Arte, 21.00 Bram Stoker’s Dracula (USA 1992, Regie: Francis Ford Coppola)
Drehbuch: James V. Hart
LV: Bram Stoker: Dracula, 1897 (Dracula)
Francis Ford Coppolas Interpretation der bekannten Geschichte von Graf Dracula. Nicht schlecht und allein schon wegen der Besetzung einen Blick wert.
mit Gary Oldman, Winona Ryder, Anthony Hopkins, Keanu Reeves, Richard E. Grant, Cary Elwes, Bill Campbell, Sadie Frost, Tom Waits, Monica Bellucci Wiederholung: Donnerstag, 3. April, 23.10 Uhr Hinweise Rotten Tomatos über „Bram Stoker’s Dracula“
Wikipedia über „Bram Stoker’s Dracula“ (deutsch, englisch)
Das heute beginnende „Jüdische Filmfestival Berlin & Potsdam“ hat auch dieses Jahr wieder ein angenehm zusammenhangloses Programm. Jedenfalls in punkto Stil und Qualität der Filme. Solange sie nur irgendetwas mit dem jüdischen Leben und der jüdischen Kultur zu tun haben, qualifizieren sie sich für das Jüdische Filmfestival.
Der Vorteil dieser eklektischen Herangehensweise ist offensichtlich: in den vergangenen zwei Jahrzehnten entstand so eine Chronologie des jüdischen Lebens, ihrer Veränderungen und auch ihrer Vielfalt. Denn Judentum ist mehr als Shoah, Israel und Woody Allen; – wobei Woody Allen dieses Jahr dabei ist. Im von John Turturro inszeniertem Eröffnungsfilm „Fading Gigolo“ spielt er einen Ex-Buchhändler mit einer genialen Geschäftsidee, die ihm schnell Ärger mit der orthodoxen jüdischen Gemeinde einbringt. Sharon Stone und Liev Schreiber sind auch dabei und am 6. November soll die in New York spielende Komödie auch im deutschen Kino starten.
Für Genrejunkies – immerhin sind wir in der „Kriminalakte“ – ist „Big Bad Wolves“ (Mi Mefahed Mezeev Hara, Israel 2013) von Aharon Keshales und Navot Papushado, der auch schon letztes Jahr auf dem Fantasy Filmfest lief, einen Blick wert. Quentin Tarantino nannte ihn, in seiner üblichen überschäumenden Begeisterung, den besten Film des letzten Jahres. So weit würde ich nicht gehen, aber das düstere Drama ist verdammt gut, hat etliche gemeine Überraschungen und eine ordentliche Portion schwarzen Humor. Es geht um einen Vater, der aus dem Mörder seiner kleinen Tochter ein Geständnis herauspressen will. Ein suspendierter Polizist, der zufällig in den Folterkeller stolpert, soll ihm dabei helfen. Aber foltert er den Richtigen?
Witzig könnte die Agentenkomödie „Kidon“ von Emmanuel Naccache mit Tomer Sisley sein. In ihr ermorden vier Mossad-Agenten in Dubai einen wichtigen Hamas-Vertreter. Aber der Mossad kennt die Agenten nicht. Aber da gibt es noch die sehr geheime „Kidon“-Gruppe.
Außerdem zeigt das Jüdische Filmfestival Pepe Danquarts „Lauf Junge Lauf“, der jetzt zweimal für den Deutschen Filmpreis nominiert wurde und der am 17. April im Kino auläuft. Danquart erzählt die Geschichte von Yoram Fridman, der als neunjähriger Junge nach seiner Flucht aus dem Warschauer Ghetto versucht in Polen zu überleben.
Und dann gibt es noch Filme wie „Life as a Rumor“ die man in Deutschland wahrscheinlich nur auf dem Jüdischen Filmfestival sehen kann. „Life as a Rumor“ ist ein autobiographischer Dokumentarfilm mit und über Assi Dayan, einen in Israel bekannten Schauspieler, Autor und Regisseur, der bei uns eigentlich nur für „Life According to Agfa“ bekannt ist, und der hier eine schonungslose Bilanz seines verkorksten Lebens und seiner Beziehung zu seinem Vater Moshe Dayan zieht. Sein Vater war einer der Gründerväter Israels und später auch Verteidigungsminister. Das ist dann, weil wir Dayan nicht kennen, nicht so furchtbar interessant.
Interessanter dürfte dagegen „André Gregory: Before and after Dinner“ sein. Cindy Kleine inszenierte diese Dokumentation über ihren Mann André Gregory, den viele von Louis Malles „My Dinner with André“ kennen dürften. Später spielte der Theatermacher unter anderem den alten Wärter Smithers in „Demolition Man“.
Oder die einstündige Dokumentation „Bureau 06“ über die Sonderermittlergruppe der israelischen Polizei, die 1960 mithalf, die Anklage gegen Adolf Eichmann vorzubereiten.
Genossen werden können die Filme in Berlin und Potsdam bis zum 13. April im Hans Otto Theater und im Thalia Kino Babelsberg (beide Potsdam), im Filmkunst 66, im Kino Eiszeit, Neues Off und meistens Kino Arsenal, oft mit Gästen, wie den Regisseuren.
Es wurde auch Zeit, dass wir Europäer im Superheldengenre etwas aufholen. Die Engländer hatten vor einigen Jahren im TV schon die „Misfits“, eine Gruppe straffälliger Jugendlicher mit Superkräften auf die Menschheit losgelassen. Aber die waren ziemlich derb drauf und nicht jede ihrer Superkräfte unbedingt einsetzbar zum Wohl der Menschheit.
Da passt der 12-jährige Pelle schon eher in das aus den USA vertraute Superheldenschema: er ist ein unauffälliger, schüchterner Außenseiter, der von einer genetisch manipulierten Ameise gebissen, die ihr heimatliches Forschungslabor verlassen hat. Pelle entwickelt plötzlich ameisenähnliche Superkräfte, die er auch dringend benötig. Denn in der kleinen Gemeinde ist „Der Floh“ los, der als Superbösewicht tun will, was Superbösewichte eben so tun und nur Antboy (was viel cooler als Ameisenbengel klingt) kann ihn besiegen.
„Antboy“, der Debütfilm von Ask Hasselbalch nach mehreren Kurzfilmen und Musikvideos, basiert auf den erfolgreichen Antboy-Kinderbüchern von Kenneth Bøgh Andersen und die Geschichte des ersten „Antboy“-Films ist eine mit deutlich weniger Geld gedrehte, liebevolle und detailverliebte Kopie von „Spider-Man“, die ihren Reiz gewinnt durch die Sets, die Kameraarbeit, die zahlreichen Zitate, wie die an die Marvel-Comicverfilmungen erinnernde Titelsequenz, in der hier in Comicpanels die Vorgeschichte erzählt wird, und die Kinderschauspieler, die wie Kinder aus der Nachbarschaft aussehen.
Gerade Pelle und seine beiden sehr normal aussehenden Freunde, eine davon weiblich, liefern genug Identifikationspotential, um bei einem gleichaltrigen Publikum zu punkten.
Für ein älteres Publikum ist „Antboy“ dann aber, auch als liebevolle Hommage, zu überraschungsarm in den bekannten Pfaden der Ursprungsgeschichten der Superhelden, vor allem natürlich den jeweils ersten „Spider-Man“-Filmen. Die Tricks sind anfangs charmant, beim Schlußkampf im Wald in ihrer Dürftigkeit ärgerlich.
Derzeit dreht Ask Hasselbalch, auch in Hamburg, den zweiten „Antboy“-Film.
Antboy (Antboy, Dänemark 2013)
Regie: Ask Hasselbalch
Drehbuch: Anders Ølholm (nach einer Geschichte von Torbjørn Rafn und Nikolaj Arcel)
LV: Kenneth Bøgh Andersen: Antboy 1 – Tissemyrens bid, 2007 (Antboy – Der Biss der Ameise)
mit Oscar Dietz, Nicolas Bro, Samuel Ting Graf, Amalie Kruse Jensen
Länge: 80 Minuten
FSK: ab 0 Jahre
– Hinweise Deutsche Homepage zum Film Film-Zeit über „Antboy“ Moviepilot über „Antboy“ Homepage von Kenneth Bøgh Andersen
Eine Leiche zum Dessert (USA 1976, R.: Robert Moore)
Drehbuch: Neil Simon
Ein Millionär lädt die berühmtesten Detektive der Welt ein. Er behauptet, sie könnten einen Mord nicht aufklären, der um Mitternacht stattfinden wird. Die Detektive sehen das anders.
Neil Simon zieht in seiner Krimikomödie die Images der bekanntesten, literarischen Detektive der Welt (hier: Miss Marple, Hercule Poirot, Sam Spade, Nick Charles aka Der dünne Mann mit Gattin Nora, Charlie Chan) und die Prinzipien des Whodunits durch den Kakao. Ein köstlicher Spaß – nicht nur für Genre-Fans.
Verkörpert werden die Meisterdetektive und Tatverdächtige u. a. von Truman Capote, Peter Falk, Alec Guiness, David Niven, Peter Sellers
Wer kennt Gisela Werler? Wahrscheinlich kaum jemand, aber Bonnie Parker, Clyde Barrow, Ma Barker, John Dillinger, Al Capone, Meyer Lansky, Bugsy Siegel, undsoweiter kennt jeder, meistens aus zahllosen Filmen, die es nicht immer besonders genau mit der Wirklichkeit nehmen, aber verdammt unterhaltsam sind. Einige wurden sogar zu Klassikern.
Dabei war Gisela Werler Deutschlands erste Bankräuberin, die von 1965 bis 1967 in Norddeutschland 19 Banken ausraubte, damals rekordverdächtige 400.000 Mark erbeutete und deren Taten in der Presse auch abgefeiert wurden.
Sie war eine über dreißigjährige, unverheiratete Frau, die noch bei ihren Eltern lebte und Hilfsarbeiterin in einer Tapetenfabrik war, als sie Hermann Wittdorf kennen lernte, sich in diesen charismatischen Mann mit der schillernden Verbrechervergangenheit verliebte, später erfuhr, dass er verheiratet war und seine Vergangenheit gar nicht so abenteuerlich. Mit ihm raubte sie Banken aus. Dabei verkleidete sie sich mit verschiedenen Perücken und Sonnenbrillen und war modisch up to date, was sich im Film in einer Montage aus Überfällen und Schlagzeilen niederschlägt, die zu den schönsten Pop-Momenten in Christian Alvarts Gangsterfilm „Banklady“ zählt, der ihre Verbrecherkarriere mit einige historische Freiheiten erzählt.
Alvart, der mit dem Thriller „Antikörper“ vor gut zehn Jahren für Aufsehen sorgte und danach mit Hollywood-Geld den Thriller „Fall 39“ (mit Renée Zellweger) und den Science-Fiction-Film „Pandorum“ (gedreht in Babelsberg mit Dennis Quaid) drehen durfte, beweist auch in seinem neuesten Film seinen Blick für eine glänzende Optik, die sich oft in einer Werbefilmästhetik niederschlägt, und huldigt seine Liebe zu bekannten Genremuster. Denn „Banklady“ ist die deutsche Version von Bonnie und Clyde, die als moralbefreites Verbrecherduo mit kindlicher Lust Banken ausrauben und von einem fanatischen Polizisten gejagt werden, der bei seiner Jagd all die neuen Ermittlungsmethoden, die er im Ausland gelernt hat, ausprobieren will.
Da erinnert Ken Duken dann immer wieder an den fanatischen FBI-Agenten Melvin Purvis, gespielt von Christian Bale in Michael Manns „Public Enemies“. Es gibt in „Banklady“, wie in „Public Enemies“ auch eine Szene, in der Werler beziehungsweise John Dillinger, sich im Büro des Polizisten seine Ermittlungen gegen sie ansieht, während er gerade eine kurze Pause macht. In beiden Filmen funktioniert diese allzu konstruiert wirkende Szene nicht.
Wenn er später glaubt, das Verbrecherpaar in einer Ferienwohnanlage gefunden zu haben, verschießen die Polizisten mehr Munition als beim legendären Ende von Arthur Penns „Bonnie und Clyde“. Es ist die falsche Wohnung, aber das Mobiliar geht fotogen zu Bruch.
Alvart erzählt Werlers Geschichte mit einem deutlichen Blick in Richtung der bekannten Hollywood-Vorbilder. Nur dass in diesen Badlands die Verbrecher in einem VW Käfer flüchten und überall noch der Muff der fünfziger Jahre erkennbar ist.
Das ist unbestritten gut gemacht, aber wirklich packend ist die „Banklady“ nie. Sie wirkt immer wie eine Pastiche von Gangsterfilmen wie „Bonnie und Clyde“ mit Nadeshda Brennicke mit kurzen Haaren und einem irritierrendem Höckerchen auf der Nase als die deutsche Bonnie und Charly Hübner mit erkennbarer Lust am großkotzigen Auftritt als Clyde.
Wie gerne würde ich „Zwischen Welten“, den neuen Film von Feo Aladag loben. Ihr vorheriger Film „Die Fremde“ hatte zwar Storyprobleme, vor allem das plötzliche Ende und das unentschlossene Agieren der Protagonistin gefielen mir nicht, aber er bot einen guten Einblick in das Leben einer jungen Türkin, die versuchte zwischen der deutschen und der türkischen Kultur ihren Weg zu finden.
In „Zwischen Welten“ geht es um den Culture Clash zwischen deutschen Soldaten, die in Afghanistan die „Freiheit am Hindukusch“ verteidigen und der dortigen Bevölkerung.
Jesper meldet sich für einen weiteren Afghanistan-Einsatz zurück. Er soll mit seiner Truppe ein Dorf gegen den wachsenden Einfluss der Taliban schützen. Um sich mit den Einheimischen zu verständigen, ist er auf die Hilfe von Tarik, einem jungen Dolmetscher, angewiesen. Tarik und seine Schwester schweben allerdings in großer Gefahr, weil er aufgrund seiner Arbeit als Verräter gilt.
Das ehrliche Bemühen, etwas über den Auslandseinsatz der Bundeswehr und Afghanistan zu erzählen, kann Aladag nicht abgesprochen werden. Sie drehte vor Ort. Mit Einheimischen. Sie wollte nicht nur die Perspektive der Soldaten, sondern auch der Einheimischen und der Frauen zeigen. Sie wollte auch zeigen, dass es in den Städten (gedreht wurde in Kunduz und Mazar-i-Sharif) ein ganz normales Leben gibt – und diese Einblicke in den afghanischen Alltag sind auch die stärksten Szenen des Films.
Aber eine schlüssige Geschichte fand sie nicht und so reiht sie eine undramatische Szene an die nächste. Die Handlungsmotive bleiben größtenteils im Dunkeln. Die Beziehung zwischen Jesper und Tarik wirkt immer wie eine Drehbuchbehauptung. Die Männer von Jespers Einheit bleiben austauschbar. Auch über Jesper erfahren wir eigentlich nichts.
Diese mangelhafte Charakterisierung fällt besonders stark auf, wenn man sie mit der Einführung der Charaktere in „Lone Survivor“ vergleicht. In dem Film wurden die Protagonisten innerhalb weniger Minuten zu dreidimensionalen Charakteren, deren Tod uns Nahe ging. In „Zwischen Welten“ ist das, wenn Menschen sterben oder verletzt werden, nicht der Fall.
Am Ende des deshalb langweiligen, thesenhaften und didaktisch ausgewogenen Films bleibt das Gefühl, dass uns etwas wichtiges gesagt werden sollte. Aber wir haben keine Ahnung was – und da hilft auch kein Dreh vor Ort mit Einheimischen.
Theodore (Joaquin Phoenix) schreibt als Ghostwriter für andere Menschen anrührende Briefe. Er selbst verbringt seine Abende, nachdem seine Freundin ihn verlassen hat, allein in seinem fast leeren Loft mit gelegentlichem Telefonsex und einem Computerspiel. Da entdeckt er eine Anzeige für ein Computerprogramm, das ihm einen virtuellen, aber persönlichen Begleiter zur Seite stellt. Leicht amüsiert – wir wissen ja alle, wie beschränkt diese menschlichen Computerstimmen sind – meldet er sich an und Samantha (im Original die Stimme von Scarlett Johansson) begrüßt ihn. Theodore beginnt sich mit ihr zu unterhalten und das lernfähige Programm wird immer mehr zu seiner Vertrauten und Freundin, mit der er über alles reden kann. Denn Samantha ist immer für ihn da, ist geduldig, humorvoll, versteht ihn und kritisiert ihn nicht. Sie ist wirklich die perfekte Freundin.
Für eingefleischte Science-Fiction-Fans ist die Idee, dass sich ein Mensch in einen Computer verliebt nicht neu und dass Theodore zunehmend seinen restlichen Kontakt zur Wirklichkeit verliert, weil er immer mehr Zeit mit Samantha verbringt, ist nicht überraschend.
Dennoch ist „Her“, der neue, mit dem Drehbuch-Oscar und etlichen weiteren wichtigen Preisen ausgezeichnete Film von Spike Jonze („Adaptation“, „Being John Malkovich“), eine sehr interessante Beschäftigung mit dem Verhältnis von Mensch zu Maschine, wie immer bessere Computerprogramme unser Leben beeinflussen und was das Wesen einer Beziehung ist. Denn Samantha ist die perfekte Partnerin. Sie ist allerdings auch eine Projektionsfläche und überhaupt nicht real.
Jonze erzählt seine Geschichte in einem leicht futuristischen Los Angeles, in dem Fußgänger sich die Stadt zurückerobert haben. Und mit diesen kleinen Veränderungen im Stadtbild, der Mode und der Technik, beweist Jonze, dass man keine Trilliarden ausgeben mus, um einen zum Nachdenken anregenden Science-Fiction-Film zu drehen. Eine gute Idee genügt.
Mit über zwei Stunden ist das Quasi-Ein-Personenstück, das vor allem in Theodores Apartment spielt, allerdings eindeutig zu lang geraten. Denn früher wäre es eine halbstündige Geschichte aus der „Twilight Zone“ gewesen.
1972 will eine junge, ehrgeizige Journalistin herausfinden, was 1957 in einem Hotelzimmer geschah. Damals wurde die Leiche einer Studentin in der Suite der erfolgreichen Entertainer Lanny Morris und Vince Collins gefunden. Die Todesursache wurde nie geklärt, aber die Freundschaft der beiden Entertainer zerbrach.
Eleganter Neo-Noir von Kritikerliebling Atom Egoyan.
„Die retrospektiv erzählte Mischung aus Film noir und 1950er-Jahre-Melodram ist als faszinierendes Spiel mit Chiffren und Symbolen konzipiert, das, inszenatorisch perfekt, auf höchst vergnügliche Weise den Widerspruch zwischen Schein und Sein demonstriert.“ (Lexikon des internationalen Films)
mit Kevin Bacon, Colin Firth, Alison Lohman, Rachel Blancard
Mal wieder: Spoilerwarnung für diesen Marvel-Film, der ein gewohnt guter Marvel-Film ist. Jedenfalls wenn einem diese Superheldenfilme gefallen. Außerdem funktioniert er auch gut als Einzelfilm und in 2D. Aber, keine Panik, es gibt auch eine 3D-Fassung.
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Ob das wirklich eine gute Idee ist, den US-Titel „Captain America: The Winter Soldier“ in den deutschen Titel „The Return of the First Avenger“ zu übersetzen und davon auszugehen, dass sich alle unter einem „Avenger“ etwas vorstellen können, bezweifle ich. Nach dem Wörterbuch ist ein „Avenger“ ein „Rächer“, nach dem inzwischen wohl bekannteren Marvel-Universum eine Gruppe Superhelden, zu denen unter anderem Captain America, Black Widow, Iron Man, Thor und Hulk gehören und Captain America der „First Avenger“ ist.
An der Kinokasse düfte wohl eh ein Ticket für den Captai-America-Film verlangt werden, der ein absolut ordentlicher, kurzweiliger Marvel-Film ist, der ungefähr alles hat, was man inzwischen von einem Marvel-Film erwartet: knackig-atemberaubende Action, gut besetzt – sogar Robert Redford ist dabei! -, einige Witze, Anspielungen auf dem größeren Marvel-Kosmos und menschliche Superhelden.
Das lieferte vor drei Jahren auch der erste „Captain America“-Film „Captain America: The First Avenger“, der während des zweiten Weltkriegs spielt und ein herrlich abgedrehtes B-Picture über größenwahnsinnige Nazis und mindestens ebenso größenwahnsinnige Wissenschaftler ist, die von dem tapferen, ultrapatriotischen Captain America in den Tod geschickt werden. Inszeniert wurde das mit viel Geld und einem so heiligen Ernst, dass es Spaß machte. Am Ende opfert Captain America sich und verbringt die nächsten Jahrzehnte im Eis im Kälteschlaf.
Jetzt, in der Gegenwart, darf Steve Rogers weiterkämpfen. Er ist immer noch der kleine, tapfere Junge mit dem großen Herzen, der immer nur für das gute Amerika und die guten amerikanischen Werte kämpfen will. Denn das Gute kann nicht besiegt werden. Inzwischen arbeitet er für S.H.I.E.L.D., eine Art Super-CIA mit Superheldenverstärkung, die die wirklich bösen Bösewichter bekämpft.
Nur sind die S.H.I.E.L.D.-Missionen nicht so moralisch einfach wie der Kampf gegen die abgrundtief bösen Nazis. So erfährt Rogers nach einer geglückten Geiselbefreiung auf einem Schiff, dass seine Gefährtin Black Widow, bürgerlich Natasha Romanoff, während er die Geiselnehmer verkloppte, noch eine zweite Mission ausführte. Als er sich darüber bei seinem Vorgesetzten Nick Fury beschwert, erklärt dieser ihm, dass die Welt nicht mehr so einfach wie früher sei, dass es jetzt Grauzonen gebe (Früher nicht?) und S.H.I.E.L.D gerade ein großes Projekt vollendet, in dem Helicarrier, die an fliegende Flugzeugträger erinnern, und in der Luft über die Sicherheit der Menschheit wachen sollen, in dem sie Verbrechen im Vorfeld verhindern. Furchterregend? Jedenfalls meint das Captain America. Aber Nick Fury und Alexander Pierce, ein die S.H.I.E.L.D-Interessen vertretender Politiker, meinen, dass man etwas Freiheit aufgeben müsse, um die Freiheit von allen zu schützen.
Gleichzeitig glaubt Nick Fury, dass S.H.I.E.L.D von Bösewichtern infiltriert wurde. Als er ihnen auf die Schliche kommt, wird ein tödlicher Anschlag auf ihn verübt.
Captain America, der die Pläne der Bösewichter gefährden könnte, wird als Verräter gejagt. Zusammen mit Black Widow will er das Komplott gegen S.H.I.E.L.D aufdecken und Furys Mörder finden.
Und dann taucht noch der in den USA titelgebende geheimnisumwitterte Winter Soldier auf, der ähnlich unbesiegbar wie Steve Rogers ist.
Diese Kämpfe mit dem Winter Soldier und mit S.H.I.E.L.D-Agent Brock Rumlow (gespielt von Frank Grillo, der hier endlich einmal in einem Blockbuster eine große Rolle hat), der seinen flüchtigen Kollegen Rogers unerbittlich verfolgt, sind dann großes Action-Kino. Auch die Verfolgungsjagd durch Washington, wenn Nick Fury entführt werden soll und die Auto-Verfolgungsjagd nach etlichen Blechschäden und Explosionen mit einem schwer verletzten Nick Fury im Krankenhaus endet oder eben der Einsatz von Captain America, Black Widow und Rumlow auf dem Frachtschiff am Filmanfang stehen dem nicht nach.
Es gibt auch hübsche Anspielungen auf die vorherigen Filme, sehr interpretierbare Hinweise auf die kommenden Filme und, gerade am Anfang, viel zu viele Charakterszenen, in denen fast endlos geredet wird, ohne dass die Geschichte sich erkennbar weiterentwickelt. Immer hin sind diese Szenen nett anzusehen.
Aber immer wenn die politische Ebene angesprochen wird, fällt der Film wie ein Soufflé in sich zusammen. Denn der Film will auch ein politisches Statement sein. Jedenfalls wird im Presseheft immer wieder betont, dass sie sich an den 70er-Jahre-Politthrillern orientierten, die eine pessimistische Weltsicht hatten und entsprechend regierungskritisch waren. Auch Sydney Pollacks „Die drei Tage des Condor“, mit Robert Redford in der Hauptrolle, wird immer wieder erwähnt.
Allerdings mäandert „The Return of the First Avenger“ positionslos zwischen den verschiedenen Positionen. Denn er will gleichzeitig ein konservatives Publikum von Sicherheitsfanatikern und ein linksliberales Publikum von Bürgerrechtlern befriedigen, was nicht funktioniert und am Ende sogar verärgert. Denn die Botschaft ist: solange die richtigen Leute es tun, ist Überwachung okay. In die Realität übersetzt – und der zweite „Captain America“-Film wird ja als Kommentar zu Snowdens NSA-Enthüllungen gesehen, obwohl die Dreharbeiten schon davor begannen – . heißt das: Die NSA darf weiter alle überwachen, weil die NSA die Guten sind. Ob das Captain America als Kämpfer für die US-amerikanischen Werte genauso sieht?
Diese Unentschlossenheit, politisch wirklich Position zu beziehen, ist nachvollziehbar. Immerhin soll der Film 170 Millionen gekostet haben, ist Teil eines großen Franchise und er soll ein weltweites Publikum ansprechen.
Diese Vorsicht wirkt sich auch auf den Umgang mit dem Protagonisten und seiner ihn kennzeichnenden Eigenschaft aus. So wie Logan in „Wolverine: Weg des Kriegers“ nur kurz seine Unsterblichkeit aufgeben wollte, so wird der Patriotismus von Steve Rogers nicht wirklich auf die Probe gestellt. Aber gerade das wäre der spannende Punkt gewesen: Was würde Captain America tun, wenn die USA sich als Hort des Bösen entpuppen? Wenn sein naiver Patriotismus gnadenlos ausgenutzt wird?
In „The Return of the First Avenger“ wird diese Frage nicht gestellt.
In den Comics werden dagegen immer wieder wesentlich hemmungsloser die Eigenschaften des Helden auf die Probe gestellt. So wird aus Batman schon mal ein Vigilant, der hemmungslos tötet. Aus Captain America könnte ein Trottel werden, der von seiner Regierung für ihre Interessen benutzt wird. Im ersten „Captain America“-Film wurde das ja in den Propagandaveranstaltungen für Kriegsanleihen, in denen Captain America als Held Kinnhaken verteilte, schon angedeutet; – wobei dieser Film in einer Parallelwelt spielte, die mit dem Zweiten Weltkrieg nichts zu tun hatte.
Auch die Beziehung zwischen Captain America und dem Winter Soldier wird deshalb nur in eine Richtung angesprochen. Captain America will den Winter Soldier, der sein Jugendfreund Bucky Barnes ist und der zu einem Werkzeug des Bösen ohne Erinnerung wurde, wieder an ihre Freundschaft und ihre amerikanischen Werte erinnern. Ihn also wieder zurück auf die Seite der Guten holen. Dabei wäre es sicher spannend gewesen, wenn Bucky versucht hätte, seinen Freund zu überzeugen, dass er inzwischen auf der falschen Seite steht, weil die von ihm verteidigten amerikanischen Werte nicht mehr existieren. Dass sein gesamtes Leben auf einer Lüge aufbaut. Aber das hätte Captain America dann wohl doch zu sehr herausgefordert und so ist „The Return of the First Avenger“ letztendlich unterhaltsam-kurzweiliges Blockbuster-Kino mit einer verqueren politischen Botschaft und einem immer wieder unnötig kompliziertem Plot. – Die Stellung von „The Return of the First Avenger“ im Marvel-Filmkosmos –
Produzent Kevin Feige, das Mastermind hinter den ganzen Marvel-Filmen erklärt, wo der neue neue Captain-America-Film im Marvel-Universum steht:
„’The Return of the First Avenger‘ gehört im Gesamtkonzept der Comicverfilmungen von Marvel Studios zur zweiten Phase. Der Film ist das Verbindungsglied zwischen den Geschichten, die in ‚Marvel’s The Avengers‘ und in ‚Avengers: Age of Ultron‘ erzählt werden, dessen Filmstart für 2015 geplant ist. Am Ende des Films verändert sich das filmische Marvel-Universum auf dramatische Weise – und das war so auch geplant. Captain America sollte verantwortlich für diese Veränderung des Marvel-Universums sein, das wollten wir unbedingt. Wenn wir dann all unsere Figuren zu Beginn von ‚Avengers: Age of Ultron‘ wiedersehen, wird sich im Vergleich zum Ende von ‚Marvel’s The Avengers‘ vieles total verändert haben. Teilweise haben ähnliche Entwicklungen bereits Tony Stark in ‚Iron Man 3‘ (2013) und Thor in ‚Thor: The Dark World‘ (Thor – The Dark Kingdom, 2013) durchgemacht. Der Hauptgrund dafür ist aber das Abenteuer, das Captain America in ‚The Return of the First Avenger‘ erlebt.“
Vox, 22.10 Einsame Entscheidung (USA 1996, Regie: Stuart Baird)
Drehbuch: Jim Thomas, John Thomas
Terroristen entführen eine Boing 747. Das Militär schleust eine Spezialeinheit, die von dem Antiterrorexperten Dr. David Grant (Kurt Russell) begleitet wird, in das Flugzeug. Dummerweise stirbt dabei deren Chef (Steven Seagal!) und der Zivilist Grant muss jetzt, bevor der Jumbo abgeschossen wird, im Alleingang die Terroristen besiegen und die Passagiere retten.
Der flotte Thriller ist das Regiedebüt von Stuart Baird, der vor allem als Editor bekannt ist. Zum Beispiel für die James-Bond-Filme „Casino Royale“ und „Skyfall“.
mit Kurt Russell, Steven Seagal, Halle Berry, John Leguizamo, Oliver Platt, David Suchet, Joe Morton, BD Wong, J. T. Walsh, Jon Huertas (sein Spielfilmdebüt, als Terrorist) Wiederholung: Freitag, 28. März, 02.40 Uhr (Taggenau!) Hinweise Rotten Tomatoes über „Einsame Entscheidung“
Wikipedia über „Einsame Entscheidung“ (deutsch, englisch)
Harlan Cobens neuer Thriller „Ich finde dich“ beginnt mit einer typischen Harlan-Coben-Situation: der Ich-Erzähler Jake Fisher ist ein beliebter College-Lehrer und immer noch Single. Vor sechs Jahren heiratete seine große Liebe Natalie den etwas älteren Todd Sanderson und Jake versprach ihr, sie in Ruhe zu lassen.
Als er auf der Universitätsseite die Todesanzeige von Todd entdeckt, bricht er sein Versprechen. Er fährt zur Beerdigung – und entdeckt sie nicht. Todds Frau ist eine ganz andere und niemand kennt Natalie. Denn der Tote war schon seit Ewigkeiten glücklich verheiratet und hat fast erwachsene Kinder.
Jake fragt sich, was da los ist und beginnt sie zu suchen. Aber Natalie ist nach der Hochzeit spurlos verschwunden. Schon bei einer ersten Recherche im Internet findet er keine neuen Informationen über die Künstlerin. Auch Shanta Newlin, eine Arbeitskollegin, die vorher für das FBI und die CIA gearbeitet hat, findet keine Informationen über Natalie.
In der Kirche gibt es noch nicht einmal einen Hinweis auf die Hochzeit und das Künstlerrefugium, in dem sie sich kennen lernten, existiert nicht mehr. Die Einheimischen behaupten sogar, es habe nie eines gegeben.
Langjährige Harlan-Coben-Fans werden, wie ich, einige Teile der Lösung schnell erahnen. Denn natürlich ist Jake nicht verrückt. Es gibt einen guten Grund, weshalb Natalie nach der Hochzeit spurlos verschwand und sie heute von halbseidenen, bewaffneten Typen gejagt wird, die auch Jake zu Hause besuchen. Außerdem raten alle Jake, nicht weiter nach Natalie zu suchen. Dabei wissen einige mehr über Natalies verschwinden, als sie ihm sagen. Und sie schickt ihm sogar eine E-Mail, in der sie ihn an sein Versprechen erinnert.
„Ich finde dich“ ist ein spannender Thriller, der alles das bietet, was man von einem Harlan-Coben-Pageturner erwartet: flotte Unterhaltung und dieses unangenehme Gefühl, nicht aufhören zu können, obwohl man eigentlich gerade keine Zeit hat, noch ein Kapitel zu lesen. Schlaflose Nächte und, wenn man das Buch mit zur Arbeit nimmt, lange Toilettensitzungen sind die Folge. Harlan Coben: Ich finde dich (übersetzt von Gunnar Kwisinski) Page & Turner, 2014 416 Seiten
14,99 Euro
– Originalausgabe
Six Years
Dutton, 2013
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Arte, 20.15 The Fountain – Quell des Lebens(USA 2006, Regie: Darren Aronofsky)
Drehbuch: Darren Aronofsky
Nach „Pi“ und „Requiem for a Dream“ war das ambitionierte, auf drei Zeitebenen spielende Fantasydrama „The Fountain – Quell des Lebens“ über die Suche nach dem Sinn des Lebens eine herbe Enttäuschung.
In der Gegenwart sucht ein Krebsforscher ein Heilmittel für seine kranke Frau. In der Vergangenheit sucht ein Konquistador den Baum des Lebens. In der Zukunft reist ein Astronaut zu einem Sternennebel und dem Baum des Lebens, um seiner Geliebten ein zweites Leben zu schenken.
Das war dann doch in erster Linie schön bebilderter getretener Quark. Auch wenn das Lexikon des internationalen Films“ meint: „Ein komplexer, bildstarker Versuch, das menscheitsbewegende Thema [vom Sinn des Lebens und der Fortexistenz nach dem Tod] durch die Allegorien und Symmetrien der ineinander verwobenen drei Geschichten auf sehr individuelle Weise für ein an Fantasy-Filmen geschultes Publikum aufzubereiten.“
Mit den Dramen „The Wrestler“ und „Black Swan“ versöhnte er dann wieder seine mit den Filmen beträchtlich gewachsene Fangemeinde.
Sein neuester Film, die Bibelverfilmng „Noah“ mit Russel Crowe in der Hauptrolle, läuft am 3. April an. Das ist dann, nachdem er für viele, teils sehr interessant klingende Projekte im Gespräch war, sein 3D-Big-Budget-Projekt. Die Besprechung gibt es zum Kinostart.
Mit Hugh Jackman, Rachel Weisz, Ellen Burstyn, Mark Margolis, Stephen McHattie Wiederholung: Freitag, 4. April, 01.05 Uhr (Taggenau!) Hinweise Rotten Tomatoes über „The Fountain“ Metacritic über „The Fountain“
Wikipedia über „The Fountain“ (deutsch, englisch)
The Gingerbread Man – Eine nächtliche Affäre (USA 1998, R.: Robert Altman)
Drehbuch: Clyde Hayes
LV: John Grisham (Originalstory – soweit bekannt nicht veröffentlicht)
Anwalt Rick Magruder verknallt sich in Mallory Doss und bemerkt nicht, wie sehr sie ihn für ihre Interessen benutzt.
Die erfolgloseste und – so auch meine Ansicht – die beste Grisham-Verfilmung. Altman verfilmte einen Drehbuch-Entwurf, den Grisham vor seinem Leben als Bestseller-Autor schrieb, und das Studio startete den Film – nach einem Streit mit Altman über die endgültige Fassung – fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Im Gegensatz zu den erfolgreichen Grisham-Bücher und deren Verfilmungen löst der Held, natürlich ein Anwalt, nicht das Problem, sondern er ist das Problem. In dem düsteren Südstaaten-Thriller glänzen etliche Stars: Kenneth Branagh, Robert Downey Jr., Embeth Davidtz, Robert Duvall, Tom Berenger, Daryl Hannah, Famke Janssen
Dominique Marceau ist angeklagt ihren Liebhaber, einen Musikstudenten, ermordet zu haben. Der Staatsanwalt will sie vor allem wegen ihres unmoralischen Lebenswandels ins Gefängnis schicken. Ihr Verteidiger versucht dagegen das Bild einer lebenshungrigen jungen Frau zu zeichnen.
Selten gezeigtes Werk von Henri-Georges Clouzot.Seine weitaus bekannteren Krimis sind „Lohn der Angst“ und „Die Teuflischen“.
In „Die Wahrheit“ benutzt Clouzot den Gerichtssaal, um über die damalige Moral zu urteilen. Brigitte Bardot überzeugte hier auch als Schauspielerin. Der Film war für einen Oscar nominiert und erhielt einen Golden Globe (natürlich in der Kategorie „Bester ausländischer Film“). Clouzot erhielt beim Mar del Plata Film Festival den Preis als bester Regisseur.
„Ein intensiv gestalteter, schauspielerisch eindrucksvoller Film, der freilich bei der Aufdeckung der psychologisch-geistigen Ursachen für gesellschaftliche und individuelle Verirrungen auf eine eigene Grundhaltung verzichtet.“ (Lexikon des internationalen Films)
„Clouzots Film ist eine Anklage gegen ein Justizsystem, in dem der Bourgeoisie entstammende, zumeist ältere Richter über Fälle zu entscheiden hatten, zu deren Umfeld und sozialen Ursprüngen sie keinerlei Bezug hatten. (…) Der Film (…) war ein Riesenerfolg.“ (TV Spielfilm: Das große Filmlexikon)
mit Brigitte Bardot, Charles Vanel, Marie-José Nat, Sami Frey, Louis Seigner, Claude Berri
Wiederholung: Freitag 4. April, 13.45 Uhr (und das bei einem Film, der FSK-18 ist)
Denn sie kennen kein Erbarmen – Der Italowestern (D 2006, R.: Hans-Jürgen Panitz, Peter Dollinger)
Drehbuch: Hans-Jürgen Panitz, Peter Dollinger
Sehr informative, spielfilmlange Doku über den Italo-Western.
Mit Franco Nero, Ferdinando Baldi, Claudia Cardinale, Pierre Brice, Sergio Corbucci, Damiano Damiani, Clint Eastwood, Alberto Grimaldi, Robert Hossein, Sergio Leone, Antonio Margheriti, Tomas Milian, Ennio Morricone, Bud Spencer, Jean-Louis Trintignant, Eli Wallach
Leichte Kost ist „Die Frau des Polizisten“ nicht. Über fast drei Stunden schildert Philip Gröning in oft quälend langen Einstellungen die Beziehung von Christine (Alexandra Finder) und Uwe (David Zimmerschied). Er ist in einer Kleinstadt Polizist, um die Dreißig. Sie ist anscheinend nur Hausfrau und Mutter. Jedenfalls sehen wir sie nie arbeiten. Wir sehen sie auch nie im Gespräch mit anderen Menschen. Uwe wird immerhin zwei-, dreimal mit Kollegen bei der Arbeit gezeigt. Aber insgesamt sind Christine, Uwe und ihre kleine Tochter Clara (die Zwillinge Pia und Chiara Kleemann) allein in ihrem Reihenhaus. Diese hochgradig künstliche Isolation dieser Familie von der restlichen Welt – denn Clara geht nicht in den Kindergarten und Eltern, Verwandte, Freunde oder Nachbarn haben Christine und Uwe nicht – ist zwar als Kunstgriff, um, je nachdem, wie man den Film interpretiert, die Isolation oder auch die übergroße Nähe der Beiden zueinander zu zeigen, gerechtfertigt. Aber weil sie während des gesamten Films in dieser Isolation leben, ist sie auch statisch. Es gibt keine Entwicklung in ihrer Beziehung zur Umwelt.
In einem Interview sagt Gröning: „Das ist eine Geschichte über Nähe, Liebe, Abhängigkeit und Angst.“ In einem Publikumsgespräch sagte er, dass es in dem Film um Nähe und nicht um häusliche Gewalt gehe.
Aber die Macher recherchierten vorher viel zum Thema „häusliche Gewalt“, sie bedanken sich im Abspann bei zahlreichen Frauenhäusern und Beraterinnen, die Werbung konzentriert sich vor allem auf dieses Thema und die Produzenten Bavaria Film, Philip Gröning Filmproduktion und 3L Filmproduktion spenden in der Startwoche von allen Vorstellungen einen Euro pro Kinokarte an die Frauenhäuser der jeweiligen Stadt.
Diese Isolation könnte daher auch die Isolation von Christine reflektieren. Denn die Opfer von häuslicher Gewalt fühlen sich oft einsam. Sie glauben, dass sie mit niemand reden können. Gröning zeigt dabei auch verschiedene Facetten einer Beziehung und die Macht- und Abhängigkeitsstrukturen. Wobei die Frau des Polizisten die traditionelle Geschlechterrolle mit Kind und Küche vollkommen übernimmt, während er der ängstliche, anscheinend von seiner Arbeit frustierte Polizist ist, der sie schlägt. Und er wechselt immer wieder, ansatzlos, zwischen wenigen Szenen, in denen er Gewalt ausübt, vielen, in denen wir die Auswirkungen von Gewalt sehen können, und Szenen reinen Glücks.
Dieses sehr offene Beziehungsdrama, das vieles nur andeutet, nichts erklärt oder analysiert, auch kaum Informationen über die Charaktere anbietet, keine Lösung und ein sehr offenes Ende anbietet, wird von Gröning in eine fast schon meditative Struktur von 59 Kapiteln, die manchmal nur wenige Sekunden lang sind, gepresst. Wahrscheinlich ergibt sich sogar, wenn man sich die Inhalte der einzelnen Kapitel genau ansieht, eine wunderschöne, von der Minimal-Musik inspirierte Struktur. Weil jede Szene mit Schwarzblenden und Zwischentiteln an- und abgekündigt wird, beansprucht allein die Bekanntgabe der Kapitel gute zwanzig Minuten. Dann gibt es noch zusammenhanglose Landschaftsaufnahmen und einen alten Mann, der so etwas wie der griechische Chor ist, allerdings kommentiert er nicht die Geschichte, sondern er bleibt stumm. Wer oder was der Mann ist, wird im Film nicht beantwortet. Auch Gröning kann – oder will – ihn nicht erklären.
Stattdessen liefert er nur ein dreistündiges, fast stummes und fast geräuschloses Diskursangebot, in das vieles, viel zu vieles hineininterpretiert werden kann und das letztendlich eine Übung im Stilwillen bleibt.
Die Frau des Polizisten (Deutschland 2013)
Regie: Philip Gröning
Drehbuch: Philip Gröning
mit Alexandra Finder, David Zimmerschied, Pia Kleemann, Chiara Kleemann, Horst Rehberg, Katharina Susewind, Lars Rudolph
Bestsellerverfilmungen, nächste Runde. „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ ist die schwarzhumorige Verfilmung von Jonas Jonassons Bestseller mit einem deutlichen Hang zum Klamauk, die mir überhaupt nicht gefallen hat, weil es letztendlich „Forrest Gump“ trifft doofe Gangster ist und der Zufall wirklich jedes Problem und jeden Konflikt ohne Zutun des Hundertjährigen erledigt.
Bevor Allan Karlsson aus dem Fenster stieg, hat er ein langes, ereignisreiches Leben gelebt. Als kleiner Junge wollte er nur Dinge in die Luft jagen. Nach dem zweiten Weltkrieg langweilte ihn das, er wurde Geheimagent und stolperte weiter durch die Weltgeschichte. Dabei erkennt er in seiner bodenlosen Naivität keinen Unterschied zwischen Franco-Faschismus und Kommunismus. Er kämpft mal auf der einen, mal auf der anderen Seite und bekommt eigentlich nichts von der Welt mit, aber der Film will uns glauben machen, dass dieser Trottel ständig den Lauf der Geschichte veränderte, dass er die treibende Kraft des zwanzigsten Jahrhunderts war.
Auch jetzt, als er nach seiner Flucht aus dem Altersheim auf einem Bahnhof auf einen Koffer aufpassen soll, mit dem Koffer zu einem noch einsameren Bahnhof fährt und dort entdeckt, dass der Koffer randvoll mit Geld gefüllt ist, stolpert er einfach in eine weitere unglaubliche Geschichte hinein. Denn der Besitzer des Koffers, ein doofer Gangster, der ihn für einen grenzdebilen Gangster befördert, der ihn wiederum einem ebenso geistig minderbemitteltem Verbrecher geben will, verfolgt ihn zum stillgelegten Bahnhof und stirbt zufällig in der Gefrierkammer. Die Leiche muss entsorgt werden und Karlsson und der Bahnhofswärter machen sich reichlich ziellos auf den Weg, nehmen dabei immer mehr seltsame Leute mit und hinterlassen nebenbei eine Spur von Leichen.
Allerdings ist der Protagonist, auch als Hans im Glück, einfach zu dumm und der Zufall übernimmt zu viel Arbeit, um sich länger für diesen Hundertjährigen und seine Zufallsbekanntschaften zu interessieren.
Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand (Hundraåringen som klev ut genom fönstret och försvann, Schweden 2013)
Regie: Felix Herngren
Drehbuch: Felix Herngren, Hans Ingemansson
LV: Jonas Jonasson: Hundraåringen som klev ut genom fönstret och försvann, 2009 (Der Hunderjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand)
mit Robert Gustafsson, Iwar Wiklander, David Wiberg, Mia Skäringer, Jens Hultén, Alan Ford, Ralph Carlsson