James Bond 007 – Skyfall(Skyfall, Großbritannien/USA 2012)
Regie: Sam Mendes
Drehbuch: Neal Purvis, Robert Wade, John Logan
LV: Charakter von Ian Fleming
James Bond jagt Raoul Silva, der zuerst die Datei mit den Identitäten von allen Geheimagenten, die undercover in Terroristennetzwerken arbeiten, entwendet und dann den gesamten britischen Geheimdienst ins Nirvana schicken will, weil M(ama) nicht nett zu ihm war.
Die Polizisten Crockett und Tubbs jagen einen mächtigen Drogenhändler.
Optisch überzeugendes, inhaltlich schwaches Remake der erfolgreichen von Michael Mann und Anthony Yerkovich erfundenen bahnbrechenden TV-Serie. Denn in dem Spielfilm zeigt Mann nichts, was er nicht schon besser in der Serie gezeigt hat. Der Film ist nur ein optisch (also Mode, Musik und Technik) auf den aktuellen Stand gebrachtes Best-of der ersten Staffel von „Miami Vice“.
Mit Colin Farrell, Jamie Foxx, Gong Li, Naomie Harris, Ciarán Hinds, Justin Theroux
LV: Tarell Alvin McCraney: In Moonlight Black Boys look Blue (Theaterstück)
2017 der verdiente, aber auch überraschende Gewinner des Oscars für den besten Film des Jahres: ein in jeder Beziehung beeindruckendes Drama über das Erwachsenwerden. In drei in sich abgeschlossenen Kapiteln erzählt Barry Jenkins die Geschichte von Chiron, einem schwarzen, in ärmlichsten Verhältnissen in Miami lebendem Jungen, und seiner Beziehung zu seiner drogensüchtigen Mutter, einem Drogendealer, der zu seinem Ersatzvater wird, und einem Schulkameraden, der mehr als ein Freund ist. Chiron wird gespielt von Alex Hibbert (in „Little“), Ashton Sanders (in „Chiron“) und Trevante Rhodes (in „Black“).
Nach dem ersten „Venom“-Film, in dem Eddie Brock (Tom Hardy) und Venom, der außerirdische Symbiont, sich aneinander gewöhnten, leben sie inzwischen zusammen. Oder genauer gesagt: Venom lebt in seinem Wirtskörper Eddie Brock und bereitet ihm Kopfschmerzen und schlaflose Nächte. Manchmal streckt er seinen Kopf und seine Arme aus Brock raus. Aber die meiste Zeit ist er nicht zu sehen. Denn der Anblick könnte einige Menschen verunsichern.
Die aus ihrer Wohnung kommenden Geräusche ebenso. Das beginnt mit der geräuschvollen Zubereitung des Frühstücks, das zu einem guten Teil auf dem Boden landet. Und wenn die beiden sich streiten, endet das schon eimmal in einer „Fight Club 2.0“-Schlägerei, bei der sich Brock eine blutige Nase holt, die Einrichtung, Decken und Wände zerstört werden und der neue Fernseher (Brocks ganzer Stolz) aus dem Fenster fliegt. Danach dürfte jeder von den Annehmlichkeiten des Single-Lebens überzeugt sein.
Die Essensgewohnheiten von Venom sind dagegen, jedenfalls für uns Zuschauer, schon etwas vergnügllicher. Denn Venom möchte am liebsten ständig Gehirne, bevorzugt Menschengehirne, essen. Brock versucht ihn davon abzuhalten.
Damit dürfte die Rollenverteilung zwischen Brock und Venom klar sein. Venom ist der böse Geist, der zerstörungswütige Anarchist, das triebgesteuerte Kleinkind, während Brock die Ratio verkörpert – und ständig aussieht, als hätte er eine Woche lang nicht geschlafen. Wobei er wahrscheinlich viel länger nicht mehr richtig geschlafen hat.
Venom ist eine Marvel-Figur, die 2018 erstmals von Tom Hardy gespielt wurde. Der von „Zombieland“-Regisseur Ruben Fleischer inszenierte Film war kein guter Film, aber er war an der Kinokasse überaus sehr erfolgreich. Für die Fortsetzung konzentrierten die Macher sich dann auf die Stärke der Figur Venom, die ein sarkastisches, moralbefreites Monster ist. Damit sind seine Kommentare über die Menschen und seine Lösungsvorschläge immer gut für einen Lacher.
Für den zweiten Film, der mit neunzig Minuten (ohne Abspann) erfrischend kurz ist, erfanden die Macher eine Geschichte, die einfach nur eine weitere, für sich selbst stehende und damit eigenständige „Venom“-Geschichte ist und außerhalb der anderen Marvel-Filme steht; jedenfalls noch. Denn die Abspannsequenz deutet ein Crossover an.
Es geht um Cletus Kasady (Woody Harrelson). Der zum Tod verurteilte Serienkiller sitzt im San Quentin State Prison und ist bereit, mit dem Journalisten Eddie Brock über seine Taten zu reden. Brock ist als Reporter immer hungrig nach einer Schlagzeile und selbstverständlich einverstanden.
Bei einem seiner Besuche wird er von Kasady in den Finger gebissen. Diese Blutübertragung führt dazu, dass sich in Kasadys Körper ein Wesen entwickelt, das Venom sehr ähnelt und Carnage heißt. Zusammen mit Carnage kann Kasady ausbrechen und eine von ihm genussvoll zelebrierte blutige Spur der Verwüstung hinterlassen. Er will zu seiner großen Liebe aus Kindertagen. Frances Barrison (Naomie Harris), die mit ihrer Stimme töten kann, sitzt noch im Hochsicherheitstrakt des Ravencroft Institute.
Brock und Venom, die sich auch gerade massiv zerstritten haben, wollen das Schlimmste verhindern. Dafür müssen sie Kasady und Carnage töten.
Mehr Plot braucht Andy Serkis im zweiten „Venom“-Film nicht. Es ist eine einfache Geschichte, die auf Nebengeschichten verzichtet und unabhängig von dem ersten „Venom“-Film genossen werden kann. Die Figuren sind reichlich eindimensional, aber die Schauspieler haben ihren Spaß mit ihnen und erfüllen sie so mit Comic-Leben. Ihre Ziele sind klar herausgearbeitet. Der daraus entstehende Konflikt zwischen Brock/Venom und Kasady/Carnage ebenso.
Und so ist „Venom: Let there be Carnage“ einfach ein schönes kleines Schlachtfest.
Venom: Let there be Carnage(Venom: Let there be Carnage, USA 2021)
Regie: Andy Serkis
Drehbuch: Kelly Marcel (nach einer Geschichte von Tom Hardy und Kelly Marcel) (basierend auf der von Todd McFarlane und David Michelinie erfundenen Marvel-Figur Venom)
mit Tom Hardy, Woody Harrelson, Michelle Williams, Naomie Harris, Reid Scott, Stephen Graham, Peggy Lu, Sian Webber
Länge: 98 Minuten
FSK: ab 12 Jahre (eine erstaunliche Entscheidung. Ich hätte zu FSK-16 tendiert.)
James Bond 007 – Skyfall(Skyfall, Großbritannien/USA 2012)
Regie: Sam Mendes
Drehbuch: Neal Purvis, Robert Wade, John Logan
LV: Charakter von Ian Fleming
James Bond jagt Raoul Silva, der zuerst die Datei mit den Identitäten von allen Geheimagenten, die undercover in Terroristennetzwerken arbeiten, entwendet und dann den gesamten britischen Geheimdienst ins Nirvana schicken will, weil M(ama) nicht nett zu ihm war.
Höhepunkt des RTL-James-Bond-Tages, der um 5.45 Uhr mit „James Bond 007 jagt Dr. No“ beginnt. Danach folgen „Goldfinger“ (um 7.30 Uhr), „Leben und sterben lassen“ (um 09.45 Uhr), „Octopussy“ (um 12.20 Uhr), „Der Hauch des Todes“ (um 15.00 Uhr) und „Being James Bond“ (einstündige Doku über Daniel Craig, um 17.40 Uhr und um 04.10 Uhr).
mit Daniel Craig, Judi Dench, Javier Bardem, Ralph Fiennes, Naomie Harris, Bérénce Marlohe, Ben Whishaw, Albert Finney, Rory Kinnear, Ola Rapace
Mit 164 Minuten ist „Keine Zeit zu sterben“ der längste James-Bond-Film. Er soll die vorherigen vier Bond-Filme mit Daniel Craig zusammenfassen und zu einem Finale führen. Er wurde, wegen der Coronavirus-Pandemie, mehrmals verschoben. Entsprechend hoch sind die Erwartungen an einen Film, der viel mehr als nur der neue James-Bond-Film sein will.
Diese Erwartung und die Idee der Macher, die Demontage von Bond und den etablierten Regeln eines Bond-Films weiter und zu einem Ende zu führen, lasten dann auch schwer auf dem Film. Über große Strecken wirkt „Keine Zeit zu sterben“ wie ein Bond-Film, der kein Bond-Film, jedenfalls kein traditioneller Bond-Film, sein will.
Ein Bond-Film war, bis Daniel Craig mit „Casino Royale“ eine umfassende Neuorientierung des Franchises begann, ein eskapistischer Agentenfilm mit atemberaubenden Stunts vor traumhaften Landschaften, mit wunderschönen Frauen und Bösewichtern, die mit perfiden Plänen die Welt zerstören wollen. Diese Bösewichter hatten eine atemberaubend große Zentrale, mal in einem Vulkan, mal auf einer Insel, einmal im Weltraum, die im Finale des Films fotogen zerstört wurde. Über Bonds Vergangenheit wussten wir nichts – und es war uns egal. Bis auf den Kampf gegen die weltumspannende Verbrecher-/Terrororganisation Spectre und Ernst Stavro Blofeld, den Kopf von Spectre, gab es zwischen den Filmen keine Verbindung. Jeder Film stand für sich allein. Das wurde in der Craig-Ära anders. Der Erfolg an der Kinokasse bestätigte diese umfassende Neuorientierung. Auch die Kritiken waren überaus positiv und „Casino Royale“ und „Skyfall“ gehören zu den besten Bond-Filmen.
Diesen Weg der Demontage geht Regisseur Cary Joji Fukunaga in seinem ersten Bond-Film konsequent zu Ende.
Der Anfang wirkt dabei noch wie ein normaler Bond-Film, der unmittelbar an den vorherigen Bond-Film „Spectre“ anschließt. James Bond (Daniel Craig) fährt mit seiner Geliebten Madeleine Swann (Léa Seydoux) ins süditalienische Matera. Die gemeinsame Zeit wird durch einen Anschlag von Spectre unterbrochen.
Nachdem Bond fast alle Attentäter getötet hat (einer von ihnen wird ihm später noch Probleme bereiten), setzt er Swann in einen Zug. Er taucht unter.
Fünf Jahre später lebt Bond auf Jamaika ein Leben zwischen Fischer, Müßiggänger und Quartalstrinker. Er trinkt Schnaps wie andere Menschen Wasser trinken. Diese Auszeit wird von seinem CIA-Freund Felix Leiter (Jeffrey Wright) unterbrochen. Er bittet ihn, einen aus England nach Kuba entführten russischen Wissenschaftler (Frag nicht!), aus Kuba rauszuholen.
In Kuba trifft Bond auf seine 00-Nachfolgerin Nomi (Lashana Lynch). Auch sie will den Wissenschaftler haben. Denn er entwickelte in einem vom M (Ralph Fiennes) autorisiertem Geheimprojekt eine sehr gefährliche DNA-Waffe. Mit ihr kein ein Opfer präzise ausgewählt werden. In den falschen Händen kann sie die Menschheit vernichten. Und genau das möchte Lyutsifer Safin (Rami Malek) tun.
Für einen normalen Bond-Film wäre das schon genug Handlung. In „Keine Zeit zu sterben“ sind dann Safin, Swann und Bond noch persönlich miteinander verbandelt, Spectre und der in einem Hochsicherheitsgefängnis sitzende Ernst Stavro Blofeld (Christoph Waltz in einem sitzendem Kurzauftritt) sind auch wieder dabei.
Die Geschichte wird in einer atemberaubenden Mischung aus Hektik und Langsamkeit, aus Hyperkomplexität und Einfachheit erzählt. So dürften höchstens die Drehbuchautoren wissen, wer wann wen warum umbringen will. Der Zuschauer geht währenddessen mit der einfachen Geschichte, dass Swann Bonds Geliebte ist und dass Safin der Bösewicht des Films ist. Mit gut drei Stunden wäre allerdings genug Zeit gewesen, die verschiedenen Facetten ihrer Beziehungen auszuleuchten. Stattdessen geht es von einer Station zur nächsten, von einem Ort zum nächsten und damit auch von einer Action-Szene zur nächsten, ohne dass die Story erkennbar voranschreitet, weil Bond zuerst in den Ruhestand geht, dann von der CIA reaktiviert wird und viel später, nach einer ordentlichen Portion Action in Kuba und auf hoher See, seinen alten Arbeitgeber in London besucht und darum bittet, wieder 007 zu werden. Diese umständliche und zeitraubende Reaktivierung von 007 wird später durch das schnelle Finden von Safins Zentrale mit einem schnöden Tastaturklick wettgemacht. Trotz aller Verwicklungen bleibt die Geschichte weitgehend episodisch, wenn Bond von einem Drecksloch zum nächsten Drecksloch reist.
Denn noch niemals sahen die touristischen Orte, die Bond auf seiner Mission besucht, hässlicher aus als in „Keine Zeit zu sterben“. Damit spiegeln sie Bonds düsteren Gemütszustand wieder. Aus dem sein Leben als globetrottender Spion mit unbegrenztem Spesenkonto und der Lizenz zum Töten geniesender Mann, wurde ein einsamer, gebrochener, verzweifelter Mann, der im Leben keinen Sinn mehr sieht. Sicher, es gibt noch seine früheren Berufskollegen, die ihn in den vergangenen Jahren nicht gesehen haben, und einige damit verbundene Loyalitäten. Aber seine große Liebe Vesper Lynd ist tot. Seine zweite große Liebe, Madeleine Swann, hat er, nachdem sie ihn verraten hat, weggeschickt. Sein Selbstmitleid ertränkt er im Alkohol. Die dunklen und unscharfen Bilder – für mein Empfinden sind sie zu dunkel und zu unscharf – visualisieren Bonds Gemütszustand. Er fühlt sich schlecht. Er sieht keinen Sinn mehr im Leben. Eine mögliche Vaterschaft – Swann hat eine ungefähr fünfjährige Tochter – ändert daran nichts.
Auch die Action-Set-Pieces passen sich dieser alkoholgetränkten, suizidalen Düsternis an. Die durchgehend am besten aussehende Actionszene spielt an einem hellichten, sonnigen Tag in Matera und ist am Filmanfang. Im Trailer, in dem etliche Bilder von ihr verwendet werden, sieht sie sogar besser aus als im Film.
Die anderen Action-Szenen wirken immer wie eine lästige Pflichterfüllung, die reichlich ruppig erledigt wird. Wobei eine spätere Actionszene in einem nebligen Wald spielt, was ihr eine irreale Atmosphäre verleiht. Vor allem weil außerhalb des Waldes am hellichten Tag die Sicht außergewöhnlich gut ist.
Das Finale spielt selbstverständlich in der Zentrale des Bösewichts. Diese liegt auf einer zwischen Japan und Russland liegenden Insel, für deren Schönheiten sich niemand interessiert. Sie ist eine am Wasser liegende Weltkrieg-II-Bunkeranlage, die etwas für Fans brutalistischer Bauwerke und grauer Betonwände ist. Ein reiner Zweckbau zum Arbeiten. Leben möchte dort niemand.
Und so ist „Keine Zeit zu sterben“ ein Bond-Film, der bis zum Finale die Erwartungen an einen Bond-Film möglichst ignoriert. Das Ergebnis ist ein Bond-Film, bei dem sich niemals das altbekannte Bond-Feeling einstellt.
Dieser Mut ist anerkennenswert.
Aber zu einem guten Film macht es den fünften Craig-Bond nicht. Dabei ist es einerlei, ob ich ihn an der Erwartung eines traditionellen Bond-Films oder an der eines Actionfilms über einen desillusionerden Agenten, der aus dem Ruhestand zurückkehren muss und in sein letztes Gefecht stolpert, messe. Immer ist der Actionfilm zu lang und zu uneinheitlich inszeniert. Die Geschichte ist zu konfus und zerfahren erzählt. Der Hauptbösewicht wird an die Seitenlinie verbannt. Es gibt zu viele Auftritte von Bekannten aus früheren Filmen, die primär die Funktion eines letztendlich verzichtbaren Gastauftritts haben.
Damit bleibt „Keine Zeit zu sterben“ deutlich hinter den Erwartungen zurück.
Keine Zeit zu sterben (No time to die, Großbritannien 2021)
Regie: Cary Joji Fukunaga
Drehbuch: Neal Purvis, Robert Wade, Cary Joji Fukunaga, Phoebe Waller-Bridge (nach einer Geschichte von Neal Purvis, Robert Wade und Cary Joji Fukunaga) (basierend auf – das ist zu schön um es auf ein schnödes „Figur von Ian Fleming“ zu reduzieren – „The James Bond novels and stories written by Ian Fleming, and the 24 James Bond motion pictures produced by Danjaq, LLC and its predecessors in interest“)
mit Daniel Craig, Rami Malek, Léa Seydoux, Lashana Lynch, Ben Whishaw, Naomie Harris, Jeffrey Wright, Christoph Waltz, Ralph Fiennes, Rory Kinnear, David Dencik, Ana de Armas, Billy Magnussen, Dali Benssalah
alternative Schreibweise „James Bond 007: Keine Zeit zu sterben“
Das Warten auf den neuen James-Bond-Film hat noch lange kein Ende. Bis dahin
RTL, 20.15
James Bond: Spectre (Spectre, USA/Großbritannien 2015)
Regie: Sam Mendes
Drehbuch: John Logan, Neal Purvis, Robert Wade, Jez Butterworth
LV: Charakter von Ian Fleming
James Bond will die geheimnisvolle Verbrecherorganisation Spectre zerstören. Sein Gegner ist dabei Franz Oberhauser. Sie haben sich schon als Kinder gekannt.
Nach dem grandiosen „Skyfall“ enttäuschte „Spectre“, der sich mehr um einen überflüssigen Bohei um den Namen des Bösewichts als um ein schlüssiges Drehbuch kümmert. Am Ende ist „Spectre“ der halbherzige Versuch, einen klassischen James-Bond-Film zu inszenieren.
mit Daniel Craig, Christoph Waltz, Léa Seydoux, Ben Whishaw, Naomie Harris, Dave Bautista, Monica Bellucci, Ralph Fiennes, Andrew Scott, Rory Kinnear, Jesper Christensen, Stephanie Sigman
James Bond 007 – Skyfall(Skyfall, Großbritannien/USA 2012)
Regie: Sam Mendes
Drehbuch: Neal Purvis, Robert Wade, John Logan
LV: Charakter von Ian Fleming
James Bond jagt Raoul Silva, der zuerst die Datei mit den Identitäten von allen Geheimagenten, die undercover in Terroristennetzwerken arbeiten, entwendet und dann den gesamten britischen Geheimdienst ins Nirvana schicken will, weil M(ama) nicht nett zu ihm war.
Verräter wie wir(Our Kind of Traitor, Großbritannien 2016)
Regie: Susanna White
Drehbuch: Hossein Amini
LV: John le Carré: Our Kind of Traitor, 2010 (Verräter wie wir)
Während eines Urlaubs in Marrakesch lernen der rundum harmlose Oxford-Dozent für Poesie Perry und seine Frau Gail den feierwütigen Dima, der immer von einem Hofstaat begleitet wird, kennen. Dima bittet Perry um einen Gefallen. Er soll dem MI6 einen USB-Stick mit Daten überbringen. Denn Dima, der ein Geldwäscher für die Russenmafia ist, fürchtet um sein Leben und Perry und Gail sollen ihm den Weg in die Sicherheit ebnen.
Der ruhige Thriller ist eine weitere gelungene John-le-Carré-Verfilmung.
mit Ewan McGregor, Stellan Skarsgård, Damian Lewis, Naomie Harris, Jeremy Northam, Khalid Abdallah, Mark Gatiss, Saskia Reeves, Alicia von Rittberg, John le Carré (sein Genehmigungs-Cameo)
LV: Tarell Alvin McCraney: In Moonlight Black Boys look Blue (Theaterstück)
TV-Premiere des überraschenden Gewinners des Oscars für den besten Film des Jahres: ein in jeder Beziehung beeindruckendes Drama über das Erwachsenwerden. In drei in sich abgeschlossenen Kapiteln erzählt Barry Jenkins die Geschichte von Chiron, einem schwarzen, in ärmlichsten Verhältnissen in Miami lebendem Jungen, und seiner Beziehung zu seiner drogensüchtigen Mutter, einem Drogendealer, der zu seinem Ersatzvater wird, und einem Schulkameraden, der mehr als ein Freund ist. Chiron wird gespielt von Alex Hibbert (in „Little“), Ashton Sanders (in „Chiron“) und Trevante Rhodes (in „Black“).
James Bond: Spectre (Spectre, USA/Großbritannien 2015)
Regie: Sam Mendes
Drehbuch: John Logan, Neal Purvis, Robert Wade, Jez Butterworth
LV: Charakter von Ian Fleming
James Bond will die geheimnisvolle Verbrecherorganisation Spectre zerstören. Sein Gegner ist dabei Franz Oberhauser. Sie haben sich schon als Kinder gekannt.
Nach dem grandiosen „Skyfall“ enttäuschte „Spectre“, der sich mehr um einen überflüssigen Bohei um den Namen des Bösewichts als um ein schlüssiges Drehbuch kümmert. Am Ende ist „Spectre“ der halbherzige Versuch, einen klassischen James-Bond-Film zu inszenieren.
Daniel Craigs nächster und letzter Einsatz als James Bond startet am 2. April 2020 im Kino um die Ecke. Der Titel des 25. Bond-Films ist „Keine Zeit zu sterben“. Der Inhalt ist unbekannt.
mit Daniel Craig, Christoph Waltz, Léa Seydoux, Ben Whishaw, Naomie Harris, Dave Bautista, Monica Bellucci, Ralph Fiennes, Andrew Scott, Rory Kinnear, Jesper Christensen, Stephanie Sigman
Auf dem Weg zu mir: der neue James-Bond-Roman von Anthony Horowitz.
In „Ewig und ein Tag“ (Forever and a Day, 2018) erzählt Horowitz James Bonds ersten Einsatz als 00-Agent. Weil Horowitz sich an den Romanen von Ian Fleming orientiert, spielt der Roman vor dem ersten Bond-Roman „Casino Royale“.
1950 soll James Bond an der Côte d’Azur den Mord an seinem Vorgänger aufklären. Er legt sich mit dem dortigen Organisierten Verbrechen an und einen amerikanischen Multimillionär, der anscheinend der Hintermann des Drogenhandels ist.
Das hört sich doch nach einem richtigen James-Bond-Roman an. Außerdem war Horowitz‘ erster James-Bond-Roman „Trigger Mortis – Der Finger Gottes“ sehr gelungen.
Alicia West (Naomie Harris) ist in ihrem Geburtsort New Orleans ein Rookie-Cop. Als Afroamerikanerin muss sie mit den Vorurteilen ihrer Kollegen und der afroamerikanischen Gemeinschaft kämpfen. Vor allem weil sie im Ninth Ward eingesetzt wird. Dort ist die Polizei der Feind. Auch Jugendfreunde wollen nicht mehr als nötig mit ihr reden oder behaupten gleich, sie würden sie nicht kennen. Jetzt sei, wie ihr ein Kollege sagt, ihre Hautfarbe egal. Sie sei nicht mehr ‚Black‘ (ihre Hautfarbe), sondern ‚Blue‘ (die Farbe der Uniform).
Regisseur Deon Taylor etabliert in seinem Copthriller „Black and Blue“ diese Konfliktlinie, die damit verbundenen Probleme für West und die damit zusammenhängenden größeren Fragen in den ersten Minuten.
Kurz darauf übernimmt die alleinstehende West spontan für ihren Partner eine Extraschicht. Zusammen mit dem altgedienten Polizisten Deacon Brown (James Moses Black) fährt sie los. Während der Schicht hält er vor einer verlassenen Fabrikhalle und sagt ihr, sie solle im Streifenwagen auf ihn warten. West hört einen Schuss. Sie schleicht sich in das Gebäude und beobachtet, wie andere Polizisten einen Drogenhändler erschießen. Weil für sie das Tragen und Einschalten der Bodycam im Einsatz normal ist, hat ihre Bodycam alles aufgezeichnet. Und als ehrliche Polizistin will sie die Aufnahme in den Polizeicomputer übertragen und ihre Kollegen anzeigen. Denn Mord ist Mord.
Die Täter, Drogenfahnder Terry Malone (Frank Grillo), seine Partner Smitty (Beau Knapp) und Brown, verfolgen sie durch das Viertel und hetzen dabei weitere Polizisten und den örtlichen Drogenboss gegen sie auf.
Ab diesem Moment ist „Black and Blue“ dann fest im Fahrwasser eines 08/15-Actionthrillers über einen ehrlichen Polizisten, der gegen seine korrupten Kollegen kämpft. Und wie es sich für so einen Thriller gehört, werden die damit verbundenen Fragen zugunsten von Action schnell ad acta gelegt. Es gibt auch keine genauere Analyse der Gemeinschaft und der Welt der Polizisten. Denn selbstverständlich sind die verbrecherischen Polizisten nur eine kleine Gruppe innerhalb der Polizei. Ihre Taten haben daher keine strukturellen, sondern individuelle Ursachen und mit ihrer Verhaftung ist das Problem gelöst.
Nachdem die Entscheidung gefallen ist, Action gegenüber einer Analyse zu bevorzugen, wird die störende Logik geopfert. Vor allem West muss sich in entscheidenden Momenten nicht plausibel verhalten.
Und weil Taylor die Geschichte zwischen den wenigen Actionszenen nicht flott genug erzählt, um darüber hinwegzutäuschen, fragte ich mich schon während des Films, warum sie nicht sofort das Viertel verlässt, warum sie nicht zur nächsten (oder übernächsten) Polizeistation geht und dort alles seinen vorschriftsmäßigen Gang gehen lässt (Schließlich hätten nicht alle Polizisten ihr das Überspielen der Datei von ihre Bodycam auf den Zentralcomputer verweigert), warum sie, anstatt sich möglichst schnell an einen sicheren Ort zu begehen, erst einmal Stunden in einem Apartment in unmittelbarer Nähe zu ihren Verfolgern verbringt (okay, das ist wichtig, damit die Bösewichter ihre Kräfte sammeln können) und warum sie sich im Finale in eine lebensgefährliche Situation begibt, in der ihre Überlebenschance im besten Fall Fifty/Fifty ist. Wobei sie das natürlich tun muss, damit es ordentlich knallige Action und eine „Training Day“-Hommage gibt.
So ist „Black and Blue“ ein austauschbarer, immer unter seinen Möglichkeiten bleibender Polizeithriller. Er ist nicht wirklich schlecht, aber er versucht auch nie, wirklich gut zu sein, während er die aus unzähligen Filmen bekannten Personen und Situationen noch einmal, ohne große Variationen präsentiert.
Miss Moneypenny hätte in ihrer ersten Hauptrolle einen besseren Film verdient gehabt. Immerhin zeigt sie, dass sie mühelos einen Film tragen kann.
Black and Blue (Black and Blue, USA 2019
Regie: Deon Taylor
Drehbuch: Peter A. Dowling
mit Naomie Harris, Tyrese Gibson, Frank Grillo, Mike Colter, Reid Scott, Nafessa Williams, James Moses Black, Beau Knapp, Kevin Johnson, Deneen Tyler
Verräter wie wir(Our Kind of Traitor, Großbritannien 2016)
Regie: Susanna White
Drehbuch: Hossein Amini
LV: John le Carré: Our Kind of Traitor, 2010 (Verräter wie wir)
Während eines Urlaubs in Marrakesch lernen der rundum harmlose Oxford-Dozent für Poesie Perry und seine Frau Gail den feierwütigen Dima, der immer von einem Hofstaat begleitet wird, kennen. Dima bittet Perry um einen Gefallen. Er soll dem MI6 einen USB-Stick mit Daten überbringen. Denn Dima, der ein Geldwäscher für die Russenmafia ist, fürchtet um sein Leben und Perry und Gail sollen ihm den Weg in die Sicherheit ebnen.
Der ruhige Thriller ist eine weitere gelungene John-le-Carré-Verfilmung.
mit Ewan McGregor, Stellan Skarsgård, Damian Lewis, Naomie Harris, Jeremy Northam, Khalid Abdallah, Mark Gatiss, Saskia Reeves, Alicia von Rittberg, John le Carré (sein Genehmigungs-Cameo)
Wiederholung: Mittwoch, 8. Mai, 00.50 Uhr (Taggenau!)
ein Ausmaß an Zerstörung, das ganze Versicherungen ruinieren kann.
Wir haben einen spaßigen, familienfreundlichen Sommerblockbuster, der nie mehr verspricht, als er einhalten will. Und das alles bei einer Laufzeit von unter zwei Stunden.
Es beginnt mit einem fehlgeschlagenen Experiment. Im Erdorbit forscht Energyne an Geneditierungen, mit der unheilbare Krankheiten behandelt werden können. Oder auch etwas anderes, das so schrecklich ist, dass die Geneditierung wegen ihres Missbrauchspotentials, schon vor den Energyne-Forschungen, als Waffe der Massenvernichtung eingestuft wurde.
In letzter Sekunde kann eine Wissenschaftlerin mit einem Koffer voller Behälter mit Forschungsmaterial die Rettungskapsel besteigen, die im Erdorbit verglüht. Drei der feuerfesten Behälter landen leicht ramponiert auf der Erde. Die in ihnen enthaltenen Viren infizieren einen Wolf, ein Krokodil und, in San Diego in einem Zoo, einen Affen. Die Tiere werden schnell größer und aggressiver. So vernichtet der Wolf in Sekunden eine Spezialeinheit furchtloser Söldnern und holt ihren Hubschrauber vom Himmel.
Claire Wyden (Malin Akerman), die eiskalte Chefin von Wyden Technologies, der Muttergesellschaft von Energyne, hat trotzdem einen Plan für diese unvorhergesehene Situation. Sie lockt mit einem Funksignal die drei Monster nach Chicago. In ihrem Labor hat sie ein Gegenmittel und damit einen Plan, wie sie sich als Retter des Planeten inszenieren und die Machtposition ihrer Firma ausbauen kann. Denn, wie alle durchgeknallten Firmenbosse und Mad Scientists (auch wenn sie es mit der Laborarbeit nicht so hat) glaubt sie, alles zu kontrollieren.
Ebenfalls auf den Weg nach Chicago machen sich Davis Okoye (Dwayne Johnson) und Dr. Kate Caldwell (Naomie Harris). Die Gentechnikerin war an den Forschungen von Energyne beteiligt und möchte jetzt ihren Fehler rückgängig machen.
Okoye ist im San Diego Wildlife Sanctuary ein respektierter Primatenforscher, der ein vertrauliches Verhältnis zu George hat. George ist ein intelligenter, gewitzter, unglaublich seltener Albino-Silberrücken-Gorilla. Seit Ewigkeiten sind sie beste Freunde. Selbstverständlich ist Okoye besorgt über die Veränderungen bei seinem besten Freund und er möchte ihn retten. Denn George ist ein Guter. Auch wenn er sich durch die Mutationen nicht normal verhält.
Zu ihnen stößt Agent Harvey Russell (Jeffrey Dean Morgan), ein, ähem, sagen wir einfach, ein Mitglied einer „Mission Impossible“-Truppe, die es überhaupt nicht gibt. Auch wenn sie im Film lässig „Other Government Agency“ (OGA) genannt wird.
„Rampage – Big meets Bigger“ ist nach „Die Reise zur geheimnisvollen Insel“ und „San. Andreas“ die dritte Zusammenarbeit zwischen Regisseur Brad Peyton und Dwayne Johnson. Dieses Mal basiert der Film auf einem Videospiel aus den Achtzigern. Die Macher übernahmen aus dem Spiel einige Ideen; vor allem natürlich die auch nicht brandneue Idee mit den riesigen Tieren. Davon ausgehend erfanden sie eine Geschichte, die sich nicht weiter um die Dramaturgie eines primitiven Computerspiels kümmert. Die von vier Autoren geschriebene Geschichte funktioniert als Filmgeschichte, die nichts neue erfindet. Und das auch überhaupt nicht will.
Der Katastrophenfilm erzählt eine B-Picture-Geschichte. Bekannte Elemente werden lustvoll, mit kleinen Variationen und einer, oft elliptisch erzählten, aber immer nachvollziehbaren und stringenten Geschichte aneinandergereiht. Die Charaktere bewegen sich quer durch die USA nach Chicago, wo der Film in einer großen Schlacht endet. Das Militär versucht – erfolglos – die Lage zu kontrollieren, während die drei Riesentiere Autos, Busse und Flugzeuge wie Spielzeug durch die Luft werfen und durch Gebäude springen. George zelebriert auf einem Wolkenkratzer seine King-Kong-Gedächtnisveranstaltung. Okoye, Caldwell und Russell versuchen, die Tiere zu besiegen, während Wyden und ihr ängstlicher Bruder (halt der typische Sidekick) versuchen, unbeschadet aus dem Chaos herauszukommen.
George ist dabei, dank des Motion-Capture-Spiels von Jason Liles, auch während dieser Schlacht, eine gequälte Kreatur, die versucht mit der plötzlichen, für ihn unbegreiflichen Verwandlung und den ebenso unbegreiflichen aggressiven Schüben umzugehen. Schon davor wurde die tiefe Freundschaft zwischen ihm und Okoye fest etabliert. Dwayne Johnson verleiht Okoye sein gewohntes Charisma, das ihn zu dem idealen Mann für die Aufgabe – George und die Welt retten – macht. Die anderen Schauspieler sind vor allem Stichwortgeber in einem Film, der ihnen keine Oscars einbringen wird.
Wegen des humorvollen, leicht selbstironischen Untertons und den sympathischen Charakteren gefällt die Blockbuster-Zerstörungsorige auf der großen Leinwand ausnehmend gut. In diesem Fall ist nämlich die Größe der Leinwand entscheidend.
Rampage – Big meets Bigger (Rampage, USA 2018)
Regie: Brad Peyton
Drehbuch: Ryan Engle, Carlton Cuse, Ryan J. Condal, Adam Sztykiel (nach einer Geschichte von Ryan Engle)
mit Dwayne Johnson, Naomie Harris, Malin Akerman, Jeffrey Dean Morgan, Jake Lacy, Joe Manganiello, Marley Shelton, P.J. Byrne, Demetrius Grosse, Jack Quaid, Breanne Hill, Matt Gerald, Will Yun Lee, Jason Liles
Billy Hope ist ein erfolgreicher Boxer. Bis eine persönliche Katastrophe sein bisheriges Leben auf den Kopf stellt und er auch an ganz anderen Fronten kämpfen muss.
Überzeugender Boxerfilm, der innerhalb der bekannten Genrekonventionen interessante Akzente setzt.
Drehbuch: John Logan, Neal Purvis, Robert Wade, Jez Butterworth
LV: Charakter von Ian Fleming
James Bond will die geheimnisvolle Verbrecherorganisation Spectre zerstören. Sein Gegner ist dabei Franz Oberhauser. Sie haben sich schon als Kinder gekannt.
TV-Premiere!
Nach dem grandiosen „Skyfall“ enttäuschte „Spectre“, der sich mehr um einen überflüssigen Bohei um den Namen des Bösewichts als um ein schlüssiges Drehbuch kümmert. Am Ende ist „Spectre“ der halbherzige Versuch, einen klassischen James-Bond-Film zu inszenieren.
In meiner ausführlichen Besprechung gibt es die spoilerfreie Begründung dazu.
Daniel Craigs nächster und wahrscheinlich letzter Einsatz als James Bond startet 2019 im Kino um die Ecke. Der Arbeitstitel ist „Bond 25“.
mit Daniel Craig, Christoph Waltz, Léa Seydoux, Ben Whishaw, Naomie Harris, Dave Bautista, Monica Bellucci, Ralph Fiennes, Andrew Scott, Rory Kinnear, Jesper Christensen, Stephanie Sigman
ZDF, 20.15 James Bond 007 – Skyfall(Skyfall, GB/USA 2012)
Regie: Sam Mendes
Drehbuch: Neal Purvis, Robert Wade, John Logan
LV: Charakter von Ian Fleming
James Bond jagt Raoul Silva, der zuerst die Datei mit den Identitäten von allen Geheimagenten, die undercover in Terroristennetzwerken arbeiten, entwendet und dann den gesamten britischen Geheimdienst ins Nirvana schicken will, weil M(ama) nicht nett zu ihm war.
Insgesamt ein sehr erfreulicher James-Bond-Film, in dem wir letztendlich mehr über Bond erfahren, als wir jemals wissen wollten – und den ich zum Kinostart ausführlich besprochen habe.
Am Mittwoch, den 17. Januar, zeigt das ZDF um 20.15 Uhr (und, als Nachtwiederholung, um 00.15 Uhr) als TV-Premiere den bislang letzten James-Bond-Film „Spectre“.
mit Daniel Craig, Judi Dench, Javier Bardem, Ralph Fiennes, Naomie Harris, Bérénce Marlohe, Ben Whishaw, Albert Finney, Rory Kinnear, Ola Rapace
Als in der Oscar-Nacht der Gewinner für den „Besten Film des Jahres“ verkündet wurde, war niemand ernsthaft überrascht. Selbstverständlich war es „La La Land“. Bis kurz darauf, noch während der Dankesrede, der richtige Gewinner verkündet wurde: „Moonlight“. Ein Drama über einen afroamerikanischen Drogendealer im heutigen Florida. Ein wichtiger Film, der bereits etliche Preise gewann, aber auch ein sperriges Stück Kino ist, das einen gegen Null tendierenden Wohlfühlfaktor hat.
Barry Jenkins erzählt in „Moonlight“ die Geschichte von Chiron zwischen seinem zehnten Lebensjahr bis er Anfang Dreißig ist in drei großen Erzählblöcken. Gespielt wird er von Alex Hibbert (in „Little“), Ashton Sanders (in „Chiron“) und Trevante Rhodes (in „Black“). Erstmals begegnen wir dem zehnjährigen Chiron als er vor seinen Schulkameraden in ein leerstehendes Haus flüchtet und dabei von dem Drogenhändler Juan (Mahershala Ali) erwischt wird. Juan sieht irgendetwas in dem schüchternen Jungen, der von allen „Little“ genannt wird, und dessen Mutter Paula (Naomie Harris) drogenabhängig ist. Juan lädt Chiron zu sich nach Hause ein. Juan und seine Freundin Teresa (Janelle Monáe) versorgen ihn und geben ihm einen Zufluchtsort, zu dem er immer kommen kann.
In dem zweiten Segment entdeckt der sechzehnjährige Chiron, dass er homosexuell ist und in dem dritten Segment kann er schon eine erste Lebensbilanz ziehen. Er trifft auch wieder seinen alten Freund Kevin (André Holland, davor Jaden Piner und Jharret Jerome), den er bereits seit Kindertagen kennt.
Diese von Barry Jenkins gewählte Struktur und wie er die Geschichte fast schon dokumentarisch als teilnehmender Beobachter erzählt, führt dann dazu, dass der schweigsame Chiron noch verschlossener erscheint, als er eh schon ist. Er redet wenig, die Bilder müssen die Geschichte erzählen und diese wird einem in Bruchstücken präsentiert, in denen man sich mühsam aus Halbsätzen zusammenreimen muss, was in den Jahren zwischen den Kapiteln „Little“, „Chiron“ und „Black“ geschah.
Auf der Habenseite des Films ist allerdings der ungeschönte Blick auf das afroamerikanische Leben in Miamis Wohnbezirk Liberty City, wo der amerikanische Traum wahrscheinlich nie geträumt wurde; – wobei Barry Jenkins und Tarell Alvin McCraney, die sich vor dem Film nicht kannten, in Liberty City aufwuchsen und sie jetzt mit „Moonlight“ den amerikanischen Traum erleben. McCraney schrieb das bislang nicht aufgeführte Theaterstück „In Moonlight Black Boys look Blue“ ausgehend von eigenen Erfahrungen. Jenkins fühlte sich von dem Stück angesprochen; auch weil er Teile seiner eigenen Biographie darin erkannte. Für den Film schrieb er das Stück so umfassend um, dass man nichts mehr von seiner Bühnenherkunft spürt. Realisiert wurde der Film dann mit einem kleinen Budget (1,5 Millionen Dollar) vor Ort.
Der Lohn waren viel berechtigtes Kritikerlob und viele mehr oder weniger wichtige Preise, zuletzt Oscars für den besten Film, das beste adaptierte Drehbuch und den besten Nebendarsteller (Mahersha Ali), und, angesichts des Budgets, gute Einspielergebnisse. Durch den Oscar-Gewinn stieg das Interesse an dem Film wieder und der schon lange geplante deutsche Kinostart wenige Tage nach dem Oscar-Gewinn erweist sich jetzt als glückliche Fügung, die dem, wie gesagt, sperrigen Film die nötige Aufmerksamkeit verschafft.
Nach der Kinoauswertung (derzeit gut 450.000 Zuschauer in Deutschland und damit fast so viele Zuschauer wie „Abgang mit Stil“ und „The Great Wall“) erscheint „Moonlight“ jetzt auf DVD, Blu-ray und 2-Disc Limited Collectors Edition. Diese Ausgabe soll als Bonusmaterial ein insgesamt über einstündiges Making-of, ein Publikumsgespräch, ein Interview und einen Audiokommentar von Barry Jenkins und ein 24-seitiges Booklet enthalten.
Aber schon die abgespeckte Version des Bonusmaterials auf der normalen DVD überzeugt. Neben dem untertitelten Audiokommentar von Barry Jenkins gibt es ein mehrteiliges, gut vierzigminütiges Making-of „Bei den Dreharbeiten in Miami, die Schauspieler und die Musik von ‚Moonlight’“ und 26 Minuten Eindrücke von der Deutschland-Premiere in Berlin. Die knapp zwei Minuten vom roten Teppich sind vernachlässigbar. Die jeweils etwas über zwölf Minuten langen Ausschnitte aus dem Publikumsgespräch und dem Interview mit Barry Jenkins (beides dürfte auf der Collectors Edition ungeschnitten sein) sind dagegen sehr interessant und eine gute Ergänzung zum informativen und kurzweiligen Making-of, das auf die üblichen Werbesprüche und Lobhuddeleien verzichtet.
Damit ist das vorzügliche Bonusmaterial die passende Ergänzung zu einem Oscar-Gewinner, der den Preis wirklich verdient hat. Es ist eine ebenso individuelle, wie universelle Geschichte, die auch beim zweiten, dritten, vierten Ansehen überzeugt. Dann kann man sich auch auf das Spiel der Schauspieler, die Kamera und die Musik konzentrieren.
Schade ist in diesem Fall der Verzicht auf englischen Untertitel. Englische Untertitel sind zwar unüblich, wären aber bei dem von den Charakteren gesprochenem Slang eine gute Ergänzung zu den vorhandenen deutschen, französischen und italienischen Untertiteln.
Moonlight(Moonlight, USA 2016)
Regie: Barry Jenkins
Drehbuch: Barry Jenkins
LV: Tarell Alvin McCraney: In Moonlight Black Boys look Blue (Theaterstück)
mit Alex Hibbert, Ashton Sanders, Trevante Rhodes, Naomie Harris, Mahershala Ali, Janelle Monáe, Jaden Piner, Jharrel Jerome, André Holland
–
DVD
DCM
Bild: 2,35:1 (16:9 anamorph)
Ton: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch, Französisch, Italienisch
Bonusmaterial: Bei den Dreharbeiten in Miami, die Schauspieler und die Musik von „Moonlight“, Deutschland-Premiere Berlin: Eindrücke vom roten Teppich und Gespräche mit Regisseur Barry Jenkins, Audiokommentar von Barry Jenkins, Trailer
Die Polizisten Crockett und Tubbs jagen einen mächtigen Drogenhändler.
Optisch überzeugendes, inhaltlich schwaches Remake der erfolgreichen von Michael Mann und Anthony Yerkovich erfundenen bahnbrechenden TV-Serie. Denn in dem Spielfilm zeigt Mann nichts, was er nicht schon besser in der Serie gezeigt hat. Der Film ist nur ein optisch (also Mode, Musik und Technik) auf den aktuellen Stand gebrachtes Best-of der ersten Staffel von „Miami Vice“.
Mit Colin Farrell, Jamie Foxx, Gong Li, Naomie Harris, Ciarán Hinds, Justin Theroux
Als in der Oscar-Nacht der Gewinner für den „Besten Film des Jahres“ verkündet wurde, war niemand ernsthaft überrascht. Selbstverständlich war es „La La Land“. Bis kurz darauf, noch während der Dankesrede, der richtige Gewinner verkündet wurde: „Moonlight“. Ein Drama über einen afroamerikanischen Drogendealer im heutigen Florida. Ein wichtiger Film, der bereits etliche Preise gewann, aber auch ein sperriges Stück Kino ist, das einen gegen Null tendierenden Wohlfühlfaktor hat.
Barry Jenkins erzählt in „Moonlight“ die Geschichte von Chiron zwischen seinem zehnten Lebensjahr bis er Anfang Dreißig ist in drei großen Erzählblöcken. Gespielt wird er von Alex Hibbert (in „Little“), Ashton Sanders (in „Chiron“) und Trevante Rhodes (in „Black“). Erstmals begegnen wir dem zehnjährigen Chiron als er vor seinen Schulkameraden in ein leerstehendes Haus flüchtet und dabei von dem Drogenhändler Juan (Mahershala Ali) erwischt wird. Juan sieht irgendetwas in dem schüchternen Jungen, der von allen „Little“ genannt wird, und dessen Mutter Paula (Naomie Harris) drogenabhängig ist. Juan lädt Chiron zu sich nach Hause ein. Juan und seine Freundin Teresa (Janelle Monáe) versorgen ihn und geben ihm einen Zufluchtsort, zu dem er immer kommen kann.
In dem zweiten Segment entdeckt der sechzehnjährige Chiron, dass er homosexuell ist und in dem dritten Segment kann er schon eine erste Lebensbilanz ziehen. Er trifft auch wieder seinen alten Freund Kevin (André Holland, davor Jaden Piner und Jharret Jerome), den er bereits seit Kindertagen kennt.
Diese von Barry Jenkins gewählte Struktur und wie er die Geschichte fast schon dokumentarisch als teilnehmender Beobachter erzählt, führt dann dazu, dass der schweigsame Chiron noch verschlossener erscheint, als er eh schon ist. Er redet wenig, die Bilder müssen die Geschichte erzählen und diese wird einem in Bruchstücken präsentiert, in denen man sich mühsam aus Halbsätzen zusammenreimen muss, was in den Jahren zwischen den Kapiteln „Little“, „Chiron“ und „Black“ geschah.
Auf der Habenseite des Films ist allerdings der ungeschönte Blick auf das afroamerikanische Leben in Miamis Wohnbezirk Liberty City, wo der amerikanische Traum wahrscheinlich nie geträumt wurde; – wobei Barry Jenkins und Tarell Alvin McCraney, die sich vor dem Film nicht kannten, in Liberty City aufwuchsen und sie jetzt mit „Moonlight“ den amerikanischen Traum erleben. McCraney schrieb das bislang nicht aufgeführte Theaterstück „In Moonlight Black Boys look Blue“ ausgehend von eigenen Erfahrungen. Jenkins fühlte sich von dem Stück angesprochen; auch weil er Teile seiner eigenen Biographie darin erkannte. Für den Film schrieb er das Stück so umfassend um, dass man nichts mehr von seiner Bühnenherkunft spürt. Realisiert wurde der Film dann mit einem kleinen Budget (1,5 Millionen Dollar) vor Ort.
Der Lohn waren viel berechtigtes Kritikerlob und viele mehr oder weniger wichtige Preise, zuletzt Oscars für den besten Film, das beste adaptierte Drehbuch und den besten Nebendarsteller (Mahersha Ali), und, angesichts des Budgets, gute Einspielergebnisse. Durch den Oscar-Gewinn stieg das Interesse an dem Film wieder und der schon lange geplante deutsche Kinostart wenige Tage nach dem Oscar-Gewinn erweist sich jetzt als glückliche Fügung, die dem, wie gesagt, sperrigen Film die nötige Aufmerksamkeit verschafft.
Moonlight (Moonlight, USA 2016)
Regie: Barry Jenkins
Drehbuch: Barry Jenkins
LV: Tarell Alvin McCraney: In Moonlight Black Boys look Blue (Theaterstück)
mit Alex Hibbert, Ashton Sanders, Trevante Rhodes, Naomie Harris, Mahershala Ali, Janelle Monáe, Jaden Piner, Jharrel Jerome, André Holland