TV-Tipp für den 22. März: Equilibrium

März 21, 2024

RTL 2, 22.20

Equilibrium (Equilibrium, USA 2002)

Regie: Kurt Wimmer

Drehbuch: Kurt Wimmer

Nach dem nächsten Weltkrieg verbietet ein Diktator, der sich „Vater“ nennt, die Ursache für alles Übel: Gefühle. Als einer seiner Vollstrecker, der gnadenlos gegen Menschen, die doch Gefühle entwickeln (und damit so etwas wie einen freien Willen haben), jagt, dann doch Gefühle entwickelt…

Kleiner Kultfilm, der ganz hübsch „Fahrenheit 451“ (und ähnliche Dystopien, in denen die Regierung alles ausmerzt, was ihnen nicht in den Kram passt und eine Schöne Neue Welt errichtet) mit „Matrix“-artigen Kämpfen verbindet und das alles mit vielen Aufnahmen aus Berlin (einerseits weil in Babelsberg gedreht wurde, andererseits weil die Architektur zwischen Faschismus und Moderne einfach toll aussieht), etwas „Metropolis“-Style und Faschismus-Look garniert. Die meisten Kritiker mochten den Film nicht (der Rotten-Tomatoes-Frischegrad ist 40 Prozent), die wenigen Zuschauer (in Deutschland war’s eine DVD-Premiere) mochten den durchaus geschickt bekannte Versatzstücke miteinander verbindenden Film und die Phoenix Film Critics Society nominierte den Film in der Kategorie „Übersehener Film des Jahres“.

Kurt Wimmer verspielte seinen Credit in der SF-Szene mit dem komplett misslungenen SF-Film „Ultraviolet“, rehabilitierte sich etwas mit seinem “Total Recall”-Drehbuch und Christian Bale wurde Batman.

mit Christian Bale, Emily Watson, Taye Diggs, William Fichtner, Sean Bean, Dominic Purcell, Angus MacFadyen, Mehmet Kurtulus, David Hemmings

Wiederholung: Samstag, 23. März, 03.55 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Equilibrium“

Wikipedia über „Equilibrium“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Kurt Wimmers Stephen-King-Verfilmung „Kinder des Zorns“ (Children of the Corn, USA 2020)

 


TV-Tipp für den 30. November: Roter Drache

November 29, 2022

Nitro, 22.20

Roter Drache (Red Dragon, USA 2002)

Regie: Brett Ratner

Drehbuch: Ted Tally

LV: Thomas Harris: Red Dragon, 1981 (Roter Drache)

FBI-Mann Will Graham jagt einen Serienkiller. Nur Hannibal Lecter kann ihm helfen.

Die zweite Verfilmung von „Red Dragon“, dem ersten Roman mit Menschenfresser Hannibal Lecter, ist meilenweit von der Qualität von „Manhunter“ (USA 1986, Regie/Buch: Michael Mann) entfernt. Optisch hält Ratner sich in seinem langatmig-langweiligen Starkino an den von Jonathan Demme in seiner Thomas-Harris-Verfilmung „Das Schweigen der Lämmer“ etablierten Look. Von der Story wiederholt Ratner nur Michael Manns eiskalten „Manhunter“, garniert mit überflüssigen Verweisen auf „Das Schweigen der Lämmer“.Und Anthony Hopkins spielt wieder Hannibal Lector.

Die andere Meinung: „Roter Drache ist ein erstklassiger Thriller.“ (Rheinische Post, 31. Oktober 2002)

Mit Anthony Hopkins, Edward Norton, Ralph Fiennes, Harvey Keitel, Emily Watson, Mary-Louise Parker, Philip Seymour Hoffman, Anthony Heald, Lalo Schifrin (als Dirigent, sein bislang einziger Filmauftritt)

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Roter Drache“

Wikipedia über „Roter Drache“ (deutsch, englisch)

Homepage von Thomas Harris

Krimi-Couch über Thomas Harris

Meine Besprechung von Brett Ratners „Aushilfsgangster“ (Tower Heist, USA 2011)

Meine Besprechung von Brett Ratners „Hercules“ (Hercules, USA 2014)


TV-Tipp für den 1. Oktober: Punch-Drunk Love

September 30, 2022

Servus TV, 20.15/23.40

Punch-Drunk Love (Punch-Drunk Love, USA 2002)

Regie: Paul Thomas Anderson

Drehbuch: Paul Thomas Anderson

Barry Egan ist Unternehmer. Allerdings läuft sein Verkauf von Kitschartikeln eher schlecht. Seine sieben Schwestern erdrücken ihn mit ihrer Fürsorge. Ein Telefonsex-Anbieter versucht ihn zu erpressen. Und er selbst findet die Welt immer wieder etwas ver-rückt. Da wird in der Einfahrt zu seinem Garagengeschäft ein alte Harmonium abgestellt und er trifft die überaus liebenswerte Lena.

„Punch-Drunk Love“ ist ein wundervoll derangierter Film. Wie die Hauptfigur, die am amerikanischen Traum, der Realität, seiner Familie (sieben Schwestern!) und sich selbst verzweifelt ohne zu scheitern. Denn Paul Thomas Anderson erzählt gleichzeitig eine romantische Liebesgeschichte mit psychedelischen Einschüben.

mit Adam Sandler, Emily Watson, Philip Seymour Hoffman, Luis Gusmán, Mary Lynn Rajskub, Robert Smigel

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Punch-Drunk Love“

Wikipedia über „Punch-Drunk Love“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Paul Thomas Andersons „Inherent Vice – Natürliche Mängel“ (Inherent Vice, USA 2015)

Meine Besprechung von Paul Thomas Andersons „Der seidene Faden“ (Phantom Thread, Großbritannien 2017)

Meine Besprechung von Paul Thomas Andersons „Licorice Pizza“ (Licorice Pizza, USA 2021)


TV-Tipp für den 17. Februar: Punch-Drunk Love

Februar 16, 2022

Servus TV, 20.15

Punch-Drunk Love (Punch-Drunk Love, USA 2002)

Regie: Paul Thomas Anderson

Drehbuch: Paul Thomas Anderson

Barry Egan ist Unternehmer. Allerdings läuft sein Verkauf von Kitschartikeln eher schlecht. Seine sieben Schwestern erdrücken ihn mit ihrer Fürsorge. Ein Telefonsex-Anbieter versucht ihn zu erpressen. Und er selbst findet die Welt immer wieder etwas ver-rückt. Da wird in der Einfahrt zu seinem Garagengeschäft ein alte Harmonium abgestellt und er trifft die überaus nette Lena.

Punch-Drunk Love“ ist ein wundervoll derangierter Film. Wie die Hauptfigur, die am amerikanischen Traum, der Realität, seiner Familie (sieben Schwestern!) und sich selbst verzweifelt ohne zu scheitern. Denn Anderson erzählt gleichzeitig eine romantische Liebesgeschichte mit psychedelischen Einschüben.

mit Adam Sandler, Emily Watson, Philip Seymour Hoffman, Luis Gusmán, Mary Lynn Rajskub, Robert Smigel

Wiederholung: Freitag, 18. Februar, 00.50 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Punch-Drunk Love“

Wikipedia über „Punch-Drunk Love“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Paul Thomas Andersons „Inherent Vice – Natürliche Mängel“ (Inherent Vice, USA 2015)

Meine Besprechung von Paul Thomas Andersons „Der seidene Faden“ (Phantom Thread, Großbritannien 2017)

Meine Besprechung von Paul Thomas Andersons „Licorice Pizza“ (Licorice Pizza, USA 2021)


TV-Tipp für den 26. Mai: Gosford Park

Mai 25, 2020

Servus TV, 22.00

Gosford Park (Gosford Park, Großbritannien/Italien/USA/Deutschland 2001)

Regie: Robert Altman

Drehbuch: Julian Fellowes (nach einer Idee von Robert Altman und Bob Balaban)

Auf dem Landsitz Gosford Park trifft sich eine Jagdgesellschaft mit ihrer Dienerschaft. Als der Hausherr ermordet wird, muss ein Inspektor den Mörder suchen.

Sehr gelungene Gesellschaftskomödie mit einem Hauch Agatha Christie und einem „Was? Die ist auch dabei?“-Ensemble.

Der Film erhielt, neben vielen anderen Preisen, den BAFTA als bester Film, eine Golden Globe für die Regie, einen Oscar für das Drehbuch und die Screen Actors Guild zeichnete gleich das gesamte Ensemble aus.

Drehbuchautor Julian Fellowes ist auch der Erfinder von „Downtown Abbey“.

mit Maggie Smith, Michael Gambon, Kristin Scott Thomas, Camilla Rutherford, Charles Dance, Geraldine Somerville, Tom Hollander, Natasha Wightman, Jeremy Northam, Bob Balaban, James Wilby, Claudie Blakley, Laurence Fox, Ryan Phillippe, Stephen Fry, Kelly Macdonald, Clive Owen, Helen Mirren, Eileen Atkins, Emily Watson, Alan Bates, Derek Jacobi, Richard E. Grant

Wiederholung: Mittwoch, 27. Mai, 01.55 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Gosford Park“

Wikipedia über „Gosford Park“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Ron Manns Doku „Altman“ (Altman, Kanada 2014)


TV-Tipp für den 22. September: Kingsman: The Golden Circle

September 21, 2019

Pro 7, 20.15

Kingsman: The Golden Circle (Kingsman: The Golden Circle, USA 2017)

Regie: Matthew Vaughn

Drehbuch: Jane Goldman, Matthew Vaughn

LV: Mark Millar/Dave Gibbons: The Secret Service, 2012/2013 (Secret Service) (naja, eigentlich „Inspiration“)

Nachdem Bösewichter die Zentrale der Kingsman zerstörten, müssen die distinguierten britischen Agenten Eggsy und Merlin sich mit ihrer US-amerikanischen Partnerorganisation, den Statesman, deren Zentrale in Kentucky einer Whiskey-Destillerie ist, zusammentun.

TV-Premiere. Witzge, mit hundertvierzig Minuten zu lang geratene Agentenkomödie, mit einer chaotischen Story und viel Action, die um 20.15 Uhr wahrscheinlich in einer gekürzten Version gezeigt wird.

Mehr in meiner ausführlichen Besprechung.

mit Taron Egerton, Julianne Moore, Colin Firth, Mark Strong, Channing Tatum, Halle Berry, Jeff Bridges, Pedro Pascal, Edward Holcroft, Elton John, Hanna Alström, Tom Benedict Knight, Michael Gambon, Sophie Cookson, Björn Granath, Lena Endre, Poppy Delevingne, Bruce Greenwood, Emily Watson

Wiederholung: Montag, 23. September, 01.15 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Kingsman: The Golden Circle“

Metacritic über „Kingsman: The Golden Circle“

Rotten Tomatoes über „Kingsman: The Golden Circle“

Wikipedia über „Kingsman: The Golden Circle“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Matthew Vaughns Mark-Millar-Verfilmung „Kingsman: The Secret Service“ (Kingsman: The Secret Service, USA/Großbritannien 2015)

Meine Besprechung von Matthew Vaughns „Kingsman: The Golden Circle“ (Kingsman: The Golden Circle, USA 2017)

Homepage von Mark Millar

Meine Besprechung von Mark Millar/J. G. Jones‘ „Wanted (Mark Millar Collection 1)“ (Wanted # 1 – 6, Dezember 2003 – Februar 2005)

Meine Besprechung von Mark Millar/Steve McNivens „Nemesis“ (Nemesis, 2010/2011)

Meine Besprechung von Mark Millar/Grant Morrisons “Vampirella: Heiliger Krieg (Master Series 1)”

Meine Besprechung von Mark Millar/Steve McNivens „Wolverine: Old Man Logan“ (Old Man Logan, 2008/2009)

Meine Besprechung von Mark Millar/John Romita, Jr. „Kick-Ass 2 (Band 1)“ (Kick-Ass 2 – Issue 1 – 4, Dezember 2010 – November 2011)

Meine Besprechung von Mark Millar/John Romita, Jr. „Kick-Ass 2 (Band 2)“ (Kick-Ass 2 – Issue 5 – 7, Januar – Mai 2012)

Meine Besprechung von Mark Millar/John Romita, Jr. „Hit-Girl – Kick-Ass 2: Die Vorgeschichte“ (Hit-Girl, Issue 1 – 5, August 2012 – April 2013)

Meine Besprechung von Mark Millar/Leinil Yus „Superior – Band 2“ (Superior, Issue 5 – 7, Dezember 2011 – März 2012)

Meine Besprechung von Mark Millar/Dave Gibbons‘ „Secret Service“ (Secret Service # 1- 6, Juni 2012 – April 2013)

Meine Besprechung von Mark Millar/John Romita jr. „Kick-Ass 3 – Band 1“ (Kick-Ass 3, # 1 – 5, Juli 2013 – Januar 2014)

Meine Besprechung von Mark Millar/John Romita jr. „Kick-Ass 3 – Band 2“ (Kick-Ass 3 – # 6 – 7, April – August 2014)

Meine Besprechung von Mark Millar/Leinil Yu/Nacho Vigalondos (Co-Autor/Drehbuch) „Super Croocks – Band 1: Der Coup“ (Super Crooks # 1 – 4, 2012)

Meine Besprechung von Jeff Wadlows Mark-Millar-Verfilmung „Kick-Ass 2“ (Kick-Ass 2, USA 2013)

Meine Besprechung von Matthew Vaughns Mark-Millar-Verfilmung „Kingsman: The Secret Service“ (Kingsman: The Secret Service, USA/Großbritannien 2015)

Meine Besprechung von Mark Millar/Dave Johnson/Kilian Plunketts „Genosse Superman (Mark Millar Collection 4)“ (Superman: Red Son # 1 – 3, 2003)

Meine Besprechung von Mark Millar/Rafael Albuquerque/Dave McCaigs „Huck – Held wider Willen“ (Huck # 1 – 6, November 2015 – April 2016)

Meine Besprechung von Mark Millar/Stuart Immonens „Empress“ (Empress # 1 – 7, Juni 2016 – Januar 2017)

Meine Besprechung von Mark Millar/Greg Capullos „Reborn“ (Reborn # 1 – 6, Oktober 2016 – Juni 2017)

Meine Besprechung von Mark Millar/Olivier Coipels „The Magic Order“ (The Magic Order # 1 – 6, 2018/2019)

Mein Besprechung von Mark Millar/Wilfredo Torres‘ „Jupiter’s Circle“ (Jupiter’s Circle # 1 – 6, 2015; Jupiter’s Circle 2 # 1 – 6, 2015/2016)

Meine Besprechung von Mark Millar/Ricardo Lopez Ortiz‘ „Hit-Girl in Kolumbien“ (Hit-Girl (2018) # 1 – 4, 2018)

Meine Besprechung von Mark Millar/John Romita Jr. „Kick-Ass: Frauenpower“ (Kick-Ass (2018) # 1 – 6, 2018)


TV-Tipp für den 1. Oktober: Gosford Park

Oktober 1, 2017

Arte, 20.15

Gosford Park (Großbritannien/Italien/USA/Deutschland 2001)

Regie: Robert Altman

Drehbuch: Julian Fellowes (nach einer Idee von Robert Altman und Bob Balaban)

Auf dem Landsitz Gosford Park trifft sich eine Jagdgesellschaft mit ihrer Dienerschaft. Als der Hausherr ermordet wird, muss ein Inspektor den Mörder suchen.

Tolle Gesellschaftskomödie mit einem Hauch Agatha Christie und einem „Was? Die ist auch dabei?“-Ensemble.

Der Film erhielt, neben vielen anderen Preisen, den BAFTA als bester Film, eine Golden Globe für die Regie, einen Oscar für das Drehbuch und die Screen Actors Guild zeichnete gleich das gesamte Ensemble aus.

Drehbuchautor Julian Fellowes ist auch der Erfinder von „Downtown Abbey“.

mit Maggie Smith, Michael Gambon, Kristin Scott Thomas, Camilla Rutherford, Charles Dance, Geraldine Somerville, Tom Hollander, Natasha Wightman, Jeremy Northam, Bob Balaban, James Wilby, Claudie Blakley, Laurence Fox, Ryan Phillippe, Stephen Fry, Kelly Macdonald, Clive Owen, Helen Mirren, Eileen Atkins, Emily Watson, Alan Bates, Derek Jacobi, Richard E. Grant

Wiederholung: Montag, 3. Oktober, 14.05 Uhr

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Gosford Park“

Wikipedia über „Gosford Park“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Ron Manns Doku „Altman“ (Altman, Kanada 2014)


Neu im Kino/Filmkritik: „Kingsman: The Golden Circle“ und die Statesman

September 22, 2017

Der erste „Kingsman“-Film „The Secret Service“ war der etwas andere James-Bond-Film, der alles hatte, was alte James-Bond-Fans von einem James-Bond-Film erwarten. Und noch etwas mehr.

Der zweite „Kingsman“-Film „The Golden Circle“ schreibt die Geschichte der Kingsman und von Eggsy (Taron Egerton), der jetzt den Codenamen ‚Galahad‘ hat, fort. Allerdings weniger im Modus eines James-Bond-Films, sondern mehr „eigenständig“ als vergnügliche, mit über hundertvierzig Minuten auch zu lang geratene Nummernrevue mit viel Action. Denn die Story, ein Mix aus Agenten- und Kriminalgeschichte mit einer größenwahnsinnigen Schurkin, ist überall und nirgends.

Es beginnt mit einem Mordanschlag auf Eggsy (Taron Egerton), der uns gleich eine große Actionszene auf den nächtlichen Straßen Londons mit zahlreichen Kollateralschäden beschert, die auch gut in einen James-Bond-Film gepasst hätte. Wenn die Inszenierung der Action nicht zu sehr auf den Kollegen Computer bauen würde.

Dann werden alle Kingsman gleichzeitig bei mehreren explosiven Anschlägen ermordet. Nur Eggsy und Merlin (Mark Strong) überleben. In einem Notfallsafe finden sie einen Hinweis, der sie in die USA nach Kentucky in eine gigantische Whiskey-Destillerie zu ihrer Bruderorganisation ‚Statesman‘ führt und in deren Venen Americana fließt. Die dortigen Agenten Tequila (Channing Tatum, der wegen seines Drogenkonsums schnell tiefgekühlt gelagert wird), sein Kollege Whiskey (Pedro Pascal, „Game of Thrones“, „Narcos“), Ginger Ale (Halle Berry) und ihr Chef Champagne (Jeff Bridges) helfen ihnen gegen den Golden Circle, der für die Anschläge auf die Kingsman verantwortlich ist, vorzugehen.

Der Golden Circle ist eine global aktive Drogenschmuggelorganisation, deren Chefin Poppy (Julianne Moore) nach höheren Weihen strebt. Dafür vergiftet sie jetzt alle ihre Kunden. Das Gegengift gibt es, wenn ihre Forderung nach einer vollständigen Freigabe von Drogen (Hey, klingt vernünftig!) erfüllt wird. Der Präsident der USA (Bruce Greenwood) denkt nicht daran und die Kingsman und die Statesman, vor allem Eggsy und Whiskey, beginnen, quer über den Globus reisend, Poppy und ihr Versteck zu suchen. Das liegt in Südostasien im Dschungel und sieht wie eine US-amerikanische Fünfziger-Jahre-Kleinstadt aus. Mit Diner, Kino und Konzertsaal, mit Elton John als Hauspianisten.

Bis dahin vergeht allerdings viel Filmzeit. Durchaus vergnüglich, aber auch deutlich mehr an einzelnen Episoden, Gags, teils gelungen, teils idiotisch (wie die Roboterhunde), teils geschmacklos, und Subplots zwischen Therapie für ‚Galahad‘ Harry Hart (Colin Firth) und Liebesknatsch zwischen Eggsy und seiner Freundin Prinzessin Tilde (Hanna Alström) interessiert, als am vorantreiben der erschreckend sinnfreien Haupthandlung.

Die Action ist zwar furios im derzeit gängigen, aus Superheldenfilmen bekannten Standard gefilmt, aber sie berührt oft nicht. Denn zu oft ist zu offensichtlich, dass die Szenen nur dank dem großflächigen CGI-Einsatz so aussehen, wie sie aussehen. Dabei haben zuletzt „John Wick: Kapitel 2“, „Atomic Blonde“ und „Baby Driver“ gezeigt, wie mitreisend handgemachte Action ist. Auch der erste „Kingsman“-Film „The Secret Service“ hatte da mit Harry Harts Kampf in einem Pub und einer Kirche Standards gesetzt, die in diesem Film nicht überboten werden. Die Pubszene wird in „The Golden Circle“ zitiert, aber am Ende ist ein Lasso nur ein kläglicher Ersatz für einen Regenschirm.

So ist „Kingsman: The Golden Circle“ ein deutlich zu lang geratener Nachschlag zum ersten „Kingsman“-Film, dem genau der Witz, Stil, erzählerische Stringenz und Überraschungseffekt des ersten Teils fehlt.

Kingsman: The Golden Circle (Kingsman: The Golden Circle, USA 2017)

Regie: Matthew Vaughn

Drehbuch: Jane Goldman, Matthew Vaughn

LV: Mark Millar/Dave Gibbons: The Secret Service, 2012/2013 (Secret Service) (naja, eigentlich „Inspiration“)

mit Taron Egerton, Julianne Moore, Colin Firth, Mark Strong, Channing Tatum, Halle Berry, Jeff Bridges, Pedro Pascal, Edward Holcroft, Elton John, Hanna Alström, Tom Benedict Knight, Michael Gambon, Sophie Cookson, Björn Granath, Lena Endre, Poppy Delevingne, Bruce Greenwood, Emily Watson

Länge: 141 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Kingsman: The Golden Circle“

Metacritic über „Kingsman: The Golden Circle“

Rotten Tomatoes über „Kingsman: The Golden Circle“

Wikipedia über „Kingsman: The Golden Circle“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Matthew Vaughns Mark-Millar-Verfilmung „Kingsman: The Secret Service“ (Kingsman: The Secret Service, USA/Großbritannien 2015)

Bonushinweis

Pünktlich zum Filmstart (obwohl der Comic nichts mit dem Film zu tun hat) erschien bei Panini als vierter Band der „Mark Millar Collection“. „Genosse Superman“ ist Mark Millars Interpretation der Geschichte von Superman. Nur dass der Sohn Kryptons in den Fünfzigern nicht in den USA, sondern einige Kilometer weiter, in der Sowjetunion landete und der, – man beachte das Zeichen auf Supermans Brust -, für andere Werte kämpft.

Genosse Superman“ war für den Eisner Award nominiert.

Mark Millar/Dave Johnson/Kilian Plunket: Genosse Superman (Mark Millar Collection Band 4)

(übersetzt von Christian Heiss)

Panini, 2017

172 Seiten

24,99 Euro

Originalausgabe

Superman: Red Son # 1 – 3

DC Comics, 2003

Hinweise

Homepage von Mark Millar

Meine Besprechung von Mark Millar/J. G. Jones‘ „Wanted (Mark Millar Collection 1)“ (Wanted # 1 – 6, Dezember 2003 – Februar 2005)

Meine Besprechung von Mark Millar/Steve McNivens „Nemesis“ (Nemesis, 2010/2011)

Meine Besprechung von Mark Millar/Grant Morrisons “Vampirella: Heiliger Krieg (Master Series 1)”

Meine Besprechung von Mark Millar/Steve McNivens „Wolverine: Old Man Logan“ (Old Man Logan, 2008/2009)

Meine Besprechung von Mark Millar/John Romita, Jr. „Kick-Ass 2 (Band 1)“ (Kick-Ass 2 – Issue 1 – 4, Dezember 2010 – November 2011)

Meine Besprechung von Mark Millar/John Romita, Jr. „Kick-Ass 2 (Band 2)“ (Kick-Ass 2 – Issue 5 – 7, Januar – Mai 2012)

Meine Besprechung von Mark Millar/John Romita, Jr. „Hit-Girl – Kick-Ass 2: Die Vorgeschichte“ (Hit-Girl, Issue 1 – 5, August 2012 – April 2013)

Meine Besprechung von Mark Millar/Leinil Yus „Superior – Band 2“ (Superior, Issue 5 – 7, Dezember 2011 – März 2012)

Meine Besprechung von Mark Millar/Dave Gibbons‘ „Secret Service“ (Secret Service # 1- 6, Juni 2012 – April 2013)

Meine Besprechung von Mark Millar/John Romita jr. „Kick-Ass 3 – Band 1“ (Kick-Ass 3, # 1 – 5, Juli 2013 – Januar 2014)

Meine Besprechung von Mark Millar/John Romita jr. „Kick-Ass 3 – Band 2“ (Kick-Ass 3 – # 6 – 7, April – August 2014)

Meine Besprechung von Mark Millar/Leinil Yu/Nacho Vigalondos (Co-Autor/Drehbuch) „Super Croocks – Band 1: Der Coup“ (Super Crooks # 1 – 4, 2012)

Meine Besprechung von Jeff Wadlows Mark-Millar-Verfilmung „Kick-Ass 2“ (Kick-Ass 2, USA 2013)

Meine Besprechung von Matthew Vaughns Mark-Millar-Verfilmung „Kingsman: The Secret Service“ (Kingsman: The Secret Service, USA/Großbritannien 2015)


TV-Tipp für den 2. September: Roter Drache

September 1, 2017

ZDFneo, 22.00

Roter Drache (USA 2002, Regie: Brett Ratner)

Drehbuch: Ted Tally

LV: Thomas Harris: Red Dragon, 1981 (Roter Drache)

FBI-Mann Will Graham jagt einen Serienkiller. Nur Hannibal Lecter kann ihm helfen.

Die zweite Verfilmung von „Red Dragon“, dem ersten Roman mit Menschenfresser Hannibal Lecter, ist meilenweit von der Qualität von „Manhunter“ (USA 1986, Regie/Buch: Michael Mann) entfernt. Optisch hält Ratner sich in seinem langatmig-langweiligen Starkino an den von Jonathan Demme in seiner Thomas-Harris-Verfilmung „Das Schweigen der Lämmer“ etablierten Look. Von der Story wiederholt Ratner nur Michael Manns eiskalten „Manhunter“, garniert mit überflüssigen Verweisen auf „Das Schweigen der Lämmer“.Und Anthony Hopkins in der Rolle seines Lebens.

Die andere Meinung: „Roter Drache ist ein erstklassiger Thriller.“ (Rheinische Post, 31. Oktober 2002)

Mit Anthony Hopkins, Edward Norton, Ralph Fiennes, Harvey Keitel, Emily Watson, Mary-Louise Parker, Philip Seymour Hoffman, Anthony Heald, Lalo Schifrin (als Dirigent, sein bislang einziger Filmauftritt)

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Roter Drache“

Wikipedia über „Roter Drache“ (deutsch, englisch)

Homepage von Thomas Harris

Krimi-Couch über Thomas Harris

Meine Besprechung von Brett Ratners „Aushilfsgangster“ (Tower Heist, USA 2011)

Meine Besprechung von Brett Ratners „Hercules“ (Hercules, USA 2014)


Neu im Kino/Filmkritik: „A Royal Night – Ein königliches Vergnügen“ für die Queen

Oktober 2, 2015

Natürlich basiert „A Royal Night – Ein königliches Vergnügen“ auf einer wahren Begebenheit, die für den Film, weil man von dieser wahren Begebenheit eigentlich nichts weiß, kräftig ausgeschmückt wurde bis von der wahren Begebenheit nur noch die Inspiration für einen Film blieb, der auch ohne die wahre Begebenheit funktioniert. Also: am 8. Mai 1945, dem Tag der deutschen Kapitulation und der entsprechenden Siegesfeiern, verließen Prinzessin Elizabeth (seit Jahrzehnten bekannt als Königin Elizabeth II) und Prinzessin Margaret, damals neunzehn und vierzehn Jahre alt, den Buckingham Palast. Sie gingen, begleitet von einem kleinen Hofstaat, zu einem Tanz in das Hotel Ritz und waren kurz nach Mitternacht wieder zu hause.
In „A Royal Night – Ein königliches Vergnügen“ verlassen die supervernünftige Elizabeth (Sarah Gadon) und die hemmungslos vergnügungssüchtige Margaret (Bel Powley) durch einige dumme Zufälligkeiten das Ritz. Elizabeth sucht nun, mitten in Londons feiernden Massen ihre jüngere Schwester. Dabei trifft sie auf den Soldaten Jack (Jack Reynor), der Elizabeth selbstlos hilft. Denn sie hat kein Geld und sie kennt sich in London nicht aus. Vor allem nicht im London der kleinen Leute. Jack erkennt die künftige Königin nicht.
Julian Jarrold, der neben historischen Filmen, wie „Wiedersehen mit Brideshead“, „Geliebte Jane“ und „Great Expectations“, auch die grandiose David-Peace-Verfilmung „Red Riding: Yorkshire Killer 1974“ inszenierte, orientiert sich in seinem neuen Film an den Screwball-Komödien der fünfziger Jahre und selbstverständlich war „Ein Herz und eine Krone“ (Roman Holiday, USA 1953) eine der Inspirationen für „A Royal Night“, der ein rundum harmloser und geschmackvoller Spaß für queentreue Royalisten ist.
Das hat durchaus gelungene Momente, aber letztendlich handelt es sich um eine unbedeutende historische Episode, die höchstens weiter zur Legendenbildung beiträgt. Denn Prinzessin Elizabeth taumelt als besorgte und überragend vernünftige große Schwester, ohne sich jemals von der Feierlaune anstecken zu lassen, durch die Stadt und alle Menschen sind in diesem Kulissenlondon furchtbar nett.

A Royal Night - Plakat

A Royal Night – Ein königliches Vergnügen (A Royal Night Out, Großbritannien 2015)
Regie: Julian Jarrold
Drehbuch: Trevor de Silva, Kevin Hood
mit Sarah Gadon, Bel Powley, Rupert Everett, Emily Watson, Jack Reynor, Jack Laskey, Jack Gordon
Länge: 98 Minuten
FSK: ab 6 Jahre

Hinweise
Deutsche Homepage zum Film
Film-Zeit über „A Royal Night“
Moviepilot über „A Royal Night“
Rotten Tomatoes über „A Royal Night“
Wikipedia über „A Royal Night“
Meine Besprechung von Julian Jarrolds „Red Riding: Yorkshire Killer 1974“ (Yorkshire Killer 1974, Großbritannien 2009)


Neu im Kino/Filmkritik: „Everest“, wir Touris kommen!

September 17, 2015

Lange Jahre war der Mount Everest, der erst am 29. Mai 1953 von Sir Edmund Hillary und Tenzing Norgay erstmals bestiegen wurde, ein Berg für wenige, ausgezeichnete Bergsteiger. Bis dann, ab Ende der achtziger Jahre, kommerzielle Besteigungen organisiert wurden. Bei ihnen gelangten auch unerfahrene Bergsteiger auf den Gipfel. 1996 kam es zu einer Katastrophe, bei der innerhalb weniger Stunden acht Bergsteiger starben – und wenn ihr schon jetzt wissen wollt, was damals genau geschah und wer überlebte, kann es hier nachlesen. Einige werden auch Jon Krakauers Sachbuch-Bestseller „In eisige Höhen – Das Drama am Mount Everest“ (Into thin Air: A Personal Account of the Mt. Everest Disaster, 1997) gelesen haben. Krakauer war bei der Besteigung als Journalist dabei. Im Film wird er von Michael Kelly gespielt. Auch andere Überlebende schrieben Bücher darüber, die allerdings nicht so bekannt sind.
Aber auch wenn man die Geschichte kennt, wird man wohl gefesselt von Baltasar Kormákurs Bergsteiger-Drama „Everest“ (das man sich auch in 3D im IMAX ansehen kann) sein. Mit einer großen Besetzung – Jason Clarke, Josh Brolin, Jake Gyllenhaal, John Hawkes (eher ein Indie-Liebling) in den Hauptrollen, Sam Worthington und Emily Watson in wichtigen Nebenrollen, Keira Knightley und Robin Wright als zu Hause sitzende Bergsteigerfrauen – und einem Blick auf die fotogene Bergwelt (es wurde in Nepal und in den italienischen Alpen, im Val Senales und auf dem Senales-Gletscher, gedreht) erzählt Kormákur seinen Katastrophenfilm klassisch und chronologisch die Geschichte. Beginnend von der Ankunft der Bergsteiger in Kathmandu, über die Einführung des erfahrenen und sicherheitsbedachten „Adventure Consultans“-Bergsteigers Rob Hall (Jason Clarke) über die Gefahren des Berges, den ersten Erfahrungen der zahlenden Kunden (die alle ein kleines Vermögen für das Abenteuer ausgeben) am Berg und schließlich, zusammen mit der von Scott Fischer (Jake Gyllenhaal) geführten Gruppe seines Unternehmens „Mountain Madness“, am 10. Mai 1996 dem Aufstieg zum Gipfel. Insgesamt wollten an diesem Tag innerhalb weniger Stunden 34 Bergsteiger den Gipfel erreichen. Schon die letzte Etappe war, wegen des Wetters, problematisch. Der Abstieg, der in der zweiten Hälfte des Films geschildert wird, endet dann in der bekannten Katastrophe.
Baltasar Kormákur („The Deep“, „Contraband“, „2 Guns“) erfindet zwar den Bergsteigerfilm nicht neu, aber das wollte er auch nie. Er will nur, ohne Schuldzuweisungen und ohne eine eindeutige Position zu beziehen, die Geschichte einer angekündigten Katastrophe, die aus einer fatalen Mischung aus Gutwilligkeit, Überschätzung, Egoismus und Dummheit geschah, schildern. Denn nur weil ein Berg da ist, sollte nicht jeder auf ihn draufsteigen dürfen.
Das in „Everest“ geschilderte Unglück führte allerdings nicht zu einem Ende des Mount-Everest-Tourismus. Die Bergsteiger, die die Touren anboten, verbesserten ihre Gefahreneinschätzungen. So sagt Guy Cotter, Key Alpine Advisor des Films, der damals ebenfalls für „Adventure Consultans“ dabei war, seitdem Chef der Firma ist und von Sam Worthington gespielt wird: „Für uns als Große-Höhen-Bergführer-Bruderschaft waren die Ereignisse von 1996 sehr lehrreich. Wir haben uns anschließend viele Fragen gestellt, wie wir verhindern können, dass so etwas noch einmal passiert. Ich glaube, dass wir als Industrie, wenn man so will, davon erwachsen geworden sind. Rob [Hall] war definitiv auf seinem Höhepunkt, aber es war noch sehr früh in der Entwicklung des Bergführens in großen Höhen und manchmal überleben die Pioniere die Entdeckung der Parameter ihrer Umgebung nicht.“
Die Ausrüstung wurde besser und jetzt hinterlassen noch mehr Menschen ihren Müll auf dem Weg zum und auf dem Gipfel des höchsten Berges der Welt.
Zum Glück können wir das im gut klimatisierten Kinosaal tun. Denn, seien wir ehrlich, viel näher werden wir dem Mount Everest niemals kommen.

Everest - Plakat

Everest (3D) (Everest, USA/Großbritannien 2015)
Regie: Baltasar Kormákur
Drehbuch: William Nicholson, Simon Beaufoy
mit Jason Clarke, Josh Brolin, John Hawkes, Emily Watson, Jake Gyllenhaal, Martin Henderson, Michael Kelly, Keira Knightley, Sam Worthington, Ingvar E. Sigurdsson, Elizabeth Debicki, Thomas M. Wright, Naoko Mori, Robin Wright
Länge: 122 Minuten
FSK: ab 12 Jahre

Hinweise
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Film-Zeit über „Everest“
Moviepilot über „Everest“
Metacritic über „Everest“
Rotten Tomatoes über „Everest“
Wikipedia über „Everest“ (deutsch, englisch)
History vs. Hollywood über „Everest“

Meine Besprechung von Baltasar Kormákurs “Contraband” (Contraband, USA 2012)

Meine Besprechung von Baltasar Kormákurs „2 Guns“ (2 Guns, USA 2013)


TV-Tipp für den 18. März: Equilibrium

März 18, 2015

Tele 5, 00.15

Equilibrium (USA 2002, Regie: Kurt Wimmer)

Drehbuch: Kurt Wimmer

Nach dem nächsten Weltkrieg verbietet ein Diktator, der sich „Vater“ nennt, die Ursache für alles Übel: Gefühle. Als einer seiner Vollstrecker, der gnadenlos gegen Menschen, die doch Gefühle entwickeln (und damit so etwas wie einen freien Willen haben), jagt, dann doch Gefühle entwickelt…

Kleiner Kultfilm, der ganz hübsch „Fahrenheit 451“ (und ähnliche Dystopien, in denen die Regierung alles ausmerzt, was ihnen nicht in den Kram passt und eine Schöne Neue Welt errichtet) mit „Matrix“-artigen Kämpfen verbindet und das alles mit vielen Aufnahmen aus Berlin (einerseits weil in Babelsberg gedreht wurde, andererseits weil die Architektur zwischen Faschismus und Moderne einfach toll aussieht), etwas „Metropolis“-Style und Faschismus-Look garniert. Die meisten Kritiker mochten den Film nicht (der Rotten-Tomatoes-Frischegrad ist 38 Prozent), die wenigen Zuschauer (in Deutschland war’s eine DVD-Premiere) mochten den durchaus geschickt bekannte Versatzstücke miteinander verbindenden Film und die Phoenix Film Critics Society nominierte den Film in der Kategorie „Übersehener Film des Jahres“.

Kurt Wimmer verspielte seinen Credit in der SF-Szene mit dem komplett misslungenen SF-Film „Ultraviolet“, rehabilitierte sich etwas mit seinem “Total Recall”-Drehbuch und Christian Bale wurde Batman.

mit Christian Bale, Emily Watson, Taye Diggs, William Fichtner, Sean Bean, Dominic Purcell, Angus MacFadyen, Mehmet Kurtulus, David Hemmings

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Equilibrium“

Wikipedia über „Equilibrium“ (deutsch, englisch)

Fanseite zum Film

SciFi Dimensions: Interview mit Kurt Wimmer über “Equilibrium” (Mai 2003)


Neu im Kino/Filmkritik: „Dido Elizabeth Belle“ sucht ihren Platz in der Gesellschaft

August 14, 2014

Der Film endet mit einem Gemälde, auf dem zwei junge Frauen uns, in einem Garten stehend, anlächeln. Die eine ist schwarz, die andere weiß. Heute ist das nichts besonderes, aber als das Bild gemalt wurde, waren weiße Frauen die Hausherrinen und schwarze Frauen bestenfalls unsichtbare Angestellte im Haushalt. Auf einem Gemälde durften sie höchstens die Hausherrin knieend anbeten. In dem Gemälde stehen sie nebeneinander. „Dido Elizabeth Belle“ erzählt auch die Geschichte von diesem Bild, das Drehbuchautorin Misan Sagay und Regisseurin Amma Asante zu ihrem Film inspirierte.

Die Geschichte der beiden Porträtierten Dido Elizabeth Belle (1761 – 1804) und ihrer Halbcousine Elizabeth Murray (1760 – 1825) beginnt als Sir John Lindsay, Admiral der königlichen britischen Marine, die junge Dido aus den Slums im Hafenviertel von Bristol holt. Das Kind ist seine Tochter und als Vater wird er sich um sie und ihr finanzielles Wohlbefinden kümmern. Vor einer längeren Schiffsreise bringt er sie in das Haus von Lord Mansfield. Sie soll bei seiner Familie auf dem damals ländlich gelegenem Kenwood House bei London leben.

Lindsay stirbt auf der Reise. Die Mansfield erziehen Dido wie ihre eigene Tochter in einem erstaunlich vorurteilsfreiem Haushalt, wovon auch das 1779 entstandene Gemälde zeugt. Kenwood House war ein Kokon, in dem Dido und Elizabeth lebten und ausgebildet wurden.

Erst als Erwachsene, als Dido verheiratet werden soll, bemerkt sie wirklich, in welcher Gesellschaft sie lebt und wie ungewöhnlich ihre Hautfarbe ist. Jedenfalls in dieser Gesellschaftsschicht. Sie könnte damals die einzige gemischtrassige Dame der adligen Gesellschaft im gewesen sein. Die meisten Schwarzen waren damals Sklaven.

Ähnlich wie Steve McQueens etwas später in den USA spielendes Drama „12 Years a Slave“ thematisiert Amma Asantes Film die Sklaverei. Aber während McQueen ein formal strenges und auch ungemütliches Drama inszenierte, geht Asante einen anderen Weg. Sie nimmt die bekannte und beliebte Jane-Austen-Welt der Schönen und Reichen, die prächtigen Paläste und Kostüme und erzählt innerhalb dieser Welt von einem Mischlingskind, das um seinen Platz in dieser Gesellschaft kämpft. Sie muss sich zwischen einer Vernunftheirat und einer Liebesheirat mit einem aufstrebendem, idealistischen Pfarrerssohn und Rechtsgelehrten, der öfters im Kenwood House war, entscheiden. Asante zeigt, wie sehr Hochzeiten damals wirtschaftliche Vereinbarungen waren, die nichts mit Liebe zu tun hatten, weshalb Didos großes Erbe sie zu einer begehrenswerten Frau und ihre arme, ebenfalls gutaussehende Halbcousine zu einem hässlichen Entlein macht.

Neben den eher konfliktfreien Liebesbanden steht der Gerichtsprozess über den Tod von 142 afrikanischen Sklaven 1781 auf dem Sklavenschiff „Zong“, der Didos Bewusstsein für ihre Lage und die Sklaverei schärft, im Zentrum des Films.

Lord Mansfield war damals der oberste Richter Englands. Er musste 1783 in dem aufsehenerregenden und umstrittenen Prozess das Urteil sprechen. Die Sklaven waren während der Schiffspassage über Bord geworfen worden. Die Versicherung weigerte sich, die fälligen zwanzig Pfund pro toten Sklaven, die damals einfach eine versicherungsfähige Fracht waren, zu bezahlen, weil die Reederei die Sklaven niemals bis zum Ziel befördern wollte. Die Reederei zog vor Gericht. Die Gegner der Sklaverei versuchten den Prozess um ein Wirtschaftsverbrechen in einen Prozess gegen die Sklaverei umzuwidmen.

Wenn man „Dido Elizabeth Belle“ aus dieser Jane-Austen-Perspektive betrachtet, entfaltet das brave, auf Tatsachen basierende, gut gespielte Historiendrama mit einer aus heutiger Sicht eher passiven Protagonistin, ständigen und nach dem zweiten Mal ermüdenden Wiederholungen der ökonomischen Dimension von Hochzeiten (was dann fast wie Überlegungen für Firmenfusionen klingt) und dem vorhersehbaren Gerichtsverfahren (jedenfalls in punkto Versicherungsbetrug) ungeahnte Qualitäten. Denn in einer rosarot-kitschigen Friede-Freude-Eierkuchenwelt geht es plötzlich um Menschen und wirkliche Probleme, die ein Publikum, das sich nur an schönen Menschen, die in schöner Landschaft schöne Dinge tun, erfreuen will, zum Nachdenken anregt.

Dido Elizabeth Belle - Poster

 

Dido Elizabeth Belle (Belle, Großbritannien 2013)

Regie: Amma Asante

Drehbuch: Misan Sagay

mit Gugu Mbatha-Raw, Tom Wilkinson, Emily Watson, Sam Reid, Sarah Gadon, Miranda Richardson, Penelope Wilton, Tom Felton, James Norton, Matthew Goode

Länge: 104 Minuten

FSK: ab 6 Jahre

Hinweise

Englische Homepage zum Film

Film-Zeit über „Dido Elizabeth Belle“

Moviepilot über „Dido Elizabeth Belle“

Metacritic über „Dido Elizabeth Belle“

Rotten Tomatoes über „Dido Elizabeth Belle“

Wikipedia über „Dido Elizabeth Belle“ und Dido Elizabeth Belle 

 


Neu im Kino/Filmkritik: „Die Bücherdiebin“ ist ein nettes Mädchen in einer schlimmen Zeit

März 16, 2014

Bestsellerverfilmungen.

Nächste Runde.

Dieses Mal mit „Die Bücherdiebin“.

Markus Zusak schrieb den seitenstarken Roman, der ewig auf den Bestsellerlisten blieb und daher natürlich verfilmt werden musste. Ebenso natürlich, dass die Änderungen – immerhin kennen Millionen das Jugendbuch – sich in einem überschaubaren Rahmen bewegen. Drehbuchautor Michael Petroni sagt dazu: „Das Buch folgt keiner linearen Chronologie. Häufig macht der Erzähler den Leser mit kleinen Informationshappen neugierig, die später dann in der Geschichte eine Rolle spielen werden. Deshalb musste ich zunächst einmmal diese Struktur aufbrechen, die Geschichte chronologisch ordnen und dann bestimmte Szenen modifizieren, damit sie im Film emotional auch die größte Wirkung erzielen konnten. Dafür musste ich allerdings manchmal die Chronologie der Geschichte, wie man sie aus dem Buch kennt, verändern. Ich wage zu bezweifeln, dass das überhaupt jemandem auffallen wird – trotzdem bereiten gerade diese Änderungen immer große Probleme.“ Trotzdem wirkt der Film von der ersten bis zur letzten Minute wie eine sklavische Illustration des Buches, die deshalb als Film nie funktioniert.

In dem Film geht es um die elfjährige Liesel Meminger (Sophie Nélisse), die in den dreißiger Jahren, zu Pflegeeltern aufs Dorf kommt. Ihre Mutter konnte nicht alle Kinder durchfüttern. Hans Hubermann (Geoffrey Rush) ist ein liebevoller, geduldige Pflegevater, während seine Frau Rosa (Emily Watson) sich zunächst als fluchender Hausdrache profiliert. Bei Hans lernt Liesel, die bis dahin eine Analphabetin war, das Lesen. Die Leselust des aufgeweckten Mädchens wird weiter befördert von der Frau des Bürgermeisters. Sie haben eine große Bibliothek und Liesel darf sich dort durch die abendländische Kultur lesen.

Gleichzeitig freundet Liesel sich mit ihrem Schulkameraden Rudi (Nico Liersch), der gerne ein großer Sprinter wäre, an.

Und dann – immerhin spielt der Film während des Tausendjährigen Reichs – muss Liesel auch mit den bücher- und judenfeindlichen Nazis zurechtkommen. Es gibt sogar eine Bücherverbrennung mit allem Drum und Dran.

Außerdem verstecken die herzensguten Hubermanns in dieser schwierigen Zeit im Keller den jungen Juden Max (Ben Schnetzer). Hans trägt so eine Ehrenschuld aus dem ersten Weltkrieg dessen Familie ab.

Regisseur Brian Percival und Drehbuchautor Michael Petroni pendeln unentschlossen zwischen diesen drei Hauptplots hin und her, wobei gerade der quasi-titelgebende Plot mit Liesels Leselust der schwächste ist. Denn zwischen Lesestunden im Keller mit Max und Nachmittagen in der freien Natur mit Rudi bleibt keine Zeit, um die Faszination des Lesens visuell erfahrbar zu machen.

Dazu kommt noch – wie im Roman – als allwissender Erzähler, der sich in teilnehmender Beobachtung übende Tod. Diese Erzählerstimme, die im Roman vielleicht funktioniert, bricht dem Film das Genick. Prätentiös schwafelt der Tod von der ersten Minute an über sein Leben, seine Taten und seine Gefühle. Später gleitet die Kamera über das ansprechend ausgeleuchtete Kriegselend, der Tod salbadert, dass er damals reiche Ernte hielt und der Zuschauer windet sich angesichts solcher Platitüden. Redundanter hätte auch ein Michael Bay keine Botschaft formulieren können.

So zeigt „Die Bücherdiebin“ das gesamtes Elend gediegener Literaturverfilmungen. Die Schauspieler sind gut. Auch gut ernährt. Die Ausstattung gefällt. Sie sieht vielleicht etwas zu sauber, zu unbenutzt und zu gut für einen unter armen Leuten spielenden Film aus. Auch dieser Film wurde in Babelsberg gedreht und die Ausstattung wirkt so vertraut, dass ich inzwischen glaube, dass es gibt bei der Ausstattung und Ausleuchtung einen wiedererkennbaren Babelsberg-Touch gibt. Gegen die Musik – sie ist von John Williams – kann auch nichts gesagt werden.

Nur ist nichts davon emotional berührend. Der gesamte Film erinnert von der ersten bis zur letzten Minute an die Besichtigung einer Musterwohnung: sauber, ordentlich, aufgeräumt, leblos, und der Makler preist die Vorzüge der Wonung an.

Die Bücherdiebin - Plakat

Die Bücherdiebin (The Book Thief, USA/Deutschland 2013)

Regie: Brian Percival

Drehbuch: Michael Petroni

LV: Markus Zusak: The Book Thief, 2005 (Die Bücherdiebin)

mit Sophie Nélisse, Geoffrey Rush, Emily Watson, Ben Schnetzer, Nico Liersch, Barbara Auer, Rainer Bock, Oliver Stokowski, Matthias Matschke, Ben Becker (nur Stimme)

Länge: 132 Minuten

FSK: ab 6 Jahre

Hinweise

Englische Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „Die Bücherdiebin“

Moviepilot über „Die Bücherdiebin“

Metacritic über „Die Bücherdiebin“

Rotten Tomatoes über „Die Bücherdiebin“

Wikipedia über „Die Bücherdiebin“ (deutsch, englisch)

Homepage von Markus Zusak

Perlentaucher über Markus Zusaks Roman „Die Bücherdiebin“


TV-Tipp für den 21. August: Equilibrium

August 21, 2013

Kabel 1, 23.10

Equilibrium (USA 2002, R.: Kurt Wimmer)

Drehbuch: Kurt Wimmer

Nach dem nächsten Weltkrieg verbietet ein Diktator, der sich „Vater“ nennt, die Ursache für alles Übel: Gefühle. Als einer seiner Vollstrecker, der gnadenlos gegen Menschen, die doch Gefühle entwickeln (und damit so etwas wie einen freien Willen haben), jagt, dann doch Gefühle entwickelt…

Kleiner Kultfilm, der ganz hübsch „Fahrenheit 451“ (und ähnliche Dystopien, in denen die Regierung alles ausmerzt, was ihnen nicht in den Kram passt und eine Schöne Neue Welt errichtet) mit „Matrix“-artigen Kämpfen verbindet und das alles mit vielen Aufnahmen aus Berlin (einerseits weil in Babelsberg gedreht wurde, andererseits weil die Architektur zwischen Faschismus und Moderne einfach toll aussieht), etwas „Metropolis“-Style und Faschismus-Look garniert. Die meisten Kritiker mochten den Film nicht (der Rotten-Tomatoes-Frischegrad ist 37 Prozent), die wenigen Zuschauer (in Deutschland war’s eine DVD-Premiere) mochten den durchaus geschickt bekannte Versatzstücke miteinander verbindenden Film und die Phoenix Film Critics Society nominierte den Film in der Kategorie „Übersehener Film des Jahres“.

Kurt Wimmer verspielte seinen Credit in der SF-Szene mit dem komplett misslungenen SF-Film „Ultraviolet“, rehabilitierte sich etwas mit seinem „Total Recall“-Drehbuch und Christian Bale wurde Batman.

mit Christian Bale, Emily Watson, Taye Diggs, William Fichtner, Sean Bean, Dominic Purcell, Angus MacFadyen, Mehmet Kurtulus, David Hemmings

Hinweise

Wikipedia über „Equilibrium“ (deutsch, englisch)

Fanseite zum Film

SciFi Dimensions: Interview mit Kurt Wimmer über “Equilibrium” (Mai 2003)