„Skyfall“, der neue James-Bond-Film mit Daniel Craig als Geheimagent ihrer Majestät, ist nach dem Desaster „Ein Quantum Trost“ (A Quantum Solace) nicht nur eine Rückkehr zur alten Stärke, sondern „Skyfall“ ist auch der beste Craig-Bond und er steht definitiv im oberen Drittel der James-Bond-Filme.
Allerdings ist er mit 143 Minuten etwas zu lang geraten. Neben „Casino Royale“ (144 Minuten) und „Im Geheimdienst ihrer Majestät“ (On her Majesty’s Secret Service, 142 Minuten) gehört er zu den längsten Bond-Filmen.
Und, was für Bond-Fans schlimmer ist: es gibt letztendlich keine Bondine. Es gibt zwar zwei junge, gutaussehende Frauen, aber deren Rollen sind arg kurz geraten und zur Handlung tragen sie auch wenig bei; – wobei Eve (Naomi Harris), eine MI6-Kollegin von James Bond, ihren großen Auftritt am Filmanfang hat, wenn sie Bond erschießt. Es war zwar ein bedauerlicher Fehler, aber M (Judi Dench) muss in London betrübt den Nachruf auf ihren besten Agenten schreiben und um ihren Job als Geheimdienstchefin kämpfen.
Denn in Istanbul sollten Bond und Eve verhindern, dass eine Datei mit den Namen aller Undercover-Agenten, die in Terrororganisationen sind, in die falschen Hände fällt. Sie versagen – und wir können einen grandiosen zwölfminütigen Actionauftakt, der mit dem Tod von James Bond endet, erleben.
Danach wird es ruhiger, bis Terroristen die Computer von MI6 infiltrieren und in Ms Büro eine Bombe zünden.
Als Bond davon hört, meldet er sich zurück zum Dienst und er hat auch gleich eine heiße Spur zu einem der Killer, der ihn in Istanbul mit einer speziellen Munition angeschossen hat. Der eiskalter Killer hat in Shanghai einen neuen Auftrag – und mehr soll hier von der Handlung nicht verraten werden.
Jedenfalls gibt es wieder prächtige Schauplätze, auch wenn sich nicht alle als Urlaubsort eignen, angenehm altmodisch gefilmte Action und mit Javier Bardem einen herrlich exaltierten Bösewicht, der wirklich ‚larger than life‘ ist und als ehemaliger MI6-Agent eine persönliche Rechnung mit M begleichen will. Es gibt einige Diskussionen über das Wesen und die Zukunft der Geheimdienste und eine bislang ungeahnte psychologische, fast schon psychopathologische Grundierung der Geschichte. Denn vor allem James Bond nennt seine Vorgesetzte fast immer „Ma’am“ und es hört sich, in der Originalversion, durchaus gewollt, wie „Mutter“ an. Regisseur Sam Mendes („American Beauty“, „Road to Perdition“) ist der richtige Mann, um dem Charakter James Bond eine bislang nicht vermisste Tiefe zu verleihen und trotzdem der Action genug Raum zu geben.
Es gibt einen Schlusskampf im malerischen Schottland, der wirklich so auch schon zu Sean Connerys Zeiten hätte stattfinden können und ein Filmende, das ein Ende der psychologischen Phase andeutet. Denn bei aller Liebe zu psychologischen Vertiefungen ist der Film-James-Bond doch immer ein jetsettender Playboy, der das Leben genießt und der während seiner Arbeit eine eskapistische Spur der Verwüstung hinterlässt. Vor allem, wenn in den letzten Filmminuten die riesige Zentrale des größenwahnsinnigen Bösewichts zerstört wird.
Der nächste James-Bond-Film könnte wirklich wieder ein altmodischer Kampf gegen einen Superschurken sein. Mir würde das jedenfalls gefallen.
Skyfall (Skyfall, GB/USA 2012)
Regie: Sam Mendes
Drehbuch: Neal Purvis, Robert Wade, John Logan
LV: Charakter von Ian Fleming
mit Daniel Craig, Judi Dench, Javier Bardem, Ralph Fiennes, Naomie Harris, Bérénce Marlohe, Ben Whishaw, Albert Finney,Rory Kinnear, Ola Rapace
Länge: 143 Minuten
FSK: ab 12 Jahre
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Hinweise
Rotten Tomatoes über „Skyfall“
Wikipedia über „Skyfall“ (deutsch, englisch – Vorsicht: es werden wichtige Teile der Handlung verraten!)
Meine Besprechung von Jeffery Deavers James-Bond-Roman “Carte Blanche” (Carte Blanche, 2011)
James Bond in der Kriminalakte