Nach dem Lesen einer dicken Schwarte, die einem nicht gefallen hat, ist die Lektüre eines kurzen Buches ein willkommener Ausgleich. Vor allem wenn in dem Roman die Geschichte mit atemberaubender Geschwindigkeit und viel schwarzem und trockenem Humor erzählt wird. Ken Bruen ist dafür die erste Adresse. Er ist der Erfinder von Inspector Brant, einem Londoner Polizisten, der jedes Dienstverfahren, das ihm angehängt werden könnte, verdient hat, und Privatdetektiv Jack Taylor, einem Ex-Polizisten und praktizierendem Alkoholiker (Hey, der Mann ist Ire!). Taylor hat auch einen Miniauftritt in „Once were Cops“.
Im Mittelpunkt des Einzelwerks steht der irische Polizist Michael O’Shea. Als er von einem Austauschprogramm mit der New Yorker Polizei hört, beschließt er, daran teilzunehmen und mit einer kleinen Erpressung seines Vorgesetzten gelingt es ihm. In die USA will er, weil die Polizisten dort Schusswaffen tragen und auch benutzen dürfen.
Außerdem ist er ein Soziopath, der in New York schnell zum Serienmörder von Frauen wird.
Sein Partner vom NYPD ist Kurt Browski, genannt Kebar, nach einem Schlagstock, den er oft im Dienst anwendet. Außerdem ist der Einzelgänger Kebar korrupt.
Nach einer kurzen Kennenlernphase – Kebar wirft O’Shea in den Matsch, O’Shea rettet Kebar bei einem Einsatz wegen häuslicher Gewalt das Leben – werden sie ein Buddy-Team aus der Hölle. Denn Kebar ist im Fokus von Ermittlungen der Internen Ermittler und, nachdem er weiß, dass seine Tage als Cop gezählt sind, hält ihn nichts mehr davon ab, bei der Arbeit gegen alle Vorschriften zu verstoßen. O’Shea beginnt sich fröhlich durch New Yorks junge Frauen zu morden und er zettelt einen Krieg mit dem Mob an.
All das passiert schon auf den ersten Seiten von Ken Bruens „Once were Cops“. Danach nimmt die Geschichte bis zu ihrem Ende noch einige halsbrecherische Wendungen. Bruen erzählt dies in seinem bekannten reduzierten Stil, in dem ganze Konflikte und Lebensgeschichten konsequent auf einige wenige Sätze heruntergebrochen werden:
Thing is, I always loved cop movies. Thing was, being a Guard didn’t jell with the cop movies I watched.
I mean, do you really think you’re going to see a movie titled:
The Guards?
Yeah, like that’s going to happen.
First, the Guards don’t carry guns.
Fuck that.
Right.
Das führt dazu, dass man nicht aufhören kann weiterzulesen, wie zwei Polizisten eine ganz spezielle Verbrechenswelle in New York lostreten und versuchen, mit den Folgen klarzukommen.
Das ist ganz großes Kino.
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Ken Bruen: Once were Cops
Minotaur Books, New York, 2008
304 Seiten
20,99 US-Dollar (Paperback)
(Bei Amazon kann die Taschenbuchausgabe aktuell für 16,99 Euro gekauft werden. Die gebundene Ausgabe ist etwas günstiger.)
(Die 304 Seiten sind dem großzügigem Layout geschuldet, das natürlich auch dazu beiträgt, die Lesegeschwindigkeit zu erhöhen.)
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Hinweise
Mein Besprechung von Ken Bruens „Brant“ (Blitz – or… Brant hits the Blues, 2002)
Meine Besprechung von Ken Bruens „Füchsin“ (Vixen, 2003)
Meine Besprechung von Ken Bruens „Kaliber“ (Calibre, 2006)
Meine Besprechung von Ken Bruens Jack-Taylor-Privatdetektivromanen
Meine Besprechung von Ken Bruens „Jack Taylor fliegt raus“ (The Guards, 2001)
Meine Besprechung von Ken Bruens “Jack Taylor liegt falsch” (The Killing of the Tinkers, 2002)
Meine Besprechung von Ken Bruens „Kaliber“ (Calibre, 2006)
Meine Besprechung von Ken Bruen/Jason Starrs „Flop“ (Bust, 2006)
Meine Besprechung von Ken Bruen/Jason Starrs „Crack“ (Slide, 2007)
Meine Besprechung von Ken Bruen/Jason Starrs „Attica“ (The MAX, 2008)
Meine Besprechung von Ken Bruens „Sanctuary“ (2008)
Meine Besprechung von Ken Bruen/Reed Farrel Colemans “Tower” (Tower, 2009)