Neben der neuen Marvel-Origin-Story „Morbius“(ein Arzt experimentiert sich zum Vampir) starten diese Woche auch einige Filme für den Arthouse-Fan. Garantiert ohne Vampire und CGI. Dafür zweimal auf Tatsachen basierend, zweimal könnte es so passiert sein, immer gab es auf Festivals Preise für die Filme und jeder dieser Filme ist, bei allen Unterschieden, sehenswert.
„A Hero – Die verlorene Ehre des Herrn Soltani“ ist der neue Film von Asghar Farhadi. In Cannes erhielt das absolut sehenswerte Drama 2021 den Großen Preis. Weil der titelgebende Rahim Soltani seine Schulden nicht bezahlen kann, verbüßt er eine Haftstrafe. Ab und zu darf er für einen Freigang die Anstalt verlassen. Er versucht seine Schulden irgendwie zu tilgen.
Als seine Freundin an einer Bushaltestelle zufällig eine Tasche mit wertvollen Münzen findet, könnte er damit seine Schulden auf einen Schlag bezahlen. Aber dann, nachdem er feststellt, dass die Münzen dafür nicht ausreichen, packt ihn das Gewissen. Sagt er jedenfalls. Er sucht in Shiraz die Besitzerin. Als sie sich meldet, geben er und seine Freundin ihr die Münzen zurück. Damit könnte die Episode zu Ende sein.
Dummerweise erfahren die Haftanstaltsleiter davon. Sie sind begeistert von dieser Heldentat, die einer ihrer Schützlinge begangen hat. Unverzüglich informieren sie, auch weil sie so ihr Gefängnis in einem positiven Licht präsentieren können, die Öffentlichkeit über Rahims edle Tat. Die Presse ist ebenfalls begeistert; bis sie die Geschichte genauer überprüft und auf immer mehr Widersprüche stößt. Auch Rahims Gläubiger erzählt seine Version und warum er Rahim die Schulden nicht erlassen will.
Nachdem Asghar Farhadi seinen vorherigen, etwas enttäuschenden Film „Offenes Geheimnis“ in Spanien drehte, kehrt er mit „A Hero – Die verlorene Ehre des Herrn Soltani“ wieder in seine Heimat, den Iran, und zu alter Stärke zurück. Rahims Geschichte ist universell und gleichzeitig sehr konkret in der iranischen Wirklichkeit verortet. Es wurde vor Ort gedreht, es gibt einen Einblick in den iranischen Alltag und die Strukturen der Gesellschaft. Gleichzeitig könnte Rahims Geschichte prinzipiell überall spielen. Denn überall kann ein Mann sich mit einer schlechten Geschäftsidee verschulden, überall kann er zufällig etwas wertvolles finden und überall steht er vor der Frage, wie er mit dem Fund umgehen soll. Farhadi gibt allerdings keine einfachen Antworten auf Rahims Dilemma. Er zeigt nur, was geschieht und er präsentiert verschiedene, sich teils widersprechende Perspektiven und Interpretationen der Ereignisse. Es sind Interpretationen, die sich verändern können. So ist der Anstaltsleiter zunächst begeistert von Rahims edler Tat. Er fordert ihn sogar auf, sie etwas auszuschmücken. Als dann die ersten Zweifel an Rahims Geschichte aufkommen, lässt er ihn wie eine heiße Kartoffel fallen. Durch diese interpretationsoffene Erzählweise ist bis zum Schluss unklar, ob der um seine Ehre kämpfende Rahim wirklich so naiv und treudoof ist, wie er sich gibt, oder ob er nicht immer mindestens einen Hintergedanken hatte und der Lauf der Ereignisse sich anders als von ihm geplant entwickelte. Weshalb er wieder etwas tun muss. Dabei scheint es für ihn, auch wenn Menschen ihm helfen wollen, nur immer schlimmer zu werden.
Farhadi erzählt diese Geschichte eines Mannes, der um seine Ehre kämpft, mit nie nachlassender Spannung in einem ruhigen Erzähltempo.
A Hero – Die verlorene Ehre des Herrn Soltani (Ghahreman, Iran/Frankreich 2021)
Regie: Asghar Farhadi
Drehbuch: Asghar Farhadi
mit Amir Jadidi, Mohsen Tanabandeh, Fereshteh Sadrorafaii, Sahar Goldoust, Maryam Shahdaie, Ali Reza Jahandideh
Auch Juho Kuosmanens neuer Film „Abteil Nr. 6“ lief 2021 in Cannes und erhielt den „Grand Prix“.
Er erzählt die Geschichte von Laura, einer finnischen Archäologiestudentin, die im Winter von Moskau nach Murmansk aufbricht. Dort will sie die berühmten uralten Felsmalereien der Stadt besichtigen. Den tagelangen Weg dorthin legt sie in einem Zug zurück. Ihr Abteil muss sie mit Ljoha teilen. Der Jung-Macho ist das genaue Gegenteil der Studentin. Er ist ein Bergarbeiter, trinkfest, vulgär, ungebildet und scheinbar absolut unsensibel. Immerhin ist er in der ersten gemeinsamen Nacht zu betrunken, um sich ihr zu nähern. Lauras Versuch, in ein anderes Abteil zu wechseln, schweitert. Deshalb muss sie notgedrungen mit Ljoha arrangieren.
Kuosmanen („Der glücklichste Tag im Leben des Olli Mäki“) konzentriert sich in seinem Roadmovie darauf, wie Laura und Ljoha im titelgebenden „Abteil Nr. 6“ eine für die Reise andauernde Freundschaft entwickeln.
Laura, die junge, lesbische, unglücklich verliebte, sich im Moskauer Intellektuellenmilieu bewegende Studentin, entdeckt nämlich ungeahnte Facetten in Ljoha. Er versucht, auf seine jugendlich-unbeholfene Art, sie zu beeindrucken. Er will ihr, soweit das auf einer Zugfahrt mit wenigen Stopps möglich ist, sein Land und die russische Seele zu zeigen. Dazu gehört auch ein Besuch bei seiner Pflegemutter. Und er wird zu ihrem Beschützer und Reiseführer.
Im Presseheft sagt Kuosmanen, dass er, mit Einverständnis von Rosa Liksom, so viel an ihrem Roman veränderte, dass der Film jetzt nur noch von ihm inspiriert sei: „Wir haben so viel geändert, dass die eigentliche Frage ist, was nicht geändert wurde.“
Das erklärt vielleicht, warum es keine Filmausgabe von Liksoms Roman gibt.
Abteil Nr. 6 (Hytti nro 6, Finnland/Deutschland/Russland/Estland 2021)
Regie: Juho Kuosmanen
Drehbuch: Andris Feldmanis, Juho Kuosmanen, Livia Ulman, Lyubov Mulmenko (russische Dialoge)
LV: Rosa Liksom: Hytti nro 6, 2011 (Abteil Nr. 6)
mit Seidi Haaria, Yuriy Borisov, Dinara Drukarova, Julia Aug, Lidia Kostina
Audrey Diwans „Das Ereignis“ erhielt 2021 in Venedig den Goldenen Löwen als Bester Film. Wie Kuosmanen erzählt sie die Geschichte aus der Perspektive einer jungen Frau. Es handelt sich um die Geschichte von Annie Ernaux, die 1963 in Frankreich schwanger wurde. 2000 erschien ihr Buch über ihre Schwangerschaft. Damals studierte sie Literatur an der Universät und sie stand kurz vor den Abschlussprüfungen. Ein Kind hätte das Ende ihrer beruflichen Ambitionen bedeutet. Eine Abtreibung könnte ihren Tod bedeuten oder, wenn sie erwischt wird, eine Haftstrafe. Keine diese Möglichkeiten ist besonders prickelnd für die unverheiratete, in keiner festen Beziehung lebende Studentin.
Diwan erzählt diese in wenigen Wochen spielende Geschichte immer nah bei der an Anamaria Vartolomei gespielten Anne. Die Handkamera verfolgt sie und nimmt ihren Blick ein, wenn sie verschiedene Ärzte besucht, erfolglos verschiedene Abtreibungsmethoden ausprobiert und die Schwangerschaft vor ihren Eltern und Freundinnen verheimlichen will. Das wird natürlich zunehmend schwieriger.
Einerseits ist „Das Ereignis“ ein historischer Film. Er spielt 1963 als Abtreibung in Frankreich verboten war. 1975 wurde sie legalisiert. Seitdem gab es weitere Gesetzesänderungen, die die Rechte der betroffenen Frauen stärkten. Andererseits ist in anderen Ländern die Abtreibung verboten und auch in Ländern, in denen sie erlaubt ist, wird heftig über sie gestritten. So wurden in den USA in den vergangenen Monaten in einigen Staaten Gesetze formuliert, die eine Abtreibung verhindern sollen. Auch bei einer Vergewaltigung oder Inzest. Diese Aktualität des Themas ist in Diwans Drama jederzeit spürbar.
Gleichzeitig gelingt es ihr, nachvollziehbar zu machen, warum eine Frau abtreiben möchte und welchem Druck sie ausgesetzt ist. Von der Gesellschaft, ihren Eltern, Freunden und den Ärzten, die damals alle ausnahmslos Männer waren.
Das Ereignis (L’événement, Frankreich 2021)
Regie: Audrey Diwan
Drehbuch: Audrey Diwan, Marcia Romano, Anne Berest
„Bis wir tot sind oder frei“ lief nicht auf diesen großen Festivals. Das auf wahren Ereignissen basierende Drama hatte seine Premiere 2020 beim Filmfest Hamburg. Beim Black Nights Film Festival Talinn 2020 wurde die Hauptdarstellerin ausgezeichnet. Beim Avanca Film Festival 2021 wurde das Drama unter anderem als bester Film ausgezeichnet.
In den deutschsprachigen Regionen der Schweiz lief Oliver Rihs‘ Film bereits im Januar 2021 an. Und das ist nachvollziehbar. Denn trotz der auch bei uns bekannten Schauspieler, wie Marie Leuenberger, Joel Basman, Jella Haase, Anatole Taubman und Bibiana Beglau in den Hauptrollen, ist es primär ein schweizer Film der eine schweizer Geschichte erzählt. Nämlich die von dem Ausbrecherkönig Walter Stürm und wie er in den Achtzigern zu einer Symbolfigur und Held der linken Szene wurde. Einige wichtige Rolle spielte dabei Barbara Hug.
Sie gehört zu dem 1975 gegründeten Zürcher Anwaltskollektiv. Diese Anwälte verteidigen, teils zu symbolischen Honoraren, Linke, Mieter*innen, Arbeitnehmer*innen und, im Allgemeinen und im Besonderen, von der staatlichen Repressionsmaschinerie betroffene Menschen. Das können mehr oder weniger friedliche Demo-Teilnehmer*innen, Autonome oder auch Menschen, die wegen terroristischer Taten angeklagt sind, sein. Das Kollektiv versteht sich als Teil einer Bewegung für eine Schweiz, die weniger verknöchert und rückständig ist. Und das war die Schweiz damals. Sie liegen im ständigen Streit mit dem sie bei der Arbeit behindernden Staat. Die seit ihrer Kindheit gehbehinderte Hug ist eine taffe Anwältin, die wegen ihres Verstandes und ihrer ebenso klaren, wie kämpferischen Argumentation vor Gericht hohes Ansehen genießt.
Der 1942 geborene Unternehmersohn Walter Stürm ist zu diesem Zeitpunkt – der Film beginnt 1980 – bereits ein bekannter Berufsverbrecher mit zahlreichen Gefängnisaufenthalten und -ausbrüchen. Ihm geht es um Geld und Frauen. Politik interessiert ihn nicht. Aber sein unbändiger Freiheitsdrang und sein damit verbundener Kampf gegen das System sind anschlussfähig bei den Linken. Und so wird der unpolitische, aber charismatische Stürm, mit Hilfe seiner Anwältin Barbara Hug, zu einer Symbolfigur der Linken, irgendwo zwischen Robin Hood und Mini-Che-Guevara. Hug stellte ihn auch Mitgliedern der zweiten Generation der RAF vor.
Rihs‘ Drama konzentriert sich auf die Beziehung zwischen Hug und Stürm – und den historischen Hintergrund, der inzwischen immer mehr in Vergessenheit gerät. Denn auch die Schweiz hatte ihre 68er-Bewegung.
„Bis wir tot sind oder frei“ ist eine schöne Zeitreise in die achtziger Jahre, die in der schweizerdeutschen Originalversion sicher rundum überzeugte. Für die hiesige Auswertung sprachen die Schauspieler eine hochdeutsche Synchronisation ein. Diese aseptische Tonspur zerstört viel von der O-Ton-Atmosphäre und verleiht dem Drama das Flair eines bemühten Fernsehspiels.
Gerade weil ich ein wenig Schweizerdeutsch verstehe, hätte ich viel lieber die Orignalversion, gerne auch mit Untertitel, gesehen.
Bis wir tot sind oder frei(Schweiz/Deutschland 2020)
Regie: Oliver Rihs
Drehbuch: Dave Tucker, Oliver Rihs, Ivan Madeo, Norbert Maass, Oliver Keidel
mit Marie Leuenberger, Joel Basman, Jella Haase, Bibiana Beglau, Anatole Taubman, Pascal Ulli, Philippe Graber
Denn jetzt erzählt Matthew Vaughn, der Regisseur der beiden „Kingsman“-Filme, die Vorgeschichte, also wie die Kingsman-Organisation entstand.
Diese Organisation ist ein über allen Nationen stehender, keiner Regierung und keiner anderen Instanz Rechenschaft schuldender geheimer Geheimdienst. Sie kann daher, ohne den Einfluss von Regierungen und staatlichen Interessen für das Gute kämpfen.
Die Anfänge liegen über hundert Jahre zurück. 1903 besucht Orlando Oxford, der Duke of Oxford (Ralph Fiennes), im Auftrag des Roten Kreuzes in Südafrika ein während des Zweiten Burenkriegs errichtetes britisches Konzentrationslager. Oxfords Frau wird während des Besuchs aus dem Hinterhalt erschossen. Oxfords Sohn muss ihren Tod mitansehen.
In den nächsten Jahren erzieht der gramgebeugte Witwer auf seinem Anwesen seinen Sohn. Bei der Erziehung helfen ihm sein Leibwächter Shola (Djimon Hounsou) und die Haushälterin Polly (Gemma Arterton). Beide verfügen über einige erstaunliche Talente.
Auch als andere junge Männer sich während des Ersten Weltkriegs bereitwillig zum Dienst an der Waffe melden, tut Oxford alles, damit sein inzwischen 17-jähriger kriegsbegeisterter Sohn Conrad (Harris Dickinson) nicht eingezogen wird. Er will ihn unter allen Umständen beschützen. Seine Devise ist: Es ist besser, ein lebendiger Feigling als ein toter Held zu sein. Was er Conrad nur zögernd verrät, ist, dass sein Image als zurückgezogen lebender, sich aus allem heraushaltender Adliger nur eine Tarnung ist. Im Keller seines Anwesens ist die noch sehr provisorische Zentrale eines von ihm aufgebauten weltweiten Netzes von Informanten. Sie sind Kindermädchen, Butler und Angestellte in Herrschaftshäusern. Von ihren Arbeitgebern werden sie nicht beachtet und so können sie ungestört alle Gespräche mitverfolgen, während sie das aus mehreren Gängen bestehende Abendmenüs auftragen, abräumen und Wein nachschenken. So erfahren sie von Komplotten, ehe die Geheimdienste sie auch nur erahnen. Aufgrund dieses Wissens versucht Oxford, ebenfalls im Hintergrund bleibend und seine Beziehungen ausnutzend, das Weltgeschehen zu beeinflussen. Zum Beispiel in dem sie versuchen, Attentate zu verhindern oder den offensichtlich wahnsinnigen Einflüsterer des russischen Zaren, Grigori Jefimowitsch Rasputin (Rhys Ifans in herrlich übertriebenem Overacting-Modus), zu töten.
Dabei stoßen Oxford und seine beiden Vertrauten Shola und Polly auf eine Gruppe von Verschwörern, die die Welt in einen Krieg stürzen möchte.
Vaughns Film endet, nach zahlreichen haarsträubenden Abenteuern für Oxford und seine treuen Begleiter, mit der Gründung der Kingsman-Organisation. Die Zentrale ist, nachdem das Zimmer bereits mehrfach für solche Treffen benutzt wurde, im Hinterzimmer eines noblen Herrenschneiders, der dafür sorgt, dass die Agenten immer gut gekleidet und ausgestattet sind.
Im Gegensatz zu den ersten beiden „Kingsman“-Filmen (ein dritter ist in Arbeit) und der Comicvorlage von Mark Millar und Dave Gibbons spielt „The King’s Man – The Beginning“ nicht mehr in der Gegenwart und einer damit verknüpften Fantasiewelt, in der es, wie in einem James-Bond-Film, Superschurken, Gadgets und immer gut gekleidete, britisch höfliche Agenten gibt.
„The King’s Man – The Beginning“ spielt in einer historisch genau verorteten Periode und er nimmt die historischen Ereignisse ernst. Nur bei den Erklärungen, also der Schilderung der Hintergründe, nimmt er sich Freiheiten. Zum Problem wird dies vor allem in einer Abspannszene. Bis dahin, immerhin dürften die wenigstens ohne die Hilfe einschlägiger Lexika und Geschichtsbücher wissen, welche Verflechtungen zwischen den europäischen Ländern damals herrschten und wie genau es zum Ersten Weltkrieg gekommen ist, ist das kein Problem. Letztendlich benutzt Vaughn in seinem Film wahre Ereignisse, um sie wild fortzuspinnen.
Im Film gibt es zwei zu diesem Zeitpunkt erstaunliche Todesfälle. Jeder dieser Tode hätte dazu führen können, dass der Film in sich zusammenfällt. Trotzdem kriegt Vaughn beide Male die Kurve. Und in den ersten beiden „Kingsman“-Filmen gab es ähnliche Überraschungen.
Angenehm ist, dass der Protagonist des Films, Orlando Oxford, ein Pazifist ist. Er ist ein ehemaliger, hochdekorierter Kriegsheld, der inzwischen seine Ziele erreichen möchte, ohne dass Menschen dabei sterben. Doch die Welt ist nicht so und dann muss er doch kämpfen und töten. Damit verbreitet „The King’s Man – The Beginning“ letztendlich doch die sattsam bekannte Botschaft. Aber Vaughn weist dieses Mal deutlicher als in seinen anderen Filmen (wozu auch „Kick-Ass“ gehört) auf andere Methoden der Konfliktlösung und auf die Auswirkungen von Gewalt und Verlusten hin. Das führt dazu, dass in „The King’s Man – The Beginning“ der Weg bis zur Gewaltanwendung und den exzessiven Actionszenen länger als gewohnt ist.
Damit schlägt Matthew Vaughn in seinem neuen Actionfilm einige neue, durchaus ernstere und nachdenklichere Töne an. Das und weil in epischer Breite erzählt wird, wie es zur Gründung der Kingsman kommt, verläuft die Handlung immer wieder etwas schleppend. Es gibt viel Zeitkolorit und peppig verpackte historische Informationen. Wobei sich hier das Nachprüfen empfiehlt.
Es gibt auch reichlich Humor und viel haarsträubende und oft blutige Action. So, wie wir es von den „Kingsman“- und „Kick-Ass“-Filmen (die auch auf einem Comic von Mark Millar basieren) kennen.
The King’s Man – The Beginning (The King’s Man, USA/Großbritannien 2021)
Regie: Matthew Vaughn
Drehbuch: Matthew Vaughn, Karl Gajdusek (nach einer Geschichte von Matthew Vaughn) (basierend auf dem Comic „The Secret Service“ von Mark Millar und Dave Gibbons)
mit Ralph Fiennes, Gemma Arterton, Rhys Ifans, Matthew Goode, Tom Hollander, Harris Dickinson, Daniel Brühl, Djimon Hounsou, Charles Dance, Alexandra Maria Lara, Alexander Shaw, Joel Basman, August Diehl, Aaron Taylor-Johnson, Stanley Tucci, David Kross
Die 29-jährige Hanna Leitner (Maresi Riegner) hält es 1906 in Wien nicht mehr aus. Auch weil ihr Arzt, der Psychoanalytiker, Freud-Schüler/Bewunderer und Anarchist Otto Gross (Max Hubacher) ,die Stadt in Richtung Schweiz verlassen hat. Sie folgt ihm ins tessinische Ascona. Dort will er in der Kommune Monte Verità seinen Geist erweitern und seine Drogensucht auskurieren.
Diese Kommune gibt es wirklich. Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts wurde sie von Henri Oedenkoven (im Film Michael Finger), Ida Hofmann (im Film Julia Jentsch), Lotte Hattemer (im Film Hannah Herzsprung), Karl Gräser und Gusto Gräser gegründet.
An dem Ort sollte eine dauerhafte, alternative Lebens- und Wirtschaftsform zur bürgerlichen Gesellschaft ausprobiert werden. Damalige, frei denkende Intellektuelle waren von dem Monte-Verità-Projekt fasziniert. Deshalb dürfen im Film auch der Schriftsteller Hermann Hesse (Joel Basman) und die Tänzerin Isadora Duncan (Eleonora Chiocchini) durchs Bild laufen.
Diesen historisch verbürgten Hintergrund malt Stefan Jäger in seinem Film „Monte Verità – Der Rausch der Freiheit“ liebevoll aus. Die Hauptperson des Films, Hanna, könnte eine der zahlreichen, oft nur einige Wochen in der Kommune bleibenden Gäste gewesen sein. In jedem Fall ist sie eine erfundene Figur.
Zunächst ist Hanna vom Treiben in der Kommune irritiert. Während sie in Wien nichts tun durfte und jede Aufreigung vermeiden musste, kann sie hier alles tun. Sie sieht die nackten Menschen, die sich schamlos in der Sonne räkeln. Es wird getanz, gelacht, philosophiert. Sie sieht, wie Drogen konsumiert werden. Sie muss ihren Teil zur Gemeinschaft beitragen. Deshalb muss sie bei der täglich anfallenden Arbeit mithelfen. Und sie kann ohne Zwang und Druck ausprobieren, was ihr gefällt. Dazu gehört das Fotografieren. Sie beginnt die Gäste des Monte Verità zu fotografieren. Dabei emanzipiert sie sich zunehmend von ihrem Mann und den damaligen gesellschaftlichen Konventionen. Es sind Konventionen, die für uns heute teils sehr fremd sind und die wir teilweise schlichtweg ablehnen. Dazu gehören die unbedingte Verfügungsgewalt des Mannes über seine Frau und das Siezen der Kinder. Damit sollte eine zu große Nähe vermieden werden.
Aus diesem Stoff macht Stefan Jäger eine immer eine Spur zu brav und zu sehr innerhalb der bekannten und etablierten Konventionen erzählte Emanzipationsgeschichte.
Monte Verità – Der Rausch der Freiheit(Schweiz/Deutschland/Österreich 2021)
Regie: Stefan Jäger
Drehbuch: Kornelija Naraks
mit Maresi Riegner, Max Hubacher, Julia Jentsch, Hannah Herzsprung, Joel Basman, Philipp Hauß, Daniel Brasini, Eleonora Chiocchini, Michael Finger
„Eine auf Tatsachen fußende Fiktion eines realen Lebens“ nennt Regisseur Andreas Kleinert seinen Film über Thomas Brasch, diesen 1945 in Westow, North Yorkshire, geborenen Künstler. Kurz nach seiner Geburt ziehen Braschs Eltern in die DDR. Sein Vater ist überzeugter Kommunist und von 1966 bis 1969 sogar stellvertretender Minister für Kultur. Zu ihm hat er immer ein problematisches Verhältnis. Die Zeit in der Kadettenschule der Natioalen Volksarmee in Naunburg von 1956 bis 1960 ist für Thomas Brasch traumatisch. Während seines 1967 begonnenen Studiums an der Hochschule für Film und Fernsehen in Babelsberg protestiert er mit Gleichgesinnten gegen die Niederschlagung des Prager Frühlings. Sein Vater verrät ihn danach an die Stasi. Brasch wird zu zwei Jahren und drei Monaten Haft verurteilt. Später wird er auf Bewährung entlassen und arbeitet im Transformatornwerk Oberschöneweide.
Und er schreibt. Seinen ersten Kurzgeschichtenband „Vor den Vätern sterben die Söhne“ will er in der DDR veröffentlichten. Das geht nicht. Er unterzeichnet die Resolution gegen die Ausbürgerung von Wolf Biermann. Danach stellt er einen Ausreiseantrag und darf 1976 ausreisen.
In Westberlin wurde „Vor den Vätern sterben die Söhne“ im Rotbuch Verlag veröffentlicht (inzwischen ist es bei Suhrkamp erhältlich). Die Kritik ist begeistert. Er ist ein Star der westdeutschen Literaturszene. Er schreibt Theaterstücke. Großen Erfolg hat er mit dem Stück „Lovely Rita“, das er in der DDR schrieb und das im Westen mit seiner Freundin Katharina Thalbach in der Hauptrolle seine Premiere hat. Und er inszeniert Filme. Sein erster Spielfilm, das in SW gedrehte Gangsterepos „Engel aus Eisen“ über die Gladow-Bande, feiert seine Premiere in Cannes. Zu dieser Zeit, die späten siebziger und achtziger Jahre, war Thomas Brasch eine Gruppe männlicher und weiblicher Bewunderer um sich gescharrt.
In den Neunzigern zieht er sich zurück um „Mädchenmörder Brunke oder Die Liebe und ihr Gegenteil“ zu schreiben. Das Manuskript hat über vierzehntausend Seiten. Zu Braschs Lebzeiten wird ein keine hundert Seiten umfassendes Fragment veröffentlicht.
Am 3. November 2001 stirbt er in der Berliner Charité an Herzversagen.
Thomas Brasch war ein widersprüchlicher Geist, der die DDR nie verlassen wollte, der in Westdeutschland nie heimisch wurde und dessen Leben, inclusive der schwierigen Beziehung zu seinem Vater, auch paradigmatisch für die Geschichte Deutschlands zwischen Kriegsende und Jahrtausendwende steht. Mit gewissen blinden Stellen. Und einem breitbeinigem Machotum, das mit seiner Selbstinszenierung, seiner offen zur Schau getragenen Sensibilität und der ebenso offenen Faszination für die Halbwelt, heute nicht mehr zeitgemäß ist.
Kleinert erzählt, wundervoll in farbenfrohem SW gedreht, dieses Leben in über hundertfünfzig Minuten von der frühen Kindheit bis zu Brachs Tod nach. Aber Dank des schon erwähnten Kunstgriffs, das Leben von Thomas Brasch als eine sich Freiheiten nehmende Fiktion zu begreifen, entgeht er in „Lieber Thomas“ den üblichen Biopic-Fallen. Auch wenn Brachs frühen Jahre, also die Kindheit, Jugend, Studienzeit und die ersten Jahre in Westberllin deutlich mitreisender sind als die späteren Jahre sind. Ungefähr mit der Premiere von „Engel aus Eisen“ in Cannes beginnt der Film zunehmend episodischer zu werden. Der klassische Biopic-Drang, jede irgendwie wichtige Episode im Leben des Porträtierten bis zu seinem Tod chronologisch abzuhandeln wird spürbar. Bis dahin gibt es zahlreich mitreisende Momente, satirisch zugespitzte, surrealistische und absurde Szenen. Auch die Cannes-Episode mit ihrer aus dem Ruder laufenden Vater-Sohn-Begegnung gehört dazu.
Albrecht Schuch, der aktuell ungefähr in jedem zweiten deutschen Film und in jedem sehenswertem deutschen Film (nicht jeder sehenswerte Film ist unbedingt ein guter Film) dabei ist, spielt Thomas Brasch und verleiht ihm dabei sehr aussagekräftige Konturen als schreibsüchtiger, sensibler Macker. Die anderen Schauspieler – immerhin auch Jella Haase, Jörg Schüttauf und Joel Basman (der, wie Schuch, durch die interessanten deutschen Filme tingelt) – verblassen dagegen. Aber das war wohl zu Braschs Lebzeiten so.
P. S.: Das Erste zeigt am Freitag, den 12. November, um 22.15 Uhr den von Andreas Kleinert inszenierten Münchner Tatort „Freies Land“ (Deutschland 2017)
Lieber Thomas(Deutschland 2021)
Regie: Andreas Kleinert
Drehbuch: Thomas Wendrich
mit Albrecht Schuch, Jella Haase, Peter Kremer, Claudio Magno, Jörg Schüttauf, Anja Schneider, Joel Basman, Joana Jacob, Emma Bading
Länge: 157 Minuten
FSK: ab 16 Jahre (hätte eher auf eine FSK-12 getippt)
„Reminiscence: Die Erinnerung stirbt nie“ ist ein prächtig aussehender Science-Fiction-Noir, der unter seiner allzu dünnen Geschichte leidet.
Nick Bannister (Hugh Jackman) ist schon auf den ersten Blick der typische Hardboiled-Privatdetektiv. Staubmantel, Drei-Tage-Bart, Trinker und selbstverständlich vollständig desillusioniert vom Leben, der Welt und dem ganzen Rest. Seine Sekretärin Watts (Thandiwe Newton) ist eine alte Kriegsgefährtin, die immer einen Flachmann in Griffweite hat. Und eine Pistole. Ihr Arbeitsplatz ist ein heruntergekommener, riesiger Raum, der früher möglicherweise der Eingangsbereich einer Bank war. Ihre Kunden wollen von ihnen mittels einer Erinnerungsmaschine in ihren Erinnerungen abtauchen. Meistens wollen sie sich an glückliche Momente erinnern. Diese werden auf Datenträgern gespeichert. Manchmal helfen Bannister und Watts mit ihrer Erinnerungsmaschine auch der Polizei bei Ermittlungen.
Eines Tages, nach Feierabend, taucht Mae (Rebecca Ferguson) bei ihnen auf. Die umwerfend gut aussehende Nachtclubsängerin hat ihren Schlüssel verloren. Bannister kann ihr helfen, indem er sie durch ihre Erinnerungen an die vorherigen Stunden führt. Und er verliebt sich in die Frau, die Noir-Fans spätestens bei ihrem ersten Auftritt auf der Nachtclubbühne an „Gilda“ erinnert.
Das ist der Auftakt für eine erschreckend beliebige Geschichte, die sich durchgehend wenig für ihre Figuren, überhaupt nicht für die Kriminalgeschichte, kaum für die Liebesgeschichte, aber sehr für die Bilder interessiert. Sie sind sorgfältig gestaltete Tableaus, wie geschaffen für eine Fotostrecke in einem Magazin. Das im Wasser versinkende, immer noch sonnendurchflutete Miami, das sumpfig-schwüle New Orleans, die an „Blade Runner“ erinnernden Straßenschluchten (wieder in Miami), die verruchten Vierziger-Jahre-Nachtclubs (deshalb ist Mae eine Nachtclubsängerin) und die vollkommen unsinnigen Innenräume. So gibt es keinen rationalen Grund, warum Bannister die Erinnerungen seiner Kunden sehen kann und warum sie als lebensgroße Hologramme mitten im Raum stehen; außer natürlich, dass es gut aussieht, wenn Bannister vor dem singenden Mae-Hologramm steht oder er durch die schön-kitschigen Erinnerungen seiner Kunden geht.
Das sieht immer gut aus, aber es bleibt l’art pour l’art.
In „Tides“ (dazu später mehr) gelingt die Verbindung von Stil und Story viel besser und das macht „Tides“ dann auch zur besseren Dystopie. „Reminiscence“ ist dagegen nur das Blättern im Science-Fiction-Noir-Katalog.
Reminiscence: Die Erinnerung stirbt nie (Reminiscence, USA 2021)
Regie: Lisa Joy
Drehbuch: Lisa Joy
mit Hugh Jackman, Rebecca Ferguson, Thandiwe Newton, Cliff Curtis, Marina de Tavira, Daniel Wu, Mojean Aria, Brett Cullen, Natalie Martinez, Angela Sarafyan, Nico Parker
„Die Rote Kapelle“ ist ein gelungener Dokumentarfilm über eine immer noch fast vergessene Widerstandsgruppe gegen Adolf Hitler und die Nazi-Diktatur. Das kann daran liegen, dass die Rote Kapelle als Spionagering für die Sowjetunion spionierte. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Kommunisten im Kalten Krieg zu Bösewichtern. Da bestand im Westen kein besonders großes Interesse daran, eine Geschichte über heldenhafte Sowjet-Spione, die mit ihren Informationen zum Ende des Faschismus beitrugen, zu erzählen. Weil die Geschichte der Roten Kapelle während des Zweiten Weltkriegs einige unschöne Wendungen nahm, wurde sie auch im Osten fast vollständig vergessen. Die Mitglieder der Roten Kapelle, die den Krieg überlebten, wurden von der Gesellschaft und der erst Jahre nach dem Krieg entstehenden Erinnerungskultur, ignoriert.
Trotzdem beschäftigen sich Anfang der siebziger Jahre zwei Filme mit ihr: der DEFA-Film „KLK ruft PTX – Die Rote Kapelle“ und der deutsch-französische TV-Mehrteiler „Die Rote Kapelle“. Beide heute unbekannten Filme erzählten nur einen Teil der Geschichte der Roten Kapelle und es wurde sich auf bestimmte Gruppen der Roten Kapelle konzentriert. Denn sie war keine fest organisierte Gruppe, sondern ein loses Netzwerk Gleichgesinnter, die teilweise nichts voneinander wussten. Inzwischen sind ungefähr vierhundert Mitglieder der Roten Kapelle namentlich bekannt. Ihren Namen erhielt sie von der Gestapo, die unter dem Begriff „Rote Kapelle“ verschiedene Widerstandsgruppen zusammenfasste, die Kontakt in Richtung Sowjetunion hatten oder von denen ein solcher Kontakt vermutet wurde.
Der Dokumentarfilm „Die Rote Kapelle“ konzentriert sich auf den in Berlin agierenden Freundeskreis um Harro Schulze-Boysen, einem Offizier im Luftfahrt-Ministerium mit Zugang zu geheimen Informationen, und einen von dem Palästinakämpfer und Sowjet-Agenten Leopold Trepper in Paris und Brüssel aufgebauten Spionagering.
Ihre Geschichte erzählt Carl-Ludwig Rettinger chronologisch als eine Mischung aus sprechenden Köpfen, aktuellen und historischen Aufnahmen. Das ist von seiner Machart konventionell, aber informativ und das Material wird gelungen präsentiert. Interessant ist die fast schon exzessive Verwendung von Ausschnitten aus den beiden bereits erwähnten Filmen über die Rote Kapelle. Sie machen die Aktionen der Roten Kapelle begreifbarer. Gleichzeitig werfen sie einen Blick darauf, wie das Agieren der Roten Kapelle nach dem Krieg beurteilt wurde und sie zeigen auch, dass Geschichte immer eine Interpretation der Ereignisse ist.
Die Rote Kapelle (Deutschland/Belgien/Israel 2020)
Regie: Carl-Ludwig Rettinger
Drehbuch: Carl-Ludwig Rettinger
mit Lital Levin, Rebecca Donner, Roberta Böcker, Yehudit Kafri, Hans Coppi, Guillaume Bourgeois, Sacha Barcza, André Possot, Gerhard Sälter
Die Idee war wohl, nach einem Filmabend mit „Iron Sky“, „Sharknado“ und zuviel Alkohol: Nazis, fliegende Haie, Trash. Aber halt bewusster Trash. Sozusagen Metatrash.
Dazu gibt es, weil das halt zu einem Trashfilm gehört, hirnlose Gewalt, Blutfontänen (CGI-Blut, nicht Kunstblut) und – Gähn! – nackte weibliche Brüste.
Herausgekommen ist Murks. „Sky Shark“ ist – und zu dem Urteil bin ich schon letztes Jahr gekommen, als die Kinos geschlossen waren und ich den Film als Stream sehen konnte – einer der schlechtesten, wahrscheinlich sogar der schlechteste Film des aktuellen Kinojahres. Zu dieser Einschätzung stehe ich immer noch. In den letzten Monaten habe ich viele, aber keinen schlechteren Film gesehen. Denn in „Sky Sharks“ stimmt nichts. Eine Story gibt es nicht. Die Dialoge sind zum Abwinken. Die Tricks sind grottenschlecht. Die Schauspieler sind zum Vergessen. Oliver Kalkofe ist wahrscheinlich nur deshalb dabei, um den Film für seine SchleFaZ-Reihe zu disqualifizieren.
Unter allen Umständen vermeiden.
Sky Sharks (Deutschland 2020)
Regie: Marc Fehse
Drehbuch: A.D. Morel, Marc Fehse, Carsten Fehse
mit Eva Haberman, Barbara Nedeljáková, Tony Todd, Naomi Grossman, Michaela Schaffrath, Oliver Kalkofe, Ralf Richter
Länge: 102 Minuten
FSK: ab 18 Jahre (eine erfreuliche Meldung des Jugendschutzes)
Genau das sollte man bei „Tides“ nicht tun. Es ist der neue Film von „Hell“-Regisseur Tim Fehlbaum. Es ist wieder eine Dystopie und wieder überzeugt der Science-Fiction-Film. Vor allem visuell.
Vor einigen Jahrzehnten verließen die Menschen die von ihnen unbewohnbar gemachte Erde. Auf dem Planeten Kepler 209 fanden sie Zuflucht. Allerdings macht die Atmosphäre sie unfruchtbar. Deshalb soll jetzt eine Erkundungsmission (das Schicksal einer früheren Mission ist unklar) herausfinden, ob die Menschen wieder auf die Erde zurückkehren können.
Nach der Bruchlandung befinden die Astronauten, die die Landung überlebten, sich in einer nebligen und sehr bedrohlich wirkenden Wattlandschaft. Kurz darauf werden sie angegriffen. Nur Blake (Nora Arnezeder) überlebt. Sie wird von einer Gruppe Nomaden, den Mudmenschen, gefangen genommen. Sie sind im Krieg mit einer von Gibson angeführten Gruppe Menschen, die sie immer wieder überfällt und Mitglieder von ihnen entführt.
Und wenn dann Iain Glen auftaucht, wissen wir, wer der Bösewicht in diesem Film ist, weil Glen diese Rolle öfter übernimmt und weil der Plot aus zahlreichen anderen Dystopien bekannt ist. Aber Fehlbaum veränderte einige Details (so haben Frauen eine deutlich wichtigere Rolle) und er hat diese Welt bis ins letzte Detail liebevoll zu einer Welt ausgestaltet, in der niemand leben möchte. Diese Erde ist eine nasse, neblige Welt, in der die Menschen im Müll der Gegenwart in einem archaischen Zustand leben und einer fremden Sprache sprechen.
Kameramann Markus Förderer, mit dem Fehlbaum bereits bei seinem Debüt zusammen arbeitete, nahm diese Welt in monochromen Bildern auf, die durchgehend für die große Leinwand komponiert sind.
Und genau dort sollte „Tides“ unbedingt gesehen werden.
Tides(Deutschland 2021)
Regie: Tim Fehlbaum
Drehbuch Tim Fehlbaum, Mariko Minoguchi, Jo Rogers (Co-Autor), Tim Trachte (Co-Autor)
mit Nora Arnezeder, Iain Glen, Sarah-Sofie Boussnina, Sope Dirisu, Sebastian Roché, Joel Basman, Kotti Yun, Bella Bading, Chloé Heinrich, Eden Gough
Nach mehrmaligen pandemiebedingten Verschiebungen läuft Torsten Körners neuester Dokumentarfilm „Die Unbeugsamen“ endlich an. Von ihm ist auch die Doku „Angela Merkel – Die Unerwartete“. In „Die Unbeugsamen“ geht es um die Politikerinnen, die während der Bonner Republik, im Bundestag saßen und welche Widerstände sie erlebten. Damit ist der jetzige Starttermin, wenige Wochen vor der Bundestagswahl, perfekt, um auf ihre Leistungen, die gesellschaftlichen Veränderungen und den Backlash durch die AfD in den Parlamenten, hinzuweisen.
Körner unterhielt sich für „Die Unbeugsamen“ mit, u. a. Herta Däubler-Gmelin, Ingrid Matthäus-Maier, Renate Schmidt, Rita Süssmuth, Christa Nickels (die 1952 geborene ist die jüngste Interviewte) und Marie-Elisabeth Klee. Die 1922 geborene, 2018 verstorbene CDU-Politikerin ist seine älteste Gesprächspartnerin. Sie sind schon lange keine Mitglieder des Bundestages mehr. Konkret gesagt, beendeten sie fast alle ihre Arbeit im Bundestag bevor dieser nach Berlin umzog.
Aus den Gesprächen und den vielen sehr klug und pontiert gewählten Ausschnitten aus Parlamentsdebatten, historischen Interviews und TV-Beiträgen, die heute alle unbekannt sind, ergibt sich eine Historie und Sittengeschichte der Bundesrepublik. Denn egal zu welcher Partei die Parlamentarierinnen gehören, sie muissten alle mit den gleichen Widerständen kämpfen. Die Männer, auch heute noch geachtete Top-Politiker, benahmen sich aus heutiger Sicht atemberaubend unmöglich. Vor dreißig, vierzig, fünfzig Jahren nahmen sie ihr Verhalten als normal wahr. Petra Kelly sagte dazu: „Seit ich in Bonn bin, werde ich immer männerfeindlicher.“
„Die Unbeugsamen“ zeigt, wie viel sich in den vergangenen Jahrzehnten veränderte. Der Einzug der AfD und ihr Verhalten im Bundestag zeigt auch, dass der Kampf noch nicht gewonnen ist. Und genau deshalb startet Körners beeindruckender Dokumentarfilm, den ich schon gerne letztes Jahr auf meine Jahresbestenliste gesetzt hätte, jetzt zu einem passenden Zeitpunkt.
Die Unbeugsamen(Deutschland 2020)
Regie: Torsten Körner
Drehbuch: Torsten Körner
mit (den Interviewpartnerinnen) Herta Däubler-Gmelin, Renate Faerber-Husemann, Elisabeth Haines, Renate Hellwig, Marie-Elisabeth Klee, Ursula Männle, Ingrid Matthäus-Maier, Christa Nickels, Renate Schmidt, Helga Schuchardt, Rita Süssmuth, Roswitha Verhülsdonk, Carola von Braun, Sabine Gräfin von Nayhauß-Cormons
LV: Robert Moore: A Time to Die: The Untold Story of the Kursk Tragedy, 2002 (aktualisierte Neuausgabe unter „Kursk“)
TV-Premiere. Angenehm unpathetische Rekonstruktion der Tragödie der „Kursk“. Im August 2000 explodiert in dem russischen U-Boot ein Torpedo. Die meisten Besatzungsmitglieder sterben sofort. 23 Männer überleben die Explosion und kämpfen anschließend um ihr Leben, während die Rettungsaktionen erschreckend langsam anlaufen und das russische Militär internationale Hilfe ablehnt.
mit Matthias Schoenaerts, Léa Seydoux, Peter Simonischek, August Diehl, Max von Sydow, Colin Firth, Bjarne Henriksen, Magnus Millang, Artemiy Spiridonov, Joel Basman, Matthias Schweighöfer, Pernilla August, Martin Brambach
Wiederholung: Sonntag, 18. April, 00.10 Uhr (Taggenau!)
Nachdem die letzten Filme von Terrence Malick immer esoterisch-religiös verschwurbelter wurden und sie nur noch für einen immer kleineren Kreis restlos Überzeugter genießbar sind, waren meine Erwartungen an seinen neuen Film denkbar gering. Auch wenn es hieß, dass „Ein verborgenes Leben“ wieder traditioneller erzählt sei. Malick erzählt die wahre Geschichte von Franz Jägerstätter, einem österreichischen Bauern, der 2007 von der römisch-katholischen Kirche zum Seligen ernannt wurde. Er verweigerte den Kriegsdienst. Dafür wurde er wegen Wehrkraftzersetzung am 9. August 1943 im Zuchthaus Brandenburg hingerichtet.
Das klingt, angesichts von Malicks vorherigen Filmen „The Tree of Life“, „To the Wonder“, „Knight of Cups“ und „Song to Song“, schon auf dem Papier nach einem denkbar ungenießbarem religiösen Traktat. Und das war wahrscheinlich auch genau das, was Terrence Malick vor und während der Dreharbeiten, die im Sommer 2016 waren, plante. Aber irgendwann während des Schnitts scheint sich seine Einstellung zum Glauben zu einer wesentlich distanzierteren, möglicherweise sogar atheistischen Position verändert zu haben.
So ist „Ein verborgenes Leben“ jetzt ein Film über einen zutiefst religiösen Menschen, der sich weigert, die Geschichte eines zutiefst religiösen Menschen zu erzählen. Immer dann, wenn Malick Jägerstätters Glauben thematisieren könnte, immer dann, wenn er Jägerstätters Motive aus seinem Glauben erklären könnte, immer dann, wenn er aus diesem Glauben heraus ein kraftvolles Argument für die Ablehnung des Krieges machen könnte, schreckt er zurück. Sicher. Sein Glaube und die Gründe für seine Kriegsdienstverweigerung werden angesprochen. Es wird auch gebetet und einige Geistliche reden mit Jägerstätter über seine Handlungen. Aber es sind keine tiefgründigen Dialoge. Es sind eher lästige Pflichterfüllungen, die ein überwältigendes Desinteresse am Leben und den Ansichten des Porträtierten zeigen. Weil Malick Jägerstätter zu einem großen Schweiger werden lässt, wird auch kaum deutlich, warum er als Vorbild dienen könnte und warum er Jahrzehnte nach seinem Tod, nachdem sein Schicksal bekannter wurde, andere Menschen inspirierte.
Das spricht jetzt nicht gegen den Film. Im Gegenteil! Schließlich umgeht Malick so die inhaltlichen Fallen eines naiven Faith-based-Films. Optisch spielt Malick sowieso in einer ganz anderen Liga.
Weil Malick dieses Mal seine Geschichte weitgehend chronologisch erzählt, ist der Film deutlich zugänglicher als seine vorherigen Filme. Diese wurden seit „The new World“ immer assoziativer und damit auch offen für jede Interpretation. Das beliebige Potpourri aus Bildern und Tönen war immer schön anzusehen, aber auch todsterbenslangweilig. Das kann über „Ein verborgenes Leben“ nicht gesagt werden.
Trotzdem ist „Ein verborgenes Leben“ meilenweit von einem konventionellem Hollywood-Biopic entfernt. Malick bricht die Chronologie immer wieder auf. Er schweift ab. Immer wieder scheint die Geschichte in einer Wiederholungsschleife gefangen zu sein. Das trifft besonders auf die Szenen im Gefängnis zu, wenn Jägerstätter der Monotonie des Gefängnisalltags ausgesetzt ist. Malick nimmt sich Zeit, Jägerstätter, seine Frau und seine Kinder lange Zeit zu beobachten, wenn sie ihrer alltäglichen Arbeit auf ihrem abgelegenem Hof in St. Radegund, Oberösterreich, nachgehen oder mit ihren drei Töchtern Blinde Kuh spielen. Kameramann Jörg Widmer verfolgt dabei die Schauspieler so schwebend, wie man es aus Malicks vorherigen Filmen „The new World“, „The Tree of Life“, „To the Wonder“, „Knight of Cups“ und „Song to Song“ kennt. Für die war Emmanuel Lubezki der stilbildende Kameramann. Widmer war der Steadicam-Operator. Entsprechend vertraut ist er mit diesem sehr leicht wieder zu erkennendem Stil des Teams Lubezki/Malick.
Es gibt, selbstverständlich, viel Voice-Over und in der Originalfassung wird immer wieder willkürlich zwischen Deutsch und Englisch gewechselt. Im Gegensatz zu anderen Filmen, wo mich das wahnsinnig störte, störte es mich hier nicht. Es passt zu der medidativen Malick-Stimmung.
„Ein verborgenes Leben“ ist Malicks zugänglichster und auch bester Film seit „Der schmale Grat“ (The thin red Line).
Ein verborgenes Leben (A hidden life, Deutschland/USA 2019)
Regie: Terrence Malick
Drehbuch: Terrence Malick
mit August Diehl, Valerie Pachner, Maria Simon, Karin Neuhäuser, Tobias Moretti, Ulrich Matthes, Matthias Schoenaerts, Franz Rogowski, Karl Markovics, Bruno Ganz, Michael Nyqvist, Martin Wuttke, Sophie Rois, Alexander Fehling, Joel Basman, Jürgen Prochnow
Nach einer Explosion eines Torpedos sinkt im August 2000 das russische Atom-U-Boot K-141 Kursk auf den Grund der Barentssee. Als kurz darauf bekannt wird, dass es Überlebende gibt, beginnen die Rettungsaktionen. Weil Russland noch dem Denken des Kalten Kriegs verhaftet ist und Angst vor westlicher Spionage hat, wird über mehrere Tage ausländische Hilfe abgelehnt. Auch später verlaufen die internationalen Rettungsversuche, aufgrund der zahlreichen russischen Restriktionen, sehr schleppend.
Die Weltöffentlichkeit verfolgte, soweit es mit den spärlichen offiziellen Informationen möglich war, die Rettungsversuche. Am 21. August bestätigen die norwegischen Rettungstaucher, dass kein Besatzungsmitglied das Unglück überlebte. Damit gehört der Untergang der Kursk mit 118 Toten zu den größten U-Boot-Unglücken.
2002 veröffentlicht Robert Moore das Sachbuch „A Time to Die“ über die erfolglose Rettungsaktion. Das Buch ist die Grundlage für Thomas Vinterbergs Survivaldrama „Kursk“, das sich, teils notgedrungen, künstlerische Freiheiten nimmt. Er konzentriert sich dabei auf die die Explosion überlebenden 23 Besatzungsmitglieder und ihre Angehörigen. Die Marinesoldaten warten in der Kursk in einer vom restlichen U-Boot abgeschlossenen Kammer auf Rettung, während sie um ihr Überleben kämpfen. Von Anfang an sind Nahrung und Luft Mangelware, das kalte Ozeanwasser dringt in das havarierte U-Boot ein und sie können sich nur durch Klopfzeichen bemerkbar machen. Zur gleichen Zeit versuchen ihre Frauen, Kinder und Eltern im Marinestützpunkt herauszufinden, was passiert ist. Auch sie sind zur Untätigkeit verdammt. Und das russische Militär mauert. Zunächst gibt es keine Informationen, später falsche. Auch die Hilfsangeboten verschiedener westlicher Staaten werden aus ziemlich ausführlich geschilderten politischen Motiven abgelehnt.
Vladimir Putin, der damals seit Mai Präsident der Russischen Föderation war, hat allerdings keinen Auftritt in dem Spielfilm. Noch vor den Dreharbeiten wurde seine Rolle aus dem Drehbuch gestrichen zugunsten des menschlichen Dramas im U-Boot und auf dem Marinestützpunkt.
„Kursk“ ist keine patriotische Heldensaga. Das liegt auch daran, dass der Film von Luc Bessons EuropaCorp produziert wurde (Keine Panik. Mit den üblichen Actionfilmen hat er nichts zu tun) und dass es keine russische Beteiligung gibt. Gedreht wurde vor allem in Belgien. Auf Englisch. Deshalb ist auch nichts gegen die deutsche Synchronisation einzuwenden, in der konsequent Deutsch gesprochen wird.
Die Schauspieler kommen aus ganz Europa. Trotzdem spielen erstaunlich viele uns sehr vertraute deutsche Schauspieler mit. Meistens in kleinen Rollen und weil sie international unbekannter sind, erleiden einige von ihnen einen überraschend schnellen Filmtod. Matthias Schweighöfer, August Diehl, Martin Brambach gehören zur U-Boot-Besatzung. Peter Simonischek spielt Admiral Gruzinsky, den russischen kommandierenden Offizier der Marineübung an der die Kursk teilnahm. Er trauert dem Kalten Krieg hinterher. Damals war die Flotte größer und die Übungen imposanter.
Dazu kommen etliche Stars des europäischen Kinos. Matthias Schoenaerts als Mikhail Averin, den kommandierenden Offizier der Kursk. Léa Seydoux als seine schwangere Frau Tanya. Max von Sydow als Admiral Petrenko, der auch das Gesicht der russischen Regierung ist und der die Bedürfnisse des Staates über das Überleben der Soldaten stellt. Und Colin Firth als britischer Commodore David Russell, der den Russen Hilfe bei der Rettung der Kursk-Besatzung anbietet. Der echte David Russell beriet auch das Filmteam und Colin Firth.
Allein schon diese äußeren Umstände sprechen gegen das patriotische Hohelied auf den tapferen russischen Soldaten.
Am wichtigsten ist allerdings Vinterbergs betont nüchterne Erzählweise. Sie bereitet einen schon lange vor dem Ende auf das düstere Ende vor. Sie verhindert allerdings auch einen zu großen emotionalen Überschwang. Die Taschentücher müssen bei diesem Überlebensdrama nicht ausgepackt werden. Pulstreibend spannend wird es bei den zahlreichen russischen Rettungsversuchen, die alle aufgrund des maroden und veralteten Materials scheitern, auch nicht. Gleichzeitig verschont Vinterberg einen vor dem überbordenden Pathos der Michael-Bay-Schule.
Kursk (Kursk, Belgien/Frankreich/Norwegen 2018)
Regie: Thomas Vinterberg
Drehbuch: Robert Rodat
LV: Robert Moore: A Time to Die: The Untold Story of the Kursk Tragedy, 2002 (aktualisierte Neuausgabe unter „Kursk“)
mit Matthias Schoenaerts, Léa Seydoux, Peter Simonischek, August Diehl, Max von Sydow, Colin Firth, Bjarne Henriksen, Magnus Millang, Artemiy Spiridonov, Joel Basman, Matthias Schweighöfer, Pernilla August, Martin Brambach
Beginnen wir mit den Fußstapfen, in die „Nordvest – Der Nordwesten“-Regisseur Michael Noer mit seiner Verfilmung von Henri Charrières autobiographischem Romanbestseller „Papillon“ hineintritt: die erste Verfilmung des Romans. Das damalige Drehbuch wird in den Credits, neben dem Roman, explizit als eine Quelle genannt.
In der 1973er Verfilmung spielen die Kinostars Steve McQueen und Dustin Hoffman die Hauptrollen. McQueen als Charrière, Hoffman als ihm helfender und freundschaftlich verbundener Fälscher Louis Dega. Das Drehbuch ist von Dalton Trumbo („Spartacus“) und Lorenzo Semple Jr. („Zeuge einer Verschwörung“). Regisseur ist Franklin J. Schaffner („Planet der Affen“). Allein schon diese Namen verraten, dass „Papillon“ ein Hollywood-A-Produkt ist. Inzwischen ist der Gefängnisfilm ein immer wieder gern gesehener und immer noch packender Klassiker. Schaffner erzählt eine ebenso einfache, wie universelle und zeitlos gültige Geschichte: ein unschuldig verurteilter Mann versucht aus einem Gefängnis auszubrechen. Der Mann ist der Pariser Tresorknacker Henri ‚Papillon‘ Charrière (1906 – 1973). Ihm wird 1931 der Mord an einem Zuhälter angehängt. Er wird zu lebenslanger Haft in der Strafkolonie St. Laurent in Französisch-Guayana verurteilt. Von dort ist eine Flucht unmöglich. Aber Papillon versucht es trotzdem. Immer wieder, während die Strafen immer härter werden.
In seinem Remake erzählt Michael Noer diese Geschichte mit Charlie Hunnam als Steve-McQueen-Ersatz und Rami Malek als Dustin-Hoffman-Ersatz noch einmal, ohne dass klar wird, warum. Denn in dem Buch „Papillon“ und in Schaffners Verfilmung geht es nur um ein Thema: den Drang nach Freiheit und welche Qualen jemand auf sich nimmt, um einem repressiven System zu entfliehen. Diese Geschichte spielt in einer traumhaften Landschaft. In dem Remake wird ein real existierendes, unmenschliches, nur an Bestrafung und Erniedrigung interessiertes mittelalterliches System schön ausgeleuchtet museal ausgestell, aber niemals wirklich erfahrbar gemacht; – wobei, zugegeben, die Erinnerung an Charrières Buch und Schaffners Verfilmung, die ich beide als Jugendlicher genossen hatte, diese Werke etwas verklären können. Außerdem lässt man sich als Jugendlicher leichter beeindrucken. In „Banco“, auf dem Noers Film aus mir vollkommen rätselhaften Gründen ebenfalls basieren soll, erzählt Charrière dann, was er nach seinem erfolgreichen Gefängnisausbruch erlebte. Diese Sammlung von Abenteuern ist erheblich schwächer als „Papillon“ und auch deutlich unbekannter.
Es sind große Fußstapfen, in die Noer hineintritt mit seiner nicht wirklich dringenden Neuverfilmung, die einfach noch einmal die bekannte Ausbruchsgeschichte erzählt. Trotzdem hätte er in seiner Neuverfilmung nur von dem unbändigen Drang nach Freiheit erzählen müssen. Viele Regiseure taten das bereits erfolgreich in unzähligen Knast- und Ausbruchsfilmen, wie „Das Loch“, „Gesprengte Ketten“, „Flucht von Alcatraz“, „Midnight Express“ und „Die Verurteilten“. Bei Noer plätschert die Geschichte die er, im Gegensatz zum 150-minütigem Original in unter zwei Stunden erzählt, vor sich hin. Gefühlt dauert der Film dann doppelt so lang.
Ein weiterer großer Unterschied zwischen den beiden Filmen ist der Anfang. Schaffners Film beginnt mit der Deportation der Verurteilten in die Kolonie. Noer erzählt noch die Vorgeschichte. Wir erfahren also einiges über Charrières Leben in Paris als vergnügungssüchtiger Verbrecher und von seiner Verurteilung. Das ist nicht sonderlich interessant und nicht wichtig für die Filmgeschichte. Es verwässert sogar die Anklage gegen das damalige inhumane französische Strafsystem.
Für Charlie Hunnam, der mit der TV-Serie „Sons of Anarchy“ bekannt wurde, ist „Papillon“ ein weiterer glückloser Versuch, seine TV-Karriere zu einer erfolgreichen Kinokarriere auszubauen. Seine bisherigen Kinofilme, wie „King Arthur“, „Die versunkene Stadt Z“, „Crimson Peak“ und „Pacific Firm“, überzeugten alle an der Kinokasse nicht sonderlich. In keinem der Filme hinterließ er einen nachhaltigen Eindruck.
P. S.: Gesehen wurde die knapp zweistündige deutsche Fassung. Die Originalfassung ist eine viertel Stunde länger und könnte bei uns später auf DVD veröffentlicht werden.
Papillon (Papillon, USA 2017)
Regie: Michael Noer
Drehbuch: Aaron Guzikowski
LV: Henri Charrière: Papillon, 1969 (Papillon), Banco, 1973 (Banco)
mit Charlie Hunnam, Rami Malek, Roland Møller, Joel Basman, Yorick Van Wageningen, Tommy Flanagan, Eve Hewson
Wir sind jung. Wir sind stark. (Deutschland 2014, Regie: Burhan Qurbani)
Drehbuch: Martin Behnke, Burhan Qurbani
Ostdeutsche Willkommenskultur. Burhan Qurbani rekonstruiert in seinem Spielfilm die fremdenfeindlichen Übergriffe in Rostock-Lichtenhagen im Sommer 1992, die Deutschland schockierten. Sehenswert und zu Diskussionen anregend.
Mit Jonas Nay, Joel Basman, Saskia Rosendahl, David Schütter, Trang Le Hong, Devid Striesow
In den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs befürchteten Adolf Hitler und die Oberste Heeresleitung, dass die Invasion der Alliierten über die dänische Westküste erfolgen würde. Deshalb ließen sie dort ungefähr 2,2 Millionen Landminen vergraben.
Nach dem Ende des Krieges mussten sie ausgegraben werden.
Die britischen Besatzungstruppen schlugen vor, sie von deutschen Kriegsgefangen ausgraben zu lassen. Die meisten deutschen Gefangenen gehörten zum „Volkssturm“, dem letzten Aufgebot der Nazis. Zu ihm gehörten auch Jugendliche, die keinerlei Kampfausbildung und -erfahrung hatten und jetzt die Minen entschärfen sollten. Denn, so ein dänischer Hauptmann in Martin Zandvliets „Unter dem Sand“: „Wer alt genug ist, in den Krieg zu ziehen, ist auch alt genug, danach aufzuräumen.“
Mit seinem Film rückt Zandvliet ein vergessenes Kapitel der dänischen Geschichte in den Mittelpunkt, das für uns zuerst etwas gewöhnungsbedürftig ist, weil die bekannte Konstellation von bösen Nazis und guten Einheimischen hier spiegelverkehrt ist. Die Jugendlichen, Deutsche zwar, aber zu jung, um im Nazi-Regime eine aktive Rolle gespielt zu haben, sind die fast unschuldigen Opfer. Kriegsgefangen eben, die letztendlich zu tödlichen Zwangsarbeiten verpflichtet werden. Die Dänen, die jahrelang unter der deutschen Besatzung litten, sind jetzt die Täter, die sich an den ehemaligen Unterdrückern rächen können.
Auch Unteroffizier Carl Rasmussen (Roland Møller) will das tun. Er befehligt eine Gruppe von zehn deutschen Jungs zwischen 15 und 19 Jahren, die innerhalb von drei Monaten einen abgelegenen Strandabschnitt von 45.000 Tretminen säubern sollen. Zuerst hält er das Selbstmordkommando für die gerechte Strafe. Aber dann sieht er, wie jung und unerfahren seine Schützlinge sind. Und er sieht, wie sie beim Entschärfen der Minen, wenn sie einen Fehler machen oder Unaufmerksam sind, sterben.
Aus dieser Situation zieht Zandvliet eine beträchtliche Spannung. Auf weitere Dramatisierungen, wie Gefangenenrevolten und Fluchtversuche, verzichtet er. Die Jugendlichen erfüllen, wie Schafe, ihren Auftrag, während sie hoffen, ihn zu Überleben und nach Deutschland zurückgeschickt zu werden. Deshalb funktioniert „Unter dem Sand“ vor allem als Beschreibung einer Situation und des Gesinnungswandels seines Protagonisten Carl Rasmussen.
Durch die Konzentration auf eine Minenräumgruppe wird auch das größere Bild ignoriert. Es geht nicht um die Vorgeschichte. Die wird als allgemein bekannt vorausgesetzt. Über die Charaktere erfahren wir nicht mehr, als unbedingt nötig ist. Was sie vor und während des Krieges taten, gehört nicht dazu. Die juristischen Implikationen werden ignoriert. Das wäre auch ein anderer Film. So ist „Unter dem Sand“ ein entsprechend düster geratenes, humanistisch geprägtes Drama das in Dänemark einen verdrängten Teil der eigenen Geschichte auf die Tagesordnung bringt und international als leidlich spannendes, emotional bedrückendes Drama funktioniert.
Zandvliet meint im Presseheft zu seinem Film: „Mir ist es wichtig zu sagen, dass dieser Film keine Verteidigung der Deutschen darstellen soll, überhaupt nicht. Es kann gut sein, dass diese Jungen schreckliche Dinge getan haben, bevor sie zum Minenräumen abkommandiert wurden. Und wir wissen natürlich, dass Deutschland Gräueltaten begangen hat, die nicht mit denen, die an der dänischen Nordsee passiert sind, verglichen werden können. Der springende Punkt ist, dass diese ‚Auge um Auge‘-Mentalität uns alle zu Verlierern macht.“
Zwischen dem 11. Mai 1945 und dem 4. Oktober 1945 entfernten die Räumkommandos 1.402.000 Minen. 2013 wurde Dänemark für minenfrei erklärt. Unmittelbar vor den Dreharbeiten fanden sie beim Errichten des Sets eine weitere Mine aus dem Zweiten Weltkrieg am Strand.
Unter dem Sand – Das Versprechen der Freiheit (Under sandet, Deutschland/Dänemark 2015)
Regie: Martin Zandvliet
Drehbuch: Martin Zandvliet
mit Roland Møller, Mikkel Boe Følsgaard, Laura Bro, Louis Hofmann, Joel Basman, Oskar Bökelmann, Emil Belton, Oskar Belton, Leon Seidel, Karl Alexander Seidel, Maximilian Beck
Wir sind jung. Wir sind stark. (Deutschland 2014, Regie: Burhan Qurbani)
Drehbuch: Martin Behnke, Burhan Qurbani
Ostdeutsche Willkommenskultur. In seinem in jedem Fall sehenswertem und zu Diskussionen anregendem Spielfilm rekonstruiert Burhan Quarbani die fremdenfeindlichen Übergriffe in Rostock-Lichtenhagen im Sommer 1992, die Deutschland schockierten.
Mit Jonas Nay, Joel Basman, Saskia Rosendahl, David Schütter, Trang Le Hong, Devid Striesow
Als sie dreizehnjährige Schüler waren, gab es die DDR noch. Kurz darauf ist sie weg und die Freunde Dani, Mark, Rico, Pitbull und Paul schlagen sich reichlich ziellos im Nachwende-Leipzig durch. Irgendwo zwischen Abitur und der Zeit davor und danach. Das klingt jetzt etwas unspezifisch, beschreibt aber präzise das Problem von Andreas Dresens neuem Film „Als wir träumten“, der einen Zeitraum von einigen Jahren, wahrscheinlich zwei bis drei Jahre, mit einigen Rückblenden in die DDR, umfasst. Der historische Hintergrund ist so weit in den Hintergrund gerückt, dass der Film fast überall spielen könnte, so lange wir eine Gruppe Jugendlicher haben, die sich mit kleinkriminellen Taten über Wasser halten, zu viele Drogen nehmen und auch ein Lokal betreiben. Weil die Geschichte in den Neunzigern spielt, ist es eine Techno-Disco in einer alten Fabrik. Die Disco interessiert auch eine Nazi-Gang (erkennbar an ihren Frisuren und ihrem Outfit) und einer der Jungs verliebt sich auch in eine Frau, die mit dem Chef der Nazi-Gang, die wohl eher eine stinknormale Verbrecherbande ist, liiert ist.
Weil Dresen diese Episoden mit Zwischentiteln (die eher störend als erhellend sind), einer Erzählerstimme, die lange keinem Charakter zugeordnet werden kann, und betont unchronologisch erzählt, wirkt „Als wir träumten“ immer wie ein Konglomerat aus mäßig interessanten, beliebig austauschbaren Episoden. Denn es werden keine Entwicklungen aufgezeigt, sondern es wird willkürlich zwischen der Gegenwart und der nahen Vergangenheit (erkennbar an dem gleichen Aussehen der fünf Hauptcharaktere) hin und her gesprungen.
Diese erzählerische Entscheidung führt dazu, dass ich immer auf Distanz zu den Charakteren blieb, die mir immer reichlich egal waren, und, aufgrund meines Vorwissens, Lücken ausfüllte. Zum Beispiel über das Erstarken des Rechtsradikalismus in der ehemaligen DDR, über den Zusammenbruch der dortigen Industrie und die gestiegene Arbeitslosigkeit, die Abwesenheit der Eltern, die alles übernehmenden Westler, den Zusammenbruch der bekannten Strukturen, undsoweiter, die alle bestimmte Entwicklungen begünstigten und einiges erklären, aber nicht jeder ostdeutsche Jugendliche wurde zum Verbrecher.
Dieser spartanisch gezeichnete gesellschaftliche Hintergrund – immerhin ist „Als wir träumten“ keine Geschichtsdokumentation – wäre verzeihbar, wenn die Charaktere überzeugen würden.
Allerdings gewinnt kein Charakter echte individuelle Züge. Sie bleiben eindimensional (der Boxer, der Dealer, der Denker) und, im schlechten Sinn, rätselhaft. Obwohl sie zur Schule gehen und irgendwann anscheinend auch das Abitur machen (es wird in einem Nebensatz erwähnt), spielt die Nachwende-Schule im Film absolut keine Rolle. Erwachsene und Auteritätspersonen fehlen ebenso. Sie leben – so können wir uns denken – in einer Käseglocke der Selbstbefriedigung, in der sie einfach die Freiheiten eines neuen Systems wahrnehmen und es keine gefestigten staatlichen Strukturen gibt. Es ist eine Zeit, der Anarchie, in der alles möglich ist und es keine Grenzen gibt. Deshalb können sie auch eine Techno-Disco eröffnen, Drogen nehmen, kleinkrimelle Verbrechen begehen und betrunken in geklauten Autos mit lauter Musik durch die Stadt rasen. Und damit unterscheiden sie sich nicht von irgendwelchen anderen Jugendlichen.
Außerdem liegen diese soziologischen Erklärungen außerhalb des Films, der durch seine Struktur den Zuschauer konsequent auf Distanz hält und über die Motive und Entwicklungen der fünf Jungs rätseln lässt.
So wird einer der Freunde drogensüchtig; was wir dadurch erfahren, dass er am Filmbeginn aus einer Entzugsklinik ausgebrochen ist. Kurz darauf ist er – nach längeren Rückblenden – tot. Der Weg in die Sucht und wie die Freunde auf ihren süchtigen Freund reagieren, sehen wir nicht. Und dass einer der Freunde den Verstorbenen mit Drogen versorgte, erfahren wir erst auf der Beerdigung. Was aber anscheinend keine weiteren Konsequenzen hat.
Ein anderes Mal wird Dani, nach einer längeren Verfolgungsjagd, von den Nazis zusammengeschlagen. Sein Aufenthaltsort wurde ihnen von Rico verraten. Nach einem „Entschuldige, es tut mir leid“ am Krankenhausbett ist die Sache vergessen. Dabei wäre es doch interessant zu erfahren, wie sich ein solcher Verrat auf ihre Beziehungen untereinander auswirkt.
Dass Rico von einer Karriere als Boxer träumte, erfahren wir erst gegen Ende, als im Fernsehen einer der 1995er Boxkämpfe von Henry Maske und Graciano Rocchigiani gezeigt wird und Rico sich an seinen letzten Kampf erinnert. Das soll dann wohl ein „Million Dollar Baby“-Moment sein (als Clint Eastwood am Filmanfang einen Boxkampf im Fernsehen beobachtet), ist hier aber grotesk verschenkt, weil uns nichts auf diesen Moment vorbereitet und er auch keine Folgen hat. Denn Ricos glorreiche Boxkarriere ist schon länger vorbei und es hat auch anscheinend keine Konsequenzen für ihn.
Diese Szenen sind allerdings keine Ausreiser, sondern das Ergebnis eines Drehbuchs und einer Regie, die lieber beliebige Momentaufnahmen aus dem Leben der Jugendlichen zeigen. Dabei wäre es interessanter, zu erfahren, wie die Charaktere dorthin gekommen sind. Also, zum Beispiel, wie aus einem normalen Schüler ein Drogenhändler wird und was das für seine Freunde bedeutet.
Deshalb haben auch die Rückblenden in ihre DDR-Schulzeit, als die fünf Freunde dreizehn Jahre alt waren (wie wir Westler aus dem Abspann erfahren, die Ostler haben es an der Uniform erkannt), keine emotionale Wirkung. Es ist ein Blättern in einem Fotoalbum, das eine schön aufgeräumte DDR zeigt, aber nicht erklären kann, warum aus normalen, angepassten Schülern Drifter und Verbrecher werden.
Auch der Titel „Als wir träumten“ kann wohl nur ironisch verstanden werden. Denn Dani, Rico, Mark, Pitbull und Paul haben keine Träume. Sie wollen nirgendwohin. Sie driften einfach durch das Nachwendeleipzig und die Kamera verfolgt sie.
Nein, von Andreas Dresen und Wolfgang Kohlhaase, die schon bei „Sommer vorm Balkon“ und „Whisky mit Wodka“ zusammen arbeiteten, wäre wirklich mehr als dieses bestenfalls halbgare, irgendwo im nirgendwo spielende Halbstarken-Jugenddrama zu erwarten gewesen.
Diese Behinderten nerven.
Zum Glück!
Denn es sind Menschen, die in „Vielen Dank für Nichts“ auch ohne falsche Scheuklappen gezeigt werden. Im Mittelpunkt steht Valentin, eine Sportskanone, die wahrscheinlich in der Schule auch der arrogante Mädchenschwarm war, bis er beim Snowboarden einen Unfall hatte und seitdem querschnittgelähmt ist. Seine alten Freunde kennen ihn nicht mehr und die neuen, die er jetzt während eines mehrwöchigen Theaterprojekts mit Übernachtungsmöglichkeit, in das er von seiner Mutter gesteckt wurde, kennen lernt, will er nicht kennen. Spastiker und Bekloppte, die keinen Satz sagen können. Erwachsene, die Windeln tragen. Nein, sein Leben hat er sich definitiv anders vorgestellt.
Aber sein Zimmernachbar Titus und Lukas, der nur mit einem Sprachcomputer normal reden kann, lassen nicht locker. Die das Haus leitende Sozialpädagogin weist ihn für sein arrogantes Auftreten gegenüber den Anderen zurecht. Der italienische Theaterregisseur, der kein Wort deutsch spricht und „Hamlet“ ohne Worte inszenieren will, ist konstant euphorisch über die Leistungen der Behinderten. Und dann ist da auch noch Mira, eine junge Pflegerin. Sie kann Valentin aus seiner welthassenden Verbitterung holen. Allerdings verliebt er sich auch in sie und sie bestärkt ihn mit ihrem ungezwungenem Verhalten in seinen Gefühlen.
Als Titus ihm sagt, dass Mira einen Freund hat, beschließt Valentin die Tankstelle, in der er arbeitet, zu überfallen.
Und allein schon der Tankstellenüberfall der Rollstuhlfahrer Valentin und Lukas, die nicht den Hauch einer Fluchtchance haben, ist den Kinobesuch wert.
Davor zeigen die Filmemacher Stefan Hillebrand und Oliver Paulus, die die Filmgeschichte mit den behinderten Darstellern entwickelten, vor allem das Leben der Behinderten in all seinen Facetten und wir lernen sie alle lieben, weil wir ihnen auf Augenhöhe begegnen und wir sehen, wo sie Probleme haben, aber auch, wie sie mit ihren Behinderungen umgehen, sie teilweise zu ihrem Vorteil ausnutzen und sich auf ihre Art ausdrücken.
Dass dabei die Geschichte vom Überfall, der zuerst eine spinnerte Idee ist, zur bei den Vorbereitungen immer wieder umwerfend komischen Nebensache gerät, und der Flirt zwischen Valentin und Mira teilweise einen zu großen Raum einnimmt, ist kein Problem. Denn gerade die Abschweifungen, Beobachtungen und kleinen Szenen gefallen.