Um die Weihnachtstage plante ich einen Text zur alljährlichen Straßenschlacht in der Silvesternacht. Ich war noch nie ein Freund des verordneten Silvesterfrohsinns (Hey, ich brauche keinen Anlass, um mich zu betrinken und ich brauche dazu nicht die Gesellschaft ganzer Kompanien Besoffener, die ich niemals kennen lernen möchte. Außerdem kann ich mir die normale Silvestermusik auch mit multiplen parallelen Alkoholvergiftungen nicht hörbar trinken.), aber viele Jahre meines Lebens ging ich nach der Methode „Leben und knallen lassen“ vor. Erst in Berlin änderte sich das. Zu viele besoffene Idioten auf einer zu kleinen Fläche und die Böller erzeugen zwischen den Häusergassen einen infernalischen Lärm.
Aber inzwischen gibt es so viele Artikel darüber und in Umfragen sind große Mehrheiten dafür, die sich auf wenige Stunden beschränkende Erlaubnis für Kreti und Pleti mit Feuerwerk zu hantieren, zu beschränken. Denn es geht nicht um ein „Verbot der Silvesterböllerei“, sondern darum, eine Ausnahme, eine Erlaubnis, nicht weiter zu gewähren.
Beim Lesen all der Artikel dazu fragte ich mich: Warum soll ich dieses Jahr etwas dazu schreiben?
Daneben schrieb ich keine Texte zu den Aufregerthemen
Allgemeine Tempobeschränkung auf Autobahnen; – aber, hey!, wenn mir jemand erklären kann, warum es ein Recht auf Rasen geben soll, würde ich mir das gerne durchlesen. Ich meine damit keinen Text, in dem erklärt wird, warum Tempo-130 nichts bringt, sondern ein Text, in dem erklärt wird, warum es richtig und vernünftig ist, so schnell zu fahren, wie man möchte.
Sommer- und Winterzeit: bei jeder inzwischen von der EU verordneten Uhrumstellung ist das für einige Menschen der Weltuntergang, während sie keine Probleme mit Fernreisen und Schichtdienst haben.
Außerdem ist es anscheinend unmöglich, die Schule ein, zwei Stunden später beginnen zu lassen. Ich empfand den Schulbeginn für mein persönliches Wohlbefinden schon immer als „zu früh“. Meine erste Tat im Studium war daher der weitgehend erfolgreiche Versuch, alle Kurse, die vor zwölf Uhr mittags anfingen, zu ignorieren.
Weihnachten: da erscheinen jedes Jahr längliche Texte darüber, dass es schlimm ist, Weihnachten allein zu verbringen und dass es schlimm ist, Weihnachten bei der Familie zu verbringen. Für beide Situationen gibt es dann ernstgemeinte „Was ist zu tun“-Anweisungen, als gäbe es nicht auch andere periodische Familienzusammenkünfte, wie die dritte Scheidung der Eltern, die fünfte Hochzeit der Schwester und Geburtstage.
Aber was ist so schlimm daran, einige ruhige, von mir aus auch besinnliche Tage ohne lästige Termine, Telefongeklingel und E-Mail-Kaskaden allein zu verbringen? Endlich hat man die Zeit, einige dieser dicken Bücher oder epischen TV-Serien ohne Unterbrechungen zu genießen. Einige Monate später tut man das doch auch, ohne in eine Depression abzurutschen, im Urlaub auf der einsamen Hütte oder im Kloster mit dem Schweigegelübde.
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Das geschrieben wünsche ich allen einen guten Rutsch ins neue Jahr!
Und wenn ich mich beeile, komme ich noch auf die böllerfreie Festmeile vor dem Brandenburger Tor, werde von unbekannten Bierbäuchen gequetscht, höre schlechte Musik, trinke überteuerten Sekt und friere viele Stunden bis zum Silvesterfeuerwerk.