TV-Tipp für den 16. Februar: Side Effects – Tödliche Nebenwirkungen

Februar 15, 2023

Während die neueste Zusammenarbeit von Soderbergh/Tatum im Kino läuft, läuft im Fernsehen eine ihrer früheren Arbeiten

Servus TV, 20.15

Side Effects – Tödliche Nebenwirkungen (Side Effects, USA 2013)

Regie: Steven Soderbergh

Drehbuch: Scott Z. Burns

Psychiater Jonathan Banks will Emily Taylor helfen, indem er ihr nach einem missglückten Suizidversuch ein neues, noch nicht erprobtes Medikament verschreibt. Das hat tödliche Nebenwirkungen Emilys Ehemann und der ehrbare Psychiater muss um seine Existenz kämpfen.

Lässig-verschachtelter Neo-Noir mit einem hübsch zynischem Ende, den Soderbergh damals als seinen letzten Spielfilm ankündigte. Inzwischen ist er nach einem TV-Film (der bei uns im Kino lief) und einer TV-Serie wieder, gewohnt produktiv, im Kino angekommen.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Jude Law, Rooney Mara, Catherine Zeta-Jones, Channing Tatum, Vinessa Shaw

Wiederholung: Freitag, 17. Februar, 01.10 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Moviepilot über „Side Effects“

Metacritic über „Side Effects“

Rotten Tomatoes über „Side Effects“

Wikipedia über „Side Effects“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Steven Soderberghs “Girlfriend Experience – Aus dem Leben eines Luxus-Callgirls” (The Girlfriend Experience, USA 2009)

Meine Besprechung von Steven Soderberghs „Contagion“ (Contagion, USA 2011)

Meine Besprechung von Steven Soderberghs „Haywire” (Haywire, USA 2011)

Meine Besprechung von Steven Soderberghs “Magic Mike” (Magic Mike, USA 2012)

Meine Besprechung von Steven Soderberghs „Side Effects – Tödliche Nebenwirkungen“ (Side Effects, USA 2013)

Meine Besprechung von Steven Soderberghs “Liberace – Zu viel des Guten ist wundervoll (Behind the Candelabra, USA 2013)

Meine Besprechung von Steven Soderberghs „Logan Lucky“ (Logan Lucky, USA 2017) und der DVD

Meine Besprechung von Steven Soderberghs „Unsane: Ausgeliefert“ (Unsane, USA 2018)

Meine Besprechung von Steven Soderberghs „No sudden move“ (No sudden move, USA 2021)

Meine Besprechung von Steven Soderberghs „Magic Mike: The Last Dance“ (Magic Mike’s Last Dance, USA 2023)

Steven Soderbergh in der Kriminalakte


Neu im Kino/Filmkritik: Just „Women Talking“ in „Die Aussprache“

Februar 10, 2023

Irgendwo im ländlichen Amerika trifft sich eine Gruppe Frauen auf dem Dachboden einer Scheune. Nur ein Mann ist bei dem Treffen zugelassen. August Epp (Ben Whishaw) soll das Treffen protokollieren. Denn die Frauen, die von Rooney Mara, Claire Foy, Jessie Buckley, Judith Ivey, Sheila McCarthy, Michelle McLeod, Kate Hallett, Liv McNeil, August Winter und Frances McDormand (die nur eine kleine, aber einprägsame Rolle hat), gespielt werden, können nicht schreiben. Sie wollen reden über die von Männern an ihnen verübten Vergewaltigungen und was sie jetzt tun sollen. Die Vergewaltigungen geschahen über mehrere Jahre in einer streng religiösen Gemeinde. Vergewaltigut wurden sie im Schlaf von Mitgliedern der tiefreligiösen Gemeinde. Sollen sie ihnen vergeben und weiter mit ihnen zusammen leben oder sollen sie die Gemeinde verlassen und in eine ihnen vollkommen unbekannte Welt aufbrechen?

Was diese Aussprache so erschreckend macht, ist dass sie nicht irgendwann im 18. oder 19. Jahrhundert, sondern fast in der Gegenwart, nämlich 2010 in den USA, spielt. Sarah Polley ließ sich für ihren neuen Film „Die Aussprache“ (Women Talking) von Miriam Toews‘ gleichnamigem Roman inspirieren. Die Inspiration für den Roman und damit auch für den Film waren Vergewaltigungen, die zwischen 2005 und 2009 in Bolivien in Manitoba in einer abgelegen liegenden äußerst konservativen mennonitischen Gemeinde geschahen. Die im Buch und Film geschilderte Aussprache ist dann, wie eine Texteinblendung am Filmanfang verrät, ein „Akt weiblicher Vorstellungskraft“, bei dem es vor allem um das Abwägen von Argumenten und Handlungsoptionen geht.

Sarah Polleys Film, für den sie auch das Drehbuch schrieb, spielt eigentlich nur in einem Raum in der Scheune. Dort sitzen die Frauen zusammen und reden miteinander. Brav werden dabei verschiedene Argumente ausgetauscht und abgewogen. Niemand unterbricht die Rednerin. Niemand schreit oder hat einen filmreifen emotionalen Ausbruch. Die Aussprache verläuft strikt nach dem Modell des herrschaftsfreien Diskurses. Die von den Frauen formulierten Argumente und Sätze gehören ins Thesentheater. In diesem Fall ist es gutes Thesentheater, aber halt auch eine Abfolge von Argumenten, die von diesen Frauen aufgrund ihres bisherigen Lebens so wohl nie gesagt würden.

Aber das stört nicht weiter in dieser klugen, umfassenden und sehr didaktisch aufgebauten Auseinandersetzung mit männlichem Machtstreben und den Möglichkeiten, die Betroffene dagegen haben. Es ist letztlich nur die Wahl zwischen gehen oder vergeben und bleiben. Die dritte Möglichkeit, nämlich bleiben und kämpfen, ist bestenfalls eine theoretische Möglichkeit. Bei diesem Gespräch sprechen die Frauen auch die Machtstrukturen innerhalb der Glaubensgemeinde an. Denn ihre Peiniger sind auch die einzigen Menschen, die dank ihres Kontakts zu Gott, ihnen den Weg in den Himmel ebnen können.

Das verfilmte Theaterstück (denn letztendlich ist es das und mit wenigen Änderungen kann es das auch werden) ist gut geschrieben und gut gespielt von einer Top-Besetzung, die hier als Ensemble agiert. Und natürlich ist das Problem, mit dem die Gläubigen konfrontiert werden, mühelos auf viele andere Situationen übertragbar.

Ärgerlich ist in „Die Aussprache“, wie bei zu vielen anderen neuen Filmen, die Farbgebung. Oder besser Nicht-Farbgebung. Immer sehen die fast vollständig farbentsättigten Bilder wie ausgewaschen an. Jede blühende Wiese wird zu einem grauen Einerlei. Die Scheune versumpft eh in einem grauen Matsch und die dunklen Kleider der Frauen sind ebenfalls matschgrau. Es sieht von der ersten bis zur letzten Minute einfach nur grauenhaft, billig und erschreckend amateurhaft aus.

Die Aussprache (Women Talking, USA 2022)

Regie: Sarah Polley

Drehbuch: Sarah Polley

LV: Miriam Toews: Women talking, 2018 (Die Aussprache)

mit Rooney Mara, Claire Foy, Jessie Buckley, Judith Ivey, Sheila McCarthy, Michelle McLeod, Kate Hallett, Liv McNeil, August Winter, Ben Whishaw, Frances McDormand (eigentlich ein längerer Cameo, der dazu dient, den von ihr mitproduzierten Film besser zu verkaufen)

Länge: 105 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Moviepilot über „Die Aussprache“

Metacritic über „Die Aussprache“

Rotten Tomatoes über „Die Aussprache“

Wikipedia über „Die Aussprache“ (deutsch, englisch)


TV-Tipp für den 15. November: Carol

November 14, 2022

HR, 00.10

Carol (Carol, USA/Großbritannien/Frankreich 2015)

Regie: Todd Haynes

Drehbuch: Phyllis Nagy

LV: Patricia Highsmith: The Price of Salt, 1952 (Erstveröffentlichung unter dem Pseudonym Claire Morgan; Wiederveröffentlichung unter ihrem Namen als „Carol“, deutsche Titel „Salz und sein Preis“ und „Carol oder Salz und sein Preis“)

New York, 1950: zwei Frauen verlieben sich ineinander – und verstoßen damit gegen die gesellschaftlichen Konventionen.

Gelungene, sehr stilbewusste und sensible Patricia-Highsmith-Verfilmung, die kein Kriminalfilm (was man bei Highsmith ja erwartet), sondern eine tragische Liebesgeschichte ist.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Cate Blanchett, Rooney Mara, Sarah Paulson, Carrie Brownstein, Kyle Chandler, Jake Lacy, Cory Michael Smith

Hinweise

Moviepilot über „Carol“

Metacritic über „Carol“

Rotten Tomatoes über „Carol“

Wikipedia über „Carol“ (deutsch, englisch) und über Patricia Highsmith (deutsch, englisch)

Times: The 50 Greatest Crime Writers No 1: Patricia Highsmith

Kaliber .38 über Patricia Highsmith (Bibliographie)

Krimi-Couch über Patricia Highsmith

Wired for Books: Don Swain redet mit Patricia Highsmith (1987)

Gerald Peary redet mit Patricia Highsmith (Sight and Sound – Frühling 1988)

Meine Besprechung von Hossein Aminis Patricia-Highsmith-Verfilmung “Die zwei Gesichter des Januars” (The two Faces of January, Großbritannien/USA/Frankreich 2014)

Meine Besprechung von Todd Haynes‘ Patricia-Highsmith-Verfilmung „Carol“ (Carol, USA/Großbritannien/Frankreich 2015)

Meine Besprechung von Todd Haynes „Vergiftete Wahrheit“ (Dark Waters, USA 2019) und der DVD

Kriminalakte über Patricia Highsmith


TV-Tipp für den 30. Januar: The Social Network

Januar 29, 2022

Arte, 20.15

The Social Network (The Social Network, USA 2010)

Regie: David Fincher

Drehbuch: Aaron Sorkin

LV: Ben Mezrich: The Accidental Billionaires, 2009 (Milliardär per Zufall: Die Gründung von Facebook – Eine Geschichte über Sex, Geld, Freundschaft und Betrug)

Fincher und Sorkin (The West Wing, The Newsroom), der für sein Drehbuch einen Oscar erhielt, erzählen die Geschichte von Facebook und Mark Zuckerberg.

Rasantes dialoglastiges Drama, bei dem jeder Satz trifft und einige junge Schauspieler ihr Können zeigen können.

Mit Jesse Eisenberg, Andrew Garfield, Justin Timberlake, Rooney Mara, John Getz, Armie Hammer

Hinweise

Das Drehbuch von Aaron Sorkin

Rotten Tomatoes über „The Social Network“

Wikipedia über „The Social Network“ (deutsch, englisch)

Chasing the Frog vergleicht die Fiktion mit den Fakten

Meine Besprechung von David Finchers “Verblendung” (The Girl with the Dragon Tattoo, USA 2011)

Meine Besprechung von David Finchers „Gone Girl – Das perfekte Opfer“ (Gone Girl, USA 2014)

David Fincher in der Kriminalakte

Meine Besprechung von Ben Mezrichs „21“ (Bringing down the House, 2002)


Neu im Kino/Buch- und Filmkritik: William Lindsay Gresham und Guillermo del Toro schicken uns in die „Nightmare Alley“

Januar 21, 2022

Nur ein Narr wird bei dem Titel „Nightmare Alley“ ein Disney-Märchen erwarten. William Lindsay Greshams 1946 erschienener Roman ist ein Noir, der jetzt von Guillermo del Toro verfilmt wurde. Es ist die zweite Verfilmung. Die erste, mit Tyrone Power in der Hauptrolle, ist von 1947. Regie führte Edmund Goulding, Jules Furthman („Geächtet“, „Haben und Nichthaben“. „Tote schlafen fest“ und „Rio Bravo“) schrieb das Drehbuch und der deutsche Titel ist „Der Scharlatan“.

Dabei hat Stanton Carlisle, der titelgebende Scharlatan, der in der neuesten Version von Bradley Cooper gespielt wird, durchaus Talente. Er entdeckt sie bei einem kleinen Wanderzirkus. Dort trifft er auf Zeena (Toni Collette) und Pete Krumbein (David Strathairn), die eine Wahrsage-Show haben. Sie ist eine Mischung aus Betrug und praktisch angewandter Menschenkenntnis. Denn die Wünsche und Ängste der verschiedenen Menschen unterscheiden sich kaum. Nach Petes Tod wird Stanton Zeenas Partner.

Später verlässt Stanton mit der Zirkusartistin Molly Cahill (Rooney Mara) den Zirkus. Zum Abschied legt Zeena ihm die Tarotkarten. Er ist der Gehängte – und das ist keine gute Karte.

Jahre später hat er als „Der große Stanton“ in noblen Establishments eine Wahrsage-Show als umjubelter Mentalist. Bei einem seiner Auftritte trift er auf Dr. Lilith Ritter (Cate Blanchett). Sie wird die dritte wichtige Frau in seinem Leben und sie ist die erste Frau, die ebenso zielgerichtet wie er Menschen manipuliert. Die Psychoanalytikerin schlägt ihm eine Zusammenarbeit vor. Ihre Kundschaft ist vermögend. Sie können also Informationen, die sie während ihrer Analysesitzungen aus deren Leben erfährt, gewinnbringend in Stantons Gedankenleser-Shows einbauen. Zuerst erzählt er seinen nichtsahnenden Kunden Details aus deren Leben, die er unmöglich wissen kann. Danach zieht er ihnen das Geld aus den gut gefüllten Taschen.

Ihr erstes Opfer soll Ezra Grindle (Richard Jenkins) sein. Der stinkreiche und überaus misstrauische Industriemagnat fühlt sich immer noch schuldig für den schon Jahrzehnte zurückliegenden Tod seiner großen Liebe.

Die Geschichte von Stanton Carlisle wird gemeinhin als düstere Versionen vom amerikanischen Traum beschrieben. Es geht um das Streben nach Geld und Ruhm und wie real dieses „Vom Tellerwäscher zum Millionär“-Versprechen ist. Damit dürfte klar sein, wo Stans Geschichte endet; auch wenn einige über das deprimierend bittere Ende erstaunt sein werden. Der Roman und die erste Verfilmung sind kleinere Noir-Klassiker, die bei uns fast unbekannt sind. „Der Scharlatan“ hatte 1954 seinen deutschen Kinostart. Die erste deutsche Überetzung des Romans erschien 2019.

In der aktuellen Heyne-Hardcore-Ausgabe hat der Roman über fünfhundert Seiten. Damit ist er deutlich umfangreicher als ein normaler Noir- oder Pulp-Roman, der oft keine zweihundert Seiten benötigt, um seine Geschichte zu erzählen. Dafür gibt Gresham vor allem im ersten Drittel des Romans einen fundierten, für die Hauptgeschichte eher nebensächlichen, aber höchst kurzweiligen Einblick in das Leben eines Wanderzirkusses und mit welchen Tricks den ahnungslosen Kunden das Geld aus der Tasche gezogen wird.

Es ist allerdings auch ein sich über viele Jahre, die zu Jahrzehnten werden, erstreckender Roman, der teilweise mit großen Zeitsprüngen erzählt wird. Das führt zu einer episodischen Struktur, die auf Erklärungen und klare Ursache-Wirkungs-Mechanismen verzichtet. Stantons Auf- und Abstieg erscheint dabei, trotz einiger Hinweise, die in den verschiedenen Versionen leicht unterschiedlich gewichtet und so auch deutlicher herausgearbeitet werden, weniger in seiner Person angelegt, als dem Willen des Autors zu gehorchen.

Schließlich steht Stantons Ende von Anfang an fest. Er ist, wie Zeena ihm aus den Tarotkarten liest, der Gehängte. Er ist am Ende wieder am Anfang. Stanton ist am Ende sogar in einer schlechteren Lage als am Anfang der Geschichte. Sein schlimmster Alptraum wird wahr. Insofern ist der letzte Satz von del Toros Version grandios. Es ist ein Satz, auf den Gresham verzichtete.

Guillermo del Toro übernimmt, bis auf einige kleine Änderungen, Greshams Geschichte. Es sind hier und da Kürzungen. So tritt Stanton im Roman auch als Geistlicher und Oberhaupt der von ihm gegründeten Kirche der Himmlischen Botschaft auf. Einige Handlungsorte wurden verändert. Dadurch wird die Geschichte filmischer und es gibt in den Momenten auch Anspielungen auf andere Filme.

Über hundertfünfzig Minuten benötigt del Toro dann, um Stantons Geschichte zu erzählen. Er erzählt sie extrem langsam und mit großem pathetischem Ernst; als habe er einen bedeutungsschweren Roman der Hochkultur verfilmt.

Dabei hätte „Nightmare Alley“ von einer kürzeren Laufzeit von unter zwei Stunden, einem eindeutigerem thematischen Fokus und einer damit verbundenen Zuspitzung profitiert, gerne mit mehr Pulp-Gestus und Schwarzem Humor.

Auch die Hauptfiguren Stanton, Lilith Ritter und Molly bleiben blass. Zu sehr müssen sie den Vorgaben der Geschichte gehorchen.

Vor allem Stanton bleibt erstaunlich blass als Scharlatan, der mit seiner Menschenkenntnis und seinen Tricks die Menschen begeistern kann. Ihm fehlt die Faszination des Bösen. Entsprechend unbeteiligt verfolgen wir seine Taten. Seinen Aufstieg vom Wanderzirkus zum Wahrsager und die Probleme, die er dabei hatte, sehen wir nicht. So fehlen – in jeder Version der Geschichte – die Jahre zwischen seinem Abschied aus dem Zirkus und seinem Auftritt im mondänen Nachtclub „Club Copacabana“. Gleichzeitig, wenn später der ihm von Zeena in den Tarotkarten prophezeite und überaus rasante Abstieg beginnt, bedauert man ihn nicht. Auch hier fehlen wieder wichtige Zwischenstationen. Stattdessen ist er in einem Moment „top of the world“ und im nächsten ein in der Gosse liegender Obdachloser. Unklar bleibt, wie es dazu kommt. Als Zuschauer können wir einige Vermutungen anstellen. Gelungen ist in dieser Beziehung Gouldings Version, die von Anfang an auf die verheerende Wirkung des Alkohols hinweist und Stantons Abstieg mit seiner Trunksucht erklärt.

Guillermo del Toro hat viel zu viel Respekt vor der Vorlage, die er nur edel bebildert. Seine „Nightmare Alley“ ist zu sehr von ihrer eigenen Wichtigkeit und Bedeutsamkeit überzeugt, um wirklich zu begeistern.

Nightmare Alley (Nightmare Alley, USA 2021)

Regie: Guillermo del Toro

Drehbuch: Guillermo del Toro, Kim Morgan

LV: William Lindsay Gresham: Nightmare Alley, 1946 (Nightmare Alley)

mit Bradley Cooper, Cate Blanchett, Toni Collette, Willem Dafoe, Richard Jenkins, Rooney Mara, Ron Perlman, Mary Steenburgen, David Strathairn, Jim Beaver, Tim Blake Nelson

Länge: 151 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Die Vorlage

Willliam Lindsay Gresham: Nightmare Alley

(übersetzt von Christian Veit Eschenfelder und Anja Heidböhmer)

Heyne, 2021

512 Seiten

12,99 Euro

Deutsche Erstausgabe

Festa Verlag, 2019

Originalausgabe

Nightmare Alley

Rinehart & Company, New York, 1946

Hinweise

Moviepilot über „Nightmare Alley“

Metacritic über „Nightmare Alley“

Rotten Tomatoes über „Nightmare Alley“

Wikipedia über „Nightmare Alley“ (deutsch, englisch) und die Vorlage

Meine Besprechung von Guillermo del Toros „Pacific Rim“ (Pacific Rim, USA 2013)

Meine Besprechung von Guillermo del Toros „Crimson Peak“ (Crimson Peak, USA 2015)

Meine Besprechung von Guillermo del Toros „The Shape of Water – Das Flüstern des Waters“ (The Shape of Water, USA 2017)

Meine Besprechung von Guillermo del Toro/Daniel Kraus‘ „The Shape of Water“ (The Shape of Water, 2018) (Roman zum Film)

Meine Besprechung von Guilermo del Toro/Chuck Hogans „Die Schatten – Die Blackwood-Aufzeichnungen 1“ (The Hollow Ones, 2020)


TV-Tipp für den 20. Oktober: Side Effects – Tödliche Nebenwirkungen

Oktober 19, 2021

Arte, 20.15

Side Effects – Tödliche Nebenwirkungen (Side Effects, USA 2013)

Regie: Steven Soderbergh

Drehbuch: Scott Z. Burns

Psychiater Jonathan Banks will Emily Taylor helfen, indem er ihr nach einem missglückten Suizidversuch ein neues, noch nicht erprobtes Medikament verschreibt. Das hat tödliche Nebenwirkungen Emilys Ehemann und der ehrbare Psychiater muss um seine Existenz kämpfen.

Lässig-verschachtelter Neo-Noir mit einem hübsch zynischem Ende, den Soderbergh damals als seinen letzten Spielfilm ankündigte. Inzwischen ist er nach einem TV-Film (der bei uns im Kino lief) und einer TV-Serie wieder, gewohnt produktiv, im Kino angekommen.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Jude Law, Rooney Mara, Catherine Zeta-Jones, Channing Tatum, Vinessa Shaw

Hinweise

Moviepilot über „Side Effects“

Metacritic über „Side Effects“

Rotten Tomatoes über „Side Effects“

Wikipedia über „Side Effects“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Steven Soderberghs “Girlfriend Experience – Aus dem Leben eines Luxus-Callgirls” (The Girlfriend Experience, USA 2009)

Meine Besprechung von Steven Soderberghs „Contagion“ (Contagion, USA 2011)

Meine Besprechung von Steven Soderberghs „Haywire” (Haywire, USA 2011)

Meine Besprechung von Steven Soderberghs “Magic Mike” (Magic Mike, USA 2012)

Meine Besprechung von Steven Soderberghs „Side Effects – Tödliche Nebenwirkungen“ (Side Effects, USA 2013)

Meine Besprechung von Steven Soderberghs “Liberace – Zu viel des Guten ist wundervoll (Behind the Candelabra, USA 2013)

Meine Besprechung von Steven Soderberghs „Logan Lucky“ (Logan Lucky, USA 2017) und der DVD

Meine Besprechung von Steven Soderberghs „Unsane: Ausgeliefert“ (Unsane, USA 2018)

Meine Besprechung von Steven Soderberghs „No sudden move“ (No sudden move, USA 2021)

Steven Soderbergh in der Kriminalakte


TV-Tipp für den 21. Dezember: Carol

Dezember 20, 2020

Heute zu einer familienfreundlichen Uhrzeit

One, 20.15

Carol (Carol, USA/Großbritannien/Frankreich 2015)

Regie: Todd Haynes

Drehbuch: Phyllis Nagy

LV: Patricia Highsmith: The Price of Salt, 1952 (Erstveröffentlichung unter dem Pseudonym Claire Morgan; Wiederveröffentlichung unter ihrem Namen als „Carol“, deutsche Titel „Salz und sein Preis“ und „Carol oder Salz und sein Preis“)

New York, 1950: zwei Frauen verlieben sich ineinander – und verstoßen damit gegen die gesellschaftlichen Konventionen.

Gelungene, sehr stilbewusste und sensible Patricia-Highsmith-Verfilmung, die kein Kriminalfilm (was man bei Highsmith ja erwartet), sondern eine tragische Liebesgeschichte ist.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Cate Blanchett, Rooney Mara, Sarah Paulson, Carrie Brownstein, Kyle Chandler, Jake Lacy, Cory Michael Smith

Wiederholung: Dienstag, 22. Dezember, 01.20 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Moviepilot über „Carol“

Metacritic über „Carol“

Rotten Tomatoes über „Carol“

Wikipedia über „Carol“ (deutsch, englisch) und über Patricia Highsmith (deutsch, englisch)

Times: The 50 Greatest Crime Writers No 1: Patricia Highsmith

Kaliber .38 über Patricia Highsmith (Bibliographie)

Krimi-Couch über Patricia Highsmith

Kirjasto über Patricia Highsmith

Wired for Books: Don Swain redet mit Patricia Highsmith (1987)

Gerald Peary redet mit Patricia Highsmith (Sight and Sound – Frühling 1988 )

Meine Besprechung der Patricia-Highsmith-Verfilmung “Die zwei Gesichter des Januars” (The two Faces of January, Großbritannien/USA/Frankreich 2014)

Meine Besprechung von Todd Haynes‘ Patricia-Highsmith-Verfilmung „Carol“ (Carol, USA/Großbritannien/Frankreich 2015)

Meine Besprechung von Todd Haynes „Vergiftete Wahrheit“ (Dark Waters, USA 2019)

Kriminalakte über Patricia Highsmith


TV-Tipp für den 29. November: Carol

November 28, 2020

ARD, 23.35

Carol (Carol, USA/Großbritannien/Frankreich 2015)

Regie: Todd Haynes

Drehbuch: Phyllis Nagy

LV: Patricia Highsmith: The Price of Salt, 1952 (Erstveröffentlichung unter dem Pseudonym Claire Morgan; Wiederveröffentlichung unter ihrem Namen als „Carol“, deutsche Titel „Salz und sein Preis“ und „Carol oder Salz und sein Preis“)

New York, 1950: zwei Frauen verlieben sich ineinander – und verstoßen damit gegen die gesellschaftlichen Konventionen.

Gelungene, sehr stilbewusste und sensible Patricia-Highsmith-Verfilmung, die kein Kriminalfilm (was man bei Highsmith ja erwartet), sondern eine tragische Liebesgeschichte ist.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Cate Blanchett, Rooney Mara, Sarah Paulson, Carrie Brownstein, Kyle Chandler, Jake Lacy, Cory Michael Smith

Hinweise

Moviepilot über „Carol“

Metacritic über „Carol“

Rotten Tomatoes über „Carol“

Wikipedia über „Carol“ (deutsch, englisch) und über Patricia Highsmith (deutsch, englisch)

Times: The 50 Greatest Crime Writers No 1: Patricia Highsmith

Kaliber .38 über Patricia Highsmith (Bibliographie)

Krimi-Couch über Patricia Highsmith

Kirjasto über Patricia Highsmith

Wired for Books: Don Swain redet mit Patricia Highsmith (1987)

Gerald Peary redet mit Patricia Highsmith (Sight and Sound – Frühling 1988 )

Meine Besprechung der Patricia-Highsmith-Verfilmung “Die zwei Gesichter des Januars” (The two Faces of January, Großbritannien/USA/Frankreich 2014)

Meine Besprechung von Todd Haynes‘ Patricia-Highsmith-Verfilmung „Carol“ (Carol, USA/Großbritannien/Frankreich 2015)

Meine Besprechung von Todd Haynes „Vergiftete Wahrheit“ (Dark Waters, USA 2019)

Kriminalakte über Patricia Highsmith


TV-Tipp für den 24. November: Carol

November 23, 2019

Arte, 20.15

Carol (Carol, USA/Großbritannien/Frankreich 2015)

Regie: Todd Haynes

Drehbuch: Phyllis Nagy

LV: Patricia Highsmith: The Price of Salt, 1952 (Erstveröffentlichung unter dem Pseudonym Claire Morgan; Wiederveröffentlichung unter ihrem Namen als „Carol“, deutsche Titel „Salz und sein Preis“ und „Carol oder Salz und sein Preis“)

New York, 1950: zwei Frauen verlieben sich ineinander – und verstoßen damit gegen die gesellschaftlichen Konventionen.

Gelungene, sehr stilbewusste und sensible Patricia-Highsmith-Verfilmung, die kein Kriminalfilm (was man bei Highsmith ja erwartet), sondern eine tragische Liebesgeschichte ist.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Cate Blanchett, Rooney Mara, Sarah Paulson, Carrie Brownstein, Kyle Chandler, Jake Lacy, Cory Michael Smith

Wiederholung: Freitag, 29. November, 13.55 Uhr

Hinweise
Moviepilot über „Carol“
Metacritic über „Carol“
Rotten Tomatoes über „Carol“
Wikipedia über „Carol“ (deutsch, englisch) und über Patricia Highsmith (deutsch, englisch)

Times: The 50 Greatest Crime Writers No 1: Patricia Highsmith

Kaliber .38 über Patricia Highsmith (Bibliographie)

Krimi-Couch über Patricia Highsmith

Kirjasto über Patricia Highsmith

Wired for Books: Don Swain redet mit Patricia Highsmith (1987)

Gerald Peary redet mit Patricia Highsmith (Sight and Sound – Frühling 1988 )

Meine Besprechung der Patricia-Highsmith-Verfilmung “Die zwei Gesichter des Januars” (The two Faces of January, Großbritannien/USA/Frankreich 2014)

Meine Besprechung von Todd Haynes‘ Patricia-Highsmith-Verfilmung „Carol“ (Carol, USA/Großbritannien/Frankreich 2015)

Kriminalakte über Patricia Highsmith


TV-Tipp für den 24. Oktober: Side Effects – Tödliche Nebenwirkungen

Oktober 23, 2019

3sat, 22.25

Side Effects – Tödliche Nebenwirkungen (Side Effects, USA 2013)

Regie: Steven Soderbergh

Drehbuch: Scott Z. Burns

Psychiater Jonathan Banks will Emily Taylor helfen, indem er ihr nach einem missglückten Suizidversuch ein neues, noch nicht erprobtes Medikament verschreibt. Das hat tödliche Nebenwirkungen Emilys Ehemann und der ehrbare Psychiater muss um seine Existenz kämpfen.

Lässig-verschachtelter Neo-Noir mit einem hübsch zynischem Ende, den Soderbergh damals als seinen letzten Spielfilm ankündigte. Was schon damals nicht glaubwürdig war. Inzwischen ist er nach einem TV-Film (der bei uns im Kino lief) und einer TV-Serie wieder im Kino angekommen.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Jude Law, Rooney Mara, Catherine Zeta-Jones, Channing Tatum, Vinessa Shaw

Hinweise

Moviepilot über „Side Effects“

Metacritic über „Side Effects“

Rotten Tomatoes über „Side Effects“

Wikipedia über „Side Effects“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Steven Soderberghs “Girlfriend Experience – Aus dem Leben eines Luxus-Callgirls” (The Girlfriend Experience, USA 2009)

Meine Besprechung von Steven Soderberghs „Contagion“ (Contagion, USA 2011)

Meine Besprechung von Steven Soderberghs „Haywire” (Haywire, USA 2011)

Meine Besprechung von Steven Soderberghs “Magic Mike” (Magic Mike, USA 2012)

Meine Besprechung von Steven Soderberghs „Side Effects – Tödliche Nebenwirkungen“ (Side Effects, USA 2013)

Meine Besprechung von Steven Soderberghs “Liberace – Zu viel des Guten ist wundervoll (Behind the Candelabra, USA 2013)

Meine Besprechung von Steven Soderberghs „Logan Lucky“ (Logan Lucky, USA 2017) und der DVD

Meine Besprechung von Steven Soderberghs „Unsane: Ausgeliefert“ (Unsane, USA 2018)

Steven Soderbergh in der Kriminalakte


TV-Tipp für den 6. August: Trash

August 5, 2019

Tele 5, 20.15

Trash (Trash, Großbritannien 2014)

Regie: Stephen Daldry, Christian Duurvoort (Brasilien)

Drehbuch: Richard Curtis, Felipe Braga (zusätzliches Material)

LV: Andy Mulligan: Trash, 2010 (Trash)

Die jugendlichen Müllsammler Raphael, Gardo und Rato finden in Rio de Janeiro auf einer Müllkippe einen Geldbeutel. Als die Polizei ihnen für den Geldbeutel einen unheimlich hohen Finderlohn verspricht, wissen die Slum-Kinder, dass sie etwas sehr Wertvolles gefunden haben. Nur was und wie können sie damit Geld verdienen, ohne vorher zu sterben?

Fabelhafter, mitreisend inszenierter Jugendfilm, der eine spannende Schnitzeljagd durch die Slums erzählt und einen ziemlich realistischen Einblick in das Leben seiner Protagonisten bietet. Für Erwachsene immer wieder etwas zu plakativ. Aber sie sind auch nicht das Zielpublikum des Thrillers, der für mich im Kino eine sehr erfreuliche Überraschung war.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Rickson Tevez, Eduardo Luis, Gabriels Weinstein, Martin Sheen, Rooney Mara, Wagner Moura, Selton Mello

Hinweise
Deutsche Facebook-Seite zum Film
Moviepilot über „Trash“
Metacritic über „Trash“
Rotten Tomatoes über „Trash“
Wikipedia über „Trash“ (deutsch, englisch)
Homepage von Andy Mulligan

Meine Besprechung von Stephen Daldry/Christian Duurvoorts „Trash“ (Trash, Großbritannien 2014)


TV-Tipp für den 24. August: Side Effects – Tödliche Nebenwirkungen

August 24, 2018

ZDFneo, 23.30

Side Effects – Tödliche Nebenwirkungen (Side Effects, USA 2013)

Regie: Steven Soderbergh

Drehbuch: Scott Z. Burns

Psychiater Jonathan Banks will Emily Taylor helfen, indem er ihr nach einem missglückten Suizidversuch ein neues, noch nicht erprobtes Medikament verschreibt. Das hat tödliche Nebenwirkungen Emilys Ehemann und der ehrbare Psychiater muss um seine Existenz kämpfen.

Lässig-verschachtelter Neo-Noir mit einem hübsch zynischem Ende, den Soderbergh damals als seinen letzten Spielfilm ankündigte. Was schon damals nicht glaubwürdig war. Inzwischen ist er nach einem TV-Film (der bei uns im Kino lief) und einer TV-Serie wieder im Kino angekommen.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Jude Law, Rooney Mara, Catherine Zeta-Jones, Channing Tatum, Vinessa Shaw

Hinweise

Amerikanische Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „Side Effects“

Metacritic über „Side Effects“

Rotten Tomatoes über „Side Effects“

Wikipedia über „Side Effects“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Steven Soderberghs “Girlfriend Experience – Aus dem Leben eines Luxus-Callgirls” (The Girlfriend Experience, USA 2009)

Meine Besprechung von Steven Soderberghs „Contagion“ (Contagion, USA 2011)

Meine Besprechung von Steven Soderberghs „Haywire” (Haywire, USA 2011)

Meine Besprechung von Steven Soderberghs “Magic Mike” (Magic Mike, USA 2012)

Meine Besprechung von Steven Soderberghs „Side Effects – Tödliche Nebenwirkungen“ (Side Effects, USA 2013)

Meine Besprechung von Steven Soderberghs “Liberace – Zu viel des Guten ist wundervoll (Behind the Candelabra, USA 2013)

Meine Besprechung von Steven Soderberghs „Logan Lucky“ (Logan Lucky, USA 2017)

Meine Besprechung von Steven Soderberghs „Unsane: Ausgeliefert“ (Unsane, USA 2018)

Steven Soderbergh in der Kriminalakte


TV-Tipp für den 21. August: Carol

August 21, 2018

ARD, 22.45

Carol (Carol, USA/Großbritannien/Frankreich 2015)

Regie: Todd Haynes

Drehbuch: Phyllis Nagy

LV: Patricia Highsmith: The Price of Salt, 1952 (Erstveröffentlichung unter dem Pseudonym Claire Morgan; Wiederveröffentlichung unter ihrem Namen als „Carol“, deutsche Titel „Salz und sein Preis“ und „Carol oder Salz und sein Preis“)

New York, 1950: zwei Frauen verlieben sich ineinander – und verstoßen damit gegen die gesellschaftlichen Konventionen.

Gelungene, sehr stilbewusste und sensible Patricia-Highsmith-Verfilmung, die kein Kriminalfilm (was man bei Highsmith ja erwartet), sondern eine tragische Liebesgeschichte ist.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Cate Blanchett, Rooney Mara, Sarah Paulson, Carrie Brownstein, Kyle Chandler, Jake Lacy, Cory Michael Smith

Wiederholungen

Mittwoch, 22. August: ARD, 02.30 Uhr (Taggenau!)

Montag, 27. August: One, 20.15 Uhr

Freitag, 31. August: One, 22.25 Uhr

Hinweise
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Film-Zeit über „Carol“
Moviepilot über „Carol“
Metacritic über „Carol“
Rotten Tomatoes über „Carol“
Wikipedia über „Carol“ und über Patricia Highsmith (deutsch, englisch)

Times: The 50 Greatest Crime Writers No 1: Patricia Highsmith

Kaliber .38 über Patricia Highsmith (Bibliographie)

Krimi-Couch über Patricia Highsmith

Kirjasto über Patricia Highsmith

Wired for Books: Don Swain redet mit Patricia Highsmith (1987)

Gerald Peary redet mit Patricia Highsmith (Sight and Sound – Frühling 1988 )

Meine Besprechung der Patricia-Highsmith-Verfilmung “Die zwei Gesichter des Januars” (The two Faces of January, Großbritannien/USA/Frankreich 2014)

Meine Besprechung von Todd Haynes‘ Patricia-Highsmith-Verfilmung „Carol“ (Carol, USA/Großbritannien/Frankreich 2015)

Kriminalakte über Patricia Highsmith

 


Neu im Kino/Filmkritik: Über Gus Van Sants John-Callahan-Biopic „Don’t worry, weglaufen geht nicht“

August 17, 2018

John Callahan trinkt sich in den frühen Siebzigern in Long Beach, Kalifornien, durch den Tag. Als er mit einer Zufallsbekanntschaft von einer wilden Party zu einer noch wilderen Party will, verändert sich sein Leben für immer. Und das ist jetzt nicht Hollywood-Pathos, sondern bittere Realität: Auf dem Weg zur nächsten Party baut der betrunkene Fahrer einen Unfall, den dieser fast unverletzt überlebt. Callahan, der noch betrunkenere Beifahrer, überlebt schwer verletzt. Ärzte können sein Leben retten, aber er ist fast vollständig gelähmt. Er muss bis an sein Lebensende im Rollstuhl sitzen. Auch seine Arme kann er kaum bewegen.

Callahan zieht zurück in seine Geburtsstadt Portland, Oregon. Er trinkt weiter und beginnt zu Malen. Es sind primitive, sarkastisch-schwarzhumorige und immer wieder politisch inkorrekten Cartoons, die zuerst in der örtlichen Tageszeitung abgedruckt werden. Später in den gesamten USA und weltweit.

Am 24. Juli 2010 stirbt der am 5. Februar 1951 geborene John Callahan. Aber diesen Teil, seine letzten Lebensjahre als erfolgreicher Cartoonist, erzählt Gus Van Sant in seinem neuen Film „Don’t worry, weglaufen geht nicht“ nicht. Er baut seinen konventionell erzählten Feelgood-Film nach dem Zwölf-Schritte-Programm der Anonymen Alkoholiker auf. Er erzählt Callahans Weg vom Trinker zur Enthaltsamkeit und Selbsterkenntnis. Mit dem AA-Programm hat Van Sant eine sehr einfache und dramaturgisch sehr tragfähige Struktur. Er kann in der Zeit hin und her springen, ohne den Fluss der Erzählung zu unterbrechen und so auch etwas widerständiges Indie-Feeling in einen sehr konventionellen Film bringen. Das AA-Programm gibt auch eine klare dramaturgische Richtung vor: von rauschenden Drogennächte über die verschiedenen Versuche, abstinent zu Leben und anschließend sein Leben immer mehr in Ordnung zu bringen. Dazu gehören auch Callahans Umgang mit seiner Behinderung und sein beginnender Erfolg als Cartoonist. In seinen Zeichnungen setzt er sich auch ohne falsche Scheu, mit ätzendem Humor und Selbstironie mit seiner letztendlich selbst verschuldeten, beschissenen Situation auseinander. Auch ohne das Bild zu kennen, sagt der Filmtitel ‚Keine Panik, er wird zu Fuß nicht weit kommen‘ einiges über Callahans Haltung zu sich und seinem Leben aus. Callahans spiritueller Helfer auf dem Weg zur Selbsterkenntnis ist dabei Donnie. Ein vermögender AAler, der eine kleine Schar von Jüngern um sich gescharrt hat und in seiner Nobelvilla nicht arm wie Jesus lebt, aber sich so benimmt und aussieht.

Mit den Musikerinnen Kim Gordon („Sonic Youth“) und Beth Ditto („Gossip“) und Udo Kier ist Donnies AA-Gruppe prominent besetzt. Callahans Sozialarbeiterin Suzanne wird ebenfalls von einer Indie-Musikerin gespielt: „Sleater-Kinney“-Gitarristin Carrie Brownstein.

Und Donnie, gespielt von Jonah Hill, ist auch kein Unbekannter. Auch wenn er unter seinem Vollbart kaum erkennbar ist. Joaquin Phoenix spielt, gewohnt überzeugend, John Callahan.

In Gus Van Sants Filmographie, die munter zwischen Arthaus, Experimenten und Mainstream-Hollywood-Erzählkino hin und her springt, gehört „Don’t worry, weglaufen geht nicht“ eindeutig in die letzte Kategorie. Den Ursprung hatte das Projekt vor mehr als zwanzig Jahren. Robin Williams, mit dem Van Sant bei „Good Will Hunting“ zusammen gearbeitet hatte, hatte sich die Rechte an John Callahans Biographie gesichert und er wollte Callahan spielen. Seitdem traf Van Sant sich öfter mit Callahan und arbeitete mit verschiedenen Autoren an verschiedenen Drehbuchversion. Letztendlich baute er das Buchkapitel, in dem Callahan erzählt, wie er seine Alkoholsucht überwand, zum Film aus.

Don’t worry, weglaufen geht nicht (Don’t worry, he won’t get far on foot, USA 2018

Regie: Gus Van Sant

Drehbuch: Gus Van Sant (nach einer Geschichte von John Callahan und Gus Van Sant & Jack Gibson & William Andrew Eatman)

LV: John Callahan: Don’t worry, he won’t get far on foot, 1989 (Don’t worry, weglaufen geht nicht)

mit Joaquin Phoenix, Jonah Hill, Rooney Mara, Jack Black, Mark Webber, Udo Kier, Carrie Brownstein, Beth Ditto, Kim Gordon

Länge: 115 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

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Moviepilot über „Don’t worry, weglaufen geht nicht“

Metacritic über „Don’t worry, weglaufen geht nicht“

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Wikipedia über „Don’t worry, weglaufen geht nicht“ (deutsch, englisch)

Berlinale über „Don’t worry, weglaufen geht nicht“

Meine Besprechung von Gus Van Sants „The Sea of Trees – Liebe wird dich nach Hause führen“ (The Sea of Trees, USA 2015)

Don’t worry, das Filmgespräch ist zwar leise aufgenommen, aber die drei Drehbuchautoren sind gut verständlich

Eine Doku über John Callahan


TV-Tipp für den 9. Dezember: Side Effects – Tödliche Nebenwirkungen

Dezember 9, 2017

ZDFneo, 21.55

Side Effects – Tödliche Nebenwirkungen (Side Effects, USA 2013)

Regie: Steven Soderbergh

Drehbuch: Scott Z. Burns

Psychiater Jonathan Banks will Emily Taylor helfen, indem er ihr nach einem missglückten Suizidversuch ein neues, noch nicht erprobtes Medikament verschreibt. Das hat tödliche Nebenwirkungen Emilys Ehemann und der ehrbare Psychiater muss um seine Existenz kämpfen.

Lässig-verschachtelter Neo-Noir mit einem hübsch zynischem Ende, den Soderbergh damals als seinen letzten Spielfilm ankündigte. Was schon damals nicht glaubwürdig war. Inzwischen ist er nach einem TV-Film (der bei uns im Kino lief) und einer TV-Serie wieder im Kino angekommen.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Jude Law, Rooney Mara, Catherine Zeta-Jones, Channing Tatum, Vinessa Shaw

Wiederholung: Sonntag, 10. Dezember, 01.15 Uhr (Taggenau!)

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Wikipedia über „Side Effects“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Steven Soderberghs “Girlfriend Experience – Aus dem Leben eines Luxus-Callgirls” (The Girlfriend Experience, USA 2009)

Meine Besprechung von Steven Soderberghs „Contagion“ (Contagion, USA 2011)

Meine Besprechung von Steven Soderberghs „Haywire” (Haywire, USA 2011)

Meine Besprechung von Steven Soderberghs “Magic Mike” (Magic Mike, USA 2012)

Meine Besprechung von Steven Soderberghs „Side Effects – Tödliche Nebenwirkungen“ (Side Effects, USA 2013)

Meine Besprechung von Steven Soderberghs “Liberace – Zu viel des Guten ist wundervoll (Behind the Candelabra, USA 2013)

Meine Besprechung von Steven Soderberghs „Logan Lucky“ (Logan Lucky, USA 2017)

Steven Soderbergh in der Kriminalakte


Neu im Kino/Filmkritik: „A Ghost Story“ ist kein Horrorfilm; – – – hm, irgendwie schon

Dezember 7, 2017

Direkt nach den Dreharbeiten für „Elliot, der Drache“ begann David Lowery sofort mit dem Dreh von „A Ghost Story“ und dieser Film ist, bis auf einen Punkt, das genaue Gegenteil von seinem Disney-Film. Der gemeinsame Punkt ist, dass beide Filme sehenswert sind. Aber während „Elliot, der Drache“ ein quietschbunter, unterhaltsamer und kurzweiliger Disney-Kinderfilm ist, ist „A Ghost Story“ ein an 19 Tagen im Hochsommer in Texas gedrehter Micro-Budget-Film, in dem Rooney Mara und Casey Affleck, nachdem sie bereits in Lowerys „The Saints – Sie kannten kein Gesetz“ (Ain’t Them Bodies Saints, USA 2013) zusammenspielten, wieder zusammenspielen. Wobei sie dieses Mal mehr nebeneinander her als zusammen spielen.

Denn C (Casey Affleck) stirbt bei einem Autounfall. Seine Freundin M (Rooney Mara) kehrt in die gemeinsame Wohnung zurück. Cs Geist begleitet sie von der Leichenhalle zum Haus und beobachtet sie bei ihren Tätigkeiten und ihrer Trauer. Zum Beispiel wenn sie am ersten Abend nach seinem Tod in einer vierminütigen ungeschnittenen Einstellung einen Schokoladenkuchen in sich hineinstopft. Er muss auch miterleben, wie er für sie unsichtbar ist und wie sie ihn langsam vergisst.

Daran ändern auch seine gelegentlichen Gefühlsausbrüche nichts. Denn wie alle Geister kann er bei Bedarf Dinge bewegen. Aber M erkennt Cs Wirken, seine Trauer und seine unbeholfenen und damit wirkungslose Versuche, sie zu trösten, nicht. Sie bemerkt und sieht ihn nicht. Sie spürt noch nicht einmal seine Anwesenheit.

Wir sehen C wenn er neben seiner Freundin steht und sie ausdrucksstark beobachtet oder durch die Wohnung schwebt, die er durch einen unerklärlichen Bann nicht verlassen kann. Oder will. Und wir bemerken, wie viele Emotionen in einem Bettlaken stecken. Denn das ist Cs Geist: ein Schauspieler unter einem Bettlaken.

Lowery inszenierte „A Ghost Story“ im Format 1:33, das zu einem fast quadratischen Bild führt, in langen, oft stummen Einstellungen, in denen wenig geschieht. Er erzählt, ohne dass das Interesse des Zuschauers erlahmt, seine Geschichte sehr abstrakt, minimalistisch und sehr offen für verschiedene Interpretationen. Diese Offenheit ist für eine Filmbesprechung auch ein Problem. Denn sie führt notgedrungen zu einer Interpretation, die die Offenheit des Films auf eine Sicht verengt. Dabei ist „A Ghost Story“ offen für sehr viele, auch sich widersprechende Interpretationen.

In jedem Fall ist „A Ghost Story“ kein Film für die große Masse, sondern ein kleiner Indie-Film, der fasziniert und ein Angebot zum Nachdenken und für Gespräche über Beziehungen, Liebe, Abschied, Trauer und den Tod ist.

A Ghost Story (A Ghost Story, USA 2017)

Regie: David Lowery

Drehbuch: David Lowery

mit Casey Affleck, Rooney Mara, Will Oldham

Länge: 93 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

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Meine Besprechung von David Lowerys „Elliot, der Drache“ (Pete’s Dragon, USA 2016)


TV-Tipp für den 19. Juli: Her – A Spike Jonze Love Story

Juli 19, 2017

Arte, 20.15

Her (Her, USA 2013)

Regie: Spike Jonze

Drehbuch: Spike Jonze

Seitdem der professionelle Briefeschreiber Theodore (Joaquin Phoenix) von seiner Freundin verlassen wurde, verbringt er seine Abend alleine vor dem Computer. Als er auf seinem Computer seinen persönlichen, virtuellen Begleiter installiert, verliebt er sich sofort in ihre Stimme (Scarlett Johansson im Original) und beginnt eine Beziehung mit ihr.

Abgedrehte, hochgelobte Romanze, die ich damals für etwas überbewertet hielt. „Her“ erhielt etliche Preise, u. a. den Drehbuchoscar. „Her“ war auch als bester Film des Jahres nominiert.

mit Joaquin Phoenix, Amy Adams, Rooney Mara, Olivia Wilde, Scarlett Johansson (im Original), Kristen Wiig (im Original)

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Drehbuch „Her“ von Spike Jonze

Meine Besprechung von Spike Jonzes „Her“ (Her, USA 2013)


Neu im Kino/Filmkritik: „Song to Song“, Terrence Malick to Terrence Malick

Mai 25, 2017

Seinen neuen Film drehte Terrence Malick in Austin, Texas. Unter anderem bei den dortigen Rockmusikfestivals und neben den Filmstars sind auch etliche Rockmusiker, wie Patti Smith, Iggy Pop und John Lydon (aka Johnny Rotten), dabei. Das macht „Song to Song“ allerdings nicht zu einem Film über die Musikszene von Austin oder die Rockmusik. Sie ist nur der beliebig austauschbare Hintergrund für Malickrismen, die in der richtigen Stimmung ihren Reiz entfalten können, meistens aber nur als Kunstkitsch nerven. Auch in seinem vorherigen Film „Knight of Cups“, in dem Christian Bale einen erfolgreichen Hollywood-Comedy-Drehbuchautor in einer Midlife-Crisis spielte, war es so. Da wurde im Presseheft zwar behauptet, dass Bale einen Autor spielte, aber man sah ihn nie bei der Arbeit und man erfuhr nichts, aber auch absolut nichts über Hollywood. Bale hätte genausogut jeden anderen Beruf ausüben können.

Im Gegensatz zu Malicks vorherigen Filmen ist in „Song to Song“ fast eine Geschichte erkennbar. Wenn man „Geschichte“ als eine weitgehende Übereinstimmung zwischen Synopse, Film und Wahrnahme des Films sieht. Bei „Knight of Cups“ war die Synopse dagegen nur eine mögliche Zusammenfassung des Films. Bei „Song to Song“ geht es um eine junge Musikerin (Rooney Mara), die zwischen zwei Männern steht. Der eine ist ein erfolgreicher Musikproduzent (Michael Fassbender). Der andere ein aufstrebender Songwriter (Ryan Gosling). Sie ist mit beiden mal zusammen, mal getrennt. Mit einem gründet sie dann eine Familie.

An dieser „Geschichte“ hängt Terrence Malick seine Bilder auf, die sich nie um eine nachvollziehbare Chronologie kümmern und bei denen man auch überhaupt nicht versuchen sollte, sie in eine Chronologie zu pressen. Das war schon bei seinen vorherigen Filmen, die er seit 2011 mit „The Tree of Life“ in einem wahren Schaffensrausch heraushaute, so. Es geht Malick nicht um eine Geschichte, sondern nur um eine ästhetisch ansprechende Symphonie von Bildern und Tönen. Und genauso sehr, wie sich die Filme ähneln, könnte man einfach eine alte Besprechung recyclen. Denn wie in Malicks vorherigen Filmen ist der pompös herausgestellte Ort und das achsowichtige Milieu der Geschichte für die Handlung und die Charaktere vollkommen egal. So dürfen die Schauspieler in „Song to Song“ zwar, wie Groupies, im Backstage-Bereich der Bühne herumstehen und über das Festivalgelände streunen, aber sie könnten genausogut beliebige Festivalbesucher oder Freunde der Veranstalter sein. Am Ende der zwei Stunden wissen wir noch nicht einmal, welche Musik Faye, Cook und BV machen; außer dass es keine Klassik ist. Dann wären sie durch ein Opernhaus gestolpert.

Entsprechend beliebig ist der Soundtrack, den wahrscheinlich ein jüngerer Mitarbeiter von Malick als Mix-Tape zusammenstellen durfte, und die Auftritte der teils groß herausgestellten Rockmusiker. Bis auf Patti Smith beschränken sich ihre Auftritte auf Ein-Satz-Statements im Backstage-Bereich. Gedreht wurde während dem 2012er Austin City Limits Festival, dem South by Southwest Festival (SXSW) und dem Fun Fun Fun Fest. Im Film gibt es einige kurze Konzertausschnitte und Backstage-Impressionen mit mehr oder weniger bekannten Musikern und Bands.

Immerhin können die Austin-Festivalmacher sich über einen großen Werbefilm für Austin freuen. Die Weltpremiere des Films war dann auch am 10. März 2017 auf dem SXSW.

Fans der neuen Malick-Filme werden in „Song to Song“ all das finden, was ihnen an seinen in diesem Jahrzehnt gedrehten Filmen gefiel. Die schwebenden Bilder von Kameramann Emmanuel Lubezki; wobei die Festivalimpressionen sich nicht so wahnsinnig von anderen Konzertfilmen und Festivalberichten unterscheiden und sie auch nicht so schön wie Sonnenuntergänge in der Wüste sind. Die bedeutungsschwangeren Off-Texte, die dieses Mal von den verschiedenen Charakteren geflüstert werden und die die Liebesgeschichte etwas strukturieren. Über Kalenderweisheiten kommen sie allerdings nie hinaus. Und alles wird mit religiösem Kitsch zugekleistert.

Wobei es dieses Mal sehr lange dauert, bis der religiöse Kitsch in seiner ganzen Kraft zuschlägt. Dafür ist er am Ende des Films noch penetranter als in seinen vorherigen Filmen. Immerhin sorgte das Ende im Kinosaal für einen ungläubigen halbkollektiven Lacher und Oh-my-god-Stöhner. Denn Ironie, Witz, eine gewisse Doppeldeutigkeit oder ein Interpretationsspielraum bei der Botschaft kommen in Malicks Welt und im gesamten Film nicht vor. Dafür dürfen die Schauspieler, wie in seinen vorherigen Filmen, ohne Drehbuch improvisieren und so die Dreharbeiten als befreiende Selbsterfahrung erleben. Sie hatten sicher ihren Spaß. Für das Publikum ist das Ergebnis dann prätentiöser Quark mit banalreligiöser Beigabe, die immerhin schön aussieht.

Mit seinem grandiosen Frühwerk – „Badlands“ (1973), „In der Glut des Südens“ (Days of Heaven, 1978), „Der schmale Grad“ (The Thin Red Line, 1998) und, wenn auch sehr eingeschränkt, „The New World“ (2005) – hat „Song to Song“ nichts zu tun.

Song to Song (Song to Song, USA 2017)

Regie: Terrence Malick

Drehbuch: Terrence Malick

mit Ryan Gosling, Rooney Mara, Michael Fassbender, Natalie Portman, Cate Blanchett, Holly Hunter, Val Kilmer, Bérénice Marlohe, Lykke U, Tom Sturridge, Patti Smith, Iggy Pop, John Lydon, Florence Welch, The Black Lips, The Red Hot Chili Peppers (die meisten Auftritte bewegen sich im Cameo-Bereich)

Länge: 129 Minuten

FSK: ab 6 Jahre

Aus der Freigabebegründung der FSK

Kindern im Grundschulalter bietet die Handlung praktisch keine Anknüpfungspunkte, weshalb sie eine große Distanz zu den Geschehnissen wahren können. Zugleich werden Kinder ab 6 Jahren von den teils mysteriös-poetischen Bilderwelten des Films nicht überfordert oder geängstigt.

Hinweise

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Moviepilot über „Song to Song“

Metacritic über „Song to Song“

Rotten Tomatoes über „Song to Song“

Wikipedia über „Song to Song“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Terrence Malicks „To the Wonder“ (To the Wonder, USA 2012)

Meine Besprechung von Terrence Malicks „Knight of Cups“ (Knight of Cups, USA 2015)

Meine Besprechung von Dominik Kamalzadeh/Michael Peklers “Terrence Malick” (2013)

Terrence Malick in der Kriminalakte

Das Publikumsgespräch bei der Premiere mit Michael Fassbender und Terrence Malick (einer seiner sehr sehr, sehr seltenen öffentlichen Auftritte)

 


TV-Tipp für den 11. August: The Social Network

August 11, 2016

Pro 7, 20.15

The Social Network (USA 2010, Regie: David Fincher)

Drehbuch: Aaron Sorkin

LV: Ben Mezrich: The Accidental Billionaires, 2009 (Milliardär per Zufall: Die Gründung von Facebook – Eine Geschichte über Sex, Geld, Freundschaft und Betrug)

Fincher und Sorkin (The West Wing, The Newsroom), der für sein Drehbuch einen Oscar erhielt, erzählen die Geschichte von Facebook und Mark Zuckerberg.

Rasantes dialoglastiges Drama, bei dem jeder Satz trifft und einige junge Schauspieler ihr Können zeigen können.

Mit Jesse Eisenberg, Andrew Garfield, Justin Timberlake, Rooney Mara, John Getz, Armie Hammer

Hinweise

Das Drehbuch von Aaron Sorkin

Rotten Tomatoes über „The Social Network“

Wikipedia über „The Social Network“ (deutsch, englisch)

Chasing the Frog vergleicht die Fiktion mit den Fakten

Meine Besprechung von David Finchers “Verblendung” (The Girl with the Dragon Tattoo, USA 2011)

Meine Besprechung von David Finchers „Gone Girl – Das perfekte Opfer“ (Gone Girl, USA 2014)

David Fincher in der Kriminalakte

Meine Besprechung von Ben Mezrichs „21“ (Bringing down the House, 2002)


Neu im Kino/Filmkritiken: Keine Sternenkrieger, aber viele Frauen: „Carol“, „Madame Bovary“, „Unsere kleine Schwester“ und „Hilfe, ich hab meine Lehrerin geschrumpft“

Dezember 17, 2015

Während der neue „Star Wars“-Film „Das Erwachen der Macht“ diese und die nächsten Wochen die Kinocharts anführen wird (allein schon aufgrund der astronomischen Vorverkaufszahlen sind die Kinos bis Mitte Januar voll), werden alle anderen Filme unter ferner liefen laufen. Dabei haben sie durchaus einen Blick verdient und sie richten sich an ein Nicht-“Star Wars“-Publikum.
Für alle, die zu alt, zu gebildet und zu bildungsbürgerlich für „Star Wars“ sind, laufen diese Woche sogar mehrere Filme an: die Patricia-Highsmith-Verfilmung „Carol“ mit Cate Blanchett und Rooney Mara, die Gustave-Flaubert-Verfilmung „Madame Bovary“ mit Mia Wasikowska und die Akimi-Yoshida-Verfilmung „Unsere kleine Schwester“, inszeniert von Hirokazu Kore-eda, der zuletzt das hochgelobte Drama „Like Father, like Son“ inszenierte.

„Carol“ basiert zwar auf einem Roman von Patricia Highsmith, aber es ist kein Kriminalfilm. 1952 veröffentlichte sie als Claire Morgan „The Price of Salt“. Der Roman, der später auch als „Carol“ erschien, verkaufte sich gut, war unter Lesben eine beliebte Lektüre und wird heute unter „Klassiker“ gelabelt. Erst 1984 enthüllte Highsmith ihr Pseudonym. Denn es war eine lesbische Liebesgeschichte, die, damals schockierend, nicht mit einer Läuterung der beiden ineinander verliebten Frauen endete.
Therese (Rooney Mara) ist im New York der frühen fünfziger Jahre eine schüchterne Verkäuferin. Da lernt sie die wohlhabende, verheiratete Carol (Cate Blanchett) kennen und sie muss langsam erkennen, dass sie für die lesbische Carol mehr als freundschaftliche Gefühle empfindet. Aber damals war das kein gesellschaftlich toleriertes Verhalten.
Todd Haynes inszenierte das sehenswerte Drama nach einem Drehbuch von Phyllis Nagy (die 1998 eine Theaterversion des ersten Ripley-Romans „The talented Mr. Ripley“ schrieb) optisch elegant und zurückhaltend als sei es ein Film aus den Fünfzigern. Ein Douglas-Sirk-Film in braun und beige.
Es ist ein Blick in eine Zeit, als man über ein so ungeheuerliches Verhalten den Mantel des Schweigens legte, Homosexuelle ihre Gefühle verschwiegen und Carol, deren Ehe gerade eine sehr schwierige Phase durchmacht, nicht wirklich an eine Scheidung denkt. Einerseits wegen der gesellschaftlichen Folgen, andererseits wegen ihrer Tochter.
Haynes zeigt allerdings auch, dass diese Zeit und die damaligen Konventionen für uns heute unglaublich fern sind.

Das gilt auf für die Leiden von Madame Bovary, dieser von Gustave Flaubert erfundenen Frau, die er in seinem gleichnamigen Roman, der inzwischen ein Klassiker ist, verewigte und der mehrmals verfilmt wurde, unter anderem von Jean Renoir, Vincente Minnelli und Claude Chabrol. Nun hat Sophie Barthes mit Mia Wasikowskas ihre Interpretation von „Madame Bovary“ abgeliefert, die weniger auf die Dialoge (es wird erstaunlich wenig gesprochen) und mehr auf die Schauspieler und ihr Spiel vertraut.
Die junge Emma heiratet den Landarzt Charles Bovary. Von ihm erhofft sie sich die große Liebe und, über eine kleinen Umweg durch das Dorf, in dem er praktiziert, den Weg nach Paris und damit in das richtige, das glamouröse Leben. Weil Charles Bovary in dieser Hinsicht keine Ambitionen hat, beginnt sie sein Geld für Luxusgüter auszugeben und sie stürzt sich kopflos in Affären mit anderen Männern.
Für eine Literaturverfilmung geht Barthes in ihrem zweiten Spielfilm (nach dem 2009er „Cold Souls“) erstaunlich frei mit der Vorlage um. Aber natürlich folgt sie der bekannten Geschichte und sie rekonstruiert die damaligen Konventionen und gesellschaftlichen Zwänge, die heute schon lange nicht mehr gelten, minutiös. Obwohl die Sehnsüchte, Gefühle und Eigenschaften der porträtierten Figuren zeitlos sind, wirkt ihre „Madame Bovary“-Version musealer als es nötig wäre.
So bleibt am Ende des langsam erzählten Films, das Gefühl, einen zwar gut gespielten, aber niemals berührenden Film gesehen zu haben.

In seinem neuesten Film „Unsere kleine Schwester“ erzählt Hirokazu Kore-eda (zuletzt das sehenswerte Drama „Like Father, like Son“) einen zwar schönen Film, für den man allerdings in der richtigen Stimmung sein muss.
Die drei Schwester Sachi, Yoshino und Chika Koda, die in einem Haus in Kamakura, einer Küstenstadt in der Nähe von Tokio leben, lernen auf der Beerdigung ihres Vaters, den sie seit fünfzehn Jahren nicht mehr gesehen haben, die dreizehnjährige Suzu Asano kennen. Sie ist ihre kleine Schwester, von der sie bis dahin nichts wussten. Spontan bieten sie ihr an, dass sie bei ihnen wohnen könne. Suzu nimmt das Angebot an und zieht zu ihnen.
Und während der normale Zuschauer jetzt beginnt, sich abertausende möglicher Konflikte, hochputschende Emotionen und Enthüllungen lange vergessener Familiengeheimnisse vorstellt, geht Hirokazu Kore-eda, wie die Manga-Vorlage der bei uns eher unbekanntan Akimi Yoshida (vor Jahren erschienen mal einige ihrer Werke auf Deutsch), einen ganz anderen Weg. Konsequent undramatisch erzählt er vom Leben der vier Schwestern und des Dorfes. Das ist immer feinfühlig beobachtet, psychologisch stimmig und vermittelt das Gefühl des wahren Lebens, das normalerweise vollkommen undramatisch ist.
Insofern verbringt man gerne zwei Stunden mit Sachi, Yoshini, Chika und Suzu in ihrer friedlichen Frauen-WG. Man darf halt nur keine Spannung oder ein Drama erwarten.

Für alle, die zu jung für „Star Wars“ sind, – obwohl man nie zu jung für „Star Wars“ sein kann -, läuft „Hilfe, ich hab meine Lehrerin geschrumpft“ an. Ein Kinderfilm, der nicht so respektlos ist, wie man nach dem Trailer vermuten könnte.
Der elfjährige Felix Vorndran (Oskar Keymer) erhält, nachdem er von mehreren Schulen flog, eine letzte Chance auf der Otto-Leonhard-Schule. Dummerweise ist die Direktorin, Frau Doktor Schmitt-Gössewein (Anja Kling), eine ziemliche Schreckschraube, die ihre Schüler mit Regeln, Pedanterie und schlechten Noten quält. Und dann gibt es noch Marios Gang, die von ihm gleich am ersten Tag eine Mutprobe verlangt. Er soll in der Nacht im seit Ewigkeiten abgesperrten alten Lehrerzimmer, in dem es spuken soll, einbrechen. Felix wird im Lehrerzimmer von Frau Doktor Schmitt-Gössewein (die Dame besteht auf jeder Silbe) erwischt. Weil er sich seine ältliche Lehrerin nicht nackt vorstellen will, stellt er sie sich ganz klein vor – und, schwups!, ist sie klein.
Und Felix hat jetzt mindestens ein sehr großes Problem. Denn Marios Vater, der aasige Schulrat Henning (Justos von Dohnányi), will die Schule schließen, was für Felix fatale Folgen hätte und nirgendwo ist Frau Doktor Schmitt-Gössewein, die die Schulschließung verhindern könnte.
Dass der Geist von Schulgründer Otto Leonhard (Otto Waalkes), der alles tun würde, um Gefährdungen von seiner Schule abzuwenden, auch an dem Spuk beteiligt ist, wissen Felix und seine neue Freundin Ella (Lina Hüesker) in diesem Moment noch nicht.
„Hilfe, ich hab meine Lehrerin geschrumpft“ ist ein Kinderfilm, der sich nur an sein Zielpublikum richtet. Nämlich Kinder bis zwölf Jahre. Die werden ihr Vergnügen an den Witzen, den überzeichneten Charakteren und dem Auftritt von Otto Waalkes, der letztendlich Otto spielt, haben.
Für alle anderen ist diese Literaturverfilmung dann doch etwas zu kindisch geraten.

Carol - Plakat

Carol (Carol, USA/Großbritannien/Frankreich 2015)
Regie: Todd Haynes
Drehbuch: Phyllis Nagy
LV: Patricia Highsmith: The Price of Salt, 1952 (Erstveröffentlichung unter dem Pseudonym Claire Morgan; Wiederveröffentlichung unter ihrem Namen als „Carol“, deutsche Titel „Salz und sein Preis“ und „Carol oder Salz und sein Preis“)
mit Cate Blanchett, Rooney Mara, Sarah Paulson, Carrie Brownstein, Kyle Chandler, Jake Lacy, Cory Michael Smith
Länge: 119 Minuten
FSK: ab 6 Jahre

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Kirjasto über Patricia Highsmith

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Kriminalakte über Patricia Highsmith

Madame Bovary - Plakat
Madame Bovary (Madame Bovary, USA/Deutschland/Belgien 2014)
Regie: Sophie Barthes
Drehbuch: Felipe Marino, Sophie Barthes
LV: Gustave Flaubert: Madame Flaubert, 1857 (Madame Bovary – Sitten der Provinz)
mit Mia Wasikowska, Rhys Ifans, Ezra Miller, Logan Marshall-Green, Henry Lloyd-Hughes, Laura Carmichael, Oliver Gourmet, Paul Giamatti
Länge: 119 Minuten
FSK: ab 6 Jahre

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Film-Zeit über „Madame Bovary“
Moviepilot über „Madame Bovary“
Metacritic über „Madame Bovary“
Rotten Tomatoes über „Madame Bovary“
Wikipedia über „Madame Bovary“ und Gustave Flaubert

Unsere kleine Schwester - Plakat
Unsere kleine Schwester (Umimachi Diary, Japan 2015)
Regie: Hirokazu Kore-eda
Drehbuch: Hirokazu Kore-eda
LV: Akimi Yoshida: Unimachi Diary (Manga, erscheint seit April 2007 monatlich in „Monthly Flowers“)
mit Haruka Ayase, Masami Nagasawa, Kaho, Suzu Hirose, Ryo Kase, Takafumi Ikeda, Kentaro Sakaguchi, Ohshiro Maeda
Länge: 127 Minuten
FSK: ab 0 Jahre

Hinweise
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Film-Zeit über „Unsere kleine Schwester“
Moviepilot über „Unsere kleine Schwester“
Metacritic über „Unsere kleine Schwester“
Rotten Tomatoes über „Unsere kleine Schwester“
Wikipedia über „Unsere kleine Schwester“
Meine Besprechung von Hirokazu Kore-edas „Like Father, like Son“ (Soshite chichi ni naru, Japan 2013)

Hilfe ich hab meine Lehrerin geschrumpft - Plakat
Hilfe, ich hab meine Lehrerin geschrumpft (Deutschland/Österreich 2015)
Regie: Sven Unterwaldt
Drehbuch: Gerrit Hermans
LV: Sabine Ludwig: Hilfe, ich hab meine Lehrerin geschrumpft, 2006
mit Oskar Keymer, Lina Hüesker, Georg Sulzer, Anja Kling, Axel Stein, Justus von Dohnányi, Johannes Zeiler, Michael Ostrowski, Otto Waalkes
Länge: 101 Minuten
FSK: ab 0 Jahre

Hinweise
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Filmportal über „Hilfe, ich hab meine Lehrerin geschrumpft“
Film-Zeit über „Hilfe, ich hab meine Lehrerin geschrumpft“
Moviepilot über „Hilfe, ich hab meine Lehrerin geschrumpft“
Homepage von Sabine Ludwig


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