Neu im Kino/Filmkritik: „Magic Mike: The Last Dance“ – Wirklich? Oder hoffentlich?

Magic Mike ist zurück und dieses Mal soll es, wie der Filmtitel verrät, sein letzter Tanz sein. Seinen ersten Auftritt hatte er 2012 in Steven Soderberghs „Magic Mike“. Channing Tatum übernahm die Hauptrolle. Matthew McConaughey, Joe Manganiello, Adam Rodriguez und Kevin Nash tanzten neben ihm. Die Geschichte spielt in Tampa, Florida, im wenig mondänem Strippermilieu in eher dritt- als zweitklassigen Bars. Soderbergh zeigt, fast wie eine Reportage, ihr Leben und das Leben von Mike Lane, der als Magic Mike die Herzen der Frauen erobert. Der Film war an der Kinokasse ein Hit und ein kulturelles Phänomen.

2015 folgte „Magic Mike XXL“. Gregory Jacobs, Soderbergs langjähriger First Assistant Director, übernahm die Regie. Reid Carolin schrieb wieder das Drehbuch. Dieses Mal geht es um die Teilnahme an einer Stripper-Convention. Dafür müssen die „Kings of Tampa“ des ersten Films wieder zusammengetrommelt werden und, in schönster Road-Movie-Tradition, den Weg zur Convention überstehen. Der Film war deutlich schlechter, aber die zahlreichen Tanzszenen sicherten den Erfolg an der Kinokasse. Und viele Schauspieler des ersten Films spielten wieder mit.

Seit 2017 gibt es die Show „Magic Mike Live“. Zuerst in Las Vegas. Danach wurde in anderen Städte rund um den Globus getanzt.

Für den dritten und wie es heißt letzten „Magic Mike“-Film übernahm Steven Soderbergh wieder die Regie. Das Drehbuch ist wieder von Reid Carolin. Und Channing Tatum spielt wieder die Hauptrolle. Trotzdem unterscheidet sich „Magic Mike: The Last Dance“ vollkommen von seinen beiden Vorgängern, die sich auch vollkommen voneinander unterschieden.

Mike lebt immer noch in Südflorida. Mit dem Tanzen hat er aufgehört. Seine Schreinerei, die sein großer Traum war, existiert nicht mehr. Stattdessen arbeitet er als Barkeeper. Bei seiner Arbeit trifft er Maxandra ‚Max‘ Mendoza (Salma Hayek). Sie erfährt auf der Party von seinen tänzerischen Fähigkeiten und bietet ihm viel Geld an, damit er sie nach London begleitet. Mike ist einverstanden. Sein aktueller Job ist nur ein schlecht bezahlter Job.

In London quartiert sie ihn bei sich in ihrer riesigen Villa ein. Er soll innerhalb weniger Wochen in ihrem Theater eine Show inszenieren. Dort wird gerade ein langweiliges, in der Vergangenheit in der englischen Provinz spielendes Theaterstück gespielt. Max setzt das Stück kurzerhand ab.

Über irgendwelche Regie-Erfahrungen verfügt Mike nicht. Und nichts drängt ihn dazu, eine Show zu inszenieren. Aber Max bezahlt ihn gut. Also beginnt er, immer von ihr begleitet (und auch bekleidet), die Tänzer für eine große Strip-Show zu suchen. Auch bei den Proben und der anschließenden Genese des Stücks, das nur eine Abfolge von pseudo-erotischen Tanz-Nummern ist, ist sie dabei.

Währenddessen beobachten ihn Max‘ Diener Victor (Ayub Khan Din) und ihre Tochter Zadie Rattigan (Jemelia George) amüsiert herablassend. Sie lassen ihn immer spüren, dass er in ihrem Haus, wie ein Haustier, nur ein kurzes Gastspiel geben wird. Denn Max hat immer wieder ambitionierte künstlerische Projekte, die lange vor iher Vollendung aus nichtigen Gründen scheitern. Das ist ihre Art, etwas von ihrem vielen Geld zu verbrennen.

Salma Hayek spielt Max als eine hoffnungslos überspannte Frau, deren Stimmung sich jederzeit ändern kann. Nach den beiden „Killer’s Bodyguard“-Thrillerkomödien scheint sie Gefallen an so durchgeknallt psychotischen, durchgehend übertrieben agierenden Frauen gefunden zu haben. Dagegen stolpert Channing Tatum mit ungläubigem Blick über das Agieren seiner reichen Gönnerin durch den Film. Sie gibt an einem Nachmittag mehr Geld aus, als er in einem Jahr verdient.

Seine alten Kumpels tauchen in einem kurzen Zoom-Meeting auf. Sie erzählen zwei, drei Sätze von ihrem Leben und aktuellen Plänen, ehe sie Mike viel Glück bei seinem neuen Projekt wünschen. So wird, neben dem Hauptdarsteller und den Tänzen, immerhin etwas Kontinuität zu den ersten beiden Filmen hergestellt.

Die Story kann kaum eine Geschichte genannt werden. Sie ist eine lieblose Abfolge improvisierter Szenen, in denen Salma Hayek dem Affen ordentlich Zucker gibt. Die Auswahl der Tänzer und die Proben werden als eine immer wieder von Spielszenen unterbrochene Montage gezeigt.

Diese Tanzszenen, wozu auch die Auswahl der Tänzer für die Show in London gehören, werden weitgehend ohne Schnitte und als Totale präsentiert. So können ihre tänzerischen Fähigkeiten ausgiebig bestaunt werden. Es sind Tänzer aus den „Magic Mike“-Live-Shows.

Am Ende von „Magic Mike: The Last Dance“ gibt es dann endlich die von der ersten Minute an versprochene große Tanzshow. In dem Moment wird gezeigt, weshalb frau (man?) sich einen „Magic Mike“-Film ansieht: tanzende, sich dabei ausziehende und sexuell eindeutige Gesten und Bewegungen machende gut gebaute Männer. Angefeuert werden sie dabei von einer Hundertschaft wie Teenager kreischender Frauen.

In dem Moment ist der Film endlich bei sich angekommen. Bis dahin überzeugte er höchstens als eine gigantische Verschwendung von Zeit und Geld, der eine unglaubwürdige Geschichte mit unglaubwürdigen Figuren in einem unglaubwürdigem Setting uneinheitlich erzählt. „The Last Dance“ ist der mit Abstand schlechteste Film der Trilogie. Und auch einer von Steven Soderberghs misslungensten Filmen.

Magic Mike: The Last Dance (Magic Mike’s Last Dance, USA 2023)

Regie: Steven Soderbergh

Drehbuch: Reid Carolin

mit Channing Tatum, Salma Hayek (im Film als Salma Hayek Pinault), Ayub Khan-Din, Jemelia George, Juliette Motamed, Vicky Pepperdine

Länge: 112 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Moviepilot über „Magic Mike’s Last Dance“

Metacritic über „Magic Mike’s Last Dance“

Rotten Tomatoes über „Magic Mike’s Last Dance“

Wikipedia über „Magic Mike’s Last Dance“

Meine Besprechung von Steven Soderberghs “Girlfriend Experience – Aus dem Leben eines Luxus-Callgirls” (The Girlfriend Experience, USA 2009)

Meine Besprechung von Steven Soderberghs „Contagion“ (Contagion, USA 2011)

Meine Besprechung von Steven Soderberghs „Haywire” (Haywire, USA 2011)

Meine Besprechung von Steven Soderberghs “Magic Mike” (Magic Mike, USA 2012)

Meine Besprechung von Steven Soderberghs „Side Effects – Tödliche Nebenwirkungen“ (Side Effects, USA 2013)

Meine Besprechung von Steven Soderberghs “Liberace – Zu viel des Guten ist wundervoll (Behind the Candelabra, USA 2013)

Meine Besprechung von Steven Soderberghs „Logan Lucky“ (Logan Lucky, USA 2017) und der DVD

Meine Besprechung von Steven Soderberghs „Unsane: Ausgeliefert“ (Unsane, USA 2018)

Meine Besprechung von Steven Soderberghs „No sudden move“ (No sudden move, USA 2021)

Steven Soderbergh in der Kriminalakte

Meine Besprechung von Gregory Jacobs‘ „Magic Mike XXL“ (Magic Mike XXL, USA 2015)

Werbung

One Response to Neu im Kino/Filmkritik: „Magic Mike: The Last Dance“ – Wirklich? Oder hoffentlich?

  1. […] Während die neueste Zusammenarbeit von Soderbergh/Tatum im Kino läuft, läuft im Fernsehen eine ihrer früheren Arbeiten […]

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..

%d Bloggern gefällt das: