Kiss the Cook – So schmeckt das Leben! (Chef, USA 2014)
Regie: Jon Favreau
Drehbuch: Jon Favreau
Nachdem Starkoch Carl (Jon Favreau) gefeuert wird, macht er sich mit seinem elfjährigem Sohn und seinem Sous-Chef in einem Imbisswagen auf den Weg von Miami quer durch die Südstaaten zurück nach Los Angeles.
„Kiss the Cook“ ist ein sympathisches Feelgood-Movie, in dem etliche Stars kurze, oft prägnante Auftritte haben und man mit den drei Männern im Imbisswagen „El Jefe“ gerne seine Zeit verbringt. Nur hungrig sollte man nicht sein.
mit Jon Favreau, Emjay Anthony, Sofia Vergara, John Leguizamo, Scarlett Johansson, Oliver Platt, Bobby Cannavale, Amy Sedaris, Dustin Hoffman, Robert Downey jr.
Buch zum Film: Max Allan Collins: Air Force One, 1997 (Air Force One)
Russische Terroristen entführen die Air Force One. Der US-amerikanische Präsident James Marshall wirft sie – Wer könnte bei dem Namen daran zweifeln? – aus seinem Flugzeug. Davor erkundet er den Gepäckraum der Air Force One und versucht mit dem Weißen Haus zu telefonieren.
Gut besetztes Popcorn-Kino von unserem Mann in Hollywood. Jedenfalls damals. Denn inzwischen ist er anscheinend im Ruhestand.
Andrew W. Marlowe erfand später die TV-Serie „Castle“.
Mit Harrison Ford, Glenn Close, Gary Oldman, Wendy Crewson, Paul Guilfoyle, Xander Berkeley, William H. Macy, Dean Stockwell, Jürgen Prochnow, Bill Smitrovich, Philip Baker Hall, Werner Sonne (als deutscher Journalist)
Einsame Entscheidung (Executive Decision, USA 1996)
Regie: Stuart Baird
Drehbuch: Jim Thomas, John Thomas
Terroristen entführen eine Boing 747. Das Militär schleust eine Spezialeinheit, die von dem Antiterrorexperten Dr. David Grant (Kurt Russell) begleitet wird, in das Flugzeug. Dummerweise stirbt dabei deren Chef (Steven Seagal!) und der Zivilist Grant muss jetzt, bevor der Jumbo abgeschossen wird, im Alleingang die Terroristen besiegen und die Passagiere retten.
Der flotte Thriller ist das Regiedebüt von Stuart Baird, der vor allem als Editor bekannt ist. Zum Beispiel für die James-Bond-Filme „Casino Royale“ und „Skyfall“.
mit Kurt Russell, Steven Seagal, Halle Berry, John Leguizamo, Oliver Platt, David Suchet, Joe Morton, BD Wong, J. T. Walsh, Jon Huertas (sein Spielfilmdebüt, als Terrorist)
Kiss the Cook – So schmeckt das Leben! (Chef, USA 2014)
Regie: Jon Favreau
Drehbuch: Jon Favreau
Nachdem Starkoch Carl (Jon Favreau) gefeuert wird, macht er sich mit seinem elfjährigem Sohn und seinem Sous-Chef in einem Imbisswagen auf den Weg von Miami quer durch die Südstaaten zurück nach Los Angeles.
„Kiss the Cook“ ist ein sympathisches Feelgood-Movie, in dem etliche Stars kurze, oft prägnante Auftritte haben und man mit den drei Männern im Imbisswagen „El Jefe“ gerne seine Zeit verbringt. Nur hungrig sollte man nicht sein.
mit Jon Favreau, Emjay Anthony, Sofia Vergara, John Leguizamo, Scarlett Johansson, Oliver Platt, Bobby Cannavale, Amy Sedaris, Dustin Hoffman, Robert Downey jr.
LV: Scott Phillips: The Ice Harvest, 2000 (Alles in einer Nacht)
Heiligabend in Wichita, Kansas: Anwalt Charlie Arglist hat mit seinem Kumpel Vic einen Mafiaboss um zwei Millionen Dollar erleichtert. Bevor er Wichita verlassen kann, muss er noch den Weihnachtsabend überleben. Denn anscheinend wollen die Verwandtschaft, Kleingangster, eine Femme Fatale, ein Killer, sein nicht vertrauenswürdiger Mitverbrecher und der titelgebende Eissturm seinen Plan durchkreuzen.
Hochkarätig besetzte schwarze Komödie, die bei uns leider nur auf DVD veröffentlicht wurde.
Scott Phillips‘ Debütroman war für den Edgar und Hammett Preis nominiert. Das Drehbuch war auch für einen Edgar nominiert.
Mit John Cusack, Billy Bob Thornton, Connie Nielsen, Randy Quaid, Oliver Platt, Ned Bellamy
Howard Hughes (1905 – 1976) ist eine Legende. Vor dreizehn Jahren inszenierte Martin Scorsese das Biopic „The Aviator“ über ihn und die Kenntnis des Films, wenn man nicht ein halbes Dutzend Howard-Hughes-Biographien gelesen hat, hilft beim Verständnis von „Regeln spielen keine Rolle“. Dem neuen Film von Warren Beatty, der vor einem halben Jahrhundert mit „Bonnie & Clyde“ so viel Geld verdiente, dass er sich seitdem seine Rollen und Projekte aussuchen kann.
Das sind Projekte wie seine Spielfilme „Reds“ (1981), ein Biopic über den sozialistischen US-Journalisten John Reed und die Oktoberrevolution von 1917 (und damals in den USA der Film gegen den konservativen Zeitgeist), die Comicverfilmung „Dick Tracy“ (1990), die damals verrissen wurde und floppte und inzwischen wesentlich milder beurteilt wird, und die knallige Polit-Satire „Bulworth“ (1998), die man sich unbedingt ansehen sollte. Wenn sie mal im Fernsehen läuft. Oder den Polit-Thriller-Klassiker „Zeuge einer Verschwörung“ (1974) oder das Gangster-Biopic „Bugsy“ (1991) über Bugsy Siegel. Dazwischen spielte er in einigen Komödien und Satiren mit. Oft, auch auf dem Höhepunkt seines Ruhms, zog er sich immer wieder für längere Zeit zurück und festigte seinen Ruf als Frauenschwarm. Zuletzt spielte er 2001 in dem Totalflop „Stadt, Land, Kuss“ (Town & Country) mit. Danach erzog der heute Achtzigjährige seine Kinder.
Jetzt kehrt er als Produzent, Drehbuchautor, Regisseur und, uhm, Hauptdarsteller (oder wichtigster Nebendarsteller) zurück ins Kino. Er spielt Howard Hughes, der 1958 schon ein sehr zurückgezogen lebender, unglaublich reicher Exzentriker war, der damals immer noch seinen nächsten Film plante. Immerhin hatte er mit „Hell’s Angels“, „Scarface“ und „Geächtet“ (The Outlaw, auch Regie) einige legendäre Hits gelandet.
Jetzt beschäftigt er eine Hundertschaft von Fahrern, die ebenso viele junge Schauspielerinnen, die alle exclusiv bei ihm unter Vertrag stehen. Sie wollen in einem Hughes-Film ihre Filmkarriere starten. Er lässt sie zu endlosen Screentest in sein Studio fahren.
Einer der Fahrer ist Frank Forbes (Alden Ehrenreich), ein Methodist, der seine Schulfreundin heiraten will und der in Hughes‘ Imperium nach Höherem strebt. Den Job als Chauffeur sieht er nur als den Einstieg. Er fährt Marla Mabrey (Lily Collins), eine jungfräuliche Baptistin, zu den Screentests. Sie wird begleitet von ihrer ebenfalls gläubigen, sittenstrengen Mutter. Gemeinsam leben sie in einem Hughes gehörendem Haus in den Hollywood Hills. Die Screentest verlaufen, weil Hughes sich für keine Schauspielerin und kein Filmprojekt entscheiden kann, auch bei Mabrey ergebnislos. Mabreys Mutter wird schon unruhig, weil ihre Tochter als eines von Hughes‘ Mädchen ihre Zeit und ihre potentielle Filmkarriere vertrödelt.
Während der zahlreichen Autofahrten lernen sich Forbes und Mabrey besser kennen. Sie verlieben sich auch ineinander. Dummerweise besagt eine von Howard Hughes zahlreichen Regeln, dass es keine Intimitäten zwischen seinen Angestellten geben darf.
In dem Moment ist die Saat für eine Romantic Comedy gelegt. Allerdings ist „Regeln spielen keine Rolle“ keine Romantic Comedy, sondern die Antithese dazu. Die zwischen 1958 und 1964 spielende, vor sich hin plätschernde Liebesgeschichte bleibt immer nebensächlich und konfliktfrei. Sie hat keine dramatische Fallhöhe. Warren Beatty erzählt eher eine Anti-Liebesgeschichte.
Denn er interessiert sich viel mehr für den erratischen, launenhaften und furchteinflößenden Tycoon, der jeden seiner Spleens ungehemmt ausleben kann. Hughes ist auch ein viel interessanterer Charakter als Forbes und Mabrey. „Regeln spielen keine Rolle“ ist allerdings auch kein Biopic, sonder die Antithese dazu. Denn Beatty zeigt nur einige Schlaglichter und Anekdoten aus dem Leben von Hughes, ohne sie in eine größeren Zusammenhang, der für ein Biopic nötig wäre, zu stellen. Die Szenen aus dem Leben von Hughes sind ohne auch nur ein minimales Wissen über das Leben von Hughes ziemlich unverständlich. Entsprechend kryptisch, nichtssagend (wenn man die Anspielungen nicht versteht) und oft vollkommen unklar zwischen Legende, Fantasie und Realität oszillierend ist das Porträt von Howard Hughes.
Beide Handlungsstränge entwickeln sich vor dem Hintergrund des Puritanismus, den damaligen gesellschaftlichen Veränderungen und dem Ende des Hollywood-Studiosystems, das Warren Beatty als junger Mann in Hollywood selbst miterlebte. Insofern ist der Film auch autobiographisch.
Am Ende ist „Regeln spielen keine Rolle“ ein betont altmodisch inszenierter Film, der besser darüber beschrieben wird, was er nicht ist und was er hätte sein können, als das was er auf den ersten Blick ist. Er ist kein Biopic. Er ist keine Romantic Comedy. Er ist kein Drama. Er umschifft die Konflikte, stolpert zwischen den Genres und Stilen hin und her, ohne jemals seine Melodie oder Geschichte zu finden. Er ist eine Sammlung oft schöner und gelungener Szenen und Momente, die sich nie zu seinem einheitlichen Ganzen zusammenfügen und dem die Leichtigkeit von, beispielsweise, Woody Allens „Café Society“ fehlt.
Regeln spielen keine Rolle (Rules don’t apply, USA 2016)
Regie: Warren Beatty
Drehbuch: Warren Beatty (nach einer Geschichte von Warren Beatty und Bo Goldman)
mit Lily Collins, Alden Ehrenreich, Warren Beatty, Alec Baldwin, Annette Bening, Haley Bennett, Candice Bergen, Matthew Broderick, Dabney Coleman, Steve Coogan, Taissa Farmiga, Ed Harris, Megan Hilty, Oliver Platt, Martin Sheen
LV: Scott Phillips: The Ice Harvest, 2000 (Alles in einer Nacht)
Heiligabend in Wichita, Kansas: Anwalt Charlie Arglist hat mit seinem Kumpel Vic einen Mafiaboss um zwei Millionen Dollar erleichtert. Bevor er Wichita verlassen kann, muss er noch den Weihnachtsabend überleben. Denn anscheinend wollen die Verwandtschaft, Kleingangster, eine Femme Fatale, ein Killer, sein nicht vertrauenswürdiger Mitverbrecher und der titelgebende Eissturm seinen Plan durchkreuzen.
Hochkarätig besetzte schwarze Komödie, die bei uns leider nur auf DVD veröffentlicht wurde.
Scott Phillips‘ Debütroman war für den Edgar und Hammett Preis nominiert. Das Drehbuch war auch für einen Edgar nominiert.
Mit John Cusack, Billy Bob Thornton, Connie Nielsen, Randy Quaid, Oliver Platt, Ned Bellamy
Naomi Watts wollte wieder einmal in einem Horrorfilm mitspielen – soweit man „Shut in“ einen Horrorfilm nennen kann. Doch dazu später mehr. Also nahm sie die Rolle der Kinderpsychologin Mary an, die in Neuengland in einem einsam im Wald gelegenem Anwesen, in dem sie auch ihre Praxis hat, lebt.
Vor einigen Monaten gab es einen schrecklichen Autounfall, bei dem ihr Mann starb und ihr Stiefsohn schwer verletzt überlebte. Seit dem Unfall pflegt sie ihren vollständig gelähmten, achtzehnjährigen Stiefsohn Stephen (Charlie Heaton) in dem Haus.
Einer ihrer Patienten ist der taube, verhaltensauffällige Waisenjunge Tom (Jacob Tremblay).
An einem Winterabend steht er vor ihrer Haustür. Kurz darauf verschwindet das Kind und alle nehmen an, dass Tom sich im Wald verirrte und tot ist.
Seitdem hat Mary Visionen oder Alpträume oder etwas ganz anderes, in denen Tom auftaucht.
Regisseur Farren Blackburn (u. a. die TV-Serien „The Fades“ und „Daredevil“) will sich in seinem Spielfilmdebüt nicht entscheiden, welche Fährten er für die Zuschauer auslegen soll. Also ob er einen Thriller erzählen will, in dem Mary in den Wahnsinn getrieben wird oder ob er ein Drama erzählt, in dem sie von ihren Schuldkomplexen gequält (Mann tot, Sohn im Rollstuhl, Patient spurlos verschwunden), wahnsinnig wird oder ob er einen Horrorfilm erzählen will, in dem Mary von für sie von höchst realen Dämonen gequält wird. Jede Richtung ergäbe vielleicht keinen brillanten, aber in jedem Fall okayen Film. Blackburn schlägt allerdings keine Richtung ein und so ist „Shut in“ über weite Strecken ein Geisterhorrorfilm, der nicht ängstigen will und bei dem man sich fragt, was er erzählen will.
Im langen dritten Akt gibt es dann eine Auflösung, die hoffnungslos unglaubwürdig ist. Einerseits weil sie nicht vorbereitet wird, andererseits weil sie nicht funktioniert. Weder in der Realität, noch in der Filmrealität.
„Shut in“ ist ein Film zum Vergessen. Trotzt Naomi Watts, Oliver Platt (als ihr Psychologe, der sie via Skype berät) und Jacob Tremblay, der allerdings schnell im Schnee verschwindet. Oder doch nicht.
Shut in(Shut in, USA/Kanada/Frankreich 2016)
Regie: Farren Blackburn
Drehbuch: Christina Hodson
mit Naomi Watts, Oliver Platt, Jacob Tremblay, Charlie Heaton, David Cubitt, Clémentine Poidatz
Was geschieht, wenn ein Journalist die größte Enthüllungsgeschichte seines Lebens und seiner Tageszeitung während des größten Umbruchs der Zeitungsgeschichte schreibt? Das fragte sich Gary Webb nicht, als er zufällig, bei einer Gerichtsverhandlung gegen einen Drogenhändler, die Verbindung zwischen aus Südamerika kommendem Crack in South Central Los Angeles und der Mitwisserschaft der CIA entdeckte. Das fragte er sich auch nicht, als er seine Story auch in Washington, D. C., und Nicaragua recherchierte. Denn vor zwanzig Jahren hatten nur wenige Menschen einen Internetanschluss. Und als er im August 1996 in der San Jose Mercury News, bei der er angestellt war, seine Recherchen in einer dreiteiligen Artikelserie veröffentlichte, war die Online-Publikation ein netter Zusatznutzen, um den Lesern weiterführende Informationen und Dokumente zu präsentieren. Im Film wird das nicht erwähnt. Denn wenn sie es getan hätten, hätten sie in der zweiten Hälfte andere Schwerpunkte setzen müssen.
Damals verschaffte die Online-Publikation (was damals noch ungewöhnlich war) dem Lokalblatt und der Reportage eine weit eine über die normalen Leser der Tageszeitung hinausgehende Leserschaft und Aufmerksamkeit. Dabei war einges von Webbs Recherchen schon vorher (unter anderem durch die Iran-Contra-Affäre) bekannt, aber jetzt wurden die ihm veröffentlichten Fakten über die Finanzierung der nicaraguanischen Contra-Rebellen durch den Schmuggel von Drogen in die USA (während die USA gleichzeitig einen „war on drugs“ führte) zu einem Skandal. Die Bewohner von South Central waren empört, dass die Regierung (vor allem die CIA), mindestens Mitwisser, vielleicht sogar Mithelfer, bei der Crack-Epidemie, dem steigenden Verbrechen und der desolaten Lage ihres Viertels war. Auch in anderen Großstädten sah es oft nicht besser aus.
Damals wusste niemand, dass Webb seine Enthüllungsgeschichte am Vorabend des US-Zeitungssterbens und des Aufstiegs des Internets zu einem Massenmedium schrieb. Dieser historisch wichtige Umbruch wird im in zwei Teile zerfallenden Film „Kill the Messenger“ zwar nicht weiter angesprochen, aber er verleiht ihm einen beunruhigenden Subtext. Jedenfalls wenn man „guten Journalismus“ nur mit „Zeitungsjournalismus“ verbindet.
Michael Cuesta („Dexter“, „Homeland“) erzählt, nach einem Drehbuch von „New York Times Magazine“-Journalist Peter Landesman, in seinem Film Gary Webbs Geschichte. In der ersten Hälfte, wenn wir Webbs Recherchen verfolgen, steht der Film fest in der Tradition der Thriller, die investigative Journalisten und ihre Arbeit feiern und die sogar Präsidenten, siehe „Die Unbestechlichen“, zu Fall bringen können. Das ist spannend und, auch wenn die Tatsachen heute allgemein anerkannt sind, schockierend.
In der zweiten Hälfte erzählt er, was nach der Enthüllung geschah: wie Webb seine Recherchen verteidigt, er von seinen Vorgesetzten nicht gegen Angriffe verteidigt wird und er sich, auch aufgrund seiner Persönlichkeit, zunehmend isoliert. Dieser Teil ist dann weniger spannend, teilweise schrecklich misslungen, aber thematisch interessanter. Denn er zeigt, wie sehr das Bild des edlen, wahrheitssuchenden, von seiner ebenso edlen, nur der Wahrheit verpflichtenden Redaktion, die ihn bis zum Tod und darüber hinaus beschützt und gegen alle Angriffe verteidigt, eine gut gepflegte Chimäre ist. Jedenfalls für viele Redaktionen. Und, weil die Geschichte gerade an der Schwelle zum Internetzeitalter spielt, zeigt der Film unterschwellig auch, wie sich, ohne dass die Beteiligten es wissen, ein seit Jahrzehnten gepflegtes Modell von Zeitung, von Lokaljournalismus und von Tageszeitung in den USA gerade verabschiedet. In Deutschland ist die Situation nicht vergleichbar, weil hier Tageszeitungen vor allem Abo-Zeitungen sind und daher die Einnahmesituation vollkommen anders aussieht.
Allerdings ist die zweite Hälfte auch weniger gelungen als die erste. Er zerfasert etwas zwischen der Rufmordkampagne durch die Regierung und die Hauptstadtjournalisten, die dem Nobody von dem Provinzblatt nicht die sensationelle Story gönnen, Webbs Kämpfe in der Redaktion und seinem Privatleben. Der Film versucht uns jetzt mehr für den Journalisten und seine beruflichen und privaten Probleme zu interessieren, während davor die Story im Mittelpunkt stand. Jetzt wird der Bote zur Story – und der Film verliert seine Geschichte. Dabei spricht er viele Punkte an, ohne wenigstens einen konsequent in den Mittelpunkt zu rücken. Er geht auch nicht darauf ein, wie sehr Webbs Persönlichkeit seinen Fall vom geachteten Journalisten zum Outsider begünstigte. Webb beging, was auch nicht vom Drehbuchautor angezweifelt wird, am 10. Dezember 2004 Suizid. Aber der Film endet schon Jahre früher mit einer die Tugenden des Journalismus hochhaltenden Rede, die gleichzeitig ein Abgesang auf sie ist.
So ist „Kill the Messenger“ nicht so gut, wie er hätte sein können. Aber er spricht interessante und wichtige Fragen über die Rolle des Journalismus in einer freien Gesellschaft, das Verhalten von Journalisten untereinander, dem Verhalten von Vorgesetzten gegenüber ihren Angestellten und zum Wandel der Medien durch das Internet an. Er drückt sich allerdings um Antworten herum.
Wer möchte kann „Kiss the Cook – So schmeckt das Leben“ von Jon Favreau (Regie, Drehbuch, Hauptrolle) als Metapher auf seine Hollywood-Erfahrungen sehen. Er begann mit kleinen Independent-Filmen, wie „Swingers“ und „Made“, stieg dann mit seinen beiden „Iron Man“-Filmen und dem Science-Fiction-Western „Cowboys & Aliens“ in die Blockbuster-Regie auf und dreht jetzt wieder einen kleinen Film, der von der ersten bis zur letzten Sekunde den Geist des unabhängigen Independent-Kinos atmet.
Favreau erzählt die Geschichte von Carl Casper, der vor zehn Jahren zum Chefkoch eines Nobelrestaurants aufstieg. Aber anstatt seine eigenen Mahlzeiten zu kreieren, muss er den konservativen Kochplan seines Chefs ausführen. Immerhin lieben die Gäste seit Jahrzehnten genau diese Gerichte, die immer auf die gleiche Art zubereitet werden. Also bitte keine Experimente.
Nach einer missgünstigen Kritik eines Restaurantkritikers, der Carl vorwirft, dass er seinen Esprit verloren habe, flippt Carl aus. Der Streit zwischen ihnen führt letztendlich zu seiner Entlassung.
Mit etwas Hilfe von seiner Ex-Frau entschließt Carl sich zu einem Zurück-zu-den-Wurzeln-Programm. In Florida organisiert er sich einen Imbisswagen, bringt ihn, mit seinem elfjährigem Sohn Percy und seinem Sous-Chef Martin, wieder in Schuss. Gemeinsam machen sie sich von Miami aus auf den Weg quer durch die USA zurück nach Los Angeles.
Auf dem Weg durch die Südstaaten wird, auch dank der sozialen Medien, aus der Schnapsidee, mit der Carl seinem Sohn die regionale amerikanische Küche näher bringen will, ein Triumphzug. Denn überall stehen die Leute Schlange, um seine Variationen südamerikanischer und kubanischer Leckerbissen zu essen.
„Kiss the Cook“ ist ein sympathisches Feelgood-Movie, in dem etliche Stars kurze, oft prägnante Auftritte haben und man mit den drei Männern im Imbisswagen „El Jefe“ gerne seine Zeit verbringt. Da verzeiht man auch, dass diese Reise gänzliche konfliktfrei abläuft und das präsentierte Essen nicht sonderlich gesund ist.
Beim Tribeca-Filmfestival erhielt „Kiss the Cook“ den Publikumspreis.
Der einzig echte, wahre und wahrhaftige Weihnachtsfilm
Pro7 Maxx, 23.05
The Ice Harvest (USA 2005, Regie: Harold Ramis)
Drehbuch: Richard Russo, Robert Benton
LV: Scott Phillips: The Ice Harvest, 2000 (Alles in einer Nacht)
Heiligabend in Wichita, Kansas: Anwalt Charlie Arglist hat mit seinem Kumpel Vic einen Mafiaboss um zwei Millionen Dollar erleichtert. Bevor er Wichita verlassen kann, muss er noch den Weihnachtsabend überleben. Denn anscheinend wollen die Verwandtschaft, Kleingangster, eine Femme Fatale, ein Killer, sein nicht vertrauenswürdiger Mitverbrecher und der titelgebende Eissturm seinen Plan durchkreuzen.
Hochkarätig besetzte schwarze Komödie, die bei uns leider nur auf DVD veröffentlicht wurde.
Scott Phillips‘ Debütroman war für den Edgar und Hammett Preis nominiert. Das Drehbuch war auch für einen Edgar nominiert.
Mit John Cusack, Billy Bob Thornton, Connie Nielsen, Randy Quaid, Oliver Platt, Ned Bellamy
Vox, 22.10 Einsame Entscheidung (USA 1996, Regie: Stuart Baird)
Drehbuch: Jim Thomas, John Thomas
Terroristen entführen eine Boing 747. Das Militär schleust eine Spezialeinheit, die von dem Antiterrorexperten Dr. David Grant (Kurt Russell) begleitet wird, in das Flugzeug. Dummerweise stirbt dabei deren Chef (Steven Seagal!) und der Zivilist Grant muss jetzt, bevor der Jumbo abgeschossen wird, im Alleingang die Terroristen besiegen und die Passagiere retten.
Der flotte Thriller ist das Regiedebüt von Stuart Baird, der vor allem als Editor bekannt ist. Zum Beispiel für die James-Bond-Filme „Casino Royale“ und „Skyfall“.
mit Kurt Russell, Steven Seagal, Halle Berry, John Leguizamo, Oliver Platt, David Suchet, Joe Morton, BD Wong, J. T. Walsh, Jon Huertas (sein Spielfilmdebüt, als Terrorist) Wiederholung: Freitag, 28. März, 02.40 Uhr (Taggenau!) Hinweise Rotten Tomatoes über „Einsame Entscheidung“
Wikipedia über „Einsame Entscheidung“ (deutsch, englisch)