürfte „The darkest Minds – Die Überlebenden“ Anfang und Ende der Serie sein.

Die Filmgeschichte folgt ziemlich einfallslos den bekannten Genretopoi, die lieblos abgehakt werden. Nichts davon ist originell oder überraschend. Immerhin wird dieses Mal die Hauptrolle von einer Afroamerikanerin übernommen und Amandla Stenberg als Ruby hat eine sympathische Leinwandpräsenz. Aber sie ist machtlos gegen ein Drehbuch und eine Inszenierung, die mehr an den Pilotfilm für eine kurzlebige TV-Serie als an einen Kinofilm erinnert.

The darkest Minds – Die Überlebenden (The darkest Minds, USA 2018)

Regie: Jennifer Yuh Nelson

Drehbuch: Chad Hodge

LV: Alexandra Bracken: The darkest Minds, 2012 (Die Überlebenden)

mit Amandla Stenberg, Mandy Moore, Harris Dickinson, Patrick Gibson, Skylan Brooks, Miya Cech, Lidya Jewett, Bradley Whitford, Gwendolyne Christie

Länge: 104 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Homepage zum Film

Moviepilot über „The darkest Minds- Die Überlebenden“

Metacritic über „The darkest Minds – Die Überlebenden“

Rotten Tomatoes über „The darkest Minds – Die Überlebenden“

Wikipedia über „The darkest Minds – Die Überlebenden“ (deutsch, englisch)