„Chew – Bulle mit Biss!“ geht mit „Space Kekse“ in die Halbzeit

September 30, 2013

Layman - Guillory - Chew 5 - Erste LigaLayman - Guillory - Chew 6 - Space Kekse

Das ist eine traurige Meldung, die durchaus erfreulich ist: John Layman will nach sechzig Heften „Chew -Bulle mit Biss!“ beenden. So kann er ruhig auf ein ordentliches Finale hinarbeiten. Immerhin markiert der jetzt erschienene sechste Sammelband damit das Ende der ersten Hälfte.

Der Held von „Chew“ ist Tony Chu, ein Cibopath. Also ein Mensch, der, wenn er etwas isst, sofort die gesamte Geschichte des Gegessenen erfährt. Bei Mordermittlungen ist das natürlich sehr sinnvoll, weil er mit einem Biss den Tathergang und den Mörder kennt. Zuletzt arbeitete er bei der FDA, der mächtigsten Behörde der Welt. Die Lebensmittelbehörde wurde dazu, um eine Geflügelprohibition zu überwachen.

Am Anfang von „Erste Liga“, dem fünften „Chew“-Sammelband wird er, unter den Jubelschreien seines arschlochigen Chefs, in das Ordnungs- und Verkehrsdezernat der städtischen Polizei, einer der ohnmächtigsten Exekutivbehörden der Welt, versetzt. Und während er vorher mächtige Männer, die illegal Fleisch aßen, verhaftete, lachen jetzt jugendliche Parksünder über ihn. Falls sie ihn überhaupt beachten.

Währenddessen wird Tonys Tochter Olive von seinem alten Partner und Mentor Mason Savoy entführt. Savoy will die Wahrheit über das Vogelgrippevirus herausfinden, das weltweit Millionen tötete und zur Geflügelprohibition führte. Olive soll ihm, wenn sie die Talente von ihrem Vater geerbt hat, dabei helfen.

Und dann wird auch Tony entführt. Aber aus einem ganz anderen Grund.

Im sechsten Band „Space Kekse“ hat dann, während Tony Chu schwerverletzt im Krankenhaus liegt, seine Schwester Toni die Hauptrolle. Sie ist nicht nur nervig (wie eigentlich alle Charaktere in „Chew“ mindestens eine Eigenschaft haben, die sie – zu unserem Vergnügen – zu gesellschaftlichen Außenseitern macht), sondern auch Cibovoyante. Sie kann daher die Zukunft von fast allem sehen, was sie isst. Jedenfalls solange es lebendig ist. Bei der Arbeit ist das egal, bei Liebesbeziehungen nie. Denn wenn sie ihren Liebhaber beißt, um herauszufinden, ob sie ihre Beziehung vertiefen sollen, dann ist die Beziehung vorüber.

Sie arbeitet bei der NASA, die – wir erinnern uns – nachdem am Himmel eine riesige Botschaft auftauchte und mehrere Monate stehen bliebt, zur mächtigsten Exekutivbehörde der Welt wurde.

Und jetzt stoßen ihr einige seltsame Dinge zu.

Wie schon in den vorherigen „Chew“-Sammelbänden sind die, herrlich satirisch überspitzt von Rob Guillory gezeichneten, Geschichten voll von absurdem Humor und abgedrehten Ideen. Das beginnt mit den besonderen Fähigkeiten der verschiedenen Charaktere und endet bei dem Kampfhahn Poyo, der in „Space Kekse“ als Geheimagent Poyo einen Auftritt hat, der auch zerstörungswütige Haudegen der „Expendables“-Schule zu Vorschul-Möchtegernschlägern degradiert.

John Layman/Rob Guillory: Chew – Bulle mit Biss!: Space Kekse (Band 6)

(übersetzt von Marc-Oliver Frisch)

Cross Cult, 2013

140 Seiten

16,80 Euro

Originalausgabe

Chew Vol. 6: Space Cakes

Image Comics, 2013

John Layman/Rob Guillory: Chew – Bulle mit Biss!: Erste Liga (Band 5)

(übersetzt von Marc-Oliver Frisch)

Cross Cult, 2012

128 Seiten

16,80 Euro

Originalausgabe

Chew Vol. 5: Major Legue Chew

Image Comics, 2012

Hinweise

Homepage von Chew/John Layman

Comicgate: Interview mit John Layman (5. März 2011)

Meine Besprechung von John Layman/Rob Guillorys „Chew – Bulle mit Biss: Leichenschmaus (Band 1)“ (Chew Vol. 1: Taster’s Choice, 2009)

Meine Besprechung von John Layman/Rob Guillorys „Chew – Bulle mit Biss: Reif für die Insel (Band 2)“ (Chew: International Flavor, 2010)

Meine Besprechung von John Layman/Rob Guillorys „Chew – Bulle mit Biss: Eiskalt serviert (Band 3)“ (Chew Vol. 3: Just Desserts, 2010)

Meine Besprechung von John Layman/Rob Guillorys „Chew – Bulle mit Biss!: Flambiert (Band 4)“ (Chew, Vol. 4: Flambé, 2011)


TV-Tipp für den 30. September: Der eiskalte Engel

September 30, 2013

Arte, 20.15

Der eiskalte Engel (F/I 1967, R.: Jean-Pierre Melville)

Drehbuch: Jean-Pierre Melville

LV: Joan McLoad: The Ronin

Die letzten Tage des Profikillers Jeff Costello. Er wird von der Polizei und seinen Auftraggebern gejagt.

Kühles Meisterwerk über Einsamkeit und Rituale. Und selbstverständlich: Kino in Reinkultur mit einem grandiosen Alain Delon.

Melvilles Requiem für einen Killer ist die ästhetisch vollendetste Realisierung seines Schaffens, ein Film dessen rigorose Stilisierung fast etwas Abstraktes hat, der von Bildern und Tönen lebt, in denen das Dargestellte auch immer zugleich das Gemeinte ist, der Bedeutungsträger die Bedeutung, das Signifikat der Signifikant, ein Kino in Reinkultur, das seine Vorbilder überwunden hat und in der Perfektion seiner Inszenierung nur noch auf sich selbst verweist.“ (Hans Gerhold in Melville, Hanser Film 27)

Mit Alain Delon, Nathalie Delon, Francois Périer, Cathy Rosier 

Wiederholung: Mittwoch, 2. Oktober, 14.05 Uhr 

Hinweise

Wikipedia über Jean-Pierre Melville (deutschenglischfranzösisch)

Senses of Cinema (Adrian Danks) über Jean-Pierre Melville (September 2002)

Guardian: Peter Lennon über Jean-Pierre Melville (27. Juni 2003)

Jean-Pierre Melville in der Kriminalakte

Homepage von Alain Delon

Wikipedia über Alain Delon (deutschenglischfranzösisch)

Kriminalakte zum 75. Geburtstag von Alain Delon

Meine Besprechung von “Der Leopard” (mit Alain Delon und Burt Lancaster)

Meine Besprechung von “Die Abenteurer” (mit Alain Delon und Lino Ventura)

Alain Delon in der Kriminalakte


TV-Tipp für den 29. September: James Bond: Im Geheimdienst Ihrer Majestät

September 29, 2013

ZDFneo, 23.15

James Bond: Im Geheimdienst ihrer Majestät (GB 1969, R.: Peter Hunt)

Drehbuch: Richard Maibaum

LV: Ian Fleming: On her Majesty´s Secret Service, 1963 (007 James Bond im Dienst Ihrer Majestät; 007 James Bond im Geheimdienst Ihrer Majestät; 007 James Bond und sein gefährlichster Auftrag)

James Bond trifft in den Alpen auf seinen Erzfeind Blofeld.

Der Daily Herald meinte, „On her Majesty´s Secret Service“ sei das bis dahin beste Bond-Buch. Und der Film, der sich an die Buchvorlage hält, wäre auch der beste Bond-Film, wenn nicht George Lazenby, sondern Sean Connery die Hauptrolle gespielt hätte.

Mit George Lazenby, Diana Rigg, Telly Savalas

Hinweise

Wikipedia über “James Bond: Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ (deutsch, englisch)

Homepage von Ian Fleming

Meine Besprechung von Sebastian Faulks’ James-Bond-Roman „Der Tod ist nur der Anfang“ (Devil may care, 2008)

Meine Besprechung von Jeffery Deavers James-Bond-Roman “Carte Blanche” (Carte Blanche, 2011)

Meine Besprechung von Ian Flemings ersten drei James-Bond-Romanen “Casino Royale”, “Leben und sterben lassen” und “Moonraker”

Meine Besprechung des James-Bond-Films „Skyfall“ (Skyfall, GB/USA 2012)

James Bond in der Kriminalakte

Ian Fleming in der Kriminalakte


TV-Tipp für den 28. September: Gardenia – Eine Frau will vergessen

September 28, 2013

MDR, 01.40

Gardenia – Eine Frau will vergessen (USA 1952, R.: Fritz Lang)

Drehbuch: Charles Hoffman

LV: Vera Caspary: Gardenia (Kurzgeschichte)

Norah Larkin glaubt, den Playboy Harry Prebble umgebracht zu haben.

Lang zeichnet das Psychogramm einer Frau in einer männerdominierten Welt.

„Dieses Melodram ist der schwächste aller Films noirs Langs – nur wenige Sequenzen haben zeigen Noir-Qualität.“ (Paul Werner: Film noir)

Mit Anne Baxter, Richard Conte, Raymond Burr, Nat King Cole (spielt sich)

Hinweise

Jay Steinberg bei Turner Classic Movies über Gardenia

Sam Ishii-Gonzalès bei Senses of Cinema über Gardenia

Wikipedia über Vera Caspary

Wikipedia über Fritz Lang (deutsch, englisch)

Senses of Cinema: Dan Shaw über Fritz Lang

BFI über Fritz Lang

MovieMaker: Interview von 1972 mit Fritz Lang

Manhola Dargis: Making Hollywood Films Was Brutal, Even for Fritz Lang (New York Times, 21. Januar 2011)

Meine Besprechung von Fritz Langs “Du und ich” (You and me, USA 1938)

Meine Besprechung von Fritz Langs “Auch Henker sterben” (Hangman also die, USA 1943)

Meine Besprechung von Astrid Johanna Ofner (Hrsg.): Fritz Lang – Eine Retrospektive der Viennale und des Österreichischen Filmmuseums (2012 – Sehr empfehlenswert!)

Fritz Lang in der Kriminalakte


Ein Jazz-Tipp: John Abercrombie Trio

September 27, 2013

Gestern meckerte ich ja über eine Liste, heute gibt es grandiosen Post-1970-Jazz:

John Abercrombie, Gitarre

Dan Wall, Orgel

Adam Nussbaum, Schlagzeug

Das Konzert war am 4. Juli 1993 in Warschau.


Neu im Kino/Filmkritik: „2 Guns“ ballern sich durch das mexikanisch-amerikanische Grenzgebiet

September 27, 2013

 

Als sich Bobby Trench (Denzel Washington) und Michael ‚Stig‘ Stigman (Mark Wahlberg) kennen lernen, halten sie sich für Gangster. Aber sie sind beide Undercover-Agenten. Trench für die DEA (Drug Enforcement Agency), Stigman für das Office of Naval Intelligence, also den Marinenachrichtendienst – und als sie das erfahren, sitzen sie bereits gewaltig in der Scheiße. Denn ihre Vorgesetzten, die CIA und ein mexikanisches Drogensyndikat wollen die 43 Millionen US-Dollar, die sie aus einer kleinen Provinzbank klauten. Gerechnet hatten sie mit drei Millionen, die dem Drogenbaron gehören, den sie überführen sollen. Notgedrungen arbeiten die beiden gegensätzlichen Männer zusammen.

Viel mehr muss man über die Geschichte von „2 Guns“, dem neuen Action-Vehikel von Denzel Washington und Mark Wahlberg nicht wissen. Denn die beiden stürzen sich lustvoll in die leicht chaotische Story von Verrat, Gegenverrat und Gegengegenverrat, die sie nie so richtig überblicken. Aber alle wollen die Millionen haben. Mit allen Mitteln.

Baltasar Kormákur, der mit Mark Wahlberg bereits den gelungenen Gangsterkrimi „Contraband“ inszenierte, erzählt diese Geschichte mit reichlich Action und Humor. „2 Guns“ ist halt ein kurzweiliges Action-Buddymovie irgendwo zwischen Western und „Lethal Weapon“, das an viele andere Filme erinnert. John Flynns düsterer „Der Mann mit der Stahlkralle“ (Rolling Thunder) und Christopher McQuarries „The Way of the Gun“, die ebenfalls mit einer blutigen Schießerei in Mexiko enden, oder John Herzfelds unterschätzte Don-Winslow-Verfilmung „Kill Bobby Z“, in dem Polizisten und Drogenschmuggler sich gegenseitig aufs Kreuz legen, fallen einem spontan ein. Der wichtigste Einfluss sind unübersehbar die Filme von Sam Peckinpah und Walter Hill, vor allem „The Wild Bunch“ und „Ausgelöscht“ (Extreme Prejudice), dessen Shoutout am Ende eine Hommage an das Ende von „The Wild Bunch“ ist.

2 Guns“ könnte fast, auch wegen der vielen Ähnlichkeiten in der Geschichte, eine Hommage an „Ausgelöscht“, gekreuzt mit „Der große Coup“ (Charley Varrick), sein. Aber dafür ist das bleihaltige und explosive Ende in Mexiko dann doch zu hastig zusammengeschnitten und Kormákur verzichtet auf den bitter-melancholischen Subtext und auf die ruhigen Momente, die die Filme von Sam Peckinpah und Walter Hill zu etwas Besonderem machen. So ging Peckinpahs „The Wild Bunch“ zwar wegen seiner Gewalttätigkeit in die Filmgeschichte ein, aber zum Kultfilm wurde er wegen seiner ruhigen Momente, in denen wir die Charaktere kennen lernen, die wissen, dass ihr Ethos aus dem vorherigen Jahrhundert ist. Deshalb fühlen wir mit ihnen, wenn diese Dinosaurier am Ende in ihr letzte Gefecht ziehen.

2 Guns“ hat, im Gegensatz zu „Contraband“, genau diese ruhigen Momente nicht. Es ist nur noch actionhaltige Große-Jungs-Unterhaltung mit einer ordentlichen Portion One-Liner. Das macht Spaß, ist auch kurzweilig, aber letztendlich auch langweilig. Denn Trench und Stig vermitteln nie den Eindruck, dass für sie wirklich etwas auf dem Spiel steht und dass sie Angst haben, etwas zu verlieren.

Außerdem erzählt Kormákur die gesamte Geschichte in dem immergleichen lauten Ton, der seinen Charakteren und der Geschichte nie die Luft zum Atmen lässt. Denn anstatt die vielen Fragen und Themen, wie Loyalität, Freundschaft, Verrat, Korruption und Regierungskriminalität, die in „2 Guns“ angesprochen werden, auch nur halbwegs zu vertiefen, gibt es einfach den nächsten dummen Spruch von Plappermaul Stig und den nächsten Schusswechsel. Wie in „Lethal Weapon“. Allerdings dieses Mal im mexikanisch-amerikanischen Grenzgebiet.

Aber während die „Lethal Weapon“-Filme niemals mehr als laute Actionkomödien sein wollten, hätte „2 Guns“ mehr als ein vergnüglicher Mix aus den Actionfilmen der letzten Jahrzehnte sein können.

2 Guns - Plakat

2 Guns (2 Guns, USA 2013)

Regie: Baltasar Kormákur

Drehbuch: Blake Masters

LV: Steven Grant/Mateus Santolouco: 2 Guns, 2008 (Comic)

mit Denzel Washington, Mark Wahlberg, Paula Patton, Bill Paxton, James Marsden, Fred Ward, Edward James Olmos, Robert John Burke, Patrick Fischler

Länge: 109 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Amerikanische Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „2 Guns“

Moviepilot über „2 Guns“

Metacritic über „2 Guns“

Rotten Tomatoes über „2 Guns“

Wikipedia über „2 Guns“

Homepage von Steven Grant

Huffington Post: Interview mit Baltasar Kormakur über „2 Guns“ (31. Juli 2013)

Man Cave Daily: Steven Grant über die Filme, die seinen Comic „2 Guns“ beeinflussten (29. Juli 2013 – bis auf „Der große Coup“ [Charley Varrick] eine eher erstaunliche Liste)

Meine Besprechung von Baltasár Kormakurs „Contraband“ (Contraband, USA 2012)

Meine Besprechung von Steven Grants „CSI: Geheimidentität“ (Secret Identity, 2005 – Comic)

 

 

 


Die KrimiZeit-Bestenliste Oktober 2013

September 27, 2013

 

Früher als gewohnt kredenzen die Damen und Herren der KrimiZeit-Bestenliste die Empfehlungsliste für den Oktober:

1 (-) Jerome Charyn: Unter dem Auge Gottes

2 (3) Andrea Maria Schenkel: Täuscher

3 (1) Dominique Manotti: Zügellos

4 (9) Walter Mosley: Manhattan Fever

5 (6) C. S. Forester: Tödliche Ohnmacht

6 (2) Adrian McKinty: Der katholische Bulle

7 (-) Robert Wilson : Stirb für mich

8 (10) Dror Mishani: Vermisst

9 (5) Carsten Stroud: Die Rückkehr

10 (2 im August 2013 ) Patrícia Melo: Leichendieb

In ( ) ist die Platzierung vom Vormonat.

An die Manotti-Rezi muss ich mich unbedingt endlich mal ransetzen. „Ich töte lieber sanft“ von George V. Higgins hätten sie ruhig in die Liste aufnehmen können. Horst Eckert auch; – obwohl der wird von der Liste ja eh konsequent ignoriert, während Andrea Maria Schenkel ein Listenabo hat.

 

 


TV-Tipp für den 27. September: Blutmond

September 27, 2013

3sat, 22.35

Blutmond (USA 1986, R.: Michael Mann)

Drehbuch: Michael Mann

LV: Thomas Harris: Red Dragon, 1981 (Roter Drache)

Duell zwischen einem psychologisch geschulten Polizisten und einem Serienmörder.

Hannibal Lector hat im Buch und im Film nur eine Nebenrolle.

Erste, damals erfolglose Verfilmung von „Red Dragon“. Inzwischen werden die Qualitäten des Achtziger-Jahre-Thrillers, wie die kühle Farbgebung, erkannt. „Blutmond“ ist ein spannender Thriller, der allerdings nicht die Qualität von Michael Manns späteren Filmen wie „Heat“ und „Collateral“ erreicht, aber viel besser als das lahme Remake ist. „Die überaus intelligente Konstruktion der Romane und ihre Glaubwürdigkeit in der Handlungsführung und Personenzeichnung kommt in ‚Blutmond‘ nur unzureichend zur Geltung. Michael Mann vertraute zu sehr auf visuelle Effekte und vernachlässigte in der gleichwohl bemerkenswerten Stilisierung seiner Schauplätze die dramaturgische Gestaltung.“ (Zurhorst: Lexikon des Kriminalfilms)

Mit William L. Petersen, Kim Greist, Joan Allen, Brian Cox, Dennis Farina, Tom Noonan

Auch bekannt als „Manhunter“ und „Roter Drache“

Wiederholung: Sonntag, 29. September, 03.20 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Blutmond“

Wikipedia über „Blutmond“ (deutsch, englisch)

Homepage von Thomas Harris

Krimi-Couch über Thomas Harris

Wikipedia über Thomas Harris (deutsch, englisch)


Das „Rolling Stone“-Totaldesaster „Die 100 besten Jazz-Alben aller Zeiten“

September 26, 2013

 

Lieber Rolling Stone,

 

als ich das neue Heft in der Hand hielt, jauchzte ich vor Freude. Eine DVD mit Aufnahmen vom Jazzfest Montreux und – obwohl ich kein großer Freund von Listen bin – eine Liste mit den „100 besten Jazz-Alben aller Zeiten“.

Und dann das:

Auf der DVD ist der echte Jazz eher rar. Immerhin sind Charles Mingus, Miles Davis, Ella Fitzgerald und Etta James dabei. Aber auch Van Morrison, James Brown (beide okay), Talk Talk und die Stray Cats. Das ist dann doch arg poppig.

Naja, Montreux hatte auch immer eine starke Popschiene.

Aber die Liste der „100 besten Jazz-Alben aller Zeiten“ ist eine Frechheit. Von den hundert gelisteten Alben erschienen null (!!!) Platten vor 1950 (auch Charlie Parker fehlt) und zwanzig nach 1970, davon fünf nach 1980. Wobei man ehrlicherweise die beiden bereits in den Sechzigern aufgenommenen Live-Aufnahmen von John Coltrane rausrechnen muss.

Sehen wir uns mal die Post-1970-Aufnahmen an:

Nach 1970

Miles Davis: Bitches Brew (1970, Platz 12)

Carla Bley: Escalator over the hill (1971, Platz 19)

Alice Coltrane: Journey in Satchidananda (1970, Platz 25)

Herbie Hancock: Sestant (1973, Platz 28)

Sun Ra: Space is the place (1973, Platz 35)

Herbie Hancock: Head Hunters (1973, Platz 37)

Archie Shepp: Attica Blues (1972, Platz 44)

Charles Mingus (1972, Platz 67)

Sun Ra: Lanquidity (1978, Platz 68)

Duke Ellington: Afro-Eurasian Eclipse (1971, Platz 70)

Mahavishnu Orchestra: The inner mounting flame (1971, Platz 75)

Ornette Coleman: Dancing in your heads (1977, Platz 78)

Keith Jarrett: The Köln Concert (1975, Platz 85)

Om: Om with Dom Um Romao (1978, Platz 90)

John Coltrane: Sun Ship (1971, Platz 97 – eine Live-Aufnahme von 1965)

Yeah, nach 1975 wird die Luft merklich dünner.

Nach 1980

Matana Roberts: Coin Coin Chapter One: Gens de couleur libres (2011, Platz 48)

Allan Toussaint: The bright Mississippi (2009, Platz 82)

John Coltrane: The Olatunji Concert (2001, Platz 88 – also 2001 veröffentlicht. Das Konzert war 1967)

Nils Petter Molvar: Khmer (1998, Platz 92)

Miles Davis: Tutu (1986, Platz 96 – Ehrlich? Hat Miles Davis seit „Bitches Brew“ wirklich nichts besseres eingespielt?)

Und jetzt die ersten fünf Plätze

John Coltrane: A love supreme (1965)

Miles Davis: Kind of Blue (1959)

Charles Mingus: Mingus Ah Um (1959)

Pharoah Sanders: Karma (1969)

Eric Dolphy: Out to lunch! (1964)

Gute Alben. Die bekannten Klassiker eben.

Dieses Mal werden sogar die Jurymitglieder genannt. Ausgewiesene Jazzmusiker und -kritker sind kaum dabei. Gleiches gilt für Labelbetreiber und Veranstalter. Von den bekannten Jazz-Zeitschriften ist niemand dabei. Die Jury ist eher ein Strauß Buntes.

Was fehlt? Salopp gesagt alles ab 1970 und fast alles, was nicht aus den USA kommt. Also Musiker wie – ohne irgendeinen Anspruch auf Vollständigkeit: Ray Anderson, Django Bates, Tim Berne, Steve Coleman, Gary Thomas, Bill Frisell, John Scofield, Pat Metheny, John Abercrombie, John McLaughlin (abgesehen von der „Mahavishnu Orchestra“-Platte), Brad Mehldau, John Zorn, Dave Douglas, Jim Black, Kenny Garrett, Don Byron, Louis Sclavis, David Murray, Geri Allen, Paul Motian, Joe Lovano, Joey Baron, Art Ensemble of Chicago, Charles Lloyd, Joshua Redman, James Carter, Wynton Marsalis, Branford Marsalis, Cassandra Wilson, Michael Brecker und die Brecker Brothers, Courtney Pine, Jan Garbarek, Rabih Abou-Khalil, Wolfgang Dauner, Dollar Brand, Randy Weston, Matthew Shipp, Cecil Taylor, Anthony Braxton, Marty Ehrlich, Bobby Previte, Gerry Hemingway, Mark Helias, Ellery Eskelin, Mark Dresser, Ken Vandermark, Julius Hemphill, Vernon Reid, Han Bennink, Irene Schweizer, Alexander von Schlippenbach, Joe Zawinul und Weather Report, Kölner Saxophon Mafia, das Zentralquartett (und der gesamte DDR- und Ostblock-Jazz) undundund und ihre Platten.

Und das sind nur die Jazzer, die mir spontan einfallen.

Da gäbe es unendlich viel zu entdecken.

Aber die „Rolling Stone“-Liste befriedigt wieder einmal nur den Mythos, dass Jazz eine total tote Musik sei, gemacht von einer Handvoll Musiker. Für eine Musikzeitschrift ist diese Liste ein Armutszeugnis, das höchstens mit einer Liste: „Die 100 besten Jazz-Alben der letzten vierzig Jahre“ wieder gutgemacht werden kann.

Bis dahin empfehle ich einfach mal die eben genannten Musiker.

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Ein enttäuschter Jazzfan


Neu im Kino/Filmkritik: Der Google-Werbefilm „Prakti.com“

September 26, 2013

Auf den ersten Blick ist „Prakti.com“, der neue Film von „Real Steel“-Regisseur Shawn Levy eine nette Buddy-Komödie und ein lässiges Coming-of-Age-Drama mit humanistischer Botschaft. Und dass Owen Wilson und Vince Vaughn, der auch das Drehbuch schrieb, die Hauptrollen übernahmen, spricht ebenfalls für den Film. Immerhin sind das zwei sympathische Jungs, mit denen man gerne ein Bier trinkt. Sie spielen Billy (Vince Vaughn) und Nick (Owen Wilson), zwei richtig altmodische Vertreter, deren Firma dummerweise geschlossen wird, weil auch die Geschäfte mit wertvollen Uhren jetzt im Internet erledigt werden. Im Internet sind aber ihre Talente nicht gefragt und nach desaströsen Erfahrungen mit wirklichen Arschloch-Chefs entschließen die beiden Computer-Analphabeten sich, einen Neustart in einem aufstrebendem Unternehmen zu wagen: Google. Denn das Internet ist die Zukunft und Billy und Nick wollen ihre Chance ergreifen. Wider Erwarten erhalten die Mittvierziger die begehrten Praktikumsplätze und befinden sich plötzlich unter einer Horde Jugendlicher, die ihre Kinder sein könnten, die hochintelligent sind, aber über keine Emotionale Intelligenz verfügen, keine Lebenserfahrung haben (Erster Sex? Erstes Besäufnis? Nada.) und sich nur mit Nullen und Einsen auskennen. Damit können unsere beiden Jungs nichts anfangen – und über gut zwei Stunden amüsieren sie sich bei Google, bringen den Kindern etwas bei und formen aus den lebensuntüchtigen Nerds ein lebensfähiges Team.

Das verläuft alles in den bekannten Bahnen, garniert mit einigen netten Witzen und einem Blick in die Welt von Google. Das Unternehmen gewährte den Filmemachern einen Einblick in ihre Arbeit und beriet auch auf fachlicher Ebene. Auf das Drehbuch, so die Filmemacher im Presseheft, nahm der Internetgigant keinen Einfluss. Das war auch nicht nötig. Denn in dem Werbefilm für Google – und mehr ist „Prakti.com“ letztendlich nicht – wird die Google-Ideologie so nett verpackt, dass man kaum bemerkt, wie einem hier eine erzkapitalistische Ideologie verkauft wird, in dem alles zu Geld gemacht wird und nur das Prinzip des Überlebens des Stärkeren propagiert wird.

In „Prakti.com“ muss allerdings niemand mehr vom Manchester-Kapitalismus überzeugt werden. Die Firma mit dem unmenschlichsten Ausleseprinzip (immerhin wird nur ein Praktikantenteam die begehrten Jobs bekommen) soll die menschlichste Firma im ganzen Land sein und alle Menschen wollen verzweifelt die Vorgaben der Gesellschaft erfüllen. Sie stellen sie nicht mehr in Frage, zweifeln nicht an den Werten, sondern arbeiten härter als die Max Weberschen Calvinisten, weil sie nur so dazugehören können. Und der amerikanische Traum verkommt, vollkommen ironiefrei, zum Kampf um einen Arbeitsplatz.

Selten wurde Ideologie so wattig nett verpackt, dass sie auch in einem Werbefilm, der wie eine Gehirnwäsche funktioniert, kaum noch auffällt. Denn am Ende will man gar nicht mehr glauben, dass diese beste aller Firmen auch irgendetwas schlechtes machen kann. Levys Film ist keine Satire, keine Demaskierung von Google, sondern, in den Worten der Macher, eine Sommerkomödie, in der genuine Altruismus von Google und deren ständiges Bemühen, die Welt zu einem besseren Ort zu machen, gezeigt werde.

Und dieses Bemühen kennt nun mal keinen Feierabend und keine Grenze.

Allerdings hat „Prakti.com“, wahrscheinlich unwissentlich, eine sehr subversive Komponente: denn während bei Google der Geist der Effizienz herrscht, wirkt der gesamte Film lässig bis nachlässig vor sich hin improvisiert. Ganz das Gegenteil der Google-Philosophie.

PraktiCom - Poster

Prakti.com – Die klicken nicht richtig (The Internship, USA 2013)

Regie: Shawn Levy

Drehbuch: Vince Vaughn, Jared Stern (nach einer Geschichte von Vince Vaughn)

mit Vince Vaughn, Owen Wilson, Rose Byrne, Aasif Mandvi, Max Minghella, Josh Brener, Dylan O’Brien, Tiya Sircar, Tobit Raphael, Josh Gad, John Goodman

Länge: 120 Minuten

FSK: ab 6 Jahre

Hinweise

Amerikanische Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „Prakti.com“

Moviepilot über „Prakti.com“

Metacritic über „Prakti.com“

Rotten Tomatoes über „Prakti.com“

Wikipedia über „Prakti.com“ (deutsch, englisch)


TV-Tipp für den 26. September: Terminator 2 – Tag der Abrechnung

September 26, 2013

 

Vox, 22.05

Terminator 2 – Tag der Abrechnung (Director’s Cut) (USA 1991, R.: James Cameron)

Drehbuch: James Cameron, William Wisher Jr.

Genialer Plan: um John Connor, den zukünftigen Anführer der Widerstandsbewegung gegen die Roboter, zu beseitigen, schicken sie einen T-1000-Roboter in die Vergangenheit (also die Gegenwart) zurück. Er soll Connor töten. Und Connor schickt einen T-800 zurück. Den kennen wir noch aus dem ersten „Terminator“-Film, als er Connors Mutter töten sollte, aber jetzt kämpft er im Team der Guten.

Eine der wenigen gelungenen Fortsetzungen und ein Kassenknüller.

Actionkino auf der Höhe des im Kino derzeit Möglichen, rasant, packend und innovativ.“ (Fischer Film Almanach 1992)

Debüt von Edward Furlong.

mit Arnold Schwarzenegger, Robert Patrick, Edward Furlong, Linda Hamilton, Earl Boen, S. Epatha Merkerson, Xander Berkeley

Wiederholung: Freitag, 27. September, 02.50 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Terminator 2 – Tag der Abrechnung“

Wikipedia über „Terminator 2 – Tag der Abrechnung“ (deutsch, englisch)


NRW-Ministerpräsident eine Woche vor der Wahl ermordet – Horst Eckert schaltet das „Schwarzlicht“ an

September 25, 2013

Nach „Schwarzer Schwan“ verließ Horst Eckert grafit, wo alle seine bisherigen Polizeiromane erschienen, und ist jetzt bei Wunderlich. Ansonsten veränderte sich wenig. Auch sein neuester Roman „Schwarzlicht“ spielt in Düsseldorf, es treten einige alte Bekannte auf und der Protagonist ist, wie in seinen vorherigen Krimis, ein uns bislang unbekannter Polizist: Vincent Veih, 43 Jahre, Kommissar, Mutter RAF-Terroristin, Vater unbekannt, Großvater Polizist, der während der Nazi-Zeit Kriegsverbrechen beging. Da haben wir das gesamte Elend der deutschen Geschichte, das allerdings für die „Schwarzlicht“-Geschichte nicht so wichtig ist.

Veih wird, nach dem freiwilligen Weggang von Ela Bach, zum kommissarischen Leiter des KK 11, der Mordkommission, ernannt und er hat seinen größten Fall: Walter Castorp, CDU-Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen und ein Mash-Up der korrupten CDU-Politiker der letzten Jahre, wird eine Woche vor der Landtagswahl von einer Putzfrau ertrunken in einem Schwimmbad gefunden. Castorp war in einen Politskandal über die heimliche Überwachung der Opposition verwickelt und die letzten Tage untergetaucht. Er war mit seiner persönlichen Referentin Carmen Markowitz in Zürich und kam mit zwei schweren Aktenkoffern, die verschwunden sind, zurück. Außerdem ertrank er nicht in seinem eigenen Swimmingpool, sondern in dem von Hartmut Osterkamp, einem Großinvestor, auf dessen neuester Großbaustelle bei einem Brand drei ukrainische Arbeiter starben.

Schnell stellt sich heraus, dass Castorp ermordet wurde.

Schwarzlicht“ bewegt sich, wie die vorherigen Polit-Thriller von Horst Eckert, nah an der Wirklichkeit und transformiert die Schlagzeilen und Polit-Skandale der vergangenen Monate und Jahre in einen spannenden, schnörkellos erzählten Thriller. Das ist für langjährige Eckert-Fans nichts Neues und bewegt sich auf bekannt hohem Niveau.

Aber während Eckert in seinen vorherigen Romanen zwischen mehreren Erzählsträngen jonglierte, konzentriert er sich in „Schwarzlicht“ auf Vincent Veih und erzählt die Geschichte aus seiner Perspektive. Und, nach all dem Polit-Wirrwarr, immerhin wollen Regierung und Opposition Veih für sich gewinnen, Osterkamp macht ihm ebenfalls ein verlockendes Angebot, kommt die Lösung in dem Whodunit-artigen Roman etwas plötzlich. Auch weil die Spuren in andere Richtungen deuteten.

Davon abgesehen ist „Schwarzlicht“ ein echter Pageturner, der seine Geschichte in einer angenehmen Länge straff erzählt. Da ist kein Wort zu viel, und es gibt auch keine länglichen Passagen, die man am liebsten überblättern würde.

Eckert - Schwarzlicht

Horst Eckert: Schwarzlicht

Wunderlich, 2013

384 Seiten

19,95 Euro

Hinweise

Homepage von Horst Eckert

Meine Besprechung von Horst Eckerts “Sprengkraft”

Meine Besprechung von Horst Eckerts „Königsallee“

Meine Besprechung von Horst Eckerts „Der Absprung“

Meine Besprechung von Horst Eckerts „617 Grad Celsius“

Kriminalakte: Interview mit Horst Eckert über „Sprengkraft“

Meine Besprechung von „Niederrhein-Blues und andere Geschichten“

Meine Besprechung von Horst Eckerts „Schwarzer Schwan“

Horst Eckert über „Schwarzlicht“


Frank Göhre begibt sich auf die „Geile Meile“

September 25, 2013

Göhre - Geile Meile

Für langjährige Frank-Göhre-Fans enthält „Geile Meile“, außer dem Essay „Es war einmal St. Pauli“ und der dreiseitigen Nachbemerkung, nichts neues. Nach „Die Kiez-Trilogie“, der seine Romane „Der Schrei des Schmetterlings“ (1986), „Der Tod des Samurai“ (1989) und „Der Tanz des Skorpions“ (1991) über die Organisierte Kriminalität in Hamburg, vor allem in St. Pauli, enthält und die als düstere, semidokumentarische Noirs das Kernstück des Frank-Göhre-Kults sind, sind in „Geile Meile“ zwei Romane, zwei Novellen und das eben erwähnte Essay enthalten.

Es sind der unmittelbar nach den drei St.-Pauli-Romanen entstanden „Short Cuts“-ähnlichen Roman „St. Pauli Nacht“, in dem Göhre anhand mehrerer vollkommen unterschiedlicher Menschen, die sich höchstens zufällig begegnen, in knappen Szenen von einer normalen Nacht auf der Vergnügungsmeile erzählt. Sönke Wortmann verfilmte das Buch mit Starbesetzung durchaus gelungen.

Zappas letzter Hit“ führt zehn Jahre nach den Ereignissen von „Der Tanz des Skorpions“ die Geschichte der damals wichtigen und überlebenden Protagonisten fort, bildet einen Epilog zur Kiez-Trilogie und ist auch ein Abgesang auf ein St. Pauli, das es nicht mehr gibt. Außerdem porträtiert der Roman die Hamburger Stadtpolitik vor über einem Jahrzehnt und kann daher inzwischen schon als historischer Roman gelesen werden.

Rentner in Rot“ und „Der letzte Freier“ sind zwei Novellen, in denen Hauptkommissar Jörg Fedder, den wir unter anderem aus den Kiez-Romane kennen, auf Mördersuche geht. Einmal wurde eine Rentnerin ermordet, einmal eine Prostituierte.

Es war einmal St. Pauli“ ist ein 24-seitiges Essay in dem Frank Göhre sich mit den Spielfilmen „Polizeirevier Davidwache“ (1964), „Der Engel von St. Pauli“ (1969) und „Zinksärge für die Goldjungen“ (1973) von Jürgen Roland und den zahlreichen Verbindungen zwischen den Filmen und der Realität beschäftigt.

Für Noch-nicht-Frank-Göhre-Fans ist „Geile Meile“, die Ideen und Themen der Kiez-Trilogie fortführt, natürlich ein guter Einstieg in sein Werk, das inzwischen fast vollständig bei Pendragon vorliegt. Wobei ich „Zappas letzter Hit“ erst nach der Kiez-Trilogie lesen würde.

Frank Göhre: Geile Meile

Pendragon, 2013

512 Seiten

14,99 Euro

enthält

Zappas letzter Hit

Pendragon, 2006

St. Pauli Nacht

rororo, 1993

(danach mehrere, teilweise bearbeitete Neuveröffentlichungen mit unterschiedlichem Bonusmaterial)

Rentner in Rot

Schwarze Hefte, Band 1, 1999

(Nachdruck in „St. Pauli Nacht“, Pendragon 2007)

Der letzte Freier

Edition Nautilus (Kaliber .64), 2006

Es war einmal in St. Pauli

Erstveröffentlichung

Hinweise

Homepage von Frank Göhre

Meine Besprechung von Frank Göhres „Der letzte Freier“ (2006)

Meine Besprechung von Frank Göhres „Zappas letzter Hit“ (2006)

Meine Besprechung von Frank Göhres „St. Pauli Nacht“ (2007, überarbeitete Neuausgabe)

Meine Besprechung von Frank Göhres „MO – Der Lebensroman des Friedrich Glauser“ (2008)

Meine Besprechung von Frank Göhres „An einem heißen Sommertag“ (2008)

Meine Besprechung von Frank Göhres „Abwärts“ (2009, Neuausgabe)

Meine Besprechung von Frank Göhres „Seelenlandschaften – Annäherungen, Rückblicke“ (2009)

Meine Besprechung von Frank Göhres „Der Auserwählte“ (2010)

Meine Besprechung von Frank Göhres “Die Kiez-Trilogie” (2011)

Meine Besprechung von Frank Göhres „I and I – Stories und Reportagen“ (2012)

Frank Göhre in der Kriminalakte


TV-Tipp für den 25. September: Denn zum Küssen sind sie da

September 25, 2013

Kabel 1, 22.10

Denn zum Küssen sind sie da (USA 1997, R.: Gary Fleder)

Drehbuch: David Klass

LV: James Patterson: Kiss the girls, 1995 (Denn zum Küssen sind sie da)

Polizeipsychologe Cross sucht den Frauenmörder „Casanova“. Als eines der Opfer entkommen kann, erhält Cross den entscheidenten Hinweis zur Lösung.

Lahmer Serienkiller-Thriller, basierend auf einem ebenso lahmen und schlecht geschriebenen Buch. Dennoch durfte Alex Cross (Morgan Freeman) in „Im Netz der Spinne“ (USA 2001, R.: Lee Tamahori) weiterermitteln. Nach einer zehnjährigen Pause gab es mit Tyler Perry als Alex Cross in dem Film „Alex Cross“ (R.: Rob Cohen) einen missglückten Neustart.

Von Gary Fleder hatte ich nach seinem tollen Debüt „Das Leben nach dem Tod in Denver“ (USA 1995) mehr erwartet. Danach arbeitete er fast ausschließlich für das Fernsehen. Zum Jahresende gibt es allerdings einen neuen Kinofilm von ihm: den Thriller „Homefront“, nach einem Roman von Chuck Logan mit Jason Statham in der Hauptrolle.

mit Morgan Freeman, Ashley Judd, Cary Elwes, Brian Cox, Bill Nunn

Wiederholung: Donnerstag, 26. September, 02.25 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Denn zum Küssen sind sie da“

Wikipedia über „Denn zum Küssen sind sie da“ (deutsch, englisch)

Homepage von James Patterson

The Rap Sheet über James Patterson

Fantastic Fiction über James Patterson 

James Patterson auf der Krimi-Couch

Meine Besprechung von James Patterson/Michael Ledwidges „Im Affekt“ (The Quickie, 2007)

Meine Besprechung von James Patterson/Mark Sullivans „Der Tag der Rache“ (Private Berlin, 2013)

Meine Besprechung der James-Patterson-Verfilmung „Alex Cross“ (Alex Cross, USA 2012)

James Patterson in der Kriminalakte

Und hier ist der Trailer für „Homefront“


Cover der Woche

September 24, 2013

Stark - Sein Gewicht in Gold


TV-Tipp für den 24. September: Tatort: Usambaraveilchen

September 24, 2013

 

BR, 20.15

Tatort: Usambaraveilchen (D 1981, R.: Wilm ten Haaf)

Drehbuch: Herbert Rosendorfer

Die junge Apothekerin Ulla Brendl wird in ihrer Wohnung erschossen. Tatverdächtig ist Rechtsanwalt Berg, ihr verheirateter Liebhaber. Kommissar Veigl verfolgt aber auch eine andere Spur.

Der, wie alle alten „Tatorte“, selten gezeigte „Tatort“ „Usambaraveilchen“ war, abgesehen von einem Nachwendegastspiel in Dresden, der letzte Fall für Kommissar Veigl, der in München ermittelte und damals sehr beliebt war.

mit Gustl Bayrhammer, Helmut Fischer, Willy Harlander, Stefan Orlac, Maria Körber

Hinweise

Tatort-Fundus über Kommissar Veigl

Wikipedia über Herbert Rosendorfer

Bonus

Ein weiterer „Tatort“ mit Kommissar Veigl: Maria im Elend (Deutschland 1979, Regie: Wolf Dietrich, Drehbuch: Willy Purucker)


Preisregen für Krimiautoren: Die diesjährigen Gewinner der Anthony, Shamus, Macavity, Barry und Derringer Preise

September 23, 2013

Das werden jetzt viele Namen. Sehr viele Namen. Sehr viele Bücher – und der geneigte Krimifan sollte wenigstens einen Blick auf den Klappentext riskieren.

Also dann: auf der Bouchercon wurden verliehen

Die Anthony Awards

Best Novel

The Beautiful Mystery, von Louise Penny (Minotaur)

nominiert

Dare Me, von Megan Abbott (Reagan Arthur)

Trinity Game, von Sean Chercover (Thomas & Mercer)

Gone Girl, von Gillian Flynn (Crown)

The Other Woman, von Hank Phillippi Ryan (Forge)

Best First Novel

The Expats, von Chris Pavone (Crown)

nominiert

Don’t Ever Get Old, von Daniel Friedman (Minotaur/Thomas Dunne)

The Professionals, von Owen Laukkanen (Putnam)

The 500, von Matthew Quirk (Reagan Arthur)

Black Fridays, von Michael Sears (Putnam)

Best Paperback Original

Big Maria, von Johnny Shaw (Thomas & Mercer)

nominiert

Whiplash River, von Lou Berney (Morrow)

Murder for Choir, von Joelle Charbonneau (Berkley Prime Crime)

And She Was, von Alison Gaylin (Harper)

Blessed Are the Dead, von Malla Nunn (Emily Bestler)

Best Short Story

Mischief in Mesopotamia, von Dana Cameron (Ellery Queen Mystery Magazine, November 2012)

nominiert

Kept in the Dark, von Shelia Connolly (in Best New England Crime Stories 2013: Blood Moon, herausgegeben von Mark Ammons, Katherine Fast, Barbara Ross und Leslie Wheeler; Level Best)

The Lord Is My Shamus, von Barb Goffman (in Chesapeake Crimes: This Job Is Murder, edited von Donna Andrews, Barb Goffman und Marcia Talley; Wildside Press)

Peaches, von Todd Robinson (Grift, Spring 2012)

The Unremarkable Heart, von Karin Slaughter (in Mystery Writers of America Presents: Vengeance, herausgegeben von Lee Child; Mulholland)

Best Critical Non-fiction Work

Books to Die For: The World’s Greatest Mystery Writers on the World’s Greatest Mystery Novels, herausgegeben von John Connolly und Declan Burke (Atria/Emily Bestler)

nominiert

Blood Relations: The Selected Letters of Ellery Queen, 1947-1950, herausgegeben von Joseph Goodrich (Perfect Crime)

More Forensics and Fiction: Crime Writers Morbidly Curious Questions Expertly Answered, von D.P. Lyle (Medallion Press)

The Grand Tour: Around the World with the Queen of Mystery Agatha Christie, herausgegeben von Mathew Prichard (Harper)

In Pursuit of Spenser: Mystery Writers on Robert B. Parker and the Creation of an American Hero, herausgegeben von Otto Penzler (Smart Pop)

Lifetime Achievement Award

Sue Grafton

David Thompson Special Services Award

Marv Lachman

Die Shamus Awards

Die Private Eye Writers of America (PWA) verliehen die diesjährigen Shamus Awards an:

Best Hardcover P.I. Novel

Taken (Straße des Todes), von Robert Crais (Putnam) (erscheint im November als Heyne Taschenbuch)

nominiert

Robert B. Parker’s Lullaby, von Ace Atkins (Putnam)

Hunting Rose, von Jack Fredrickson (Minotaur)

Blues in the Night, von Dick Lochte (Severn House)

The Other Woman, von Hank Phillippi Ryan (Forge)

Best First P.I. Novel

Black Fridays, von Michael Sears (Putnam)

nominiert

Hush Money, von Chuck Greaves (Minotaur)

Murder Unscripted, von Clive Rosengren (Perfect Crime)

Racing Sweetie the Devil, von Jaden Terrell (Permanent Press)

The Twenty-Year Death, von Ariel S. Winter (Hard Case Crime)

Best Original Paperback P.I. Novel

And She Was, von Alison Gaylin (Harper)

nominiert

Death Warmed Over, von Kevin J. Anderson (Kensington)

Archie Meets Nero Wolfe, von Robert Goldsborough (The Mysterious Press/Open Road)

False Negative, von Joseph Koenig (Hard Case Crime)

Pulse, von John Lutz (Kensington)

Best P.I. Short Story

Ghost Negligence, von John Shepphird (Alfred Hitchcock Mystery Magazine [AHMM], July/August 2012)

nominiert

The Sequel, von Jeffery Deaver (The Strand Magazine, November-Februar 2012-2013)

After Cana, von Terence Faherty (Ellery Queen Mystery Magazine, September/Oktober, 2012)

O’Nelligan and the Lost Fates, von Michael Nethercott (AHMM, März 2012)

Illegitimati Non Carborundum, von Stephen D. Rogers (Crimespree Magazine, Mai/Juni 2012)

Best Indie P.I. Novel

White Heat, von Paul D. Marks (Timeless Skies)

nominiert

Stranger in Town, von Cheryl Bradshaw (CreateSpace)

Enamored, von O’Neil De Noux (CreateSpace)

One-Eyed Jack, von Christopher J. Lynch (CreateSpace)

Devil May Care, von James Mullaney (James\Mullaney#Books)

The Eye (Lifetime Achievement Award)

Loren D. Estleman

Die Macavity Awards

Best Mystery Novel

The Beautiful Mystery, von Louise Penny (Minotaur)

nominiert

Gone Girl, von Gillian Flynn (Crown)

The Blackhouse, von Peter May (Silver Oak)

The Other Woman, von Hank Philippi Ryan (Forge)

The Art Forger, von B.A. Shapiro (Algonquin)

The Twenty-Year Death, von Ariel S. Winter (Hard Case Crime)

The Last Policeman, von Ben H. Winters (Quirk)

Best First Mystery Novel

Don’t Ever Get Old, von Daniel Friedman (Minotaur/Thomas Dunne)

nominiert

Low Country Boil, von Susan M. Boyer (Henery Press)

Mr. Churchill’s Secretary, von Susan Elia MacNeal (Bantam)

The Expats, von Chris Pavone (Crown)

Best Mystery Non-Fiction

Books to Die For: The World’s Greatest Mystery Writers on the World’s Greatest Mystery Novels, herausgegeben von John Connolly und Declan Burke (Atria/Emily Bestler)

nominiert

Midnight in Peking: How the Murder of a Young Englishwoman Haunted the Last Days of Old China, von Paul French (Penguin)

In Pursuit of Spenser: Mystery Writers on Robert B. Parker and the Creation of an American Hero, herausgegeben von Otto Penzler (BenBella/Smart Pop)

Best Mystery Short Story

The Lord Is My Shamus, von Barb Goffman (in Chesapeake Crimes: This Job Is Murder, herausgegeben von Donna Andrews, Barb Goffman und Marcia Talley; Wildside Press)

nominiert

The Unremarkable Heart, von Karin Slaughter (in Mystery Writers of America Presents: Vengeance, herausgegeben von Lee Child; Mulholland)

Thea’s First Husband, von B.K. Stevens (Alfred Hitchcock Mystery Magazine, Juni 2012)

When Duty Calls, von Art Taylor (in Chesapeake Crimes: This Job Is Murder)

Blind Justice, von Jim Fusilli (n Mystery Writers of America Presents: Vengeance)

The Sequel, von Jeffery Deaver (The Strand Magazine, November-Februar 2012-2013)

Sue Feder Historical Memorial Award

An Unmarked Grave, von Charles Todd (HarperCollins)

nominiert

A City of Broken Glass, von Rebecca Cantrell (Forge)

Princess Elizabeth’s Spy, von Susan Elia MacNeal (Bantam)

The Confession, von Charles Todd (HarperCollins)

Elegy for Eddie, von Jacqueline Winspear (HarperCollins)

Die Barry Awards

Best Novel

The Blackhouse, von Peter May (Silver Oak)

nominiert

Gone Girl, von Gillian Flynn (Crown)

Trust Your Eyes, von Linwood Barclay (NAL)

Defending Jacob, von William Landay (Delacorte)

Live von Night, von Dennis Lehane (Morrow)

Dead Scared, von S.J. Bolton (Minotaur)

Best First Novel

A Killing in the Hills, von Julia Keller (Minotaur)

nominiert

The Yard, von Alex Grecian (Putnam)

Sacrifice Fly, von Tim O’Mara (Minotaur)

The Dark Winter, von David Mark (Blue Ridge Press)

Black Fridays, von Michael Sears (Putnam)

The Professionals, von Owen Laukkanen (Putnam)

Best Paperback Original

Mr. Churchill’s Secretary, von Susan Elia McNeal (Bantam)

nominiert

Pago Pago Tango, von John Enright (Thomas & Mercer)

Blessed Are the Dead, von Malla Nunn (Washington Square)

The Other Woman’s House, von Sophie Hannah (Penguin)

Bloodland, von Alan Glynn (Picador)

Beneath the Abbey Wall, von A.D. Scott (Atria)

Best Thriller

The Fallen Angel, von Daniel Silva (Harper)

nominiert

The Last Refuge, von Ben Coes (St. Martin’s)

The Right Hand, von Derek Haas (Mulholland)

A Foreign Country, von Charles Cumming (St. Martin’s)

House Blood, von Mike Lawson (Atlantic Monthly)

Red Star Burning, von Brian Freemantle (Minotaur)

Don Sandstrom Memorial Award for Lifetime Achievement in Mystery Fandom

Ali Karim

Die Derringer Awards

(die Gewinner wurden bereits Ende März bekannt gegeben, aber die Preisträger erhielten erst jetzt die Preise)

Best Flash Story (up to 1,000 words)

The Cable Job, von Randy DeWitt (Alfred Hitchcock Mystery Magazine [AHMM], September 2012)

nominiert

An Old-Fashioned Villain, von Nick Andreychuk (Sherlock Holmes Mystery Magazine, Mai 2012)

Dead Man, von A.J. Hayes (aus Off the Record 2: At the Movies, herausgegeben von Luca Veste und Paul D. Brazill; Guilty Conscience)

Twas the Knife Before Christmas, von Allan Leverone (Shotgun Honey, Dezember 24, 2012)

Daddy’s Girl, von Nicola Kennington (The Flash Fiction Offensive, Juli 22, 2012)

Best Short Story (1,001-4,000 words)

Getting Out of the Box, von Michael Bracken (aus Crime Square, herausgegeben von Robert J. Randisi; Vantage Point)

nominiert

A Special Kind of Hell, von Hilary Davidson (aus Beat to a Pulp: Round Two, herausgegeben von David Cramer und Matthew P. Mayo; Beat to a Pulp)

Dead Weight, von Allan Leverone (aus Burning Bridges: A Renegade Fiction Anthology, herausgegeben von Benjamin Sobieck, Heath Lowrance, and McDroll; e-book)

Nain Rouge, von Barbara Nadel (Ellery Queen Mystery Magazine [EQMM], August 2012)

Baby Boy, von Todd Robinson (aus Protectors: Stories to Benefit PROTECT, herausgegeben von Thomas Pluck; Goombah Gumbo Press)

Best Long Story (4,001-8,000 words)

When Duty Calls, von Art Taylor (aus Chesapeake Crimes: This Job Is Murder, herausgegeben von Donna Andrews, Barb Goffman und Marcia Talley; Wildside Press)

nominiert

The Pot Hunters, von David Hagerty (AHMM, June 2012)

A Regular Story, von Peggy McFarland (aus Best New England Crime Stories 2013: Blood Moon, herausgegeben von Mark Ammons, Katherine Fast, Barbara Rossv und Leslie Wheeler; Level Best Books)

Peaches, von Todd Robinson (Grift Magazine, April 2012)

Double Wedding, von Mo Walsh (aus Best New England Crime Stories 2013: Blood Moon)

Best Novelette (8,001 – 20,000 words)

Wood-Smoke Boys, von Doug Allyn (EQMM, Märch/April 2012)

nominiert

Iphigenia in Aulis, von Mike Carey (aus An Apple for the Creature, herausgegeben von Charlaine Harris und Toni L. P. Kelner; Ace)

Mariel, von David Dean (EQMM, Dezember 2012)

Pirate Dave and the Captain’s Ghost,” von Toni L.P. Kelner (aus An Apple for the Creature)

The Sunny South, von Chris Muessig (AHMM, März/April 2012)

Golden Derringer Award (for lifetime achievement)

Loren D. Estleman

(via The Rap Sheet)


TV-Tipp für den 23. September: Die zwölf Geschworenen

September 23, 2013

Arte, 20.15

Die zwölf Geschworenen (USA 1957, R.: Sidney Lumet)

Drehbuch: Reginald Rose

LV: Reginald Rose (Story, Bühnenstück)

Hat der angeklagte Puertoricaner seinen Vater ermordet? Die Geschworenen beraten.

Lumets erster Spielfilm ist ein Klassiker des Gerichtsfilms: ein Raum, zwölf Personen, die eine Entscheidung fällen müssen: unerträgliche Spannung. Ausgangspunkt für den Spielfilm war ein einstündiges Fernsehspiel von Reginald Rose, der dafür von eigenen Erfahrungen als Geschworener inspiriert wurde. Beim Start wurde der Film von der Kritik gelobt, für zahlreiche Preise nominiert und floppte – trotz des niedrigen Budgets – an der Kasse. „Sidney Lumets Erstlingsfilm verleiht dem Geschehen durch die Begrenzung des Ortes und der Personen eine große Dichte und Spannung. Die Wahrheitsfindung entsteht aus dem Zusammenspiel unterschiedlicher Menschentypen, Ideologien und Interessen – ein Modellfall ´demokratischer´ Aufklärungsarbeit. Hervorragend besetzt, gespielt und fotografiert (Preis der OCIC in Berlin)“ (Lexikon des Internationalen Films)

Mit Henry Fonda, L. J. Cobb, Ed Begley, E. G. Marshall, Jack Warden, Martin Balsam, Jack Klugman, Joseph Sweeney

Wiederholung: Dienstag, 24. September, 13.50 Uhr

Hinweise

Wikipedia über “Die zwölf Geschworenen” (deutsch, englisch)

Mein Nachruf auf Sidney Lumet

Sidney Lumet in der Kriminalakte


DVD-Kritik: Das düstere Cop-Drama „Blood“

September 22, 2013

Nachdem ihr dementer Vater Lenny Fairburn (Brian Cox) im Pub wieder einmal von seiner glorreichen Vergangenheit erzählt und wie sie damals, in der guten alten Zeit, die Geständnisse aus den Täter herausprügelten, brennt bei seinem Sohn Joe Fairburn (Paul Bettany) die Sicherung durch. Auf dem Heimweg mit seinem Bruder Chrissie (Stephen Graham), ebenfalls Polizist, und dem schlafendem Vater auf dem Rücksitz, schnappen sie sich Jason Buleigh (Ben Crompton). Sie mussten den Pädophilen, obwohl sie überzeugt waren, dass der verurteilte Sexualstraftäter die zwölfjährige Angela ermordete, mangels Beweisen gehen lassen. Jetzt will er, wie es schon ihr Vater tat, die Wahrheit aus ihm herausprügeln. Dafür fahren sie in das Watt.

Dort, fernab der Zivilisation, gesteht Buleigh die Tat, provoziert Joe aber auch und wird von ihm erschlagen. Die beiden Polizistenbrüder vergraben die Leiche und damit könnte die Sache vergessen sein. Immerhin haben sie ja den richtigen Mann im Sinne der alttestamentarischen Gerechtigkeit erschlagen.

Aber Buleighs Mutter sucht nach ihrem spurlos verschwundenem Sohn. Die Polizei findet die wahren Täter: ein Jugendlicher und sein Freund. Joe und Chrissie werden, auf unterschiedliche Art, von Schuldgefühlen geplagt. Und ihr Kollege Robert Seymour (Mark Strong), der Fairburns Methoden immer ablehnte, ermittelt gegen die beiden Brüder.

Blood“ ist das Spielfilmremake der sechsteiligen TV-Serie „Conviction“ (GB 2004, nie in Deutschland gezeigt), für die Bill Gallagher ebenfalls das Drehbuch schrieb. Bei seiner Neuinterpretation konzentrierte er sich auf die Schuldgefühle der beiden Fairburn-Söhne nach ihrer Tat.

Dieser Fokus bietet die Chance für ein packendes Schuld-und-Sühne-Drama, inclusive komplizierter Familienverhältnisse. Aber der von Nick Murphy bildgewaltig inszenierte Film

Blood“ geht einfach zu sehr durch die bekannten Copfilm-Klischees, die hier in einer fast schon monotonen Düsternis und Langsamkeit, mit wenig Dialog von mächtig schweigenden Schauspielern, präsentiert werden. Das ist gut gespielt, vorzüglich gefilmt und gut geschnitten, aber letztendlich auch nicht sonderlich packend, wenn die Moritat auf ihr düsteres Ende zuschlurft.

Das Bonusmaterial besteht aus einem durchaus informativem, elfminütigem Interview mit Regisseur Nick Murphy und Hauptdarsteller Paul Bettany.

Blood - DVD-Cover

Blood (Blood, Großbritannien 2012)

Regie: Nick Murphy

Drehbuch: Bill Gallagher

mit Paul Bettany, Stephen Graham, Mark Strong, Brian Cox, Ben Crompton, Zoë Tapper, Adrian Edmondson, Natasha Little

DVD

Koch-Media

Bild: 1,78:1 (16:9)

Ton: Deutsch, Englisch (DTS, Dolby Digital 5.1)

Untertitel: Deutsch

Bonusmaterial: Interview mit Paul Bettany und Nick Murphy (11 Minuten), Trailer, Wendecover

Länge: 91 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Blood“

Wikipedia über „Blood“ (deutsch, englisch)

Filmoria: Interview mit Nick Murphy (3. Juni 2013)


TV-Tipp für den 22. September: Nur die Sonne war Zeuge

September 22, 2013

Erstmals in der in Cannes gezeigten restaurierten Fassung

Arte, 20.15

Nur die Sonne war Zeuge (F/I 1960, R.: René Clément)

Drehbuch: René Clément, Paul Gégauff

LV: Patricia Highsmith: The talented Mr. Ripley, 1955 (Nur die Sonne war Zeuge, Der talentierte Mr. Ripley)

Tom Ripley soll im Auftrag von Philippes Vater den Sohn nach Amerika zurückbringen. Aber Tom und Philippe verstehen sich gut und Tom gefällt das müßige Millionärsleben. Warum also nicht einfach Philippe Greenleaf umbringen und dessen Stelle einnehmen?

Grandiose Verfilmung des ersten Ripley-Romanes; obwohl der Film moralisch korrekter endet.

Neben dem ausgefeilten Drehbuch trug besonders Henri Decaes superbe Farbfotografie zum Erfolg des Films bei. Erstmals schuf Farbe jene beklemmende Atmosphäre, die bis dahin nur aus den Schwarzweiß-Filmen der Schwarzen Serie bekannt war.

Patricia Highsmith schrieb danach vier weitere Bücher mit Tom Ripley, dem ersten sympathischen Psychopathen der Kriminalgeschichte.

Mit Alain Delon, Marie Laforet, Maurice Ronet

Wiederholung: Freitag, 27. September, 13.50 Uhr

Hinweise

Wikipedia über Patricia Highsmith (deutsch, englisch)

Times: The 50 Greatest Crime Writers No 1: Patricia Highsmith

Kaliber .38 über Patricia Highsmith (Bibliographie)

Krimi-Couch über Patricia Highsmith

Kirjasto über Patricia Highsmith

Wired for Books: Don Swain redet mit Patricia Highsmith (1987)

Gerald Peary redet mit Patricia Highsmith (Sight and Sound – Frühling 1988 )

Homepage von Alain Delon

Wikipedia über Alain Delon (deutsch, englisch, französisch)

Meine Besprechung von „Der Leopard“ (mit Alain Delon und Burt Lancaster)

Meine Besprechung von „Die Abenteurer“ (mit Alain Delon und Lino Ventura)

Alain Delon in der Kriminalakte

Kriminalakte zum 75. Geburtstag von Alain Delon


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